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Peek~a~boo

■Ein Blick hinter die Kulissen■
von

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心はいつも上の空

@ Kaoru: Wie ich auf den Titel kam? Peek-a-boo bedeutet Guckuckspiel auf Deutsch (weiß nicht ob du das Spiel kennst...) - und die FF bietet einen kleinen Blick hinter die Kulissen – darum Peek-a-boo^^
 

Ansonsten: nächstes Kapitel, nächste Runde!

Viel Spaß beim Lesen^^
 

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Kurz vor sieben Uhr parkte Chacha seinen Porsche in einem der Randgebiete von Tokios Wohngebieten und stieg aus. Er hängte sich eine braune Umhängetasche um die Schulter und sperrte das Auto ab. Rasch blickte er zum Vollmond hoch, der die belebte Straße erleuchtete und ging dann gemütlich zu einem der Hochhäuser, die das Stadtbild prägten.

Ein seliges Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er daran dachte, dass er in ein paar Minuten seit Monaten den ersten Abend mit den Menschen verbrachte, die er selbst als nächste Familie ansah, nachdem er selten die Zeit fand seine richtige Familie zu besuchen.

Während er auf einen der Aufzüge wartete, musste er unwillkürlich daran denken, wie alles begonnen hatte… An sich kannte er Shizuka schon länger, als Ryu, da sie seine Therapeutin war und ist. Als seine Höhenangst einmal wieder besonders schlimm geworden war, hatte er es wieder mit einer Konfrontationstherapie versucht. Nachdem er mehrmals hyperventilierte und dabei Panikattacken erlitten hatte,hatte Shizuka ihn gebeten, dass nächste Mal eine Person mitzubringen, der er vertraute.

Gesagt, getan: das nächste Mal war Ryu mitgeschleift worden. Zunächst war dieser nicht so wirklich von der Idee begeistert gewesen, nachdem er jedoch Chas Therapeutin gesehen hatte, war er liebend gerne zu jeder Stunde mitgekommen.
 

Erschöpft stieg Cha ins Auto, verschränkte die Arme auf dem Lenkrad und legte sich darauf. Jede Therapiestunde war immer äußerst kräfteraubend, da er es selten schaffte gegen seine Angst anzukämpfen und sein Körper somit immer sämtliche Reserven für eine "Flucht" mobilisierte.

Neben ihm stieg Ryu ein und rieb sich den linken Arm, an dem sich Chacha vorhin noch festgeklammert hatte, als sie auf dem Dach eines Hochhauses gestanden hatten .

"Tu mir einen Gefallen und häng dich das nächste Mal an den anderen Arm!"

"Mm…"

Chacha richtete sich wieder auf und rutschte im Sitz umher, um irgendwie an seinen Geldbeutel zu kommen, der sich in der Gesäßtasche seiner Jeans befand. Als er ihn hatte zog er eine Visitenkarte daraus hervor, reichte sie dem Schlagzeuger und packte sein Portmonee wieder weg.

"Was ist das?"

"Mach die Augen auf", riet im Chacha und startete den Wagen.

"Das…..oh mein Gott! …… das…. Das…."

"Also hat mich mein Gefühl nicht getrügt!... ruf sie an und bitte sie um ein Date, damit du während der Therapie aufhörst, sie anzusabbern!"
 

Obwohl es Ryu wirklich erwischt hatte, hatte er monatelang nicht den Mut aufgebracht, Shizuka anzurufen. Das Cha zwischen zeitlich die Therapie wieder einmal abbrach, war ihm auch keine große Hilfe gewesen.

Fast ein Jahr später waren die beiden dann endlich ein Paar geworden und Chacha fing langsam an es zu bereuen, etwas nachgeholfen zu haben, da sich Ryu nun als Hobbytherapeut versuchte…. Das war 1996 gewesen…

Fünf Jahre später hatte der Drummer sich dann schließlich zu einem Antrag durchgerungen. Und wie Cha von Shizuka wusste, war es damit höchste Eisenbahn geworden, denn lange hätte sie nicht mehr gewartet. An sich war die Hochzeit, bei der der Gitarrist es nicht hatte lassen können, selbst etwas mitzumischen, für 2002 geplant gewesen, allerdings war eine Kleinigkeit dazwischen gekommen, weshalb sie auf 2003 verschoben wurde.
 

