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Conviction

von

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Last Case

(reitas pov um verwirrung zu vermeiden)
 


 

Last Case
 

Keuchend und mit einer Schweißschicht auf der Stirn schreckte er hoch, als ich nun bereits zum hundertsten mal seinen Namen gesagt hatte. Mit seinen goldbraunen Augen starrte er mir direkt entgegen, blickte jedoch durch mich hindurch. Was hatte er geträumt, dass er so durch den Wind war? Es war nicht das erste Mal. Nein. Ich hatte ihn in letzter Zeit oft so gesehen.
 

Abwesend.
 

Kraftlos.
 

Müde.
 

Alles Dinge, die man eigentlich gewohnt sein müsste, wenn man lange hier war. Doch gab ich mich mit dieser Ausrede nicht zufrieden.
 

„Was hast du? Schlecht geträumt? Hey...beruhig' dich wieder“
 

Sanftes Streicheln.

Keuchen.
 

Er beruhigte sich nicht. Sein Atem ging rasselnd, schnell, gerade noch so, dass er nicht zu hyperventilieren anfing. Was hatte er?

Ich bekam keine Antwort. Wie immer. Er wollte nicht darüber sprechen. Ich verübelte es ihm nicht. Ganz im Gegenteil.

Wer sprach schon gerne über seine Alpträume?

Niemand.

Richtig.
 

Uruha hatte sich wieder beruhigt.

Warum?

Er würdigte mich keines Blickes.

Hatte ich etwas gesagt, was ihm missfiel?

Ich dachte, es wäre bereits Gras über die Sache von damals gewachsen. Waren immerhin schon zwei Monate vergangen.

Zwei Monate, in denen ich keine Ruhe hatte. Immer wieder spukte mir sein Gesichtsausdruck im Kopf herum. Seine Worte. Ich hatte den Nagel wohl auf den Kopf getroffen.

Mehr oder minder absichtlich.

Er wollte ja nie mit mir sprechen. Nie, egal was ich tat.

Er mied mich, sah mich nur dann an, wann es nötig war. In seinen Augen war ich ein Störenfried. Als ungebetenen Gast, das wusste ich, aber was war mir egal. Ich wollte nur helfen.
 


 

[ „Takanori.“
 

Klirren.

Scherben.

Verschüttetes Wasser.
 

Er starrte mich an, unfähig etwas zu sagen. Wieso reagierte er so? War er nicht vorher auch so kühl und abweisend gewesen? War es der Name?
 

Zittern.

Ich biss mir auf die Unterlippe.

Ich hatte ins Schwarze getroffen.

Geballte Fäuste.
 

„Wer ist er?“
 

„Geh.“
 

Er wandte sich von mir ab, kehrte mir den Rücken, vermied mich anzusehen.
 

„Wer…“
 

„Ich hab gesagt du sollst gehen!“ ]
 


 

Leises Seufzen.

Es war alles so sinnlos, doch ich wollte es mir nicht eingestehen.

Langsam hob er den Kopf, strich sich die Strähnen aus dem Gesicht.
 

Tränen.
 

„Kouyou...“
 

„Lass mich in Ruhe.“
 

„Ich will dir nur helfen.“
 

„Du kannst mir nicht helfen. Niemand kann das!“
 

Stille.
 

Er stand auf, fuhr sich mit der Hand fahrig übers Gesicht, strich die wirren Haarsträhnen zurück. Sein Anblick war furchtbar.
 

Mitgenommen.
 

Was beschäftigte ihn?
 

Ich wusste, dass er wartete. Darauf, dass ich endlich wieder verschwand, doch wollte ich ihm diesen Gefallen nicht tun.
 

„Was ist damals passiert.“
 

Er wusste genau wovon ich sprach, brauchte erst gar nicht nachfragen oder ausweichen.
 

„Das weißt du.“
 

„Ich will es von dir hören.“
 

„Das sagst du immer.“
 

Sinnlos war wohl nicht das richtige Wort.

