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Bittersweet memories – Forgotten, not lost

Sirius x ? & James x Lily
von

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Ein Morgen, der ist lustig! Ein Morgen, der ist schön!

Kapitel 14 – Ein Morgen, der ist lustig! Ein Morgen, der ist schön!
 

„Wer spät zu Bett geht und früh heraus muß, weiß, woher das Wort Morgengrauen kommt.“

Robert Lembke (1913 – 1989), deutscher Journalist und Fernsehmoderator
 

„Na, los Schniefelus, beweg dich!“, lachte Sirius und sorgte mit verstärktem Druck seines Zauberstabs in den Rücken des Slytherin, dass der bleiche Junge weiter nach vorne stolperte.

„Das wirst du mir büßen, Black!“, zischte die Schlange durch die zusammengepressten Zähne hindurch.

„Schniefi, Kopf nach vorn, du hast deinen großen Auftritt!“, mit einem einfachen Schnippen seines Stabs, ließ James gebieterisch den Kopf des fetthaarigen Jungen wieder nach vorne schnellen.

Sirius warf einen letzten Blick auf seinen besten Freund und begegnete dessen haselnussbraunen Augen. In beiden blitzte gleichzeitig der Schalk auf.

„Darf ich bitten, Mr. Black?“, James verbeugte sich Butler like.

Sirius tat es ihm gleich und erwiderte gespielt versnobt:

„Selbstverständlich immer, James!“

„Sehr wohl, Mr. Black!“, grinste sein bester Freund und ließ mit einem weiteren Wink seines Zauberstabs die Türen zur großen Halle vor ihnen auffliegen.

Sirius gab dem schnaufenden Schniefelus einen weiteren vergnügten Stoß und beförderte ihn somit in den großen Speisesaal, in dem sich ausnahmslos jeder Schüler Hogwarts’ und das gesamte Lehrerkollegium zu befinden schienen. Nur wenige Schritte und den Dreien war sämtliche Aufmerksamkeit sicher.

Stille.

Schließlich war es ihr alter weiser Schulleiter, der zuerst diese Ruhe vor dem Sturm durchbrach. Fröhlich begann Dumbledore zu applaudieren, während er in ein herzliches Lachen verfiel, das ansteckend wirkte auf jeden im Raum. Es verging keine Minute bis schließlich auch noch der letzte, ja selbst Gonni, sich von der allgemeinen Heiterkeit hatte mitreißen lassen und es sie kaum mehr auf ihrem Stuhl hielt. Sirius grinste so zufrieden wie nie zuvor und dass obwohl er nicht mal den größten Teil der Aufmerksamkeit abbekam, sondern sein „heißes“ Model vor ihm.

„Los, Schniefi, jetzt sei mal ein bisschen sexy!“, mit schadenfrohen Gesichtsausdruck gab Sirius dem Slytherin einen Schubs, um ihn noch weiter in die Mitte der Halle zu befördern.

„Ja, zeig uns, was du zu bieten hast!“, stimmte James mit ein, der sich an seiner Schulter abstützte.

Alleine machte ihm seine heftigen Lachanfälle das Stehen zu schwer.

Schniefelus wandte sich um, mit einer solch bizarren Maske aus Wut und absoluter Schamesröte, dass Sirius schwören konnte, niemals zuvor etwas so amüsantes gesehen zu haben. Und dann dieser pinke Bikini, den er anhatte … ja, der schmeichelte Schniefi ungemein und unterstrich wunderbar „zart“ die starke Rötung seines Gesichts. James hatte beim Aussuchen wirklich fabelhaften Modegeschmack bewiesen.

Vergnügt betrachtete Sirius Schniefelus’ „anmutige“ Bewegungen, während James ihn zwang, in seinem halbnackten Outfit zwischen den Häusertischen immer wieder hoch und runter zu marschieren und hier und da eine lächerliche Pose zu machen, von dessen Gelächter sich beide Freunde nur zu gern anstecken ließen.

Eine Stimme zerstörte aber plötzlich den harmonischen Klang der allgemeinen Freude.

„Das könnt ihr nicht machen, das ist gegen die Schulordnung!“

Sirius verdrehte die Augen.

James klopfte ihm auf die Schulter:

„Kein Problem, Alter, ich mach das.“

Sirius beobachtete leicht verwundert und leicht genervt, da ahnend, was jetzt gleich wieder geschehen würde, aber James ging nicht in üblicher James-Manier, wie er es in dieser Situation von ihm kannte, sondern selbstsicheren Schrittes auf Lily Evans zu, nahm seinen Zauberstab aus der Manteltasche und sprach endlich die Worte aus, die Sirius seit Jahren schon von ihm hören wollte.

„Silencio!“

Evans’ Augen weiteten sich.

Sie wollte schimpfen, aber selbst ihre heftigsten Versuche blieben stumme Bewegungen ihrer Lippen.

Welch Wohltat für Sirius’ überstrapazierte Ohren!

„Weißt du, Evans, halt einfach deinen Mund!“

Die Rothaarige starrte seinen besten Freund schreckverzerrt an, als käme er von einem anderen Stern.

Sirius lächelte hinterhältig, er wusste, dass James jetzt gewiss noch einen drauf setzten würde.

Und tatsächlich:

„Was du Spaßverderberin der Welt wieder zu erzählen hast, interessiert sowieso keinen. Aber ist ja klar, dass einer Regelfanatikerin wie dir, das bisher noch nicht aufgefallen ist. Genauso wenig, wie du nicht merkst, dass deine streberhafte Art hier jeder zum Kotzen findet“, James’ Bemerkung wurde von allen mit großem Applaus gefeiert und unterstützt.

In Evans’ Augen schimmerten Tränen und mit gesenktem Blick lief sie eiligst aus der Halle. Sirius konnte seine Erleichterung nicht in Worte fassen.

James hatte es anscheinend endlich kapiert!

„Gut, dass ich nie mit der ausgegangen bin!“, bestätigte sein bester Freund Sirius’ Hoffnung durch die nächsten Worte.

Sirius glaubte es kaum, aber er war in diesem Moment noch glücklicher und zufriedener, als in dem Augenblick, in dem Dumbledore angefangen hatte zu lachen. Keine stundenlange Vorschwärmerei mehr von ihren „wunderschönen Augen, so grün wie frisch gepökelte Kröten“!

Kein wütender Einwand mehr, sobald er die Wahrheit über dieses Mädchen sagte!

Und am wichtigsten:

Kein „Evans, gehst du mit mir aus?“ mehr!

Nie mehr!

Konnte der Tag noch perfekter werden?

„Hey, habt ihr schon den Rest der Slytherins gesehen?“, Peter kam auf sie zu und lächelte scheinheilig.

„Jetzt, wo du’s sagst, wo sind die eigentlich alle?“, erkundigte sich James mit einem Augenzwinkern und Blick auf den leeren Tisch.

Sirius schaute überrascht auf die leeren Holzbänke. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass seine ungeliebtesten Mitschüler fehlten.

