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Dark Angel

.:9.3.10 Kapitel 18 on:.
von

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Waiting

Dark Angel

Kapitel: 13/?

Autorin: -Satty-

Pairing: Ni~yaxSakito, ReitaxAoi

Genre: Shounen-ai, Romantik, Darkfic etc...

Kommentar: So nun geht auch endlich mal weiter >< nach zwei Monaten Abstinenz habe ich mich heute dazu gezwungen mal wieder an das Kapitel zu setzen und siehe da… nach einigen Startschwierigkeiten ist es mir locker flockig in einem 5 stündigen Schreibmarathon von der Hand gegangen und ich bin endlich fertig geworden xD

Und ich muss sagen, dass mir das Kapitel sogar recht gut gefällt ^^

Hoffe, dass es bei euch an so gut ankommt

Und wieder einmal muss ich mich wirklich bei euch allen bedanken. Eure superlieben und auch so tollen Kommentare heitern mich jedes Mal wieder auf und spornen mich an die FF weiter zu führen *~*

Ein herzliches Danke dafür

*sich verbeug*
 

Kapitel 12: Waiting
 

Immer wieder keuchte er schmerzvoll auf, krallte sich in die Schulter seines Freundes, der unter dem zusätzlichen Gewicht selbst schwer zu kämpfen hatte.

„Halt durch… wir sind bald da.“, klang die besorgte und leise stimme an seinem Ohr und noch einmal gab er sich einen Ruck, lastete mehr Gewicht auf seine zitternden Beine, doch lange sollte auch das nicht mehr helfen.

Immer schwerer wurden seine Knochen und mit ihnen auch die Kraft sich auf den Beinen zu halten. Er spürte seinen linken Arm nicht mehr, war nicht mehr in der Lage diesen zu heben oder zu bewegen. Und zu allem Übel wurde seine Sicht immer schwächer.

Aoi wurde immer schwerer ums Herz und er versuchte Reita so gut es ihm möglich war zu stützen. Der Schwarzhaarige stöhnte, krallte seine Hand fester in Reitas Rücken um ihm etwas mehr Halt zu geben.

Aber das zusätzliche Gewicht konnte der Jüngere kaum tragen. Seine Beine zitterten und der druck in seiner Brust, der brennende Schmerz, der durch die gebrochenen Rippen verursacht wurde, nahmen ihm fast den Atem.

„Reita bitte… du musst durchhalten…“, flehte der Schwarzhaarige, als Reita mit einem Mal einknickte und sie beide fast zu Fall brachte. Auch Aoi sank etwas ein, griff noch einmal fester zu, was Reita einen unterdrückten Schmerzenslaut entrinnen ließ. Der Jüngere zuckte etwas zusammen, zog seine Hand sofort zurück, spürte das klebrige Blut an seinen Fingern, welches noch immer aus den tiefen Wunden strömte, die dunkle Kleidung tränkte und dunkle Flecken auf der schmutzigen Straße hinterließ.

Aoi hatte Angst, schreckliche Angst.

Reita hatte bereits viel Blut verloren und sogar jetzt noch rann der kostbare Lebenssaft aus dem Körper des Blondschwarzen. Was sollte er nur tun, wenn Reita hier und jetzt starb? In seinen Armen auf dem Weg zu ihrer Rettung?

Einen Moment drohte Aoi auch die letzte Kraft zu verlieren, doch er nahm sich zusammen.

Es war nicht mehr weit bis zu Tora und Saga und auch wenn seine Lungen brannten, seine Beine die doppelte Last nicht mehr zu tragen vermochten, so musste er stark bleiben. Noch einmal raffte er sich auf, zog Reitas rechten Arm enger um seine Schultern und legte die zweite Hand um Reitas Hüften, zog ihn enger an sich.

„Wir schaffen es, Reita.“, raunte er dem fast Bewusstlosen zu.

Reita selbst spürte kaum noch etwas. Sein Atem ging stoßweise und sein Körper fühlte sich an wie ein einziger Schmerz. Er registrierte zwar Aois Worte, verstand sie jedoch kaum, hing nur schlaff auf der Schulter seines Freundes, der sichtlich Mühe hatte, ihn zu tragen.

Aois Kräfte schwanden immer mehr dahin. Er hatte Probleme noch gerade zu laufen und musste immer öfter die Augen schließen und blinzeln um richtig zu sehen. Der Schwarzhaarige schwankte leicht, während der Schweiß heiß und klebrig über seine Stirn rann, sich erst in den Falten seiner dreckigen Kleidung verlor. Aber er musste stark bleiben, durfte dem Drang der Müdigkeit nicht nachgeben.

Es ging um Leben und Tod!

Der 17-Jährige biss die Zähne zusammen. Sein Ziel lag nicht mehr in weiter Ferne und mit jedem schweren Schritt kam er ihm näher.

Die Sonne war längst aufgegangen, quälte ihn mit ihren warmen Strahlen noch mehr. Aber dann endlich erkannte er die Ruine vor sich, die Tora und seinem Tribe als Unterschlupf diente. „Wir sind gleich da. Ich kann Toras Haus schon sehen.“, raunte Aoi seinem Freund zu, wollte ihm Zuversicht geben.

Aber Reita war nicht mehr in der Lage ihn zu verstehen. Seine Augenlider wurden immer schwerer, seine Beine so schwer wie Blei und sein Kampfeswille sank mit jeder Sekunde immer mehr. Er gab nach…

Aoi seufzte überrascht, als Reitas Beine unter seinem Körper nachgaben, nicht mehr in der Lage waren den verletzten Körper zu tragen und er sie beide endgültig aus dem Gleichgewicht brachte. Aoi stolperte, Reitas Arme entglitten seinem Griff und der benommene Leib des Blondschwarzen sackte schwer zu Boden.

„Reita! Nein!“, wimmerte der Jüngere, sank neben dem Älteren in die Knie, versuchte ihn wieder hochzuziehen, doch es gelang ihm nicht. Reitas Körper war einfach zu schwer und er, Aoi, zu kraftlos ihn zu heben.

„Rein bitte… steh auf…“, fiepte der Schwarzhaarige nun, sichtlich den Tränen nahe. Aber Reita regte sich kaum. Die Augen des Schwarzblonden blickten leer ins Nirgendwo und die Lider waren halb gesenkt, während sich die Brust unregelmäßig und schwach hob und senkte. Aoi schlang seine dünnen Arme noch fester um Reitas Leib, versuchte ihn so noch einmal hochzuziehen, doch wieder entsagte ihm sein Körper den Dienst. Der Wille war unbegrenzt stark, aber was nützte es wenn die Kraft nicht mehr da war?

Hilflos warf der Jüngere einen suchenden Blick um sich herum, doch nirgendwo war auch nur eine Menschenseele zu sehen, die ihm hätte helfen können und in der Ferne, nur wenige hundert Schritt entfernt lag doch schon Toras Unterschlupf. In Aois Kopf ratterte es. Er suchte verzweifelt nach einer Lösung und doch schien die Einzige, die es gab, jene zu sein Reita allein zu lassen und allein zu Tora zu gehen und diesen schnell herzuholen.

Aber er wollte Reita nicht allein lassen, keine Sekunde, aber ihm blieb nichts anderes übrig.

„Ich bin gleich wieder da…“, raunte er dem Verletzten zu und richtete sich auf. Aois Rippen schmerzten fürchterlich, aber dennoch hastete er die letzten wenigen hundert Meter, hielt sich die rechte Hand krampfartig an die Brust gepresst. In seiner Brust stach es und seine Lungen brannten, als er endlich bei der Türluke ankam und wie wild dagegen hämmerte.

Eilige Schritte zeugten von dem Kommen mehrere Personen und als die Tür aufgestoßen wurde, schrie Aoi kurz auf, prallte das Holz doch genau gegen seine Brust und ließ ihn nach hinten stolpern. Zwei überraschte Augenpaare sahen ihn an, ehe einer der beiden jungen Männer nach vorn stürzte und den geschwächten Schwarzhaarigen auffing.

„Aoi…“, sprach Shou leise und sah in die glänzenden Augen des jungen Mannes. Tränen verfingen sich nun in den langen Wimpern, als Aois Kraft endgültig zusammenbrach und er sich in das T-Shirt des Braunhaarigen krallte, der ihn aufgefangen und vor einem Sturz bewahrt hatte. „Was ist passiert?“, fragte Shou weiter, dem der Zustand des etwa Gleichaltrigen keineswegs entgangen war.

