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Amicus Draconis - 1st Cycle: Cycle of the Badger

1. Zyklus - Zyklus des Dachses
von

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13. Upon the 13th Hour

hey hey wacken, hey wacken hey,
 

der geilste ort der welt
 

hey hey wacken, hey wacken hey,
 

der yama packt sein zelt
 

das popgekreisch macht ihn nicht froh
 

mit schnulzgeplärr geht’s ebenso
 

doch dieter hin und daniel her
 

die lösung fällt ihm gar nicht schwe-her
 

hey hey wacken, hey wacken hey,
 

da geht die mucke ab
 

hey hey wacken, hey wacken hey,
 

let’s bang, let’s mosh, let’s rock
 

nanana naaana nananana naaaanana heyyyyyy!
 

*
 

du döskopp, schmeiß deine pullis nicht auf meine dvds
 

wo ist meine rote unterhose?
 

und meine chocolate frog karten? wo hast du meine chocolate frog karten hingetan?
 

Oh ihr götter von eternia, werft hirn vom himmel! und einen leser, der diesen dummen bruder mal eben für diesen dummen anglizismus schlägt!
 

yama ist schuld, schlag den! jetzt gib’ endlich die naitwüsch zähdäh her!
 

hab se ned!
 

weil du immer alles verschlampen tust! ts ts ts, wie war das neulich mit meiner käsesahne?
 

vergiss die käsesahne, hier ist die cd! jetzt rein damit und klappe zu!
 

das is die oceanborn von nightwish, song 9 – the pharao sails to orion, wen’s interessiert!
 

Aber ihr müsst euch ned großartig den kopf über den text zerbrechen. wir haben den song ja nur deshalb genommen, damit wir für euch möderscharfe hexenbunnies und oberkrasse checkerwizards ein geiles musikvid haben
 

und wir uns noch mal anguggen können, was die letzten 12 Folgen so passiert ist.
 

also haut den song rein, macht die augen zu, und stellt euch dazu die bilder vor
 


 

Previously on Amicus Draconis:
 

Noch ist der Bildschirm dunkel, doch schon bald können wir Bewegungen in der Schwärze erkennen. Mächtige Zahnräder, die kreisend ineinander greifen, kupferne Hebel, die sich nach oben und unten bewegen. Ein leises Rattern ist zu hören, welches allmählich lauter wird als die Kamera nach unten stürzt, mitten in die Masse an Hebeln und Zahnrädern hinein.
 

Gerade noch rechtzeitig können wir ausweichen, um nicht zwischen den Rillen zweier Räder zerquetscht zu werden. Wir landen auf einer Kette, die sich zwischen zwei Hebeln spannt, federn ab, und stürzen dann weiter nach unten. Ein Pendel erscheint, ein riesenhaftes archaisches Pendel, beschrieben mit seltsamen Schriftzeichen, die in all dem Kupfer rot aufleuchten. So, als wären sie erhellt vom Schein eines unsichtbaren Feuers.
 

Und das Pendel bewegt sich. Glockenschläge erklingen und werden zu Bildern.
 

Erster Glockenschlag - Eine Schar verängstigter Kinder wird von der Blood Legion zu den Minen gebracht.
 

Zweiter Glockenschlag - Ein Lichtstrahl fällt in einen dunklen Raum auf die verzweifelten Gesichter gefangener Muggles.
 

Dritter Glockenschlag - Eine riesige Wasserspinne stürzt sich aus dem Dunkel heraus auf ihr Opfer.
 

Vierter Glockenschlag - Im Feuerschein brennender Häuser marschiert die Blood Legion durch Diagon Alley.
 

Fünfter Glockenschlag - Ein Ghost Rider jagt auf seiner Nightmare durchs Bild, hinter ihm flattert sein schwarzer Umhang.
 

Sechster Glockenschlag - Der Cruciatus Fluch trifft ein schreiendes Baby.
 

Siebenter Glockenschlag - Drei Frauen sind um einen mächtigen Kupferkessel am Feuer versammelt.
 

Achter Glockenschlag - Eine steinerne Dianastatue legt einen neuen Pfeil auf die Sehne ihres Bogens.
 

Neunter Glockenschlag - Blood Legion und Ghost Riders lassen aus ihren Zauberstäben Feuer auf ein Dorf regnen.
 

Zehnter Glockenschlag - Dementoren gleiten durchs Bild, und schleifen die reglose Gestalt einer jungen Frau mit sich.
 

Die Gitarrenriffs setzen ein ...Fred hüpft einmal kräftig bangend mit einer E-Gitarre durchs Bild
 

Ein feuriger Blitz zuckt mitten durch den Bildschirm, Flammen laufen seine Ränder entlang, umzüngeln eine mächtige nachtschwarze Gestalt mit rotglühenden Augen, gehüllt in einen Umhang aus Dunkelheit und glühender Lava.
 

songlyrics: Get away from me!

Take heed to thyself and see my face no more!

For in the day Thou seest my face

Thou shalt die!"
 

Lord Voldemort’s Gesicht füllt den Bildschirm aus, uralt, schlangengleich, seine glühendroten Augen starren uns entgegen. Dann wechseln die Bilder, wir sehen ihn die Treppe zu Malfoy Manor emporsteigen und seine Anhänger um ihn herum in die Knie sinken. Langsam, Finger für Finger schließt sich seine dürre, faltige Hand zu einer Faust zusammen.
 

Noch mehr Gitarrenriffs...
 

Vor der Festgemeinschaft hebt er seinen Zauberstab, ein silbriger Basilisk schießt daraus hervor, und ringelt sich an der Decke des Speisesaals, wie ein riesenhafter Wurm. Erneut erwachen die Flammen seines lavaartigen Umhangs, umzüngeln seine mächtige Gestalt, als er in Feuer und Rauch gehüllt vor seinen Jüngern steht und über eine glorreiche Zukunft spricht.
 

*
 

Das Keyboard setzt ein...George hüpft wie ein Geißbock durchs Bild, als er in die Tasten haut.
 

HARRY

(V.O. über die Musik)

Wenn wir unsere Familien wieder sehen, und unser Leben zurückhaben wollen, dann müssen wir dafür kämpfen. Solange Voldemort über das Reich der Magie herrscht, werden Werte wie Liebe, Freundschaft oder Mitgefühl mit Füßen getreten.
 

Schnelle Bilderfolgen von New Hogwarts wechseln sich während Harry’s Text ab. Fliegende Besen, darauf die jungen Hexen und Zauberer, wir sehen einen Flashback aus jeder Folge. Sie bringen die Kinder vor der Blood Legion in Sicherheit – befreien die gefangenen Muggles aus Hogwarts – spielen Quidditch gegen die Tritonen – retten Mr. Ollivander und Madam Malkin aus Diagon Alley – kämpfen in Bridget’s Wohnung gegen Blood Legion Mitglieder – sie feiern gemeinsam Hallowe’en – sie verbergen sich hinter Büschen um das Blutorakel zu beobachten – sie geraten vor der Jagdhütte der Malfoys in eine Konfrontation mit Macnair – sie verstecken die Bewohner von Greenhaven in den Höhlen – sie versuchen vor leblosen menschlichen Kreaturen zu fliehen, welche sie verfolgen – sie halten eine Versammlung ab – sie feiern gemeinsam Weihnachten.
 

HARRY

(V.O. über die Musik)

Die Weisheit, zu erkennen was falsch und was richtig ist, und nicht davor die Augen zu verschließen - dafür steht der Adler von Ravenclaw.
 

Wir befinden uns im Versteck unter dem See, so wie wir es kennen gelernt haben. Wir schweben in einem malerischen Himmel über einer ineinander verschachtelten Ansammlung von Häuschen, die allesamt aus Holz und Papier zu bestehen scheinen. Umrundet wird die Gebäudegruppe von einem Garten. Verschlungene Pfade winden sich um blühende Büsche und unbekannte Miniaturbäume, die ihre Zweiglein stolz in die Luft strecken. Zwischen seltsam geformten Steinen schlängeln sich winzige Bächlein, und Wasserrinnsale hindurch, und münden in einen mit Seerosen bepflanzten Teich.
 

Nacheinander blenden Gesichter darüber: Padma Patil, Lisa Turpin, Terry Boot, Mandy Brocklehurst, Anthony Goldstein, Stephen Cornfoot, Su Li, Kevin Enwhistle, Michael Corner, Morag McDougal.
 

HARRY

(V.O. über die Musik)

Die Tapferkeit, sich gegen das zu wehren, was ungerecht ist, auch wenn es mit großen Opfern verbunden ist - dafür steht der Löwe von Gryffindor.
 

Das Versteck unter dem See wandelt sich. Vor uns steht nun eine große Versammlungshalle aus Lehm mit einem Dach aus Reisig, umrundet von einer Vielzahl kleinerer Hütten. Die Landschaft um die kleine Siedlung ist ebenso malerisch, wie bei den anderen Shapes. Ein Moor, mit weißem und violettem Heidekraut überwuchert, dazwischen kleine Tümpel, in denen Frösche quaken, und Fische platschen. Libellen flirren in der Luft hin- und her, und gelbe Sumpflilien stecken ihre Köpfe zwischen dem Schilf hervor. Bäume sind keine zu sehen, aber zu bizarren Formen verwitterte Felsbrocken, liegen wahllos über das hügelige Land verstreut. In der Ferne kann man die Berge erkennen. Eine Burgruine thront stolz über den zerklüfteten Felsen.
 

Nacheinander blenden Gesichter darüber: Harry Potter, Hermione Granger, Ron Weasley, Lavender Brown, Parvati Patil, Seamus Finnegan, Dean Thomas, Eloise Midgen, Neville Longbottom, Tara Moon, Ginny Weasley, Colin Creevey.
 

HARRY

(V.O. über die Musik)

Die Loyalität, in jeder Situation zu seinen Freunden zu stehen und sie niemals, niemals im Stich zu lassen - dafür steht der Dachs von Hufflepuff.
 

Das Versteck wandelt sich. Gewaltige Eichen- und Ahornbäume erheben sich nun von seinem Boden, bis knapp unter das Ende des künstlichen Himmels. Die einzelnen Wohnhäuser der Jugendlichen liegen in ihren Wipfeln verborgen, untereinander verbunden durch Leitern, Hängebrücken, und kleine Wendeltreppchen, die sich um die mächtigen Stämme der Bäume winden. In der Mitte, im freien Raum liegt der Hauptversammlungsplatz, ein riesiges hölzernes Plateau, gestützt von acht Rampen, welche auf- oder abwärts in die umliegenden Bäume führen.
 

Nacheinander blenden Gesichter darüber: Ernie Macmillan, Hannah Abbot, Justin Finch-Fletchley, Susan Bones, Wayne Hopkins, Sally-Ann Perks und Megan Jones.
 

*
 

Neue Gitarrenriffs ... Fred hüpft wieder mit E-Gitarre durchs Bild, seine Finger rasen über die Saiten
 

Wind kommt auf, düsterer Nebel fließt durchs Bild – ein großer dunkler Uhu gleitet über eine nächtliche Landschaft. In seinem Schnabel trägt er einen Brief, ein weiterer Brief ist an seinem Bein festgebunden.
 

songlyrics: A constellation of divine architecture built on Earth
 

Lestrange in einem steinernen Sessel inmitten des Verlieses, seine Augen auf Dumbledore gerichtet, welcher vor ihm an die Wand gefesselt steht: “Haben Sie mir heute wieder nichts zu sagen?"
 

songlyrics: A holy harbour – Orion – nautical ascension to the firmament
 

Bilderwechsel: Lestrange zu Haus mit zweien seiner “Püppchen”- Lestrange geht wie ein Herold dem Schlitten seines Meisters voran - Lestrange steht auf dem Turm, überblickt stolz sein Azkaban.
 

songlyrics: Ship-shaped barrows open my heart to the wisdom of this land
 

Lucius liegt entspannt auf dem Bett und flüstert in Severus’ Ohr: ”Walden Macnair wird nicht derjenige sein, der Harry Potter zur Strecke bringt. Ein anderer wird es tun und zwar schon bald."
 

songlyrics: Sailing with the Serpent Chimera of a fiendish sandman
 

Bilderwechsel: Lucius begrüßt mit Narcissa die Ballgäste - Lucius sitzt in seinem Sessel, starrt nachdenklich ins Feuer - Lucius unterhält sich auf der Straße vor Malfoy Manor mit Draco.
 

*
 

Wieder Keyboard ...George hüpft durchs Bild, grinst schelmisch, als seine Finger in die Tasten hauen
 

DRACO

(V.O. über die Musik)

"Es gibt nichts Aufregenderes als in die Augen eines Sterbenden zu sehen. Sie sehen bei jedem Menschen anders aus, einige sind voller Verzweiflung, andere flehen um Gnade. Manche stellen sich tapfer ihrem Schicksal und wieder andere hoffen auf Erlösung von den Qualen ihres irdischen Lebens."
 

Schnelle Bilderfolgen wechseln sich während Draco’s Text ab. Draco tötet Ophelia’s Mutter mit dem Avada Kedavra Fluch – er jagt auf seiner Nightmare durch den Himmel – er headbangt auf der Theke vom Leaky Cauldron, dass seine Haare fliegen – er starrt Tod Macnair mit kalten Blicken an, während Ghost Riders und Blood Legion im Hintergrund eisige Mauern bilden – er schleudert Bridget durch die Luft und wird von Adrian Pucey verfolgt - er steht zerzaust und mit nassen Klamotten im Zelteingang – er steht in vornehmer Kleidung auf den Stufen vor Malfoy Manor und begrüßt Ballgäste – er tanzt mit Cho auf dem Ball – er betrachtet das neue Rangabzeichen auf seiner Brust – er verbrüdert sich mit Macnair inmitten der Flammen des zerstörten Dorfes Greenhaven – er schleudert einen weiteren Avada Kedavra Fluch auf einen kleinen Muggle Jungen, der vor ihm am Boden liegt.
 

DRACO

(V.O. über die Musik)

"Hab' ich dir Angst gemacht? Gut so.“
 

Ein Sturm bricht aus. Draco liegt auf dem Boden, die Tränen brechen aus ihm hervor wie die wilden Regenschauer aus den Wolken, seine Hände krallen sich in die Erde, als wünschte er, sie möge sich auftun und ihn verschlingen. Schluchzen schüttelt seinen Körper wie die Donnerschläge den Himmel über ihn.
 

Eine ganze Weile liegt er einfach nur da, bis das Zittern nachlässt und er allmählich die Kontrolle über sich zurückgewinnt. Mühsam stemmt er sich hoch, zieht seinen Zauberstab aus seiner völlig durchnässten Robe und richtet ihn auf sein eigenes Herz. Seine Lippen beginnen einen Zauberspruch zu murmeln, doch dann schüttelt er entschieden den Kopf und reißt den Stab nach oben.
 

Ein grüner Blitz zuckt daraus hervor und die Szene wechselt zu…
 

Draco und Marcus, die auf dem Dach vom Leaky Cauldron sitzen. Marcus starrt vor sich hin.
 

MARCUS

“Was nützt die ganze verdammte Macht, wenn man nicht bei der Person sein kann, die man liebt?“
 

DRACO

“Die Frage muss lauten: Wie viel Macht muss man erringen, damit man es kann.“
 

*
 

songlyrics: The Unicorn arrives with the Westwind to dream my funeral
 

Macnair sitzt wütend an seinem Schreibtisch und hält Tod eine Standpauke: “Wir reden hier immerhin über einen Verräter in den eigenen Reihen, und ich bin für die Blood Legion verantwortlich.“
 

songlyrics: "Thou art born for Horus! For Horus dwells in Thee!"
 

Bilderwechsel: Macnair erteilt der Blood Legion Kommandos – Macnair kommt mit seiner Frau und den vier Söhnen zum Ball – Macnair nimmt Harry als Geisel, der vor Schmerz zusammenbricht
 

songlyrics: Slumbering with the ebb and the flow of this foaming tomb
 

Pettigrew liegt flehend vor Cho am Boden, welche wie ein Racheengel über ihm steht: “Bitte, lass mich nicht sterben. Es tut mir leid. Ich wollte das nicht. Bitte gib’ mir das Gegengift!“
 

songlyrics: "Thou art born for Seth! For Seth dwells in Thee"
 

Bilderwechsel: Pettigrew’s Gesicht erscheint in Tod’s Kamin - Pettigrew in Rattengestalt – Pettigrew erliegt Cho’s Verführungskunst, vollkommen ahnungslos, dass sie ihn mit ihrem Körper vergiftet.
 

*
 

Keyboard und E-Gitarre – Fred und George hüpfen gleichzeitig von links und rechts durchs Bild und krachen fast zusammen, als sie an ihren Instrumenten um die Wette spielen.
 

CHO

(V.O. über die Musik)

“Die Welt wird jetzt im Dunkel versinken und ich mit ihr.“
 

Schnelle Bilderfolgen während Cho’s Text: Cho tanzt auf dem Ball, wirbelt in ihrem zarten Kleid herum – Cho in Diagon Alley, sie flirtet mit Goyle – Cho verführt Avery auf Lestrange Manor – Cho und Tod in seinem Zimmer auf Macnair Manor
 

CHO

(V.O. über die Musik)

“Denn wenn der Nachtfrost kommt, gibt es kein Morgen mehr.“
 

Cho stürzt auf Malfoy Manor durchs Fenster – Cho und Cedric bei der Teezeremonie unter der Weide – Cho an Cedric’s Grab auf dem Friedhof – Cho überreicht Sirius den Wappenring der Macnairs.
 

