„Dann geh doch!“
„Das tue ich auch! Wenn du mich suchen solltest, ich gehe zu meiner Mutter zurück!“
Ohne eine Antwort darauf zu geben, drehte der Blonde sich auf dem Absatz um, lief in sein Arbeitszimmer und knallte die Tür hinter sich zu. //Ich werde ganz sicher nicht mit der Musik aufhören! Familie hin oder her... Musik IST mein Leben.//
~+~
„Ich glaube, sie sollten besser nach Hause zu ihrer Frau gehen. Ich gebe ihnen jedenfalls keinen Drink mehr.“, meinte der Barkeeper besorgt und wusch die leeren Sekt- und Biergläser aus. „Waaaa~s? Ich will Bier...“, protestierte der Kleine mit zitternder Stimme und hickste auf.
„Nein mein Herr, ich gebe ihnen nichts mehr. Gehen sie bitte.“
Schnaubend und leise vor sich hin fluchend stand Hyde auf und wankte zur Tür.
„Hallo mein Herr, aber sie hätten beinahe ihren Mantel vergessen.“, wies ihn jemand freundlich darauf hin und reichte ihm diesen. Daraufhin trafen sich ihre Blicke und verharrten für ein paar Sekunden, bevor der Größere es wieder wagte, zu atmen, und räusperte sich schließlich leicht verlegen. „Wollen sie den Mantel nicht mehr haben?“, fragte der Schwarzhaarige leicht amüsiert.
Und endlich schien auch der Andere aus seiner Starre zu erwachen, denn er blinzelte träge und nahm den Mantel. Als er ihn fasste, verlor er durch die Masse das Gewicht und kippte nach vorne, direkt in die Arme des überraschten Gastes. „Arigatôu~“, nuschelte der Kleine und schaffte es nur durch die Hilfe des Schwarzhaarigen, wieder in eine aufrechte Position zu gelangen. „Mir geht es nicht gut...“, fügte er murmelnd hinzu und versuchte sich mühselig anzuziehen. Alles drehte sich. „Das sieht man. Soll ich sie... vielleicht nach Hause bringen?“ Für einen Moment schien der Betrunkene nachzudenken, doch schließlich zuckte er mit den Schultern. „Kannst du, aber ich habe vergessen, wo ich wohne.“ Hilflos sah ihn der Schwarzhaarige daraufhin an. „Und jetzt?“
„Ich möchte ja nicht aufdringlich sein, aber könnte ich zu dir? Mir ist arschkalt und kotzübel.“
„Ano...,“, hauchte der Gast und sah sich unsicher nach Hilfe um. Da er aber niemanden sehen konnte, der nett aussah und noch nüchtern zu sein schien, seufzte er nachgiebig und nickte. „Hai... Ich zieh mir nur mal eben was an.“
Und so kam es, das Hyde von einem wildfremden, hübschen Mann mit schwarzem Haar mit zu sich nach Hause genommen wurde.
Was diese Freundlichkeit für Folgen hatte, wussten sie jedoch nicht...
~+~
„Warum wolltest du nochmal hier her?“, fragte der ehemalige Gast der Bar, der sich Gackt nannte und sah den blonden Hyde fragend an, der ihn dazu eingeladen hatte, mit ihm weg zu gehen. Er musste sich schließlich noch für die Freundlichkeit, die ihm der Größere an diesem schrecklichen Tag des Streites mit seiner Freundin entgegengebracht hatte, bedanken. „Weil hier ein Konzert stattfinden soll.“, erklärte Hyde und sah sich hektisch um. In Wahrheit wollte er aber seine Freundin hier antreffen, die ein großer Fan von dieser Band war, um dann mit ihr reden zu können. Doch noch sah er sie nicht. Also mussten sie wohl wirklich dort rein. Seufzend drückte er Gackt Geld in die Hand. „Holst du bitte die Karten? Ich schau mich mal nach Getränken um.“, meinte er und lief los, ließ einen irritierten Gackt zurück, der schließlich mit den Schultern zuckte und Karten für das Konzert holte. //Halloween... Na mal schauen, wie die Band so ist. Soll ja eine... ähm... amerikanische Band sein? Oder europäisch? Hm...//
~+~
Missmutig trabte Hyde seinem Gefährten hinterher, der sich durch die Menge schlängelte. Er hatte sie nicht gefunden. //Aber aufgeben werde ich nicht...//
Auch bald schon begann das Konzert. Die Menschen tanzten, schrien und sangen mit. //Kapier ich nicht... Sooo toll ist es ja nun auch nicht. Wenn ich sie doch nur finden könnte. Verdammt!//, fluchte der Kleine innerlich und wurde plötzlich von jemanden von hinten umarmt, was ihn zurückschauen ließ. „Gackt...?“, formte er mit dem Mund und sah ihn fragend an. Dieser beugte sich zu ihm und flüsterte ihm mehr oder weniger in einem lauten Ton, um die Menschen zu übertönen, in sein Ohr: „Gehen wir aus der Masse heraus?! Ich habe keine Lust, erdrückt zu werden!“
Erleichtert nickte der Kleinere, wurde weiterhin an Gackt gepresst, der sie aus der Masse schleuste oder besser gesagt... durch kämpfte.
