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Forever Fallen

...but one butterfly will show me the way.
von

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Karyu: Wonder what's wrong with me

Endlich fertig das Ding O.o Das fast vollständige Chap hatte ich eigentlich kurz nach dem Upload vom letzten fertig, aber bis dato gammelte es auf meinem PC herum |D Aber jetzt ist es vollbracht

Ich möchte mich übrigends endlich einmal für die lieben Kommis von euch bedanken :D Ich hoffe, es werden weitere kommen ^__^

Jetzt gehts los:

(Fehler dürfen wie immer gegessen werden)
 

19.6.2003
 

Der Bass wummerte unnachgiebig gegen Karyus dünne Schuhsolen und er nahm die eigentliche Musik gar nicht mehr wahr. Er hatte es bereits auch aufgegeben, im richtigen Takt mit seinem Bein zu wippen.

Ihm gegenüber saß Tsukasa, die Arme vor der Brust verschränkt blickte er ein wenig zurückgezogen in die riesige Menschentraube, die sich neben ihnen am Tresen der Bar gebildet hatte. Karyu fragte sich, ob er vielleicht Platzangst hatte.

Mit einem Lächeln kippte er den Rest seines Drinks hinunter. Der Alkohol brannte wie Feuer, aber das tat ihm unheimlich gut.

„Hey“, sagte er laut. Er tippte unter dem Tisch Tsukasas Fuß mit seinem eigenen an. „Geht’s dir gut?“

Dieser wandte sich ihm ein wenig überrascht zu und nickte dann zögerlich. „Alles bestens.“

„Sieht aber nicht so aus“, grinste sein Gegenüber. Tsukasas Drink stand noch beinahe unangerührt vor ihm, während Karyu sich bereits den vierten bestellt hatte. Er schien aus den vorherigen Treffen gelernt zu haben, dass er im Trinken nicht gegen Karyu ankommen konnte, was dieser sehr schade fand. Seine Augen wanderten von dem vollen Glas wieder zu Tsukasa empor und während er ihn musterte musste er sich eingestehen, dass er ihn irgendwie attraktiv fand. Er hatte sich wieder von Karyu abgewandt und blickte erneut in die Menschenmenge zu seiner Rechten. Das dämmrige Licht fiel ihm besonders auf Wangenknochen und Unterkiefer, der einen eckigen Schatten auf seinen Hals warf, was dem ganzen eine eigenartige und irgendwie lächerliche Vollkommenheit verlieh. Karyu kam nicht umhin, zu lächeln, runzelte dabei jedoch die Stirn. ~ Ja, er ist wirklich... schön.~ Schon komisch, dass er das Aussehen gerade jenes Mannes ‚vergötterte’, den er während seiner Schulzeit nur gemocht hatte, weil er sich in nichts einmischte.

Tsukasa wandte sich mit einem Seufzen wieder von den Massen ab und setzte zum Wort an um – wenn auch relativ spät – Karyus Feststellung zu widerlegen, als er merkte, wie Karyu ihn anstarrte. Mit gehobenen Augenbrauen und dem Anflug eines verlegenen Lachens erwiderte er den Blick, doch aufgrund der Tatsache, dass Karyu ihn so offensichtlich und ohne Hemmungen weitermusterte, fühlte er, wie das Blut sich in seinen Wangen sammelte.

„Was ist?“, fragte er.

„Nichts... nichts.“ Karyus Augen huschten noch ein letztes Mal über sein Gesicht, bevor für eine Weile auf sein leeres Glas blickte. Falls es ihm in irgendeiner Weise peinlich war, mehr oder weniger bei seinen gedanklichen Schwärmereien erwischt worden zu sein, dann ließ er sich das nicht anmerken. Er begann ganz plötzlich in der Tasche seiner Hose zu kramen und zog kurz darauf eine Packung Zigaretten und ein Feuerzeug hervor.

„Auch eine?“

Tsukasa schüttelte den Kopf, weshalb ihm die Haare ins Gesicht fielen. „Nicht meine Marke.“

„Gut.“

Der Gefragte beobachtete, wie Karyu eine Zigarette anzündete und für kurze Zeit in einer kleinen Rauchwolke verschwand.

„Immerhin bist du überhaupt Raucher, dafür muss ich dir danken.“ Karyu grinste, zog einmal und stieß den Rauch hervor. „Ich würde in diesen ganzen Anti-Raucherbars kaputt gehen. Sag mal, du bist nicht gern unter Menschen, oder?“

Die plötzlich gestellte Frage verwunderte Tsukasa, der Karyu deshalb mehrere Sekunden nur irritiert anblickte. „So würde ich das nicht sagen“, meinte er dann und überschlug seine Beine. „Es kommt ganz darauf an, wie ich mich fühle. Aber gut, im Allgemeinen bin ich vielleicht doch lieber mit meiner Arbeit allein. Oder mit irgendwem Vertrauten.“

„Bin ich dir etwa nicht vertraut genug?“ Karyu zog eine Schnute und aschte in den dafür vorgesehenen Becher, bevor er sich zurücklehnte und auf eine Antwort wartete.

