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Days of Horror

Bomben auf der Christopher Street
von

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Freitag ~ 13. Juli

~~~~ Diner of Love ~~~~
 

Chris fuhr, wie immer, vom Polizeiparkplatz und hoffte, dass Dee endlich mit der Sprache rausrücken würde, doch dieser schwieg noch immer. Seit fast einer Woche schien der Jüngere etwas mit sich herumzuschleppen, aber sagen tat er einfach nicht, was ihn belastete. Gut, vermutlich lag es an der Entführung, der Unsicherheit um Ryo. Ihrer Machtlosigkeit, Erfolge vorzuweisen, und hinzu kam dann auch noch die Entfernung zu seiner Tochter. Wenn man das alles zusammen betrachtete, konnte man schon verstehen, warum Dee noch ruhiger geworden war.
 

Aufdrängen wollte er sich nun auch nicht direkt. Zumal Chris sich auch einen Vorwurf in Sachen Ryo nicht verwehren konnte. Immerhin hatte er Zweifel gehabt, ob Black ihm auch alles erzählt hatte, als er ihn hierher beordert hatte. Aber das lag nun doch schon etwas zurück, um sich in dieser Richtung weitere Gedanken zu machen.
 

Nach einigen Minuten, in denen Jackson planlos herumgefahren war, riss ihm der Geduldsfaden.
 

„Wohin soll’s gehen?“ fragte er und man hörte ihm an, dass er sichtlich angefressen war über das lange Schweigen, das sich ausgebreitet hatte.
 

„Fahr zum Diner... auf der CS!“ meinte Dee gedankenversunken und schaute weiter aus dem Beifahrerfenster.

Dachte wie so oft an seinen Mann und was dieser seinetwegen erleiden musste. Er fühlte sich, egal was die anderen auch sagten, verantwortlich für das, was mit Ryo passiert war.
 

Auf der Christopher Street gab es mehr als nur ein Diner, und das war sowohl Dee als auch Chris bekannt. Dennoch gab es nur einen Ort, wo man um die Mittagszeit etwas gescheites zu Essen bekommen konnte. Nicht dass die anderen nicht genauso gut gewesen wären, aber das Diner of Love, das Chris ansteuerte, war eines der besseren, was Bedienung und Service betraf.

Jackson parkte in der Nähe und dennoch mussten die beiden noch gut einen Block laufen, bis sie dort einkehren konnten.
 

„Sieh dir das an...“ staunte Chris und machte Dee auf ein Schild draußen an der Fensterfront aufmerksam. Eigentlich stach es gleich jedem in den Blick.
 

Achtung Gefahr!!

Schaut euch um!

Auch ihr könnt Leben retten!

Herrenlose Taschen oder ähnliches sofort melden!!

Danke!!

Three S
 

Dee ging einige Schritte zurück und tatsächlich. Auch in dem Nachbarladen hing so ein Plakat. Wieder unterschrieben mit den ‚Three S’.
 

„Das find ich toll. Die Jungs hier gehen auf Eigeninitiative,“ lobte Chris. „Wer wohl die drei S sind?“ grübelte er laut nach.
 

„Nun, du bist noch nicht lange hier, Chris. Sonst würdest du diese Frage nicht stellen. Aber ich will dich nicht dumm sterben lassen. Das sind die Jungs vom Diner of Love. Ihre Nachnamen beginnen alle mit einem S. Da es drei sind, liegt die Vermutung nahe, dass sie es sind. Aber ist auch egal, wer das hier in Aktion gerufen hat. Ich finde es eine gute Idee.“
 

Damit ging er Chris voraus in das Diner, nickte Mark, dem rothaarigen Kellner, freundlich zu. Steuerte einen der hinteren Tische an und setze sich so, dass er den Eingang ständig im Auge hatte.

Chris saß mit dem Rücken zur Tür und konnte somit auch nicht sehen, wie Robin, der Jüngste der beiden Stewards, sich von hinten an ihn ranschlich und ihm herzlich auf die Schulter schlug.
 

„Na ihr zwei. Kaffee oder soll’s heute mal was herzhaftes sein? Hätte heute Steak, Pommes mit Salat im Angebot. Natürlich könnt ihr auch Sandwiches haben. Nur Donuts sind leider out,“ grinste er Dee breit an.
