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Don't close your eyes

Taito-Challenge
von

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the challenge

Mit einem nahezu herzzerreißend leidenden Seufzer faltete er die Hände hinter seinem Kopf und ließ sich rücklings auf Kari’s Bett fallen.

„Vorsicht!!“ rief die Braunhaarige erschrocken und fuhr auf, als sie beobachtete, wie Yamato haarscharf mit dem Kopf an der Kannte des Hochbettes vorbeisauste. Kopfschüttelnd setzte sie sich wieder auf den Schriebtischstuhl und rückte etwas in den Raum hinein, näher zum Bett, während sie grinsend ihre Digitalkamera auf Yamato richtete und blitzschnell den Auslöser drückte. Doch sie war zu langsam und auf der Digitalanzeige ihrer Cam erschien nur ein verwischtes Weiß. Was war das Plüschtier, das Kari augenblicklich die Kamera aus der Hand riss. Sie verzog ihr Gesicht zu einem Schmollmund als sie die Cam wieder aufhob und mit wenigen Tastenkombinationen das versaute Bild wieder löschte.

„Ich will doch keine bösen Gerüchte heraufbeschwören, wenn plötzlich Fotos von mir in deinem Bett kursieren, Hikari.“ erläuterte der Blonde sachlich und seine Miene, die sich ob des kleinen Scherzes etwas erhellt hatte, verdunkelte sich wieder.

„Tai hätte sich sicher über das Bild gefreut!“ gab Kari trotzig zurück und grinste Yamato anschließend scheinheilig an. Ein dunkles, klangvolles Lachen schallte kurz durch den Raum und ließ Kari erstaunt dreinblicken. Sie hatte Yamato verdammt selten wirklich lachen gehört, daher überraschte es sie doch immer wieder, wenn sie mal in den Genuss kam..

„Ich wage es zu bezweifeln, dass Taichi seinen besten Freund so gern im Bett seiner kleinen Schwester sehen würde.“

„So betrachtet hast du wohl recht…“ Sie hasste es, wenn man sich alles so drehte, wie es einem passte, doch sie verzichtete darauf, den Hintergrund ihrer Aussage zu erläutern. Andeutungen hatten bei dem jungen Mann auf ihrem Bett eh keinen Sinn – genau wie bei ihrem Bruder.
 

Beide schwiegen einige Momente und hingen ihren eigenen Gedanken nach, ehe Yamato die Stille erneut mit einem seiner Seufzer unterbrach, jedoch diesmal weniger leidend als zuvor.

„Mensch Yamato! Du tust gerade so, als würde die Welt davon untergehen…“ versuchte Hikari den jungen Sänger ein wenig aus der Reserve zu locken.

„Du machst ja auch keine Anstalten das zu verhindern…“

Ein vorwurfsvoller Blick aus den tiefblauen Augen ihres Gegenübers brachte sie dazu den Blick zu Boden zu senken, wobei die junge Yagami das Plüschtier erblickte, das Yamato vorhin nach ihr geworfen hatte. Ihre schlanken Finger griffen nach dem weichen Fell und sie hob es hoch. Ihr nachdenklicher Blick lag auf dem Tier.

„Du bist doch sonst so kreativ, also lass dir was einfallen! Wenn Tai erfährt, dass ich meine Finger da mit im Spiel hatte, wir er bestimmt sauer sein und sich nicht mehr so freuen…“ Letzteres bezweifelte sie zwar, denn sie wusste, dass ihr Bruder sich über restlos alles freute was von Yamato kam, aber das musste man dem Blonden ja jetzt nicht auf die Nase binden.

Und schon wieder erfüllte ein Seufzen den Raum. Kari schloss sich dieses Mal an. Konnte Yamato das nicht lassen?

„Yamato!“ sagte sie etwas lauter, um die Aufmerksamkeit des Blonden, der gerade tief in Gedanken und Selbstmitleid versunken war, zu erlangen. Als er aufschaute, flog ihm auch schon das weiße Stofftier entgegen, was er jedoch noch locker auffing. Irritiert starrte er es an, drehte es so wie er es für richtig herum hielt und setzte es sich auf den Schoß.

„Er hat es Yama-chan getauft!“ grinste Kari ihm vergnügt entgegen.

„Wer?“

„Na Taichi!“ Elegant erhob sie sich und ging langsam im Zimmer herum um ihre Sachen zum ausgehen zusammen zu suchen.

Yamato fixierte das weiße Plüschbündel auf seinem Schoß.

„Das ist doch ein schlechter Scherz, oder? Warum sollte er…?“

Wieder grinste Kari und schlenderte zur Türe.

„Wie sagte er doch gleich?“ Sie legte sich eine Hand an ihr Kinn und tat so als würde sie angestrengt nachdenken. Mit vollstem schauspielerischen Talent und einer Stimme, die vor Theatralik schon tropfte sprach sie weiter.

„Es hat deine Augen~!“ In einer eleganten Drehung öffnete sie die Türe und zog sie hinter sich zu. Doch ehe sie gänzlich verschwand, steckte sie noch einmal ihren Kopf ins Zimmer herein.

„Zwei Tage hast du noch! Also streng dich an!“

Die Tür flog zu und das weiße Plüschschaf hinterher. Mit einem dumpfen Laut fiel es zum zweiten Mal heute zu Boden und irgendwie begann Yamato Mitleid für seinen Namensgefährten zu hegen. Schnell hob er es wieder auf und strich ihm durch das plüschige Fell.

„Er hat dich Yama genannt….“ Er konnte es nicht glauben und schmiss sich zurück auf Karis Bett fallen um dort auf Taichi zu warten.
 

Es war einige Zeit vergangen, doch noch immer saß der Blonde auf Hikaris Bett und starrte auf das weiße Plüschschaf in seinen Händen, als ein lauter Knall der Haustüre ihn auffahren ließ. Das aanschließende Rumpeln ließ ihn darauf schließen, dass der laute Ankömmling gerade seine Schuhe gefolgt von seinem Rucksack unsanft in die nächste Ecke beförderte. Mit einem sanften Lächeln auf den Zügen beschloss der Blonde seinem besten Freund entgegen zu kommen, also schlenderte er leise in den Flur. Es konnte nur Taichi sein, denn er erkannte ihn schon alleine an den Geräuschen, die er verursachte.

„Willkommen zuhause, Taichi.“ grinste der Blonde ihm entgegen und erntete dafür ein liebevolles Lächeln, nachdem der Fußballer realisiert hatte, wer ihn dort angesprochen hatte. Yamato lehnte elegante mit der linken Körperhälfte an der Wand und hatte auch seinen Kopf leicht angelehnt, sodass ihm die blonden Haarsträhnen ein wenig in die Augen fielen. Mit einer unglaublich beiläufigen Eleganz, die nur ihm in dieser Form zu Eigen war, strich er sie sich wieder hinters Ohr. Nur machten sie leider nicht den Anschein, als wollten sie dort lange verweilen.