„Nun vielleicht hat ihnen gestern Abend jemand noch was ins Essen gemischt, was ihnen nicht so ganz bekommen ist?“, Remus vervollständigte dieses kleine Rumtreibertreffen unter den staunenden Blicken ihrer Mitschüler.

„Schniefi haben wir natürlich ausgespart, aber alle anderen dürften sich jetzt mit einer hungrigen Mrs. Norris rumschlagen“, erklärte Peter mit gemeinem Grinsen.

„Bestimmt – nachdem wir ihr den ganzen Monat lang schon so vorsorglich immer das Futter weggenommen haben“, fügte James noch hinzu.

Sirius schaute verdutzt von einem zum anderen.

„Ach ja!“, Remus fing unter einem Kichern und Schütteln an, seine Umhangtaschen zu durchwühlen.

„Autsch!“, rief er aus, steckte einen blutigen Finger in den Mund und zog mit der anderen Hand jetzt ein wütendes schwarzes Knäuel am Schwanz heraus.

„Hier, Sirius“, Remus überreichte ihm das schwarze Ding, dass sich als ängstlich fiepende Maus herausstellte, „ich dachte du wolltest deine Familie an deinem Geburtstag vielleicht sehen?“, er zwinkerte verschwörerisch.

Sirius machte große Augen:

„Meinst du etwa, die Maus hier ist …“

Tatsächlich!

Selbst in den winzigen Knopfaugen der Maus konnte er das gemeine rachsüchtige Funkeln noch wahrnehmen. Sirius grinste gemein, als kleines Nagetier war ihm Bella jedoch eindeutig bereits jetzt lieber … viel handlicher …

„Auch dieses dumme Gör könnte mir jetzt nicht mehr den Tag versauen!“, murmelte Sirius glücklich mit Blick auf seine geschrumpfte Cousine.

Seine drei Freunde tauschten daraufhin ein boshaftes Funkeln aus.

„Kann sie auch nicht“, meinte Peter.

„Was habt ihr gemacht?“, fragte Sirius, der das Glucksen in Peters Stimme bemerkt hatte.

„Nun, eventuell hat eine Gryffindor auch etwas von demselben Zeug der Slytherins abbekommen. Eigentlich wollte ich sie ja vorhin einfangen und dir ebenfalls bringen … aber da war Mrs. Norris leider schneller“, verkündete Remus mit zum Bedauern verzogenen Gesicht, aber nicht mit besonders bedauerlicher Stimme.

„Wir sind aber zu der Einigung gekommen, dass als Tier von einem anderen Tier gefressen zu werden, ihr schönstes vorstellbares Ende geworden ist“, meinte James, sich die Hand aufs Herz legend.

Er war sprachlos.

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Sirius!“, stimmten seine Freunde im Dreier-Chor ein, bevor aus der gesamten Halle das Echo kam.

Das musste der schönste Tag seines Lebens sein – Schniefelus gedemütigt, James geheilt, die Slytherins besiegt und der Plagegeist war ins Nimmerwiedersehen verschwunden. Wie automatisch erhoben sich seine Mundwinkel, bereit das größte und breiteste Grinsen seines Lebens zu vollführen, doch stattdessen … zog es plötzlich an Sirius.

Es fühlte sich an, als hätte jemand nach seinen Füßen gepackt und würde ihn in die Tiefe ziehen. Sirius schaute verwundert hinunter und stellte mit schreckensgeweiteten Augen fest, dass der Boden unter ihm sich aufgelöst hatte. Verzweifelt blickte er zurück zu seinen Freunden, die immer noch lachten, aber ihr Lachen ging über in ein grausames schrilles Geräusch, dass Sirius automatisch die Augen schloss und sich die Hände auf die Ohren legte. Als er sie wieder öffnete, war James, sowie Peter und Remus, wie hinter dichtem Nebel verschwunden. Nur noch die schwachen Farben und Konturen ihrer Körper konnte er erkennen, bis sich alles in einen einzigen bunten Strudel verwandelte und er hinab in die Tiefe gezogen wurde.

Sirius fiel.

Da stand er plötzlich wieder auf seinen Beinen. Vor ihm ragte ein Turm auf, der scheinbar unendlich weit in den Himmel reichte, sein Ende konnte er jedenfalls nicht erblicken. Alles hier war dafür von zu dichtem Nebel und Schleierwolken verhangen. Selbst seine eigene Hand zu sehen, fiel ihm schwer. Von weit her drang ein Rauschen an sein Ohr.

Das Meer.

Als sich der Nebel um den Turm etwas lichtete, bemerkte Sirius auf einmal die alte rostige Tür im grauen Gemäuer direkt vor ihm. Sofort streckte der Schwarzhaarige die Hand danach aus, hielt aber inne, noch bevor seine Fingerspitzen das kühle Metall der Klinke berühren konnten.

Etwas in ihm zögerte … wollte nicht … es wehrte sich vehement dagegen, auch nur eine weitere Bewegung zu machen.

Ein regelrechter Kampf brach in Sirius aus, zwischen brennender Neugier und einem Gefühl, das er nicht definieren konnte.

Keine Angst … aber ein unglaublich starker Widerwillen dagegen, diese Tür zu Öffnen.

Mit einer frischen Meeresbrise wurde durch sein sanftes Rauschen ein Wispern zu ihm getragen. Jemand rief nach Sirius und der Widerwillen wollte nur allzu gern nichts weiter tun, als der Stimme zu folgen, wogegen jetzt seine Neugier protestierte.

Aber war es überhaupt Neugier?

Nein, so wie ihn ein Gefühl drängte, von der Tür möglichst fern zu bleiben, so existierte dieses enorme Verlangen danach, sie unbedingt zu öffnen.

Es war, als wenn diese beiden Triebe ihn innerlich zerreißen würden, wenn er nicht alsbald die Entscheidung für eine Seite übernahm.

Er wollte die Tür um jeden Preis öffnen, als hinge davon sein Leben ab und gleichzeitig warnte ihn eine ungewohnte innere Stimme (und sie hörte sich nicht wie gewöhnlich nach Remus an), es zu tun, als wenn es ihn erst recht zerstören würde, danach zu greifen.

Wieder erklang das Flüstern.

„Black …“

Diesmal war es lauter gewesen.

Sirius kannte die Stimme …

Der Turm drohte zu verschwimmen und noch immer hatte Sirius keine Entscheidung getroffen. Nicht mal einen Millimeter hatte er sich bisher bewegt. Wie erstarrt stand Sirius da auf dieser matschigen Wiese, vor dem großen bedrohlich wirkenden Turm und war nicht in der Lage, weder vor noch zurück zu weichen.

Er verstand es nicht, dabei war er doch normalerweise kein Freund von langen Entscheidungen. Diese aber wollte er nicht treffen - wollte ihr am liebsten gar nicht erst begegnet sein.

„Black!“

Die Stimme wurde lauter und drängender.

Und diesmal machte der Gryffindor einen Fehler – er drehte seinen Kopf zu der Stimme um. Sirius blinzelte durch den dichten Nebel, um etwas erkennen zu können.