*
 

songlyrics: Reveal your face to me and guide me through the Stygian fields
 

SIRIUS

(V.O. über die Musik)

“Der wahre Schlüssel zum Ganzen sind die Wappenringe der vier Grand Dragons.“
 

Bilderwechsel: Sirius’ und Harry’s Gespräch im verbotenen Wald – Sirius läuft in Gestalt eines Hundes über den Friedhof – Sirius wird von Macnair und der Blood Legion gefangen genommen.
 

songlyrics: Enthrall my soul to Sepedeth's beams to serve your will
 

REMUS

(V.O.über die Musik)

"Woher wissen sie soviel über die Dinge, die sich unter Voldemort's Herrschaft abspielen?"
 

Bilderwechsel: Remus tritt hinter Sirius, schließt ihn in die Arme – Remus blickt auf das zerstörte Greenhaven – Remus’ und Sirius’ ineinander verschlungene Hände, die sich langsam wieder lösen
 

songlyrics: Sailing on the distant seas from darkness to deliverance
 

HAGRID

(V.O.über die Musik)

“Ihr solltet nich' draußen rumrennen, und euch in Gefahr bringen!“
 

Bilderwechsel: Hagrid an seinem Kamin – Hagrid überreicht Ron und Hermione die Kristallscheiben mit den Weihnachtsgrüßen – Hagrid beobachtet Harry, der draußen vor der Hütte auf Post wartet.
 

songlyrics: Tales like the ocean written to the Draco's glance
 

SEVERUS

(V.O.über die Musik)

“Mit deinen Methoden kannst du diesen Krieg nicht gewinnen, Potter!“
 

Bilderwechsel: Snape sieht Harry fest in die Augen, während dieser den Zauberstab auf ihn richtet – Snape unterhält sich mit Lucius auf dem Ball – Snape tritt aus dem sich teilenden Wasserfall hervor
 

songlyrics: Ruling with the scythe of death you tear our philosophies apart
 

Minerva

(V.O.über die Musik)

“Sie wollen eine Zusammenarbeit vorschlagen? Sie haben vielleicht Nerven, Potter.“
 

Bilderwechsel: McGonagall hält Harry eine Standpauke –McGonagall studiert den Plan von Azkaban, legt den Wappenring auf die Statue des Fischotters – McGonagall streichelt Fawkes‘ Gefieder
 

songlyrics: An ancient starwalk to merge into the stars
 

Fawkes breitet seine Schwingen aus und erfüllt alles mit rotgoldenem Licht. Darüber blenden die Gesichter von Albus Dumbledore, Minerva McGonagall, Severus Snape, Hagrid, Sirius Black, Remus Lupin, Arabella Figg, Doris Crockford, Oliver Wood, Angelina Johnson, Katie Bell, Arthur, Molly, Charlie, Bill, Fred und George Weasley. Es scheinen aber noch viele weitere Gesichter im Hintergrund zu sein, die wir nicht genau erkennen können.
 

*
 

Die Musik wechselt wieder, sie wird düster.
 

Das Leuchten erlischt, als Dementoren durchs Bild schweben, ihre zerfetzten dunklen Roben ersticken jedes Licht. Eine verwesende Hand streicht vorbei und öffnet mit einer Bewegung den Vorhang aus verrotteten Stofffetzen, der uns die Sicht verhängt.
 

Wir befinden uns in einem riesenhaften Saal, ähnlich einer Kathedrale, mit hohen Wänden und verzierten Säulen, deren Anfang und Ende im Schatten liegen. Möglicherweise erinnern wir uns vage daran, dass wir diesen Ort schon einmal gesehen haben – während der Musicalfolge. Damals haben wir nicht erfahren, was genau es damit auf sich hat und das werden wir auch jetzt nicht – erst im Zyklus der Schlange.
 

songlyrics: Open thy veins for my venom
 

Voldemort’s Gesicht in Nahaufnahme, nur seine schlitzförmig verzogenen Augen sind sichtbar, und dazwischen ein flaches Stück Nase. Plötzlich glühen die Augen in feurigem Rot auf –
 

songlyrics: Kiss the cobras with thy twisted tongue
 

– und die Kamera fährt zurück, zeigt den Dunklen Lord, der auf einem mächtigen Thron an der Stirnseite des Saales sitzt. Drei einzelne Lichtstrahlen fallen auf den Boden wie von geöffneten Türen.
 

songlyrics: So shalt thou join the empyrean circus
 

Die Kamera schwenkt um, und wir sehen tatsächlich drei geöffnete Türen, darin dunkle Silhouetten. Drei Frauengestalten betreten den Saal und sobald sie nicht mehr im blendenden Licht stehen –
 

songlyrics: Where beggars mourn and seraphs dance
 

– erkennen wir die drei Lestrange Schwestern in ihren Prinzessinnen Kleidern. Camille trägt rot, Narcissa blau und Marie gelb. In den Händen halten sie ihre Rosenspieluhren mit den Figuren von sich selbst und dem Prinzen.
 

Hinter den drei Schwestern treten drei kleine Mädchen aus den Türen, Lucilla, Véronique und Cècile. Ihre Kleider sind ähnlich denen ihrer Mütter, Lucilla trägt violett, Véronique orange, und Cècile ein honigbraun. Wobei man natürlich nicht davon ausgehen kann, dass alle sechs Ballkleider komplett einfarbig sind, wir reden hier nur über vorherrschende Farben. Aber wir haben ja Phantasie, oder nicht? :-)
 

songlyrics: In this twilight cathedral
 

Alle sechs Prinzessinnen marschieren zur Mitte des Saals, die Kamera fängt ihre wunderschönen Kleider und Frisuren ein, hier ein schwebender Stoffhauch, dort eine Strähne seidigen fliegen Haares.
 

songlyrics: Shall I wed thee,
 

Der Dunkle Lord streckt seine Hand aus und die Türen fallen mit einem Schlag zu. War es nur Einbildung, oder haben wir in der mittleren Tür die Silhouette einer weiteren Prinzessin gesehen?
 

songlyrics: O Bride of the Netherworld
 

Zu spät, die Türen sind geschlossen.
 

Die Flöte setzt ein... Aber als Lee Jordan damit ins Bild hüpft, scheuchen wir hin gleich wieder hinaus, damit er diese tiefsinnige Szene nicht durch den Kakao ziehen kann. .
 

Das Licht wird allmählich heller und wir sehen eine sich windende Treppe, die sich zuvor im dunklen Gewölbe verlor. Eine siebente Prinzessin kommt diese Treppe hinunter und dieses Mal sind wir sicher, dass wir sie tatsächlich sehen (oder doch nicht?) Ihr Kleid ist lindgrün, geschmückt mit schneeweißen Rosen und ihre Locken, teilweise hochgesteckt, sind rot wie das Fell eines Eichhörnchens.
 

Als sie sich umwendet und in den Saal einmarschiert, erhebt sich der Dunkle Lord von seinem Thron und geht auf sie zu. Mit jedem Schritt ändert sich seine Gestalt, seine roten Augen werden wieder dunkel, sein Gesicht glatt und jung und menschlich. Das lange graue Haar zieht sich in den Schädel zurück, nimmt seine schwarze Färbung an, seine mächtige Gestalt scheint zu schrumpfen, und gleichzeitig zu wachsen, oder sind es nur die Wellen seines Umhangs, die sich ebenmäßig um seinen glatten, jungen Körper legen? Er steht vor ihr, nun jeder Zoll ein Prinz, alterslos, und doch nicht viel älter als sie selbst, jung, und doch erfüllt von Weisheit, von Ewigkeit. Und der Prinz...
 

...lächelt und er tanzt mit ihr. Er dreht sie inmitten, all der anderen Prinzessinnen, bis er irgendwann ihre Hand loslässt und zur nächsten Prinzessin weitergeht. Das Bild verschwimmt zu einem Rausch an wirbelnden Farben.
 

MARGUERITE

(V.O.über die Musik)

“Der Meister will, dass wir Camille zurückholen, und ich kann dir auch genau sagen, warum.
 

Bilderwechsel: Marie liegt auf ihrem Diwan und blickt in die Kristallkugel – Marie und Narcissa untersuchen die beiden seltsamen Zauberstäbe – Marie schimpft wütend mit ihren beiden Töchtern.
 

NARCISSA

(V.O.über die Musik)

“Alles, was ich sagen will, Draco, ist, dass auch du bereits eine Figur in dem großen Spiel um die Macht bist.“
 

Bilderwechsel: Narcissa schenkt Draco das Pensieve zu Weihnachten – Narcissa sitzt mit ihrer Familie am Mittagstisch – Narcissa und Marie begrüßen sich mit giftigem Lächeln vor dem Weihnachtsball.
 

CAMILLE

(V.O.über die Musik)

“Wie soll ein Kind gegen unseren Meister kämpfen, ein Kind, das niemals zum Mann heranwachsen wird?“
 

Bilderwechsel: Camille steht mit ihren Schwestern am Kessel – Camille ängstigt Neville im Moor – Camille rast schattenhaft auf Harry zu, der auf seinem Besen mitten durch sie hindurch fliegt
 

Harry’s Narbe glüht auf, er schreit vor Schmerzen und stürzt bewusstlos zu Boden
 

*
 

Die Musik wechselt.
 

Eine weiße Rose fällt zu Boden. Wie ein roter Rubin schillert ein Blutstropfen auf einem ihrer Blütenblätter.
 

GINNY

(V.O.über die Musik)

“Gibt es da jemanden? Ich meine, in deinem Leben?“
 

Bilderwechsel: Ginny und Harry sitzen zusammen am Wasserfall – Ginny beobachtet Harry, der mit sehnsüchtigem Blick einem davonfliegenden Uhu nachblickt – Ginny liest heimlich Harry’s Briefe
 

Szenenwechsel: Harry und Hermione fliegen durchs nächtliche Moor
 

Harry sieht Hermione entschlossen an: “Ron muss endlich die Wahrheit erfahren.“ Hermione stoppt ihren Besen mitten im Flug und fängt beinahe an zu schreien: “ Bist du verrückt, Harry? Er wird das niemals verstehen können. Nicht einmal ich kann es wirklich verstehen, und du kannst mir glauben, ich geb‘ mir Mühe...“
 

Szenenwechsel: Harry und Ron sitzen an Hermione‘s Krankenbett
 

Ron blickt Harry traurig an: “Und was diese andere Sache angeht, okay, du hast dich ziemlich dumm verhalten, aber es war nicht wirklich deine Schuld, du warst verliebt, und konntest nicht wissen, dass du nur benutzt wirst.“
 

Szenenwechsel: Harry und Hermione fliegen durchs nächtliche Moor
 

Harry beschwichtigt sie: “Ron weiß, dass wir etwas vor ihm verbergen. Meinst du nicht, es ist besser, er erfährt es von mir, als auf irgendeine andere Weise?“ Hermione wendet die Augen ab: “Mir hast du auch nichts erzählt! Sei ehrlich, hättest du es getan, wenn ich es nicht von selbst herausgefunden hätte?“
 

Szenenwechsel: Harry und Ron sitzen an Hermione‘s Krankenbett
 

Ron hebt aufmunternd den Kopf: “Und das Wichtigste, es ist Vergangenheit, okay? Es ist vorbei, und du hast deine Lektion gelernt, und wirst nie wieder auf so ein hinterhältiges Lügenmaul reinfallen!“
 

Szenenwechsel: Harry und Hermione fliegen durchs nächtliche Moor
 

Harry schüttelt den Kopf: “Nein, hätt‘ ich nicht. Du weißt, dass ich niemanden in die Sache mit hinein ziehen möchte. Am liebsten würde ich im Alleingang gegen Voldemort antreten, allein schon um meine Fehler wieder gut zu machen....“ Hermione unterbricht ihn scharf: “Es war nicht deine Schuld, hörst du! Es war nicht deine Schuld!“
 

Szenenwechsel: Harry und Ron sitzen an Hermione‘s Krankenbett
 

Das Lächeln verschwindet aus Ron’s Gesicht: “Oder nicht? Das würdest du doch nicht, Harry? Nicht wahr?“
 

Szenenwechsel: Harry und Hermione fliegen durchs nächtliche Moor
 

Hermione legt die Hände auf Harry’s Schultern: “Ich will nicht, dass dir wieder weh getan wird!“
 

Szenenwechsel: Harry und Ron sitzen an Hermione‘s Krankenbett
 

Sie liegt wie bewusstlos da, doch eine einzelne Träne rinnt unter ihren geschlossenen Lidern hervor.
 

*
 

Die Musik wechselt – der Gesang setzt ein.
 

CHO

(V.O.über die Musik)

Du bist einem Menschen begegnet, der soviel Licht und Wärme besaß, dass alles in dir hell und strahlend wurde...
 

Bilderwechsel: Neville und Coral spielen “Bobbing for Apples“ – Seamus und Dean balgen sich herum – Terry wirft Mandy einen schüchternen Blick zu – Ernie und Hannah küssen sich – Lisa und Stephen sitzen beim Weihnachtsfest nebeneinander - Oliver im Hauptquartier der Blood Legion, und Katie in Azkaban – diese zwei Bilder blenden ineinander über – Marcus stürmt mit Bridget an der Hand in die Küche – George und Lee fallen im Studio vom Mischpult – Fred und Angelina tanzen zusammen – Hermione’s Hand greift vorsichtig nach Ron’s.
 

*
 

songlyrics: Sailing on the distant seas from darkness to deliverance
 

RON

(V.O.über die Musik)

Ich mein’s ehrlich mit dir, Hermione! Ich würd' mein Bestes geben, um dich glücklich zu machen. Das versprech' ich dir!"
 

Bilderwechsel: Ron albert mit den anderen Jungs herum – Ron kommt in Hermione’s Zimmer gestürmt und erschreckt sie – Ron kämpft sich tapfer durch Feuersbrunst und Horden von Zombies
 

songlyrics: Tales like the ocean written to the Draco's glance
 

HERMIONE

(V.O.über die Musik)

“Wenn ich mit jemandem zusammen wäre, könnte er nur an zweiter Stelle stehen. Solange bis der Krieg zu Ende, und unsere Welt frei ist!"
 

Bilderwechsel: Hermione sitzt mit Ron in Hagrid’s Hütte – Hermione kämpft in Bridget’s Wohnung gegen die Angreifer der Blood Legion – Hermione unterrichtet die geretteten Kinder im Versteck.
 

songlyrics: Ruling with the scythe of death you tear our philosophies apart
 

HARRY

(V.O.über die Musik)

Wir mögen vielleicht verzweifelt sein, aber eins sind wir niemals:
 

Bilderwechsel: Harry gibt New Hogwarts Anweisungen für eine Rettungsaktion – Harry jagt auf seinem Besen durch die Nacht – Harry sitzt mit Ginny am Wasserfall und tröstet sie.
 

songlyrics: An ancient....
 

HARRY

(V.O.über die Musik)

Wir sind niemals hoffnungslos!
 

CHO

(V.O.über die Musik)

Vielleicht ist die Erinnerung weit weg, und es scheint dir, als wären Jahrhunderte vergangen und nicht ein paar wenige Jahre....
 

Die Schritte von Harry, Ron und Hermione knirschen auf dem gefrorenen Waldboden. Plötzlich bleibt Harry wie angewurzelt stehen. Seine beiden Freunde wenden sich zu ihm um, doch sein Blick bleibt starr und reglos nach vorn gerichtet. Ein Zittern läuft durch seinen Körper, schüttelt ihn wie ein Fieber und er muss sich einen Moment auf Hermione’s Arm lehnen, um nicht vollends zusammenzubrechen.
 

songlyrics: ...starwalk…
 

HARRY

(V.O.über die Musik)

Denn wir wissen, dass wir eines Tages...
 

CHO

(V.O.über die Musik)

Aber vieles von dem, was uns nur wie ein Augenblick erscheint, ein winziger Tropfen im Strom der Zeit...
 

Eine schlanke Gestalt tritt aus dem Schatten der Bäume, der kühle Nachtwind bauscht seinen Umhang und das Sternenlicht fängt sich funkelnd in seinem silbrigen Haar.
 

HARRY

(V.O.über die Musik)

... wieder zu Hause sein werden.
 

CHO

(V.O.über die Musik)

...ist für die Ewigkeit...
 

Harry lässt Hermiones Arm los und geht auf den Neuankömmling zu, bis beide Jungen direkt voreinander stehen. Für eine lange Weile blicken sie einander in die Augen, funkelndes Grün versinkt in eisigem Grau.
 

songlyrics: Join my soul...
 

CHO

(V.O.über die Musik)

Denn die Sonne erwacht jeden Morgen aufs Neue und bringt den Nachtfrost zum Schmelzen.
 

songlyrics:… the Hunter in the sky
 

HARRY

(V.O.über die Musik)

Zu Hause, bei den Menschen, die wir lieben.
 

Dann, nach einer Ewigkeit hebt Draco Malfoy eine zitternde Hand an Harry Potter’s Gesicht. Sanft streichen seine Fingerspitzen über dessen Wange, als sich die schmalen blassen Finger um Harry’s Brille schließen und sie ihm abnehmen.
 