Aoi litt in diesem Moment unter den Schmerzen in seiner Brust und jeder Atemzug stach in seinen Lungen. Es fiel ihm schwer zu Reden und die seelische Belastung machte es ihm nicht einfacher Shous Frage zu beantworten. „Reita… er… Hilfe… bitte…“, brachte er wimmernd hervor und kniff die tränenden Augen zusammen. Shou warf einen warnenden Blick zu Hiroto, der mit ihm auf das laute Klopfen des Schwarzhaarigen reagiert hatte. „Was ist mit Reita?“, fragte der Brünette nun leiser weiter, löste den Griff etwas, in dem er ihn hielt. „Er… ist… ich musste ihn zurücklassen… bitte… helft ihm…“ Shou fiel es schwer Aoi zu verstehen. „Wo ist er?“ Schwach hob Aoi einen seiner zittrigen Arme und deutete in die Richtung, wo er den Blondschwarzhaarigen hatte zurücklassen müssen.

Und das war der Augenblick wo Aoi auch die letzten Kräfte verließen, er mit einem Mal zusammensackte und gegen Shous Körper drückte. „Helft ihm… bitte…“, waren die letzten Worte, die über die zitternden Lippen kamen, ehe der hübsche Schwarzhaarige das Bewusstsein verlor.

Shou schaltete schnell. „Pon… schnell. Hol Tora und Die. Und Saga!“ Der Kleinere von beiden nickte, sprang auf und lief flink zurück in das Haus.

Shou bettete Aoi nun vorsichtig auf den Boden, hielt seinen Kopf aber weiterhin erhoben und strich die schwarzen, teilweise verklebten Strähnen aus dem dreckigen Gesicht, dass nun von den Tränenspuren durchzogen war. //Was ist nur passiert?//, dachte sich der brünette Junge, als er auch schon die herannahenden Schritte von Tora, Die und Saga vernahm, die aus dem Haus stürzten. Tora war der erste der auftauchte und sich sofort zu Shou auf den Boden kniete. „Was ist passiert?“, fragte der Tribeführer, hatte er doch von Hiroto nur sehr geringe Details erhalten.

„Aoi ist hier aufgetaucht und meinte Reita ist verletzt und liegt irgendwo dort hinten.“, antwortete Shou knapp und wies in die Richtung, die Aoi ihm gedeutet hatte. Tora wollte noch etwas sagen, als Saga sich einmischte. „Können wir das nicht später klären? Aoi ist bewusstlos und Reita anscheinend so schwer verletzt, dass er nicht mehr laufen kann und Aoi ihn zurücklassen musste! Tora, Die! Holt ihn, schnell und Shou hilf mir bitte Aoi rein zu bringen.“ Die Stimme des dunkelblonden klang energisch und ohne noch groß zu protestieren nickte Tora, sah Die an und gemeinsam machten sie sich auf den Weg Reita zu suchen.

Lange mussten sie das nicht tun, denn die Gestalt des zusammengesunkenen Schwarzblonden war nicht zu übersehen. Sowohl Tora, als auch der rothaarige Daisuke stockten kurz, als sie die erbärmliche Verfassung bemerkten, in der sich der Jüngere wohl befinden musste.

„Kami wer hat ihn nur so zugerichtet?“, fragte Die leise, wohl aber eher zu sich selbst, als an den Dunkelhaarigen gewandt, der sich nun neben ihn kniete und Reita einen Moment betrachtete.

Jetzt wo die sonne aufgegangen war, erkannte man deutlich die eingetrockneten roten Flecken auf der dunklen Kleidung und eine kleine Lache der rubinroten Flüssigkeit hatte sich unter dem Jungen ausgebreitet. „Das ist im Moment egal! Wir müssen ihn schnellstens zu Saga bringen!“, zischte Tora, fühlte kurz nach dem Puls des Bewusstlosen und nach einigem Suchen hatte er ihn auch, schwach aber deutlich spürbar. „Noch lebt er, aber ich weiß nicht mehr wie lange.“

So bemühten sich die Beiden Reita behutsam hochzuheben. Tora nahm den schmächtigen Körper auf die Arme und brachte ihn schnell aber sicher in ihren Unterschlupf, wo Saga bereits damit beschäftigt war, Aoi zu untersuchen.

Der Dunkelblonde hatte mit Shous Hilfe Aoi von seinem Oberteil befreit und tastete nun vorsichtig den Oberkörper des Schwarzhaarigen ab, der zumindest keine äußeren Verletzungen aufwies.

Doch die blauen Flecke und besonders ein großer Bluterguss direkt unter der linken Brust ließen sein geübtes Auge schnell die gebrochenen Rippen finden, die starke Schmerzen verursachen mussten.

Aber als Tora die Tür öffnete und mit Reita eintrat, brach Saga die Untersuchung an dem Schwarzhaarigen ab. Reita schien es weitaus schlimmer erwischt zu haben.

„Leg ihn auf die Liege!“, ordnete Saga an. Es war die letzte die in ihrer provisorischen Krankenstation zur Verfügung stand. Sofort nickte Tora und legte den bewusstlosen Körper auf die enge Liege.

„Shou, Die… geht bitte. Ich werde das jetzt mit Tora allein machen, okay? Aber Shou… eine Schüssel mit warmen Wasser brauchen wir.“, sprach der Dunkelblonde noch an seine beiden Freunde gewandt, die dieser sofort nachkamen und den Raum verließen. Zurück blieben Tora und Saga. Einen Moment blieb Saga einfach stehen und schloss die Augen, rieb sich über die Stirn, als er zwei starke Arme um seiner schmalen Taille spürte. Kurz lehnte sich der Dunkelblonde an die Schulter des Älteren, ehe er seine Augen wieder öffnete und Tora aus dem dunklen Iriden ansah. „Lass uns beginnen. Reita scheint schwer verletzt zu sein.“ Tora nickte, ließ den Kleineren los und gemeinsam begannen sie Reita zu versorgen.
 

***
 

Langsam trugen seine Schritte sie beide durch die morgendlich erwachende Stadt. Warmer Atem blies ihm in den Nacken, zeugte von den ruhigen Atemzügen des Jungen, den er nun seit mehr als zwei Stunden auf den Schultern trug.

Ni~ya grinste leicht in sich hinein, blieb dann stehen und warf einen Blick in das hübsche Gesicht, welches auf seiner Schulter ruhte, auf die geschlossenen Augenlider und fein geschwungenen Augenbrauen. Sakito war erneut eingeschlafen, schien das Gift ihn noch immer zu schwächen. Doch seiner einzigen Hilfe beraubt, wusste der Blonde nun nicht wohin er gehen sollte. Kyoto selbst war eine riesige Stadt und Reita konnte inzwischen überall sein.

Ginge es nach ihm, wollte er den Blondschwarzhaarigen nicht wieder sehen.

Doch Sakito hatte den Wunsch geäußert und so würde er ihm nachgehen.

Jetzt jedoch hielt er eine Rast für angemessen. Es ging ihm immer noch gut. Sein Körper zeigte keinerlei Spuren von Anstrengung trotz des langen Marsches und dem zusätzlichen Gewichts Sakitos auf dem Rücken. Aber er musste wohl oder übel warten, bis der Jüngere wieder aufwachte.

Dank seiner Instinkte fand Ni~ya auch recht schnell einen guten Unterschlupf, an dem sie beide vor fremden Blicken geschützt waren, nicht etwa weil sie auffallen würden, sondern viel mehr, weil Ni~ya fremde Menschen scheute.

Er hatte ein verlassenes halbverfallenes Haus gefunden, welches noch immer recht dicht am Stadtrand lag. Der Abstieg vom Berg war doch schwerer gewesen, als er angenommen hatte und er war langsam und vorsichtig gegangen um Sakito weitere Schmerzen zu ersparen.

Vorsichtig ließ er den Brünetten nun von seinem Rücken gleiten, fing ihn sanft mit den Armen auf und nahm ihm den Rucksack ab. Das Sakito dabei nicht aufwachte war nur ein weiterer Beweis dafür wie geschwächt er noch immer sein musste, denn normalerweise verfügten sie alle über einen sehr feinen Schlaf und wachten bei der kleinsten Unstimmigkeit in ihrer Umgebung auf.

Ni~ya bettete Sakito erneut auf die Erde, legte aber seine Jacke unter den Kopf des Kleineren, während er selbst sich erneut eine Zigarette anzündete und den Jüngeren wieder im Schlaf beobachtete.

Es war schon eine starke Wandlung, die Sakito durchgemacht hatte. Verglich Ni~ya diese anmutige, elegante Gestalt mit dem kleinen pausbäckigen Jungen von damals, fiel es schwer große Parallelen zu ziehen. Das einst so kindliche Gesicht hatte sich zu feinen Zügen ausgebildet, die besonders in der Augenpartie dem scharfsinnigen Verstand einer Katze glichen. Hohe Wangenknochen, fein geschwungene Augenbrauen und sinnliche Lippen reiften das feminine und schöne Gesicht aus.

Und auch der schlanke Körper, der sich unter der noch immer zerrissenen und blutbefleckten Kleidung befand war kaum mehr mit dem mageren Jungen zu vergleichen.

