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Glorfindel

von

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Im Ostflügel

Siriana stand auf den Stufen, die auf die nächste Ebene des Talans hinauf führten.

Ihr Blick ruhte auf der im Licht der Morgenröte schimmernden Türe, die so eben hinter ihrem Vater und dem in einen Umhang gehüllten Boten aus Bruchtal ins Schloss gefallen war.
 

Die Stimmen der Elbinen, die am Fuße des königlichen Palastes noch immer über die Ankunft des ehrenwerten Besuches tuschelten wehten wie das Rascheln der Blätter in den Baumkronen an ihr Ohr.

Sicher waren sie enttäuscht darüber, dass Glorfindel so schnell im Palast verschwunden war.

Doch seine Reise war beschwerlich und von langer Dauer gewesen. Um so mehr hatte er sich etwas Ruhe verdient, bevor am nächsten Morgen der königliche Rat tagen würde.
 

So eben öffnete sich die Tür zu seinem Gemach erneut und Dinendal trat heraus auf den Flur.

Seine Augen erblickten sogleich seine Tochter und er eilte mit schnellen Schritten zu ihr.
 

“Unser Gast ist von der Reise sehr ermüdet, mein Kind”, sprach der Elb, als er die Schwarzhaarige erreicht hatte. Seine Hände lagen auf ihren Schultern und sein liebevoller Blick auf ihrem hübschen Gesicht. “Ich möchte, dass du dich um sein Wohl bemühst. Würdest du das tun?”
 

Siriana nickte. “Natürlich, Vater”
 

“Sehr schön. Es ist von großer Wichtigkeit, dass er morgen ausgeruht und gestärkt ist. Ich verlasse mich auf dich, meine Tochter”
 

Nachdem Dinendal sich verabschiedet und seinen anderen Pflichten zugewandt hatte, eilte Siriana in die Küche und füllte Schüsseln mit Brot und frischen Früchten. Diese stellte sie zusammen mit Weinkaraffe und einem kristallernen Kelch auf ein silbernes Tablett und trug es zu den Gemächern Glorfindels zurück.
 

Sie klopfte zaghaft und wurde sogleich von seiner hellen Stimme herein gebeten.

Als sie eintrat konnte sie seine Blicke auf sich spüren, doch sie wagte es nicht, ihn anzusehen.
 

“Ich bringe euch eine kleine Stärkung, Herr”, sagte sie kaum hörbar und stellte das Tablett auf den Tisch, der zusammen mit einigen Stühlen an der Südseite des Raumes stand.
 

“Ich danke dir”, sagte der hochgewachsene Elb höflich.
 

Siriana nickte unsicher.

“Wünscht ihr sonst noch etwas?”, fragte sie unsicher.
 

So viele Geschichten hatte sie schon von ihm gehört. Wie oft hatten sie die Feldherren ihn seiner mutigen Taten rühmen hören. Und erste die Elbinen, die von seiner Erscheinung verzückt waren und nicht aufhören konnten von seiner Schönheit zu sprechen, wenn er einen seiner kurzen Besuche im goldenen Wald absolvierte.
 

Und obwohl ihr Vater gut mit ihm bekannt war, war sie ihm nie vorgestellt worden. Es gäbe auch keinen Grund dafür. Immerhin war sie nur Dienerin im Palast und somit nicht von seinem Stand.
 

Dass sie nun für sein Wohlbefinden verantwortlich sein sollte war ebenso überraschend wie auch beschämend. Sicher hätte ihr Vater jede andere Bedienstete seines Flügels dafür eingeteilt, wenn diese nicht ausnahmslos unter dem königlichen Talan versammelt gewesen wären um die Ankunft Glorfindels nur um keinen Preis zu verpassen.
 

Siriana konnte nicht leugnen, dass sie auch mit dem Gedanken gespielt hatte mit den anderen hinunter zu gehen, doch sie wusste genau welches Gemach ihr Vater dem Ankömmling bereitet hatte und erhoffte im Stillen einen besseren Blick auf ihn werfen zu können, wenn sie in der Nähe seiner Unterkunft wartete.
 

Doch nun stand sie vor ihm und hatte das Gefühl ihre Stimme versagte ob seiner bloßen Gegenwart.

Ihre unscheinbare Erscheinung konnte kaum beeindruckend auf ihn wirken und so kam sie sich neben dem großen Kriegshelden wie ein Geschöpf niederer Rasse vor.
 

“Danke”, erklang erneut seine samtige Stimme, “Aber nein, ich brauche weiter nichts. Ich möchte nur etwas ausruhen”
 

Die junge Elbe machte einen kleinen Knicks und wand sich zum Gehen.

Ihr Herz raste noch immer, als sie den Flur betreten hatte.
 

Als sie zurück in der Küche war um ihre restliche Arbeit zu verrichten, sprachen noch immer alle Dienerinnen über die Ankunft des hohen Gastes.

Sicher hätte eine jede gerne mit Siriana getauscht, hätten sie gewusst, dass sie allein für ihn Sorge tragen würde. Doch die schwarzhaarige Elbin war noch immer völlig verschüchtert von ihrer ersten Begegnung mit ihm.
 