„Yamato!!“ jauchzte Taichi regelrecht auf, machte einen Satz nach vorne und schon lag der Blonde in den Armen seines besten Freundes und rang nach Luft. „Nicht so stürmisch!“ lachte er hingegen und versuchte nur halbherzig sich wieder aus der festen Umarmung zu befreien, auch wenn im das nicht so ganz gelang. Taichis Arm lag noch auf seiner Hüfte, als er wieder in das gemeinsame Zimmer der beiden Yagamis gezogen wurde.

Erst als die Tür lauter als nötig hinter ihnen zufiel, erbarmte sich Taichi den jungen Sänger endlich loszulassen. Er hatte blendende Laune.

Er begutachtete Yamato und ein kleines Funkeln lag in seinen Augen.

„Du siehst umwerfend aus…“ lächelte er dann stolz und ließ sich auf die gleiche Weise auf den Schreibtischstuhl nieder, wie es seine Schwester ebenfalls vor einigen Minuten getan hatte.

„Danke…“ Verlegen senkte der Blonde den Blick. So als wüsste er nicht recht etwas mit sich anzufangen, ließ er sich einfach an Ort und Stelle im Zimmer nieder. Der Boden konnte ja auch bequem sein.

Natürlich sah er gut aus, schließlich tat er das immer… vielleicht sah er heute auch besser aus als sonst, schließlich hatte er sich ausgehtauglich gestylt… aber gleich umwerfend? Na, wenn Taichi das sagte, würde das wohl stimmen. Er lächelte leicht und war so in Gedanken versunken, dass er den verträumten Blick seines Gegenübers nicht mitbekam, der auf ihm lag.
 

Yamato trug ein tiefdunkelblaues Hemd, bei dem er die ersten beiden Knöpfe offen ließ, um den silbernen Anhänger in Form eines Sonnentribals zu präsentieren, den er an einem Lederbändchen um seinen Hals gebunden trug. Auf seinen Hüften saß eine elegante schwarze Stoffhose, die locker genug saß um genug Platz für Phantasien zu gewähren. Gehalten wurde sie von einem schwarz-silbernen Designergürtel, dessen Logo zwar nicht zu protzig, aber dennoch auffällig genug auf der silbernen Schnalle prangte. Er hatte es nicht nötig sich zu schminken, denn die Zeit dazu investierte er lieber in seine nahezu perfekt gestylten Haare, die seinem Auftreten den letzten Schliff verliehen.

Wieder strich er sich die Strähnen seiner blonden Pracht aus dem Gesicht und erwachte so langsam wieder aus seinem tranceähnlichen Zustand.

„Willst du dich nicht auch mal duschen und fertig machen? Sonst wird es noch später!“

Ihre Blicke trafen sich und als er die Intensität Taichis Blickes realisierte, fiel es ihm für einen Moment schwer, den kessen Ausdruck auf seinem Gesicht zu halten.

„Äh…. ja, natürlich…!“ schob er dann sehr taichi-untypisch ein und erhob sich mit einem leicht schiefen Grinsen. Yamato hatte ihn tatsächlich für einen Moment aus der Bahn geworfen.
 

„Taichi?“

Der angesprochene zog sich gerade das rote, etwas enger anliegende Shirt über seinen Kopf und griff nach der Bürste, die ihm jedoch sofort aus der Hand genommen wurde.

„Hm?“

Yamato trat hinter ihn und betrachtete den Brünetten in dem großen Spiegel vor sich, der sich ein wenig kleiner machte, damit Yamato besser an seine braunen Haare kam, die selbst im feuchten Zustand in alle Himmelsrichtungen abstanden. Die beiden waren perfekt auf einander abgestimmt und es bedurfte keiner Worte, dass ihre Handlungen fließend ineinander übergingen und sich so ideal zuspielten.

„Ich hab noch immer keine Ahnung, was ich dir zum Geburtstag schenken kann.“ klagte der Blonde sein Leid letztendlich doch hinaus, auch wenn er sich diese Blöße vor seinem besten Freund eigentlich nicht hatte geben wollen. Aber besser so, als in zwei Tagen mit leeren Händen dazustehen.

Taichi lachte kurz auf und lehnte sich ein wenig nach hinten, woraufhin Yamato sein Kinn auf Tais Schulter ablegte und seinen Arm um seinen muskulösen Bauch schlang.

„Lach mich nicht aus, das ist wirklich ein schwerwiegendes Problem für mich!“ rechtfertigte sich der Musiker und musste sich eingestehen, dass er in seiner Ausdrucksweise vielleicht etwas übertrieben hatte.

„Bind dir eine große rote Schleife um und versprich mir dann, eine Woche lang nur Augen und Zeit für mich zu haben!“

Die blauen Augen starrten einen Moment in die fröhlich funkenden Schokobraunen vor sich im Spiegel, ehe er mit leicht rosigen Wangen den Blick abwandte.

„Hast du es dir heute zur Aufgabe gemacht, mich so oft wie möglich in Verlegenheit zu bringen?“ Es war nur ein halb gelungener Versuch seine Unsicherheit zu überspielen, denn Taichi konnte den leicht erhöhten Herzschlag Yamatos deutlich an seinem Rücken spüren. Dieser jedoch machte sich wieder mit voller Konzentration daran, die große Herausforderung in Form einer braunen Mähne zu bändigen.

„Freiwillig würdest du ja nie Rosa tragen, also muss ich eben auf diese Weise dafür sorgen. Schließlich siehst du so noch schärfer aus~!“ lachte Taichi fröhlich. Doch das Lachen wandelte sich schnell in ein leises, klägliches Wimmern, denn Yamato übte seine Rache augenblicklich an den Haaren aus, die er eigentlich versuchte in Form zu bringen.

„Ist ja gut, ich nehm dich ja ernst!“ versuchte er seinen besten Freund zu besänftigen. Erleichtert stellte er fest, dass das brutale Ziehen an seinen Haaren nachließ, - ebenso wie der Schmerz. Taichi dachte nach. Er wusste, dass Yamato nur ungern Geld für irgendwelchen Schund ausgab, also fielen lustige Scherzgeschenke flach. Normalerweise wünschte er sich inzwischen nur noch Bargeld oder Gutscheine, aber er wusste, dass Yamato es vermeiden würde seinem Freund Geldgeschenke zu machen. Das war viel zu unpersönlich. Er grübelte weiter. Was würde er denn gerne von Yamato bekommen? Ohne übermäßig gefühlsdusselig klingen zu wollen, doch er wünschte sich eigentlich nur von ihm, dass der Blonde niemals von seiner Seite weichen würde. Okay, vielleicht war da noch ein klein wenig mehr und ein kleines Kribbeln in seiner Brust ärgerte ihn kurz. Schnell verdrängte er diesen Gedankenblitz wieder, so wie er es immer tat, wenn sich solche Dinge in sein Bewusstsein schlichen. Er wollte sich einfach nicht mit etwas auseinander setzen, das unter Umständen ihr Verhältnis zueinander auch nur in irgendeiner Art und Weise negativ beeinflussen könnte. Aber darum ging es ja jetzt auch nicht.