Doch plötzlich blieb Hyde erstarrt stehen, so dass der Schwarzhaarige zurückgezogen wurde und nicht weitergehen konnte. „Hyde?“, rief er nach ihm, doch der starrte fassungslos in die Dunkelheit, die bereits eingebrochen war. Dort saß seine Freundin und küsste sich mit einem anderen! Am liebsten würde er auf die beiden zugehen und den Kerl niederprügeln, doch leider war er ein Zwerg, im Gegensatz zu dem Anderen und so stand er da... hin und hergerissen und wusste nicht, was er tun sollte. Als die hübsche Frau plötzlich in seine Richtung sah, nachdem sie sich von dem Kerl gelöst hatte, sah sie geschockt drein und wollte schon ansetzen aufzustehen, als Hyde aus einer Kurzschlusssituation sich Gackt griff und ihn küsste. Er presste ihm ungeschickt einen Kuss auf die Lippen, da er sich davor ekelte, einen Mann zu küssen, aber nun war es auch nicht mehr rückgängig zu machen. Er wollte sich rächen und das war wohl das vorschnelle Ergebnis seines Eifersuchtsgefühles gewesen.
Der geschockte Gackt sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an und sein Herz schlug ihn bis zu den Knien, denn so fühlten sich auch seine Beine an. Sie zitterten gefährlich und drohten einzuknicken. Was tat der Andere nur mit ihm? //Mein Herz... Kami...//
Zögerlich erwiderte der Größere den Kuss, der zum ersten Mal einen Mann küsste und legte die Arme an seine Hüfte. Wärme durchflutete ihn und seine Wangen färbten sich leicht rot. //Was ist das für ein seltsames Gefühl? Es ist doch ein Kerl!//, versuchte er sich klar zu machen und löste sich schließlich von Hyde. „W-warum hast du mich geküsst? War es Neugier? Oder sogar Liebe?!“
//Mist! Jetzt sitze ich in der Klemme! Ohhh~ sie schaut rüber. Sie sieht ziemlich sauer aus... Ich hoffe, es tut weh!//, dachte er und grinste triumphierend zu ihr rüber. Um den Ganzen noch einen drauf zu setzen, sah er lächelnd zu Gackt auf und nickte. „Ich l-liebe... dich.“, murmelte er und hätte Gackt treten können, weil der glücklich lächelte und ihn umarmte. „Ich... ich glaube, das tue ich auch. Ich habe noch nie einen Mann zuvor geliebt, aber in deiner Gegenwart, schlägt mir das Herz so wild, dass ich glaube, es könnte zerspringen. Halte mein Herz... Es gehört dir.“, sagte er in das Ohr des Kleineren und küsste ihn liebevoll. Dabei hatte er die Augen geschlossen und wenn Hyde´s Freundin nicht geguckt hätte, dann hätte dieser am liebsten vor Ekel das Gesicht verzogen. //Ein Mann... Igitt!!//
Sanft drückte er ihn von sich und lächelte schwach. „Lass uns gehen... Ich habe keine Lust mehr auf dieses Konzert. Es gibt Schöneres.“, meinte er und setzte zum gehen an. Der Schwarzhaarige dachte natürlich, dass er gemeint wurde und lächelte überglücklich. „Okay...~“, hauchte er, lief ihm mit eiligen Schritten nach und griff nach seiner Hand.
Hyde schien allerdings nicht sehr angetan davon zu sein und entriss ihm seine Hand wieder. „Doch nicht in der Öffentlichkeit!“, zischte er und sah ihn bedeutungsvoll an.
„O-okay.“, sagte sofort der Schwarzhaarige und folgte ihm ´unauffällig´, wobei er sich allerdings ein Grinsen nicht verkneifen konnte. //Er ist schon süß, wenn er sich aufregt.//
~+~
[Gackt POV]
Nach einigen Tagen..