Das war nichts ... erst ... doch dann ...

Urplötzlich riss Sirius die Augen auf …
 

Zuerst konnte er gar nichts sehen. Unangenehm grelles Licht blendete Sirius und er kniff ärgerlich die Augen wieder zusammen.

Himmelherrmerlin noch mal - was war los?

Da war doch gerade noch ein Turm … und eine Gestalt …

Wo war er eigentlich?

Sirius öffnete einen winzigen Spalt breit seine Augen und blinzelte durch die Gegend. Langsam gewöhnten sie sich an diese unangenehme Grellheit. Schemenhaft nahm er viele rote Umrisse und einen dunkelgrauen Boden war. Mit dem Rücken lag er auf etwas Weichem, sein Bett.

Schlafsaal - ach richtig!

Sirius ließ sich mit wieder geschlossenen Augen zurück auf sein gemütliches Kissen fallen.

Verdammt!

Etwas hatte ihn da unsanft aus einem wichtigen Traum geweckt.

In dem es um …

Verärgert musste Sirius feststellen, dass er bereits alles wieder vergessen hatte.

Nur, dass ihn eine vertraute Stimme geweckt hatte.

Wer hatte es also gewagt ihn, Sirius Black, da so unsanft aus dem Schlaf zu rütteln?

Remus war doch gewöhnlicherweise nicht so grob …

„Ach, der Herr ist wach? Wie gütig von dir uns mit deiner ach-so-wunderbaren Präsenz zu beglücken.“

Und Peter oder James waren das ganz sicher auch nicht!

Sirius drehte seinen Kopf langsam nach links um und blinzelte wieder durch seine dunklen Wimpern hindurch.

„Nein, ich träume noch - das ist ein Alptraum!“, redete es sich Sirius laut ein und wollte sich schon stöhnend über dieses schlimme Horrorvision, das Kopfkissen bereits aufs Gesicht pressen.

Aber erneut erklang erbarmungslos die nervende Stimme:

„Black, wenn das hier ein Alptraum wäre, würde nicht nur ich hier sein, sondern du wärst auch noch neben deiner Lieblings-Cousine aufgewacht. Und jetzt hör gefälligst auf, das Baby zu spielen und steh auf! Potter, kann dir ja von mir aus den Arsch aufreißen, aber nur weil du eine trottelige Schnarchnase bist, will ich mir nicht stundenlang seine Reden anhören müssen. Ist schließlich dein Freund!“

Das musste einfach ein Alptraum sein!

Nicht an seinem Geburtstag!

Nein, sie hier drin - völlig ausgeschlossen.

Das würde James nie und nimmer veranlassen, zu keiner Zeit und gewiss nicht heute!

Sirius schlug die Augen auf und während sie sich nun endlich vollständig an die Helligkeit im Schlafsaal gewöhnten, musste er der hochgezogenen-Braue-Wahrheit doch ins Gesicht schauen.

Allem Anschein nach hatte James das wirklich veranlasst. Er hatte sie an seinen Geburtstag hier reingeschickt.

Mit steil angewinkelter rechter Augenbraue und üblich kaltem Blick stand tatsächlich Melody Roberts an seinem Geburtstagsmorgen direkt vor seinem Bett.

„Wird’s bald oder willst du mich weiter belämmert anstarren? Wenn ja, ich hab nämlich was Besseres zu tun, als mich in diesem …“, sie schaute sich um und für einen Moment schien ihr wirklich mal kein passender Kommentar einzufallen, „… Ding, das ihr euren Schlafsaal nennt, aufzuhalten.“

Schlagartig war Sirius hellwach. Das Ausmaß dieses wiederholten Alptraumszenarios war soeben in sein Bewusstsein gewandert.

Melody Roberts – morgens - in seinem Schlafsaal – ihn weckend.

Prompt richtete Sirius sich auf und funkelte seinen persönlichen Plagegeist wütend an:

„Was tust du hier drin? Hab ich dir nicht gesagt, du sollst diese Räume nie wieder betreten?!“

„Und hab ich dir nicht gesagt, dass mich deine Meinung so viel interessiert wie Fliegendreck an der Scheibe?“, erwiderte das Mädchen mit den blonden Locken nicht im Mindesten beeindruckt.

„Im Gegensatz zum Gro der Mädchen, Black, richten sich meine Hormone nicht alle auf dich aus, sodass ich nach Belieben nach deiner Pfeife tanze. Also, wenn es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, mein Liebesgott bist du nicht, Adonis.“

Sirius spürte, wie alles in ihm zu pulsieren begann.

Die machte ihn noch mal wahnsinnig!

„Verdammt, Roberts - was machst gerade du hier drin?!“

„Uhh, wir werden sauer!“, sie verdrehte die Augen.

„Zu deiner Information, falls es dein Kleinhirn heute Morgen nicht überstrapazieren sollte. Potter wollte es so. Für mehr Informationen musst du schon ihn fragen.“

Nun platzte ihm endgültig der Kragen, wegen diesem frechen Gör.

Konnte die nicht einmal vernünftig und ohne Kommentar auf seine Frage antworten?!

Vor Zorn sprang Sirius jetzt sogar aus dem Bett auf.

„Black!“, sagte sie angewidert.

Er aber ignorierte das und ging so bedrohlich nah auf sie zu, dass ihre Gesichter kaum mehr eine Hand breit voneinander entfernt waren.

„Verdammt, jetzt sag’s mir gefälligst! Wenn ich deinen Anblick am frühen Morgen schon ertragen muss, habe ich wohl ein Anrecht darauf“, knurrte Sirius möglichst bedrohlich.

Doch wie immer zeigte natürlich auch dieser erneute Versuch der Angst-Einjagung oder wenigstens des Respekterhaltens, keinerlei Wirkung bei ihr.

Stattdessen zuckten ihre Mudwinkel sogar kurz, als würde sie ein Grinsen unterdrücken.

„Und wenn ich deinen Anblick so früh mit Bärchen-Boxershorts ertragen muss, habe ich wohl ein Anrecht, mich jetzt zu entfernen.“

Damit drehte sie sich um und warf ihre blonden Locken zurück, während ein leicht irritierter Sirius langsam an sich runter sah.

„Ach und bevor ich das Wichtigste vergesse, Black …“, sie war vor der Tür stehen geblieben, die Klinke bereits in der Hand und hatte sich ein letztes Mal umgedreht. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“, in ihrem Ton schwang diese nervige Ironie mit.

Auf ihren Lippen zeichnete sich ein spöttisches Lächeln ab:

„Hoffentlich schenken sie dir schönere Unterwäsche!“

Im Nu entschwand sie aus dem Zimmer hinaus, bevor Sirius das erstbeste Kissen gegen die Tür gepfeffert hatte.

Wut schnaufend blieb er zurück, seinen nächsten halbnackten Peinlichkeitsauftritt vor ihr verdauen müssend.

Sirius’ Maß war allmählich voll!

Was konnte er denn dafür?!