Geduldig gab Yamato ihm Zeit zum Nachdenken und strich länger als nötig durch Taichis Haare, ehe er es mit Stylingmitteln und Föhn zu bändigen versuchte.

„Eigentlich wünsche ich mir gar nichts von dir, Yamato…“ Taichi seufzte leicht und suchte nach Worten um seine Aussage zu bekräftigen, die sein Gegenüber nicht schon wieder in Verlegenheit bringen würden. „Wenn du einen leckeren Kuchen oder so für mich machst und dir den Tag nur für mich freihältst, damit wir mal wieder ausgiebig was mit einander unternehmen können, ist das Geschenk genug für mich.“ Wieder versuchte er frech zu grinsen um die Stimmung nicht völlig ins Kitschige abrutschen zu lassen, doch das schaffte er nicht und so wurde aus besagtem Grinsen nur ein Lächeln, das voller Zuneigung für den Blonden war.

Erneut blieb Yamato an diesen Augen vor sich im Spiegel hängen, gebannt von den Worten und diesen Gefühlen, die ihm so offen entgegen gebracht wurden.

„Das ist aber auch das Geringste, was ich für dich tun kann.“ Seine dunkle, ruhige Stimme klang leicht unsicher und für einen Moment war er über das arge Pochen seines eigenen Herzens erschrocken, das ihn ein kleines Stückchen von Tai wegweichen ließ.

„Du wirst 18, das ist etwas Besonderes, also will ich dir auch etwas Besonderes schenken.“
 

Yamato ahnte ja nicht, was er mit diesen Worten in Taichi loslöste und alleine das kleine Flackern in dem warmen Braun seiner Augen hätte verraten können, dass ihn erneut Gedanken überfielen, die er doch einfach nur verdrängen wollte.

„Dann mach halt etwas Besonderes für mich.“ schloss Taichi das Thema unsanfter als gewollt, doch Yamato nickte nur und nahm es so hin. Taichi würde schon seine Gründe haben. Innerlich seufzte der Blonde jedoch, denn sehr viel weiter mit seinem Geschenk war er nun doch nicht. Zusätzlich machten ihm diese Haare zu schaffen, die einfach nicht so wollten wie es der Sänger wollte und ein genervtes „Man!“ entwich seinen schmalen Lippen. Trotzig und wie zur Strafe bekam die angefluchte Strähne noch eine Extraladung Haarlack ab, ehe Yamato geschlagen die Arme sinken ließ.

„Das sieht auch nicht viel anders aus als sonst.“. Das Grinsen war endlich wieder in gewohnter Manier auf die ansehnlichen Züge des Braungebrannten zurückgekehrt und kritisch betatschte er seine Haare. „Nur noch widerspenstiger als sonst…“ stellte er fest und wich der Faust aus, die vorhersehbar in seine Richtung schnellte. „Hab aber trotzdem vielen Dank, Yama!“

Der Blonde lächelte nur leicht, schließlich hatte Taichi eigentlich auch Recht.

„Ich will ja nicht mit einem ungepflegten Hobel gesehen werden.“

Ein Lachen beider wie aus einem Munde folgte und Taichi jagte Yamato kitzelnd aus dem Bad zurück ins Zimmer.
 

Laute Musik dröhnte den beiden entgegen und munteres Lachen und Geschwätz war schon vom weitem zu hören, als sie gemütlich den Weg entlang schlenderten. Ein viel sagender Blick wurde in der stillen Kommunikation zwischen den beiden ausgetauscht. Sie waren in Partylaune und das hier war genau das, was beide brauchten.

„Yagami! Ishida! Da seid ihr ja endlich!“ wurden sie herzlich begrüßt und Izzy drückte beiden ein Glas in die Hand, während sich Mimi zwischen die beiden warf und ihre Arme um die Schultern der beiden legte.

„Das wurde aber auch Zeit ihr beiden!“ Ihr frecher Blick wanderte vom einen zum anderen. „Aber schön, dass ihr euch überhaupt von einander losreißen konntet und uns nun mit eurer Anwesenheit beehrt.“ Sie war schon angetrunken und die beiden Angesprochenen grinsten sich nur über sie hinweg an.

„Ganz genau, also hör auf zu meckern, schließlich hätten wir uns gut und gerne noch ein Paar Stündchen mit einander beschäftigen können, nicht wahr Schatz?!“ säuselte Taichi mit zuckersüßem Stimmchen und hielt Yamato sein Glas hin.

„Natürlich, Liebling.“ Antwortete der Blonde grinsend in ähnlichem Tonfall, ließ sein Glas kurz gegen das ihm entgegengehaltene klirren und beide leerten den Inhalt mit einem großen Zug.

Das Zeug haute rein. „Oh WOW!“ kam es wie aus einem Mund und Mimis und Izzis Grinsen wurde noch breiter. „Willkommen noch einmal, ihr beiden~“

Gut gelaunt warfen sich die Vier nun ins Getümmel.
 

Es waren viele Leute da, die sie ewig nicht gesehen hatten und dementsprechend waren sie die nächsten Stunden damit beschäftigt getrennt von einander sozialen Verpflichtungen nachzugehen, was natürlich auch bedeutete, mit jedem einen zu trinken, den man länger nicht gesehen hatte.

Die Dunkelheit hatte das Haus bereits verschlungen, als Yamato hinaus aus dem stickigen warmen Haus trat um einen Moment frische Luft zu schnappen. Als ihm die angenehm kühle Luft entgegenschlug wurde ihm erst bewusst, wie sehr der Alkohol schon wirkte und er beschloss, es nun ein wenig ruhiger anzugehen, Aber der Abend war toll, was das das Lächeln auf seinen Zügen eindeutig verriet, also wieso sollte man sich dann nicht auch mal ein wenig gehen lassen dürfen?

Er ließ seinen schmalen Körper auf den kalten Stein der Terrasse nieder und holte tief Luft, während er den Kopf in den Nacken legte und die Augen schloss. Yamato genoss es einen Moment und leise begann er den vertrauten Text des Liedes mitzusingen, das dumpf von drinnen an seine leicht betäubten Ohren drang. Er vergaß alles um sich herum während er so sang und genoss das schwindelige Gefühl in seinem Kopf. Daher bemerkte er auch nicht, wie sein bester Freund sich schon vor einiger Zeit neben ihn gesetzt und schon mehrer Male versucht hatte ihn anzusprechen.