Ob dieser Bemerkung musste Tsukasa lachen und Karyu gefiel, wie seine Augen dabei leuchteten. „Natürlich bist du mir vertraut genug, aber ich bin nicht mit dir alleine-“ Er brach ab, als er merkte, dass er seine Erläuterung etwas unglücklich formuliert hatte, und ein Blick auf Karyus Gesichtsausdruck verriet, dass er es genauso aufgefasste, wie er eigentlich nicht sollte. Es folgte ein Schweigen, bevor beide in Gelächter ausbrachen. „Wie auch immer, du weißt ja, was ich meine.“

„Natürlich!“ Karyu zwinkerte, was Tsukasa direkt an seiner Antwort zweifeln ließ, doch irgendwie amüsierte es ihn. „Es scheint in diesem Fall am Ort zu liegen. Ich habe immer so meine Hemmungen, wenn ich mich unbekannten Lokalitäten aufhalte.“

„Ach keine Sorge, hier passiert dir nichts. Und falls doch einmal eine Bierflasche angeflogen kommen sollte, dann werf ich mich schützend vor dich.“

„Wie beruhigend.“

„War das Ironie?“

Tsukasa umschloss seinen Drink mit beiden Händen und blickte hinein, bevor er an ihm nippte. Er konnte sich bei der Vorstellung, wie Karyu sich einmal quer über den Tisch warf und eine Bierflasche ihm anschließend eine Beule am Kopf bescherte, ein Grinsen nicht verkneifen.

„Nein.“

Kleine Rauchwölkchen stießen in die Luft, als Karyu ausatmete und Tsukasa dabei nachdenklich musterte. Dieser erwiderte den Blick erwartungsvoll, senkte jedoch seine Augen wieder zum Glas hinab. Dann lachte er einmal kurz und schüttelte den Kopf, während er zusah wie Karyu den Aschenbecher zu sich heranzog. „Komisch, oder?“

Die Zigarette rauschte auf den schwarzen Glasbehälter hinab und hielt inne; Karyu hob eine Augenbraue und blickte fragend zu Tsukasa auf. „Was ist komisch?“

„Alles.“

Tsukasa lehnte sich zurück und vollführte eine leicht hilflose Geste mit seinem Arm, der man deutlich ansehen konnte, dass er nicht so recht wusste, wie er das am besten erklären sollte.

„Als du damals an meine Schule kamst, da dachte ich nur Schon wieder so ein Vollidiot... Ich mein, für mich warst du wie alle anderen. Ich möchte nicht sagen, dass ich mich mit niemandem verstanden hätte, aber ich mochte sie nicht. Und ich weiß, dass sie mich um einige Ecken ebenso wenig mochten.“

Er zögerte ein wenig und nahm dann einen für seine Verhältnisse schier tödlichen Schluck seines Drinks. „Ich denke, es lag an meinem Vater. Sie dachten wohl, nur weil er so reich ist, wird mir alles in den Hintern geschoben.“

Ein weiterer, großer Schluck folgte, und Karyu machte große Augen.

„Manchmal denk ich mir, dass das mal etwas anderes wäre. Mal etwas innen Hintern geschoben zu bekommen. Aber das hab ich nicht. Nie. Er hasst mich und ich hasse ihn.“

Seine Miene verfinsterte sich, als er das Getränk in seinem Glas herumschwang. Karyu zählte die Sekunden, bis er den nächsten Schluck nahm, doch der blieb aus.

„Weißt du, selbst meine Mutter, die wäre besser mit mir umgesprungen, wenn sie denn lange genug gelebt hätte. Acht Jahre sind keine Zeit. Aber ich mochte sie nicht. Komisch was? Irgendwie scheine ich niemanden zu mögen. Liegt das an mir?“

Karyu war der Annahme, dass der Alkohol Tsukasas Zunge lockerte, auch wenn er bis jetzt ziemlich wenig zu sich genommen hatte. Umso mehr war er darüber erstaunt, was er ihm hier alles anvertraute. Das war das vierte Treffen, nachdem sie Kontakt aufgebaut hatten.

„Jedenfalls“, fuhr Tsukasa fort und sah zu wie Karyu an seiner Zigarette zog, „Jedenfalls... Was wollte ich sagen?“ Nachdenklich nahm er einen weiteren Schluck des Getränks. „Achja. Ich habe gedacht, du bist wie all die anderen. Aber das bist du nicht. Du bist ganz anders. Ich hatte mal nen besten Freund, da war ich elf – und ja ich weiß, dass es traurig ist, dass ich nur mit elf einen besten Freund hatte – der ist bei einem Autounfall gestorben. Und meine Tante, bei der ich öfter die Ferien verbrachte, hatte auf einmal Krebs. Er war im Endstadium und alle versuchen mir noch heute weiszumachen, man habe ihn nicht bemerkt. Ich hatte schon beinahe Angst, du könntest auch verrecken, weil ich dich mehr mochte als meinen Vater, was eigentlich kein Kunststück ist. Hm, wenn ich so darüber nachdenke, müsste dann die ganze Welt verrecken...“

