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September Storm

von

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Diskussionsrunde mal anders

Hi, alle miteinander! Ich bring wieder ein bisschen Nachschub zustande. Langsam aber sicher kommt auch wieder Spannung hinein. Viel Spaß!
 

Die Freunde besprachen sich stundenlang. Sie diskutierten nicht nur über ihre neuerliche Einberufung, die drei sprachen sich auch gegenseitig Mut zu. Keiner von ihnen wollte seinem Partner in die Augen sehen müssen, wenn sie ihnen sagten, was die Uhr geschlagen hatte. Colt zum Beispiel konnte die dicken Tränen seiner Frau schon sehen, wenn er ihr mitteilte, dass er wieder im Universum herumgurkte und Verbrecher jagte. Alleine bei dem Gedanken bekam der Cowboy schon einen Kloß im Hals und ihm wurde ganz mulmig.

April hatte nur einen Gedanken: Ob Chris wirklich so reagieren würde, wie in ihrem Traum? Sie wollte sich gar nicht ausmalen, welches Theater der Rennfahrer erst veranstalten würde, wenn sie ihm offenbarte, dass der Japaner vielleicht auch wieder dabei war. Nein, das würde die Blondine wohl besser verschweigen, bevor der Haussegen wieder schief hing. Eines hatte April von Chris’ letztem Ausraster gelernt: Sie wollte keinen Streit mehr. Die Ingenieurin war es niemals gewöhnt gewesen, sich rechtfertigen zu müssen, ihren Standpunkt klar zu machen und dann Abstriche zu machen. Sie war auf Ramrod nie dazu gezwungen worden, und ihr Vater hatte ihr selten gesagt, welche Bedeutung das Wort Nein hatte.

Aber die größten Sorgen machten sich die beiden um Saber. Er war noch nicht lange Vater. Beiden tat es unheimlich leid, dass Saber seine Familie verlassen musste. Immer wieder beäugten sie den Anführer, der seit seinem letzten Kommentar sehr schweigsam auf seinem Stuhl saß. Colt legte beide Hände auf den Tisch und rollte unruhig mit den Augen. Nüchtern, aber mit viel Verständnis in der Stimme, sprach Colt seine Gedanken nach einer halben Ewigkeit aus: „Wir verstehen es, wenn du hier bleibst, Säbelschwinger. Wenn du nicht willst, bleib bei deiner Familie.“

Erstaunt blinzelte Saber. Er hatte keine Minute daran gedacht, hier zu bleiben! Es war seine Pflicht, seine Freunde zu begleiten und auf sie aufzupassen. Er war der Anführer, und deshalb gab es für ihn kein Zurück in dieser Angelegenheit. Saber hatte nur Sorgen, dass die Zusammenarbeit mit den Freunden nicht mehr so einfach und reibungslos ablaufen könnte, wie damals. Sollte auch Fireball wieder zu ihnen stoßen, was Saber für absolut unrealistisch hielt, könnten die Probleme schneller wieder überhand nehmen, als geplant. Aber er gab die Hoffnung nicht auf. Das wäre Sabers Todesurteil, wenn er seine Hoffnung verlieren sollte. Milde lächelnd schüttelte Saber den Kopf: „Ich lasse meine Freunde nicht im Stich, das wisst ihr. Ich werde euch nicht alleine in den Kampf ziehen lassen.“

April streckte ihre Hand nach Saber aus: „Aber Matthew und Synthia brauchen dich auch. Und zwar hier, Saber.“

Aber auch darauf hatte Saber eine passende Antwort parat. Er würde sich von seinen Freunden nicht umstimmen lassen. Befehl war Befehl und wenn er tief in sich hineinhorchte, verspürte er sogar Freude auf die neuerlichen Abenteuer mit seinen Freunden. Er drehte den Kopf zu Colt: „Das selbe gilt auch für den Kuhhirten, aber der wird mit keinem Wort erwähnt. …Colt, wenn du lieber bei Frau und Kind bleiben willst, tu das bitte. Niemand ist dir böse.“

Sekundenbruchteile später landete Colts Hut in Sabers Gesicht. Lachend gab er zurück: „Damit ich den ganzen Spaß verpasse? Außerdem: Ich fliege ja nur mit, wenn die Rennsemmel wieder kommt!“

Colt schaffte es immer wieder, todernste Gespräche im Handumdrehen wieder in eine positive Richtung zu schwenken und zu dirigieren. Den restlichen Nachmittag verbrachten die drei deshalb damit, sich auszumalen, wie Commander Eagle wohl versuchen würde, Fireball aufzuspüren und ihm in weiterer Folge auch einen Job als Pilot anzubieten. Sie waren wirklich gespannt darauf, wie Charles diese Aufgabe lösen würde.