Yamato erschrak fürchterlich und verstummte auf der Stelle, als er plötzlich eine fremde Hand auf seinem Mund spürte. Seine blauen Augen waren für einen Moment weit aufgerissen, doch funkelten sie direkt warm als sie auf die ihm so vertrauten Braunen trafen.
 

„Hast du mich erschreckt, Ichi.“ Hörte man undeutlich und konnte eigentlich nur erahnen, was er tatsächlich gesagt hatte. Die Worte waren nicht mehr als ein Hauchen gegen die Handinnenfläche gewesen. Yamato verwendete nur selten Spitznamen und vor allem nicht diesen, daher fuhr ein leichtes Zittern durch den braungebrannten Körper, ließ seine Hand ein wenig hinab gleiten, sodass seine Finger über die leicht geöffneten Lippen des Blonden strichen.

Yamato erschauderte leicht und dass ihre Blicke so intensiv aneinander hingen, ließ das angenehme Prickeln noch erheblich extremer werden. Ohne es zu merken glitt seine Hand zu Taichis um sie dort zu halten wo sie war, während sich zeitgleich seine Lippen um eine der Fingerkuppen schlossen.

Der Blonde konnte einen kurzen Moment des Erstaunens in den so unendlich warmen Augen erkennen, doch wich es schnell der tiefen Zuneigung und Zärtlichkeit, wie Yamato nur in den wenigen unachtsamen Momenten sah, wenn Taichi ihn gedankenverloren anstarrte und nicht merkte, dass sein Gegenüber es mitbekam. Aber niemals würde ein Wort über eine dieser privaten Augenblicke verloren werden, - das war ein unausgesprochenes Abkommen zwischen den beiden. So auch jetzt. Der Alkohol, den beide intus hatten sorgte dafür, dass sie ausnahmsweise mal nicht peinlich berührt auseinander fuhren, sondern es einfach nur genossen, wie offen sie sich ihre Gefühle entgegenbrachten.

Er konnte es nicht kontrollieren und wie von selbst fand seine Zungenspitze zu der Fingerkuppe, während sich Taichi näher zu dem Blonden beugte, der ihn gerade schier um den Verstand brachte ohne es anscheinend zu merken. Ganz vorsichtig, als habe er Angst den Blonden mit einer zu schnellen Bewegung zu verschrecken, legte er seine Lippen auf die leicht erhitzte Stirn und schloss genießend die Augen.

Auch der junge Sänger entschloss sich dazu seine Augen zu schließen und sein Gegenüber lieber mit allen anderen Sinnen intensiver wahrzunehmen. Eine ganze Weile verharrten sie so: Yamato, der die Fingerspitzen an seinen Lippen liebkoste und Taichi, der vorsichtig die Stirn und Haare des Blonden mit kleinen Küssen bedeckte, ehe die Türe hinter ihnen wieder aufging und die laute Musik zu ihnen hinüber drang, als noch jemand zu ihnen auf die Terrasse heraustrat.

Auch jetzt schraken sie nicht auseinander und es war beiden gleichermaßen egal, was der Neuankömmling für einen Eindruck von ihnen haben könnte. Die Zärtlichkeit hatte sie wie in einen abschottenden Kokon gehüllt. Yamato nahm nur langsam ihre Hände von seinen Lippen und ließ sie ineinander verhakt auf seinen Schoß sinken, während Taichi seine Wange auf dem blonden Haar bettete.

„Ah! Hier habt ihr euch also versteckt!?“ Mimis helle Stimme tat einen Moment lang in den Ohren der beiden weh, die sich an die angenehme Stille gewöhnt hatten.

„Tai, Sora sucht dich schon ganz verzweifelt!“ quiekte sie noch herüber und verschwand dann wieder in der bunten Masse der feiernden Leute im Inneren des Hauses.
 

Mit einem leisen Murren und mehr als deutlichem Widerwillen löste der Brünette sich von seinem besten Freund.

„Danke Yama….“ wisperte er ihm ins Ohr und blieb noch einen Moment vor ihm hocken, bis sich Yamato ihm völlig zugewandt hatte und ihn mit leicht fragendem Blick aus den benebelten blauen Augen, in denen etwas für Tai Undefinierbares lag, anschaute.

„Das gerade… was schon Geschenk genug für mich.“

Yamato war unfähig mehr als Reaktion als ein leichtes Kopfnicken von sich zu zeigen und als er Tais Atem wieder in seinem Gesicht spürte war ihm, als würde sein eh schon schnell pochendes Herz aus seiner Brust springen wollen. Er war wie paralysiert, konnte nicht mehr wirklich denken, nicht mehr wirklich agieren, nur noch fühlen. Alles in ihm war auf den Brünetten fixiert, der sich gerade von ihm entfernte und dessen begehrenswerter Körper ebenfalls nun im Partytreiben verschwand.
 

Ihm war auf einmal leicht kühl und er sehnte sich den warmen Körper zurück an seine Seite, wünschte sich die Berührungen zurück, die dieses angenehme Kribbeln in ihm auslöste.

„Verdammt…“ Seine Stimme versagte ihm fast und er fuhr sich mit den Händen durch die Haare, was seine Frisur etwas verstrubbelte, aber ihn noch anziehender machte. In seinem Kopf herrschte rege Ebbe. Nur die Frage, was Taichi gerade mit ihm gemacht habe, drang immer wieder an sein Bewusstsein.

Einige Momente verharrte er noch hier draußen um sein Herz wieder zu beruhigen und seine Gesichtsfarbe wieder auf ein Normalmaß zu reduzieren.

„Tai…“ lächelte er leise und sein Blick bekam kurz etwas verträumtes, ehe er sich wieder zusammenriss und sich zurück ins Partygeschehen war, obwohl er jetzt gut und gerne noch mehr Einsamkeit… oder Zweisamkeit hätte vertragen können.
 

„Matt?! Ist dir nicht gut?“ Yamato brauchte einen Moment zu realisieren, dass er angesprochen wurde und leicht desorientiert schaute er sich um. Warum laberte ihn einfach irgendwer an?

„Du sahst vorhin draußen so aus, als wäre dir schlecht.“

Schlecht? Das Wort schoss ihm durch den Kopf und er schüttelte leicht den Kopf. Er fühlte sich jetzt sicher alles andere als schlecht! Noch immer drehte sich sein Kopf nach der Person, die mit ihm sprach.

„Ich bin desorientiert, aber schlecht ist mir nicht…“ stichelte er etwas und endlich hüpfte ihm ein grinsendes Gesicht vor die Füße: Izzy. Leicht verärgert schaute er ihn an. Wo zum Teufel kam er jetzt her? Doch Yamato kam nicht dazu sich das lange zu fragen, da der kleine Rotschopf ihn schon am Arm gepackt und neben sich aufs Sofa gezogen hatte. Mit einem Grinsen wurde dem Blonden eine weitere Flasche Bier in die Hand gedrückt.