Karyus Augenbrauen hoben sich noch ein ganzes Stück weiter und er musterte Tsukasa mit Besorgnis. „Alles in Ordnung?“

Tsukasa winkte ab und starrte wie hypnotisiert in sein beinahe geleertes Glas. „Wenns nur so wäre. Jedenfalls... Nach einer Weile hab ich gemerkt, dass ich dich mochte. Und dann bist du weggezogen. Es klingt vielleicht dämlich, aber da ist mir ein weiteres Mal ne Welt zusammengebrochen.“

Der Rest des Drinks verschwand mit einem Mal in Tsukasas Hals und er blickte Karyu mit einer Mischung aus Dankbarkeit, Hoffnung und etwas Undefinierbarem an. „Du weißt nicht wie froh ich bin, dass du wieder aufgetaucht bist. Das hätte ich nicht gedacht, schon allein, weil wir nie etwas miteinander zu tun gehabt haben. Ich mag dich. Ich mag dich sogar sehr. Und ich wünschte, du könntest mir das Versprechen geben, dass du nie wieder gehst. Aber das ist dämlich, so was geht nicht. Ich will einfach nur, dass mein Umfeld nicht mehr nach Tod riecht. Seien Leute betroffen, die ich mag oder nicht, oder welche, die ich überhaupt nicht kenne. Ich bekomme immer wieder das Kotzen, wenn ich im Fernsehen sehe, wie Menschen getötet werden. Das halt ich nicht aus. Dafür habe ich zuviel davon gesehen. Ich – Gottverdammt, was war da drin?!“

Er umklammerte das leere Glas mit einer Hand und streckte es von sich fort, mit der anderen massierte er sich die Stirn. Karyu war versucht ob dieses Anblicks zu lachen, doch was Tsukasa in seinem angetrunkenen Zustand von sich gelassen hatte, ließ ihn erstarren. Es schien ihm, als wäre er weit weg, und sogar seine Stimme empfand er als leiser, als sie eigentlich war. Schließlich zwang er sich dazu, den kalten Schauer von seinem Rücken zu vertreiben und streckte mit einem Lächeln die Hand nach Tsukasas Glas aus. Er entwendete es ihm elegant und ließ es mehr oder weniger laut auf den Tisch knallen. „Alkohol. Wollen wir lieber gehen?“
 

Besorgt warf Karyu hin und wieder einen Blick auf Tsukasa, der seinen Kopf gesenkt hatte und völlig in Gedanken versunken war. Er hatte beschlossen, ihn lieber nach hause zu bringen. Karyu selbst haderte mit den Dingen, die ihm in der Bar anvertraut worden waren. Er hatte nicht gewusst, wie mies es seinem Begleiter ging. Er hatte nicht gewusst, dass so viele seiner Mitmenschen hatten sterben müssen. Er hatte immer nur diesen Kenji gesehen, wie er im Klassenzimmer saß, ganz still und geschäftig, während die Welt an ihm vorbeizulaufen schien.

Die Straßenlaternen warfen helle Lichtkegel auf den leergefegten Weg, den sie entlang liefen. Für Tokyo ziemlich ungewöhnlich. ~Komisch. Man kommt sich wie abgekapselt vor.~

„Was meinst du, wie morgen das Wetter wird?“, fragte Karyu laut und streckte sich gespielt. Er verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und ließ seine Augen auf Tsukasa ruhen. Der sah nun endlich von seinen Füßen auf und zuckte mit den Schultern. „Gut. Wir haben Sommer.“

„Aber das heißt doch nichts.“

„Für mich schon.“ Tsukasa blickte zu Karyu empor und bemerkte gerade noch, wie dieser die Zunge rausstreckte. Er freute sich, dass der Kleinere darauf lächelte.

„Vielleicht regnet es ja.“

„Das glaub ich nicht. Ich sehe keine Wolken. Und selbst wenn, ich mag keinen Regen. Da hab ich immer schlechte Laune.“

„So schlimm ist das doch auch wieder nicht. Kommt ganz drauf an, was du draus machst.“

Karyu grinste dumm, wie Tsukasa fand, und ließ seine Arme wieder sinken. Er hingegen hob eine Augenbraue und seufzte. „Ich mache daraus einen Tag vor dem Fernseher.“

„Hm, klingt gut. Wann kann ich vorbeikommen?“

„Bitte, was?“

Tsukasa blinzelte verwundert, Karyu grinste, wie er fand, immer noch dumm. Es verging eine Weile des völligen Schweigens bis Tsukasa lachen musste. „Du... du bist so-“

„Ein Genie?“

„Das meinte ich eigentlich nicht. Aber das irgendwo auch. Hey, ich hab ne Idee.“ Und mit dieser Äußerung rannte er los. Man könnte förmlich das PLÖPP hören, mit dem ein großes, rotes Fragezeichen hinter Karyu auftauchte.