Hoffnungslos beschrieb es eher.
 

„Und ich werde es so lange fragen, bis ich eine Antwort bekommen habe.“
 

„Warum tust du das?“
 

„Das weißt du. Ich will helfen.“
 

„Mir kann man nicht mehr helfen.“
 

„Das sagst du immer.“
 

Mit zornigem Blick drehte er sich zu mir. Auch wenn dieser nicht die Wirkung erbrachte, die Uruha sich wahrscheinlich gewünscht hatte, denn seine verwahrloste Erscheinung war alles andere als furchteinflößend. Die wirren Haare, die rotunterlaufenen Augen. Einfach seine gesamte Erscheinung. Und doch konnte ich meine Augen nicht von ihm lassen.
 

Er schnaubte, erwiderte aber nichts mehr.

Es passte ihm nicht, dass ich ihm nicht nur seine wertvolle Zeit stahl, sondern nun auch seine Worte.
 

„Ich glaube den Akten nicht, das habe ich dir gesagt.“
 

„Es ist nicht meine Sache ob du ihnen glaubst oder nicht. Der Rest tut es und das ist der entscheidende Punkt.“
 

„Warum tust du das?“
 

Verwirrung.
 

„Was?“
 

„Ihn in Schutz nehmen.“
 

Schweigen.
 

Ich ging.
 

Die Tür fiel abermals schwer und knarrend ins Schloss. Der Wachmann hinter mir trat vor und drehte den Schlüssel im Schloss zweimal um.

Ich hatte es noch nicht geschafft wirklich allein mit ihm zu sein. Sie trauten mir nicht. Fanden meine Fragerei lästig. Unnütz. Es war alles beschlossene Sache. Das Urteil gefällt.

Und nichts konnte man daran noch ändern.
 


 

[ „Hier... das was Sie sehen wollten.“
 

„Danke.“
 

Ich überflog die Zeilen. Der Inspektor blieb weiterhin in meiner Nähe, umkreiste mich fast wie ein Adler seine Beute.

Wiedereinmal war ich unerwünscht, doch war ich dieses Gefühl bereits gewohnt. Dieses lästige Stechen im Rücken, dass es einem eiskalt selbigen hinunterlief.

Doch ließ ich mich nicht beirren, da ich das in den Händen hielt, was ich lange genug gesucht hatte.
 

Fingerabdrücke.

Die der verstorbenen Familienmitglieder.

Die des Täters.

Die einer unbekannten Person.
 

Einer unbekannten Person...?
 

Der Täter gestand seine Tat, nachdem er sich vom Schock erholt hatte
 

Schock.
 

Kein Wunder.
 

... Er verhielt sich merkwürdig, unruhig, wirkte fassungslos, was man wohl abermals dem Schock zuschreiben kann, welchen er erlitten hat...
 

Wem gehörten die Fingerabdrücke?
 

Laut Angaben des Täters war ein Freund zu Besuch. Er gab weder Name noch Aufenthaltsort bekannt. Er sagte, es handelte sich um einen Freund der Familie, den er nicht kannte.
 

Was sollte das. Sagte er die Wahrheit?

Ich konnte es nicht glauben.

Es klang alles so aufgesetzt.
 

Nach der Veröffentlichung durch die Medien und drängen der Polizei fehlt weiterhin jede Spur jenes mysteriösen Freundes.
 

Jede Spur. Ein Unbekannter.

Ein Unbekannter, der sich nicht einmal nachdem diese Tat öffentlich gemacht worden war, bei der Polizei meldet...

Der Täter?
 

Es wird weiterhin darüber diskutiert, ob die Strafe des Verurteilten wegen Unzurechnungsfähigkeit vermindert wird.
 

Ich machte mir ein paar Notizen, gab die Akte zurück und verließ den Raum. ]
 


 

Seufzend verließ ich das Gebäude.