„Gut, dann kannst du ja noch mit mir weiter trinken!“
 

Jetzt erwiderte der Blonde auch endlich das Grinsen, stieß mit ihm an und schnell saßen sie nicht mehr alleine da. Die Zeit verflog regelrecht und langsam leerte sich das Haus auch schon wieder, als auch Matt beschloss, dass jetzt der passende Moment war sich ebenfalls auf den Weg nach Hause zu machen. Tai hatte er nur einmal kurz noch gesehen, als er mehrere Mädels seinem Charme unterliegen ließ. Er sah aber auch zu gut aus und an diesem Abend hatte er eine noch umwerfendere Ausstrahlung als sonst, mit der er jeden in seinen Bann ziehen konnte. Yamato hatte es ja am eigenen Leib erfahren.

Jedenfalls war das sein Empfinden gewesen. Daher schluckte er auch seine Eifersucht hinunter, die in ihm aufkeimen wollte, als er sich bei allen verabschiedete und dabei insgeheim nach seinem besten Freund Ausschau hielt, aber nirgends auch nur ein kleines Zeichen von ihm entdecken konnte. Wahrscheinlich amüsierte er sich gerade mit einem seiner vielen Fans, schoss es ihm bitter durch den hübschen Kopf, als er noch ein letztes Mal zum Abschied winkte und dann endlich seinen Heimweg antrat.

„Er hat ein Schaaf nach mit benannt….“ Völlig irritiert schlug er sich eine Hand vor die Stirn und versuchte das Bild des Plüschtieres wieder aus seinem Kopf zu verjagen. Gott weiß, wieso er ausgerechnet jetzt darauf kam, wenn er doch eigentlich böse auf Taichi werden wollte, damit die Eifersucht nicht wieder in ihm hoch kroch.
 

„Aber Tai… wieso denn nicht?“ Ihre Stimme klang verletzt und der Brünette musste seinen Blick abwenden, denn er wollte ihre Hoffnung nicht in Trümmern liegen sehen, die vorhin noch in ihren Augen geblitzt hatte. Es traf ihn und er fühlte sich schuldig, schließlich hatte er ihr mit jedem Kuss Hoffnungen gemacht. Langsam stand er auf, streifte ein paar Schritte umher und blieb am Fenster stehen. Sein Blick lag auf dem dunklen Asphalt und angestrengt suchte er nach Worten, die sie vielleicht weniger verletzen würde.

„Es tut mir Leid…“ fing er an und es war keine leere Phrase, wie sie es bei den meisten Kerlen sonst war. Es tat ihm wirklich weh, aber das Gefühl war erträglicher als das des Betruges, was ihn bei ihren Küssen beschlichen hatte.

„Weißt du, es gibt da jemanden… Ich dachte immer, ich würde nie auch nur den Hauch einer Chance haben,“ erklärte er ruhig, auch wenn er innerlich zitterte. Es war das erste mal, dass er es aussprach und das nun zu tun war wie es sich einzugestehen; diesen kleinen Fakt, den man bisher immer ignoriert und verdrängt hatte, gar versucht hatte zu leugnen.

Taichi sah einen dunkeln Schatten über die Straße huschen und sein Herz zog sich leicht zusammen, denn er erkannte die schmale Silhouette sofort.

„Aber… vielleicht ist es doch nicht so aussichtslos wie ich immer dachte.“ Langsam drehte er sich zu ihr um und zwang sich dazu sie direkt anzuschauen, egal wie schwer es ihm fiel. Er wollte ihr wenigstens etwas von dem Schmerz nehmen, die sie fühlen musste.

„Du würdest doch auch Treue von mir verlangen, oder?“

Sie starrte nur ungläubig und verletzt mit feuchten Augen auf den jungen Mann vor sich, der auf einmal viel erwachsener wirkte als sonst und den sie so wahnsinnig liebte und der sie gerade mit seiner Art abservierte, die sie doch so an ihm liebte. Mit einiger Verzögerung nickte sie endlich, wobei sich die Tränen aus ihren Augen lösten. Taichi konnte sich das nicht anschauen, er musste hier raus.

„Es tut mir wirklich Leid…“ Vorsichtig fuhr er mit seinem Daumen über ihre Wange, um ein paar Tränen wegzuwischen. Er schluckte hart und machte sich weg von diesem Ort. Hier konnte er nicht länger bleiben und es gab auch keinen Grund mehr auf dieser Party zu bleiben, denn den einzigen Grund hatte er vorhin gehen sehen.
 

Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen Kopf und ließ ihn gequält aufstöhnen. Ein weiterer Strich auf der Liste des Vorsatzes, nie wieder Alkohol zu konsumieren. Wenn er so ca 30 Striche hatte, würde er sich vielleicht auch mal ernsthaft überlegen den Vorsatz wirklich zu realisieren.

Er brauchte eine ganze Weile ehe er endlich die Augen öffnete und seine Umgebung begann schemenhaft wahrzunehmen. War er etwa auf der Couch eingeschlafen? Das würde jedenfalls diese unbequeme Lehne in seinem Nacken erklären, die ihm sicher noch zusätzliche Kopfschmerzen zu seinem Kater bescherte.

„TAICHI!“ kreischte Yamato erschrocken und sprang regelrecht auf, als er die Kopfstütze als fremden Arm identifiziert und Taichi neben sich entdeckt hatte.

„Was zum Teufel soll d-…“

Doch weiter kam er nicht, denn ihm wurde das Wort von einem barsch gebrummten „Halt die Klappe!“ abgeschnitten. So einen Ton hörte Yamato selten von seinem besten Freund. Sanft aber bestimmt wurde er gepackt und fand sich halb auf Taichi liegend in dessen Armen wieder.

„Zu dir war es kürzer als zu mir.“ Erklärte der Braunhaarige und Yamato entspannte sich wieder.

„Und nun schlaf weiter.“ Ein Blick auf die Uhr folgte. „Wir liegen grad mal seit drei Stunden im Bett.“ Yamato konnte Taichis Grinsen förmlich spüren, aber irgendwie fehlten ihm die Ambitionen dazu, sich auch nur Ansatzweise gegen Taichi zur Wehr zu setzen. Langsam schloss er die Augen und kuschelte sich regelrecht an Tai um es etwas bequemer zu haben. Es war ungewohnt so auf jemandem zu liegen und starke Arme um sich zu spüren.

„Du bist unbequem, Ichi.“ Mehr als diesen halbherzigen Widerstand bekam der Blonde nicht heraus, aber sein Ego würde es nicht zulassen, sich völlig kommentarlos zu fügen.

„Gestern Nacht hast du mir noch was anderes ins Ohr gehaucht.“ Dabei war Taichis Stimme nun selbst nicht mehr als ein Hauchen, denn der Schlaf hatte ihn schon fast wieder eingeholt.