"Yukihiro!!"

Cha hielt sein Handy vom Ohr weg, als ihm die Stimme seines besten Freundes entgegen schlug.

"Ich bin nicht taub", grummelte er.

"Ich krieg ein Kind!!!!!!"

Für einen kurzen Moment weiteten sich Chas Augen vor Überraschung und gleich darauf brach er in schallendes Gelächter aus.

„Was?“

Ryu hatte keinen Plan, was Chacha an dieser Tatsache so komisch fand.

„Du… kriegst ein… Kind!! Alles klar!!“, brachte er unter Lachen zu stande.

„Chacha~~~~“

Er hatte im Moment wirklich keinen Nerv für den Gitarristen.

„Sicher, das du nicht Vater wirst??“, lenkte er ein, um den Drummer nicht noch mehr aufzuziehen.

„Sagte ich doch!“

„Ja ja….. und?“

„Und????“

„Ja, und?“

„Ich werde Vater!!“, schrie Ryu ihm panisch durch den Hörer entgegen.

„Und?“

„Yukihiro!! Mach nicht irgendwelche blöden Sprüche, sondern hilf mir lieber!"

"Und wie? Wenn ich dich daran erinnern darf, dann bin ich derjenige von uns beiden der weiß wie Verhütung funktioniert…Außerdem hast du beim Sex ja schließlich auch keine Unterstützung von mir gebraucht…"
 

Letztendlich war Ryus anfängliche Panik einer großen Freude gewichen und Shizuka hatte schlussendlich zwei Männer, die es nicht abwarten konnten, Vater beziehungsweise Onkel zu werden.
 

Nervös tigerte Chacha vor dem Kreißsaal auf und ab und wartete darauf, dass Ryu ihn endlich benachrichtigte. Er wollte gar nicht wissen, wie es dem Drummer ging, wenn er die Anspannung schon kaum aushielt – dabei wurde er ja nicht einmal Vater!

„Yuki!“

Sobald er seinen Namen hörte, lief er zur Tür aus der Ryu herauslugte und ihn zu sich winkte.

"Und???????"

Statt einer Antwort wurde er hinein gezogen und zu einem Bett gezerrt, auf dem eine erschöpfte Shizuka lag. In ihren Armen hielt sie ein kleines schlafendes Bündel.

"Es ist ein kleiner, gesunder Junge", erklärte Ryu stolz, während Chacha gebannt auf das Baby starrte.

"Willst du?", fragte Shizuka müde und setzte sich etwas auf, um Cha, der nickte, ihren Sohn in die Arme zu legen. Etwas unbeholfen nahm er ihn und blickte auf das kleine Bündel Mensch in seinen Armen, das verschlafen die Augen öffnete und gähnte.

"Hey Kleiner…", flüsterte er und strich über eine der kleinen Hände, die zu einer Faust geschlossen waren.
 

Als der Aufzug schließlich im Erdgeschoss ankam, stieg Chachamaru ein und drückte auf die 20. Er lehnte sich gegen die verspiegelte Wand und starrte auf die digitale Anzeige, knapp unterhalb der Decke, die nach oben kletterte. Es dauerte nur einen kurzen Augenblick, dann ertönte ein kurzes „Dring~!“, die Kabine blieb stehen und der Ausgang wurde geöffnet.

Rasch stieg er aus und ging zu der einzigen Tür, die es in diesem Stockwerk gab, während er mit einer Haarsträhne spielte und sie um seinen Zeigefinger zwirbelte.

Als er die Klingel betätigte, ließ er wieder von seinen Haaren ab und konnte von der anderen Seite Gepolter und Geschrei hören. Im nächsten Moment wurde die weiße Tür aufgerissen und ein etwa ein Meter großer Junge, gefolgt von einem etwas kleineren stürmten heraus und direkt auf Chacha zu. Im nächsten Moment hingen auch schon beide an seinen Beinen.
 

„Onkel Hiro, Onkel Hiro!“
 

Angesichts dieser Begrüßung lachte Cha leise und versuchte beide so gut wie möglich gleichzeitig hochzuheben. Irgendwie funktionierte es, auch wenn es wohl nicht mehr lange gehen würde, da beide deutlich an Gewicht zugelegt hatten.
 