„Wenn du vor mir da bist, dann kannst du gerne vorbeikommen. Wenn nicht-“

Tsukasa kam gar nicht erst dazu, diesen Satz zu vollenden, da stürmte Karyu bereits auf ihn zu und er machte sich lieber daran, zu laufen. Gott sei dank wohnte er zwei Straßen weiter. Eine wirkliche Ausdauer hegte Tsukasa nämlich nicht. Im Gegensatz zu Karyu, der ihn bald hinter sich gelassen hatte. ~Verdammt, was geht denn hier...?~

Die Nacht erfüllte sich vom regelmäßigen Auftritt vierer Füße, und Tsukasa kam dieses Geräusch schon bald reichlich lächerlich vor. Er ärgerte sich darüber, dass er Karyu zwar einholen konnte, aber immer noch einen guten Meter hinter ihm lief. Dann sah er, wie der Größere plötzlich zusammenzuckte und etwas langsamer wurde. Das nutzte Tsukasa aus, sammelte seine letzten Kräfte und spurtete an ihm vorüber. Aus dem Augenwinkel erhaschte er noch, wie sich Karyus Hand in der Hosentasche vertieft hatte.
 

„Erster“, keuchte Tsukasa und ließ sich gegen die Hauswand sinken. Gerade als er sich umdrehte, raste Karyu mit rudernden Arme auf ihn zu, konnte sich aber gerade noch abfangen, bevor er gegen ihn lief. Der Anblick brachte Tsukasa zum Lachen, und er fragte sich, ob Karyu das tat um seine Laune zu heben. Ebenfalls keuchend stützte Karyu sich mit den Händen an der Wand ab und setzte sich dann neben Tsukasa. „Das war unfair“, meinte er atemlos und grinste breit. „Ich war abgelenkt.“

Karyus freier Oberarm berührte den von Tsukasa. Er fühlte sich angenehm warm an.

„Von was denn?“, fragte er genauso grinsend.

„Mein Handy ist losgegangen. Ein Freund hat gefragt, ob ich gleich noch vorbeikomme.“

„Und kommst du?“

„Vielleicht.“

Sie sahen einander eine Weile schweigend an und forschten im Gesicht des jeweils anderen. Karyus Atem roch nach einer Mischung aus Tequila und Bier, aber Tsukasa machte das nichts. Er grinste weiter.

„Du bist so doof“, sagte er dann.

„Warum das denn?“, war die irritierte Reaktion.

„Ich weiß nicht. Ich mag es, wenn du doof bist. Das ist lustig.“

„Oh, jetzt fühl ich mich geehrt.“ Karyu lachte, stand auf und bot Tsukasa seine Hand an. Er nahm sie und wurde auf die Beine gezogen.

„Ich mag dich auch“, sagte Karyu dann unvermittelt und umklammerte Tsukasas Hand als würde sein Leben von ihr abhängen. „Und ich bin froh, wieder in deinem Leben aufgetaucht zu sein.“

Tsukasas Grinsen wandelte sich zu einem normalen Lächeln, dann verschwand auch dieses und er regte mit einem fragenden Blick seine Hand in der von Karyu. Der ließ ihn daraufhin los, wenn auch nur zögerlich.

„Hey“, sagte er dann mit neckendem Ton. „Wo ist das schöne Lächeln hin?“

„Suchs doch.“

Durch diese Aufforderung nur unterstützt, machte er Anstalten Tsukasa durchzukitzeln, doch schon beim bloßen Anblick der Hände musste dieser lachen. Karyu hob beleidigt eine Augenbraue. „Na, schwer war das ja nicht.“

„Habe ich auch nie-“

Tsukasa wurde durch Karyus schwungvolle Umarmung abgewürgt. Sie taumelten beide gegen die Wand, an der sie zuvor gesessen hatten.

„Was war denn das?“, lachte das Opfer dieses Anschlages und krallte sich in Karyus Rücken.

„Ich will mich bloß verabschieden“, nuschelte der Größere gegen Tsukasas Hals und hob den Kopf dann grinsend. „Ich muss langsam los.“

„Okay.“

Sie ließen sich jedoch nicht von Karyus scheinbarer Eile beirren, sondern verharrten noch eine Weile so. Er war warm und das tat gut, und doch bildete sich eine Gänsehaut auf Tsukasas Armen aus. Sekunden schienen zu Stunden zu werden. Er blickte in Karyus Gesicht und nahm hinter ihm trotzdem ganz deutlich den klaren Sternenhimmel wahr.

„Frag jetzt nicht, warum ich das mache“, meinte Karyu gedämpft. „Ich habe keine Ahnung.“

Noch bevor Tsukasa fragen konnte, was er meinte, kam ihm das fremde Gesicht gefährlich nahe. Erneut stieg ihm die Tequila-Bier Mixtur in die Nase, doch das war jetzt nebensächlich. Er wusste, was jetzt passieren würde, aber er konnte ansonsten keinen klaren Gedanken fassen. Es blieb auch nicht genug Zeit, um das zu versuchen. Karyu küsste ihn bereits.

Der Kuss dauerte nicht lange an, aber für diesen kurzen Moment schien die ohnehin schon stille Welt angehalten zu haben. Tsukasas Gesicht fühlte sich heiß an und in ihm machte sich diese dumme und vielleicht auch durch den Alkoholkonsum entfachte Hoffnung breit, dass Karyus Lippen seine nicht mehr verlassen würden. Doch wie gesagt, es war kein langer Kuss.

