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Der Elfenkönig

von

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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung
 

Der Wald lag in herbstlich friedlicher Stille. Die meisten Blätter waren bereits von den Bäumen gefallen und der kalte Nordwind zog während der klaren Nächte schon merklich durch die Fenster und Ritzen in den Mauern der Häuser der Menschen.
 

Kein Tier rührte sich in seinem Bau, kein Vogel, der die kalte Jahreszeit hier verbringen würde, stimmte sein Lied an. Und doch war der Wald nicht ohne Leben.
 

Plötzlich erklang ein glockenhelles Lachen, wie das eines kleinen Mädchens, heller noch als die Sonne, die ihre Strahlen durch die Äste der höchsten Bäume schickte.

Das kleine, vorwitzige Schnäuzchen eines Igels lugte zwischen den dicken Wurzeln einer Eiche hervor, unter der sich der kleine Kerl seinen Bau für den Winterschlaf eingerichtet hatte.

Und da sah er sie vor sich: Die Königin der Hochelfen, so schön wie die erste Blume im Frühjahr. Sie saß auf dem Waldboden inmitten der gefallenen Blätter, von denen sich einige ganz vorwitzig in ihr lichtblondes, lockiges Haar verirrt hatten, und lachte.

"Majestät, seid Ihr verletzt?", erklang eine besorgte Männerstimme.

"Aber nein, Mahon. Alles in Ordnung", erwiderte sie immer noch lachend.

Ihr Diener und Leibwächter Mahon, ein groß gewachsener Elf mit langem dunklem Haar, kam auf sie zu, reichte ihr die Hand und half ihr beim Aufstehen.

"Ich habe Euch doch gesagt, dass Ihr vorsichtig sein sollt. Noch dazu in Euerem Zustand", tadelte er sie.

"Mahon, ich bin schwanger und nicht krank. Ich bin nur gestolpert. Und die Blätter haben mir eine weiche Landung bereitet", erklärte sie lächelnd.

"Ihr tragt den künftigen König in Euch…", merkte Mahon an und musterte sie vorwurfsvoll.

"Oder die künftige Königin. Und genau das will ich herausfinden", antwortete Selena und setzte ihren Weg unbeirrt fort.
 

Mahon konnte nur den Kopf schütteln und trabte dann wieder als gehorsamer Schatten hinter seiner Herrin her.

Was dachte sich diese Frau nur dabei? Einfach so, mir nichts dir nichts zur Seherin zu laufen. Er hätte die alte Frau, die mitten im Herzen des Waldes wohnte, auch zur Königin gebracht.

Warum hatte er damals eigentlich zugestimmt, der zukünftige Leibwächter des nächsten Oberhauptes der Hochelfen zu werden? Es verstand sich natürlich, dass er dieses Oberhaupt bereits im ungeborenen Zustand beschützen musste.

Wohl, weil ihn der König persönlich auf Wunsch der Königin darum gebeten hatte. "Auf Wunsch der Königin." Diese Frau brauchte keinen Aufpasser sondern einen Tierbändiger. Sie war schwerer zu hüten als ein Sack Flöhe. Ständig war sie unterwegs, sprang umher wie ein Reh, kletterte auf Felsen und Bäume und schien sich ihrer Verantwortung so gar nicht bewusst.

Mahon hoffte inständig, dass das Kind in ihr wenigstens zum Teil die Ernsthaftigkeit seines Vaters geerbt hatte, denn sonst würde er kein leichtes Leben haben.
 

"Sieh mal, Mahon, da vorne ist das Haus der Seherin", unterbrach ihn die Stimme der Königin in seinen Gedanken.