Wollte einen klaren Gedanken fassen, nachdem ich ihn wieder zurückgelassen hatte. Viel lieber würde ich bleiben, dadurch würde meine Beliebtheit, die bei Uruha sowieso schon am Tiefpunkt angelangt war, nur noch weiter sinken.
 

Wer war er?
 

Wer war dieser Takanori?
 

Ein alter Freund, der ihn nicht vergessen hatte?
 

Ein alter Freund, der ihm mehr bedeutete? Jemand der ihm sehr nahe stand.

Jemand, der gestorben war?
 

Warum diese Reaktion? Als hätte man ihm ein Phantom gezeigt. Ihn mit etwas konfrontiert, was längst aus seiner Erinnerung gebrannt war. Oder etwas, an was er sich nicht erinnern wollte. Unglückliche Erfahrungen? Eine unschöne Vergangenheit?

Ein Unbekannter, der ihn mit Briefen terrorisierte?

Ein Verwandter, der ihm Vorwürfe machte?
 

Wer?! Wer zum Teufel war er?
 


 

Ich fuhr zu dem Haus in dem Uruha gewohnt hatte. Die letzten Tage hatte ich damit verbracht Uruhas Adresse ausfindig zu machen und die Leute zu kontaktieren, die nun dort wohnten.

Laut meinen Informationen müssten seine Großeltern nun dort leben.
 

„Guten Tag, es tut mir Leid Sie zu stören, aber wir haben vorher telefoniert.“
 

„Ah, ja. Guten Tag ... Herr Suzuki.“
 

Ich nickte der alten Frau kurz zu, bevor sie mich ins Haus bat.
 


 


 


 

„Kouyou?“
 

„Was?“
 

„Hast du keine Angst?“
 

Abermals bekam ich keine Antwort. Ich erwartete auch keine. Er sah mich nicht einmal an, als ich den Kopf in seine Richtung drehte. Stattdessen starrte er abwesend aus dem Fenster.
 

„Ich war bei dir zu Hause.“
 

Keine Reaktion.
 

„Ich habe mit deinen Großeltern gesprochen.“
 

Er blickte auf. Sah mich ungläubig an. Doch seine Ungläubigkeit wandelte sich in Sekundenschnelle in Wut. Seine sonst so sanft wirkenden Augen glänzten nur so vor Zorn. Und ehe ich mich versah stand er direkt vor mir und hatte seine langen Finger in meinen Kragen gekrallt.
 

„Warum mischt du dich in mein Leben ein? Warum kommst du jeden Tag hierher und gehst mir auf die Nerven? Ich hatte mit meinem Leben abgeschlossen, versucht mich mit meinem Schicksal abzufinden und du hast nichts anderes zu tun als mich dabei zu stören?! Ich will nicht, dass du jeden Tag hier reinschneist als würden wir uns verstehen. Es ist mir egal ob dein Vater mich adoptiert hat! Das ist doch alles nur Papierkram! Ich kenne ihn nicht, ich will ihn nicht kennen lernen und dich will ich nicht hier haben! Ich will nicht, dass sich jeden Tag die Tür öffnet, denn jedes Mal wenn dieser beschissene Schlüssel ins Loch gesteckt wird, muss ich um mein Leben bangen, aber dieses Gefühl, als ob einem das Herz stehen bleibt ist dir ja nicht bekannt! Also hör auf jetzt auch noch in meinem zu Hause herumzuschnüffeln und verpiss dich endlich! Ich will dich hier nicht!“
 

So viel hatte er noch nie mit mir an einem Stück geredet. Oder besser gesagt, geschrien...
 

So sehr ich ihm auch seine Wünsche erfüllen wollte, konnte ich es nicht. Zumindest nicht diesen.
 

Langsam hob ich meine Hände, blickte kurz an mir selbst hinab, und legte sie schließlich auf die seinen. Vorsichtig.

Sie waren eiskalt.

Erst dann wagte ich es ihm abermals in die wutentbrannten Augen zu sehen.

„Es tut mir Leid.“
 

Ratlosigkeit.
 