„Ich hab dich sooooo vermisst, Onkel Hiro!“, verkündete der größere, der fast schwarze Augen hatte, und schlang seine schmalen Arme um Chachas Hals, allerdings nicht ohne dabei unabsichtlich an den langen Haaren zu ziehen. Nach knapp fünf Jahren war dieser allerdings inzwischen daran gewohnt und verzog noch nicht einmal mehr das Gesicht.
 

„Ich dich auch!“, krähte der Kleinere und tat es seinem großen Bruder gleich.
 

„Ich hab‘ euch auch vermisst!“

Er strich ihnen über den Rücken und drückte beiden einen Kuss auf die Stirn.
 

„Erwürgt Chacha nicht!“, erklang Ryus Stimme und man konnte nur zu deutlich das breite Grinsen, dass sein Gesicht zierte, heraus hören.
 

„Tun wir nicht!“, sagte der Jüngere und klammerte sich weiter an Cha, während sich der Ältere aus der Umarmung wand und zurück auf den Boden rutschte.
 

„Onkel Hiro ist nicht aus Zucker, Papa“, entgegnete Tatsuro, der knapp zwei Jahre älter war, ergriff Chachas Hand und nahm ihn mit in die Wohnung.
 

„Wer weiß?“, lachte Ryu und schloss hinter ihnen wieder die Tür, während Shizuka den Gitarristen zur Begrüßung umarmte und ihm Hiroto abnahm.

„Schön dich wieder zu sehen, Yukihiro.“
 

„Gleichfalls“, entgegnete er und kniete sich hin, um seine Schuhe auszuziehen.

„Wie geht es dir?“, fragte Cha, als er wieder aufstand und sie kurz musterte – Shizuka hatte sich kein bisschen verändert: etwa einen halben Kopf kleiner als er selbst, hüftlange, pechschwarze Haare, die momentan in einem Pferdeschwanz zusammengehalten wurden, große, tiefbraune Augen, Stupsnase, schmale Lippen und ein zierlicher Körper.

„Ich kann mich nicht beklagen“, antwortete sie lachend und ging vor in den Wohnraum, der durch indirekte Beleuchtung erhellt wurde.

„Und dir?“, stellte sie die Gegenfrage.
 

„Ich lebe, sagen wir es so“, entgegnete Chacha mit einem schiefen Grinsen und erhielt von ihr einen Blick, der soviel bedeutete wie: „Wir reden später darüber, wenn die Kinder im Bett sind.“
 

„Hast du eigentlich mein Zippo??“, fiel Ryu plötzlich dazwischen.
 

Cha kramte kurz in seiner Umhängetasche, zog es heraus und hielt es Ryu unter die Nase.

„Ist sogar noch was drinnen!“
 

„Wow“, entgegnete der Drummer sarkastisch und legte das Feuerzeug auf den Tisch. Um ehrlich zu sein, war er überrascht darüber. Cha mutierte schließlich immer zum Kettenraucher, wenn er in irgendwelchen Meetings gefangen war.
 

„Ach ja, ich hab‘ ja noch was für euch!“, fiel dem Gitarristen ein und er zauberte aus seiner Tasche einen schlichten beigen Karton hervor, den er an Ryu und Shizuka weitergab. Beide blickten zuerst kurz zu ihm und dann zu dem Geschenk, ehe sie es öffneten und Ruyichi vorsichtig eine hellblaue kantige Flasche heraus zog. Er drehte sie so, dass er das Etikett lesen konnte und traute seinen Augen nicht, als er erkannte, dass es sich dabei um Junmai Sake handelte.[1]
 

„Du spinnst, Fujimura Yukihiro!“
 

Shizuka warf ebenfalls einen kurzen Blick darauf und verbeugte sich im nächsten Moment.

„Vielen, vielen Dank! Aber das wäre wirklich nicht nötig gewesen, Yukihiro-kun!”
 

“Ach, lasst das Theater! Das ist lediglich anständiger Sake aus Kyoto“, winkte Cha ab und kam nun zu den Geschenken für Tatsuro und Hiroto, die es bisher tatsächlich geschafft hatten, relativ ruhig zu bleiben und nicht über Yukihiro herzufallen, während sich die Erwachsenen unterhielten. Nachdem allerdings klar war, dass sie beide nun an der Reihe waren, war es mit ihrer Ruhe zu Ende. Quengelnd hingen beide je an einer Seite von Cha und versuchten einen Blick in die Tasche zu erlangen und hinein zu greifen. Dieser ergriff jedoch ihre Hände und sah sie strafend an.