„Ach sei still.“ Während auch Yamato wieder ins Land der Träume abdriftete, wanderte sein Arm um Taichis Bauch.
 

Ein wirklich glückliches Lächeln lag sanft auf dem Gesicht der beiden.
 

Yamato kniff die Augen etwas zusammen, schüttelte noch einmal ein wenig an dem Maßbecher und nickte zufrieden. Sein Augenmaß hatte sich mal wieder bestätigt. Vorsichtig kippte er den Inhalt des Bechers in die große Schüssel vor sich und quirlte es mit einem Rührbesen unter.

Irgendwie bekam er dieses abartig glückliche Lächeln nicht mehr von seinen Zügen und jetzt wo er Taichis Geburtstagskuchen backte, ärgerte er sich noch nicht einmal mehr darüber. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals so gut geschlafen zu haben und vor allem nicht schon seit seinem Erwachen gute Laune zu haben… SO gute Laune.

Er war alleine aufgewacht und hielt die kurze Konversation in der Frühe für einen Traum, auch wenn sein Nacken und der Geruch, der in seinem Bett hing, eine eindeutig andere Sprache sprach. Es war ihm irgendwie egal, welcher Teil seiner Selbst ihm nun einen Streich spielte, solang dieses gute Gefühl nicht aufhörte.

Außerdem musste er sich jetzt auf etwas Wichtigeres konzentrieren, schließlich hatte er die Sachen für Taichis Geburtstag vorzubereiten.

Yamato hatte etwas beschlossen: Wenn er Taichi schon sonst nichts schenken konnte, würde er alles geben, um ihm wenigstens einen Gaumenschmaus in vertrauter Atmosphäre zu bereiten, den er so schnell nicht vergessen würde – in der ein oder anderen Hinsicht.

Und so kochte und backte er sich die Seele aus dem Leib, einzig mit dem Gedanken an seinen besten Freund, der wohl gerade wie ein Irrer über den Rasen jagte und seine überschüssige Kraft an einem armen schwarzweißen Leder auslassen würde. Irgendwie tat ihm der Ball leid.

Yamato grinste leicht, als er eine rote Erdbeere am Stiel hinabhängend in die cremige dunkle Schokolade vor sich tauchte, die er erhitzt hatte und sie dann verkehrt herum zum Auskühlen auf einen Teller absetzte. Vielleicht würde er Taichi ja doch eine Kleinigkeit schenken, dachte er grinsend, denn die flüssige Schokolade, die ihn erschreckend an das Braun Taichis Augen erinnert hatte, brachte ihn auf eine Idee.

Sorgfältig wischte er sich die Hände an der grausam rosa Schürze ab, die nur noch aufgrund ihres ideellen Wertes ihren Weg an seinen Körper fand. Ebenso sorgfältig schaltete er alle Küchengeräte ab.

Mit einem halblauten „Bin sofort wieder da!“ ließ er die Haustüre hinter sich ins Schloss fallen.

Dieses dumme Schaaf würde es doch auch sicher mit braunen Knöpfen als Augen geben!
 

Vorsichtig tastete sich Taichi voran. Er war wahnsinnig gespannt, denn so was hatte er von Yamato nie im Leben erwartet. Flink wanderte eine Hand zu dem dunklen Tuch hinauf, das der Blonde ihm um die Augen gebunden hatte um ihm die Sicht zu nehmen.

„Autsch!“ Yamato schlug ihm augenblicklich die Hand wieder weg.

„Vertraust du mir nicht oder willst du dir die Überraschung verderben?“ Taichi grummelte leicht, aber mehr um Yamato zu ärgern als aus eigenem Ärger.
 

Der Blonde öffnete die schwere Türe, die das Treppenhaus vom Dach trennte und angenehm kühle Nachtluft schlug ihnen entgegen, zerzauste ihnen kurz in einer Böe das Haar. Der Griff um Taichis Hand verfestigte sich ein wenig und sanft zog er ihn hinter sich her hinaus auf die große Dachterrasse seines Hauskomplexes. Vorsichtig schob er ihn nun vor sich her und er war nicht minder gespannt auf Taichis Reaktion.

„So, jetzt genau hier stehen bleiben und kurz warten.“ Taichi konnte spüren wie Yamato flink weghuschte und irgendetwas vor ihm zurechtkramte. Es dauerte einen Moment, auch wenn er sich beeilte, denn die leichte Brise hier oben erschwerte ihm seine Arbeit ein wenig.

Als er fertig war, trat er wieder vorsichtig hinter den Fußballer und löste ganz langsam den Knoten, sodass der Stoff von selbst hinab glitt und Taichi einen Anblick offenbarte, den er so schnell nicht vergessen würde. Ohne es zu merken, hielten beide den Atem an.
 

Nervös und aufs Äußerste gespannt stand der Blonde hinter dem Sportler und wartete wie vergebens auf eine Reaktion. Jedoch schien diese auszubleiben und Yamatos Herz pochte stetig in schnellem Rhythmus. Das schwarze Band litt ordentlich unter seinen zittrigen Fingern während ihn die ersten Zweifel befielen, ob er nicht doch ein wenig zu dick aufgetragen hatte. Er wollte seinem besten Freund nur einen wunderbaren Geburtstag bescheren, aber was er hier geschaffen hatte, war eher das perfekte Candle Light –Dinner unter den Sternen für den zehnten Hochzeitstag. Yamato fragte sich von Moment zu Moment verzweifelter, was ihn geritten hatte, als sich Taichi doch endlich zu rühren schien. Nach einer für den Blonden schier endlosen Zeit. Der Brünette drehte sich so langsam um, dass der Blonde vor Aufregung und Nervosität fast tausend Tode starb, da er nicht wusste, wie Taichi das alles auffasste. Innerlich legte er sich schon massig Ausreden parat, die das alles rechtfertigen würden. Rechtfertigen, aber definitiv nicht erklären, wie Yamato feststellte.

Doch der Blick, der aus den endlos warmen braunen Augen auf das funkelnde Blau traf fegte ihm augenblicklich alle Zweifel und Bedenken aus dem Kopf und unweigerlich verschlug es ihm den Atem.

„Yama…“ Es war nicht mehr als ein Hauchen, das der Wind zu dem Blonden hinüber trug. Gott, diese Stimme, dieses zutiefst gerührte Lächeln und erst recht dieser Blick. All das machten Yamato unfähig nun zu reagieren. Noch nie hatte er je einen so liebevollen und glücklichen Blick gesehen und wie in Trance erwiderte er das Lächeln, woraufhin er verlegen den Blick senkte um den rosa Schimmer auf seinen Wangen nicht so offen preiszugeben.