Ni~ya wandte seinen Blick ab, rauchte weiter in Ruhe, schritt an eines der verfallenen und zersplitterten Fenster, in dessen Ecken einzig noch einige Scherbensplitter steckten und das Licht der Sonne reflektierten.

Auf der Strasse war es noch ruhig. In diesen Randgebieten der Stadt war nicht viel los, ganz anders als in den Innenbezirken, in denen niemals die Ruhe der Nacht einzukehren vermochte.

Ein leises Stöhnen hinter ihm veranlasste ihn sich wieder abzuwenden und umzudrehen.

Sakito begann sich zu regen und eine Hand des Jüngeren landete auf seiner Stirn.

Der Brünette öffnete die katzenhaften Augen und blickte sich in den ersten Momenten noch recht verwirrt um. Er schien noch immer desorientiert und kaum in der Lage wirklich seine Umwelt zu registrieren. Doch als sein Blick durch den Raum glitt und er Ni~ya am Fenster entdeckte, versteifte er sich zwar kurz, entspannte sich dann aber wieder.

Wesentlich schneller als beim letzten Mal kehrten seine Erinnerungen zurück und das Letzte, an das er sich erinnerte, war das ruhige schaukeln von Ni~yas gleichmäßigen Schritten gewesen und eine unendliche Müdigkeit.

„Wo sind wir?“, fragte er leise, legte sich wieder zurück und schloss noch einen Moment die Augen. „In einem Haus in einem Randbezirk von Kyoto. Ich weiß ja nicht wo du hin willst, also musste ich warten, bis du wieder aufwachst.“, sagte Ni~ya knapp, Sakito ansehend.

Noch immer schien der junge Körper ausgezerrt und geschwächt. Er brauchte Nahrung, denn der winzige Brotkanten konnte nicht ausreichen, genug Energie zu liefern um die Strapazen der letzten Nacht auszugleichen.

„Wie fühlst du dich?“, fragte der Blonde nun in den Raum und Sakito öffnete die Augen, sah den anderen an. „Schwach…“, lautete die eintönige Antwort. „Dann iss und trink, damit du wieder zu Kräften kommst. Die Medikamente und das Serum mögen die Wirkungen des Giftes gelindert haben, doch mehr werden sie nicht tun.“ Mit einem nichts sagenden Grinsen auf den Lippen kehrte Ni~ya Sakito den Rücken zu um kurz in seinem Rucksack herumzukramen und dann die Wasserflasche sowie ein größeres Stück Brot und ein Päckchen herauszuziehen. All das warf er Sakito entgegen, der es geschickt fing.

//Na wenigstens scheinen meine Reflexe wieder zu arbeiten…//, dachte sich der Brünette, ehe er das Gefangene näher in Augenschein nahm. In dem kleinen Päckchen befanden mehrere Verpackungen mit weißen Tablettchen, die Sakito nicht kannte.

„Traubenzucker…“, meinte Ni~ya schlicht, welcher zu dem Kleineren gekommen war und sich nun im Schneidersitz neben diesem niederließ. „…sorgt dafür, dass du schnell Zucker in deinen Körper kriegst, damit dieser Energie daraus schöpfen kann. Stillt keinen Hunger, ist aber effektiv.“ Der Blonde lehnte sich an die Wand.

Sakito sah ihn mit angezogenen Augenbrauen an. Es fiel ihm noch immer schwer zu begreifen, dass dieser Mensch wirklich sein Jugendfreund war, hatte sich Ni~ya doch so sehr geändert. Es fehlte jeder Funke der warmen Ausstrahlung und des vertrauen weckenden Lächelns, welches damals immer zu ihm gehört hatte.

„Magst du denn gar nichts essen? Du musst auch Hunger haben?“, fragte Sakito ihn, als er begann an dem Brot zu kauen. Und erst jetzt fiel ihm auf wie ausgehungert er tatsächlich war. Ni~ya sah ihn nur an, schüttelte den Kopf. „Nein ich brauche nichts. Iss ruhig.“ Damit war das Thema zwischen ihnen beendet.

Sakito fühlte sich dennoch etwas unwohl, als er immer größere Brocken des Brotes abbiss und schluckte, deutlich spürte wie sein Körper die erhaltene Nahrung dankbar aufnahm. Schließlich war von dem großen Stück nicht mehr viel übrig, als Sakito es beiseite legte, Ni~ya dann aber ansah und es ihm hinhielt. „Iss! Nicht nur ich kann Kraft gebrauchen…“, meinte er ernst und Ni~ya zog eine seiner Augenbrauen an, ehe er einen leisen Laut ausstieß und sich das Brot schnappte. „Noch genauso stur wie damals…“, murmelte er, etwas, was Sakito leicht zum Schmunzeln brachte.

Stille breitete sich zwischen ihnen aus, während Ni~ya aß und Sakito sich zwei Stückchen des Traubenzuckers zu Gemüte führte.

Aber er fühlte sich noch lange nicht gesättigt. Sein Körper verlangte nach Fleisch und das katzenhafte Wesen in ihm war wohl nicht ganz unschuldig daran. Aber er ignorierte es einfach, war froh überhaupt etwas im Magen zu haben.

Als auch Ni~ya mit dem Essen fertig war, sah er Sakito aufmerksam an. „Ich denke, ich sollte mir noch einmal deine Verletzungen ansehen und wenn nötig die Verbände wechseln.“ Sakito haderte einige Momente mit sich, ob er Ni~ya an seinen Körper heranlassen sollte, doch andererseits hatte der Blonde ihm bereits Verbände angelegt. So nickte er schließlich und legte sich zurück, betete seinen Kopf wieder auf Ni~yas Jacke.

Dieser zog seinen Rucksack heran und holte daraus einen kleinen Erste-Hilfe-Kasten hervor, den er vor etlicher Zeit aus einer Apotheke entwendet hatte, und klappte diesen auf.

Aufmerksam sah Sakito dem Älteren zu, wie er einige Verbände und andere Dinge herauslegte, sich dann schließlich ihm zuwandte. „Zieh dein Oberteil hoch, bitte.“ Mit deutlich unwohlem Gefühl im Magen kam Sakito der Bitte nach und zog das dünne Textil nach oben, lüftete somit seinen flachen Bauch. Doch Ni~ya betrachtete ihn gar nicht lange, sondern wandte sich den zwei Verletzungen zu, die er bereits in der letzten Nacht verarztet hatte und wie er es vermutet hatte, hatten sich die weißen Binden an einigen Stellen schon rot verfärbt. „Entspann dich…“, murmelte Ni~ya leise, als er begann die Verbände zu lösen und damit die zwei unschönen Schnitte zu enthüllen, die der Jüngere in der letzten Nacht erlitten hatte. Sakito sah die Hautabschürfungen und an einigen Stellen auch tief geschnittenen Wunden, die sich von seiner Hüfte bis zu seinem flachen Bauch zogen und bei einer Bewegung schmerzten. Doch er hatte bereits weitaus schlimmere Verletzungen überstanden und Schmerzen kennen gelernt bei denen selbst ein Erwachsener Mensch vielleicht den Verstand verloren hätte.

Er schloss nun die Augen, während Ni~ya die Schnitte desinfizierte, mit einer übel riechenden Salbe eincremte und dann schließlich neue Verbände anbrachte.

„Das war’s…“, meinte der Blonde und räumte die Sachen wieder ein.

„Dann können wir ja bald wieder weiter.“, murmelte Sakito mehr zu sich selbst, blickte kurz zu Ni~ya auf. „Könnten wir, doch ich habe noch einmal nachgedacht. Vielleicht sollten wir ein oder zwei Tage warten, bevor wir zu diesem Tora gehen.“, offenbarte der Ältere nun.

Sakito sah ihn fragend an.

„Nun ja betrachte es von der Seite. Ich weiß nicht wie die letzte Nacht wirklich abgelaufen ist, doch in der Lage in der du dich befunden hast und die Tatsache das DeltaI immer noch zu dritt gewesen sind, lässt mich annehmen, dass zumindest Reita einen Ausschalten konnte, jedoch mit Sicherheit verletzt ist. Gehen wir einfach mal von der Tatsache aus, dass er es ist und den Weg zu diesem Tribe noch geschafft hat. Vielleicht konnte er ihnen noch nicht einmal erzählen, was los war und ist nicht bei Bewusstsein oder nicht ansprechbar. Wie würde es deiner Meinung nach aussehen, wenn wir beide, vollkommen gesund und putzmunter da auftauchen und verlangen mit Reita zu reden? Ziemlich komisch, oder? Wenn du mich fragst, würden wir nur Misstrauen auf uns lenken, denn ihr beide seid gemeinsam gegangen und er kam allein zurück?“ Auffordernd sah Ni~ya den Jüngeren an, in dessen Augen erst Verwirrung, dann aber Erkenntnis aufleuchtete.