End of Previously
 

* * *
 

Disclaimer: Gehört nicht mir, gehört der großen JK Rowling. (Yama macht noch ‘ne Verbeugung)
 

Disclaimer II: Zu den Songs: “Pharao sails to Orion“ ist von Nightwish, und “Heart of Steel“ von Manowar. Das Sonett Nr. 92 ist immer noch von Shakespeare und “Iron Fist von Motörhead.
 

Author: Yamato
 

Titel: Amicus Draconis - 1st Cycle: Cycle of the Badger - Part 13: Upon the 13th Hour

Amicus Draconis - 1. Zyklus: Zyklus des Dachses – Teil 13: Bis zur 13ten Stunde
 

Altersfreigabe: PG 13, oder FSK 12. Achtung, im zweiten Zyklus, also ab der nächsten Episode wird das Rating etwas hochgehen. Rechnet mal mit PG 15 für Britisch, FSK 16 für Deutsch, und R für Amerikanisch.
 

Spoiler: Buch 1-4 (nicht 5)
 

Summary: Fred und George fragen, die wissen Bescheid
 

Warning: Shonen Ai Warning, Het Warning, Death Warning und der ganze Krempel. Und ‘ne extra Cliffhangerwarning dazu, es wird ein böööööses Ende. *muharharhar*
 

Fortsetzung: Teil 13 (von 13) na jetzt haben wir’s endlich geschafft.
 

Feedback: Aber immer doch! Kommentare, Vorschläge, Lob und Kritik an Draco4 @ gmx.de
 

*
 

*
 

Doch tu dein Ärgstes, dich hinweg zu heben,

Für Lebenszeit ich dich gesichert hab;

Nicht länger als dein Lieben wärt mein Leben,

Von deiner Liebe hängt es ja nur ab.
 

Nicht Furcht vor schlimmstem Unrecht mich beschwert,

Wenn schon geringstes macht mein Leben enden.

Ich sehe mir ein bessres Los beschert,

Als das, was deine Laune hält in Händen.
 

Du kannst mich quälen nicht mit Flattergeist,

seit dein Verrat das Leben mir bedroht,

Oh, welch ein Anspruch, der mir Glück verheißt,

In deiner Liebe Glück, und Glück im Tod!
 

Doch was gibt's Holdes, das nicht Furcht befleckt?

Falsch könntst du sein, und ich hab's nicht entdeckt
 

*
 

*
 

Amicus Draconis
 

First Cycle: Cycle of the Badger
 

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Part 13: Upon the 13th Hour
 


 

Hogsmeade, Juni 1998
 

“Seht mal, die sind doch schick!“ Daphne war vor einem Schaufenster stehen geblieben und betrachtete ein Paar dunkelrote Pumps mit geschwungenen Absätzen. “Für mein Abschlussballkleid, was meint ihr?“
 

“Hm...bist du sicher, dass das...das dasselbe Rot ist?“ Tracey verschluckte sich entweder an ihrem Satz, oder ihrem Kaugummi, während sie die Schuhe misstrauisch beäugte.
 

“Wie kannst du etwas kaufen wollen, wenn du nicht weißt, ob es in ist?“ empörte sich Pansy und schüttelte fassungslos den Kopf über soviel Dummheit. “Wer sagt dir denn, dass das...“ – Tracey verschluckte sich wieder – “nicht irgendein altes Zeug ist, das sich vorher nicht verkaufen ließ? Oder...“ - die drei Mädchen steckten die Köpfe zusammen und wechselten entsetzten Blicke – “...irgendein NoName Produkt?“
 

Die Mädchen bespähten die Schuhe von allen Seiten, konnten jedoch nirgends einen Markennamen erkennen. Achselzuckend gaben sie es auf und gingen weiter zum nächsten Schaufenster.
 

Zwei Mitglieder der Blood Legion patrouillierten mit hoheitsvollen Mienen an ihnen vorbei, aber abgesehen von einem Kichern nahmen die drei Schülerinnen kaum Notiz von den beiden jungen Männern. Seit dem Machtwechsel waren die Streitkräfte des Imperial Wizard allgegenwärtig, aber im Prinzip konnte man sie einfach ignorieren. Sie marschierten herum und kamen sich wichtig vor, aber das war auch schon alles. Kein Grund, sich von den wichtigen Themen des Lebens ablenken zu lassen, wie beispielsweise den roten Schuhen.
 

Pansy bemühte sich, ihren Triumph zu verbergen, Daphne war aber auch zu blöd. Das waren echte Opal und verdammt günstig obendrein. Jetzt musste sie nur noch Tracey bitten, Daphne abzulenken, dann konnte sie in aller Ruhe umkehren und diese schicken Teile kaufen.
 

Es war also doch die richtige Entscheidung gewesen, nicht auf Hogwarts zu bleiben, trotz der drohenden Abschlussprüfungen. Aber wer konnte auch in einem alten muffigen Schloss hocken und pauken, wenn der Himmel so blau, die Sonne so warm, und die Luft so frisch war? So ein schönes kühles Butterbier und ein paar leckere Süßigkeiten aus Honeydukes waren da einfach viel verlockender, als die blöden Bücher.
 

Nein, Süßigkeiten streichen! Sie wollte schließlich noch in ihr Kleid passen!
 

“Ooooh Leute, wie sollen wir überhaupt wissen, ob etwas in ist, wenn es keine Zeitschriften mehr gibt?“ jammerte sie weiter, und zog einen Flunsch. “Können die da oben nicht endlich mal in die Hufe kommen und die Young Witch wieder rausbringen? Meinetwegen können sie gern den Daily Prophet verbieten, oder die Moon, aber die Young Witch, hallo? Glaubt der Lord, dass sich in den Schminktipps geheime Botschaften verbergen, oder was?“
 

Ihre Freundinnen lachten pflichtbewusst, verzogen jedoch sofort wieder die Gesichter, als Pansy ihnen einen bösen Blick zuwarf. Offenbar war dies keine ’Findet meine Witze cool’ Rede, sondern eine ’Bedauert mich’ Lamentei, also hieß das im Klartext, Jammermiene aufsetzen und unter tiefen, melancholischen Seufzern zustimmen.
 

“Schade, dass die Jungs nicht mitgekommen sind,“ wechselte Tracey unvermittelt das Thema. Pansy wechselte einen kurzen verschwörerischen Blick mit Daphne, erst gestern Abend hatten sie sich wieder darüber lustig gemacht, dass Tracey keinen Kerl abkriegte. Tracey war aber auch zu blöd. Sie wusste einfach nicht, wie man Jungs richtig anbaggerte. Nicht dass Daphne das soviel besser konnte, aber sie hatte einen festen Freund und brauchte sich, im Moment zumindest, keine Gedanken zu machen.
 

Pansy hätte eine ganze Menge Jungs haben können, wenn sie nur gewollt hätte. Allein ihre riesigen braunen Kulleraugen konnten einen Typen schier um den Verstand bringen. Dazu kam ein niedliches rundes Gesicht, komplett mit Stupsnäschen und Schmollmund auf einem ebenso niedlichen runden Körper. Ihr weiches dunkles Haar spielte je nach Jahreszeit zwischen schwarz und einem rötlichen Dunkelbraun. Es reichte ihr knapp über die Schultern, bis auf einige kürzere Strähnchen, welche in die Stirn fielen und ihr die Wangen einrahmten, als wollten sie ihren dunklen Teint betonen. Oder die Rehaugen dazwischen, die stets so lieb und unschuldig dreinblickten, als könnten sie kein Wässerchen trüben.
 

Aber diese Jungs waren uninteressant für sie. Interessant war nur einer, aber trotz all ihrer Verführungskünste hatte sie es bisher nicht wirklich geschafft, ihn für sich zu gewinnen. Draco Malfoy sonnte sich gern in ihrer Bewunderung, er lud sie auf Schulfeste ein, ging mit ihr aus, zeigte sie herum, wie ein preisgekröntes Pferd. Aber in all den Jahren hatte er niemals über Gefühle gesprochen, sondern sie immer nur als Selbstverständlichkeit betrachtet. Genau so, wie man fürs Quidditch einen schnellen Besen brauchte, brauchte man eben auf Parties ein hübsches Mädchen am Arm.
 

Mittlerweile war Pansy es leid. Sie war sogar kurz davor gewesen, ihm für den Abschlussball einen Korb zu geben, aber dann hatte sie sich doch eines Besseren besonnen. Zwar kamen in ihrem Jahrgang sechs Jungen auf vier Mädchen, aber abgesehen von Draco sahen nur Thomas und Blaise gut aus. Thomas würde mit Daphne gehen und Blaise würde sich nie im Leben trauen, sie zu fragen, allein schon um nicht Draco’s Unwillen auf sich zu ziehen.
 

Und ein Jüngerer wäre mehr als peinlich gewesen, wenn auch nicht ganz so peinlich, wie ein Nicht-Slytherin.
 

Aber die gab es ja nun alle nicht mehr...
 

“Hast du dich etwa mit Draco gestritten?“ wollte Daphne wissen und obwohl sie sich bemühte, einigermaßen mitfühlend zu klingen, war die Neugier in ihrer Stimme nicht zu überhören.
 

“Gestritten ist nicht der richtige Ausdruck,“ begann Pansy, sie sprach ein wenig langsamer als sonst, um sich schnell eine passende Geschichte zurechtzulegen. “Ich brauch’ einfach mal wieder ein bisschen Zeit für mich – und natürlich auch für euch,“ fügte sie hinzu, “deshalb hab’ ich Draco gebeten....oops!“
 

Ums Haar wäre sie mit einem seltsamen kleinen Geschöpf zusammengestoßen, welches in einem Affentempo zwischen zwei Häusern hindurch wetzte. Erschrocken stoben die drei Mädchen auseinander, im ersten Moment dachte Pansy, sie hätten es wieder mit einer von Hagrid’s seltsamen Kreaturen zu tun. Die Natur hätte sich solch eine Missgeburt auch gar nicht einfallen lassen können, es war eine Art Schweinchen auf zwei Beinen mit einer fetten Schnauze und riesigen Ohren im verfilzten hellen Haar.
 

“Igitt!“ Wie üblich hatte Pansy als erste ihre Sprache wieder gefunden. “Was in aller Welt ist das?“ Angewidert beäugte sie das Wesen, welches einen wilden Grunzlaut ausstieß und langsam auf seinen kurzen Beinchen zurückwich.
 

“Habt ihr noch nie ein Ferkel gesehen, meine Hübschen?“ lachte die spöttische Stimme eines jungen Mannes.
 

“Adrian?“ Den Mädchen blieb der Mund offen stehen, als sie inmitten einer kleinen Gruppe Rotroben ihren ehemaligen Schulkameraden und Quidditch Captain erkannten. Adrian Pucey trug jetzt die dunkelroten Roben der Blood Legion, eine Ehre welche normalerweise nur Durmstrang Absolventen zuteil wurde.
 

Teil von etwas Größerem zu sein, stand ihm. Sein Haar war ordentlich zurückgekämmt, seine Haltung gerade, er marschierte mit kraftvollen schneidigen Schritten, die blank geputzten Stiefel blitzten unter der langen Robe hervor. Wie seine Kameraden trug auch er die hölzerne Maske am Gürtel, die den treuen Gefolgsleuten des Lords früher einmal als Schutz gedient hatte, aber seit dem Regierungswechsel nur noch selten verwendet wurde.
 

Lautes Lachen und Johlen begleitete Adrian, als er seinen Zauberstab hob, und ihn auf das kleine Tier richtete. Es quiekte laut auf, und versuchte davonzurennen, doch die Gruppe der Roten brach ihre Formation auf und bildete einen Kreis um es herum. Wann immer es versuchte, irgendwo durchzuschlüpfen, stieß einer der Männer es grölend in die Mitte zurück.
 

Plötzlich, ein ohrenbetäubendes Krachen wie die Explosion eines Knallfroschs – ein violetter Blitz schoss aus Adrian’s Zauberstab, und das kleine Wesen schlug der Länge nach hin. Die Roten applaudierten und johlten noch lauter, als sich unter dem schmutzigen Kleidchen ein Schweineschwanz hervorringelte.
 

Mühsam rappelte es sich hoch. Es musste sich das Knie aufgeschlagen haben, denn sein Kleidchen war zerrissen, ein dunkler Fleck breitete sich langsam auf dem hellen Stoff aus. Tracey wandte sich entsetzt ab, und Daphne fuhr mit der Hand zum Mund und unterdrückte einen Schrei.
 

Hinter einem Fenster wurde eine Gardine bewegt...
 

“Lass uns verschwinden, bitte,“ hauchte Daphne verstört, und Tracey griff zitternd nach ihrer Hand. “Ich kann das nicht mit ansehen...“
 

Sie selbst stand immer noch wie erstarrt, die ganze Szenerie kam ihr seltsam unwirklich vor. Die johlenden Männer, das verletzte Kind, die stillen, wie von Geisterhand leergefegten Straßen. Schatten und stumme Gesichter hinter den Fenstern. Die Hände und Stimmen ihrer Freundinnen, die auf sie einredeten und versuchten, sie wegzuziehen.
 

Das Kind hob den Kopf und blickte sie an. Der untere Teil seines Gesichts war verschwunden und durch eine Schweineschnauze ersetzt worden, deshalb konnte es jetzt nicht mehr sprechen, ja noch nicht einmal mehr wie ein Mensch weinen. Nur seine Augen weinten, geräuschlos, und unaufhörlich rannen ihm Tränen über die Wangen, dort wo die blasse Kinderhaut sich allmählich in die rosige borstige Schweinchenhaut verwandelte.
 

Es waren Menschenaugen, die sie anblickten, und sie wusste plötzlich, dass sie sich ihrem stummen Flehen nicht entziehen konnte, dass es kein Zurück mehr gab, keine Flucht in die Welt der getuschelten Geheimnisse und der roten Schuhe. Es war, als wäre sie plötzlich durch einen Spiegel getreten, und hätte sie hinter sich gelassen, auch wenn die warnende Stimme in ihr schrie und schrie und schrie...
 

“Adrian...“ Ihre eigene Stimme schrie nicht, sie zitterte nur leise von sich hin. “Adrian, komm schon, ihr hattet euren Spaß...“
 

Etwas in ihrem Tonfall ließ ihn aufhorchen, seine Mundwinkel zuckten – jedoch nur für einen Moment. Das Lachen seiner Kameraden war lauter, ihr Johlen, ihre anfeuernden Rufe. Er gehörte dazu. Und nichts würde ihm diese Stellung wieder nehmen, die er sich so hart erkämpft hatte. Dieses Mädchen war nur ein Stück Vergangenheit, nichts weiter. Er hob seinen Zauberstab...
 

...und sie lief zwischen den Roten hindurch in die Mitte des Kreises und hob das Kind hoch. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie einen Muggle angefasst, ja sie hätte lieber Klamotten von gestern getragen, als so etwas Widerliches anzufassen, jetzt war es schon seltsam, dass die Kleine sich überhaupt gar nicht anders anfühlte, als ein magisches Kind. Sie roch noch nicht einmal anders, es war nur Schweiß und das fruchtige Kindershampoo ihrer Haare.
 

“Pansy, lass den Quatsch!“ Furcht war in Daphne’ Augen getreten, in ihrer Stimme schwang die nackte Angst mit.
 

“Lasst mich bitte vorbei.“
 

Für einen Moment waren die Roten sich unschlüssig. Teils verwundert, teils amüsiert, teils auch beeindruckt tauschten sie Blicke mit ihren Kameraden aus. Etwas Unvorhergesehenes war passiert, und jetzt hatten sie niemanden, der ihnen sagte, was in einem solchen Fall zu tun war.
 

Sie traten tatsächlich beiseite, doch als Pansy den Kreis verlassen wollte, stellte ihr irgendwer ein Bein und sie schlug zu Boden. Sie spürte den Tritt eines Stiefels und wagte nicht, die Augen zu öffnen, ihr Gesicht im Haar des Kindes vergraben, welches seine dünnen Ärmchen um ihren Hals schlang. Noch ein Tritt, und noch einer, das Johlen und Lachen der Männer gellte schriller denn je in ihren Ohren. Dann wurde sie gepackt und auf die Füße gestellt. “Verschwinde jetzt lieber,“ raunte eine Stimme dicht an ihrem Ohr. “Hau ab, bevor’s zu spät ist!“
 

“Nein!“ Sie schrie es fast, als sie fühlte, wie die Wut in ihr hochstieg und die Angst und den Schmerz verdrängte. Auf ihrer Zunge schmeckte sie Blut. Auch an ihren Armen war Blut, doch sie wusste nicht, ob es ihr eigenes war, oder das des Muggle Kindes. Es sah so gleich aus. Das ganze verdammte Blut sah so verdammt gleich aus. Zum Teufel mit der verdammten Reinblütigkeit!
 

“Dass ihr euch überhaupt nicht schämt, ihr...ihr Feiglinge! Ihr seid erbärmlich!“ Sie riss ihren Zauberstab heraus. “Geht mir endlich aus dem Weg!“
 

Als Antwort hoben sich sechs oder sieben Zauberstäbe und zeigten von allen Seiten auf sie. Sie wusste nicht, wohin sie sich wenden sollte, wie sie das kleine reglose Bündel in ihren Armen schützen konnte. Oh Gott, hoffentlich war es nur bewusstlos! Bitte, es durfte nur bewusstlos sein. Was machte ein Muggle Kind überhaupt hier, wie kam es hierher? Die nächste Muggle Siedlung war meilenweit weg!
 