Der Größere ließ Tsukasa los, und zog seinen Kopf zurück, während er sich fragte, ob es irgendwo auf der Welt jemanden gab, der genauso etwas Dämliches gemacht hätte. Er stand doch nicht einmal auf Männer!

Seine Augen flogen über Tsukasas Gesicht und versuchten sämtliche Regungen zu erfassen, die ihm verraten hätten, ob diese Aktion gut, schlecht oder nicht schwerwiegend in beiderlei Kategorien gewesen war. Er fand nichts.

„Nun... ich geh dann mal“, sagte er darauf lächelnd, als wäre nie etwas geschehen. „Wie’s aussieht, wird’s mit morgen nichts.“

Er entfernte sich rückwärts von der Häuserreihe in einem der Vororte Tokyos und hob seine Hand zum Abschied. Dann drehte er sich um und ging.

„Yoshitaka!“

Überrascht blickte er über die Schulter zurück und wurde langsamer. Tsukasa war ihm ein Stück auf die Straße gefolgt.

„Wenn es regnet“, lächelte er.

Karyu verstand erst nicht, doch dann grinste er erfreut und winkte noch einmal. Vielleicht hatte er doch nur halb so dumm gehandelt, wie er dachte. Er sah gerade noch, wie Tsukasa sich abwandte und das Haus betrat, bevor er nach seinem Handy kramte. Das Licht des Displays brannte ihm ein wenig in den Augen, als er die SMS öffnete.
 

Du bist spät dran, Joker.
 

Er war bereits in einen Dauerlauf verfallen, als er die letzte Ecke überwunden hatte und sich nun in einer verlassenen Gasse wiederfand. Sie war jedoch breit genug für ein Auto, wie Karyu feststellte, denn direkt vor ihm stand ein alter Wagen. Die Scheinwerfer brannten und zwangen Karyu dazu, seine Augen zusammenzukneifen, während er auf das Fahrzeug zueilte.

„Nenn mich nicht immer Joker!“, sagte er mit rollenden Augen, als er die Beifahrertür aufriss und sich auf den Sitz schleuderte.

Der Mann am Steuer hob hinter seiner dunklen Sonnenbrille die Augenbrauen. „Aber so ist dein Deckname.“

„Mein Deckname ist Bloody Joker.“

Der Yakuza ließ den Motor an und seufzte kommentarlos. „Auf dem Rücksitz sind die Waffen. Bereits geladen.“

„Ich nenne dich ja auch nicht Pink Zero, oder so“, führte Karyu die Diskussion bestrebend fort.

„Das ist ja auch nicht mein Name. Außerdem macht es keinen Sinn, den Decknamen auch noch zu verlängern.“

„Aber du sollst mich trotzdem-“

„Aber es ist kürzer, wenn ich- Ach vergiss es, du verwirrst mich!“

Zero trat das Gaspedal durch und fuhr mit quietschenden Reifen aus der Gasse hinaus. Karyu vernahm ein grimmiges Brummen, als er nach rechts abbog und verrenkte sich bei der Aktion, den Koffer mit den Waffen auf seinen Schoß zu ziehen. Er ächzte auf und öffnete ihn.

„Wo warst du eigentlich so lange?“, fragte Zero ohne ihm einen Blick zuzuwerfen. „Ach, setz dir erst mal die Brille auf. Im Mittelfach.“

Karyu kramte im genannten Objekt und zauberte eine Sonnenbrille hervor, die der Zeros ziemlich glich. Er setzte sie auf. „Bei Oota Kenji. Hab mich heut mit ihm getroffen.“

„Aha.“

„Sag doch gleich Fick dich, du Idiot. Du hast mich warten lassen!

„Ich wollte jegliche Anstrengungen vermeiden. Wie ich sehe, hast du auch so kapiert, was das hieß.“

Karyu zog eine Grimasse und wendete sich den Waffen im Koffer zu. Sein Liebling, eine Desert Eagle, lag fein säuberlich direkt neben Zeros 9 Millimeter Halbautomatik Pistole. Er nahm seine Waffe heraus und grinste, als er sich daran erinnerte, wie Zero einmal gemeint hatte, sich sehr gut mit seiner Pistole identifizieren zu können.

„Was hat da so lange gedauert?“

„Hab die Zeit vergessen.“ Karyu erinnerte sich daran, wie er Zeros Nachricht noch während des Wettlaufs bekommen hatte und lud die Eagle. Ein leises Klicken war zu hören.