Mit der Süßen aus …

Na ja, war ja auch egal - jedenfalls war es spät geworden und Sirius hatte sich im Eifer seiner Schläfrigkeit nur noch irgendeine Boxershorts aus dem Schrank gegriffen.

Was konnte er dafür, dass Krones Mutter so auf Bärchen stand?

Zum Glück hatte er nicht dessen hellblaue mit den Herzchen und Engelchen erwischt …

Apropos James, der konnte jetzt was erleben!
 

Wie ein kleiner Wirbelwind flog James auf seinem Nimbus 1500 ständig von einem Trüppchen zum anderen. Gab Abigail Verbesserungstipps bei ihrer Besenstielhaltung, kommandierte Malcolm ein paar extra Runden ums Feld, weil er es vorhin gewagt hatte, während seiner rituellen Trainings-Motivations-Aufbaureden, dazwischen zu quatschen und ermutigte Frank und Fabian immer wieder, nicht aufzugeben den Knochenbrecher-Abklatscher und den „goldenen Arm“ zu üben. Als Teamkapitän hielt sich James selbstverständlich immer auf dem neusten Stand, was die Quidditchtaktik- und –spielzug-Entwicklung hergab. Nicht, dass es vorher großartig anders gewesen wäre … aber jetzt konnte er selbst das kleine Fang-Einmaleins der Hüter, im Halbschlaf und mit Peters Schnarchen im Ohr, problemlos aufsagen.

Für James war diese Vorbereitung eine Selbstverständlichkeit, schließlich war er jetzt der Führer dieses Teams und hatte ein Ziel:

Gryffindors goldenen Namen mit Ruhm und Ehre zu bekleiden – kurz gesagt, alle anderen Mannschaften in Grund und Boden zu stampfen und den Slytherins zusätzlich noch die Hosen runter zu ziehen.

Bereits Anfang November wäre es soweit, dies unter Beweis zu stellen, zu beweisen, dass Gryffindor nie eine bessere Mannschaft (bzw. Kapitän, wie James gönnerhaft dachte) gehabt hatte.

Er war wie immer optimistisch, denn was hatten sie auch schon vor einem jämmerlichen Haufen dummer zischender Schlangen zu befürchten?

Gut, Bellatrix Black war Führerin dieses Teams und war für ihre Unberechenbarkeit in allen Lebenslagen bekannt. Und ja, vielleicht konnten Avery und Lestrange als Treiber auch recht bedrohlich auf manche wirken, so wie der gesamte Rest von Gorilla-Riesen von einem Team.

Aber … sie hatten ja eine Geheimwaffe!

Inzwischen war zwar gerüchteweise bereits durchgedrungen, dass es sich bei Gryffindors Sucher tatsächlich um den „Eremiten“ handeln könnte, aber so oder so, die Überraschung war ihnen mehr als sicher. Niemand würde mit ihr rechnen und James hatte ihr bereits mehrere Male eingetrichtert – er wiederholte es lieber ständig, da er nie sicher war, ob sie ihm während ihrer Augenverdreherei zugehört hatte – solang ihr Talent zu verbergen, bis es nicht mehr möglich wäre.

Er wollte unbedingt den Triumph über Bellatrix Blacks entsetztes Gesicht erleben! Bei all diesen gewaltigen Vorteilen machte sich James keinerlei Sorgen, dass er nicht den blassesten Schimmer hatte, wer Sucher bei ihren Gegnern geworden war.

Sie waren die bessere Mannschaft - Punkt.

Eine einsame Gestalt, die den Weg vom Schloss zu ihnen hinunter in einem sehr gemächlichen Tempo geschritten kam, erweckte James’ Aufmerksamkeit … und seinen Zorn.

Hatte er sich nicht klar ausgedrückt?!
 

„Nie im Leben, Potter!“, sie verschränkte die Arme vor der Brust.

„Und da dir ja komischerweise irgendwas an Black liegen soll – es ist für unser beider Gesundheit das Beste.“

„Und ob du gehst!“, James fuchtelte wild mit Zeigefinger und Fäusten vor ihrem unbeeindruckten Gesicht rum.

„Ich bin dein Teamcaptain …“

„Blas dich lieber nicht so auf, Potter, sonst platzt du noch“, unterbrach sie ihn mit einer spitzen Bemerkung.

„… und du hörst hier auf meinen Befehl!“

Sie zog in typischer Manier die Augenbraue hoch:

„Nur in deinen Träumen, falls da neben Evans noch Platz für mich ist.“

James fuhr ungehindert dieser „freundlichen“ Kommentare fort und spielte seinen wissenden Trumpf aus:

„Oder muss ich dich daran erinnern, was ich besitze und du nicht?“

Der Blick, dem sie ihm auf diesen Satz sandte, war mehr als eiskalt und hasserfüllt, aber es tat seine gewünschte Wirkung. Sie drehte sich mit wehender Mähne um und ging doch – James lächelte siegesreich.

Wiederum fühlte er sich in seiner Position bestätigt.

Schließlich blieb er doch der Chef hier und gab die Kommandos!
 

„Wo ist Sirius?!“, war James' harsche Begrüßung von Weitem, mit der er sie anfuhr, noch bevor seine Sucherin das Feld überhaupt betreten und er den Boden erreicht hatte.

Die gewünschte Antwort blieb erst mal aus, denn Melody Roberts marschierte einfach schnurstracks weiter, als hätte sie sein wütendes Gebrüll nicht gehört, dass alle anderen in ihren Übungen hatte aufschrecken lassen.

James schwang gekonnt ein paar Meter über dem Boden, die Beine über den Besen und landete sicher direkt zu ihren Füßen, mit Fluggerät in der Hand und jeder Menge Wut im Bauch über diese offensichtliche Missachtung seines Befehls.

„Hab ich dir nicht gesagt, dass du so lange dableiben sollst, bis er endlich aufsteht?“, James machte große Gestiken, die zu seinem Ärger teilweise mit typischen Augen verdrehen erwidert wurden.

„Sonst legt er sich wieder hin und pennt weiter, dieser …“

„Ja, Potter, du hast gesagt, bis er wach ist. Du hast nicht gesagt, ich müsste ihn ans Händchen nehmen und herbringen. Auch wenn ihm durchaus zuzutrauen wäre, sich auf dem langen Weg bis hierher zu verlaufen, bei der Größe seines Hirns.“

„Verflucht, Roberts!“

So langsam verlor James seine Geduld mit ihr und ihres ewigen Kommentierens von allem!

„Ja, du hast Recht“, sie runzelte übertrieben nachdenkend die Stirn, „er wird sich doch nicht aufgrund mangelnder Intelligenz verlaufen, seine Nase wird ihm schließlich schon den Weg zur großen Halle weisen und von da aus traue ich ihm sogar zu, den Weg hierher allein finden zu können. Die fünf Jahre Übung müssten sich langsam mal ausgezahlt haben.“

Sie zog die rechte Braue hoch:

„Wollen wir bloß hoffen, dass er unterwegs keinen Rockzipfel entdeckt, dass könnte den Guten sonst ganz durcheinander bringen.“

James verlor so ziemlich jede Beherrschung, kein Wunder bei dem, was heute noch alles bevorstand.