 

„Hi. Wir nehmen den Kaffee und die Steaks. Danke, Robin!“ sagte der herzlich.
 

Das Diner gab es schon eine Ewigkeit und es wurde auch schon seit der Gründung von den dreien betreut. Okay, Robin, der jüngste, war erst später dazugekommen, als der Laden schon lief, aber er war wirklich eine Bereicherung in allem. Was Dee hier liebte, war die Diskretion, mit der man hier in aller Ruhe essen konnte. Ähnlich wie im Basra. Nur dass das Diner mehr Homos zu Gast hatte, während das Basra wohl eher auf die Hetero-Kundschaft wert legte. Lag wohl auch eher an der Gegend, wo diese beiden standen, oder wohl eher gestanden hatten.
 

Chris drehte sich um und sah Robin, wie dieser sich über den Tresen lehnte und die Bestellung in die Küche weiter reichte. Dabei hatte er einen einwandfreien Blick auf den knackigen Po des Kellners. Der dies wohl bemerkte und den Blick frech mit einem Augenzwinkern konterte. Dee lachte leise und Chris setzte sich wieder gerade hin. Räusperte sich und blickte den Schwarzhaarigen an.
 

„Willst du mit mir reden oder lädst du mich zum Essen ein?“
 

„Das Erstere. Das Essen geht auf dich,“ erklärte Dee und wartete, bis Robin ihnen den Kaffee gebracht hatte. Chris erhielt dabei noch ein sehr aufmerksames Lächeln geschenkt, bevor sich Robin zurückzog.
 

„Okay... Also ich habe mir auch so meine Gedanken gemacht. Nach dem Gespräch neulich mit McNear,“ sagte Dee und erklärte Chris dann das, was er Anfang der Woche bereits alles Barclay erklärt hatte.
 

Gerade als er geendet hatte, kam ihre Steakbestellung.
 

„Lasst es euch schmecken... wenn ihr noch was braucht, ruft einfach,“ sagte Robin und wieder schenkte er Chris einen Augenblick länger seine Aufmerksamkeit. Chris bemerkte das natürlich und schaute ihm wieder einmal hinterher, bevor er sich erneut räuspern musste und sich dem Essen zuwand.
 

„Nun, was meinst du?“ holte Dee ihn wieder zurück aus seiner Träumerei.
 

„Was? Ach so...!“

Der Weißhaarige fühlte sich etwas ertappt, und das verschlimmerte sich sogar noch, als er das Grinsen von Dee auf sich spürte. Er senkte den Kopf und begann zu essen.
 

Dee ließ ihn gewähren und aß selbst sein Steak, welches saftig und weich fast auf dem Gaumen zerfloss. Noch leicht rosig angehaucht, aber nicht blutig. Eigentlich mochte er es lieber richtig durch, aber so konnte er es auch essen. Auf alle Fälle lief ja kein Blut mehr. Als er aufgegessen hatte, lehnte er sich zurück und tupfte sich die Mundwinkel mit der Serviette ab.
 

„Das war gut...“ lobte er und wartete, bis auch Chris seinen Teller leergeputzt hatte.
 

„Ja, das stimmt. Und auch das, was du eben gesagt hast. Ich denke, das könnte hinhauen. Aber... und das ist jetzt meine Abhandlung davon... sollte man auch in Betracht ziehen, dass derjenige, der den Bomber gefunden hat, schon länger nach diesem gesucht hat.“
 

Verständnislos blickte Dee Chris an.
 

„Also... wenn er...“
 

„Möchtet ihr noch einen Kaffee?“ wurde Chris unterbrochen und blickte hinauf in zwei braune, rehgleiche Augen, die ihn sanft anblickten.
 

„Später Robin... ich meld mich,“ warf Dee rasch ein und seufzte, als erneut Chris’ Blick kurz hinter Robin herhuschte.
 

„Also... wo waren wir?“
 

„Was... Was ich sagen wollte... Wenn derjenige, der jetzt die Fäden hält, bleiben wir mal bei dieser Theorie, schon länger einen gesucht hat, der ihm Bomben bauen kann, die er braucht. Das erweitert die Möglichkeiten zwar wieder, aber dieser hat den Bomber gefunden und zwar kurz vor oder nach den ersten beiden Bomben. Denn die Basra-Bombe ging zu kurz danach hoch, um deine Theorie aufrecht zu halten.“
 

„Stimmt.... Aber somit wäre auch die Theorie von Patrick hinfällig,“ grübelte Dee.