„Einer nach dem anderen oder es gibt gar nichts!“
 

Angesichts dieser Drohung blickten beide entschuldigend, zogen ihre Hände zurück und senkten ihre Köpfe, in der Hoffnung, so vielleicht an ihre Geschenke zu kommen.

Tatsuro überließ seinem kleinen Bruder sogar den Vortritt.

Angesichts dieser Wandlung grinse Chacha breit und zog eine weitere Schachtel aus seiner Tasche hervor – diese war jedoch noch mit Geschenkpapier eingepackt – und reichte sie Hiroto. Dieser ergriff sie sofort und machte sich daran, das Papier abzureißen. Zum Vorschein kam ein Karton mit dem Duplo – Logo und Eisenbahnschienen.
 

„Noch mehr Schienen“, flüsterte Ryu Shizuka zu, „langsam brauchen wir ein eigenes Zimmer, nur für die Eisenbahn!“
 

„Arigatou~~!!!“, quietschte Hiroto, umarmte Cha kurz und rannte dann auch schon in sein Kinderzimmer, um die neuen Schienen zu verbauen. [2] Dass es hauptsächlich Chachas Verdienst war, dass das Zimmer schon beinahe vor Eisenbahnen, Schienen und Zubehör überquoll, war unnötig zu erwähnen, immerhin kaufte er Hiroto so ziemlich jedes Mal etwas Neues hinzu, wenn er ihn sah.
 

Cha lächelte kurz und sah dem Jüngsten noch hinterher, wie er verschwand, und blickte dann zu Tatsuro, der schon ungeduldig auf seinem Platz auf und ab rutschte.

Erneut griff der Gitarrist in seine Tasche und holte ein Päckchen hervor, das er Ryus ältestem Sohn gab. Genau wie sein jüngerer Bruder machte sich auch Tatsuro sofort daran, dass Geschenkpapier abzureißen und förderte so innerhalb weniger Sekunden ein dickes Malbuch und eine große Metallbox mit Buntstiften in allen möglichen Farben zu Tage.
 

„Arigatou, Onkel Hiro~~!!!“

Tatsuro war auf der Couch aufgesprungen und umarmte stürmisch Cha, der es nur seinen schnellen Reflexen zu verdanken hatte dass die Metallbox mit den Stiften, nicht mit seiner Schläfe kollidierte.

Gleich darauf war auch der Ältere in seinem Zimmer verschwunden, um sich seinem Malbuch zu widmen.

Innerlich klopfte sich Chacha lobend auf die Schulter. Den Job „Onkel“ meisterte er wirklich mit Bravour. Er wusste einfach ganz genau, mit welchen Dingen er Tatsuro und Hiroto eine Freude machen konnte.
 

„Du verziehst sie völlig“, äußerte Shizuka mit einem Lächeln auf ihren Lippen und sammelte das Geschenkpapier ein, das auf dem Boden lag.
 

„Sie sind nun mal so süß“, verteidigte sich Chacha grinsend. Er wollte noch etwas hinzufügen, doch gerade als er den Mund öffnete rief Hiroto nach ihm und kam auch schon angerannt.
 

„Spielst du mit mir???“

Keine Antwort abwartend umklammerte er mit seiner kleinen Hand bereits zwei langgliedrige Finger von Cha und zog daran.

„Kommst du?!?“
 

„Ja ja“, lachte Chacha, stand auf und folgte Hiroto. Er blickte noch einmal kurz entschuldigend über seine Schulter zu Ryu und Shizuka, doch diese grinsten lediglich angesichts dieser in Beschlagnahme.

Als er das Kinderzimmer betrat, musste er aufpassen, wohin er trat, da der gesamte Fußboden mit Schienen, Eisenbahnzubehör und Duplosteinen übersäht war. Alles in allem glich es sehr Gackts Arbeitszimmer, als dieser über den Gundamsongs gebrütet und zur Inspiration seine gesamten Fanartikel im Büro verteilt hatte.