„Roberts, hör endlich auf, meinen besten Freund nieder zu machen oder ich werfe dein geliebtes Schmuckstück sofort in den schwarzen See!“, schrie er sie beinah an.

„Dann kannst du von mir aus in die Wasserballmannschaft der Seebewohner eintreten, um es zurückzubekommen.“

Auch diesmal verfehlte die Erwähnung des kleinen Gegenstandes seine Wirkung nicht. Ihr Blick sprach zwar allein schon Bände, doch sie öffnete nicht mehr den Mund, um sie offen für alle zu verkünden. Sein Druckmittel funktionierte eben immer perfekt.

„Jetzt sag mir, wo Sirius ist und warum er nicht mitkommen wollte?“

James bemühte sich stark, etwas Entspannung in seine angespannte Stimme zu bringen. Er hatte aus den Augenwinkeln bereits bemerkt, wie Abigail hinter Frank Schutz gesucht hatte und selbst Malcolm nicht aussah, als wolle er im Moment einen Spruch ablassen.

James konnte kaum gegen seinen Ärger ankämpfen. Normalerweise war er immer äußerst locker und optimistisch, aber die Frustration wegen einer gewissen Sache nagte tief an ihm. Und dann ein paar Kommentare von Roberts’ Seite und James konnte gut verstehen, warum Sirius sie oft genug dahin wünschte, wo das Mondscheingras wuchs. Dieses Mädchen war nämlich absolut Nerven aufreibend und musste dabei immerzu so eine überlegen störende Ruhe bewahren. So wie jetzt, wo sie sich trotz Drohung und intensiven Geschreis erst in aller Ruhe einen Zopf band, bevor sie ihm antwortete.

James knirschte mit den Zähnen.

„Potter“, sie sprach seinen Namen aus wie sonst nur das Wort „Black“, „dein dämlicher Freund ist genau da, wo die Schlafmütze vorhin auch noch war, bis ich sie rausgeschmissen habe. Aber lass dir eins versichert sein …“

Sie schnappte sich flink ihren Besen.

„Er wird kommen!“, James konnte in ihrer Stimme leisen Hohn mitschwingen hören und fragte sich, was das wieder zu bedeuten hatte.

Als in der Ferne die Dampflok höchstpersönlich, pardon, Sirius sich äußerst missgelaunt den Weg zu ihnen bahnte …
 

Potter hatte einen an der Waffel!

Mel ließ sich mehr oder weniger die matschige Pampe schmecken, die ihre Cornflakes sein sollten.

Aber seine frühen Trainingszeiten waren sogar mal praktisch – seit einigen Wochen konnte Mel so morgens mal ein Frühstück zu sich nehmen, dass aus mehr als einer Scheibe angeknabberten Toast bestand. Ausgepowert und mit einem um diese Uhrzeit inzwischen wachen Magen, war Mel sogar in der Lage, eine ganze Schüssel dieser süßen Matsche zu sich zu nehmen, ohne dass es ihr gleich wieder hoch kam.

So löffelte Mel stumm wie immer vor sich hin, bis es auf einmal Platsch sagte und der Inhalt ihres Schälchens sich plötzlich zum größten Teil auf ihrer Jeans und Jacke wiederfand.

Dicke Milchtropfen rollten von Tisch und Bank hinunter, als Mel – das Schnauben eines schwarzhaarigen Jemands ignorierend – mit einem gefährlichen Aufblitzen nach dem Ausschau hielt, der für dieses unfreiwillige Milchbad am Morgen gesorgt hatte.

Sie seufzte.

Eine unschuldige braune Eule des Tagespropheten hüpfte vor ihr nervös auf und ab und war anscheinend total aus dem Häuschen, da das heute ihr erster Einsatz gewesen zu sein schien.

Mel seufzte erneut.

Tiere waren Mels Schwachpunkt, sie konnte ihnen nie wirklich böse werden.

Also bekam die kleine Eule statt unfreundlicher Sprüche und giftigen Blicken ein paar sanfte Streicheleinheiten ab, während Mel sie von ihrer viel zu schweren Last befreite und drei bronzene Münzen in ihren winzigen Beutel steckte. Mit einem freudigen Kniff in den Finger verabschiedete sich der zapplige Vogel und Mel machte sich endlich daran dem Chaos Herr zu werden. Nur ein kleiner Zauber und die frühere Ordnung war wieder hergestellt - wie auf Kommando segelte darafhin nun eine andere Eule ein.

„War ja wieder klar, dass du kommst, wenn der ganze Dreck weg ist!“, Mel bedachte den nachtschwarzen Vogel vor sich mit einem süffisanten Lächeln.

Sador schuhute eingebildet und drehte seinen Kopf weg. Mit einer Krauleinheit gewann sie allerdings seine Aufmerksamkeit schnell zurück. Inzwischen schlug Mel auch den Tagepropheten auf – ihr Frühstück hatte sie mit ihrem Unfall längst aufgegeben.

Nur die wichtigsten Überschriften wurden von ihr überflogen, ein schlichter Überblick über die Lage in der Welt genügte Mel. So las sie etwas von fallenden Zaubereraktien bei Sleeks Reinigungszauber & Putzhexen AG, dagegen steigende bei Zonkos – den Rumtreibern sei Dank, wie Mel ironisch dachte – irgendwelchen unbedeutenden Gesetzesänderungen im Falle eines Vermieterstreits mit einer Todesfee, Fortschritte auf dem Gebiet der Erforschung eines wichtigen Trankes – mehr wollte Mel schon bereits von Zaubertränken am so frühen Morgen nicht hören – und neuen Hinweisen und Spekulationen im Mordfall des ehemaligen Ministers für Zaubererkatastrophen ...

„HALT DIE KLAPPE!“, Mel schreckte aus ihren Überlegungen hoch.

Sie erkannte Black, scheinbar ziemlich wütend – denn genau so wie jetzt gerade schaute er auch immer aus, wenn er mit ihr sprach - vor ihm ein klein gewordener Pettigrew und daneben ein beschwichtigender Remus Lupin.

„Es interessiert mich nicht, klar?!“, fuhr er seinen kleineren Freund weiter an.

Mel kam nicht umhin, sich zu fragen, was Pettigrew so früh am Morgen ausgefressen haben mochte, dass Black derart austickte, auch wenn es sie natürlich nicht wirklich interessierte.

„Vielleicht“, dachte Mel höhnisch, „hat er ja vergessen sein Geburtstagsgeschenkchen an unser heutiges Jubelkind zu übergeben.“

Würde Black ja ähnlich sehen, sich deswegen gleich aufzuspielen wie eine gekränkte Diva.

„Jetzt bleib mal ganz ruhig, Tatze!“

Tatze - Mel wunderte sich immer noch über die seltsamen Spitznamen, mit denen die vier Chaoten sich nun neuerdings anzureden pflegten.