Mit all dem was er sagte hatte er Recht. Jedes Mal wenn die Tür aufging könnte es jemand anders sein der herein trat. Und dieser jemand würde garantiert eine andere Botschaft haben als ich, denn er würde ihn holen.
 

„Ja.“
 

Fragend blickte ich ihn an. Er bemerkte, dass ich nicht verstand.
 

„Ja, ich habe Angst.“
 

Ein Flüstern. Ein leiser Hauch, weiter nichts. Ich tat mich schwer seine weiteren Wörter zu verstehen, da er so leise sprach, so als ob diese Wörter für niemand anderen bestimmt waren.

Sondern nur für mich.
 

„Ich habe Angst. Ich will nicht gehen müssen. Ich will nicht fort. Ich will nicht, dass man sich in ein paar Jahren nicht mehr an mich erinnert, dass ich für immer wie ein paar Zahlen auf dem Papier behandelt werde. Ich will nicht...dass ich als eine Akte, die eliminiert wurde angesehen werden. Verstehst du? Ich bin nichts. Ein Niemand. Ein Dorn im Auge der Behörden. Ich..... ich will nicht sterben!“
 

Schluchzen.
 

„Es war ein Fehler“
 

Tränen.
 

Er Murmelte vor sich hin. Sinnloses wirres Gebrabbel, das ich nicht verstand.
 

Fehler.

Warum ein Fehler?

Welcher Fehler?
 

Sein Griff hatte sich nicht gelöst, wurde stattdessen immer fester. Er klammerte sich an mich. Nein, nicht an mich. Er klammerte sich an seine Hoffnung. Seinen Willen zu leben.
 

Wie ein Ertrinkender an ein Stück Holz.
 

Ich blieb bei ihm. Versuchte ihn zu trösten, die zitternden Hände in meine zu legen, bevor ich ihn leicht umarmte.

So lange, bis die letzten Tränen verebbt waren.
 


 

„Wirst du bei mir sein?“
 

„Ja.“
 

„Versprichst du es?“
 

„Ich verspreche es.“
 


 

Am nächsten Tag ging ich wieder zu seinem Haus. Seine Großmutter ließ mich erneut ein, bot mir Tee an und begleitete mich zu Kouyous altem Zimmer.

Irgendetwas hatte ich übersehen. Irgendetwas.
 

Klingeln.
 

Das Ehepaar hatte anscheinend Besuch bekommen.
 

Ich wollte nur schnell an den alten PC und mich dann wieder verabschieden, die beiden nicht länger aufhalten. Doch ich wurde nicht fündig. Wie erwartet... die letzten Seiten die aufgerufen worden waren, waren längst gelöscht worden. Mich wunderte es überhaupt, dass das Internet noch funktionierte und der PC nicht mit einem Passwort geschützt wurde. Glück wollte ich das dann doch nicht nennen.

Bevor ich mich jedoch versah, fiel mein Blick auf ein mir sehr bekanntes Symbol. Die Anzeige zweier Männchen neben der Uhr. Ich schickte ein Stoßgebet gen Himmel, dass Kyouyou so bewusst war und Erinnerungen sammelte.
 

Verlauf
 

Meine Gebete wurden erhört.
 

Takanori
 

Danke. Danke.
 

Ich öffnete die Datei, scrollte bis zum Ende und begann zu lesen.
 

Ich hoffe das mit morgen steht noch. Ich habe meiner Familie gesagt, dass du mich abholen kommst. Ich hoffe das ist okay?
 

Ich starrte auf den Bildschirm.
 

23.12.20xx
 

Ich kannte dieses Datum.

Der Tag vor dem an welchem seine Familie starb... vor sechs Jahren.
 

Jep, ich muss gehen. Bis morgen!
 

Fassungslos sprang ich auf.
 

Er war anwesend.

Ihm mussten die Fingerabdrücke gehören.
 

Was redete ich da?

Es gab keinerlei Beweise.
 