Einige Momente verstrichen nun, in denen sich keiner rührte, keiner was sagte und letztendlich drehte sich Taichi nun doch wieder zu der Decke, die auf dem Boden ausgebreitet war. Licht spendeten die Kerzen, die überall in näherer Umgebung drapiert waren und zeigten ihm die liebevoll zubereiteten Leckerein, die bereit lagen nur um von Taichi vernascht zu werden. Ganz sachte bewegte er sich näher auf dieses wunderbare Bild hinzu und Yamato konnte nicht anders, als zuzuschauen, wie der Kerzenschein wunderbare Lichtspiele auf das glänzenden Haar und den muskulösen Körper zauberte. Er kam sich vor wie im Traum – jedenfalls war es mindestens so schön.

„Ist das alles für mich?“ Man merkte, dass Taichi diese angenehme Stille, die voller Magie lag, nicht zerstören wollte.

Unsinniger Weise nickte Yamato, obwohl der Brünette ihm den Rücken zugewandt hatte und so entschloss er sich, auf einem freien Platz Taichi gegenüber Platz zu nehmen, der sich inzwischen auf die Knie niedergelassen hatte um die ganzen Speisen genauer zu begutachten. Mit einem innerlichen Grinsen bemerkte der junge Sänger, dass sein gegenüber es kaum wagte, die von ihm angerichteten Dinge anzufassen und so nahm er eine der Schokoerdbeeren und hielt sie Taichi einladend hin.

Taichi begann zu grinsen. „Natürlich Yamato, dir fress ich aus der Hand…“ scherzte er und der Blonde registrierte den unsicheren Unterton in der Stimme, während ihm die Erdbeere aus der Hand genommen wurde und zwischen den roten Lippen verschwand. Unweigerlich drifteten Yamatos Gedanken wieder ab, auch wenn ihm dazu nicht lange Zeit gelassen wurde, denn das Piepsen seiner Armanduhr verriet ihm, dass es kurz vor Mitternacht war und so erhob er sich wieder.

„Erwarte jetzt keinen schnulzigen Song über Freundschaft oder so, denn so abgeschmackt bin ich nicht mehr…“ Wieder ein unsicherer Scherz um die Stimmung zu lockern und zu überspielen, dass sie es mochten wenn die Stimmung zwischen ihnen romantisch wurde. Taichi lachte. Vorsichtig kramte er wieder das Feuerzeug aus seiner Hosentasche und zündete die Kerzen auf dem Geburtstagskuchen vor ihnen an.

„Aber für ein paar schnulzige Worte reicht meine kitschige Ader gerade noch… Also…“ Yamato beugte sich etwas vor, strich dem Fußballer sanft durch die Haare und legte seine Lippen auf die leicht erhitzte Stirn des Geburtstagskindes.

„Ich wünsche dir alles Gute zum Geburtstag, Ichi. Ich bin froh, dass ich dich habe und mit dir heute hier in deinen Geburtstag hineinfeiern darf. Bitte bleib so wie du bist.“ Mehr ging nicht und so unkoordiniert wie die Worte auch waren, etwas Besseres brachte er unter Taichis Augen nun nicht zustande. Jedenfalls nicht, wenn sie ihn so anschauten.

Taichi indes lächelte nur, rührte sich kaum während Yamatos Worte und blies dann fast schon zu zaghaft die Kerzen aus, während er in Gedanken seinen Wunsch aussprach, der seit einigen Geburtstagen immer der selbe war und nur der kurze verstohlene Blick zu seinem gegenüber hätte dem Sänger ansatzweise verraten was es war.

„Ich hoffe, dein Wunsch erfüllt sich.“ Lächelte der Blonde noch zaghaft und lehnte sich wieder zurück, während seine schmalen Finger sich in das Geschenk bohrten, was er hinter seinem Rücken verborgen hielt. Das Essen war nicht das Einzige geblieben.

„Vielen Dank, Yama!“ Das war eine Spur zu enthusiastisch und nach einem Moment mussten sie beide lachen. Irgendwie war die Situation nun doch aus den Fugen geraten und ob der romantischen Stimmung konnten sie nicht anders, als es sich doch gegenseitig einzugestehen.

Yamato nutzte die Gelegenheit und warf Taichi ein weißes Pelzknäuel auf den Schoß, was dieser dann überrascht beäugte.

„Woher hast d-„ doch weiter kam er nicht.

„Du hast es Yama-chan getauft….“ Ein gespielt vorwurfsvoller Blick folgte und Taichi wich ihm aus, auch wenn es Yamato nicht entging, dass sich seine Wangen leicht rot färbten.

„Sorry… aber es hat genauso traurige blaue Augen…“ Nach wie vor zog es noch, wenn der Brünette einen auf niedlich machte und um das zu unterstreichen hielt er Yamato das Plüschtier mitten ins Gesicht um ihm die blauen Knöpfe aus direkter Nähe zu präsentieren.

„Spielkind!“ schimpfte er ihn aus und schob sich das Schaf mit der freien Hand aus dem Gesicht. „Es schaut doch nur so traurig, weil es allein ist, du Unmensch!“

Ohne es zu merken entglitt dem Blonden die Situation nun völlig und es kam ihm vor, als würde er neben sich stehen und sich selbst beim Agieren zuschauen. Doch Angst vor dem was kommen würde, spürte er keine.

„Und… worauf willst du hinaus?“ Taichis Stimme war dünn und der Schalk wich wieder aus ihm, denn seine Züge wurden wieder ernst.

Die Antwort landete ebenso wie >Yama-chan< zuvor auf Taichis Schoß. Es war braun. Es war plüschig.

„Es heißt Ichi-chan.“ Yamato hatte den Blick seitlich auf den Boden gelenkt. „Es schaut genauso bedäppert wie du.“

Taichi hielt das etwas dickere Plüschschaf aus der gleichen Serie wie sein Weißes hoch und begutachtete es genauer. Die braunen Knopfaugen waren etwas versetzt angebracht und das Gesicht etwas eingedellt, als habe es zu lange falsch gelegen. Bedäppert war noch ein recht netter Ausdruck gewesen.

„Na danke…“ Taichi versuchte zu schmollen, aber es gelang ihm nicht und Yamato quittierte es mit innerer Zufriedenheit. Jetzt hieß es Abwarten was sein Gegenüber mit den Andeutungen anfing. Noch immer war alle Aufregung verflogen.

Taichi ließ sich etwas Zeit und ließ sein Blick noch einmal über die Leckereien im Kerzenschein gleiten, ehe er sich nach hinten lehnte und seinen Kopf so in den Nacken legte, sodass er bequem in den Himmel schauen konnte.

„Yama-chan freut sich bestimmt darüber, dass Ichi-chan jetzt bei ihm ist. Jetzt verschwindet bestimmt auch sein trauriger Blick.“

Yamato lächelte und auch sein Blick folgte Taichis hoch in den fast schwarzen Himmel der gespickt war mit abermilliarden Sternen.