Ihrer Meinung nach waren sie nur eins:

peinlich.

„Wurmschwanz wollte dir nur zum Geburtstag gratulieren.“

Die Blonde winkelte die rechte Augenbraue stark an.

„Mir egal! Ach, lasst mich doch in Ruhe!“

Black schnappte sich ein paar Brötchen und dampfte wütend aus der großen Halle ab – seine Freunde ließ er einfach stehen.

Tja, der Streit mit Mr. Quidditch schien ihm wohl zu zusetzten, wie Mel vergnügt an die kleine Auseinandersetzung der beiden vorhin auf dem Feld zurückdachte.

„Dabei hat er doch auch dieses Jahr wieder so viele schleimtriefende Bewunderungsbekundungen und Einladungen zum Sex bekommen“, Mel betrachte leicht angewidert den rosaroten Berg Briefe auf Blacks ehemaligen Platz.

Mit jedem Jahr schien er exponential zu wachsen.

Sie schüttelte den Kopf über so viele schwachsinnig verliebte Mädchen, die Hogwarts zu beheimaten schien. Keine von denen hatte scheinbar den blassesten Schimmer, von was für einem Idioten sie nachts träumten – wie auch, wenn sie immerzu mit dem dummdämlichen Anstarren seines Gesichts beschäftigt waren.

Ihr Kopf hatte sich schon wieder der Zeitung zuwenden wollen, als ihre Augen an einem kleinen schwarz-grauen Etwas hängen blieben.

Kurz wurde die hohnvolle Stimme in ihrem Kopf stumm.

Mels Gedanken drohten abzuschweifen …

Dann zwang sie sich gerade dazu, sich wieder auf ihre Zeitung zu konzentrieren. Mel verlor nicht gerne die Kontrolle über ihren Kopf … oder ihre Gefühle.

So verordnete Mel sich immer wieder daran zu erinnern, dass Black, so wie alles, was auch nur im Entferntesten mit ihm zu tun hatte, sie einen Scheiß kümmerte.

Es funktionierte – alsbald war wieder die gewöhnliche Ruhe in Mels Kopf eingekehrt.
 

Lilys Stimmung an diesem Morgen pendelte irgendwo zwischen schadenfroher Genugtuung – man sollte kaum glauben, dass Lily Evans zu derartigen Gefühlen in der Lage war – und einer gewissen doch aufkeimenden Nervosität.

Dabei gab es überhaupt keinen Grund dazu!

Sie hatte nur getan, was richtig war – das einzige, was richtig gewesen war in dieser Situation. Lily biss sich auf die Unterlippe, es würde schon alles glatt gehen und es würde ihm wohl endlich ein deutliches Zeichen geben.

„So.“

Ohwei – schon wieder das böse kurze Wort!

Lily schaute auf, Caites Blick musterte sie leicht missbilligend.

„Wir werden uns dann wohl heute nicht sehen, gehe ich recht in der Annahme?“

„Ich weiß noch nicht, wo wir hingehen werden, aber wenn du Lust hast, könnten wir uns ja in den drei Besen-“

„Mach dir keine Umstände!“, Caite erhob sich mit einer stolzen, vornehmen Bewegung, die ihr eigen war, von ihrem Platz.

„Sheila und ich haben noch sehr viele wichtige Dinge zu besorgen, das wird sowieso zu lang dauern. Also, bis heute Abend“, Caites Gesicht nahm einen kühlen Ausdruck an, „… und viel Spaß bei deinem Date.“

So ließ sie Lily alleine am Frühstückstisch sitzen und schritt mit ein wenig angehobener Nase von dannen, vermutlich ihre Schwester suchen gehend. Lily kannte Caite zu gut, sie wusste, dass sie den letzten Satz nur aus purer Höflichkeit gesagt hatte. Oder um versteckt auf ihre Kränkung hinzuweisen, dass Lily nicht wie sonst mit ihr nach Hogsmead ging (Belli war meistens aufgrund irgendwelcher komischen Kerle abkömmlich, die sie gerade ihren „Freund“ nannte). Dabei glaubte Lily ihr nicht, dass sich die schöne Irin auch nur halb so gekränkt fühlte, weil sie es vorzog, mal mit jemand anderem ins Dorf zu gehen.

Nein, Lily kannte Caite dafür zu gut!

Ihr passte es einfach nicht, dass Lily mit einem Jungen dorthin ging.

Auf dem Weg zur Eingangshalle führte Lily ein altbekanntes Zwiegespräch mit sich selbst - mal wieder - in den letzten Wochen war es nur allzu oft vorgekommen und seit gestern Nachmittag wollte es gar nicht mehr aufhören.

Was sollte sie nur tun?

Sich schuldig fühlen, weil sie ihn in gewisser Weise ja für ihre eigenen Zwecke ausnutzte – oder ihre Schuldgefühle ignorieren, weil es ja nichts Verbindliches, sondern nur ein unschuldiges Treffen war und sie ihn zu nichts gezwungen hatte?

Bis zu ihrer Ankunft kam Lily zu keiner Einigung mit ihrem Kopf, dafür mischte sich auch noch Caites Stimme ein, die heftig mitdiskutierte und Lily nun vollends durcheinander brachte. In ihrem Denkapparat wirbelten die Gedanken umher und führten sie allzu schnell zu einer anderen nicht-ausgeführten Idee, die immer noch dort oben rumspuckte. Was wäre, wenn sie …

„Lily?“

Erschrocken schaute die Rothaarige sich um, sie war einfach weitergelaufen, mit den Gedanken völlig woanders. Dieses seltsame Phänomen geistiger Abwesenheit machte Lily Evans nun schon seit einigen Wochen schwerer und schwerer zu schaffen. Der Ursache war sie aber leider bisher nicht auf die Spur kommen können.

Ihre grünen Augen schauten sich suchend nach dem Rufer ihres Namens um und entdeckten ihn alsbald leicht verwundert die Augebrauen gehoben, ein wenig rechts neben der Statue von Rowena Ravenclaw stehend. Rasch machte sich Lily auf den Weg zu ihm, seine braunen Augen musterten sie aufmerksam.

„Alles in Ordnung mit dir? Du wirkst etwas blass, wenn dir nicht gut ist, können wir das ganze auch …“

„Nein, mir geht’s prima!“, versuchte Lily durch zusätzliches heftiges Kopfnicken zu bekräftigen.

So weit war sie schon gekommen, jetzt würde sie gewiss nicht wegen Gewissensbissen kneifen.

„Lass uns gehen.“

Sie schnappte sich seine Hand und überrumpelte den ruhigen Jungen wohl etwas mit ihrer plötzlichen Eifrigkeit, denn er taumelte leicht hintendran. Lily stellte unterdessen fest, dass er außergewöhnlich warme Hände hatte, dafür, dass er meist einen gänzlich anderen Eindruck erweckte.

Gerade als sie an der Reihe waren von Filch mit missbilligendem Blick und schlecht gelaunter Miene gemustert zu werden, passierte es.