Niedergeschlagen stieg ich die Treppe hinunter und wurde bereits von drei Augenpaaren erwartet. Fragend blickte ich die Hausherren an, doch da begannen sie bereits zu sprechen.
 

„Das ist unsere Nachbarin. Ich hab ihr erzählt weswegen Sie hier sind, ich hoffe das ist okay? Ich denke, sie möchte Ihnen etwas erzählen.“
 

Bevor ich mich versah, saß ich der älteren Dame gegenüber, allein. Sie schob mir ein Foto auf dem Tisch entgegen und begann dann zu sprechen.
 

„An jenem Tag, wollte ich der Familie einen Besuch abstatten. Warum und wieso ist jetzt Nebensache. Als ich das Haus verließ, kam mir ein Junge entgegengelaufen. Außer Atem, aufgewühlt, verwirrt, möchte man meinen. Er lief mir direkt in die Arme.“
 

Fragend blickte ich sie an, doch sie deutete nur auf das Foto und fuhr fort.
 

„Ich dachte mir nicht viel dabei, mich wunderte es nur, dass er so blass war. Erst später bemerkte ich, dass rote Farbe auf meine Jacke geraten war, doch ich glaubte, dass dieser Fleck erst später entstanden ist. Später, als ich in der Küche auf Kouyou und... dessen Familie traf.“
 

Ich starrte sie an. Was wollte sie mir sagen? Innerlich schüttelte ich meinen Kopf, senkte den Blick.
 

„Es war der Junge auf dem Foto?“
 

„Ja. Ich weiß nicht wer es ist. Ich habe es auch vergessen. Mein Kopf und meine Gedanken waren ganz woanders, verstehen Sie? Ich bin auch nicht mehr die Jüngste. Erst, als ich gestern mit Kouyous Großmutter sprach und sie mir erzählte, dass ein junger Herr wegen ihres Enkels und jenem Vorfall hier gewesen waren. Sie zeigte mir zum Andenken ein Bild und als ich es sah, schossen mir wieder diese Bilder in den Kopf. Ich bin der Meinung, dass ich meine Jacke, bevor ich die Küche betreten hatte, auszog... doch konnte ich mir den Fleck nicht erklären. Selbst die Polizei tat dies als Verwirrung ab...ich weiß es nicht. Ich wollte es Ihnen nur sagen.“
 

Nickend bedankte ich mich bei ihr und verabschiedete mich.

Was sollte das?

Was sollte ich mit diesen Informationen anfangen?

Alles was ich wusste war ein Name.

Takanori.

Er musste anwesend gewesen sein. Vielleicht wusste er was passiert war?
 

Vielleicht war er der Fehler...?
 

I'm sorry
 

Blutige Hände.

Keuchen.

Ein blasses Gesicht.
 

I'm sorry
 

Nicht identifizierte Fingerabdrücke.

Eine Tat.

Mord.
 

I'm sorry
 

Ein Fehler.

Eine Nachricht.
 

I'm sorry
 

Scheiße!
 

Ich war in meinem Leben noch nie so gerannt.

Kouyou musste reden. Er musste. Er wusste was passiert war. Er allein und sonst niemand. Er verschwieg etwas, mein Vater hatte es gewusst, wollte sich selbst nur nicht einmischen, deswegen überließ er es mir.

Ich musste zu Kouyou. Sofort.

Als ich im Taxi saß, rief ich kurz meinen Vater an. Er solle etwas nachforschen, eine gewisse Person ausfindig machen.
 


 

Als ich angekommen war, riss ich die Tür auf, erwartete einen geschockten Blick Seitens des Blonden. Doch er blieb aus.

Sein ganzer Anblick blieb aus.
 

Die Zelle war leer.
 

Zittern.

Lautes Atmen.

Herzklopfen.
 

Mein Herz hämmerte gegen meine Brust. Ich hörte es so laut, wie nie zuvor.
 

Nein.
 

Nein, das durfte nicht sein.
 