Um sie herum wurde es dunkel und kalt, so kalt...Vielleicht hatte das Kind mit seinen Eltern einen Ausflug in die Nähe des Berges gemacht, und sie waren dabei von der Blood Legion überrascht worden. Waren seine Eltern jetzt auch tot? Wie lange war es vor der Blood Legion weggerannt, hatte versucht, sich zu verstecken, seinen gnadenlosen Angreifern zu entkommen?
 

Ihre Gedanken wurden düster und ihr Atem war eine feine Nebelwolke vor ihrem Gesicht...
 

Das Farbenspiel der menschlichen Gefühle musste die vier Dementoren angelockt haben, welche jetzt wie unheilvolle Schatten über ihnen kreisten, wartend, geduldig wartend, bis etwas für sie abfiel.
 

Adrian spürte ihre Kälte auch, und all sein neu gewonnenes Selbstvertrauen schmolz wie Schnee in der Sonne. Was hatte er sich eigentlich gedacht? Dass er dazugehörte? Dass sie ihn endlich akzeptiert hatten, ihn den trotteligen Hogwarts Schüler? Niemals! Doch er würde es ihnen zeigen, er würde es ihnen allen beweisen...
 

“Kommt endlich her, und holt sie euch!“
 

Er wusste nicht, wie man zu Dementoren sprach, doch sie schienen ihn auch so verstanden zu haben.
 

Pansy wich zurück, ihre Knie gaben nach und sie sank zu Boden. Sie hatte schon nicht mehr damit gerechnet, hier noch lebend raus zu kommen, aber dies war schlimmer, so unglaublich viel schlimmer. Der Tod ließ immer noch eine winzige Spur von Hoffnung zurück, eine Hoffnung darauf, dass es alles irgendeinen Sinn hatte, dass es irgendwo, irgendwie weiterging.
 

In den Klauen der Dementoren gab es keine Hoffnung mehr. Nur noch Dunkelheit...
 

Einmal schrie sie auf, doch ihre Stimme klang seltsam fremd, als ob sie nicht zu ihr gehöre. Einmal flehte sie um Gnade, sie wusste nicht zu wem, zu irgendeinem Gott, zu den Menschen um sie herum, zu dem grauenvollen Geschöpf, das ihre Kehle packte und ihr Kinn nach unten zwang.
 

“Seid nun alle Zeugen, was mit denen geschieht, die es wagen, sich dem dunklen Lord zu widersetzen...“
 

Sie hörte Adrian’s Stimme, doch er hatte sich abgewandt, alle hatten sie sich abgewandt, die Männer der Blood Legion, die sich vor Angst in die Roben pinkelten, ihre beiden Freundinnen, welche sich schluchzend in den Armen hielten, die schattenhaften Gesichter hinter den Türen und Fenstern der Häuser.
 

Noch mehr Schatten, noch mehr Gesichter. Furchtbare Erinnerungen, die in ihr hochstiegen, Kälte, die sie erschauern ließ. Solange ihre Arme noch das letzte Bisschen Kraft besaßen, umklammerten sie das Kind, das kleine Mädchen. Es hatte jetzt wieder ein Menschengesicht... alle Spuren des grausamen Zaubers waren verschwunden
 

Dann war es auch verschwunden und Pansy stürzte ins Nichts...
 

Hör’ nicht auf das Flüstern...
 

Halte dich von den Schatten fern...
 

Und hüte dich vor den Spiegeln...
 

Oh Gott, sie war noch so klein gewesen, und sie hatte nichts tun können, um sie zu retten, und sie würde niemals ihren Schulabschluss machen, und niemals in den roten Schuhen zum Ball gehen, und niemals wissen, wie ein Kuss schmeckte, ein richtiger Kuss, nicht diese albernen Dinger auf Handrücken und Wangen und sie würde niemals...
 

Der Mond. Eines Tages wird er jemandem, den du liebst, den Weg zeigen...
 

Sie schrie, und diesmal war ihre Stimme nicht weit weg, sie gellte laut und schmerzhaft in ihren Ohren, ihr Körper bäumte sich auf, ihr verschwitztes Haar fiel ihr ins Gesicht, ihre Augen öffneten sich weit, ihre Finger krallten sich in die Bettdecke und umklammerten den dünnen, von Schweiß getränkten Stoff.
 

“Shsh...ist ja gut...ganz ruhig, Ginny, es ist alles okay. Du hast geträumt, du hattest wieder einen Alptraum...“
 

“Mir geht’s gut.“ Mühsam versuchte Ginny zu lächeln um die besorgten Gesichter um sich herum zu beruhigen. Ihr Geschrei hatte das ganze Baumhaus aufgeweckt, und auch in den Nachbarhäuschen waren die Lichter angegangen. Verdammt, wie war das peinlich...
 

“Ich brauch’ nur ein bisschen frisches Wasser.“ Sie schlüpfte aus dem Bett und huschte in Richtung Bad davon, bevor die anderen Mädchen wieder auf sie einreden konnten. Sie wollte jetzt nicht reden. Sie wollte diese schrecklichen Bilder aus ihrem Kopf vertreiben. Alles war so furchtbar real gewesen, als hätte sie es selbst erlebt.
 

Sie drehte den Wasserhahn auf, und legte ihren Kopf darunter, um zu trinken. Was hätte sie getan, wenn sie es wirklich erlebt hätte? Wenn sie es gewesen wäre, die an diesem warmen Junimorgen in Hogsmeade...hätte sie sich auch zwischen das Kind und ihre Angreifer gestellt? Hätte sie das Richtige getan, oder wäre sie zu feige gewesen?
 

Ihr eigenes Gesicht kam ihr seltsam fremd vor. In einem plötzlichen Anfall von Panik packte sie die Seifenschale und zerschmetterte den Spiegel.
 

* * *
 

December 1998, Gegenwart
 

Es konnte nicht wahr sein! Es konnte einfach nur nicht wahr sein!
 

Durch das nebelbeschlagene Fenster starrte Ron hinaus in die nächtliche Dunkelheit. Tiefschwarz lag der Wald da, nur ab und zu, wenn die Wolken den Mond freigaben, funkelte silbriger Raureif auf den kahlen Ästen und dem welken Laub vom vergangenen Jahr. Ansonsten gab es nur Finsternis, die Finsternis, welche Harry und Malfoy verschlungen hatte.
 

Harry und Malfoy. Nein, verdammt, diese beiden Namen hatten nichts im selben Gedanken verloren!
 

Es war still in Hagrid’s Hütte, so still, dass er ganz deutlich Hermione’s Atem hören konnte. Ron wusste, sie wartete darauf, dass er endlich zu sprechen begann. Fragen stellte. Oder seinem Ärger Luft verschaffte. Sein Schweigen machte sie nervös. Sie wusste nicht, wie er reagieren würde, was da noch auf sie zukam... Wütend? Enttäuscht, vielleicht?
 

’Es ist vorbei, und du hast deine Lektion gelernt...
 

...und du wirst nie wieder auf so ein hinterhältiges Lügenmaul reinfallen!
 

Das würdest du doch nicht, Harry? Nicht wahr?’
 

Aber Harry hatte geschwiegen. Genauso wie Hermione. Keiner seiner beiden Freunde hatte es für nötig befunden, ihm die Wahrheit zu sagen. Seit Wochen und Monaten hatte er gespürt, dass sie etwas vor ihm verbargen und sein Gefühl hatte ihn nicht betrogen.
 

Und seine Eifersucht war nicht grundlos gewesen...
 

“Du wusstest davon,“ murmelte er leise, ihm war gar nicht wirklich bewusst, dass er den Gedanken laut aussprach. “Du hast es die ganze Zeit gewusst! Ihr habt mich alle beide hintergangen!“
 

“Nein, so war das nicht, wir wollten, ich meine, Harry wollte...“ Ihr Stuhl kratzte über den Boden, als sie vom Tisch aufstand und hinter ihm ans Fenster trat. Er wandte sich nicht um. “Harry wollte es dir schon viel früher sagen. Und er hätte es mit Sicherheit noch getan. Du hättest es niemals auf diese Weise erfahren sollen...Ron, bitte sieh mich an!“
 

“Auf welche Weise hätt’ ich’s denn erfahren sollen,“ schrie er plötzlich, fuhr herum und stieß ihre Hand beiseite, noch bevor sie sie auf seine Schulter legen konnte. “Auf welche Weise hätt’ ich erfahren sollen, dass Harry schon wieder mit dem verdammten Mistkerl rumpoppt? Dass er sich wieder und wieder von ihm hinters Licht führen lässt, und mehr noch, dass er unser aller Leben in Gefahr bringt! Kannst du mir das mal verraten, Hermione?“
 

“Auf eine Weise, die es dir möglich macht, mit klarem Kopf zu reagieren und nicht mit unüberlegten Anschuldigungen!“ Sie ballte die Fäuste und sah ihn herausfordernd an. “Harry weiß, was er tut! Es ist nicht so wie damals!“
 

“Das glaubst du doch selbst nicht,“ murmelte Ron, und als sie ihm die Antwort schuldig blieb, wurde ihm klar, dass er zumindest bis zu einem gewissen Grad Recht hatte. Hermione wandte sich ab und ließ sich wieder auf den Stuhl sinken. Vor ihr auf dem Tisch lagen die letzten der violetten Kristallscheiben, die Hagrid für sie bereitgelegt hatte. Der Schein des Kaminfeuers spiegelte sich auf ihrer glatten Oberfläche.
 

“Was hätten wir denn tun sollen?“ fragte sie leise, und ließ den Kopf in die Hände sinken. “All diese unschuldigen Menschen einfach sterben lassen? Könntest du das mit deinem Gewissen vereinbaren, Ron?“
 

“Nur damit ich’s auch richtig verstehe...“ begann er, “alle diese Informationen stammen ausschließlich von Malfoy? Die Sache mit den Kindern und mit der Blood Legion und diesem Ritual um unser Versteck zu finden, es ist alles von ihm?“
 

Müde nickte sie, und er fragte sich, weshalb er nicht schon längst drauf gekommen war. Diese Informationen waren keine Zufälle gewesen, nur jemand, der sich im System des Dunklen Lords auskannte, konnte solche Dinge wissen. Jemand, der selbst ein Teil dieses Systems war. Und dafür kamen nun mal nicht allzu viele Leute in Frage.
 

Aber warum? Warum tat Malfoy so etwas? Es konnte doch nicht sein, dass er nach allem, was vorgefallen war, plötzlich eine 180 Grad Drehung vollführt hatte...
 

“Er hat es verdammt clever durchgezogen.“ Hermione starrte zum Kamin hinüber, wo Fang zusammengerollt neben dem Feuer schlief. “Wann immer etwas vorgefallen ist, wo wir eingreifen könnten, hat er Harry eine Nachricht geschickt und ihm die Entscheidung überlassen, ob er handelt, oder nicht. Im Prinzip konnten wir es uns raussuchen, entweder reagieren wir und retten diese Menschen, oder wir bleiben im Versteck und tun gar nichts. Eine dritte Alternative gab es nicht. Harry hatte auch keinerlei Möglichkeit auf Malfoy’s Briefe zu antworten, oder sonst mit ihm Kontakt aufzunehmen. Wir hätten es nicht riskieren können, dass Malfoy von unserem Versteck erfährt.“
 

“Dieser hinterhältige Mistkerl!“ Ron machte einen Schritt nach vorne, und stieß dabei gegen den Tisch, so dass ein Schwung Kristallscheiben zu Boden rutschte. “Er hat genau gewusst, dass Harry gar nicht anders konnte, als diese Menschen zu retten. Er kennt ihn einfach zu gut! Harry und sein verdammter Rettungswahn, immer muss er den Helden spielen! Selbst wenn es vollkommen sinnlos ist! Weißt du noch damals beim Triwizard Turnier...die Sache mit dem Delacour-Mädchen? Er hat sich kein Stück geändert!“
 

“Nein, wohl nicht.“ Hermione bückte sich und begann die verstreuten Scheiben wieder einzusammeln. “Und du hast Recht, was Malfoy angeht. Zunächst hat er Harry nur Informationen geschickt, ihm erzählt wie ungerecht diese Welt ist, und dass keiner etwas dagegen unternimmt, ein Haufen manipulatives Blabla. Dann, letzten August kam plötzlich diese Nachricht mit den entführten Kindern. Und die Andeutung, dass Harry sie vielleicht retten könnte.“
 

“Und er hat natürlich sofort angebissen...“
 

“Nun, er hat damit gerechnet, dass es auch eine Falle sein könnte. Ursprünglich wollte er alleine losziehen, um niemand anderen in Gefahr zu bringen, aber ich konnte ihn davon überzeugen, dass es praktisch Selbstmord wäre. Ein gut durchdachter Plan würde den Kindern sehr viel mehr nützen, als ein heroischer, aber stümperhafter Kamikaze Angriff.“
 

“Und so habt ihr dann den Ältestenrat gegründet.“ Ron bückte sich ebenfalls nach einer Kristallscheibe, die ihm vor die Füße gerollt war. Ich kann mich noch genau an das erste Treffen erinnern...“
 

“Wir haben immer wieder betont, dass jeder, der an dieser Rettungsaktion...überhaupt an irgendeiner Rettungsaktion teilnimmt, sein Leben in äußerste Gefahr bringt,“ versuchte Hermione sich zu rechtfertigen. “Jeder sollte sich über das Risiko bewusst sein. Von wem die Informationen stammten, wollten wir allerdings nicht weitererzählen. Falls Malfoy wirklich auf unserer Seite steht, würde es umso gefährlicher für ihn werden, je mehr Leute von seinem Doppelspiel wissen.“
 

Ron zog die Stirn in Falten. Malfoy auf der Seite von Frieden und Gerechtigkeit? Eher lernte der Riesensquid fliegen.
 

“Glaubst du das denn?“ fragte er zweifelnd. “Ich meine, vertraust du ihm?“
 

“Malfoy vertrauen?“ Kurz und spöttisch lachte sie auf. “Für wie naiv hältst du mich? Ich bin mir sicher, dass er nur seinen eigenen Vorteil im Sinn hat, sonst nichts.“
 

“Aber warum hat er uns dann nicht schon längst in eine Falle gelockt? Oder hat er? Die Sache mit dem Zombiedorf...“
 

“...war von Macnair,“ unterbrach sie ihn. “Diese Sache war die einzige Aktion bei der wir keinerlei Informationen von Malfoy bekommen haben, deswegen war Harry ja auch so misstrauisch. Wahrscheinlich wusste Malfoy, dass es eine Falle war und hat darauf spekuliert, dass es uns gar nicht erst zu Ohren kommt. Macnair hat allerdings ganze Arbeit geleistet, er hat überall verbreitet, dass er das Dorf angreifen wird. Trotzdem war es reines Glück – ich meine natürlich Pech, das ausgerechnet die Tritonen davon erfahren haben, und somit wir.“
 

“Stimmt, es wär’ schon unlogisch, wenn Malfoy was mit dieser Falle zu tun hätte. Was bringt es ihm, wenn Macnair uns kriegt?“ Nachdenklich betrachtete Ron sein verzerrtes Spiegelbild in der Kristallscheibe, die er vor sich auf den Tisch gelegt hatte. “Aber was bringt es Malfoy überhaupt, seinen Meister zu verraten? Das ist die Frage, die für mich noch gar keinen Sinn ergibt.“
 

“Nicht auf den ersten Blick.“ Hermione schob ihre Hand auf dem Tisch nach vorne, doch bevor ihre Finger die von Ron berühren konnten, zog er die seine zurück. “Dadurch, dass er uns dazu anleitet, diese Aktionen durchzuführen, schadet er ja dem System, das er eigentlich unterstützt. Aber es ist kein wirklicher Schaden. Ein paar Muggles hier, ein paar Zauberer da, das sind nicht mehr als Mückenstiche für den Dunklen Lord. Aber einen anderen haben diese Mückenstiche mehr als nur gejuckt...“
 

“Macnair,“ unterbrach Ron sie heftig, das helle Aufblitzen in seinen blauen Augen verriet ihr, dass er ihrem Gedankengang nicht nur folgte, sondern bereits dabei war, seine eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen. “Fast alle unsere Aktionen gingen gegen Macnair und die Blood Legion. Malfoy benutzt uns, um der Blood Legion zu schaden, weil er damit automatisch die Stellung seiner eigenen Truppe, der Ghost Riders erhöht. Je mehr Probleme die Blood Legion durch uns kriegt, desto unfähiger wird sie in den Augen des Dunklen Lords und desto wahrscheinlicher wird er sich nach einer Alternative umsehen. Es ist ganz elementare Kriegstaktik, die Malfoy hier betreibt. Spiel deine Feinde gegeneinander aus, und du wirst am Ende der lachende Dritte sein!“
 

Hermione sah ihn beeindruckt an. “Um ehrlich zu sein hab’ ich etwas länger gebraucht, um auf diese Theorie zu kommen,“ gab sie zu. “An Blood Legion und Ghost Riders hab’ ich zuerst gar nicht gedacht, ich hab’ immer versucht, es alles an Macnair’s Person festzumachen. Und das hat für mich keinen Sinn ergeben, denn Macnair ist schließlich der Verbündete von Malfoy’s Vater. Höchstens, dass irgendein persönlicher Grund dahinter steckt, den wir nicht kennen...“
 

“Möglich wär’s, aber ich denke, es geht um Machtpolitik, nicht um persönliche Dinge!“ Noch immer hielt Ron seinen Blick von ihr abgewandt. “Was allerdings nicht ganz ins Schema passt, sind die Muggles in Hogwarts und die Sache im Moor. Beides hatte nicht wirklich was mit der Blood Legion zu tun.“
 

“Nein, das nicht. Ich schätze, die Muggles hatten keine besondere Bedeutung, sie waren einfach nur eine weitere Rettungsaktion für uns und eine Möglichkeit für Malfoy, uns weiter von ihm abhängig zu machen. Das Ritual im Moor – nun gut, es muss ja auch in seinem Interesse sein, dass unser Versteck nicht gefunden wird. Natürlich ist es seltsam, dass er über eine so geheime Zusammenkunft Bescheid weiß, ich kann es mir nur so erklären, dass er irgendwie seine Mutter belauscht hat. Wobei es natürlich auch wieder merkwürdig scheint, dass Mrs. Malfoy so unvorsichtig sein würde...“
 

Sie machte eine Pause und fuhr dann fort: “Aber es bringt wohl nicht viel in dieser Richtung weiterzuphilosophieren. Wir wissen zu wenig darüber und wilde Spekulationen ins Blaue bringen uns nicht weiter.“
 

Ron stand vom Tisch auf und wandte ihr den Rücken zu. Wieder fiel sein Blick durchs Fenster in den Wald, doch von Harry und Malfoy war noch immer nichts zu sehen. Was, wenn Malfoy beschlossen hatte, dass Harry ihm nicht länger von Nutzen war? Was, wenn er ihn an den Dunklen Lord auslieferte?
 