 

„Ich könnte noch ’nen Kaffee vertragen,“ warf Chris ein. Das ganze so trocken zu diskutieren brachte eh nichts.
 

„Ich hol welchen.“
 

Er wusste, er hätte sich nur bemerkbar machen müssen, aber er wollte sich kurz mal bewegen und außerdem wollte er auf dem Hinweg mal die Toilette aufsuchen.
 

Zurück aus dem Waschraum ging er zum Tresen und wartete darauf, dass Björn oder Mark auf ihn aufmerksam wurden. Robin konnte er auf dem ersten Blick nicht ausmachen, doch dann erkannte er ihn drüben bei Chris. Anscheinend räumte er gerade den Tisch ab.
 

Als er sich nun wieder umdrehte, bemerkte er am Rande den eben eingetretenen Kunden. Er stellte sich fast neben ihn. Dee musterte ihn wie nebenbei. Langer Trenchcoat. Ein alter, abgegriffener Schlapphut, der etwas im Gesicht zu hängen schien und Hände, die in Handschuhen steckten.
 

„Noch einen Wunsch?“ hörte er Björn mit seinem leicht angehauchten schwedischen Dialekt, der ihn wieder in die Gegenwart riss.
 

„Zwei Kaffee... wir sitzen...“
 

„Ich weiß. Ich schick gleich Robin vorbei... ist das okay?“
 

„Klar...!“ meinte Dee, drehte sich dann und touchierte unabsichtlich den Fremden. „Sorry...“ entschuldigte Dee sich und sah in das Gesicht des Kunden, der, wie er glaubte, nur ein Sandwich holen wollte.
 

„Schon okay,“ murmelte dieser als Antwort und blickte in die andere Richtung.
 

Dee zuckte nur mit der Schulter, ging dann zurück zu ihrem Tisch. Doch nochmals warf er einen Blick zurück zur Theke. Irgend etwas war ihm komisch vorgekommen. Doch er konnte keinen Finger drauf legen. Er setzte sich und verscheuchte somit Robin, der noch immer am Tisch herumgewischt hatte.
 

„Scheint an dir einen Narren gefressen zu haben,“ meinte Dee, als er sich auf seinen Platz niederließ.
 

Noch immer grübelte er über den Fremden nach und dann sah er es. Wie eine Furie sprang er auf, schnappte sich das kleine Päckchen auf dem Boden. Rief Chris zu „Schaff sie raus...“ und rannte mit dem Paket in den Händen nach hinten in den Hinterhof.

Er wusste natürlich nicht, wie viel Zeit ihm noch blieb und so tat er das, was am logischsten für ihn erschien. Er warf es in den einzeln stehenden Müllcontainer, damit dieser die Wucht der Explosion dämmen konnte, dann schmiss er sich selbst zu Boden.
 

Kaum hatte das kleine unscheinbar wirkende Päckchen jedoch seinen Weg in den Müllcontainer gefunden, ging die Hölle los. Dem Container sprangen die beiden Klappen hoch und rissen sich aus den Angeln, dann folgte der Behälter selbst. Stieg gut zwei Meter hoch und der gesamte Müll leerte sich nach unten und seitlich aus. Detonierte komplett in alle Himmelsrichtungen und kam nur noch als ein Haufen aufgerissenen Blechs wieder auf den Boden.

Dee rollte sich am Boden, schlang seine Arme um seinen Kopf und zog die Beine an sich, um sich so klein wie möglich vor irgendwelchen Trümmern zu schützen.
 

Für Dee auf dem Hinterhof, alleine mit dieser Wucht, schienen Stunden vergangen zu sein, bis sich die Hölle um ihn wieder beruhigte. Doch in Wahrheit waren es nur Sekunden.
 

Chris reagierte schlagartig. Schrie auch schon los, kaum dass Dee’s Schrei verklungen war:
 

„Alle Mann raus hier... Bombe! Raus!“ ertönte seine Stimme befehlsgewohnt und auch Björn, der neben Mark hinter der Theke stand, reagierte.
 

Nur Sekundenbruchteile später begann er, die Kundschaft aus dem Laden zu fegen.