Wieso war sie leer?

Warum?
 

Wo war er?

Wo war er?!
 

Ruhig...
 

Nicht jetzt. Nicht jetzt wo ich so nah dran war.

Nein.
 

Kouyou.
 

[„Wirst du bei mir sein?“]
 

Ohne weiter auf den leeren Raum zu achten begann ich abermals zu laufen.

Doch kam ich nicht weit, da mir einer der Wachposten entgegenkam. Aufgebracht packte ich diesen am Kragen, schrie ihn an, wo man ihn hingebracht habe.
 

[„Ja“]
 

Ich konnte mich nicht halten.

Alles passierte so weit weg. Wie durch einen nebeligen Schleier.

Es verschwamm alles.

Wurde unscharf.
 

[„Versprichst du es?“]
 

Die Behörden Schweigen.

Niemand weiß, wann es passieren wird.

Nicht einmal die Familienmitglieder werden benachrichtigt.
 

[„Ich verspreche es“]
 

Sie erfahren es erst, wenn es bereits vorbei ist.
 

[„Ich verspreche es“]
 

Sie morden heimlich, still und leise.
 

[„Hast du Angst?“]
 

Er starrte mich nur an, gab mir die Information die ich haben wollte.
 

Jedoch wollte ich sie nicht hören.

Sie nicht wahrhaben.
 

Meine Füße trugen mich weiter. Niemand hielt mich auf, ich konnte mich frei bewegen.

Ich riss die Tür auf. Duzende Augenpaare richteten sich sofort auf mich. Starrten mich an. Kalt. Emotionslos.
 

Der Strick hing.
 

„Was wollen Sie hier? Sie sind nicht befugt diese Räumlichkeiten zu betreten. Wenn Sie nicht...“
 

„Kouyou... Kouyou?!“
 

Schreien.
 

Ich sah ihn.

Klar und deutlich.

Der Schleier lichtete sich, kam jedoch gleich wieder zurück. Verschwand mit jedem Blinzeln aufs Neue.

Ich blickte ihn an, doch bekam ich keine Reaktion. So wie bei unserem ersten Treffen. Ich schritt auf ihn zu, kam jedoch nicht weit, da ich von beiden Seiten von irgendjemandem zurückgehalten wurde. Sie hielten mich fest, hinderten mich daran einen weiteren Schritt zu gehen. Ihm näher zu kommen.
 

„Kouyou!“
 

Keine Regung.
 

„Er war es nicht!“
 

Verdammt! Nein, das durfte nicht wahr sein.

Er sah so aus wie immer. So wie der Engel, den ich kennen gelernt hatte.

Nur mit einem Unterschied.
 

Diesmal hatte er Schwingen.
 

Tränen.

Verzweiflung.

Schreie.
 

Immer wieder versuchte ich mich aus den festen Griffen zu befreien, mich zu lösen, zu ihm zu stürmen. Doch jeder Versuch wurde zunichte gemacht.
 

„Nein! Er war es nicht...er war es nicht!“
 

Sie trugen ihn fort.
 

Ich hatte ihn allein gelassen. Allein mit seiner Angst, seinen Schuldgefühlen, gefangen in einem Käfig, der einem die Sinne raubte. Allein mit dieser Bürde, die ihn erdrückte hatte. Allein mit den Geheimnissen, die er nicht preisgegeben hatte, obwohl diese Tat sein Leben gerettet hätte.

Warum hatte er es mir nicht leichter gemacht? Ich hätte helfen können, so wie ich es gesagt hatte.
 

Er war die ganze Zeit über allein.
 

Und ich...hatte mein Versprechen nicht gehalten....
 


 


 


 


 

Ich durfte noch einmal in seine Zelle. Langsam schritt ich durch die Tür, schloss sie leise hinter mir.
 

Schritte.

Ich drehte mich um.

Doch ich war allein.

Meine Finger strichen sanft über das Holz des Tisches.

Stirnrunzeln.

Ein Zettel?
 