Triumph über die Blood Legion – das war schön und gut, aber nichts würde Malfoy’s Karriere so sehr vorantreiben wie die Gefangennahme von Harry Potter.
 

“Wir hätten gar nicht zulassen dürfen, dass Harry allein mit ihm weggeht,“ murmelte er leise.
 

“Im verbotenen Wald ist Harry niemals allein,“ beruhigte sie ihn. “Die Centauren sehen alles, was dort vorgeht, sie werden über ihn wachen. Und auch keins der anderen Völker steht auf Voldemort’s Seite. Malfoy hätte sehr viel mehr Grund, sich dort zu fürchten, als Harry.“
 

Für eine Weile schwiegen sie wieder und hingen ihren Gedanken nach. Vor seinem geistigen Auge sah Ron noch einmal Harry’s Gesicht, das Erschrecken und den Schmerz in seinen Augen, als er Malfoy gegenüberstand. Warum musste Harry seine Gefühle an diesen hinterhältigen Mistkerl verschwenden? Warum konnte er nicht endlich vernünftig werden? Normalerweise war Harry doch viel vernünftiger als er selbst, nur in dieser einen Sache war er so blind, so unglaublich blind...
 

“Ron...“ Hermione’s Stimme zitterte leicht. “Bitte, du musst mir glauben, wir wollten das ganz sicher nicht auf Dauer vor dir verbergen, wir haben nur nach der richtigen Gelegenheit gesucht, es dir zu sagen. Es tut mir leid, dass das alles so gekommen ist. Bitte gib’ mir eine Chance, es wieder gut zu machen...“
 

“So einfach ist das alles nicht!“ Er wandte sich zu ihr um und blickte sie endlich direkt an. “Hast du eine Ahnung, wie sehr ihr beide mich hintergangen habt? Nicht nur du, auch Harry! Du kannst mir glauben, das tut verdammt weh und so was verschwindet auch nicht von heut’ auf morgen...“
 

“Ron...ich...“ Sie suchte krampfhaft nach Worten, doch ihre Stimme versagte, wurde von einem Schluchzen erstickt.
 

Verdammt, warum mussten Mädchen immer mit dieser Heulerei anfangen? Wahrscheinlich weil sie genau wussten, dass man ihnen nicht mehr böse sein konnte, wenn sie einen so anguckten, mit diesen großen tränenverhangenen Augen.
 

“Hey, ist ja gut...ist ja gut...“ Er hatte kaum ihre Schulter berührt, als sie ihm auch schon um den Hals fiel. Natürlich war es nicht gut, doch der Wunsch sie zu trösten war jetzt sehr viel stärker als seine Wut und Enttäuschung. Dabei war eigentlich er derjenige, der verletzt worden war, dachte er mit grimmiger Miene, als sie ihr Gesicht an seiner Schulter vergrub.
 

Doch welchen Widerstand konnte man diesen Tränen entgegen bringen? Diesen Augen. Diesem warmen Körper. Diesem verletzlichen zauberhaften Wesen, das niemals verletzlich sein durfte, sondern immer nur stark und beherrscht, stark für die anderen.
 

Sich gegenseitig festhalten und einander Kraft geben. Es waren keine leeren Worte gewesen, sie sollte all die Kraft von ihm haben, die er entbehren konnte, und mehr noch. Sie sollte wissen, dass sie sich bei ihm geborgen fühlen konnte. Verstehen, dass dieses Gefühl, das sie beide empfanden, nichts Zerstörerisches war, nichts, das ihnen das Herz rausreißen und den Verstand verblenden würde. Es würde sie nicht in die Dunkelheit stürzen.
 

Es würde ihnen ewiges Licht schenken...
 

Näher und näher kam ihr Gesicht, bis ihr Atem seine Haut kitzelte und ihre langen tränenfeuchten Wimpern sanft über seine Wangen strichen. Ihre Lippen waren so weich, so warm, so wohlschmeckend an den seinen, dass er glaubte, in ihrer Berührung versinken zu müssen, in einem Kuss, der kein Ende zu nehmen schien. Eine kleine verspielte Zunge liebkoste seinen Mund, ließ ihn unter ihrer Zärtlichkeit erschauern, während seine Hände wie von selbst in die wunderbare Flut aus honigbraunem Haar fuhren, um sie näher, noch näher an sich zu spüren.
 

Alles an ihr war weich und warm, ihr schimmerndes Haar, das sich sanft um sein Gesicht legte, ihre zarten Brüste, die er durch den flauschigen Pullover an seinem Brustkorb spürte, ihre Hüften, die ihn mit ihrer Wärme durchfluteten, als sich ihre Körper noch enger aneinander schmiegten. Wenn dies ein Traum war, dann wollte er nie wieder aufwachen. Wenn dieser Moment nicht ewig währen würde, dann wollte er ihn mit beiden Händen festhalten, und nie wieder loslassen.
 

Wenn es auf dieser Welt einen Himmel gab, so hatte er ihn gefunden...
 

Ein eisiger Luftzug durchfuhr den ganzen Raum, als die Tür zur Hütte ganz plötzlich aufgerissen wurde. Hermione’s Arme ließen ihn nicht los, doch ihre Lippen lösten sich von den seinen, als sie sich beide dem Eingang zuwandten.
 

Ron spürte ganz deutlich, wie etwas von seiner alten Wut zurückkehrte, als er in Harry’s Gesicht blickte, das Gesicht seines besten Freundes, der offenbar nicht genug Vertrauen zum ihm hatte, um ihm die Wahrheit zu sagen.
 

Doch die rasende Verzweiflung in Harry’s Augen erstickte jeden Vorwurf.
 

“Sie haben Sirius!“
 

* * *
 

Die sechs Zeiger der großen Unruhe drehten sich weiter und einer von ihnen wies auf den Schakal...
 

Sein weißes Pergamentgesicht spiegelte sich in dem silbernen Löffel, verformt, grotesk entstellt, bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Aber vielleicht war die Spiegelwelt die realere von den beiden.
 

Méfie-toi des miroirs...
 

“Iss deinen Nachtisch, mein Püppchen. Guter, leckerer Nachtisch für mein gutes Püppchen...“ Er wandte den Löffel, so dass er stattdessen ihr Gesicht darin sehen konnte, ihr ausdrucksloses, zart geschminktes, nichts sagendes, wunderschönes Gesicht mit diesen großen leeren braunen Augen.
 

Dann tauchte er den Löffel in den Schokoladenpudding. Guter, leckerer Nachtisch für sein gutes Püppchen. Böse Püppchen bekamen keinen Nachtisch. Sie mussten sich in die Ecke stellen und sich schämen.
 

So wie das blonde Püppchen, das er letzten Monat aus Azkaban mitgebracht hatte. Sie hatte gestern ihre Milch nicht ausgetrunken.
 

Möglicherweise lag das aber auch daran, dass er in einem Wutausbruch die Tasse hatte fallen lassen. Nur gut, dass es nicht seine Schuld war, sondern ihre.
 

Azkaban. Nach dem Kaffeekränzchen würde er dorthin zurückkehren, und die Zelle für den neuen Gefangenen vorbereiten, der morgen eintreffen würde. Oder vielmehr heute, denn Mitternacht war schon längst vorbei! Und der Meister würde den Gefangenen verhören wollen, auch das musste vorbereitet worden. Er hatte da schon ein paar interessante Ideen.
 

Ein wilder Triumph stieg in ihm auf. Dieser Gefangene war kein Neuling mehr, er hatte bereits von der Dunkelheit gekostet. Zwölf Jahre seines Lebens hatte Sirius Black hinter den Mauern von Azkaban verbracht, aber er, Istave Lestrange, würde dafür sorgen, dass diese Jahre nur ein Sonntagsausflug im Vergleich zu dem waren, was ihn jetzt erwartete. Seine Dementoren waren bereits unruhig, sie gierten nach einem neuen Opfer. Sie konnten es spüren, wenn jemand erwartet wurde. Wie die Hunde, die genau wissen, wann die nächste Fütterung fällig war.
 

Er schob den Löffel zwischen die Lippen seines Püppchens und sie schluckte gehorsam. Was hätte sie auch sonst tun sollen? Sie war so hilflos, wie ein neugeborenes Kind.
 

Nur, dass ein neugeborenes Kind ein Mensch war, und eine Puppe nur eine Puppe. Selbst wenn manche von ihnen Pudding essen konnten, und andere nicht. Da hörte der Unterschied auch schon auf. Wer in diese seelenlosen Augen blickte, wusste das...
 

Er ließ den Löffel wieder sinken, und ein wenig Schokoladenpudding fiel auf den Tisch – plumps! “Genug geschämt,“ sagte er zu dem blonden Püppchen in der Ecke. “Du darfst dich wieder zu den anderen setzen.“
 

Natürlich begriff sie kein einziges Wort. Er musste aufstehen, sie bei der Hand nehmen, und zu ihrem Platz in der Sitzecke führen. Braves Püppchen, so liebte er das! Nicht wie die echten Frauen, die immer nur Ärger machten.
 

Er dachte daran, dass es eine Frau gewesen war, die Peter Pettigrew ermordet hatte. Eine hinterhältige, verlogene, durchtriebene Frau. Keinem Mann war es jemals gelungen, ein hochrangiges Mitglied des Rates zu töten, ja er wäre gar nicht erst nahe genug an ihn herangekommen, um überhaupt an so etwas zu denken. Der Dunkle Rat war unantastbar, unverwundbar, und unbesiegbar. Ein gewaltiger und ewiger Drache.
 

Doch eine kleine listige Schlange hatte ihre Zähne in die Flanke des Drachen geschlagen, und ein Stück Fleisch herausgerissen. Natürlich war die Schlange dabei zermalmt worden, und natürlich würde auch die Wunde wieder heilen, aber allein schon die Tatsache, dass sie es gewagt hatte...
 

Und dass es ihr geglückt war....
 

Ein Grand Dragon des Rats war tot und er war in dem Moment gestorben, als sie sich alle am Sichersten gefühlt hatten. Im Augenblick ihres Triumphes. Es hätte jeden von ihnen treffen können.
 

Jeden von ihnen...
 

Warum hatte der Meister nichts getan, um es zu verhindern? War ihm Pettigrew so überflüssig, oder sogar lästig geworden, dass er einfach auf ihn verzichten konnte? Wollte er vielleicht sogar, dass es eine Verschiebung im Gleichgewicht der Mächte gab, und ein anderer seinen Platz einnahm?
 

Oder hatte es ihm lediglich Spaß gemacht? Spaß gemacht, diesem hirnrissigen Plan zuzusehen, und sich zu fragen, ob er wohl gelänge? Spaß gemacht, den Schrecken zu beobachten, der seine Getreuen wachgerüttelt hatte? Vielleicht hatten sie es verdient, wenn sie so faul und behäbig auf ihren Kissen lagen, und all ihre Wachsamkeit fahren ließen.
 

Er kehrte an den Tisch zurück, um den restlichen Pudding an das dunkle Püppchen mit den großen Augen zu verfüttern. Angst hatte sich unter den Getreuen breit gemacht, große Angst. Macnair war voller Angst gewesen, als sie letzten Abend die Übergabe des Gefangenen besprochen hatten. Natürlich hatte er nichts gesagt, aber die Angst war so dick gewesen, dass er sie deutlich hatte spüren können. Sie hatte Macnair sogar seinen Triumph verleidet. Und dass, obwohl der Meister ihm höchstpersönlich sein Lob ausgesprochen hatte.
 

Mit der Gefangennahme von Sirius Black hatten sie einen wichtigen Standpfeiler des Widerstands umgestoßen. Wie wichtig, das würde er bald erfahren.
 

Ohne jede Eile trank Istave Lestrange seine Kaffeetasse aus, und erhob sich vom Tisch, um sich auf den Weg nach Azkaban zu machen.
 

* * *
 

“Natürlich hast du Recht, Harry, wir können Sirius niemals diesen Halsabschneidern überlassen.“ Im Zeichen der schrecklichen Geschehnisse musste Ron wohl beschlossen haben, dass Vorwürfe und persönliche Aussprachen noch etwas warten konnten. Genau wie sie selbst hatte er Harry aufmerksam und ohne Unterbrechung zugehört.
 

“Solange sich Sirius im Hauptquartier der Blood Legion befindet, können wir noch nichts unternehmen.“ Harry lehnte an der Wand, er sah müde und traurig aus. Seine Kleidung war durcheinander und sie bemerkte, dass an seinem Hemd zwei Knöpfe fehlten. “Das Gebäude wird zu gut bewacht, und wir wissen nicht, welche besonderen Zauber es schützen.“
 

“Sie werden ihn also nicht weiter dort gefangen halten?“ Es war eher eine Feststellung, als eine Frage, sie glaubte zu wissen, worauf er hinauswollte. “Wo werden sie ihn hinbringen?“
 

“Nach Azkaban. Macnair muss Sirius an Lestrange ausliefern. Draco...“ – sie könnte förmlich sehen, wie Ron bei der Nennung dieses Namens zusammenzuckte – “...hat mitbekommen, wie Macnair sich bei seinem Vater darüber beschwert hat, dass er einen so wichtigen Gefangenen abgeben muss. Aber wie es scheint, will Voldemort kein Risiko eingehen. Azkaban ist sicherer. Und wenn Sirius erst einmal dort ist...“ Er brach ab.
 

“Weißt du denn Genaueres darüber, wie und wann sie ihn dorthin bringen?“ wollte Ron wissen. “Vielleicht gibt es eine Gelegenheit, sie auf dem Weg zu überfallen...“
 

Das konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. Deshalb war sie äußerst überrascht, als Harry sofort nickte. “Ja, diese Gelegenheit gibt es, und zwar morgen, in der Nacht auf Sylvester. Ich habe bereits einen Plan, den ich mit euch besprechen möchte. Allerdings wird das Ganze sehr schwierig für uns werden. Und gefährlich. Gefährlicher als all unsere bisherigen Aktionen.“
 

“Lass hören!“ Aufgeregt spitzte Ron die Ohren, und sie konnte förmlich sehen, wie sein Misstrauen verflog. Jetzt befand er sich auf bekanntem Gebiet, sie planten eine neue Rettungsaktion, wie schon so viele Male zuvor.
 

“Macnair und die Blood Legion werden Sirius morgen...oder besser gesagt, heute...um Mitternacht mit einem Portkey zum Strand bringen.“
 

Ihr eigenes Misstrauen jedoch war wie eine nagende Stimme in ihrem Inneren. Warum dieser ganze Aufwand, dieses Risiko? Warum brachte Macnair Sirius nicht einfach direkt nach Azkaban?
 

“Wie wir schon vermutet haben, befindet sich Azkaban immer noch auf einer Insel,“ erklärte Harry weiter. “Sie ist durch mächtige Zauber gesichert, unter anderem durch einen Apparitionsschutz, einen Fidelius Charm, und eine magische Barriere. Hinzu kommt noch, dass sie angeblich ihren Standort wechselt. Es ist also absolut unmöglich, sie auf normalem Weg zu erreichen.“
 

Natürlich, wie hatte sie so naiv sein können! Wenn Floo Powder, oder ein Portschlüssel genügen würden, um nach Azkaban zu kommen, dann wäre es zu einfach für die Gefangenen von der Insel zu fliehen. Jemand wie Dumbledore wäre sicher in der Lage, einen Portschlüssel herzustellen, er müsste nur irgendwie an einen Zauberstab kommen.
 

Trotzdem, das Misstrauen blieb...
 