April kicherte: „Ich würde ja fast darauf wetten, dass er ihn notfalls an den Ohren herzieht.“

In diesem Moment waren alle Vorkommnisse vergessen, keiner wollte mehr darüber reden, zumal Saber und Colt unheimlich froh darüber waren, dass April überhaupt wieder über Fireball sprach. Und sie tat das ohne traurig zu sein, oder mit einem bissigen Unterton in der Stimme. Nein, sie behandelte Fireball wie einen alten Freund.
 

Kurze Zeit später stand Shinji wieder an seinem Schreibtisch und musterte Seiji. Geduldig wartete er, bis alle Kollegen bei ihnen standen. Seiji wunderte sich über dieses Aufgebot. Er hatte keine Idee, weshalb sie alle nun hier standen und auf ihn und Shinji blickten. Shinji grinste kurz in die Runde, ehe er sich auf seinen Stuhl setzte und eine bierernste Miene aufzog. Mit Unbehagen verfolgte Seiji diese Situation. Erst vor einigen Minuten hatte er ihm gesagt, dass alle hier gewettet hatten und seitdem hatte er von seinem Partner keinen Mucks vernommen. Und dass jetzt auch noch alle Kollegen hier waren und offensichtlich auch auf Antworten warteten, brachte Seiji ein wenig ins Schwitzen.

Fireball blinzelte jeden einzelnen kurz an. Irgendwie fühlte er sich seltsam. Seine Kollegen wetteten über seine Beziehungskisten und er erfuhr es durch einen doofen Zufall. Eigentlich sollte er stinksauer sein, aber er konnte nicht aufhören in sich hineinzugrinsen. Für diesen Quatsch würden sie alle bezahlen, und zwar jetzt. Das hatte er auf Ramrod auch immer mit Vorliebe getan. Jemanden eine Retourkutsche zu verpassen, war zwar nicht immer die geeignete Methode für die Beilegung eines Konfliktes, aber es war ein herrliches Gefühl. Früher hatte er das mit Colt andauernd gemacht und irgendwie hatte er es vermisst. Mit seinem nüchternsten Gesichtsausdruck begann er schließlich: „Wie ist denn die Quote bei eurer Wette so?“

Seiji lief kreidebleich an und hätte sich am liebsten versteckt. Alle Blicke seiner Kollegen waren auf ihn gerichtet, sie waren sich sicher, wer hier die undichte Stelle war. Da musste er jetzt durch, ob Seiji wollte oder nicht. Er schluckte merklich und sah tunlichst niemanden in die Augen: „Das kommt ganz drauf an, Shinji.“

Kenzo, ein älterer Kollege der beiden, hatte selbst gewettet und erklärte Shinji selbstverständlich: „Ach, Junge. Stell dich nicht so an, wir wetten immer und aus jedem erdenklichen Anlass. Und du hast durch deine Heimlichtuerei selbst für die besten Quoten gesorgt.“

„Also dann. Wer hat gerade die Nase vorn und wie viel ist im Pot?“, Shinji zeigte keinerlei Gefühlsregung bei diesen Worten. Er freute sich schon diebisch darauf, ihnen ihre Kohle abzunehmen, denn sicherlich hatte niemand darauf gewettet, dass er mit Laura nicht zusammen war.

Kenzo verließ die illustre Runde, nur um wenig später mit einem Glas zurück zu kommen. Breit grinsend blickte er in die verschiedensten Gesichter und fragte: „Wer von euch hat auf heute gewettet?“

Niemand antwortete, also stellte Kenzo das prall gefüllte Glas auf den Tisch: „Also wird durch alle geteilt.“

„Moment!“, Shinji erhob die Hand und spielte nun seinen Trumpf aus. Er krallte sich lachend das Glas und klärte seine Kollegen auf: „Ding! Leider falsch. Der Pot gehört mir, ich bin nämlich nicht mit Laura zusammen und das wird auch nie passieren. Pech für euch, tut mir leid. …Wie viel ist da jetzt drin?“