Sakito blickte kurz zur Seite, musste nachdenken. An diese Dinge hatte er nicht gedacht. Er selbst hatte doch gesehen wie schwer Reita verletzt worden war und das er eine Menge Blut verloren haben musste und so wie Ni~ya es vermutete, könnte er zusammengebrochen sein, nachdem er sein Ziel erreicht hatte.

Seufzend lehnte Sakito sich wieder zurück. „Du… könntest Recht haben. Dann müssen wir wohl oder übel einige Tage warten bis wir sicher sein können, dass Reita wieder auf den Beinen ist.“ Er knirschte leicht mit den Zähnen. Dann wäre er noch einige Tage mit Ni~ya allein und er befand sich im Zwiespalt der Gefühle. Sollte er sich freuen oder nicht?

Ni~ya fehl interpretierte den nachdenklichen Gesichtsausdruck des Jüngeren und meinte. „Mach dir keine Sorgen um Reita. Der Kerl hatte schon immer mehr Biss, als ein Straßenhund.“ Er klopfte dem Kleineren leicht auf die Schulter. Sakito hob irritiert den Kopf. „Ehm… was? Ja… ich weiß…“, antwortete er dann doch etwas neben der Spur. Ni~ya grinste ihn nur leicht an. „Nimm es nicht so schwer. Ruh dich einfach noch etwas aus.“
 

***
 

Das dunkle Dröhnen der Propellermotoren zerschnitt die Luft und langsam setzte der Helikopter auf dem Landeplatz auf und nach und nach schalteten sich die Motoren aus und das laute Sirren ließ nach. Die Schiebtür wurde mit einem Ruck aufgezogen und eine schlanke Person sprang leichtfüßig aus dem Hubschrauber hinaus, deutete vier wartenden Personen mit einer Handgeste und sofort setzten diese sich in Bewegung, während weitere Personen nun aus dem Hubschrauber stiegen und zwei Verletzte stützten.

Sofort griffen die Sanitäter mit zu und legten die beiden Verletzten auf die vorgesehenen Tragen. „Versorgt sie!“, schalt plötzlich eine gereizte Stimme. „Und du kommst sofort mit mir!“

Hizumi blickte zu Hakuei, der aus dem Schatten des Gebäudes getreten war und ihn zu durchleuchten versuchte. Auf der Miene des jungen Mannes war nichts zu lesen, keine Emotion sichtbar. Er wirkte gelassen und kühl, ganz so, wie man es von ihm stets verlangte. Er warf einen kurzen Blick zu seinen beiden Gefährten, die nun weggebracht wurden. Der Schwarzhaarige selbst blieb noch einen Moment stehen, während Hakuei unbeirrt an ihm vorbei zu dem Hubschrauber schritt, einige Worte mit dem Piloten wechselte und dann zurückkehrte, ihn nur mit einer Handgeste bemaß, die ihm bedeuten sollte, ihm zu folgen.

Der ganze Weg durch das Hauptquartier Menticores verlief schweigend und erst als sie Hakueis Büro erreicht hatten und jener hinter dem imposanten Schreibtisch saß, hob er erneut das Wort.

Und nun verlor er seine straffe, gefasste Haltung. „Verdammt wie konnte das passieren, Hizumi?! Ihr seid die Eliteeinheit von Menticore und lasst euch von zwei entlaufenen Transgenos derart zurichten? Ich habe vor Niikura-san das Gesicht verloren, nur weil ihr nicht in der Lage wart euren Auftrag zu erledigen?!“ Es war selten, nein mehr als das, es kam nie vor, dass Hakuei seine kalte Fassade derart fallen ließ und sich von seinen Gefühlen leiten ließ.

Hizumi hörte sich die Vorwürfe stillschweigend an, regte keine Miene und schien fast anteilnahmslos. Doch nun trat er Angesprochene einen Schritt vor, wagte es aber nicht zu nahe an den Tisch heranzutreten. „Es gibt keine Entschuldigung für unsere Niederlage, Hakuei-san.“, sprach der Schwarzhaarige mit kühler Stimme, verneigte sich leicht.

„Ist das alles, was du dazu zu sagen hast!“, fuhr Hakuei sogleich wieder auf.

„Nein. Ich sagte ihnen bereits was alles geschah, doch ich wiederhole es gerne. Wir hatten #443 bereits in der Gewalt und hätten ihn ohne Probleme zurück bringen können, während Tsukasa sich an die Fersen von #668 gesetzt hatte um ihn wie gefordert zu eliminieren. Aber dann tauchte ja bekanntlich #389 auf und zwang uns #443 frei zu lassen. Er war mit einer Waffe ausgestattet, während wir zu jenem Zeitpunkt keine bei uns trugen. Ein Verstoß, der nicht zu verzeihen ist. Wir wollten ihm nach, doch erlaubte uns die missliche Lage von Zero und wenig später auch die Tsukasas uns es nicht und wir mussten die Verfolgung abrechen. Den Rest wissen sie zu gut.“, wiederholte Hizumi noch einmal in der Kurzfassung das Geschehen der verhängnisvollen Nacht.

Hakuei knirschte mit den Zähnen. Er kannte die ganze Sache bereits und sie machte ihn noch wütender.

Immerhin war er es gewesen, der sofort zu DeltaI Kontakt aufgenommen hatte und von den Vorkommnissen unterrichtet worden war, ihnen den Helikopter geschickt und eine weitere kleine Einheit von Soldaten ausgesandt hatte, um den Berghügel nach den Vermissten abzusuchen. Derzeit befand sich Karyu noch mit den Soldaten in Kyoto und suchte nach #443. Doch bisher hatte es keine guten Nachrichten gegeben. Hizumi hatte er mit Tsukasa und Zero zurück beordert. Und nun stand der Anführer der Spezialeinheit hier, während Tsukasa wohl mit dem Leben kämpfte und Zeros gebrochenes Bein behandelt wurde. Egal wie man es drehen und wenden würde, es würde einige Zeit dauern bis sie wieder einsatzfähig waren, immerhin hatte auch Hizumi einige Verletzungen davongetragen und Karyus Wunden am Hals würden ebenso verheilen müssen. Der Brünette befand sich nur in dem Auftrag, weil er es selbst gewollt hatte und die Verletzungen wohl vor Ort behandelt werden konnten.

Ein vernichtender Schlag!

„Das war’s erstmal! Verschwinde aus meinen Augen und melde dich umgehend bei Terachi in den Laboren.“, knurrte er frustriert. Was hatte er sich auch nun erhofft? Gar nichts… die ganze Aktion war ein volltrefflicher Rückschlag gewesen.

Hizumi nickte, verneigte sich dann etwas und verließ das Büro seines Chefs. Dieser würde sich nun wohl auf den Weg zu Kaoru begeben müssen und ihm noch einmal zu berichten was im Einzelnen geschehen war.
 

***
 

Es vergingen einige Tage in denen Sakito endlich wieder vollkommen zu Kräften kam und sein Körper das Gift vollends besiegte. Zwar verfiel er noch immer in tiefen Schlaf, doch sonst konnte er sich wieder ohne Einschränkungen bewegen und auch seine Sinne kehrten mit gewohnter Schärfe und Schnelligkeit zurück. Und dennoch verließ er das ausgewählte Versteck kaum, blieb zumeist in dem verfallenen Gebäude und wartete auf Ni~ya, der lange und ausdauernde Touren durch die Stadt unternahm und jene auskundschaftete. Abends kehrte er dann immer wieder mit Essen zurück und berichtete dem Jüngeren von seinen Erlebnissen.

Und trotz der Nähe, die beide nun hatten, sprachen sie kaum miteinander, gingen distanziert miteinander um und verharrten zumeist im Schweigen. Sei es nun das gemeinsame Essen oder einfach nur das nahe Beieinandersein. Sie fanden keinen Weg zu dem jeweils anderen.

Trotzdem unternahm Sakito jeden Tag in den Morgenstunden und in der Dämmerung Ausflüge zu Toras Versteck, beobachtete dieses und achtete auf alle Geräusche und lauschte in sein Inneres hinein, spürte jedes Mal erneut die Anwesenheit und Präsenz Reitas und bemerkte wie schwach diese war. Ni~yas Vermutung schien sich wohl zu bestätigen und der junge blondschwarze Transgeno kämpfte mit den schweren Verletzungen. Bei Sakito selbst hatte der Heilungsmechanismus eingesetzt und Verletzungen an Schulter, Beinen, Armen und auch die Schnitte am Becken begann zu heilen.

Der Brünette achtete jedes Mal bei seinen versteckten Besuchen auf die Anwesenheit der anderen Tribemitglieder, merkte sich jedes Gesicht, das den Unterschlupf verließ und betrat. Manchmal gelang es ihm auch einige Gespräche zu belauschen, wenn er sich besonders nahe an das Gebäude heranwagte, ohne, dass man ihn entdeckte, schnappt so auch einige Neuigkeiten auf, jedoch nie die ausschlaggebende Nachricht, dass Reita wieder erwacht war. Jedoch schien Aoi wieder das Bewusstsein erlangt zu haben, denn oft viel der Name des schwarzhaarigen, den Sakito nur einmal erblickt hatte.