“Wenn Gefangene auf die Insel gebracht werden, dann geschieht das zumeist mit einem Schiff, welches von den Dementoren gesteuert wird. Dieses Schiff ist die einzige Verbindung zwischen der Insel und dem Festland.“ Harry kramte eine gezeichnete Karte aus der Innentasche seines Umhangs hervor, und legte sie auf den Tisch. “Hier, das ist die Bay of Cyroreath, dort wird das Schiff anlegen. Wir werden den Strand überwachen und uns zwischen den Felsen versteckt halten, bis die Blood Legion erscheint. Wir haben das Überraschungsmoment auf unserer Seite, da Macnair nicht mit einem Angriff rechnet...“
 

“Und warum nicht?“ Es gelang ihr nicht ganz, die Schärfe aus ihrer Stimme fernzuhalten. “Sollte ihn die Vergangenheit nicht Besseres gelehrt haben?“
 

“Nein, er glaubt, dass jetzt keine Gefahr mehr für ihn besteht. Wie ich vorhin schon gesagt hatte, er hielt Marcus Flint für unseren Informanten. Flint hat sich das Leben genommen, bevor Macnair herausfinden konnte, dass er nicht der Verräter ist, und nun fühlt Macnair sich sicher, da er glaubt, wir hätten nun keine Möglichkeit mehr an Informationen zu kommen.“
 

“Diese ganze Geschichte kommt mir aber seltsam vor.“ Nachdenklich warf sie einen Blick nach draußen, wo inzwischen die Morgendämmerung eingesetzt hatte. Eine schwächliche Wintersonne kroch zwischen Wolken und Nebelschwaden empor. “Warum sollte Flint sich umbringen, wenn er überhaupt nichts zu verbergen hat? Das mit seiner Freundin wusste Macnair doch schon, er hat ihm ja damals die Blood Legion zu Hilfe geschickt...“
 

“Hermione, das ist doch jetzt nicht wichtig.“ Ron stieß einen genervten Seufzer aus. “Lass uns jetzt bitte beim Thema bleiben und Sirius’ Rettung besprechen. Soviel Zeit haben wir nicht mehr bis heute Nacht. Schau mal raus, wir haben schon morgen früh.“
 

“Also, wir setzen die Blood Legion mit einem Überraschungsangriff außer Gefecht,“ nahm Harry den Faden wieder auf. “Das Problem ist, wir wissen nicht mit wie vielen Gegnern wir es zu tun haben. Mit einem Portkey können sehr viele Leute reisen, sie brauchen sich ja nur aneinander festzuhalten. Außerdem könnten weitere Gruppen Apparieren. Wenn wir aber mit dem Angriff abwarten, um zu sehen, wie viele Gegner es sind, geben wir ihnen Gelegenheit, sich zu orientieren, und das Gelände zu sichern.“
 

“Moment mal,“ unterbrach sie ihn heftig, “was ist mit den Dementoren auf dem Schiff? Meinst du, die stehen einfach da und sehen zu, wie wir mit Sirius verschwinden?“
 

“Es ist nicht gesagt, dass das Schiff schon da ist, wenn die Blood Legion ankommt, aber natürlich sollten wir eine Gruppe einplanen, die sich notfalls um die Dementoren kümmert,“ stimmte Harry ihr zu, und Ron seufzte ein weiteres Mal: “Du findest aber auch immer ein Haar in der Suppe? Glaubst du nicht, dass Harry das schon alles bedacht hat?“
 

“Darum geht es doch nicht.“ Nervös ging sie einige Schritte im Raum auf und ab. “Ich hab’ einfach ein Problem mit dieser ganzen Situation.“
 

“Ich versteh dich ja,“ versuchte Harry sie zu beruhigen. “Blood Legion und Dementoren auf einen Schlag, und so viele Unsicherheitsfaktoren. Wir müssen wirklich auf alles gefasst sein.“
 

“Auch darauf, dass Malfoy uns verrät?“ fragte sie spitz. Es hatte keinen Sinn, noch länger um den heißen Brei herumzureden.
 

Ron hob die Augenbrauen. “Warst du es nicht, die mir vorhin stundenlang erklärt hat, dass er das nicht tun würde?“ wunderte er sich. “Woher plötzlich dieser Sinneswandel?“
 

“Weil sich die Situation vollkommen verändert hat.“ Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Harry’s Miene sich verdüsterte. “Meiner Meinung nach hat Malfoy uns benutzt, um die Blood Legion in Verruf zu bringen, das war es, was ich Ron vorhin erklärt hatte,“ fügte sie, zu Harry gewandt, hinzu.
 

“Ganz genau.“ Ron trat neben sie. “Und diesmal ist es doch auch nicht anders. Wenn Macnair einen so wichtigen Gefangenen wie Sirius verliert, dann sind er und die Blood Legion am Ende. Und das ist es doch, was Malfoy will, oder nicht?“
 

“Schon, aber nun stell’ dir mal vor, Malfoy und seine Ghost Riders würden im richtigen Moment auftauchen, und Sirius’ Befreiung verhindern? Welchen Beweis bräuchte Voldemort noch, dass die Blood Legion völlige Versager und die Ghost Riders seine rettenden Engel sind? Malfoy hätte sein Ziel erreicht.“
 

“Schon, aber warum erst jetzt?“ Aufgeregt gestikulierte Ron mit den Händen. “Warum nicht schon damals bei den Kindern? Er hätte uns auflauern und uns gefangen nehmen können.“
 

“Weil er damals noch unter dem Kommando von Flint stand, und Flint loyal gegenüber Macnair war. Er hätte vermutlich jeden Gefangenen brav an Macnair ausgeliefert, damit dieser den Ruhm einkassieren kann. Und sich offen gegen Flint zu stellen, hätte Malfoy nicht riskieren können. Das hätte ihm entweder den Verlust seiner Position eingebracht, oder die Ghost Riders gespalten. Nein, er musste erst das Kommando an sich reißen. Und jetzt hat er seine eigene kleine Armee unter sich. Was glaubt ihr denn, wie gefährlich ihn das macht?
 

Und Sirius... er ist ein wichtiges Mitglied der Phoenix Order, und hat für Voldemort einen weitaus höheren Wert, als alle anderen Gefangenen, die wir bisher befreit haben! Wenn Malfoy ihm Sirius zurückbringt, und das, nachdem Macnair versagt hat, was glaubt ihr denn, was das für Folgen hätte?“
 

“Es wäre Malfoy’s Eintrittskarte in den Dunklen Rat,“ murmelte Ron fassungslos. “Verdammt, Hermione, du hast Recht! Du hast mit allem Recht. Er wäre ein Narr, wenn er diese Gelegenheit nicht nutzen würde. Er hat jetzt freie Hand. Er könnte Voldemort Sirius ausliefern und uns dazu, wir müssen ihm nur in die Falle tappen.“
 

Harry hatte bisher geschwiegen, und dem Gespräch zwischen Ron und ihr zugehört. Jetzt trat er vor sie und blickte sie herausfordernd an, ein leidenschaftliches Funkeln in den grünen Augen. “Du glaubst also wirklich, dass es eine Falle ist, ja? Du glaubst, er will uns auflaufen lassen?“
 

“Ja, ganz genau das denke ich,“ entgegnete sie hart und hielt seinem Blick stand. Auch wenn ihr bewusst war, dass sie dadurch seine Gefühle verletzte. Aber sie würde ihn niemals anlügen.
 

Sie legte eine Hand auf seine Schulter, und ihre Stimme wurde eine Spur sanfter. “Es tut mir leid, Harry. Aber nach allem, was Malfoy uns, und vor allem dir angetan hat, bin ich nicht bereit, ihm noch eine Chance zu geben. Wenn jemand mich verletzt, kann ich verzeihen. Aber nicht, wenn es gegen die Menschen geht, die ich liebe. Ich kann dich nicht einfach in dein Unglück rennen lassen.“
 

“Sie hat recht, Kumpel,“ begann Ron vorsichtig. “Hör mal...“
 

Eine Weile starrten sie einander an, dann senkte Harry langsam den Blick. Aller Widerstand schien aus seinem Körper und Geist verschwunden zu sein, ebenso wie das Funkeln aus seinen Augen. In diesem Moment war er ein gebrochener Mann.
 

“Was schlägst du vor?“ fragte er leise. Es war erschreckend, wie alt seine Stimme klang.
 

“Reden wir mit der Phoenix Order,“ begann sie. “Sagen wir ihnen, was wir wissen. Sie müssen ebenso daran interessiert sein, Sirius zu retten wie wir, vielleicht haben sie schon einen Plan. Du hast doch erzählt, sie haben einen, um Dumbledore zu befreien, also werden sie auch Sirius...“
 

Schmerz flammte in seinen Augen auf, und in seiner Stimme schwang die pure Verzweiflung. “Wir sollen also zulassen, dass Sirius nach Azkaban gebracht wird, und darauf hoffen, dass Snape oder McGonagall schon irgendwann Zeit haben werden, ihn wieder rauszuholen. Wenn sie nicht gerade zu beschäftigt mit Dumbledore oder Voldemort oder ’dem Gesamtbild’ sind. Nein, Hermione, ich werde die einzige Chance um Sirius zu retten, nicht einfach so verstreichen lassen. Wir haben versucht mit der Phoenix Order zu reden, sie haben unsere Hilfe abgelehnt. Von ihnen können wir nichts erwarten.“
 

“Aber diese Chance müsste nicht verstreichen, wenn wir sofort handeln...“
 

“Doch, das würde sie. Zu Snape können wir nicht, weil wir seine Tarnung gefährden. Wir müssten also warten bis Hagrid zurückkehrt und ihn dann überreden mit Lupin, oder McGonagall Kontakt aufzunehmen. Es dauert einfach zu lange. Bis dahin ist Sirius längst in Azkaban.“
 

“Aber...“
 

“Nein, Hermione, das ist mein letztes Wort. Noch leite ich diese Widerstandsorganisation und ich habe entschieden, dass wir diese Rettungsaktion durchziehen. Ich zwinge niemanden mitzukommen. Wenn du nicht willst, dann bleib’ hier. Das gleiche gilt auch für dich, Ron.“
 

“Dann kannst du gleich alleine losfliegen!“ fauchte sie zurück. “Falls du es noch nicht gemerkt hast, es ist nicht mehr so wie am Anfang, dass dir alle wie die Schäfchen hinterher rennen. Ihnen ist endlich klar geworden, wie gefährlich unsere Aktionen sind, und spätestens seit der Sache mit Macnair wissen sie, dass du auch nicht immer auf alles eine Antwort hast, du großer Held.“ Sie ballte die Fäuste. “Wenn Ron und ich deinen ach-so tollen Plan boykottieren, brauchst du echt nicht zu glauben, dass du von den anderen noch große Unterstützung erwarten kannst!“
 

“Hermione, ich habe nie gesagt, dass ich Harry’s Plan boykottieren werde, also leg’ mir bitte nicht die Worte in den Mund,“ ereiferte sich Ron. “Ich hab’ dir lediglich zugestimmt, dass wir Malfoy nicht trauen können, und wir damit rechnen müssen, dass er uns verrät. Das heißt nicht, dass ich Sirius seinem Schicksal überlassen werde!“
 

“Ja, fall mir nur in den Rücken,“ funkelte sie ihn an. Das war wieder so typisch Ron, erst versicherte er ihr, dass er auf ihrer Seite stehe und dann schlug er sich doch auf Harry’s. Ganz genauso wie früher! Wie hatte sie nur glauben können, er würde sich jemals ändern!
 

“Bitte beruhigt euch, alle beide!“ Ron trat zwischen sie und Harry, und im nächsten Moment hatte er sie schon in die Arme genommen. Tief in ihr kämpften der Wunsch ihn wütend wegzustoßen, und der Wunsch, sich einfach nur fallen zu lassen.
 

Letzterer siegte, und sie spürte, wie ihr Atem ruhiger wurde, als Ron seine Stirn gegen die ihre lehnte, und ihr sanft durchs Haar fuhr. Es war in Ordnung, sie würden das gemeinsam durchstehen. Und sie würden eine Lösung finden.
 

Harry stand neben ihnen, ein Außenseiter durch die neue Verbindung, die Ron und sie jetzt aneinander knüpfte.
 

“Ich möchte einen Plan B.“ Unvermittelt löste sie sich von Ron, ging zum Tisch hinüber, wo immer noch Harry’s Karte lag, und beugte sich darüber. “Ich möchte, dass wir von vornherein mit einem Angriff der Ghost Riders rechnen, dass wir Späher aufstellen, die uns vor ihnen warnen. Und falls sich auch nur eine einzige Nightmare am Himmel zeigt, werden wir...“
 

“...sofort die Mission abbrechen, und uns in Sicherheit bringen,“ nickte Harry. “Keine Sorge, Hermione, ich würde keinen meiner Leute in den sicheren Tod schicken.“
 

“Gut, ich bin dabei.“ Sie atmete tief durch, und versuchte die aufsteigende Panik in sich niederzukämpfen, in welche sich ihr anfängliches Misstrauen inzwischen verwandelt hätte. “Vielleicht sollten wir ins Versteck zurückgehen, und noch ein paar Stunden schlafen, damit wir heute Abend einigermaßen fit sind. Ich werd’ den Ravenclaws und den Hufflepuffs Bescheid geben, dass wir heute Mittag eine Konferenz einberufen – sagen wir ein Uhr? Das sollte uns genug Zeit geben, alles zu planen, und die Aufgaben zu verteilen.“
 

Sie warf ihren Winterumhang über, schob das violette Häufchen Kristallscheiben auf dem Tisch zusammen und verstaute sie sicher in ihrer Tasche. Dann ging sie mit zielstrebigen Schritten zur Tür, und ohne sich noch einmal nach den Jungen umzusehen trat sie hinaus in den hellen frostigen Wintermorgen.
 

Keiner der drei sah den violetten Schimmer einer einzelnen Kristallscheibe, welche einsam unter dem Schrank zurückgeblieben war.
 


 

* * *
 

Die sechs Zeiger der großen Unruhe drehten sich weiter und einer von ihnen wies auf den Luchs...
 

Seine Augen folgten den Strahlen der Morgensonne, die zwischen den Vorhängen hindurch flirrten und die feinen Staubkörnchen in der Luft zum Tanzen brachten, als wären sie Feenlichter in einem Grotto.
 

Oder diese unmöglichen Glitzerteile, die Narcissa manchmal trug...
 

Bis auf das leise Knistern im Kamin und den ruhigen Atemzügen seiner Frau war alles um ihn herum vollkommen still. Narcissa schlief noch, zusammengerollt wie ein Kätzchen lag sie neben ihm unter der Decke, ihr Gesicht kaum sichtbar unter der Flut an goldenem Haar. Selten genug kam es vor, dass sie die Nächte bei ihm verbrachte, anstatt sich in ihre eigenen Gemächer zurückzuziehen, aber in den letzten Tagen hatten sie lange Gespräche vor dem Einschlafen geführt, und sie war bei ihm geblieben.
 

Nachdenklich senkte er den Blick und betrachtete seine ineinander verschränkten Finger auf der Bettdecke. Sein Ball war perfekt gewesen. Alles hatte gestimmt, das Essen, die Musik, die Organisation, die Atmosphäre. Alles war genau nach Plan verlaufen.
 

Bis auf die unübersehbare Tatsache, dass sich eine Attentäterin in sein Haus geschmuggelt, und ein hochrangiges Mitglied des Dunklen Rats ermordet hatte.
 

Ihm war bewusst, dass er in den Augen seines Meisters versagt hatte, und dass dieses Versagen ihn einiges kosten würde. Und damit waren weder Zurechtweisungen noch alberne Strafen in magischer Form gemeint, solche hätte er ohne weiteres ertragen können. Oh nein, jemand, der es nicht besser wusste, hätte sogar sagen können, dass der Dunkle Lord mit bemerkenswerter Gelassenheit und Milde auf die Situation reagiert hatte. Er hatte ein paar zynische Bemerkungen über mangelnde Sicherheitsvorkehrungen fallen lassen, und ihnen allen verkündet, er werde innerhalb der nächsten Tage entscheiden, welches Ratsmitglied Pettigrew’s Platz als neuer Grand Dragon einnehmen würde.
 

Und genau diese Entscheidung war es, die ihm Sorgen machte. Denn sie würde nicht günstig für ihn ausfallen, soviel war sicher.
 

“Morgen, mein Liebling...“ Narcissa blinzelte verschlafen und reckte sich. Ihr seidenes Nachthemd raschelte sacht, als sie sich neben ihm aufsetzte. “Sag bloß, du grübelst schon wieder...kommt dein armes Hirn denn nie zur Ruhe, mein Schatz?“ Sie wuschelte ihm durchs Haar wie einem kleinen Jungen, und einen Moment lang dachte er daran, dass sie einer der wenigen Menschen auf dieser Welt war, von dem er sich eine solche Behandlung gefallen ließ. Gern gefallen ließ.
 

Dann kehrten seine Gedanken wieder zu seinen gegenwärtigen Problemen zurück. So vieles würde sich jetzt für ihn ändern.
 