Mit bedachten Schritten folgte er Hiroto in die Mitte des Zimmers, wo ein kleiner Fleck frei war – allerdings nur so lange, wie der Kleine ihn nicht als Sitzplatz benutzte. Somit ging Cha zunächst in die Hocke und schob mit den Händen die Spielsachen beiseite, um sich im Schneidersitz hinsetzen zu können.

Hiroto hatte unterdessen begonnen, die vorhandenen Schienen mit den Neuen zusammenzubauen und somit das Schienennetz zu vergrößern. Nachdem er nichts Gegenteiliges verlauten ließ, machte Chacha einfach mit. Er war gerade dabei eine Weiche einzusetzen, als Tatsuro mit Malbuch und Stiften kam.
 

„Malst du mit mir, Onkel Hiro?“
 

„Nein!“, antwortete Hiroto an dessen Stelle und blickte seinen großen Bruder trotzig an.
 

„Immer nimmst du Onkel Hiro in Beschlag!!“, schrie Tatsuro wütend, ließ Malbuch und Stifte fallen, nahm stattdessen mehrere Schienen und warf sie nach seinem kleinen Bruder.
 

„Hey, hey, hey!!“, ging Chacha dazwischen und fing die Wurfgeschosse ab.

„So nicht, Tatsuro! Du könntest Hiroto-chan damit ganz leicht verletzen“, mahnte er ihn und Strenge lag sowohl in seiner Stimme, als auch in seinem Blick.
 

„Na und?!“, bockte der Ältere, dem es ganz und gar nicht passte, dass sein kleiner Bruder Yukihiro wieder einmal völlig in Besitz nahm – so wie jedes Mal.
 

„Tatsuro…“

Chachamaru stand auf, überwand die wenigen Schritte zwischen sich und dem Älteren der Beiden und ging vor ihm in die Hocke, um auf einer Augenhöhe mit ihm zu sein.

„Tatsu-chan, was hältst du davon, wenn ich jetzt etwas mit dir male, OK? Ich hab‘ bis gerade eben mit Hiro-chan gebaut und jetzt bist du dran – so ist es nur fair.“ Zuerst sah er den Ältesten an und dann noch Hiroto – nachdem dieser keinen Mucks von sich gegeben hatte und bereits weiter Schienen verlegte, ging Cha davon aus, dass dieser auch damit einverstanden war.
 

Tatsuro überlegte kurz, kam dann aber zu dem Entschluss, dass er wohl der fairste Deal war, den er im Moment aushandeln konnte, und nickte zum Einverständnis. Er hatte bereits wieder Malbuch und die Stiftebox in der Hand und wollte zu einem freien Platz gehen, der auf Grund der Bauarbeiten entstanden war, als Chacha ihn zurück hielt.
 

„Zuerst entschuldigst du dich aber noch bei Hiroto dafür, dass du ihn angegriffen hast.“
 

„Warum? Es ist seine –“

Tatsuro wollte noch „Schuld“ hinzu fügen, angesichts Chas strengen Blickes unterließ er es jedoch und ging murrend zu seinem kleinen Bruder.
 

„… Gomen…“ [3]
 

Es war keine Entschuldigung aus tiefstem Herzen, aber für Chacha zählte auch mehr der Wille. Trotz allem konnte er es nicht lassen, mit zwei Fingern geringfügigen Druck auf Tatsuros Rücken auszuüben, sodass dieser sich zumindest leicht zur Entschuldigung verbeugte.

Ryu und Shizuka mochten zwar Recht haben, wenn sie sagten, er würde die Beiden verwöhnen, aber das hieß noch lange nicht, dass er ihnen auch alles durchgehen ließ.
 

Hiroto nahm die Entschuldigung seines älteren Bruder kaum mehr wahr, da er schon wieder mit seiner Eisenbahn beschäftigt war.

Nachdem die Pflicht nun erledigt war, setzte sich Tatsuro auf den, mit dunklem Teppich ausgelegten, Boden, suchte ein Bild heraus und fing an, es auszumalen. Chacha legte sich ihm gegenüber auf den Bauch und half ihm.

Kaum das Tatsuro jedoch angefangen hatte, sprang er auch schon wieder auf und rannte aus dem Zimmer. Irritiert blickte Cha ihm hinterher, doch er kam gar nicht dazu, zu fragen, was los war, da Ryus ältester Sohn auch schon wieder angerannt kam. In einer Hand, die von ein paar Schrammen geziert wurde – noch stumme Zeugen des Sturzes - hielt er ein Blatt Papier.
 

