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Nameless

von

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Daily Terror

Man braucht ein Herz aus Eis um diese Welt zu überleben,

denn nur so kannst du leben,

ohne im Siebten Himmel zu schweben.

Du wurdest geboren um zu sterben,

um verletzt und gebrochen zu werden.

Du sitzt in einem Gefängnis aus Einsamkeit,

aus welchem dich nur der Tod befreit.

Du bist auf so grausame Art allein,

niemand hört dich vor Verzweiflung schrei’n.

So gleich du und der Rest der Menschheit auch zu sein scheint,

niemand sieht dich nachts in den Schlaf weinen.
 

(Quelle unbekannt)
 

Wie jeden Morgen stand Nadia Punkt 6:30 Uhr auf, ging ins Bad, frühstückte und dann machte sie sich auf den Weg in die Schule. Danach sofort nach Hause, Mittagessen, Hausaufgaben machen und im Haushalt helfen. Alles nach einem festen Plan. Dann endlich hatte Nadia ein wenig Zeit für sich, die sie meistens mit Lesen und Musik hören verbrachte...für mehr war meistens keine Zeit.

Am Wochenende standen Familienausflüge an. Die perfekte Vorzeigefamilie. Perfektes Haus, perfekter Garten, perfektes Leben! Perfekt, perfekt, perfekt...! Nadia war es langsam leid. Im Haus war wirklich alles makellos...alles blitzblank und kein Staubkörnchen zu sehen. Strahlende Wände überall. Nicht einmal Poster durfte Nadia anbringen, denn die würden ja irgendwann beim Entfernen hässliche Flecken an den Wänden hinterlassen... . Wie gerne hätte sie trotzdem aus Protest Poster von all ihren Lieblingsbands und –künstlern aufgehangen. Doch sie traute sich nicht. All ihre Handlungen mussten genauestens bedacht und gut überlegt sein, um ja nichts falsch zu machen. Von den Leistungen in der Schule nicht abzusehen, welche selbstverständlich hervorragend sein mussten, um anderen zum Vorbild zu dienen. Doch wie es Nadia gelang, unter diesem Druck zu leben und sich vor allem nichts von ihren wahren Gefühlen anmerken zu lassen, ist erstaunlich. Natürlich. Nadia spielte das Spiel ihrer Eltern mit, die idiotisch perfektionistische Ziele verfolgten. Aber tief in ihrem Herzen tat es Nadia unendlich weh. Sie wusste nicht, wie lange sie diesem Druck noch standhalten würde, bis sie durchdrehte. Wusste, dass sie es nicht mehr lange aushalten könnte. Und trotzdem ließ Nadia sich nichts anmerken. Viele, die Nadia kannten, hätten sie als fröhliches, liebenswürdiges und vor allem lebenslustiges Mädchen beschrieben. Das war Nadia sicherlich auch gewesen, zumindest sah es so aus. Ihre körperliche Hülle spielte es ja vor, währenddessen ihr Herz immer schwerer wurde.

Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass sie in Wirklichkeit unheimlich unter dem Druck, immer alles richtig zu machen, litt. Aber am wenigsten bekamen Nadias Eltern davon mit, da sie viel zu besessen ihre idealistischen Ziele verfolgten und für sie alles nur oberflächlich war. Wie gerne Nadia ihren Eltern einmal alles an den Kopf geworfen hätte! Doch zu dieser Sorte Mensch gehörte sie nicht. Lieber fraß sie alles auf, bis es sie irgendwann selbst verschlingen würde oder vertraute es ihrem Blog im Internet an, den sie fast täglich schrieb. Natürlich anonym. Irgendwie fühlte Nadia sich dadurch immer etwas erleichtert, denn sie konnte sehr gut und ausdrucksstark schreiben. Ihre Eltern wussten davon nichts. Natürlich. Sie waren ja viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Wenigstens hatte Nadia einen Computer mit Internet, den sie sogar benutzen durfte. Selbstverständlich nur für Hausaufgaben. Doch ausnahmsweise daran hielt sich Nadia nicht. Ihre Eltern vertrauten ihr. Wenigstens etwas.

So konnte Nadia an ihrem Blog weiterschreiben, was ihr ein paar ihrer Sorgen abnahm. Nadia fing einfach an zu schreiben und konnte dann ewig nicht mehr aufhören. Sie war, wie durch eine unsichtbare Kette, an die Tastatur gekettet, fast schon besessen und hatte sich selbst nicht mehr richtig unter Kontrolle... .Mit jedem Satz fühlte Nadia sich leichter, oder bildete es sich zumindest ein. Es war, als hätten die Buchstaben irgendeine Kraft, die ihre Sorgen verschluckte und in den Blog einschloss oder an deren Leser weitergab (?!), was natürlich ziemlich idiotisch und unwahrscheinlich war.

Doch sobald Nadia begann, einen ihrer Einträge begann, durchzulesen, sah sie alles noch einmal vor sich – aus der Zuschauerperspektive. Natürlich. Wenn sie doch immer so ausdrucksstark und bildhaft schreiben musste! Trotzdem las Nadia ihre Einträge nicht mehr durch. Verständlich. Schließlich wollte sie ja nicht noch einmal alles durchleben. Erst recht nicht aus der Zuschauerperspektive!

Nadia fragte sich tatsächlich, ob ihr Blog diese Wirkung auch bei dessen Lesern hatte. Viele Kommentare, die klangen, als hätten ihre Verfasser sie alle selbst durchlebt, hatte Nadia schließlich schon bekommen... . Aber darüber wollte Nadia sich im Moment keine Gedanken machen. Wozu auch?! Außerdem hatte sie für diesen Tag schon mehr, als genug, nachgedacht und das Gefühl, als ob 1000 Nadeln in ihren Kopf gesteckt worden wären. Sie quälten ihr Herz so sehr. Wie lange würde sie das noch aushalten?!

Aber nun wollte Nadia erst einmal schlafen. Schlafen und nichts sehen, nicht denken und erst recht nicht träumen, da das immer irgendwelche merkwürdigen oder Albträume waren...



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