Neugierig schraubte der ehemalige Rennfahrer das Glas auf und begann das Geld zu zählen. Niemand wagte es, Shinji zu unterbrechen oder ihm die Kohle wieder abzunehmen. Einer allerdings traute sich dann doch, was zu sagen. Neugierig fragte Kenzo: „Wie? Das wird nie passieren? Willst du uns etwa weiß machen, dass dir die Kleine nicht gefällt?“

Laut lachend ließ sich Fireball in seinen Stuhl zurückfallen. Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder soweit im Griff hatte, dass er seinen Kollegen eine brauchbare und verständliche Antwort geben konnte. Obwohl dieser Tag alles andere als toll angefangen hatte und er zwischendurch auch nicht gerade prickelnd war, wurde er doch von Sekunde zu Sekunde besser. Die blöden Gesichter seiner Kollegen zu sehen und diese Frage von Kenzo waren das Tüpfelchen auf dem I für heute. Er fand es zum Schießen komisch, dass seine Kollegen Wetten abgeschlossen hatten. Endlich brachte er kichernd hervor: „Das Thema Laura und ich ist schon seit Jahren durch. Ich war schon mit ihr zusammen, das war eine einzigartige Erfahrung und hat mir gereicht.“
 

Wenn Tage schon so verheißungsvoll begannen, endeten sie meistens in einem unerwarteten Knall. So erging es in diesem Fall auch Saber, April und Colt. Ihr Aufbruch zu neuen Abenteuern war so gut wie sicher, es fehlte im Grunde nur noch ein Abflugtermin, und das wollten sie ihren Lebensgefährten und Ehefrauen am selben Tag noch mitteilen, damit diese sich einrichten und einstellen konnten. Bei allen dreien gab es Überraschungen, im guten wie im schlechten Sinne.

Colt war auf dem Heimweg noch in einem Blumenladen vorbeigefahren und hatte seiner Gattin einen großen Strauß Blumen gekauft. Damit, und mit einem kleinen Päckchen unter dem Arm sperrte er am frühen Abend die Haustür auf. Fragend sah er sich im Flur um, doch weder Jessica, noch Robin waren zu sehen oder zu hören. Also schloss der Cowboy daraus, dass Robin ihre Tochter schon ins Bett gebracht hatte. Auf Indianersohlen schlich der Kuhhirte in den oberen Stock und tastete sich bis zum Kinderzimmer vor. Mucksmäuschenstill öffnete er die Tür und beobachtete seine Frau dabei, wie sie ihrer Tochter ein Schlaflied vorsummte. Robin war eine gute Sängerin, laut ihren eigenen Aussagen reichte es zumindest für den Hausgebrauch. Wehmütig lächelnd lehnte sich Colt in die offene Tür und musterte seine Frau. Er war immer noch verliebt in sie, mehr noch als am ersten Tag, das wurde ihm klar. Sie beide waren so unterschiedlich und doch gleich. Egal, wie oft sich die beiden wegen Kleinigkeiten fetzten, bei grundlegenden Dingen und Entscheidungen waren sie immer einer Meinung. So waren sich beide ohne Diskussion einig gewesen, sich ein Haus mit Garten anzuschaffen, möglichst weit weg vom Stadtlärm, aber nah genug, um die nötigsten Besorgungen leicht erledigen zu können. Ihre schulterlangen, blonden Haare fielen elegant über ihre Schultern, er schloss die Augen und glaubte sogar, ihren blumigen Duft wahrzunehmen und ihre Weichheit zwischen seinen Fingern zu spüren. Colt brach es das Herz, wenn er Robin heute Abend mitteilen sollte, dass er sie bald verlassen würde.

Mit einem leisen Seufzen drehte sich Colt wieder um und schloss die Tür. Er ging in die Küche, schnappte sich aus dem Kühlschrank eine Flasche Wein und aus dem Küchenregal zwei Weingläser. Damit marschierte er ins Wohnzimmer und stellte alles auf dem Couchtisch ab. Anschließend zündete er ein paar Kerzen an und dämmte das Licht des Deckenfluters. Es würde nicht mehr allzu lange dauern bis seine über Alles geliebte Frau zu ihm ins Wohnzimmer kommen würde. Immerhin hatte er von Jessica vorhin nicht mehr viel gehört, sie hatte ihn weder bemerkt noch hatte sie mit ihrer Mutter eine Diskussion übers zu Bett gehen geführt, was sie jeden Abend machte.