Haus war wohl, gelinde gesagt, übertrieben. Es handelte sich dabei um eine schlichte, einfache Holzhütte von sehr geringer Größe. Seit Generationen lebten die Seherinnen in dieser Hütte. Sie waren allesamt menschlicher Herkunft und von Geburt an mit besonderen Kräften gesegnet. Sie lebten ein einfaches Leben sowohl als Orakel als auch als Heilerinnen. Mahon hatte schon viele Seherinnen kennen gelernt, doch von dieser sagte man sich, sie sei nicht ganz bei Sinnen, deshalb warnte ihn sein Unterbewusstsein, seine Königin zu der Alten hinunter zu lassen.

"Majestät, seid Ihr Euch wirklich sicher, dass Ihr…?", fragte er, doch die Königin unterbrach ihn mit einer Handbewegung.

"Natürlich bin ich sicher. Ich möchte wissen, was die Zukunft meinem Kind bringt. Und natürlich, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Dann kann ich mir nämlich schon einmal Gedanken über seinen Namen machen", erklärte sie bestimmt.

"Wie Ihr wünscht, Majestät", sagte Mahon und half seiner Herrin beim Abstieg in die kleine Schlucht hinab.
 

Vor der kleinen Hütte atmete Selena noch einmal kurz durch. Zögernd klopfte sie schließlich an. Es dauerte etwas, bis ihnen geöffnet wurde.

Die kleine Frau, die vor ihnen stand, hatte so viele Runzeln im Gesicht, dass es fast nur noch aus Falten zu bestehen schien. Ihre Haut war dunkelbraun, ihr Haar jedoch schneeweiß. Ihre kleinen grünen Augen musterten sie einen Augenblick, dann verbeugte sie sich und sagte: "Oh, Majestät. Ich fragte mich schon, wann Ihr wohl zu mir kommen würdet. Bitte, tretet ein."

Ihre Stimme war spröde und hörte sich an, als hätte sie sie schon eine ganze Weile nicht mehr benutzt. Mahon lief bei ihrem Klang ein Schauer über den Rücken.

"Ihr braucht euch gar nicht so zu schütteln, junger Mann", sagte die Alte und wirkte leicht verstimmt.

"Verzeiht", war Mahons einzige Antwort. 'Junger Mann.' Die hatte wohl keine Ahnung, wer hier vor ihr stand. General Mahon, oberster Feldherr des Königs der Hochelfen seit fünfhundertachtundsiebzig Jahren. Na ja, jetzt zum Aufpasser des neuen Königs oder der neuen Königin bestimmt, was ihm am Anfang wie eine Degradierung vorgekommen war. Doch mittlerweile hatte er sich an seine neue Aufgabe gewöhnt.
 

"Bitte, setzt Euch doch", forderte die Seherin die Königin und ihn auf, er zog es jedoch vor, zu stehen. Die Alte warf ihm zwar einen tadelnden Blick zu, doch sie gab sich mit seiner Entscheidung zufrieden.

Die Königin ließ sich etwas erschöpft auf einen Stuhl nahe beim Feuer im kleinen Kamin der Hütte sinken und blickte die Seherin erwartungsvoll an.

"So, Ihr seid also hier, weil Ihr etwas über das neue Leben in Euch erfahren wollt", stellte die Seherin fest.

"Das ist richtig", bestätigte Selena.

Die Alte nickte und begann, mit heißem Wasser und ein paar Kräutern einen Trank aufzugießen. Als er fertig war, reichte sie den Becher der Königin. "Trinkt das", forderte sie sie auf.

Mahon stand kurz davor, seiner Herrin das Gefäß aus der Hand zu schlagen, doch er tat es nicht, denn die Alte starrte ihn finster an und sagte: "Es ist nur ein Trank zur Entspannung, keine Sorge."

Als die Königin entspannt auf dem Stuhl zurücksank sagte die Alte: "Gut, dann wollen wir doch mal sehen." Sie legte eine ihrer schrumpeligen Hände auf den Bauch der Königin und schloss die Augen.