Und abends wenn er immer in sein Versteck zurückkehrte und auf Ni~ya wartete, grübelte er darüber nach, wie es jetzt weitergehen sollte, wie er sich Reita nähern konnte. Selbst als er Ni~ya am Morgen des fünften Tages darauf ansprach, wusste dieser keine Antwort auf seine Fragen. „Wir müssen einfach warten.“, lautete stets die Antwort des Älteren.

Dazu waren sie verdammt… zu warten, etwas, dass Sakito nervös machte. Denn je länger sie hier in dieser Stadt waren, desto größer war die Gefahr, dass Menticore zurückkehrte und nach ihnen suchte und auch größer die Wahrscheinlichkeit, dass sie gefunden wurden.

Jedoch schien diese Verdammnis sich am Abend desselben Tages aufzuheben, als Ni~ya ihr Versteck betrat, nur wenige Minuten, nachdem auch Sakito von seiner Beobachtungsstätte zurückgekehrt war.

Ein Ausdruck tiefster Ernsthaftigkeit lag auf den Zügen des Blonden. „Sie sind hier.“ Es waren nur drei Worte und dennoch bedurfte es keiner weiteren Aussagen, damit Sakito wusste wen er meinte. Alarmiert fuhr der Brünette von seiner Position hoch. „Wo?“, fragte er. „In der Stadt. Ich sah etliche Soldaten, verkleidet, aber dennoch klar als Menticore zu erkennen.“, antwortete Ni~ya auf diese Frage. „Wie viele?“, kam sogleich die nächste. Der Ältere zuckte die Schultern, während er seinen Rucksack absetzte, in jenem er stets das Essen und andere Dinge wie gestohlene Kleidung, Werkzeuge oder Ähnliches von seinen Touren aufbewahrte. „Keine Ahnung. Ich sah eine Einheit von vier Soldaten, doch ich nehme an, dass es mehr sind und sie langsam die Stadt durchkämmen.“ „Verdammt.“, entfuhr es dem Kleineren. „Und jetzt?“

Ni~ya kniete noch immer am Boden und packte einige Sachen aus, sah nun hoch, zuckte mit den Schultern. „Gute Frage. Wenn wir sofort verschwinden sind die Chancen sehr gut, dass wir wegkommen ohne das sie es bemerken.“, meinte er schlicht und sachlich mit gewohnter ruhiger Stimme, schnürte nun den Rucksack zu.

Sakito knirschte mit den Zähnen. Wenn sie das täten, mussten sie Reita zurücklassen und ihm seinem eigenen Schicksal überlassen und Sakito wusste genau, dass es der sichere Tod wäre, denn die Hartnäckigkeit, die Menticore an den Tag legte um die Geflohenen zu finden, hatte er ja nun am eigenen Leib erfahren und es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis sie den Blondschwarzhaarigen finden würden.

„Ich kann Reita nicht seinem Tod überlassen.“, meinte Sakito schließlich. Ni~ya sah ihn aus dunklen Augen an. „Entweder er oder wir alle zusammen. Du bist weich geworden Sakito.“, meinte er trocken und diese Aussage weckte den Zorn des Jüngeren. „Weich geworden? Ich war neun Jahre auf der Flucht und hätte alles getan um dich zu retten! Das war doch der eigentliche Grund, wieso ich den Kontakt zu Reita gesucht habe!“, fuhr er auf. Ni~ya ging nur unbeeindruckt seiner Tätigkeit weiter nach. Ihn schien diese Aussage nicht weiter zu interessieren. „Und damit wärst du in den sicheren Untergang gelaufen. Ich habe damals auch die Freiheit geopfert um sie dir zu schenken, und? Hör endlich auf diesem Gerechtigkeitssinn nachzulaufen. Aber gut, wenn du es unbedingt willst. Warne ihn. Ich werde mit dir kommen.“, sagte er weiterhin kühl und emotionslos.

Wieder einmal zeigte sich Sakito klar und deutlich die Veränderung Ni~yas. Damals hätte er niemals so gesprochen, doch der Brünette würde endlich einsehen müssen, dass der Junge von damals nicht länger der Ni~ya war, der nun vor ihm kniete.

Sakito sah zur Seite als Ni~yas Blick ihn traf.

„Geben wir ihm die Möglichkeit zu entscheiden.“, fuhr Ni~ya schließlich fort. „Gehen wir heute Nacht zu ihm.“ Er stand auf und fuhr sich durch das gebleichte Haar, zog das Zigarettenpäckchen hervor und zündete sich eine der Krebsstängel an. Sakito nickte nur und hoffte, dass Reita bis dahin endlich wieder ansprechbar sein würde und Tora und Saga sie zu ihm durchlassen würden.
 

***
 

Die Nacht graute und langsam legte sich die Dunkelheit über die Millionenstadt. Überall in den Randbezirken wurde es leiser und die Menschen zogen sich in ihre Häuser zurück.

In dem Quartier von Toras Tribe entzündete Saga gerade einige Kerzen und blickte zu Aoi herüber, der stillschweigend neben Reitas Bett saß und die bandagierte Hand des Älteren hielt. Seit seinem Erwachen vor knapp zwei Tagen hatte er sich nicht einen Millimeter von seinem Freund wegbewegt und kaum gesprochen. Zu den Ereignissen der verhängnisvollen Nacht schwieg der Schwarzhaarige auch noch mehrmaligen Fragen von Tora und Die, die unbedingt wissen wollten, was geschehen war.

Saga selbst konnte sich denken, wieso Aoi schwieg. Er hatte einen tiefen Schock davongetragen und sein Körper sowie seine Seele hatten schwer gelitten. Anscheinend waren die psychischen Verletzungen sogar schlimmer als die physischen.

Der Dunkelblonde zündete auch die letzte Kerze an, damit der Raum wenigstens etwas beleuchtet wurde und er Reitas sowie Rukas Verletzungen behandeln konnte. Beide waren bisher nicht erwacht, aber soweit über den Berg, dass ihnen keine Lebensgefahr mehr drohte. Zumindest reichte Sagas Wissen soweit aus um das beurteilen zu können.

Ruka hatte den Mordanschlag recht gut aufgearbeitet und die Wunde heilte zu Sagas Zufriedenheit. Der Brünette hatte ein wahnsinniges Glück gehabt, wobei Saga bei Reita schon an ein Wunder glaubte.

Am Morgen als Aoi und der Blondschwarze hier aufgetaucht waren, hatte er nicht geglaubt, dass Reita überleben würde. Die tiefen Verletzungen in den Schultern, die Sehnen und Muskeln stark beschädigt und einen immens hohen Blutsverlust zu verzeichnen hatten, hatten ihn deutlich an seine Grenzen geführt. Die Wundränder waren ausgerissen und durch Erde und Dreck stark verschmutzt gewesen und das hohe Fieber, welches Reita in den darauf folgenden Tagen befallen hatte, zeugte von einer Blutvergiftung.

Doch dann in der vergangen Nacht war das Fieber mit einem Schlag verschwunden und Reitas Zustand hatte sich rekordartig stabilisiert. Jetzt hatte der junge Mann nur noch ruhig geschlafen und Saga war sich sicher, dass der Blondschwarzhaarige auch bald erwachen würde.

Dies sagte er nun auch Aoi, als er Ruka versorgt hatte und auf den Schwarzhaarigen zukam, in der Hand einige Utensilien um die Wunden des Bewusstlosen zu versorgen.

Aoi hob seinen leeren Blick und sah Saga an, reagierte jedoch kaum auf ihn, sondern senkte seinen Kopf wieder. Saga seufzte, kniete sich neben das Bett und schlug die Decke zurück, die Reitas Körper bedeckte. Der junge Mann lag auf dem Rücken und der Dunkelblonde hatte sofort Zugang zu den schweren Verletzungen der Schultern. Er entfernte die Verbände, die nun kaum noch Blut aufwiesen, eine weitere Besonderheit, die mit einem Schlag eingetreten war. Die Blutungen hatten wie das Fieber war abrupt aufgehört. Er desinfizierte die Wundränder, die sich jetzt auch langsam schlossen, trug eine dünne Salbe auf und verband den Älteren dann wieder. Anschließend kümmerte er sich um die anderen Verletzungen, die weniger bedrohlich und bereits mit einer dicken Schorfkruste überzogen waren. Nur Reitas Handgelenk war nach wie vor geschwollen und gerötet und zeigte keinen Heilungsfortschritt.

Saga konnte nicht genau sagen um welche Art Verletzung es sich dabei handelte, doch sie war definitiv älter als die anderen und unter der feinen Haut zeigten sich dunkle Punkte und blaue Verfärbungen, die von einem gesplitterten Knochen stammen konnten.

