Kiss
Das Papier raschelte leise, als Pain die Dokumente auf den Tisch vor sich legte. Seufzend fuhr er sich über die Augen und durch die längeren, orangenen Haare. Seine Augen schmerzten, wieder war er die ganze Nacht nur mit dem aussortieren von besagten Dokumenten beschäftigt gewesen. Ungeduldig richtete sich sein Blick auf die schmale Holztür am anderen Ende des Raumes. Er hatte schon vor einer ganzen Weile nach Konan, seiner Freundin und Partnerin, geschickt. Er brauchte jemand zum reden, jemand der ihn auch verstehen würde. Jemand der ihn schon so lange kannte. Mit einem schmunzeln im sonst so ernsten Gesicht dachte er an ihre gemeinsame Vergangenheit. An die kleine und damals lebensfrohe Konan und an seinen alten Freund. Yahiko. Wie lang das schon her war. Schlagartig wurde sein Gesicht wieder ernst. Konan war genau wie er zu schnell erwachsen geworden, alles nur durch den verdammt sinnlosen Krieg. Er lächelte wieder leicht als er an sie dachte. Seit wann war er so gefühlsmäßig geworden? Er wusste es nicht.
Konan saß auf ihrem schmalen Bett in ihrem Zimmer und kämmte sich die kurzen, blauen Haare. Sie war die letzten beiden Tage auf einer schweren Mission gewesen, allein, und nun wieder im Hauptquartier der Akatsukis. Sogleich hatte sie von Kisame erfahren, dass Pain sie zu sprechen wünschte. Dabei hatte er sein übliches Raubfischgrinsen aufgesetzt. Manchmal fragte sie sich, was sie überhaupt hier machte. Dieser unsensible Klotz von Pain, sie war gerade erst angekommen! Murrend legte sie die Haarbürste weg und machte sie sich auf den Weg zu Pains Raum. Sie hatte ihre "Arbeitskleidung" schon gewechselt und trug nun einen schwarzen Kimino, darüber den Mantel ihrer Organisation und leichte Sandalen. Es klackte leicht bei jedem ihrer Schritte, als sie durch den Gang schritt. Als sie vor der Holztür zu seinem Zimmer zum stehen kam, antmete sie einmal kurz durch und klopfte. Sofort danach trat sie ein.
"Pain" begrüßte sie ihn und neigte leicht den Kopf. Er saß, wie so oft, an seinem Schreibtisch und schien an etwas zu arbeiten. "Da bist du ja endlich" begrüßte er seine Partnerin und sah auf. Wie immer sah Konan fasziniert in seine Augen. Gebannt betrachtete sie sein Gesicht. "Du siehst etwas ... lädiert aus" bemerkte er und musterte sie gründlich. Ihre Hand war mit einem leichten Verband umwickelt und trotz ihrer versuche das Haar zu glätten, war es etwas zerwuschelt. Die weiße Blume aus Papier hing auch eher schräg darin. "Wie du vielleicht weisst, war ich auf einer Mission" antwortete sie in leicht bissigem Tonfall. "Achja, der Engel war wieder unterwegs" stellte er fest, und spielte dabei auf ihren Namen in Amegakure an. Ob er sowas ernst meinte, wusste sie nie. Dafür war sein Gesicht zu undurchdringlich. "Wie so oft" entgegnete sie nichtssagend. Sie wunderte sich leicht, sonst kam Pain immer gleich zur Sprache wenn er was von ihr wollte. Heute schien er nicht gewillt zu sein ihr irgendetwas wichtiges zu sagen. "Wieso hast du mich rufen lassen?" fragte sie also gleich. Sie wollte einfach nur ein Bad nehmen und am liebsten einige Tage durchschlafen. Sie gab es nicht gerne zu, aber die Jo-nins die in ihrem Land herumgeschnüffelt hatten, waren doch schon schwer zu besiegen gewesen. "Warum so ungeduldig?" gab Pain die Frage zurück und erhob sich. Sie seltsamen Spiral-Augen direkt auf Konan gerichtet. Die junge Frau legte verwundert den Kopf schief. Mit ein paar langsamen Schritten ging Pain auf sie zu und blieb dicht vor ihr stehen. Mit einem kurzen Blick auf ihren Kimono grinste er leicht. "Steht dir, solltest du öfter tragen." Leicht verlegen runzelte sie die Stirn, freute sich aber über das unübliche Kompliment. "Nun sag schon warum ich hier bin." "Ich brauchte beziehungsweise brauche jemand ... zum reden" flüsterte er leise und sah in ihre dunklen Augen. Konan stockte er Atem, sie war Pain zwar unzählige male nah gewesen, aber nicht mit diesem Gefühl und auch nie so. Fast sanft strich ihr der Akatsukileader durch das weiche blaue Haar und ein kurzes lächeln trat auf sein Gesicht. "Tenshi-sama, du hast diesen Namen wahrlich verdient" Mit diesen Worten überbrückte Pain den winzigen Abstand zwischen ihnen und küsste die überrumpelte junge Frau. Ihr Partner zog sie nah an sich, und Konan schloss leicht die Augen. Wie ungewohnt! Seine Lippen waren rau und trocken, wahrscheinlich hatte er wieder die ganze Nacht durchgearbeitet. Trotzdem genoss Konan den Kuss. Nach einer Weile lösten sich die beiden wieder voneinander. Pain sah leicht... zufrieden aus und Konan einfach nur verwirrt und sprachlos. Sprachlos darüber, dass sie es tatsächlich gut gefunden hatte! "Morgen haben wir eine Mission, also ruh dich lieber aus Tenshi-sama" meinte er und verließ mit diesen Worten den Raum. Als der Sinn seiner Worte in ihren Geist drang drehte sie sich wütend um. "Du wagst es...?!" setzte sie an, doch die Tür war schon längst geschlossen und Pain hörte sie nichtmehr. Er ging mit einem spitzbübischen lächeln durch den Gang. Langsam fuhr Konan sich mit ihren Fingern über die Lippen. Sie sollte in ihren eigenen Raum gehen, nicht auszudenken, wenn sie jemand von den Akatsukis hier sehen würde. Mit roten Wangen und dazu allein in Pains Zimmer. Sie musste schon fast selber über sich lachen, wie ein kleines unschuldiges Mädchen würde sie aussehen, und das war sie nun überhaupt nicht. Aber sie musste zugeben, nächstesmal würde sie sich etwas beeilen zu ihrem Partner zu kommen. Vielleicht könnte man dies ja noch einmal wiederholen. Aber erst würde sie ein erfrischendes Bad nehmen, dann würde sie weiter sehen und gespannt darauf warten, was morgen, bei ihrer nächsten Mission passieren würde. Mit einem leichtem grinsen im Gesicht verließ Konan das Zimmer von Pain.
Ende