 

Mark hingegen brauchte genau bis zum Knall im Hinterhof, bis er raffte, was eigentlich passiert war.
 

Doch da war auch schon Robin am Telefon und rief Feuerwehr, Krankenwagen und die Polizei an.
 

Chris zögerte nicht lange und rannte zurück, durch das Diner und in den Hof dahinter.
 

Die Tür hing nur noch in den Angeln und war übersät mit Nägeln, Graupen und Schrauben. Der gesamte Hof hinter dem Diner war übersäht mit diesen Teilen und nun auch noch gemischt mit dem üblichen Müll, der alles noch schauriger aussehen ließ.
 

„DEE!“ brüllte er und sah sich hektisch auf dem Hof um. „DEE! WO BIST DU!? DEE!!“
 

„Hier...“ kam es gepresst und leise hinter einem der Müllcontainer heraus. Chris rannte dorthin, wo er die Stimme vernommen hatte.
 

Inzwischen waren auch die drei Besitzer erschienen und schoben den Container zur Seite und erblickten Dee.
 

Nur gut für Dee, dass er es noch hinter einen der beiden anderen Container geschafft hatte, denn dort, wo er noch Sekunden zuvor gelegen hatte, war der explodierte Blechhaufen gelandet. Von ihm wäre so gut wie nichts mehr übrig geblieben. Doch das wusste nur er und er würde es auch keinem auf die Nase binden. Einmal musste selbst ein Dee MacLane Glück haben, wie er fand.
 

„Fuck!“ sagte Mark und ging neben dem Cop in die Knie. „Hey... bist du okay...“ sagte er und betrachtete sich die drei Nägel, die bis zum Anschlag in Dee’s Oberarm steckten.
 

„Ja... ich bin soweit okay... Sonst alle in Sicherheit?“ Das war seine größte Sorge, dass es außer ihm noch mehr Verletzte gegeben hatte.
 

„Dank dir nicht. Mensch, MacLane! Wir schulden dir was...“ brachte Björn hervor und ging ebenfalls neben Dee in die Knie.
 

„Der Krankenwagen ist unterwegs,“ machte sich nun auch Robin bemerkbar und dieser sah sich nun auch etwas genauer in dem Hinterhof um.
 

„Der Kerl... der im Trenchcoat...“ sagte er zu seinem Partner und dieser verstand augenblicklich.

Rasch rannte er zurück auf die Hauptstraße, sah sich um, doch den Mann, denn Dee meinte, konnte er nicht ausmachen. Auch als er die Schaulustigen, oder die Geretteten, wie man es auch sehen wollte, befragte, bekam er keine bessere Antwort.
 

Wie so üblich hatte niemand irgend etwas oder irgend jemand gesehen.
 

Ach, was machte die Polizeiarbeit doch so viel Spaß, dachte er ironisch und eilte zu Dee zurück, um ihn von seinem Misserfolg zu berichten.
 

Die Wucht der Druckwelle hatte sämtliche Fenster hier zersprengt und rundherum lagen lauter feine Splitter, einige regneten immer noch leicht vom Himmel. Rauch war in der Luft und überall lag dieses Chaos herum.
 

Robin sackte an der Wand runter und begann zu zittern. Zog die Beine an und schlang die Arme drum herum. Keiner bemerkte es. Jeder war zur Zeit nur um Dee besorgt. Doch dieser bekam es mit und machte Mark ein Zeichen mit dem Kinn.
 

Sofort erhob sich Mark und ging zu seinem jüngeren Bruder. Nahm ihn still in die Arme und wiegte ihn wie ein Kind hin und her.
 

Inzwischen saß auch Dee. Der Schmerz war die Hölle. Aber er ertrug ihn. Denn hätte er nicht so schnell reagiert, hätte es wieder mal Tote und Verletzte auf der Christopher Street gegeben.

Von Ferne hörte man bereits die Sirenen der näher kommenden Einsatzfahrzeuge.
 

Kurze Zeit später wimmelte es von Leuten im Hinterhof. Dee wurde von einem Sanitäter zum Krankenwagen geführt und dort wurde ihm erklärt, dass sie ihm erst im Krankenhaus die Nägel entfernen konnten. Auch sein Auflehnen brachte nichts. Der zuständige Arzt erklärte ihm breit und lang, dass er nicht das Risiko einer Infektion oder einer möglichen Arterienverletzung in Kauf neben wollte, nur weil ein Cop meinte, er wüsste medizinisch besser Bescheid als er. So gab er sich schließlich geschlagen.