Nach wenigen Augenblicken begann sie zu sprechen, so, als unterhielte sie sich mit dem Kind. "So, mein Schätzchen, dann zeig mir doch mal etwas von dir. Na, willst du dich mir nicht zeigen?", fragte sie lockend.
 

'Dir würde ich mich auch nicht zeigen wollen, alte Spinatwachtel', dachte Mahon.
 

"Oh, ich sehe viel Leid für dieses Kind. Es wird das Werk seines Vaters fortsetzen müssen, und das schon sehr bald", intonierte die Seherin. "Es wird viele Schlachten zu schlagen haben und es wird immer an vorderster Front kämpfen. Es wird stark und mächtig sein."

"Also ein Prinz?", vermutete Mahon.

"Seid ruhig da hinten!", fuhr ihn die Alte an, ohne die Augen zu öffnen oder den Bauch loszulassen. "Wo wir gerade von Euch sprechen. Ihr werdet eine große und wichtige Rolle im Leben dieses Kindes zu spielen haben. Oh, ja. Eine sehr wichtige Rolle. Ihr werdet sein ständiger Begleiter, sein Vertrauter und Freund sein. Aber nun wieder zu dir, mein Schätzchen. Willst du mir denn nicht endlich sagen, wer du bist? Na los, lass mich dein hübsches Gesichtchen sehen. Ja, ja, genau so. Nein, nein, nein, nicht wieder weg drehen. Och, du bist ganz schön hinterhältig."
 

'Merkwürdig, die Alte, ganz ehrlich.' Schon wieder Mahons Gedanken.
 

Plötzlich verzog sich das Gesicht der Seherin zu einem sanften Lächeln. "Wer ist das denn?", fragte sie. "Ist das dein Liebster, mein Schätzchen? Oh ja, so muss es sein. Dein Herz schlägt jetzt schon so schnell bei seinem Anblick und du bist noch nicht einmal geboren. Aber ich kann dich verstehen. Ein schöner Mann. Er ist nicht von deinem Volk. So sanfte braune Augen. Ja, ich spüre es, er wird dein Schicksal sein."
 

'Also doch eine Prinzessin', stellte Mahon in Gedanken fest. Warum auch nicht? Es hatte schon öfter Kriegerprinzessinnen gegeben.
 

Plötzlich ließ die Alte den Bauch los, als hätte sie sich verbrannt. "Was soll das denn? Warum schmeißt du mich plötzlich raus? Jetzt wurde es doch gerade spannend", schimpfte sie.

"Spannend?", fragte die Königin.

"Nun, es war eine Szene, die man nicht alle Tage zu sehen bekommt, das muss ich sagen", bemerkte die Seherin. "Der Mann, den ich vorhin schon sah war gerade dabei… Na egal, wobei er gerade war, ich war kurz davor, das Gesicht der kleinen Prinzessin zu sehen. Natürlich war sie da schon erwachsen", antwortete sie.

"Also seid ihr euch sicher, dass es ein Mädchen wird?", fragte die Königin glücklich.

"Nun, ich muss zugeben, ich habe das Kind nur von hinten gesehen und das entweder in einer Rüstung oder wallenden Gewändern. Aber nach dem, was ich so gesehen habe, gerade mit diesem jungen Mann, würde ich sagen, es wird ein Mädchen", gab die Alte zur Antwort. "Zum Ende kann ich euch noch sagen, dass es geboren wird wenn die ersten Schneeglöckchen blühen."

Selena bedankte sich bei der Seherin und machte sich mit Mahon auf den Rückweg.
 

"Was meinst du?", fragte sie ihn, als er neben ihr herlief und beharrlich geradeaus starrte.

"Oh, ich, nun, ich denke, dass die Alte verrückt ist. Ich weiß nicht, irgendwie macht mich ihre Prophezeiung unsicher."

"Mich auch. Sie sagte Leid für mein Kind voraus. Und das sehr bald. Ich hoffe nur, dass sie nicht allzu bald Königin wird", meinte Selena nachdenklich.