Saga packte die Utensilien wieder weg und kehrte zurück zu dem Schwarzhaarigen, nahm die leere Schüssel an sich, die neben dem Stuhl des Jüngeren stand.

//Wenigstens isst und trinkt er.//, dachte er bei sich, betrachtete die schmale Gestalt des Jungen. „Aoi… wie geht es deinen Rippen?“, startete er den Versuch zu einem Gespräch. Doch alles was er als Antwort erhielt, war ein Nicken seitens des Schwarzhaarigen, die einzige Kommunikation, auf die Saga hoffen konnte. Es war ein Zeichen, dass es ihm besser ging.

Der junge Mann seufzte und wollte aufstehen um etwas zu Essen zu holen, als eine Regung des Blondschwarzhaarigen seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte.

Sofort stellte er den Teller wieder hin und kniete sich neben Aoi. Tatsächlich bewegten sich die Lider Reitas unruhig und sein Körper begann sich leicht zu regen und zu zittern. Würde er jetzt endlich aufwachen?

Mit einem Stöhnen öffneten sich schließlich Reitas dunkle Opale und er blinzelte benommen einige Male, konnte seine Umgebung nicht klar erkennen. Alles war für ihn verschleiert und verschwommen. Sein Körper fühlte sich unglaublich schwach und schwer an und als er eine Hand heben wollte, brauchte er mehrere Anläufe bis er es schaffte, jedoch lies er sie sofort wieder sinken als ein starker Schmerz durch seinen gesamten Arm jagte.

„Beweg dich lieber nicht zu sehr, sonst brechen die Wunden wieder auf.“, sprach eine leise Stimme zu ihm. Verwirrt wem sie gehörte, versuchte Reita seinen Kopf zu drehen, doch selbst dazu war er nicht in der Lage.

Saga belächelte dies und ein großer Stein fiel ihm vom Herzen. Endlich… ja endlich hatte er die Gewissheit, dass auch Reita vollends über dem Berg war und es jetzt nur noch aufwärts gehen konnte. Er sah zu Aoi neben sich und bemerkte wie endlich wieder Leben in die dunklen Iriden zu kehren schien. Der Schwarzhaarige zuckte leicht und drückte Reitas Hand etwas fester, wollte wohl, dass der Ältere spürte, dass er bei ihm war.

Und tatsächlich schien Reita es zu bemerken, denn das Zittern in seinem Körper lies nach und er schloss die Augenlider wieder etwas, entspannte sich zusehends.

Aoi streichelte nun leicht über die verbundene Hand und ein sanftes Lächeln schlich sich auf seine Züge. „Endlich… endlich bist du wieder da…“, hauchte er tonlos, fast nicht hörbar und trotzdem vernahmen beide Anwesende die feine, zarte Stimme.

Für Reita war es wie ein wohltuendes Balsam, das seinen geschwächten Zustand etwas beflügelte und er unter Anstrengung seinen Kopf drehte und nun Aois Gestalt neben sich erblickte. Einige Strähnen seines Haares verbargen ihm die vollkommene Sicht auf seinen Engel, doch dieser strich sie beiseite und sah den Geliebten warm an.

Es war ein fast magischer Moment, den selbst Saga spüren konnte. Der Dunkelblonde schloss seine Augen und stand dann auf. Er wollte die beiden nun etwas allein lassen, doch er würde in der Nähe bleiben und seine beiden Sorgenkinder überwachen. Er schritt um die Liege herum und ging wieder zu Ruka.

Die Liebenden schienen das nicht einmal zu bemerken. Sie waren in einer Welt gefangen, die nur sie wahrnahmen. Aoi streichelte immer noch sanft über Reitas Hand und lies diese nun über das Gesicht des Älteren gleiten, spürte wie sich der Blondschwarze der sanften Bewegung entgegenbewegte.

Die Augen hatte er wieder geschlossen, genoss einfach. Und dennoch kehrten langsam Erinnerungen zurück, zeigten ihm noch einmal das Geschehen der erschütternden Nacht. Aber es schien unwichtig in diesen Momenten. Aoi lebte, war bei ihm und er durfte die Berührungen seines Geliebten spüren. Selbst wenn er tot sein sollte, könnte der Himmel nicht schöner sein.

Aber so langsam verschwand der Zauber des Augenblicks und er bemerkte andere Geräusche um sich herum. Das Flackern der Kerzen, das Atmen anderer Personen, Sagas leises hantieren im Hintergrund. Die dunklen Opale öffneten sich erneut und sahen Aoi an. „Wie geht es dir?“, hauchte er leise und mit kratziger Stimme. In seinem Körper brannte der Durst und sein Rücken zog unangenehm. „Jetzt wo du wieder da bist, könnte es mir nicht besser gehen.“, hauchte Aoi genauso leise zurück. Die Stimme des schwarzhaarige war noch immer etwas stockend und leise. Reita grinste leicht. „Ich kann dich doch nicht alleine lassen, ohne vorher noch einmal dein hübsches Gesicht zu sehen.“, meinte er, wollte nun auch seine Hand ausstrecken, doch zuckte dieser wieder unter den Schmerzen zusammen. „Nicht bewegen.“, meinte Aoi sofort alarmiert, ergriff die Hand wieder und schloss sie in die seine.

Reita verzog leicht das Gesicht. „Scheint wohl, als hätten die Mistkerle mich doch ganz schön außer Gefecht gesetzt. Wo sind wir?“

„Bei Tora und Saga… wie du es wolltest.“, antwortete Aoi sofort und Besorgnis tauchte in seinen Augen auf. „Ich hatte solch eine Angst um dich.“, kam es dann über die Lippen des Jüngeren. Reita grinste schief. „Ach was… Unkraut vergeht nicht. Das weißt du doch.“, witzelte er und musste mit einem Mal husten, sodass sein Körper geschüttelt wurde und erneut eine Schmerzenswelle ihn durchjagte. „Hnn…“, entkam es Reitas Kehle. „Na, wenn du schon wieder Witze reißen kannst, war unsere Sorge wohl überflüssig.“ Reita öffnete die Augen wieder und sah nun in Sagas lächelndes Gesicht, der in der Hand einen feuchten Lappen hielt und damit jetzt Reita den Schweiß von der Stirn tupfte. Auch wenn der Blondschwarzhaarige es nicht zugeben wollte, tat diese Kühle ungemein gut. „Und bleib liegen!“, fügte Saga seinen Worten noch einmal hinzu.

Reita nickte nur leicht. Er nahm den Ratschlag gerne an. Er würde wohl eh nicht aufstehen können ohne sofort wieder den Boden zu knutschen.

„Ich hole dir etwas zu trinken, weil ich denke, das kannst du vertragen.“ Damit verschwand Saga erst einmal und ließ die beiden Liebenden allein.

Reita und Aoi blieben zurück und genossen einfach ihre Zweisamkeit. Sie beide redeten aber nicht über das Vergangene, sie genossen im Moment einfach, dass sie beide einander hatten.
 

***
 

Was jedoch keiner von allen wusste war, dass etwa zur selben Zeit auch zwei weitere Personen sich dem Versteck Toras im Schatten der Dunkelheit näherten.

Ni~ya und Sakito hatten sich in dunkle Kleider geschlungen und fielen kaum auf, bewegten sie sich doch so lautlos wie ihre Schatten selbst, verschmolzen immer wieder mit den dunklen Schemen der Gebäude.

Doch ihr Ziel war klar vor Augen.

Und bald hatten sie es auch erreicht. Kein Licht zeugt von dem Leben, welches sich unter den Mauern des Gebäudes erstreckte und doch war es da. Beide Transgenos fuhren ihre scharfen Sinne aus, spürten die Anwesenheit des Tribes.

Sakito lauschte tief in sich hinein, suchte gezielt nach der Präsenz Reitas und fand sie schließlich auch. Und zu seiner Freude war sie stärker als noch vor einigen Stunden, als er gegangen war.

„Er scheint bei Bewusstsein zu sein.“, raunte er in die Dunkelheit, schlug etwas die Kapuze zurück. Ni~ya spürte er deutlich hinter sich, als sie die letzten Meter überwanden und schließlich vor der Tür standen, die sie in das Innere des Gebäudes führen würde.

Der Ältere der beiden hielt sich komplett im Hintergrund, würde Sakito alles überlassen. Dieser klopfte nun laut an das Holz. Sie hatten sich geeinigt auf direkte Konfrontation zu gehen. Und schnell näherten sich Schritte und das Holz wurde vorsichtig aufgeschoben und Sakito blickte direkt in den Lauf einer Waffe.

„Wer da?“, ragte eine kalte Stimme, die Sakito sofort als die von Die identifizierte. Der Rothaarige sah ihn grimmig und misstrauisch an, schien ihn erst einmal nicht zu erkennen. Eine zweite Person tauchte hinter dem Rothaarigen auf, nicht minder misstrauisch.