“Vermutlich war es ein Fehler, Macnair so schnell fallen zu lassen,“ murmelte er. Er erwartete keine Antwort, er dachte nur gern laut in ihrer Gegenwart. “Wenn ich ihn sicher hätte, dann stünde es zumindest zwei zu zwei. Aber so...“
 

“Warst du dir nicht gestern Abend noch so sicher, dass du Macnair wieder auf deine Seite bekommst?“ wunderte sie sich. “Er hat sich doch bei dir über diese Gefangenenübergabe beschwert, und sich dabei fürchterlich über meinen Vater ausgelassen...“
 

“Das hat doch nichts zu bedeuten,“ wehrte er ab und griff nach seiner Morgenrobe, die sorgfältig zusammengefaltet auf einem Stuhl neben dem Bett lag. Die Hauselfen auf Malfoy Manor wussten, was sich gehörte! Und wenn sie es einmal vergessen sollten, dann...
 

Er verzog sein Gesicht zum ersten Lächeln dieses Tages.
 

“Nein, Macnair kann ich abschreiben.“ Er machte eine verächtliche Handbewegung. “Es ist an der Zeit, sich ein paar neue Verbündete zu suchen. Immerhin ist jetzt wieder ein Platz im Rat frei geworden, und ich könnte mir schon vorstellen, wer dafür in Frage käme...“
 

War das ein winziges Stirnrunzeln gewesen? Genau konnte er es nicht sagen, denn Narcissa war erfahren, wenn es darum ging ihre Gefühle zu verbergen. Aber selbst wenn – die Sache mit ihm und Severus ging sie nichts an, und das wusste sie auch. Sie würde sich hüten, ihm deswegen eine Szene zu machen, dazu hatte er sie gut genug erzogen.
 

Er schwang seine langen Beine aus dem Bett, schlüpfte in die Hausschuhe, und warf sich die Robe über. Letzte Nacht hatte Narcissa ausgesprochen, was er selbst schon von Anfang an vermutet hatte: Pettigrew’s Tod kam für den Meister nicht unerwartet. Er hatte gewusst, was geschehen würde, es konnte einfach nicht sein, dass etwas so Ausschlaggebendes vor seiner Nase geschah, und er es nicht wusste. Oder etwa doch?
 

Aber wenn er es wusste, warum hatte er es dann zugelassen?
 

Er lehnte den Kopf zurück, und genoss das angenehm kühle Wasser, welches der silberne Schlangenkopf über ihn spie. Kühl, nicht eiskalt. Eiskalt war schlecht für die Haut. Während ihm der duftende Seifengeruch in die Nase stieg, ihm einen Moment lang betörend die Sinne verwirrte, dachte er daran, wie weise die Entscheidung des Meisters gewesen war, keine Frauen in den Dunklen Rat aufzunehmen. ’Sie sind zu gerissen,’ dachte er, ’zu hinterhältig und zu unberechenbar. Sie würden uns allesamt an die Wand intrigieren, und irgendwann würde das große Chaos ausbrechen. Ein Chaos, das selbst der Lord nicht mehr unter Kontrolle halten könnte.’
 

Bevor er ins Ankleidezimmer hinüberging, konnte er es nicht lassen noch einen Extra-Blick in den Spiegel zu werfen. Heute war er zufrieden mit sich, seine Haut hatte genau den richtigen Ton aristokratischer Blässe, der sie edel, aber nicht farblos wirken ließ. Darunter spielten geschmeidige Muskeln, und seine wach glänzenden Augen ließen nicht erahnen, dass er letzte Nacht zu wenig Schlaf gefunden hatte.
 

Severus. Er würde sich für später mit Severus verabreden. Viel Zeit hatte er zwar nicht, doch eine Stunde (oder vielleicht auch zwei) ließen sich sicherlich rausschlagen...
 

Er ließ seinen Blick über den Inhalt des ersten Kleiderschranks schweifen, auf der Suche nach einem passenden Hemd. Zwar hatte er sich bereits gestern herausgelegt, was er heute anziehen wollte, aber jetzt wollte er doch etwas anderes. Etwas enges vielleicht, oder etwas grünes. Oder doch lieber etwas mit V-Ausschnitt. Das Leben war kurz, wenn irre Attentäterinnen in der Gegend herumrannten, und die Männer mit ihren Körpersäften vergifteten.
 

’Es hätte auch mich treffen können,’ schoss es ihm durch den Kopf, ’ja, verdammt, es hätte auch mich treffen können.’
 

So wie dieses Mädchen aussah, hätte er garantiert nicht nein gesagt. Selbst, wenn er damit Narcissa’s ungeschriebenes Gesetz brach, sie niemals in ihren eigenen vier Wänden zu betrügen.
 

Und der Dunkle Lord? Hätte er es auch zugelassen, wenn nicht Pettigrew das Opfer gewesen wäre, sondern ein sehr viel wichtigerer Anhänger, wie zum Beispiel er? Er vermutete, nein, aber ein Rest von Zweifel blieb, und ließ sich nicht ausräumen.
 

Man konnte ja wohl schlecht nachfragen...
 

Er entschied sich, den Kamin in seinem Arbeitszimmer zu benutzen, um mit Severus Kontakt aufzunehmen. Narcissa sollte das Gespräch nicht unbedingt mitbekommen. Aber da sie ohnehin länger für ihre Morgentoilette brauchte, würde sie noch für eine Weile beschäftigt sein.
 

“Heute? Hm...das wird schwierig.“ Severus verzog keine Miene, als er in seinem Büro auf und abging. “Du musst wissen, ich bin sehr beschäftigt...“
 

“Es sind Schulferien, wie willst du da beschäftigt sein?“ Offenbar hatte Severus erkannt, dass er bereits schmerzlich vermisst wurde, und diese Tatsache kam ihm nicht ungelegen. “Spiel hier nicht den Eisprinzen!“
 

“Nein, das ist immer noch deine Aufgabe.“ Ein Lächeln spielte um die Mundwinkel des Zaubertrankmeisters. “Ich habe eine andere...“
 

“Hört, hört!“ In gespielter Überraschung zog er eine Augenbraue hoch. “Der Herr Schuldirektor glaubt wohl, dass demnächst ganz andere Aufgaben seiner harren werden.“
 

“Möglich sind viele Dinge,“ entgegnete Snape ausweichend, doch Lucius vermeinte, ein Glitzern in seinen tiefschwarzen Augen zu entdecken.
 

Ein Glitzern, welches man durchaus als Triumph deuten konnte.
 

* * *
 

Die große Plattform in der Mitte der mächtigen Baumstämme war bis zum Bersten gefüllt, und wer darauf keinen Platz mehr gefunden hatte, stand auf den oberen Rampen, den Treppchen und Hängebrücken, oder vor einem der Baumhäuser. Zu spät waren sich Harry, Ron und Hermione der einfachen Tatsache bewusst geworden, dass dieses Shape keinen abgetrennten Raum besaß, in welchem der Ältestenrat eine ungestörte Versammlung hätte abhalten können. Und um das Shape zu ändern, dafür reichte die Zeit nun nicht mehr.
 

“Wenn alles glatt läuft, wird der eigentliche Kampf nur Sekunden dauern.“ Harry hatte die Skizze der Bucht um ein vielfaches vergrößert, und an einen Baumstamm gehängt, so dass alle sie sehen konnten. Sie zeigte jetzt nicht nur den Strand und das Meer, sondern auch die Positionen der einzelnen Gruppen. “Im selben Moment, in dem sich die Blood Legion materialisiert, schlägt die Rettungsgruppe zu. Dann bleibt ihnen keine Zeit mehr, eine Verteidigung zu planen, beispielsweise einen Schutzschild hochzuziehen.“
 

Ein Raunen lief durch die Menge, unruhiges Gemurmel machte sich breit. Einzelne Grüppchen hatten begonnen heftig miteinander zu tuscheln, aber noch meldete sich niemand zu Wort.
 

Angespannt hörten sie weiter zu, als Harry mit seinen Ausführungen fort fuhr. “Die Dementorengruppe ist, wie der Name schon sagt, für die Dementoren zuständig, sie wird über dem Meer kreisen und nach dem Schiff Ausschau halten,“ erklärte er. “In dieser Gruppe brauchen wir Leute, die den Patronus beherrschen. Falls das Schiff tatsächlich auftaucht, müssen sie nämlich die Dementoren ablenken, und verhindern, dass diese in den Kampf eingreifen. Die Spähergruppe wird über den Klippen kreisen, und – nur für alle Fälle – das Festland im Auge behalten. Ich habe bereits eine Liste aufgestellt, wer von uns für welche Gruppe geeignet wäre. Natürlich ist die Teilnahme wie immer freiwillig, aber...“
 

Die Jugendlichen drängten sich nach vorne, um einen Blick auf die Listen zu erhaschen, und obwohl Harry einen Sonorus Charm benutzt hatte, ging seine Stimme im allgemeinen Tumult unter. Er schwieg, um darauf zu warten, dass alle die Listen gesehen und sich wieder etwas beruhigt hatten. Doch die Jüngeren drängten von hinten nach, und wütende Proteste wurden laut.
 

“Beruhigt euch, Leute, beruhigt euch!“ Ron und Dean verließen ihre Plätze am Ende der großen Plattform, um eine Gruppe aufgebrachter Fünftklässler zur Ordnung zu rufen. “Ihr kriegt auch noch eure Chance...“
 

“Okay, reden wir über Positionen,“ wandte sich Harry nun an die älteren. “Hermione wird die Leitung der Rettungsgruppe übernehmen. Sie wird euch gleich erklären, wer sich wo positioniert...“
 

“Warum hast du Mandy’s Namen unterstrichen?“ unterbrach Terry aufgeregt und deutete auf die Liste.
 

“Dazu komme ich gleich. Mandy, du bist unsere beste Fliegerin, deshalb brauch’ ich dich, um Sirius in Sicherheit zu bringen...“
 

“Was?“ schrie Terry entsetzt auf. “Das ist viel zu gefährlich! Warum kannst du das nicht selbst machen?“
 

“Weil ich die Dementorengruppe übernehmen muss. Es gibt niemanden, der das sonst..“
 

“Das ist brillant, Harry, echt brillant. Während wir also unser Leben im Kampf mit der Blood Legion riskieren, fliegst du gemütlich auf dem Meer herum, und suchst nach einem Schiff, das vielleicht irgendwann mal auftauchen könnte...“
 

“Wie könnt ihr die Dementoren nur so unterschätzen?“ unterbrach Harry bestürzt, als Terry zustimmendes Nicken von einigen anderen Ravenclaws erntete. “Habt ihr schon vergessen, welche Wirkung sie auf uns hatten, als sie damals auf Hogwarts waren? Keiner von euch hat jemals...“
 

“Entschuldigt mal, Leute,“ unterbrach Mandy wütend die Diskussion. “Darf ich vielleicht auch mal was zu dem Thema sagen, da es schließlich um mich geht? Terry, du hast mir nicht vorzuschreiben, was ich.....“
 

“Harry!“ Atemlos bahnte sich Ron seinen Weg durch die Menge. “Stimmt es, dass du Ginny mitnehmen willst? Wie kannst du sie einfach so auf die Liste setzen, ohne vorher mit mir darüber zu sprechen?“
 

“Ron, sie ist siebzehn, es ist ihre eigene Entscheidung, ob sie mitkommt. Außerdem wäre sie ohnehin in der Spähergruppe, das ist die sicherste von.....“
 

“Ach, sie darf also in die sichere Gruppe, während Mandy....“
 

“Hör’ endlich auf, mir Vorschriften zu machen, Terry, ich hab’s endgültig satt! Nur weil du mein Freund bist, heißt das noch lange nicht...“
 

“Beruhigt euch endlich,“ Hermione war neben Harry aufgetaucht, und versuchte, die Streithähne zur Ordnung zu rufen. “So, wir machen das jetzt ganz einfach, jeder der in der Rettungsgruppe ist, kommt mit mir auf die untere Rampe und ich beantworte eure Fragen. Die Dementorenleute bleiben hier bei Harry und Ron, und um die Spähergruppe kümmern wir uns gleich – ihr könnt euch schon mal auf der Rampe daneben sammeln. Falls jemand in eine andere Gruppe möchte...“
 

“Sorry, aber ich finde diesen ganzen Plan bescheuert!“ Justin war auf einen Geländerpfosten geklettert, um sich Gehör zu verschaffen. “Warum diskutieren wir nicht noch mal von Grund auf, welche anderen Möglichkeiten es noch gibt, und entscheiden dann per Abstimmung? Ich meine, wir riskieren unseren Hals hier, also sollten wir doch zumindest ein Mitspracherecht haben und nicht so einfach vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Lange genug haben wir uns das jetzt gefallen lassen, ohne aufzumucken! Und was dabei rauskommen kann, haben wir ja bei der letzten Aktion gesehen.“
 

Einzelner Beifall erklang um ihn herum, und viele Gesichter wandten sich ihm zu. Ernie drängte sich zu ihm durch, sein Gesicht weiß vor Wut. “Wie kannst du Harry derart in den Rücken fallen!“ schimpfte er wütend, und versuchte Justin vom Pfosten zu ziehen. “Es war schließlich nicht seine Schuld, was passiert ist!“
 

Justin ruderte mit den Armen, und wäre beinahe heruntergefallen. “Ach, wenn jemand eine andere Meinung hat, wird er also zum Schweigen gebracht!“ fauchte er zurück. “Was ist, willst du mir den Mund zuhexen?“
 

“Führ mich nicht in Versuchung, du...!“ Ernie riss den Zauberstab heraus, doch Hannah hielt seinen Arm fest. “Sofort Schluss ihr beiden, bevor wir noch alle an Testosteronvergiftung sterben!“
 

“Ich finde, Justin hat irgendwo Recht,“ stimmte Susan zu. “Okay, ich will natürlich nicht sagen, dass Harry’s Plan schlecht ist, oder dass er was für die Sache mit Macnair kann – versteh mich bitte nicht falsch, Harry – aber wir könnten das wirklich alles etwas anders aufziehen. Demokratischer halt, mit mehr Abstimmungen und so...“
 

“Ganz genau, das sag’ ich schon die ganze Zeit,“ fiel Lavender ein. “Und als erstes sollten wir mal darüber abstimmen, ob wir diese Rettungsaktion überhaupt durchziehen wollen. Ich meine, da hören wir jahrelang, dass Sirius Black ein Death Eater ist, und dann soll er plötzlich auf unserer Seite stehen...“
 

“Sirius hat dir das Leben gerettet, du dumme Kuh,“ fauchte Ron. “Also brauchst du die Klappe gar nicht so weit aufzureißen...“
 

“Lass Lavender in Ruhe!“ Schützend stellte sich Parvati vor ihre Freundin und funkelte Ron wütend an. Dieser wollte noch etwas sagen, beherrschte sich aber, als er Hermione’s aufgebrachten Blick sah.
 

“Schön, die Phoenix Order hat uns dieses eine Mal gerettet,“ warf Seamus ein. “Das leugnet ja auch keiner. Trotzdem, wir rennen ihnen die ganze Zeit hinterher und wollen von ihnen für voll genommen werden, und was tun sie? Ignorieren uns, und halten uns Schimpftiraden, wie unfähig wir doch sind! Und jetzt sollen wir unseren Hals riskieren, um einen von ihnen zu retten? Nein, das sollen sie mal schön selber machen.“
 

“Wenn sie wirklich so toll sind, wie sie immer tun, dann sollten sie auch kein Problem damit haben,“ murrte Stephen.
 

Harry hatte bisher geschwiegen und den anderen zugehört. Bis auf ein leichtes Stirnrunzeln bei Lavender’s Bemerkung über Sirius hatte sein Gesicht keinerlei Emotionen gezeigt, seine klaren grünen Augen blickten in die vielen aufgebrachten, verwirrten und wütenden Gesichter um ihn herum, ohne etwas über seine eigenen Gedanken zu verraten.
 

“Ich kann euren Zweifel verstehen,“ begann er schließlich. “Bei unserer letzten Rettungsaktion sind wir in große Gefahr geraten, und es gibt auch keine Garantie, dass wir dieses Mal alle wieder unversehrt zurückkehren. Es wird sehr gefährlich werden und jeder, der sich dieser Gefahr nicht aussetzen möchte, kann von seiner Aufgabe zurücktreten und im Versteck bleiben. So leid es mir tut, ein anderes Angebot kann ich euch nicht machen. Der Plan wird genau so durchgezogen, wie wir ihn besprochen haben.“
 

Für einen Moment war es vollkommen still. Dann lief ein leises Raunen durch die Menge, eine Mischung aus Ärger und Enttäuschung. Und ein Rascheln, das Rascheln von Stoff, als so manche Hand in eine Umhangtasche griff und einen Zauberstab umklammerte.
 

Die Spannung hatte einen Höhepunkt erreicht, doch dann war es plötzlich vorbei. Die Jugendlichen wandten ihre Gesichter ab, zogen ihre Hände wieder aus den Taschen, fingen an, sich mit ihren Nachbarn zu unterhalten. Achselzuckend begann sich die Menge zu zerstreuen, einige folgten Hermione auf die untere Rampe, andere versammelten sich um Harry, wieder andere verließen die Versammlung ganz, und zogen sich in Richtung ihrer Schlaf- und Gemeinschaftshäuser zurück.
 