"Hier!"

Mit einem strahlenden Lächeln, das eine Zahnlücke offenbarte, reichte Tatsuro es ihm. Chacha nahm es und betrachtete die kritzelhafte Zeichnung, die sich darauf befand.

In der Mitte war ein großer, etwas unförmig gezeichneter Mensch, der wohl ihn darstellen sollte - die schiefen Striche, die die beiden Kanjis von Yukihiro formten, bestätigten diese Vermutung.

"Ryu hat ihm sicherlich die Strichfolge gezeigt - anders dürfte er noch nicht in der Lage sein, diese zu kennen..."

Neben seinem gezeichneten Selbst befand sich ein Abbild von Tatsuro, der seine Hand hielt – in Hiragana hatte er seinen Namen darüber geschrieben. Um die Beiden herum hatte der Vierjährige noch seine Eltern und seinen kleinen Bruder gemalt. Über Ryu stand "Papa", über Shizuka "Mama" und über Hiroto "Nii-chan". Unter den fünf Menschen stand groß in Hiragana und mehrmals nachgemalt "daisuki". [4]

Ein sanftes Lächeln schlich sich auf Chachas Lippen und er konnte nicht anders, als Tatsuro zu umarmen.
 

"Okinii~!! Das ist wirklich total lieb von dir."[5]
 

"Papa sagte heute, dass es dir nicht gut geht", erklärte der kleine Piccasso und freute sich, dass sein Werk so gut ankam.

„Geht es dir jetzt wieder besser?“, fragte Tatsuro sofort, als Chacha ihn wieder los ließ, sah den Gitarristen aus großen, dunklen Augen an und hoffte inständig, dass er ‚ja‘ sagte, da ihm der Gedanke nicht gefiel, dass es Onkel Hiro schlecht gehen könnte.
 

Innerlich amüsierte sich Cha über Tatsuros Logik und nickte bestätigend.

Es war wirklich gut gewesen, dass er die Einladung angenommen hatte – so saß er nicht mit Bier zu Hause und grübelte nach. Wenn es etwas gab, dass er neben Musik wirklich gut konnte, so war das sich unnötig Gedanken zu machen. Wahrscheinlich schaffte er es auch deswegen nicht, seine Angst zu besiegen. Anstatt einfach darauf zu vertrauen, dass ihm nichts passieren würde, wenn Ryu und Shizuka bei ihm waren, liefen vor seinem inneren Auge Hunderte von Horrorszenarien, die möglicherweise eintreffen könnten, ab.

Ein Schniefen aus der Richtung, in der er Hiroto in Erinnerung hatte, holte ihn aus seiner Gedankenwelt und ließ ihn zu ihm blicken - genau in dem Moment, in dem die ersten, dicken Tränen über die Pausebacken rannen.
 

"Hiro-chan!"
 

Erschrocken über die Tränen, da er keine Ahnung hatte weshalb sie flossen, überwand er krabbelnd die kurze Distanz zwischen ihnen und zog den Jüngsten in seinen Schoß.
 

"Was ist los?"

Cha musterte ihn eingehend, konnte aber keinen äußerlichen Grund für die Tränen, die er mit dem Daumen wegwischte, erkennen.
 

"… … ich… ich…hab‘… nichts…!!"
 

"Was hat er nicht???? ……….. er hat doch…. Argh~ jetzt verstehe ich!"

"Aber das ist doch nicht schlimm, Hiro-chan!", versicherte Chacha und nahm ihn tröstend in den Arm.

"Ich brauch doch keine Geschenke, um glücklich zu sein - weder von dir noch von Tatsu-chan. Natürlich sind sie schön und ich freue mich wirklich über das Bild von deinem Bruder, aber ich habe mich bereits viel besser gefühlt, als ihr beide mich vorhin so stürmisch an der Tür begrüßt habt! Allein, dass ich euch habe und es euch gut geht, macht mich glücklich."
 

Aus großen, verweinten Augen sah Hiroto zu ihm hoch. So ganz konnte er noch nicht begreifen, wie man sich über so etwas mehr freuen konnte, als über Geschenke.
 