Tatsächlich kam Robin kurze Zeit später ins Wohnzimmer. Müde, aber glücklich lächelnd setzte sie sich auf die Couch zu ihrem Mann. Sie gab ihm einen zärtlichen Kuss und ließ sich in seine Arme sinken: „Wartest du schon lange auf mich, Schatz?“

Colt schüttelte leicht den Kopf, seine Finger strichen Robin sanft über ihr Gesicht: „Nö, bin grade erst nachhause gekommen.“

Robin sah sich im Wohnzimmer um, entdeckte die Weinflasche und auch die Kerzen fielen ihr auf. Skeptisch erhob sie sich wieder aus Colts Umarmung und fixierte seine Augen. Als ihr klar wurde, dass er ihr was zu sagen hatte, entschloss sie sich dazu, erst in Erfahrung zu bringen, wo er denn eigentlich den ganzen Nachmittag gesteckt hatte. Als ihr Colt mit seinen treuen Hundeaugen erklärte, dass er im Oberkommando in einer Besprechung mit Saber und April gewesen war, brauchte sie nichts mehr weiter zu hören. Sie hatte auch so verstanden, was nun auf sie zukommen würde. Mit Tränen in den Augen fiel sie Colt um den Hals: „Du musst wieder gehen, oder? Das Neue Grenzland ist wieder in Gefahr.“

Colt hielt seine Frau so fest im Arm, wie er nur konnte. In diesem Moment wurde ihm klar, dass er gar nicht gehen wollte. Er wollte hier bleiben, bei seiner Familie. Jahrelang war er das Leben eines einsamen Wolfes gegangen, hatte niemanden gehabt, der sich um ihn sorgte und kümmerte. Sein sehnlichster Wunsch war mit Robin in Erfüllung gegangen und nun schien seine heile Welt wie eine Seifenblase zu zerplatzen. Die Zeit des Friedens und der Harmonie war vorbei. Und Colt zerriss es das Herz in der Brust. Aber er wusste auch, dass er vor Sorge um seine Freunde nicht schlafen könnte, wenn er bei seiner Frau blieb. Er vergrub sein Gesicht in Robins Haaren, atmete bewusst ihren Duft ein und sprach sich Mut zu. Es würde nicht für immer sein und Robin würde ihn verstehen.

Die blonde Lehrerin hielt sich an Colt fest und murmelte: „Versprich mir nur, dass du heil wieder zu uns nachhause kommst, Colt.“

Sie wusste, dass sie ihren Liebsten nicht zum Bleiben zwingen konnte. Er war ein Star Sheriff mit Leib und Seele, das würde er auch immer bleiben, das hatte Robin bei ihrer Hochzeit schon gewusst. Sie hatte ihn nicht ändern können, auch wenn sie es noch so sehr versucht hätte. Robin liebte Colts Gerechtigkeitssinn, seine Loyalität und seine Sanftheit. Sie konnte sich ausmalen, wie schwer Colt der Abschied fallen würde, deshalb entschied sich die Lehrerin dafür, ihm den Abschied so schmerzlos wie möglich zu machen. Sie würde ihm nichts vorheulen, würde ihm nicht sagen, dass sie ihn brauchte. Sie würde die Zeit, die ihnen bis zu Colts neuerlichem Aufbruch noch blieb, intensiv mit ihm nutzen.
 

Saber erzählte seiner Frau beim Abendessen von seinem unglücklichen Tagesverlauf. Synthia war wie Robin alles andere als begeistert von diesen Neuigkeiten, doch im Gegensatz zu Colts Frau konnte sie sich nicht zusammenreißen. Die ersten dicken Tränen der Verzweiflung kullerten ihr noch vor dem Dessert über die Wangen und auch Sabers tröstende Worte halfen nicht. Synthia konnte Saber plötzlich nicht mehr an sich heran lassen, in ihrem ersten Schock konnte sie seine Berührungen nicht ertragen. Schweigend hatten sie zu Ende gegessen und Synthia hatte sich an den Abwasch gemacht.

Saber setzte sich mit Matthew ins Wohnzimmer. Er war zwar von Synthias Verhalten verletzt, wusste aber selbst, dass er ihr mindestens genauso wehgetan hatte. Der Schotte war nach wie vor schlecht mit zwischenmenschlichen Interaktionen, aber eigentlich sollte er mit seiner Frau offen über alles reden können. Aber er schaffte es nicht. Er brachte es nicht fertig, Synthia zu erzählen, wie viel Angst er hatte, er konnte ihr nicht sagen, wie gern er eigentlich bei ihr und Matt bleiben würde. Sanft strich er Matthew über den Kopf und riskierte einen Blick in die Küche. Synthia schien sich gerade am Geschirr abzureagieren, denn sie stopfte das Geschirr nicht in den Geschirrspüler sondern spülte es mit der Hand. Sie schrubbte die Töpfe und Pfannen, bis sie blitzblank waren.