„REMUS!“

Lilys Begleiter zuckte zusammen und schien mit etwas eingezogenen Schultern, sich zu der Quelle des wütenden Ausrufs umzudrehen. Auch Lily drehte sich um und legte bereits jetzt vorsorglich einen strengen Blick auf.

James Potter quetschte sich durch die engen Reihen auf sie zu, mit jedem Meter schien er grober zu denen zu werden, die zwischen ihm und Remus und ihr standen, stieß er sie doch einfach weg, wenn sie ihn nicht schon vorher Platz machten.

„REMUS“, wieder brüllte James Potter angriffslustig den Namen seines Freundes und Lilys Begleiters, obwohl sie jetzt nur noch wenige Meter voneinander trennten und es die normale Lautstärker auch getan hätte.

„Aber Potter benötigt ja immer die ungeteilte Aufmerksamkeit von allen!“, ging es Lily ärgerlich durch den Kopf.

„WIE konntest du das nur tun – hm?! Du bist mein Freund und hintergehst mich einfach?!“

Remus hob beschwichtigend die Arme und wollte wohl etwas sagen, aber Potter ließ ihn natürlich nicht ausreden.

Lily spürte wieder mal altbekannten Hass und Verachtung in sich hochsteigen.

„Lässt mich wie blöd einen Monat lang rumrätseln, während du hinter meinem Rücken ein Date mit meinem Mädel klar machst?!“

Das war zu viel für Lily!

„Potter – wann kapierst du es endlich?! Ich. Bin. Nicht. Dein. Mädel. – noch sonst irgendwas, was du gern hättest!“

„Halt dich da raus, Evans, dass ist ein Sache zwischen mir und Remus.“

Lily glaubte wohl sich verhört zu haben.

Wie arrogant konnte ein einziger Mensch eigentlich sein?!

„Und ob mich das was angeht, wenn du meinen Begleiter einfach anbrüllst! Du hast kein Recht dazu.“

„Und WIE mich das etwas angeht!“, gab Potter zornig zurück.

„James, hör doch mal zu, es ist anders als du denkst. Ich …“

„Anders als ich denke - wie denke ich denn, dass ich denke, dass es ist?!“, der Schwarzhaarige schien ihren Vertrauensschülerkollegen mit seinem Blick vollständig durchbohren zu wollen.

Sie sah Pettigrew Potter zaghaft am Ärmel ziehen.

„Krone, ich glaube wir sollten besser verschwinden, sonst-“

„NEIN!“, verkündete Potter mit einer Stimme, die keine andere Meinung zuließ.

In Lily rumorte es. Das musste wahrer Hass sein.

„Was soll ich bitteschön anderes denken, Remus? Du stehst hier und hast ein Date mit Evans und erzählst mir, ich soll das ganze nicht so ernst nehmen?!“

Potter drehte vollkommen am Rad und Lily war nicht bereit, sich das länger anzutun. Schon den Mund bereit geöffnet, Potter endgültig (und äußerst eindeutig) ihre Meinung über alles zu sagen, wurde sie unterbrochen.

„Würdet ihr bitte weitergehen?“

Schlagartig beruhigte sich Lily Puls wieder, diese Stimme war einfach zu angenehm für ihre Ohren. Der blonde Junge mit dem Vertrauensschülerabzeichen auf der Brust kam leichten Schrittes auf sie zu.

„Ach ja, wieso sollten wir auf dich hören, Peterson?!“

Lily wäre am liebsten auf Potter losgegangen, dem natürlich nichts Besseres einfiel, als Brian auch noch anzufahren.

„Weil Filch inzwischen McGonagall Bescheid gesagt hat, sie auf dem Weg hierher ist und du bestimmt heute keinen Ärger mit ihr bekommen möchtest, Potter“, war Brians schlichte Antwort daraufhin.

„Das wollte ich dir auch schon sagen, Krone“, nutzte Pettigrew jetzt die kurze Denkpause Potters, als Chance etwas sagen zu dürfen.

„Und Gonni sah beim Frühstück schon nicht besonders gut gelaunt aus.“

Potter machte wilde unsinnige Gestiken mit den Händen, die Lily als überaus unhöflich empfand. Aber was sollte man anderes erwarten - dieser Junge war ja auch schlichtweg die Unhöflichkeit in Person.

Plötzlich wurde Lily blitzschnell zur Seite gezogen, dass sie zuerst gar nicht wusste, wie ihr geschah. Ihre Hand, an der sie geschnappt wurde, schien auf einmal zu glühen, so warm wurde sie.

Im nächsten Moment hörte sie Potter auffluchen, jemand hatte ihn wohl zur Seite gestoßen, denn er hockte jetzt auf dem Boden.

Und dieser jemand war …

„Verflucht! ROBERTS, bleib stehen!“

Lily sah einen wuschigen blonden Haarschopf sich entfernen.

„Was fällt dir ein?!“, beschwerte sich der Schwarzhaarige weiterhin lautstark.

„Ganz einfach, Potter – du standst im Weg“, antwortete Mel monoton, ohne ihn der Höflichkeit eines Blickes zu würdigen.

„Ich bin dein Teamkapitän!“, brüllte Potter zornig.

Mel drehte sich um, zuckte kurz abfällig die Schultern und wiederholte herablassend:

„Du standst trotzdem am allermeisten im Weg.“

Bei Potter schien nun endgültig etwas zu platzen, denn er stürmte raus in die Kälte, ihr nach, gefolgt von einem etwas verwirrten Peter Pettigrew.

Lily atmete auf.

Sie war ihn los, wenn auch nur für eine Weile – Merlin sei dank!

Erst jetzt wurde sich Lily bewusst, dass ihre Hand noch immer festgehalten wurde und dass sie noch immer wie verrückt sich von selbst zu erhitzen schien. Auch spürte sie, dass ihr Kopf gegen irgendwas Weiches lehnte. Mit leicht geröteten Wangen drehte Lily sich um und schaute direkt in Brians kastanienbraune Augen. Es vergingen Sekunden in denen Lily ihren Blick einfach nicht abwenden konnte, noch half ihr der Blonde, in dem er sie weiter anschaute. Lily war eine Gefangene, ohne irgendwelche Gedanken, nur ein Gefühl war noch da, das existierte. Besonders in ihrem Bauch spürte Lily dieses kribbelnde Gefühl einer eigenartigen und nie zuvor gekannten Leichtigkeit …

„Was ist hier los?“

Die beiden fuhren auseinander, Professor McGonagall kam steifen Ganges den Flur dahergeschritten. Pettigrew hatte Recht gehabt, ihre Laune war ähnlich fröhlich wie nach einem neuen Rumtreiberscherz.

„Nichts, Professor – nur eine kleine Auseinandersetzung, die sich von selbst erledigt hat“, antwortete ihr Brian mit sicherer Stimme.