"Und jetzt hör auf zu weinen, ok?! Ansonsten muss ich auch heulen."

Aufmunternd lächelte Cha ihn an und stupste ihn auf die Nase. Zufrieden stellte er fest, dass sich Hiroto wieder beruhigte und die Tränen versiegten.

Und noch etwas registrierte er: Tatsuro, der ebenfalls versuchte seinen kleinen Bruder zu trösten.
 

"Baka!", sagte er und tätschelte Hiroto auf den Kopf.

"Du bist doch auch auf dem Bild! Also ist es doch eigentlich von uns beiden!"
 

Über diese Geste strahlte der Dreijährige und nickte begeistert, während sich Chacha ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Acht Jahre lang einen hypersensiblen, sturen Esel zu babysitten, machte es ein Kinderspiel mit Tatsuro und Hiroto fertig zu werden.
 

"Jungs!!! Essen fassen!!!", ertönte Ryus Stimme von der Küche her, wo er Shizuka geholfen hatte.
 

„Jaaaaaaaa~~~~!!!!!!!", erklangen drei zustimmende Stimmen.
 

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[1] Junmai Sake ist ein Premium-Sake-Typ

[2] Arigatou – Standartjap. für Danke

[3] Gomen - Standartjap. für Tschuldigung

[4] Daisuki - Standartjap. für „Ich habe dich lieb“/ „Ich liebe dich“

[5] Okinii – Kansai-ben für Danke

[6] Baka – Idiot
 

Und nächstes Mal…

Der Sänger kuschelte sich noch näher an seinen besten Freund, schloss die Augen und genoss das Gefühl nicht allein im Bett liegen zu müssen.

Doch plötzlich fiel ihm etwas Wichtiges ein und er setzte sich abrupt auf.

"Hat Ryu schon angerufen?"



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  KatzeMorle
2008-06-01T14:45:50+00:00 01.06.2008 16:45
Hey das kann ich mir richtig gut vorstellen Chacha spielend mit den Kindern. Die FF gefällt mir richtig gut und ich freu mich wenn es weitergeht. Vor allem wenn dann die ganze erklärung kommt warum Chacha zum Giftzwerg mutiert.
LG Morle
Von:  Jaeba
2008-04-01T00:35:05+00:00 01.04.2008 02:35
Hja, ich bins wieder! ^.^
Bisher gefällt mir die Ff richtig gut und ich werde sie auf jeden Fall weiter verfolgen! ^.-

Aber Onkel Hiro... *lach* und dann mit den Kleinen!
Da lobe ich mir doch meine Macke, mir alles bildlich vorstellen zu müssen (auch wenn mich das bei der letzten Ff nicht gerade fröhlich gestimmt hat u.û) - das muss echt ein Anblick für die Götter sein!

Bin echt mal gespannt, wies hier weitergeht und ob Gackt und Co. Chacha noch irgendwie auf das Dach kriegen! ^.~

LG
_Takuya_
Von:  Kaoru
2008-02-15T21:03:32+00:00 15.02.2008 22:03
Aaaah, Dankeschön für die kleine Übersetzung. Gibst du jetzt schon Vorschauen? Praktisch, das macht ja Lust auf mehr^^

Ich hab ja keine Ahnung, wo du mit dieser FF hinwillst, aber dieses Kapitel fand ich echt zu niedlich und ich musste erst einmal zum Zahnarzt, nachdem ich es gelesen hatte. Man, diese süßen Kleinen und deren Beziehung zu Cha ist soooo knuffig. *allemiteinanderindenArmnimmt* Klasse finde ich auch, wie sehr Chacha an ihnen hängt und ein großes Lob an dich, dass du das so toll umgesetzt hast. m_“_m Von deinem Erzählstil kann man noch viel lernen, hoffentlich bleibt es so^.~

*lach* Nicht zu vergessen, der strenge Onkel Yukihiro, der den kleinen Monstern die Leviten liest. Man stelle sich das bildlich vor. GÖTTLICH!

Nun, dann wünche ich dir in dieser Runde mehr Glück *Mexxlerfixiert*, sonst müssen wir die Werbetrommel schwingen. Kann ja nicht angehen, dass so ein Schmuckstück ignoriert wird!

*knuddel*
*Haareverwuschel*
*abdüs*



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