 

Patrick war einer der letzten, die am Tatort erschienen.
 

„Wo ist er?“ war die erste Frage, die er stellte, und man zeigte ihm den Weg zum Krankenwagen, der sich gerade zum Abfahren bereit machte.
 

„Warten Sie!“ rief er, doch es war zu spät. Patrick konnte lediglich den Lichtern hinterher sehen.
 

„Er hat drei Nägel im Arm. Soweit wir es gesehen haben, und ansonsten scheint er unverletzt,“ erklang es hinter Patricks Rücken und erst, als er sich umdrehte, erkannte er Chris, der ihn mit nichtssagendem Ausdruck ansah.
 

Patrick brauchte nur sekundenlang, um sich wieder zu fassen und Chris genauso kalt und abweisend anzublicken, wie er die übrige Welt bedachte.
 

„Ich wollte ihm einige Fragen stellen, sonst nichts.“
 

„Sicher!“ war alles, was Chris dazu sagte, bevor er sich zu dem anderen Krankenwagen umdrehte, der noch immer vor Ort ausharrte. Ohne zu zögern ging er direkt drauf zu und hockte sich neben den Braunhaarigen, der noch immer leicht zitterte.
 

Der Arzt spritzte ihm gerade ein leichtes Beruhigungsmittel und klebte ein kleines Pflaster drauf.
 

„Er ist soweit in Ordnung, Detective. Sie können ihn mitnehmen.“
 

Chris nickte verstehend und erhob sich bereits wieder, doch Robin blieb noch sitzen, sah nur aus seinen rehbraunen Augen zu Chris hinauf.
 

„Wir hätten tot... sein können...“ stammelte er und zog seine Beine an, um seine Arme darum zu schlingen.
 

„Robin, Komm mit...“ sagte er schlicht und zog ihn einfach auf die Füße. Steuerte diesmal auch nicht das Diner an, sonder ging direkt daneben in eine offene Kneipe. Bestellte dort einen Whiskey und reichte diesen einfach an den Braunhaarigen weiter.
 

„Trink.“
 

Robin sah ihn an und kippte sich dann das Getränk einfach hinter die Binde.
 

„Geht’s besser?“
 

„Jedenfalls frier ich nicht mehr,“ sagte er nach einer Weile leise und spielte mit dem leeren Glas in seiner Hand. „Danke...“
 

„Dafür sind wir doch da...“ lächelte Chris ihn aufmunternd an.
 

Noch immer stand Robin unter dem Schock des eben Erlebten, aber es ging ihm besser als noch vor gut einer halben Stunde. Als er Dee blutend am Boden entdeckt hatte und all das, was sonst nicht im Hof herumlag. Ein Schauer überlief ihn erneut, wenn er nur daran dachte, dass alles hätte weg sein können, wenn diese Bombe im Diner gezündet worden wäre. Nicht nur die Einrichtung, sondern alle die er liebte, die er mochte, mit einem Schlag ausradiert.

Tränen sammelten sich und flossen aus den braunen Augen. Er schniefte und nahm dankbar das Taschentuch von Chris entgegen.
 

Plötzlich brach draußen ein Tumult los und der Cop fand sich in einem Dilemma. Sollte er hier bleiben und Robin noch ein wenig Mut zusprechen, oder eigentlich seinem Job nachgehen.
 

„Geh nur... ich komm schon klar,“ sagte Robin mit einem tränenverhangenen Lächeln.
 

Chris legte ihm noch kurz die Hand auf die Schulter und ging dann, um zu erfahren was los war.
 

„Wir haben ein weiteres Opfer,“ hörte er die Stimme von Ted, der aus dem Hinterhof gerannt kam.
 

Der nächst stehende Arzt rannte auch schon los und lief in die Richtung, in die Ted deutete. J.J. kniete vor einer Person, und als der Arzt näher kam, schüttelte dieser bereits den Kopf, dass es zu spät war.