"Nun, was mich eher beunruhig ist die Tatsache, dass sie sich über das Geschlecht so unsicher war. Wenn sich ihr das Kind absolut nicht zeigen wollte, wird es wohl einen Grund dafür gehabt haben", sagte Mahon.

"Eine Prinzessin. Wie schön", lächelte die Königin. "Das muss ich meinem Gatten gleich sagen, wenn er zurückkehrt.
 

Als der König zurückkehrte, erzählte ihm die Königin, was die Seherin gesagt hatte.

"Nun, wenn es ein Mädchen ist, das zu der Zeit geboren wird, wenn die ersten Schneeglöckchen blühen, warum nennen wir sie dann nicht Nifredil (elfisch: Schneeglöckchen.)?", schlug der König vor.

"Wunderbar!", stimmte die Königin begeistert zu, und so einigten sie sich auf den Namen Nifredil.
 

Doch als das Kind zum vorhergesagten Zeitpunkt geboren wurde, da war es ein Junge.

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Soweit dazu, meine Lieben.
 

Zur Abwechslung mal wieder etwas Fantasy im Stil von Tolkien. ^^
 

Ich hoffe, es gefällt euch bisher.
 

Man liest sich.
 

Myrys



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  YuMorino
2008-03-15T19:32:36+00:00 15.03.2008 20:32
Hi!!^^
sorry das ich erst jetzt ein kommi hinterlasse!!v.v
also das kapi war einfach nur super schön!!^^
*_____*
die königin ist echt super witzig erinnert mich so an jemanden!!xd
die seherin ist auch echt super was die da wohl alles geshene hat!!*grins*
bin ja mal gespannt was noch so passiert!!^^
*knuddel*
hab dich lieb
yu
Von:  mausischnuffiknuffi
2008-03-09T09:34:21+00:00 09.03.2008 10:34
Sehr interessanter Anfang, der Lust auf viel mehr macht! Ich finde vorallem die Vorausdeutung sehr schön...freu mich auf die Fortsetzung!
Von: abgemeldet
2008-03-03T15:29:31+00:00 03.03.2008 16:29
XD mein Gott is die die Königin aber gutgläubig XD, muss ja ein Mädchen sein, wenn die Seherin einen Mann sieht XD naja, so schnell kann mans ich irren :]
Ich mag den Anfang deiner story schon ma und bin gespannt wies dann weiterght :]
Von:  Loloko
2008-03-02T19:23:53+00:00 02.03.2008 20:23
mau wie schö~n!
entweder liegt das an meiner stimmung oder der anfang ist einfach nur lustig x3
würde aber Eure anstatt Euere schreiben find ich pers. schöner^^

se~hr vielversprechender anfang *g*
möcht am liebsten schon weiterlesen >.<
aber muss ich wohl noch warten -____-

lädst du wieder einmal pro woche hoch?
wär cool^^

glg *knuddel* Serenes
Von:  jean1384
2008-03-02T19:18:57+00:00 02.03.2008 20:18
klassse anfang schreib schnell weiter
Von:  Kio4578
2008-03-02T18:14:36+00:00 02.03.2008 19:14
Ja, okay das hab ich mir dann doch schon fast gedacht XDDD
Hm ich würde sagen er heißt dann immer noch "Schneeglöckchen"(ich kann mir die Namen merken, aber cnioht die Schreibweise) *gg*
Schöner Prolog, auf jedenfall sehr vielversprechend. Bin schon ganz gespannt wie´s weitergehen wird.
LG Kio ^^
Von:  kleinYugi5000
2008-03-02T17:59:38+00:00 02.03.2008 18:59
so...nun ist das baby also doch eine Junge...und wie nennen sie es dann?
Naja auch egal...der leibwächter ist cool den mag ich^^
darf ich den haben?
Geile story

schreib schnell weida
deine Soph-chan


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