Saber hatte das ungute Gefühl, dass dieses Abendessen vielleicht der Beginn einer Ehekrise sein konnte. Synthia hatte sich von ihm nicht trösten lassen und sie hatte ihn nicht erklären lassen, weshalb sie wieder losziehen mussten. Es schien Synthia egal zu sein, sie stieß sich allein schon daran, dass Saber es wagte, sie und seinen Sohn zu verlassen. Er hoffte, dass Colt es nicht so schwer mit Robin hatte. Obwohl, wenn er es realistisch betrachtete, würden sich Colt und Robin gerade lauthals streiten und eine Grundsatzdiskussion führen. Robin war wenigstens in der Lage, zu sagen, dass ihr was nicht passte, aber Synthia zog es vor, Saber mit Schweigen und kühler Abweisung zu bestrafen.

Die Kindergärtnerin grämte sich unheimlich, ihre Gefühlspalette reichte von todtraurig über stinksauer bis zur Angst. Sie war alles zur gleichen Zeit und hatte absolut keine Idee, wie sie mit Sabers Nachricht umgehen sollte. Als sie sich damals für ihn und gegen den Oberkommandokindergarten entschieden hatte, war sie von dauerhaftem Frieden ausgegangen und dass Saber für immer an ihrer Seite bleiben würde. Sie hatte unglaubliche Angst davor, alleine mit Matthew in diesem großen Haus zu sein, Saber wochen- oder sogar monatelang nicht zu sehen. Sie hatte Angst, ihren Mann vielleicht nie wieder zu sehen. Aber das konnte sie Saber nicht sagen, sie hatte ohnehin beim Abendessen schon zuviel gesagt. Wie hatte sie nur glauben können, dass der Frieden im Neuen Grenzland für immer halten würde, wenn die Freunde untereinander schon das ein oder andere Mal den Vorschlaghammer gezückt hatten? Synthia schoss durch den Kopf, dass Saber mit einer völlig anderen Besatzung starten würde, zumindest ein neues Mitglied würde an Board von Ramrod sein. Sie würden sich erst alle zusammenraufen müssen, ihre Territorien abstecken, um zu einem funktionierenden Team zu werden. Frustriert stampfte Synthia mit einem Fuß auf dem Boden auf. Nichts auf dieser Welt konnte ihr das Gefühl nehmen, alleine gelassen zu werden. Ja, so kam es Synthia vor. Sie dachte, Saber käme es gerade recht um Synthia endlich für eine Weile loszuwerden.
 

Während der eine die Krise zuhause heraufbeschworen hatte und der andere soviel Zärtlichkeit und Liebe wie schon lange nicht mehr bekam, saß April allein in ihrem Appartement. Sie war bis zum Wochenende noch alleine zuhause, weil ihr Freund wieder einmal weiß Gott wo im Universum unterwegs war und einen Rennwagen testete. Aber irgendwie war April an diesem Abend nicht traurig darüber. So konnte sie sich in aller Ruhe zurechtlegen, was sie Chris am Sonntagabend, bevor er wieder für eine weitere Woche verschwinden würde, sagte. Sie würde sicherlich nicht so dämlich sein, und Chris am Telefon davon berichten und schon gar nicht würde sie Chris sagen, dass eventuell auch Fireball wieder mit von der Partie war.

Die Blondine räumte ihre Wohnung auf, stopfte noch schnell einen Korb Wäsche in die Waschmaschine und machte es sich dann im Wohnzimmer gemütlich. Mittlerweile war sie wieder daran gewöhnt, unter der Woche meistens alleine zuhause zu sein. Sie tat dann einfach wieder, was ihr Spaß machte. Und ihr Abendprogramm war sehr vielseitig, es reichte von leichten Entspannungsübungen und autogenem Training, über lesen und arbeiten bis hin zu faulenzen und fernsehen oder sich mit alten Freundinnen zu treffen. Meistens zündete sie sich Duftkerzen an, machte sich angenehmes Licht und schon war sie glücklich. Kurz vorm Schlafengehen telefonierte sie meist noch mit Chris. Ja, April kam in ihrem Leben wieder ziemlich gut zurecht.