 

Chris sah sich um und ging dann nochmals in den Hof. Sah den Toten. Er lag auf einigen leeren Säcken. Kein Wunder, dass sie ihn vorhin nicht gefunden hatte: sie hatten ihn mit dem Müllcontainer, den sie von Dee weggeschoben hatten, komplett zugedeckt. Hätten sie ihn früher gefunden, wäre nicht ein weiteres Opfer zu beklagen gewesen.
 

„Fuck!“ murmelte Chris und fühlte sich elend und mitschuldig am Tod dieser Person.
 

Jackson drehte sich um und ging in das Diner zurück, wo er sich von Mark einen Kaffee bringen ließ.
 

„Robin ist nebenan... Ihr solltet ihn eine Weile nicht alleine lassen. Er steht voll unter Schock, wie wir alle wohl. Sind die Jungs von der Spurensicherung hier schon fertig?“
 

„Ja. Sind eben nach hinten durch um dort weiterzumachen...“ erklärte Mark und reichte Chris seinen Kaffee.
 

„Was ist mit Dee?“ stellte sich Björn mit zu der Truppe.
 

„Sie haben ihn ins Krankenhaus gebracht. Ich hol ihn nachher und muss ihm wohl sagen, dass es doch einen Toten gab.“
 

„WAS?“ erklang es von drei Mündern. Mark und Björn sahen zur Tür und sahen Robin, wie dieser sich taumelnd auf einen Stuhl sinken ließ.
 

„Sie haben ihn eben gefunden. Mehr weiß ich noch nicht.“
 

Chris blieb sitzen. Gerne wäre er zu Robin gegangen um ihn weiter zu trösten, aber er wollte dem Jüngeren schließlich keine Hoffnung machen. Obwohl, die Flirterei eben hatte ihm schon gut getan. Das sich so ein junger Bursche noch für ihn interessierte, schmeichelte Chris, dennoch wusste er auch, dass ein Flirt nichts festes war. Aber darauf war er sowieso nicht aus. Er war ja, wie sagte man so schön, nur auf der Durchreise. Wer wusste also, wie lange er hier bleiben würde. Selbst er konnte das noch nicht mit Bestimmtheit sagen.
 

„Hältst du uns auf dem Laufenden?“ fragte Björn und ging zu Robin, um ihn ebenfalls einen Kaffee zu reichen und sich bei ihm niederzulassen.
 

„Klar. Hat einer von euch den Kerl gesehen, der das Paket dagelassen hat?“
 

„Du!“ Mark wischte sich über die Stirn. „Hast ja selbst gesehen, was hier eben los war. Also ich kann mich nicht...“
 

„Dee kam gerade vom Kaffee bestellen zurück als er aufsprang und losrannte... Vielleicht hilft das ja. Er muss hier an der Theke gestanden haben.“ Chris drehte sich und sah nun Björn an.
 

Der Schwede schloss seine Augen und jeder hier im Raum wurde still. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Patrick kam hereingerauscht.
 

„CDI McNear. Ich möchte ihnen einige Fragen stellen.“
 

Alle Augen richteten sich auf den Eindringling. Doch keiner reagierte direkt.
 

„Warte. Da war einer. Er bestellte... einen Kaffee zum Mitnehmen und zwei Sandwiches... Er war direkt neben Dee... Mann, ich krieg kein Bild von dem Kerl. Das ist mir peinlich...“ meinte Björn.

Chris sah ihn mit einer erhobenen Augenbraue an.
 

«Normalerweise erkennt er jeden. Weiß, wenn einer einmal hier war, was dieser gegessen und getrunken hat. Wenn er ihn selbst bedient hat, kann er dir sogar sagen, wie viel Trinkgeld er hinlegt. Schon merkwürdig...»
 

„Ein grauer... oder khakifarbener Trench... und ein Schlapphut in der selben Farbe... aber mehr... ich würde sagen...“ Wieder entstand eine Stille, die selbst McNear nicht durchbrach. „Er war etwas größer als Dee. Das Gesicht lag im Schatten und ja... seine Augen... sie waren nicht still, sie schienen ständig hin und her zu huschen... Aber Alter oder mehr...“
 

„Okay, Größe hätten wir, wie ist es mit der Figur... was meinen Sie?!“ übernahm Patrick ungefragt das Verhör.
 

Björn musterte das unverschämte Verhalten, zuckte dann aber ergeben mit der Schulter. Aussagen wollte er und ihm war es persönlich egal, welcher Cop es aufnahm. Nur eins wusste er, dieser Kerl war ihm unsympathisch.