Sakito blieb unbeeindruckt stehen, zog auch das Tuch aus dem Gesicht und zeigte sein Gesicht seinen Gegenübern, die eine kleine Neonlampe bei sich trugen. Und nach einem Moment erschien Überraschung, dann Erkennen und schließlich wieder Misstrauen in ihren Gesichtern. „Was willst du?“, fragte nun Tora, der sich an Die vorbei schob um Sakito näher zu sein. „Mit Reita sprechen. Es ist eine wichtige Angelegenheit.“, meinte er gelassen ruhig, aber mit Druck in der Stimme. Der Brünette wusste, dass es nicht einfach sein würde und dieses Wissen bestätigte sich auch als Tora die Augenbrauen zusammenzog und Die die Waffe wieder anhob. „Und was, wenn ich fragen darf?“ „Etwas, dass eigentlich nur ihn angeht. Aber weil ich genau weiß, dass ihr uns nicht hineinlassen werdet, wenn ich die Frage nicht beantworte, folgendes. Die Gegner, die auch Aoi entführt haben sind noch hier und sie sind gefährlich. Ich möchte ihn davor warnen.“, sagte er. Tora blieb weiterhin distanziert und die Waffe auf Sakito gerichtet. „Gut… dann können wir ihm das sagen und wer ist der Zweite?“ Erst jetzt richtete der Tribeführer den Blick hinter Sakito und entdeckte Ni~ya im Schatten stehen.

Sakito blickte sich nicht um. „Weil es noch einige Dinge gibt, die Reita dazu wissen muss, die ihr nicht wisst! Und zu eurer zweiten Frage: Er ist derjenige, der mein Leben und das von Reita gerettet hat.“, meinte er nur.

Das Misstrauen blieb noch immer. Und wurde nun vielleicht sogar größer. „So und was sagt uns, dass das alles nicht eine Falle ist und du nur darauf wartest zu ihm zukommen, um ihn auszuliefern?“ Eine berechtigte Frage. „Ganz einfach. Wenn es so wäre, würdet ihr hier nicht mehr stehen, sondern schon durchlöchert sein, denn ich wäre sicher nicht allein gekommen.“, erwiderte Sakito nun genau so kalt darauf.

Ein Argument das eindeutig auf seine Kappe ging. Tora und Die sahen sich an. Es war Tora, der das Wort wieder erhob. „Okay… du darfst zu ihm, doch dein Freund bleibt hier und machst du auch nur eine falsche Bewegung sind er und du tot!“ Innerlich lachte Sakito nur über diese Drohung. //Ehe du dazu kommst deine Waffe zu benutzen, bist du bereits auf dem Boden!//, dachte er innerlich, nickte dann aber. „Kein Problem.“, erwiderte er. „Und deine Waffen legst du hier ab! Los!“ Tora war unfreundlich, etwas, dass Sakito nachvollziehen konnte. Auch damit hatte er kein Problem, denn er führte lediglich zwei Wurfsterne mit sich, die er vor Tora auf den Boden legte. „Das ist alles?“, fragte der Dunkelhaarige argwöhnisch. „Du kannst auch gerne eine Leibesvisitation durchführen, aber ja, das ist alles.“, knurrte Sakito leise, was Toras Zorn auf sich lenkte. „Halt die Klappe!“, fuhr der Dunkelhaarige den Brünetten an, schubste ihn dann aber in das Innere und drückte ihm nun selbst eine Waffe in den Rücken.

„Die du gibst auf den Typen da Acht! Bewegt er sich, schieß!“

Er selbst drängte Sakito durch den dunklen Gang in das Innere des Hauses und wie auch schon wenige Tage zuvor richteten sich die Blicke aller Anwesenden auf Sakito und Tora. Doch dieses Mal wesentlich aggressiver und auch ängstlicher, immerhin blieb den Tribemitgliedern nicht verborgen, dass Tora Sakito mit einer Waffe bedrohte.

Ein dunkelblonder Haarschopf löste sich wieder von den anderen und Saga war mehr als erstaunt.

„Sakito! Was willst du hier?“, fragte er überrascht und als Sakito antworten wollte, fiel Tora ihm ins Wort. „Er ist nur da um Reita einen kleinen Besuch abzustatten und dann wieder zu verschwinden.“ Saga zog die Augenbrauen an, besorgt und zweifelnd. „Aber Reita ist erst vor ein paar Stunden aufgewacht und nicht wirklich in der Lage…“ „Es wird nicht lange dauern, das verspreche ich.“, meinte Sakito nun, den die ganze Situation langsam aber sicher nervte. Saga sah ihm in die Augen, bemerkte die Ehrlichkeit.

„Okay… aber ich komme mit und Tora nimm doch endlich die Waffe runter!“, meinte nun der Dunkelblonde zu dem Dunkelhaarigen. Dieser blieb jedoch hart. „Nein. Die bleibt oben und ich komme auch mit! Ich traue diesem Kerl nicht!“, meinte er.

Da konnte selbst Saga nichts machen.

Sakito fand sich damit ab, ließ sich den vertrauten Weg zu dem Raum führen, in dem er damals zusammen mit Saga Ruka behandelt hatte.

Saga ging voran, es folgte Sakito und dahinter Tora, der die Waffe noch immer gegen den Rücken des Brünetten gerichtet hatte.

Saga klopfte leise an die Tür. „Aoi… Reita. Ich bin es.“, meinte er um die beiden nicht zu überraschen und öffnete dann die Tür.

Sowohl aoi als auch Reita hatten sich kaum von ihren Plätzen bewegt, doch der Schwarzhaarige hob den Kopf von der Liege und sah Saga an, bemerkte schnell die beiden Personen hinter ihm. Er riss die Augen auf. „Wer… ist das?“, fragte er stockend, machte nun auch Reita, der vor sich hingedöst hatte auf die anderen aufmerksam.

Seine Sinne funktionierten noch nicht vollständig, so hatte er das Näher kommen der anderen kaum bemerkt.

Jetzt aber drehte er den Kopf zur Tür. Er lag inzwischen auf dem Bauch, versuchte aber die beiden Verletzungen nicht zu quetschen und schnell erkannte er Sakito.

Überraschung und auch Verwirrung zeichnete sich sofort auf seinen Zügen ab und er wollte hochfahren, als Aois Hände ihn sofort davon abhielten.

„Sakito…“, keuchte Reita nur.

Nun richtete auch Aois Blick sich auf den Brünetten, der jetzt mit Tora das Zimmer betrat. Reita und er, Aoi, hatten in den vergangenen Stunden über einiges geredet, auch über die flucht und den abscheulichen Abend und Reita hatte ihm offenbart, dass es die Aufopferung dieses Jungen, Sakito, gewesen war, dass sie beide überlebt hatten und fliehen konnten.

Sakito richtete den Blick auf beide und sah dann genau Reita an. Er las die Frage in den Augen des Älteren, grinste ihn leicht an, verlor nur diesen winzigen Moment den ersten Gesichtsausdruck. Doch sofort wurde er wieder steinhart und ernst, erinnerte er sich doch an die Dinglichkeit seines Erscheinens. Er achtete nicht auf Tora oder Saga und Aoi, sondern sprach nur zu Reita.

„Ich weiß was du denkst und annimmst, doch wie du siehst bin ich wohlauf. Aber ich bin aus einem bestimmten Grund hier, den ich unbedingt mit dir unter vier Augen bereden muss.“ Sofort verstärkte sich der Druck der Waffe in seinem Rücken, doch sakito achtete nicht darauf. Sein Blick war stur auf den Blondschwarzhaarigen gerichtet.

Tora schnappte. „Vergiss es! Damit du ihn gleich zur strecke bringst?!“ Alle Blicke bis die der beiden Angesprochenen richteten sich auf Tora. Es war Reita der erneut die stimme erhob. „Lass ihn Tora. Du brauchst ihm nicht zu misstrauen. Ihm allein ist es zu verdanken, dass Aoi und ich hierher kommen konnten und entkommen sind. Und nimm die Waffe runter!“ Sofort zogen sich Toras Augenbrauen wieder an und er war im Moment unfähig wirklich zu entscheiden. Doch dann nahm Saga ihm die Entscheidung ab, als er nach seiner Hand griff und die Pistole an sich nahm.

„Lass uns gehen und die beiden reden.“, meinte der Dunkelblonde sanft und lächelte ihn an. Tora sah ihn an, dann wieder Sakito und Reita, noch immer mit einem skeptischen Funkeln in den Augen. Doch dann gab er nach. „Okay… aber nur 5 Minuten!“ Damit drehte er der kleinen Gemeinschaft den Rücken zu und wartete vor der Tür auf Saga und Aoi.