Am frühen Nachmittag, nachdem ihr Küchendienst verrichtet war, begab sich Siriana wieder auf die Etage, auf der auch Glorfindels Gemach lag. Durch die mit Rundbögen verzierten Südwand trat sie hinaus auf einen kleinen Balkon, in dessen Mitte ein goldener Käfig stand in dem viele bunte Singvögel saßen und ihrem Namen durch wohlklingende Melodien alle Ehre machten.
 

Ihr Vater hatte sie eine Stunden zuvor angewiesen immer in der Nähe seines Gastes zu bleiben um bei Bedarf sofort herbei eilen zu können.
 

Mit einer eleganten Handbewegung öffnete sie den Vogelkäfig und ließ ein kleines Rotkehlchen auf ihre Hand hüpfen. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, als das Vögelchen ein paar Körner aus ihrer Hand pickte, die sie ihm hinhielt.
 

Der Balkon im Ostflügel war Sirianas Lieblingsort. Hierher konnte sie sich zurück ziehen, wenn sie Ruhe suchte. Meinst verbrachte sie viele Stunden mit ihren geflügelten Haustieren Sie waren ihr ein und alles und sie vertraute ihnen all ihre Geheimnisse an.
 

Auch heute war sie wieder lange bei ihnen, bis ein Geräusch auf dem Flur ihre Aufmerksamkeit erregte. Würde es Glorfindel sein, der einen Wunsch hegte? Schnell ging sie hinein und fand ihren Vater vor, der gerade die Stufen heraufgekommen war.
 

“Ah, Siriana, da bist du ja!”, begrüßte Dinendal seine Tochter, “Ich wollte nur kurz nach unserem Gast sehen. Sicher wird er bald ausgeruht sein. Bereite doch schon einmal etwas zu Essen für ihn und bringe es herauf!”
 

“Ja Vater!”, antwortete Siriana und begab sich in die Küche. Die königlichen Köche hatten schon ein köstliches Mahl für den ehrenwerten Boten aus Bruchtal bereitet.

Nun trug Siriana schon zum zweiten mal an diesem Tage ein Tablett mit Speisen für Glorfindel hinauf zu seinen Gemächern. Hoffentlich würde er ihre zitternden Hände nicht bemerken.
 

Kurz bevor sie seine Tür erreicht hatte trat ihr Vater heraus und hielt sie auf.

“Er hat den Wunsch geäußert, ein Bad zu nehmen”, erklärte Dinendal, “Ich möchte, dass du ihm dieses bereitest, während er speist!”
 

Gehorsam tat sie wie ihr aufgetragen wurde und betrat Glorfindels Zimmer.

Ihr Blick schweifte durch den Raum und suchte den edlen Elben. Sie fand ihm noch immer in den weichen Kissen seines großen Himmelbettes liegend.
 

Sein blondes Haar ergoss sich wie flüssiges Gold über den fein gewebten Stoff des Lakens.

Er hob den Kopf und sah sie aus verschlafenen Augen fragend an. Sofort senkte Siriana ihren Blick.
 

“Ich bringe euch euer Essen, Herr”, erklärte sie ihr Erscheinen mit erneut zu sehr leiser Stimme.
 

“Ah, ja vielen Dank!”, sagte er freundlich, “Bitte stell es doch hier hin!”

Er deutete auf den kleinen Tisch der neben seinem Bett stand.
 

Siriana atmete tief durch. Dann ging sie langsam auf ihn zu und stellte das Tablett mit zitternden Fingern auf dem Tisch ab.
 

Sie machte einen kleinen Knicks und ging dann ohne Worte in das angrenzende Badezimmer.

Im Boden das Talans war eine gußeiserne Wanne eingelassen. Daneben stand ein Bottich aus dem sie mit einem Eimer Wasser in die Badewanne füllte. Ebenfalls füllte sie einen Kessel, den sie über das Feuer im Kamin hängte.
 

Das nach wenigen Minuten kochende Wasser goß sie zusammen mit Duftölen und Badezusätzen in die Wanne. Nun war ein wohl temperiertes und duftendes Badewasser für den hohen Herrn bereit.

Siriana hofft nur, dass es zu seiner Zufriedenheit war.
 

Zu ihrem Entsetzen stellte sie fest, dass es an Handtüchern fehlte. Sie eilte hinaus und öffnete einen schweren Holzschrank, der in einer Ecke des Zimmers stand. Ungeachtet dessen, dass Glorfindel sich erhoben und ins Bad begeben hatte, nahm sie ein paar weiche, weiße Tücher heraus.
 

Schnellen Schrittes ging sie zurück in das Badezimmer. Sie öffnete ohne Bedacht die Tür und trat ein. Sie wollte die Handtücher an den Rand der Badewanne legen und machte einige Schritte in diese Richtung.
 

Doch plötzlich blieb sie wie versteinert stehen.
 

Ihr Atem stockte.
 

Ein erschrockener Laut entkam ihren schönen Lippen.
 


 

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^_^ Los, schreibt mir fleißig Comments!! ^_^



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Granny_Tsunade
2008-10-06T07:49:07+00:00 06.10.2008 09:49
*rofl* Einfach genial! ^^
Endlich schreibt mal jemand eine Fanfic über Glorfindel. *freu* Darauf warte ich schon seit Jahren. Hihi, er ist nämlich mein absoluter Lieblingselb. ^^
Ich freue mich schon auf die Fortsetzung...
LG, Becki.


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