Seit dem Konzert schien der Ältere ihm immer wieder aus dem Weg gehen zu wollen. Warum nur? Hat er etwas getan, was der Blonden nicht gewollt hat? Hat er etwas gesagt, was ihn verletzte? Aber warum redet er denn nicht mit ihm darüber? Dafür sind Partner doch verpflichtet. Aneinander vorbeireden hat noch keiner Beziehung geholfen.
Da hatte der Schwarzhaarige plötzlich eine Idee. Begeistert stand er auf und suchte, mit vor Aufregung zitternden Händen, nach der Konzert DVD des Konzertes, bei dem sie sich in einander verliebt und auch gefunden hatten. Er hatte sie extra wegen ihnen gekauft gehabt. Gerne erinnerte er sich daran zurück. Der Andere auch?
Er hoffte es...
Als die DVD zuende war, löste sich der Jüngere wieder von dem Anderen, an den er sich die ganze Zeit geschmiegt hatte und sah ihn abwartend an. Ein zögerliches Lächeln trat in das Gesicht des Kleineren. „Das war schön, oder?“, fragte er unsicher.
//Schön? Mehr nicht?!//
„Das war das Konzert, auf dem wir uns ineinander verliebt haben. Du wolltest mein Freund sein, weißt du das nicht mehr? Liebst du mich überhaupt noch?“, fragte der Schwarzhaarige traurig und wandte sich ab. „Du gehst mir seit dem Konzert mehr und mehr aus dem Weg und... du redest nicht mit mir, sagst mir kein einiziges Mal, das du mich liebst und immer bin ich es, der Zärtlichkeiten sucht. Bitte... Sag es mir doch und ich weiß, woran ich bin.“
„N-natürlich liebe ich dich noch!“, protestierte der Andere zaghaft und und streckte die Hand nach ihm aus, traute sich jedoch nicht, ihn zu berühren. Er zuckte zusammen, als die schwarzhaarige Schönheit sich zu ihm umdrehte und ihn mit Tränen in den Augen ansah. „Wirklich? Liebst du mich wirklich?“, harkte er nach und rutschte näher an den Blonden heran, der immer kleiner zu werden schien. Ohne auf eine Antwort abzuwarten, krabbelte der Jüngere auf seinen Schoß, drückte ihn gegen die Couchlehne, um ihn liebevoll zu küssen. „Ich liebe dich~“, hauchte er gegen seine Lippen und küsste ihn erneut.
Als der Blonde begriffen hatte, was der Andere da tat, schubste er ihn von sich weg. Dann sah er mit aufsteigender Panik zu, wie der Schwarzhaarige von seinen Beinen rutschte und nach hinten zu Boden fiel. Was hatte er da getan?! Würde seine Tarnung auffliegen?
Verstört sah der Andere zu ihm auf. „Hyde, was-“
„Sei still! Ich weiß auch nicht, warum ich das getan habe, okay?!“, fuhr der Kleine ihn an und stand auf, um in sein Zimmer zu flüchten, doch der Jüngere hielt ihn davon ab. „Du hast gelogen... Du liebst mich nicht... stimmt´s?“
Hyde biss sich auf die Unterlippe. Er wollte seinen ´Freund´ nicht wehtun, aber... daran hätte er wohl eher denken müssen, als er sich auf diese Beziehung eingelassen hatte. Wenn man das überhaupt Beziehung nennen konnte...
Ängstlich sah er sich nach einer Möglichkeit um, wie er verschwinden konnte.
Und das tat er wohl zu lange, denn Gackt war inzwischen aufgestanden und hielt ihn noch fester umklammert. „Du... du liebst jemand anderen... Habe ich Recht?“
Erstaunt blickte der Ältere zu dem Größeren auf und nickte schließlich. „Es tut mir Leid Gackt...“, murmelte er niedergeschlagen und versuchte sich von ihm zu lösen.