„Gut. Ich hatte schon die schlimmsten Befürchtungen als mir Mr. Filch die Worte „Streit“ und „Potter“ sagte, aber anscheinend haben sie ja für Ruhe gesorgt, Mr. Peterson“, die Professorin mochte den Ravenclaw anscheinend sehr gern, denn für ihre schlechte Laune, bekam Brian fast so etwas wie ein freundliches Lächeln ab.

„Lily, gehen wir?“, Remus riss sie erneut aus ihren Gedanken, nachdem die Professorin gegangen war und alles wieder seinen gewohnten Lauf angenommen hatte.

„Was … ja, selbstverständlich!“, Lily war zu beschäftig gewesen, jemanden anzustarren.

Filch musterte sie heute noch länger als sonst, vermutlich aus schlechter Laune doch niemanden bestrafen zu können. Lily hätte es ihm sogar mal gegönnt. Sie hätte es vor allem Potter vergönnt, denn anderes hatte er ihrer Meinung nach nicht verdient.

Wieso beschlich Lily dann das unbestimmte Gefühl, dass das eben nicht das Ende für heute war?

Vielleicht wegen dem Zwicken, dass sich so verdächtig in ihrem Magen breit machte, aber bei aller unguter Stimmung, die es verbreitete, schaffte es doch nicht ganz, das wunderbare Gefühl einer seltsamen Leichtigkeit aus Lilys Bauch zu vertreiben.
 


 

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@eva-04: Freut mich zu hören! ^^ Tagebucheinträge von Remus zu schreiben, finde ich nämlich fast schwieriger, als normale Chaps zu verfassen. Ist immer so eine Umstellung von Er- auf Ich-Erzähler - aber dafür brauch ich dann wenigstens nicht so viel zu schreiben. *g*

Hehe - hast heute ja schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf das gesehen, was noch kommt. Und ich sag nur eins: Es wird heftig! *oh oh*
 

@whatever92: Ich hoffe wir haben das Missverständnis geklärt! Über ein Kommi von dir würde ich mich jedenfalls freuen! =)
 

@Nicce: Dankeschön! Aber vielleicht werden mancher seiner "geheimen Gedanken" nicht für immer geheim bleiben? Er hat schließlich so seiner Theorien ... ;)

Hm ... bei James' Überraschung bin ich mir selber noch nicht so sicher - ist aj alles top secret! =) Aber ich kitzel es schon noch aus ihm heraus. ^^
 

@Manami89: Thankxx!!! =)

Ich gebe mir Mühe die ff auch in Zukunft abwechslungsreich zu halten und du wirst sicher noch viele (lange ^^) Kapitelchen von mir zu lesen bekommen! ;)
 

@Lesca07: O wirklich? *freu* Das ist schön, wenn du sie trotz allen schulischen Traumas (die ich nur zu gut nachempfinden kann ;) )magst. Wenn ich ehrlich bin, ist das nämlich mein unliebstes Chap ... Würde gerne noch mal alles umschreiben - Perfektionistin halt. ^^

Mels Vergangenheit kommt nur sehr langsam ans Tageslicht - Sorry! - behalte in nächster Zeit lieber Caite im Auge, da könnte sich nämlich was tun. ;)

Bei Sirius' Überraschung lass ich mich selber auch mal überraschen, bisher habe ich nämlich nur so eine wage Ahnung davon. *lol*

P.S. Mein aufrichtiges Beileid! Das muss einer der schlimmsten Tage deines Lebens gewesen sein - aber ich versichere, ich fühle mit dir! Meine persönliche Hölle besteht nämlich aus endlosen Mathe- und Physikstunden & *kreisch* einer großen dunklen Zahnarztpraxis.
 

Hey Leutz! Ist mal wieder etwas später geworden, als geplant, aber letzte Schulwoche hat für mich begonnen und musste mir noch ein paar Outfits für die Mottowoche raussuchen. *lol* Heute morgen bin ich denn im Nachthemd und Bademantel in die Schule marschiert und konnte endlich das tun, was ich schon seit Ewigkeiten wollte - ein Kissen vorsorglich mit in den Unterricht nehmen! *g*

Nun denn aber zurück zur ff: So, ein letztes vorgeschriebenes Kapitel habe ich noch (gibt es vorraussichtlich diesen Freitag) und dann ist erst mal Schluss. Für Nachschub wird natürlich gesorgt, aber vor Ende April würde ich mit nichts neuem rechnen. Die nächsten beiden Wochen stehen erst mal die Klausuren noch an, ich hoffe danach wieder Zeit zum Schreiben zu finden. Weiter geht es aber auf jeden Fall! =)
 

vlg, yanni
 

P.S. Damit ihr beim nächsten update nicht vom Stühlchen kippt: Chap 15.1 ist übrigens 39 Word-Seiten lang! *g*



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2008-05-18T17:10:47+00:00 18.05.2008 19:10
Hey meine Liebe =)

Ich wollte noch einmal das Kommi hier nachholen.
Also erstmal war der Traum jawohl zu genial ;D
Dann weckt ihn Mel .... ich verstehe immernoch nicht, warum James das getan hat. o,O Nun ja ... das ganze ist ein wenig langwierig, weil du es aus ganzen drei Perspektiven beschreibst =) Dadurch wird zwar deutlich, was jeder denkt, aber eventuell ein wenig zu viel ... trotzdem natürlich genial! =) Ist nur, was mir gerade mal so aufgefallen war XD
Nun .... dann tut mir Remus natürlich hammer leid! Immerhin hatte Lily ihn ja sozusagen gezwungen und der Liebe konnte ja nichts dafür... =/
Aber das renkt sich Gott sei Dank ja wieder ein. ^^

Joah ... soviel zu diesem Kap.! =)
Alles in allem natürlich mal wieder genial! Dein Schreibstil lässt auch nie nach ;-) Immernoch genial wie eh und je! Vor allem ... wo kriegst du immer die vielen Kosenamen usw. her? Deine Fantasie ist bemerkenswert ;-) Nun dann ...

Bis bald!
Lg, Lesca ~ =) *kussi*
Von: abgemeldet
2008-04-04T19:08:40+00:00 04.04.2008 21:08
hey du,
ich war nicht wirklich sauer auf dich...
ich hab einfach eine gespielte schnute gezogen^^
*lacht*
also mach dir kein kopf...

kappi war gut,besonders der streit...
*amüsiert ist*
der war lusig!
ich hoffe du schreibst bald weiter
*hoff*
*bang*
whatever92

Von:  Nicce
2008-04-03T15:46:27+00:00 03.04.2008 17:46
Klasse Kapi^^
Armer Siri so hatte er sich ja definitiv seinen Geburtstag nicht vorgestellt
Bin noch immer gespannt was James geplant hat^^
Danke für die ENS
Bis zum Nächsten Kapi
glG Nicce
Von:  eva-04
2008-04-02T13:12:13+00:00 02.04.2008 15:12
wie immer tolles kappi^^
was findet lily an brian?? oh der arme sirius-.-
hat geburtstag und dann trifft er aun noch gleich auf mel-.-
ich bin gespannt warum sich lily und remus treffen^^
freu mich schon riesig auf das nächste kappii^^

*wink*
eva


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