„Über was denn?“

„Über nichts Außergewöhnliches. Ich hab ihn nach hause gebracht.“

„Weil?“

„Er sturzbesoffen war.“

„Aha.“

Karyu rollte mit den Augen und verkniff sich einen Kommentar. Das Zero bereits genervt war, war nicht zu übersehen, beziehungsweise zu überhören. Seufzend überprüfte er die Menge des Magazins, das im Koffer beigelegt war; Zero bog nun auf eine belebtere Straße ab, weshalb Karyu dem Koffer auch dessen Waffe entwendete, sie ihm auf den Schoß legte und den Koffer schleunigst verschwinden ließ. Anschließend betrachtete er sich im Rückspiegel und schob die Sonnenbrille das Nasenbein hinauf. „Sein Vater scheint steinreich zu sein.“

„Wessen?“

„Kenjis. Ist er deshalb mein Auftrag?“

„Was weiß ich? Ich hab nichts mit diesem Kerl am Hut, da musst du schon Tiger fragen.“

Karyu runzelte bei der Erwähnung ihres gemeinsamen Bosses die Stirn. Siberian Tiger, kalt, herz- und skrupellos. Er würde über Berge von Leichen gehen, nur um an ein Hundert Yen-Stück zu kommen. Dass der Reichtum von Tsukasas Vater der Grund für Karyus Auftrag war, lag nun sehr nahe. Er fragte sich, wieso er nicht darüber informiert wurde.

„Das hab ich schon etliche Male. Und einmal hab ich ihn so genervt, dass er mir schon ne Kugel innen Arsch jagen wollte.“

„Opfer muss man bringen.“

„Sehr witzig. Wo geht’s eigentlich hin?“

Auf diese Frage nickte Zero erneut dem Mittelfach zu. Darin befand sich ein säuberlich gefalteter Zettel, den Karyu zuvor gar nicht realisiert hatte. Er entfaltete ihn und las sich die Daten durch, die sich auf ihm finden ließen. „Ryuusei Shando? Er hat noch Geld zu zahlen, was haben wir damit zu tun?“

„Er hat nicht gezahlt.“

„Ist das Ultimatum abgelaufen?“

Zero ließ das Lenkrad mit der linken Hand los um einen Blick auf seine Uhr zu werfen. „Vor exakt einer Stunde, siebenundvierzig Minuten und vierzehn Sekunden.“

Verwundert hob Karyu die Augenbrauen und blickte auf den beleuchteten Straßenverkehr. „Und wie kommt es, dass man uns schickt, obwohl man nicht genau wusste, ob er zahlt?“

„Man schien wohl doch genau gewusst zu haben, dass er nicht zahlt. Dafür, dass wir kein Geld bekommen haben, holen wir uns sein Leben.“

„Man könnte fast meinen, das machst du freiwillig.“

Auf diese Bemerkung reagierte Zero mit eisernem Schweigen. Karyu sah, wie sich sein Griff um das Lenkrad verkrampfte.

„Wir treffen uns mit ihm auf dem Sportplatz der Mahama-koko“, brach Zero schließlich die Stille. „Er will einen Deal aushandeln. Typisch Drogendealer halt.“

„Das weißt du woher?“

„Während du dich vergnügt hast und ich auf dich warten durfte, hat man mich informiert.“

Karyu sah zu, wie Zero von der dicht befahrenen Straße links in eine Einbahnstraße einbog.

~Mahama-koko... Das ist nicht mehr weit.~

Der Motor hörte sich eigenartig laut an, während sie sich dem Ende der Straße näherten und Karyu bereits das Hauptgebäude seiner ehemaligen Schule erkennen konnte. Ihm schoss plötzlich der Gedanke durch den Kopf, dass er heute Nacht an dem Ort, an dem er Tsukasa kennen gelernt hatte, töten würde. Lächerlicherweise tat ihm das irgendwie leid.

Zero parkte den Wagen in sicherer Entfernung zu der Schule, von dort aus machten sie sich zu Fuß auf den Weg zum Sportplatz, die Waffen gut am Körper versteckt. Sie konnten die Schemen der riesigen Scheinwerfer erkennen, die rund um den Platz aufgestellt worden waren. In der Dunkelheit wirkten sie irgendwie lebendig.

Es dauerte nicht lange, bis sie das Gelände betraten. Der Boden schmirgelte an ihren Schuhsohlen, während sie auf die Mitte des Platzes zuschritten. Karyu erkannte erneut Schemen, doch dieses Mal gehörten sie einem Menschen. Um genau zu sein, vier Menschen.

~Scheiße~, dachte er. Ein Seitenblick auf Zero verriet, dass ihm das gleiche Wort im Kopf herumspukte. Man schien die beiden Yakuza nicht nur erwartet zu haben, sondern auch über ihre Absichten Bescheid zu wissen. Das war eigentlich mehr als ‚Scheiße’.

Karyu sah, wie Zeros Schritt leicht verunsichert stockte, als die vor den vier Personen anhielten. Allerdings brauchte man für diese Regung ein unglaubliche gutes Auge, mit dem Karyu Kami sei dank gesegnet war. Zero war so gut wie nie verunsichert. Und wenn, dann wusste man es nicht.

„Angenehm, Ryuusei-san“, hörte man ihn sagen. Die anderen drei Männer beachteten fürs erste weder er noch Karyu.