Der Schwarzhaarige schluckte hart und senkte den Blick. Sein Herzschlag schien ihm stehen geblieben zu sein und eine unglaubliche Trauer durchfuhr seinen gesamten Körper, auf das er plötzlich eine Gänsehaut bekam und schrecklich fror, obwohl es warm im Raum war. Er hielt Hyde weiterhin fest und zitterte, wie auch seine Stimme zitterte, als er ihn fragte: „War ich so ein schlechter Freund gewesen? Kenne ich den Glücklichen...?“
„Gackt verdammt... ich...“, rang der Kleinere um Worte und sah entschuldigend zu ihm auf, ehe er sich dazu durch rang, die Wahrheit zu sagen. „ Ich bin verlobt...“
„Was?!“, entfuhr es Gackt fassungslos und sah den Anderen ungläubig an. „Nein! Du lügst!“
„Nein, das war die Wahrheit... Ich bin seit kurzem verlobt und wir... hatten uns kürzlich gestritten gehabt... und da habe ich dich kennenge-“
Gackt´s Augen wurden immer größer, je mehr der Andere erzählte. „Ich war also nur eine kleine billige Affaire für dich gewesen, nur, weil ihr euch gestritten habt?! Ich habe dich geliebt!“, schrie er und gab Hyde eine saftige Ohrfeige, was diesen zurückfallen ließ. Kurz würdigte der Größere dem Blonden noch einen verletzten Blick, ehe er sich seine Sachen schnappte und hinausrannte in die bittere Kälte, die ihn sofort einlullte.
Tränen liefen über seine Wangen und fanden ihren Weg auf den matschigen Boden. Es hatte geregnet. Eine Widerspiegelung seiner Gefühle...
Ist Liebe eine Illusion?
Ist es eine,
wenn man jemanden haben will,
der diese auch hat?
Warum sagt man Illusion?
Weil es nie so sein wird?
Weil es nie passiert?
Weil dieser Wunsch, niemals in Erfüllung geht?
Ja... Alles war nur eine Illusion... eine traurige Romanze...
Und am Ende? Ein zerschmettertes Herz...
~+~
Das Klingeln eines Telefons riss ihn aus seinen trüben Gedanken und langsam richtete er sich auf. Er rieb sich mit müden Gliedern den schmerzenden Hintern und ließ sich schließlich auf der Couch fallen. //Was für ein beschissener Tag... und am Telefon ist bestimmt nur wieder jemand, der etwas von mir will...//
Anstatt ranzugehen, wartete er darauf, dass der Anrufbeantworter ranging und als dieser es tat, hörte er die Stimme seiner Verlobten, die zitterte. "Hallo Hyde. Ich weiß, dass wir beide Fehler gemacht und vielleicht ein bisschen viel von den jeweils anderen erwartet haben, aber... du hast es heute zu weit getrieben. Deine Eifersucht hättest du dir sparen können, denn wenn du genau hingesehen hättest, dann hättest du auch gesehen, das der mann mich bedrängt hatte. Ich wäre viel lieber mit dir auf dem Konzert gewesen, aber ich weiß ja, dass du nicht auf diese Art Musik stehst... Es tut mir Leid Hyde, aber... Ich löse die Verlobung auf. Es hat keinen Sinn noch länger zusammen zu bleiben, nicht nach dem... Ich möchte eine Familie haben! Doch deine Familie ist die Musik und deine ganzen Freunde. Ich kann nicht mehr... es tut mir Leid. Ich liebe dich... mach´s gut."
Die Ansage war zu Ende und auf der Couch befand sich ein Mann, der durch seine Dummheit und Engstirnigkeit alles verloren hatte...
"Mach´s besser...", murmelte er noch und Tränen rannen über seine Wangen.
Die Liebe ist wie eine Droge.
Wenn du sie brauchst, ist sie nicht zu kriegen.
Wenn man sie hat, dreht man durch.
~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~
1. Ich habe keine Ahnung, ob Hyde verheiratet oder verlobt ist und es geht mich auch nichts an. Es ist sein Leben und diese Geschichte ensprang meiner Fantasie.
2. Die Gedichtauszüge stammen aus meiner Hand und kann man in ganzer Form in meinem Poesie-Album nachlesen (unter meinen FF´s)
3. Ja, ich mag die beiden ^_^b und es tut mir Leid, das sie so leiden mussten ;o;
Was ich damit ausdrücken möchte:
Musiker haben ein schweres Leben und wenn sie sich einmal falsch entscheiden, dann kann das schlimme Ausmaße annehmen. Deswegen sind treue Fans da, die ihnen trotz Fehlern beistehen und sie für ihre Musik und ihr Sein mögen und nicht an der Oberflächlichkeit. Verlangt nicht Dinge, die nicht geschafft werden können oder die schwer sind zu erreichen, wenn ihr es selbst nicht schaffen könnt.
Und um ehrlich zu sein... fiel mir das gerade spontan ein, aber ich hoffe, ihr habt verstanden, was ich damit sagen will? xD"
Kommis?
*Kekse verteilt*