[„We will meet again.“]
 

Geschrieben mit zittriger Hand.

Die letzte Botschaft.
 

Englisch.
 

Ich wusste nicht, ob sie für mich bestimmt war, oder für Takanori.
 

„Ich habe mein Versprechen nicht gehalten. Das einzige, das ich dir je gegeben habe...“
 

Flüstern.
 

„Es tut mir Leid...“
 

Stille.
 

„Du warst es nicht...“
 

Ich ließ den Tisch hinter mir, prägte mir alles noch einmal genau ein. Auch wenn jede andere Zelle ebenso aussah wie diese, sie war anders.
 

Ich hatte versagt.
 

Langsam schloss ich die Augen, ließ mich in sein Bett fallen und sog noch einmal seinen Duft ein.
 

„Es tut mir Leid.“
 

Murmeln.

Und ich ging.
 


 


 

„Ich habe sein Mobiltelefon wieder gefunden. Auch wenn es jetzt nichts mehr bringen wird, dachte ich, dass Sie es vielleicht haben wollen.“

Seine Großmutter hatte mir wenige Tage später, als ich sie abermals besucht hatte, das Handy mitgegeben.
 


 

Wieso hast du mich weggeschickt? Warum hast du eine Lüge aufgetischt?

25.12.20xx

Takanori
 


 

Mein Griff festigte sich um das Telefon.

Wut.

Zorn.

Trauer.
 

Es war zu spät.
 

Ich wählte immer wieder diese eine Nummer, nur um Kouyous Stimme zu hören. Es war absurd. Es nützte mir nichts, es trieb mich nur immer weiter in die Verzweiflung, aus welcher ich nie herauskommen würde. Aber irgendwie tat es gut, seine Stimme zu hören. Ich hatte Angst ihren Klang zu vergessen. Dich zu vergessen.

Das wollte ich nicht. Das wollte er nicht. Auch wenn es kein Versprechen gewesen war, wollte ich es halten.
 

Du hast so viel auf dich genommen.

Ich war es dir schuldig.
 


 

[„Ich habe Angst. Ich will nicht gehen müssen. Ich will nicht fort. Ich will nicht, dass man sich in ein paar Jahren nicht mehr an mich erinnert, dass ich für immer wie ein paar Zahlen auf dem Papier behandelt werde. Ich will nicht...dass ich als eine Akte, die eliminiert wurde angesehen werden. Verstehst du? Ich bin nichts. Ein Niemand. Ein Dorn im Auge der Behörden. Ich..... ich will nicht sterben!“]
 


 

„Hallo! Ich bin im Moment beschäftigt, wenn es so wichtig ist, dass ihr nicht länger warten könnt um es mir mitzuteilen, hinterlasst einfach eine Nachricht nach dem Piepton.“
 

Piepen.
 

Ab und an legte ich auf.

Manchmal fragte ich ihn ob ich vorbeikommen könnte.

Oder sagte Dinge, die mir erst klar wurden, als es bereits zu spät war.
 

„Ich vermisse dich.“
 

„Ich liebe dich.“
 

Tuten.
 

[ We will meet again. ]
 


 


 


 


 


 


 


 


 

so das wars ^-^

beta dank geht an ina_nami **
 

für die ff hab ich extra nachgeforscht und musste geschockt feststellen dass es die todesstrafe noch in so vielen ländern gibt xx;

aber gut...

in japan werden die gefangen an einem ihnen unbekannten datum hingerichtet

sie erfahren ihn erst am selben tag.. nur wenige stunden zuvor

die hinrichtung erfolgt durch erhängen, was mich auch sehr gewundert hat

und die angehörigen des gefangen werden erst danach per telefon oder post benachrichtigt

es kann auch sein, dass sie den körper des toten nicht 'ausgehändigt' bekommen, da dieser in den meisten fällen gleich verbrannt wird
 

das war die kleine randinfo am schluss
 

ich hoffe es hat euch gefallen und ich freu mich über jeden kommentar den ich bekomme

mit dem favos _alleine_ kann ich nämlich rein gar nichts anfangen, denn wünsche, beschwerden und das alles kann man ja nur durch einen kommentar ausdrücken.. oder?
 