„Angenehm“, war die Antwort des Drogendealers und er lächelte etwas hinterhältig. Es folgte eine eher unruhige Ruhe, in der Karyu zu hören meinte, wie die drei Schränke, die hinter Shando standen, ihre Waffen scharf machten. Er ging sogar fest überzeugt davon aus, dass auch Zero das mitbekam. Der ließ sich jedoch nichts anmerken, sondern warf einen Blick auf seine Uhr. „Ihr Ultimatum ist abgelaufen. Ich bin gespannt, wie Sie sich mit einem Deal da raushauen wollen.“

Auf diese Äußerung winkte Shando einen seiner Begleiter vor, der einen großen Koffer bei sich trug. „Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass ich ein paar Freunde mitgebracht habe“, erkundigte der Dealer sich beiläufig, während sein Komplize den Behälter auf den Boden legte und die Verschlüsse aufschnippen ließ. Karyu und Zero verneinten mit einem höflichen Lächeln und nickten nun den anderen Männern begrüßend zu. Nun wanderten ihre Blicke zum Inhalt des Koffers.

„Ich fürchte, Sie können das Geld leider nicht durch Kokain ersetzen“, sagte Karyu freundlich, ging in die Hocke und fischte eine kleine, mit weißen Pulver gefüllte Tüte hervor, die er Shando entgegenstreckte. Der lächelte jedoch bloß.

„Das habe ich auch nie erwartet. Sehen Sie es als Entschädigung.“

„Entschädigung wofür?“, fragte Zero.

„Für das nicht vorhandene Geld.“

„Dafür gibt es keine Entschädigung.“

Wegen dieser bestimmten Antwort, runzelte Shando für einen Moment die Stirn, blickte dann jedoch wieder freundlich. „Verzeihung, ich verstehe nicht ganz“, stellte er sich dumm.

Karyu warf das Tütchen zurück in den Koffer und richtete sich wieder zur vollen Größe auf. Seine Augen wanderten kurz zu den drei Begleitern, dann weiter zu Shando. „Tiger will das Geld. Und nichts anderes. Und er ist bereit, die Konsequenzen daraus zu ziehen, wenn er es nicht bekommt.“

„Die da wären?“

Karyu und Zero bemerkten wie die drei Schränke von Männern sich rührten und gingen kaum merklich einen Schritt zurück.

„Ich hatte mir das so vorgestellt, mit dem Deal“, begann Shando und schritt näher an sie heran, dich gefolgt von den anderen. Die beiden Yakuza rührten sich jetzt jedoch nicht von der Stelle. „Tiger bekommt kein Geld, aber dieses großzügige Geschenk. Wenn er es annimmt, dann werde ich mich unter seine Dienste stellen. Für eine Weile, versteht sich. Wenn er allerdings darauf scheißt, dann gibt’s keine Drogen, keine Dienste und er wird um zwei seiner Jungs ärmer.“

„Oberflächlich und geschmacklos, das muss man zugeben.“

Shando lachte und verschränkte seine Arme hinter dem Rücken. Er musterte Zero von oben bis unten. „Vielleicht. Aber ziemlich effektiv.“

„Tiger liegt nicht besonders viel an seinen Jungs. Er besorgt sich einfach neue.“

„Dann ist es ja nicht schlimm, wenn man sie ihm wegnimmt.“

Karyu konnte nicht so schnell gucken, wie die Schränke und Zero die Waffen gezogen hatten. In der Zeit, in der er nach seiner eigenen griff, lagen bereits zwei dieser Bodyguards tot am Boden. Man hätte ihnen vielleicht sagen müssen, dass Zero schnell war. Verdammt schnell. Er war so schnell, dass selbst Lucky Luke und sein Schatten Bauklötze gestaunt hätten.

Ein dritter Schuss fiel zusammen mit dem letzten Begleiter Shandos. Das alles hatte sich in so kurzer Zeit und so wenig Umständen abgerollt, dass Karyu sich fragte, warum er überhaupt mitkommen sollte.

Shando zauberte eine Pistole unter seinem Mantel vor und war drauf und dran, sie auf Zero zu richten, doch Karyu zielte nun mit seiner Eagle auf ihn. Sie klickte so unüberhörbar laut, dass Shando inne hielt.

„Fallen lassen“, befahl Karyu dumpf und verzog keine Miene. Der Dealer tat wie geheißen und wandte sich langsam zu ihm um. Zero, der einige Schritte zurückgewichen war, um besser zu zielen, blieb wo er war und beobachtete das Szenario.

Karyu bewegte seine Waffe und richtete sie Shando direkt auf die Brust, während sie sich gegenseitig in den Augen forschten.

„Das werden Sie nicht tun“, sagte Shando leise und seine aufgerissenen Augen wirkten nun leicht psychopathisch.

„Woher wollen Sie das wissen?“

„Ich bin wichtig für Tiger.“

„Hören Sie auf zu träumen.“

Karyu bewegte die Eagle in seinem Griff, um sie besser zu fassen. Sein Zeigefinger glitt leicht über den Abzug. Selbst in der Finsternis schien er die Schweißperlen zu erkennen, die sich auf Shandos Stirn bildeten. Karyu störten sie nicht. Er würde ihn jetzt töten.
 

Ich will einfach nur, dass mein Umfeld nicht mehr nach Tod riecht.
 