Letzterer wusste nicht was er tun sollte. Er wollte nicht von Reita fort, nicht einmal fünf Minuten. Was mussten die beiden unter vier Augen besprechen? Waren es etwa noch mehr Geheimnisse, die er nicht verstand? Er klammerte sich fast halt suchend an Reitas Hand. Dieser streichelte vorsichtig über die Aois. „Keine Angst. Ich werde dir später alles erklären und diesmal endgültig.“, meinte er beschwichtigend und mit einem sanften Lächeln. Aois Augen glänzten noch immer unsicher, aber dann nickte er. „Gut… ich warte draußen.“ Damit ließ er den Blondschwarzhaarigen los und verließ den Raum, schloss die Tür.

Zurück blieben Sakito und Reita und einige Sekunden herrschte Schweigen, bis Reita es brach. „Wie bist du entkommen? Ich dachte sie hätten dich erwischt.“ Seine Stimme war noch immer etwas schwach.

Sakito trat näher an den anderen heran, blieb genau vor ihm stehen. „Nicht nur du hast es gedacht. Doch ich wurde durch einen mehr als glücklichen und unglaublichen Umstand gerettet. Aber das ist jetzt nicht wichtig. Ich bin aus einem bestimmten Grund hier.“ Sakito wurde immer ernster mit jedem Wort und am Ende war deutlich zu erkennen, wie dringlich diese ganze Sache war.

Auch Reita spürte das deutlich und wurde nun noch ernster, selbst wenn noch andere Fragen in ihm kreisten. „Welcher?“, fragte er kurz abgebunden.

„Ich mache es kurz. Menticore ist wieder hier und dieses Mal wohl mit mehreren Einsatztruppen, die langsam aber sicher die ganze Stadt nach uns durchkämmen und es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis sie einen von uns finden.“, teilte Sakito dem Älteren die erschreckenden Neuigkeiten mit und er konnte genau sehen wie es in Reitas Kopf arbeitete, sein Blick sich verdunkelte und er die Zähne aufeinander biss.

„Verdammt… die sind lästiger als Schmeißfliegen!“, fluchte er. Sakito nickte. „Ich wollte, dass du das dringend weißt und noch etwas. Ich habe vor die Stadt zu verlassen, weil es hier einfach zu gefährlich ist und ich wollte dir anbieten mit mir zu kommen. Natürlich weiß ich, dass du Zeit zum Nachdenken brauchst und wieder auf die Beine kommen musst. Ich warte eine Woche, maximal aber 10 Tage und dann musst du wissen, ob du mitkommen willst oder nicht.“ Es waren klare Ansagen, die Reita erst einmal verdauen musste.

Es vergingen einige Minuten in Stille und schließlich erhob er wieder das Wort. „Ich… werde darüber nachdenken.“

„Sehr gut. Ich werde dir dann in den nächsten Tagen immer wieder Nachrichten zukommen lassen und dir dann auch meinen Aufenthaltsort mitteilen, wo ich auf dich warten werde. Jetzt aber muss ich wieder gehen. Ich brauche selbst noch ein Versteck wo sie mich nicht aufspüren können.“, meinte Sakito weiterhin.

Erneut schwieg Reita einen Moment. „Okay… dann… pass auf dich auf. Ich werde deine Nachrichten beantworten und zurücksenden.“

Sakito lächelte leicht. „Keine Sorge… die bekommen mich nicht so schnell. Also Reita… ich werde warten und wenn du nicht kommst, weiß ich wie du dich entschieden hast. Sorge du dafür, dass du schnell wieder auf die Beine kommst und ich denke das hier wird dir helfen.“ Mit diesen Worten packte Sakito eine kleine Phiole und eine Spritze auf den Stuhl, auf dem bis vor kurzem noch Aoi gesessen hatte. Reita bemerkte die Geste und blickte zu den beiden Utensilien.

Neues Tryptophan… etwas, dass er dringend brauchte.

„Danke…“, raunte er.

„Keine Ursache. Also ich melde mich. Bis dann…“ Sakito hob die Hand noch einmal zum Gruß und für einige Augenblicke trafen sich ihre Blicke, ehe auch Reita schwach die Hand für einen Abschiedsgruß hob. „Bis dann.“

Damit verschwand Sakito und Reita blieb zurück, durcheinander und mit der Entscheidung auf sich gestellt, was er nun tun würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (15)
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Von: abgemeldet
2008-07-29T08:58:08+00:00 29.07.2008 10:58
niya ist ja mal sehr kalt und abweisend ;_;
saki tut mir leid....
*drop*
und ich bin froh das rei überlebt hat ò.o
wäre auch sauer gewesen wenn nicht >___<
Von:  Ruki_
2008-06-28T18:31:57+00:00 28.06.2008 20:31
ich liebe es einfach diese ff zu lesen.
ich bin bei jedem kapi immer total gefesselt.
dein schreibstil is einfach atemberaubend^^
bin schon sehr gespannt auf das nächste kapi^^
und wir sollten wirklich mal wieder öfters schreiben^^
*knuddel*
Von:  -Monokuro-
2008-06-18T17:26:12+00:00 18.06.2008 19:26
uwah, tut mir leid das ich erst jetzt schreibe~
kam irgendwie immer nie dazu >-<
auf jeden fall find ich das kapi mal wieder seehr gelungen~ *-*
is immer so spannend.. und ich hör auch immer son dramatisches lied im hintergrund, da kann man sich das ganze so direkt vorstellen *-*
mwahaha~
bin gespannt wie sich reita entscheidet °O°
ich hoffe doch er wird mit niya und sakito mitgehen >-< mit aoi im gepäck natürlich xD
freu mich schon aufs nächste kapitel (^^)// chu~ <3
Von: abgemeldet
2008-06-09T15:02:25+00:00 09.06.2008 17:02
endlich gehts weiter
es wird immer spannender
ich frag mich nur, ob aoi reirei
selbst bei der flucht folgt ;)
nichan is soooo cool *_______*
du machst mivch schon neugierig, wie es weiter geht
Von: abgemeldet
2008-06-07T10:06:03+00:00 07.06.2008 12:06
Endlich hast du weitergeschrieben X___X
Das war wieder absolut wundertollig und ich bin froh, dass Ruka überlebt hat, dass es Aoi soweit gut geht, dass Reirei wieder okay wird und dass Saki wieder auf den Beinen ist. Alles in allem war das ein superwichtiges Gesundheitskapi ^___^
Das mit Ni~Ya und Saki find ich auch immer noch ein wenig seltsam, weil ich bei Ni einfach nicht durchblicke >///<
Und Aoi und Rei darfst du nicht trennen ja? Bitte nicht die zwei, das wär das schlimmste., was ich ever gelesen hab, wenn du die auseinander reißt Q___Q
*schon bei der Vorstellung heul*
Schreib bald weiter, ja? Das ist mit die beste FF, die ich ever gelesen hab...
*niederflausch*
Von:  MikaChan88
2008-06-04T20:09:00+00:00 04.06.2008 22:09
super kapi.
hoffe es geht bald weiter, freu mich schon aufs nächste kapi ^-^

cu,
MikaChan
Von: abgemeldet
2008-06-04T13:59:45+00:00 04.06.2008 15:59
Das Kapitel war laaaang. *jubel* Mehr davon!!!
Hat mir ganz gut gefallen. Das Chap hat ein bisschen Tempo rausgenommen und man kann jetzt selber erst mal alles wier in Gedanken ordnen.
Nur schade, dass Saki und Ni~ya nicht über einander herfallen. Ich will doch hoffen, dass die sich wieder in einander verlieben.^^ Anders geht's ja wohl nicht.
Ich hoffe, du lässt dir mir dem nächsten Kapitel nicht ganz so viel Zeit.^^
Weiter so! *wink*
Von: abgemeldet
2008-06-03T19:56:12+00:00 03.06.2008 21:56
*lächel*
schön was neues...
*grins*
ich hab mich echt gefreut..
und es ist toll wie immer. du hast total gute ideen und setzt sie super um. echt ein ganz ganz großes lob..
ich bin gefesselt wenn ich es lese..
das problem ist nur dass ich nicht immer gleich zeit habe..
*lächel*
ich freu mich auf das nächste..
mal sehen wie schnell reita sich entscheidet und was er aoi alles noch erzählt~
also bis dann.
gruß -maybe-
Von:  xXSakiChan
2008-06-01T20:46:37+00:00 01.06.2008 22:46
So, auch endlich gelesen^^
Ist echt sehr süß und es freut mich das es Reita so schnell wieder besser geht :D
Schade das saki nicht gesagt hat das niya aufgetaucht ist ><
Aber wäre wohl alles etwas zubviel für den armen reita gewesen^^
Ich hoffe es geht schnell weiter *plüsch*
Von:  kaya17
2008-06-01T12:56:51+00:00 01.06.2008 14:56
Tolles Kaptiel^^ ich bin gespannt wie es weiter geht^^


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