also.. man liest sich hoffentlich bald mal ^--^



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2011-08-03T14:51:55+00:00 03.08.2011 16:51
Anfangs war es äußerst schwierig durchzublicken und ich habe sogar mal darüber nachgedacht nicht weiterzulesen... letztendlich bin ich aber froh, dass ich alles gelesen hab ;D
Die Verwirrung klärt sich im letzten Kapitel und es ist ein tolles Ende... ich steh auf death ends... und das obwohl ich ein Mädchen bin ;D
Von:  BLVCKMORAL
2008-09-19T21:40:56+00:00 19.09.2008 23:40
Irgendwie muss ich bei deinen FF's immer weinen ....
Am Anfang fand ich die Geschichte nicht so traurig, aber jetzt.
Ich dachte mir schon, dass sowas am Ende passiert.
Mir gefällt dein Schreibstil, ich find ihn zwar etwas kompliziert, aber das liegt wohl an meiner Dummheit.
Von:  Kanoe
2008-05-05T06:35:15+00:00 05.05.2008 08:35
ok ich dachte mir am anfang... okay.. komisch aber wirklihc sehr gut das ende ist traurig und wie lyciel geschrieben hat.. ich mag happy ends ich bin ein mädchen und brauch das *lacht*
aber es ist schön beschrieben
Von: abgemeldet
2008-01-07T07:57:21+00:00 07.01.2008 08:57
moah das is ja fies >___<
ich hatte gehofft das er es doch schafft aber es kann ja leider nicht immer ein happy end geben ;_;
es war auf jednefall eine gute geschichte auch wenn sie sehr traurig war
Von:  Nullstelle
2008-01-06T23:24:06+00:00 07.01.2008 00:24
Erst einmal finde ich, dass du einen echt guten Schreibstil hast. Wie du Sachen umschreibst, beschreibst und die Leute handeln lässt, gefällt mir.
Nur hatte ich persönlich es verdammt schwer Sachen nachzuvollziehen. Manche Sachen muss man puzzeln, das ist schon richtig, aber du hast es noch verwirrender gemacht als es nötig gewesen wäre, das ist schade.
Die Grund und Kernidee der Geschichte war sehr gut.
Hat mir gefallen.
Allerdings... Vom logischen Teil betrachtet, gibt es in Japan weder die Todesstrafe, noch, wenn es sie geben würde, den Strick.
Aber es passte irgendwie besser hinein als das Spritzenschema.
Und ebenfalls super: Uruha hat sich nicht am Ende umgebracht, wie es so viele Leute schreiben würden.
Das verdirbt, meiner Meinung nach, die beste Geschichte, wenn es um solche Themen geht.
Ich habe nichts gegen Bad Ends, und ich würde es schön finden, wenn du noch weiter an deinem Schreibstil pfeilst und was noch besseres hochladen würdest.
Favos hast du jedenfalls erst einmal sicher und ich schau mal wieder rein.
MfG.
Von: abgemeldet
2008-01-06T22:03:20+00:00 06.01.2008 23:03
Wie ich schon gesagt habe, es ist wirklich sehr gelungen und ich würde mich freuen irgendetwas in dieser Art nochmal von dir zu lesen. Vielleicht sogar mit Happy End, ich bin ein Mädchen und ich brauch das ;_;
Von:  KatzeMorle
2008-01-06T21:05:10+00:00 06.01.2008 22:05
Boah ich zitter noch. Das Ende war gut aber auch sehr aufwühlend. Ich finde die Todesstrafe furchtbar. Egal was derjenige verbrochen hat.
Dein Schreibstil ist wirklich gut und die Art wie du alles miteinander vermischt hast hat es sehr spannend gemacht.
LG Morle


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