Er stockte, als er abdrücken wollte. Seine Augen weiteten sich kurz, und Shando schien dieses Zögern mit unheimlicher Genugtuung auszukosten. In Karyu stieg Wut auf. Auf ihn. Auf sich selbst.

„Sie wurden ausgebildet um zu töten. Und Sie sind davon überzeugt, dass ich nicht mehr wichtig bin. Warum, also, schießen Sie nicht?“

„Schnauze halten.“

Karyus Augen flogen über Shando hinweg, hinter sich konnte er hören, wie Zero mit seinem Fuß über den Boden scharrte, sich aber sonst ruhig verhielt. Dieses Lautsignal sagte Karyu, dass er endlich Schluss machen sollte. Sie hatten schon viel zu viel Zeit für diesen Mann aufgewendet. Karyu war kurz davor, seine Augen zu schließen, um sich zu sammeln, doch dann stellte er fest, dass das eine unheimlich dämliche Idee war.

Er konnte diesen Mann nicht töten. Aber er musste es. Tsukasa hielt ihn davon ab, und das, obwohl er nicht einmal hier war. Erneut machte sich Karyu bereit, den Abzug zu drücken.
 

Ich bekomme immer wieder das Kotzen, wenn ich im Fernsehen sehe, wie Menschen getötet werden.
 

Wieder hielt er inne. Zero scharrte unruhig mit seinen Füßen, Karyu beachtete ihn jedoch nicht. ~Verschwinde aus meinem Kopf. Das ist kein besonders guter Zeitpunkt, um mich heimzusuchen!~

„Oh, ich bitte Sie, sollen wir hier die ganze Nacht stehen?“

„SCHNAUZE, HAB ICH GESAGT!“
 

Das halt ich nicht aus. Dafür habe ich zuviel davon gesehen.
 

Zwei Schüsse fielen und Shando ging röchelnd zu Boden. Karyu ließ heftig atmend seine Waffe fallen, und fühlte nur halbherzig, wie Zero ihm eine runterhaute.

„Bist du bescheuert?!“, fragte er aufgebracht. Er verstaute seine Pistole in der Innenseite seiner Jacke. Dass er nun vier Menschen auf dem Gewissen hatte, sah man ihm nicht an.

„Warum hast du ihn nicht kalt gemacht?“

„Ich weiß es nicht.“

„Toll. Wirklich, ganz TOLL!“ Zero packte seinen Partner unwirsch am Kragen und zog ihn auf seine Höhe. „Seit wann bist du so verweichlicht?“, zischte er. „Ich erinnere mich an Zeiten, wo man mit der Wimper gezuckt hat, und du bereits dein Magazin leer geschossen hast!“

Karyu erwiderte nichts, sondern blickte Zero nur leicht weggetreten an. Wenn er nur wüsste, was ihn vom Schuss abgehalten hatte, dann hätte er ihm wenigstens eine bissige Antwort geben können. Doch die musste ausbleiben. Zero schüttelte ungläubig und sichtlich erbost den Kopf und ließ von ihm ab. „Damit wirst du dich noch eines Tages umbringen, Joker.“

Wieder folgte keine Antwort, und bevor es Zero nun völlig zur Weißglut treiben konnte, dass Karyu anscheinend nicht gewillt war, mit ihm zu reden, boxte er ihm einmal – nicht gerade leicht - in den Bauch und lief in Richtung Tor. „Was solls!“, rief er. „Wir sollten schnell abhauen, komm schon!“

„Ich bin sofort da“, sagte Karyu leise und blickte auf Shandos Leiche. Mit zitternden Händen bückte er sich nach seiner Waffe und versteckte sie in seinem Mantel. Mit einem schweren Seufzen blickte er in den Himmel und beobachtete, wie der halbe Mond hinter einer riesigen Wolke verschwand. Er ballte seine Hände zu Fäusten.

„Ich frage mich, was mit mir los ist.“

Karyu fühlte, wie ihm etwas feuchtes auf die Wangen fiel, während er dem Himmel sein Gesicht entgegenstreckte. Beim nächsten Tropfen schloss er die Augen und allmählich begann er zu lächeln. Der Regen wurde immer stärker, und es dauerte nicht lange, bis er bis auf die Knochen durchnässt war. Es machte ihm nichts aus.
 

Ich mag dich. Ich mag dich sogar sehr.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-01-13T12:22:43+00:00 13.01.2009 13:22
Hey, ich hab deine Ff heute gefunden und finde sie wirklich toll!...Du schreibst alles so, dass man sich ohne Probleme in die Personen hineinversetzen kann und gleichzeitig auch einfach nur ein stiller Beobachter des Ganzen ist...und die Story verliert kein Bisschen an Spannung!
Du hast die Charaktere wirklich gut gewählt und ich find den Verlauf einfach super...^^
Bin schon ganz gespannt wie's weitergeht...^^
GlG
Von: abgemeldet
2008-12-30T19:03:54+00:00 30.12.2008 20:03
Sehr schön geschrieben <3
Man kann die Emotionen der Beiden regelrecht spüren und trotzdem wirkt es nicht zu kitschig oder übertrieben. :'D

Bin gespannt wie es weitergeht <33



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