Auch an diesem Abend zündete sie sich Duftkerzen an und setzte sich mit einem Buch auf die Couch. Aber das Buch war nur ein Versuch sich abzulenken, was ihr nicht unbedingt gelang. Aprils Gedanken kreisten immer wieder um ihren Traum, um das heutige Gespräch mit ihrem Vater und den anschließenden Nachmittag, den sie mit Colt und Saber gemeinsam verbracht hatte. Sie fragte sich, wie sich Saber und Colt wohl mit ihren Frauen ausgetauscht hatten und wie sie sich jetzt wohl fühlten. Von beiden Männern wusste sie, dass sie Fireball am liebsten wieder mit an Board hätten und war April ehrlich, so wäre auch sie für den Japaner. Aber im Gegensatz zu Colt und dem Säbelschwinger war April in der Hinsicht realistischer. Sie war sich sehr wohl bewusst, dass es nicht mehr dasselbe mit Fireball an Board sein würde und sie konnte sich auch durchaus vorstellen, dass der Japaner körperlich nicht einsatzfähig war. Sie hatte ihn zum letzten Mal kurz nach der Operation gesehen und auch wenn er Fortschritte machte, wovon sie ausging, würde er bei weitem noch nicht dazu in der Lage sein, ohne fremde Hilfe zu gehen.

Vorsorglich hatte sich April von ihrem Vater die Bewerbungsunterlagen der Piloten geben lassen. Diese würde sie am nächsten Morgen durchgehen und sehen, wer für den Job auf Ramrod am besten geeignet war. So ruhige Abende wie dieser waren für April wie Balsam auf der Seele. Sie konnte endlich mal entspannen und sie schaffte es auch, von manchen Dingen loszulassen. Wahrscheinlich würde sie eine ruhige Nacht verbringen, das konnte die Blondine oft schon vor dem Schlafengehen sagen, und zwar immer dann, wenn sie eine angenehme Müdigkeit verspürte.
 

Commander Eagle saß spät nachts noch in seinem Büro. Den ganzen Nachmittag über hatte er sich Gedanken darüber gemacht, wie er Fireball wieder zum Oberkommando bringen könnte. Er war nicht auf den Kopf gefallen und wusste sehr wohl, dass er zumindest den Versuch unternehmen musste, wollte er auch Saber und Colt zu hundert Prozent an Board haben. Die ersten zehn Ideen hatte Charles schon im Ansatz wieder verworfen, sie würden alle nicht zum Ziel führen. Er konnte den vergeratenen Sohn von Shinji ja wohl kaum anrufen und ihm die Stelle wieder schmackhaft machen. Genauso wenig konnte er ihn zwingen, wieder zum Oberkommando zurückzukommen. Er konnte ihm auch keinen Einberufungsbefehl zukommen lassen, immerhin hatte er ihm die Zeit auf Ramrod als Grundwehrdienst anrechnen lassen und noch weniger konnte er einfach hinfliegen und ihn darum bitten. Er würde Fireball nicht bitten, nie im Leben!

Misses Müller war schon längst gegangen, als Charles endlich die beste Idee einfiel. Er schnappte sich seinen Telefonhörer und wählte die Nummer…



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2007-11-14T12:56:26+00:00 14.11.2007 13:56
Süße, wo ist der Rest??? :-)...
Genau da, wo es Spannend wird. Du machst mir das nächste Kapitel aber sehr schmackhaft.
Mir hat sehr gut gefallen, wie du die einzelnen Emotionen der Frauen rübergebracht hast.
Und was passiert, wenn Chris rausbekommt das Fireball evtl. wieder mit an Board ist, will ich mir gar nicht ausmalen. Die arme April.

Mach weiter so
*knuddel*
Von: abgemeldet
2007-11-14T07:28:21+00:00 14.11.2007 08:28
Hey! Du bist ja so gemein! Die nächsten paar Zeilen hättest du uns aber ruhig auch noch gönnen können! *grins*

LG, Flora
Von: abgemeldet
2007-11-13T13:22:45+00:00 13.11.2007 14:22
du schreibst echt klasse!!! bitte schreib schnell weiter, ich sitz hier schon wie auf glühenden kohlen... :-) ich hab ja immer noch die hoffnung dass das nochmal was wird zwischen april und fireball - wäre doch zu schön!!!
Von:  Sannyerd
2007-11-12T22:55:19+00:00 12.11.2007 23:55
na nu bin ich aber gespannt...wie nen flitzebogen...wie das eagel anstellen möge


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