 

„Ich würde mal sagen... Normal. Nicht fett oder so... Aber ich kann mich auch täuschen. Unter dem Trench... Wer weiß. Aber ich denke...“
 

„Sagen sie mir einfach nur das, was sie gesehen haben. Spekulationen bringen uns nicht weiter,“ sagte Patrick kalt und machte sich eifrig Notizen.
 

Ein Seitenblick von Mark streifte Chris und auch das kurze ungehaltene Aufflackern von Björn entging ihm nicht.
 

„Das war alles, was ich zu sagen habe, Officer!“ sagte Björn und beendete damit abrupt das Verhör.
 

„Ich möchte Sie dennoch bitten, nachher zum 27. Revier zu kommen um ihre Aussage zu Protokoll zugeben. Jackson... Ich fahr jetzt ins Krankenhaus. Soll ich Sie mitnehmen?“
 

„Danke. Aber ich bin selbst motorisiert,“ lehnte Chris das überaus freundliche Angebot von dem höhergestellten Beamten ab.
 

Nachdem die Tür hinter McNear zugefallen war, konnte Mark sich nicht länger zurückhalten.

„Was war das denn? Für was hält der sich?“
 

„Er soll uns helfen, den Bomber zu finden. Du hast ihn gehört, Björn. Nachher im Revier.“
 

„Ist gut. Aber was ich noch sagen wollte, bevor ich so dreist von diesem... diesem Laffen unterbrochen wurde. Er war schlank. Würde sagen muskulös, denn der Mantel hing locker. Wenn da ein Bauch gewesen wäre, hätte er gespannt, wäre anders gefallen. Und... warte, da ist noch was, aber ich komm im Augenblick nicht drauf... Vielleicht fällt es mir noch ein.“
 

„Okay, sag mir Bescheid, wenn es dir einfällt.“ Chris reichte Björn seine Karte.
 

„Leg sie zu der von den MacLane’s,“ grinste Björn und steckte sie erst einmal ein.
 

„Sag Dee danke von uns.“
 

Als Chris das Diner verlassen hatte, ohne Robin nochmals zu sprechen, sah er, wie der Krankenwagen das tote Opfer abtransportierte. Der Blick, den er vorhin nur kurz auf diesen geworfen hatte, würde ihn wohl noch eine ganze Weile verfolgen.
 

*****TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Vampire-Hero
2008-06-16T06:01:25+00:00 16.06.2008 08:01
Autsch **mitfühlend zu dee blick** komm schnell wieder auf die beine. Pats reaktion ist zwar süß, aber dees gedanken werden sich auch weiterhin um ryo drehen, weswegen es ziemlich verzwickt ist.

LG
Vampire

Von:  Vampire-Hero
2008-06-16T05:59:34+00:00 16.06.2008 07:59
Ich frage mich, ob es hier genauso ist wie bei speed, sprich dass ein entlassener Offizier (oder was auch immer er gearbeitet hat, vill. Bombenkomando) sich rächen oder etwas beweisen will. Mal sehen, auf jedenfall denke ich schon das die suche in die richtige richtung geht ^^

LG
Vampire

Von:  JounouchiKatsuya
2008-02-20T15:59:48+00:00 20.02.2008 16:59
Hm..McNear als letztes am Tatort? Wasn da kaputt? Und kein anderer Polizist? Das ist mehr als Merkwürdig oO Spurensicherung da, und dann nur McNear?
Ok Dee und Chris waren da, aber in dem Fall waren sie ja 'Opfer'.
Und McNear ist echt mal sowas von Unsymphatisch! Was nen Klotz ey.
Nun, McNear ist definitiv nicht der Bomber, weil der ziemlich hinter Dee her ist. Aber dadurch könnte er rein Technisch gesehn ein Komplize sein, um Ryo aus dem Weg zu räumen um halt freie Bahn bei Dee zu haben...
Hm... So kompliziert ist es nicht, aber dadurch das nie bekannt wird von dem 'eigentlichen' Täter ist es sehr schwer ein Profil zu erstellen und demnach Schlussfolgerungen zu schließen... Man man ^^ Das ist mal echt nen geiler Krimi ^_^ Und ich LIEBE Krimis :D


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