„Da bin ich mir sicher.“

Wieder folgte schweigen und sie regte sich kaum, ehe sie fast zeitgleich den Kopf wieder zueinander wandten und gegenseitig ihren Blick suchten. Ganz vorsichtig verhakten sich ihre Fingerspitzen, als sich ihre Hände endlich gefunden hatte und ein Lächeln folgte, das nur für den Andern bestimmt war.
 

„Happy Birthday, Ichi…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (17)
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Von: abgemeldet
2010-10-17T19:33:00+00:00 17.10.2010 21:33
Hach, das war ja zu niedlich...^^
ich konnt mir die beiden mit ihren schafen so gut vorstellen!
Du hast eine echt schöne Taito geschrieben... und ich hab davon schon so einige gelesen. also, bitte weiter so...

LG
Von: abgemeldet
2010-10-17T19:32:45+00:00 17.10.2010 21:32
Hach, das war ja zu niedlich...^^
ich konnt mir die beiden mit ihren schafen so gut vorstellen!
Du hast eine echt schöne Taito geschrieben... und ich hab davon schon so einige gelesen. also, bitte weiter so...

LG
Von:  Nikolaus
2009-07-21T15:57:52+00:00 21.07.2009 17:57
Oh nein, wie süß.
Die beiden waren jetzt wirklich mal zum Schießen ^^ Da kriegt man ja schon supermegadollesheftiges Herzklopfen allein vom Lesen! Da will ich gar nicht wissen, wie es den Protagonisten in Wirklichkeit ergangen ist...

Das mit den Schafen war eine wirklich knuffige Metapher. Das Schaf mit den 'traurigen blauen' Augen und das Schaf, dass 'so bedäppert' guckt. Als Yamato das gesagt, musste ich so anfangen zu lachen. Das klang so verdammt patzig, einfach typisch Yama. Nur damit man möglichst nichts zu Kitschiges sagt.

Obwohl das Candle Light Dinner an sich schon sehr kitschig war, oder? <3 Taj, da kam wohl die unbedachte Liebe ans Tageslicht und er hat all das für Taichi vorbereitet... hach, man, so was müsste es öfter geben. Einfach nur Essen und dann diese Liebeserklärung *schwärm* (Gut, erwischt, ich musste es zwei Mal lesen, um die Andeutung wirklich zu kapieren ><'')

Nur der Anfang hat mich ein bisschen verwirrt. Mit Hikari und auf dem Bett und der Andeutung mit Yamato AUF ihrem Bett... hm, nicht so tragisch, denke ich mal. Der Rest war so toll an sich, dass das fast schon wieder unwichtig war xD

LG,
Nikolaus

PS: Taito rules~ <333
Von:  Nozomi-chan
2007-11-24T13:14:35+00:00 24.11.2007 14:14
Wow... Die Fanfic ist wirklich sowas von schön!
Besonders hat es mir ja der Schluss angetan, der ist einfach so schön geschrieben, das hätte man nicht besser hinkriegen können, Respekt!
Mir gefällt die Metaphorik mit den Schafen - und überhaupt die Tatsache, dass es gerade Schafe sind (bin nämlich ein goßer Fan dieser knuffigen Tierchen!^^)!
Und so wie du Taichi und Yama darstellst, genau so sind das für mich Taichi und Yama- weißt du was ich meine? ... Eher nicht,wahrschienlich. ;) Aber diese Eigenschaften, diese Art diesen flair, den sie bei dir mitbringen, das ist für mich das, was die beiden ausmacht! Mir gefällt, wie du ihre (tiefe Freundschafts-)Beziehung darstellst und der Schluss, als sich ihre Finger ineinander halen...*schmacht* Irgendjemand hat es schon genannt hier: Man möchte am liebsten selbst wieder verliebt sein...

Toll, danke für die schöne Taito-FF! Bleib dabei!
Von:  razuberi
2007-10-26T13:07:35+00:00 26.10.2007 15:07
Kawaii~ *___* Einfühlssam, berührend, süß und unglaublich in der Harmonie~ *___* Schade, das diese FF nicht mehr Kommentare hat, ich würde sie Dir echt wünschen. Die kleinen Schwerze zwischen durch kamen gut an, das es 'nicht ganz so ernst' blieb, wie man es vllt. von solch einer Situation erwarten würde. Weiter so~ ^^
Von:  Elliiy
2007-09-30T17:37:23+00:00 30.09.2007 19:37
moi, das ist so süss *schwärm*

jetzt werd ich sicher immer doof kichern müssen wenn ich mein plüsch-schaf im bett seh XDDD''''
Von:  Nyn
2007-09-22T17:40:09+00:00 22.09.2007 19:40
Das war so schön! So zart und liebevoll und warm - da möchte man wieder selber verliebt sein!
Aber es ist halt eben mehr als nur verliebt sein, denn es ist eine Bindung zwischen zwei langjährigen Freunden, die immer tiefer und tiefer wird und so kannst Du Dir viel überflüssigen Schnickschnack sparen, denn die Vertrautheit zwischen den beiden hast Du ebenso gut getroffen, wie ihre (mehr oder weniger) neu entdeckten Gefühle!

Wirklich ganz stark und ein absolut verdienter erster Platz!

Das einzige, was mir aufgefallen ist - wahrscheinlich, weil ich das auch zu gerne übersehe - ist, daß Du ab und zu noch ein paar Rechtschreibfehler drin hast und sich manche Worte in zu kurzer Zeit zu oft wiederholen (z.B. das "bleiben", bevor Tai die Party verläßt). Ich bin mir sicher, daß das nur flüchtige Macken sind, denn Dein Stil ist ansonsten sehr schön.

Liebe Grüße

Nyn
Von:  ReiRei-chan
2007-09-19T16:35:50+00:00 19.09.2007 18:35
Ich habe eine Freundin, die liebt Schafe über alles, die hätte sich wahnsinnig darüber gefreut xDDD Aber ich mag die Geschichte auch und Schafe sind wirklich toll... i-wie versinkt die Welt in einer Schaf-o-manie! xDD

Ich mag deine Story! Herzlichen Glückwunsch zum ersten Platz ^^
Von:  ChichiU
2007-09-19T12:59:28+00:00 19.09.2007 14:59
süß. Das ist wahnsinnig süß geschrieben. Und dann auch noch Schaaafe^^ *g* ja Schafe sind toll.
Wirklich toll geschrieben und verdient gewonnen.
Von:  bebi
2007-09-18T12:16:13+00:00 18.09.2007 14:16
So was will ich hier viel zu sagen: Du hast gewonnen XD Das spricht ja für sich. Also ich Liebe die Schafe. Schafe sind cool Ò~Ó Schafe an die Macht^O^
am geilste war die Szene auf der Party, draußen....whuuuu...ganz starker Toback XD

Deien ff war einfach Herzzerreißend, süß, schafig und wunder wunderschön.

Udn ich hoffe inständig dich beim nächsten Wb wieder zu sehen. ^^

Ganz Liebe Grüße
Sarah


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