“Hört mir zu!“ erklang plötzlich eine Stimme. “Hört mir alle mal zu!“
 

Colin Creevey war auf den Pfosten geklettert, den Justin vorhin als Rednerbühne benutzt hatte und blickte beifallsheischend in die Menge. “Vielleicht wollt ihr euch Harry’s Arroganz und Angeberei noch länger gefallen lassen, aber ich hab’ die Schnauze voll von seinen Lügen. Er spielt sich hier als Anführer auf, nur weil er Dumbledore’s Liebling ist, und eine komische Narbe im Gesicht hat. Und wir müssen alle nach seiner Pfeife tanzen, weil er als einziger über die Außenwelt Bescheid weiß. Habt ihr euch jemals gefragt, warum er so gut Bescheid weiß? Und warum er’s nicht für nötig hält, uns darüber aufzuklären?
 

“Ach halt doch die Klappe!“ Bis auf ein paar wütende Blicke aus der Menge erhielt Colin kaum Beachtung.
 

“Ihr denkt, dass ich lüge!“ schrie Colin mit schriller Stimme. “Nein, es ist alles wahr. Harry kriegt seine Infos per Brief, aber wir dürfen nichts davon erfahren. Weil wir ja sonst seine Autorität in Frage stellen könnten! Wir dürfen nur die Drecksarbeit für ihn machen!“
 

Ginny stieß einen entsetzten Schrei aus, sie versuchte sich durch die Menge zu drängen, doch im selben Moment, als Ernie und Hannah Colin bei den Armen packten und ihn von seinem Podest herunterzogen, hatte er schon ein Bündel Blätter unter seinem Umhang hervorgeholt und mit Schwung in die Menge geworfen. Wie ein aufgeschreckter Taubenschwarm segelten sie durch die Luft, landeten auf den Köpfen und vor den Füßen der verdutzten Jugendlichen.
 

“Harry?“ Bestürzt hob Ernie einen der beschriebenen Papierbögen auf. “Was hat das zu bedeuten?“
 


 

* * *
 

Die sechs Zeiger der großen Unruhe drehten sich weiter und einer von ihnen wies auf die Schwalbe...
 

Regungslos starrten seine Augen auf die volle Kaffeetasse. Seine Finger zitterten, als er sie hob, um einen Schluck daraus zu trinken. Schließlich stellte er sie wieder ab, ohne daraus getrunken zu haben, genau wie die letzten drei Male in der letzten halben Stunde. Sein Magen war wie zugeschnürt. Er kriegte nichts runter, nicht einmal Kaffee.
 

Grand Dragon Duane Avery. Diese Worte klangen so seltsam in seinem Geist. Sicher hatte er immer gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Schwiegervater hatte davon gesprochen. Und Marie. Große Pläne hatten sie geschmiedet über die Zukunft und darüber, welche Aufgaben ihn erwarten würden. In diesen Plänen war alles perfekt und wunderbar gewesen. Wie in seinen Tagträumen.
 

Natürlich hatten sie sie nur dann geschmiedet, wenn Marie guter Laune war, und das kam nicht allzu oft vor. Viel öfter beschimpfte sie ihn als einen Versager und Schwächling. Und drohte damit, ihn zu verlassen. Leere Drohungen, das wusste er, denn Schwiegervater würde es nicht erlauben. Es sei denn, er käme selbst zu der Entscheidung, dass er, Duane Avery, für die Familie nutzlos sei, und ein anderer an seine Stelle treten solle.
 

Und davor hatte er Angst...
 

Und diese Angst war es auch, die durch die Poren seines Körpers kroch, als er im Salon seiner Villa – Marie’s Villa – saß, und seine, immer noch volle Kaffeetasse anstarrte. Was, wenn er dieser neuen Stellung nicht gewachsen war? Was, wenn sie allen deutlich zeigte, dass er im Grunde genommen keine Führungsnatur war, sondern lieber tat, was man ihm anschaffte? Und was, wenn das für einen Grand Dragon nicht ausreichte?
 

Auch Pettigrew war ein solcher Charakter gewesen, und als es ihm ans Leben ging, hatte der Meister nicht das Geringste unternommen, um ihn zu retten. Er war unwichtig. Er war ersetzbar. Jeder andere konnte seinen Platz einnehmen.
 

War er, Duane Avery, jeder andere?
 

Nein, das sicher nicht. Eines Tages würde er Duane Lestrange sein, und einen Lestrange räumte man nicht so einfach aus dem Weg. Selbst dann nicht, wenn man der Dunkle Lord war.
 

Im Nebenzimmer hörte er Marie trällern. Das tat sie nur, wenn sie außergewöhnlich guter Laune war. Wenn sie sprach, hatte sie eine schrille Stimme, die einem durch Mark und Bein fahren konnte, aber wenn sie sang, hörte sie sich irgendwie angenehm an.
 

Nein, es war schon richtig, so wie es war. Nur warum hatte es so plötzlich kommen müssen? So unerwartet?
 

“Was hast du denn erwartet, Chéri?“ hatte sie letzte Nacht in sein Ohr gegurrt. “Hast du vielleicht geglaubt, im Dunklen Rat wird man mit hundert in Rente geschickt, um Platz für die junge Generation zu machen? Oder jemand könnte dir den Gefallen tun, und einfach zurücktreten?“
 

Nein, natürlich nicht. Er hatte schon gewusst, wie es laufen würde.
 

Er hoffte, sie würde nicht herüberkommen und um ihn herumpusseln, mit ihrer hoffnungslos guten Laune. Am liebsten hätte er sich in seine Gemächer verkrochen, vielleicht mit einem guten Buch, und einer guten Flasche, aber das würde sie nicht dulden. Besser war es, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten.
 

Trotzdem, ein Schluck wäre jetzt nicht schlecht. Er stellte seine unberührte Kaffeetasse ein weiteres Mal ab, um seinen Zauberstab zu ziehen, an die Bar zu treten, und sich einen Sherry einzugießen. Wenigstens etwas, das er runterkriegte. Er trank ihn zu schnell, und der Sherry brannte in seinem Hals, aber dieses Kribbeln war es, das ihn aus seiner Lethargie riss. Hastig kehrte er zum Tisch zurück, und kippte den Kaffee hinterher. Jetzt war ihm wenigstens nicht mehr schlecht, und sein Magen fühlte sich nicht mehr so an, wie eine ausgetrocknete Dattel.
 

Sein Glas und die Flasche nahm er natürlich mit.
 

Mit einem weiteren Wink seines Stabes verschloss er die Bar wieder, und schaffte es beinahe, keinen Blick auf die Flasche Lambrusco im Eck zu werfen. Auf Schwiegervater’s Anwesen hatten sie betörend süßen Lambrusco getrunken, und das Kerzenlicht hatte sich ihren wunderbaren Mandelaugen gespiegelt – nein, er verbot sich diesen Gedanken sofort. Wenn irgendjemand herausfand, dass er mit ihr...es konnte seine ganze Karriere gefährden.
 

Er hatte die letzten Tage krampfhaft versucht, nicht an sie zu denken, und doch hatte er sie jede Minute vermisst. Ab jetzt würde es keine heimlichen Treffen mehr geben, kein süßes Geheimnis, das er vor seinem gewöhnlichen Leben, und allen, die darin waren, verbarg. Ab jetzt gab es nur noch dieses Leben.
 

Die Tür wurde so heftig aufgestoßen, dass ihm gerade noch Zeit blieb, die Sherryflasche und das Glas verschwinden zu lassen. Es war nur eine automatische Reaktion. In ihrer jetzigen Hochstimmung würde Marie ihm den kleinen Umtrunk sicher nicht übel nehmen. Trällernd kam sie ins Zimmer getänzelt, ihre Robe aus schwarzer Spitze flatterte um sie herum, und ließ sie wie eine übergroße Krähe aussehen. Dieser Gedanke amüsierte ihn, und er lächelte ihr entgegen.
 

“Ist es schon offiziell?“ zwitscherte sie aufgeregt. “Hat der Meister schon nach dir verlangt?“
 

“Bald.“ Er lehnte sich gemütlich zurück, und bedeutete ihr mit einer einladenden Handbewegung, sich neben ihn zu setzen – ganz der Herr seines Hauses. Strahlend kam sie seiner Aufforderung nach, und ließ sich auf dem Diwan nieder, nicht ohne ihre Beine in der richtigen Position abzustellen. Man hätte meinen können, sie posiere für eine Webeaufnahme in der Witch Weekly.
 

“Die Sterne haben mir verraten, dass es nicht mehr lange dauern wird.“ Theatralisch hob sie die Arme und lächelte geheimnisvoll. “Bald schon, wird alle Welt zu einem großartigen Mann aufsehen. Grand Dragon Duane Avery, der Erbe des Hauses Lestrange.“
 

“Nun, ich schätze, auf den Erben werden wir noch etwas warten müssen,“ witzelte er und legte eine Hand auf ihr Knie.
 

“Oh nein!“ Ohne Übergang wurde sie plötzlich ernst. “Ich erwarte ein Kind, mon chèr, auch das haben mir die Sterne verraten. Einen Sohn. Das Haus Lestrange wird endlich einen richtigen Erben haben, und der garstige Sohn meiner garstigen Schwester wird uns unseren Wappenring wieder zurückgeben müssen, ganz genau, wie es uns zusteht. Oh, Geliebter, es werden wunderbare Zeiten auf uns zukommen...“
 

* * *
 

“Razzia in Diagon Alley?“
 

“7 von 10, was heißt das? Ist das ein Code?“
 

“Was? Fünf Slytherins wurden ermordet? Das kann doch nicht sein, gib’ mal her!“
 

“Accio Briefe!“
 

Siebzehn Blätter schnellten aus der verwirrten, bestürzten, ja fassungslosen Menschenmenge und stapelten sich in Harry’s Händen. Sorgfältig faltete er sie zusammen, und steckte sie in die Tasche seines Umhangs, bevor er sich an die beiden Gryffindor Jungen aus Colin’s Jahrgang wandte, welche den tobenden Colin festhielten und versuchten, ihn zu beruhigen. “Daniel, Michael, ihr bringt Colin besser in eure Hütte, damit er erstmal wieder zur Ruhe kommt. Wir reden später über diese Sache, Colin, jetzt hab’ ich Wichtigeres zu tun.“
 

“Du lässt mich abführen, wie einen Verbrecher!“ schrie Colin. “Willst du jetzt auch Diktator spielen, genauso, wie der Dunkle Lord? Damit kommst du nicht durch! Verdammt, damit kommst du nicht durch!“
 

“Komm schon, Colin, reg’ dich ab!“ Daniel zog seinen Klassenkameraden in Richtung ihres Schlafhauses, während Michael weiter beruhigend auf ihn einredete: “Es gibt sicher für alles eine Erklärung...“
 

Ginny stand wie erstarrt, während um sie herum wieder heftige Diskussionen ausbrachen. Welcher Teufel hatte Colin nur geritten, dass er so etwas Unüberlegtes tun konnte? Ärger? Eifersucht? Der Wunsch nach Aufmerksamkeit? Er hatte sich schon öfters aufgeführt, aber, dass er zu einer solchen Gemeinheit fähig war, hätte sie nie von ihm geglaubt. Er hatte Harry vor allen bloßgestellt...
 

Nein, sie hatte kein Recht, ihn allein dafür verantwortlich zu machen. Schließlich war das alles genauso ihre Schuld!
 

“Dass ich eine Informationsquelle von außerhalb habe, wisst ihr bereits seit unserer allerersten Versammlung,“ versuchte Harry sich Gehör zu verschaffen. “Und alle Informationen, die unsere Aktionen betreffen, habe ich genauso an euch weitergeleitet, wie ich sie bekommen habe...“
 

Harry hatte ihr vertraut. Er hatte in ihrer Gegenwart einen Brief in Empfang genommen, und als sie am Wasserfall saßen, hatte er ihr erzählt, dass es jemanden in seinem Leben gab. Er hatte ihr ein Geheimnis anvertraut, und sie hatte dieses Vertrauen aufs Schändlichste missbraucht.
 

“Konzentrieren wir uns doch bitte auf unseren Plan“, erklang Hermione’s Stimme von der Rampe her. “Wir haben nicht mehr viel Zeit, und müssen noch einiges vorbereiten...“
 

Warum nur hatte sie Colin überhaupt von diesen Briefen erzählt? Warum hatte sie nicht einfach die Klappe gehalten?
 

“Ginny?“ hörte sie Neville’s Stimme dicht an ihrem Ohr. “Die Spähergruppe trifft sich da drüben, kommst du?“
 

Und warum hatte sie die Briefe heimlich aus Harry’s Nachtkästchen gestohlen? Sie hätte versuchen sollen, es Colin auszureden, anstatt ihrer eigenen Neugier nachzugeben. Sie hätte mit Harry reden und sich bei ihm entschuldigen sollen, und ihm vielleicht vorschlagen, die Briefe sicherer aufzubewahren.
 

Sie hörte nur mit halbem Ohr zu, als Hannah die Positionen in der Spähergruppe verteilte. Viel zu tun gab es ohnehin nicht, sie würden über den Klippen kreisen, und nach den Ghost Riders Ausschau halten, die sich vermutlich nicht einmal blicken ließen. Wahrscheinlich war die Spähergruppe eh nur dazu da, um auch den neuen Leuten eine Aufgabe zu geben. Abgesehen, von Hannah, welche die Gruppe leitete, und Neville waren nur Sechstklässler dabei...
 

Wusste Harry, dass sie es gewesen war, die Colin von den Briefen erzählt hatte? Bestimmt wäre er furchtbar enttäuscht von ihr. Trotzdem musste sie mit ihm reden, vielleicht gerade darum. Was geschehen war, konnte sie nicht ändern, aber zumindest konnte sie ihren Teil der Verantwortung übernehmen.
 

“Gibt es noch Fragen?“ Hannah blickte in die Runde. “Nein? Gut, dann treffen wir uns in genau drei Stunden mit unseren Besen am Eingang...“
 

Und sich bei ihm entschuldigen. Das war nun wirklich das allermindeste, was sie tun konnte.
 

Solange er sich noch mit seiner Gruppe besprach, konnte sie ihn nicht stören, deshalb wartete sie ab, bis sich alle einigermaßen zerstreut hatten, und macht sich dann auf die Suche nach ihm. Vermutlich würde er, wenn alles besprochen war, ein wenig allein sein wollen, um noch mal in Ruhe die ganze Planung durchzugehen, oder einfach ein bisschen Abstand zu gewinnen.
 

Wer sich in der Baumstadt zurückziehen wollte, kletterte ganz nach oben, also versuchte sie ihr Glück in den Wipfeln. Sie wollte gerade eine schmale Hängebrücke betreten, die von der Eiche mit ihrem Schlafhaus in einen Ahornbaum führte, als ihr Hannah und Hermione entgegenkamen, beide Mädchen mit äußerst besorgten Mienen. Ginny blieb stehen, um ihnen den Vortritt über die Brücke zu lassen.
 

“Es überrascht mich ja, dass Lavender mitkommen möchte.“ Vorsichtig umklammerte Hannah das Geländer, wackelige Brücken schienen ganz und gar nicht ihr Ding zu sein. “Nachdem sie so über die Aktion geschimpft hat...“
 

“Sie macht das, weil sie Harry unterstützen will.“ Hermione folgte Hannah auf die schwankende Konstruktion. “Sie hat endlich begriffen, dass er im Moment einen sehr schlechten Stand hat. Da will sie ihm nicht auch noch in den Rücken fallen...“
 

“Ich kann echt nicht glauben, dass diese ganze Hetzerei gegen Harry schon wieder von vorn losgeht,“ schimpfte Hannah empört. “Hast du vorhin mitbekommen, welche alten Gerüchte die Leute wieder ausgraben? Und sie steigern sich so richtig rein, genau wie früher in Hogwarts. Als sie noch glaubten, er wär’ der Erbe von Slytherin, ein durchgeknallter Irrer, oder ein Death Eater. Ich gebe ja zu, dass ich ihn auch verkannt hab’, aber das war ein einziges Mal und ich war damals noch ein Kind. Aber bei manchen Leuten frag’ ich mich, ob sie überhaupt jemals erwachsen werden...“
 

“Ich denke, die alten Gerüchte sind nur ein Vorwand, weil die Leute krampfhaft nach etwas suchen, das sie ihm vorwerfen können,“ erklärte Hermione. “Harry hat keinen Fehler gemacht, und irgendwo wissen sie das auch. Aber unsre letzte Aktion ist schief gelaufen, und die Leute brauchen einen Sündenbock. Sie haben Angst, und diese Angst entlädt sich in Wut.“
 

“Und inzwischen ist diese Wut sogar so groß geworden, dass sie einen neuen Anführer wollen,“ seufzte Hannah. “Hast du mitbekommen, dass sie alle nach einer Abstimmung schreien?“
 

Hermione nickte, und Ginny spürte, wie das Schuldgefühl in ihrem Inneren aufloderte. Durch ihr Verhalten hatte sie alles nur noch schlimmer gemacht.
 

“Notfalls wäre Harry bereit, sich einer solchen Abstimmung zu stellen.“ Hermione blickte über das Geländer nach unten. “Aber ehrlich gesagt, denke ich nicht, dass es so weit kommen wird. Wenn diese Rettungsaktion gelingt, werden die Leute ihr Vertrauen in Harry zurückgewinnen. Ganz zu schweigen davon, dass auch die Phoenix Order ihre Meinung über uns revidieren muss, wenn wir eines ihrer Mitglieder retten...“
 

“Stimmt, so hab’ ich das noch gar nicht gesehen.“ Die Brücke schwankte leicht, und Hannah klammerte sich noch fester an die Seile. “Trotzdem, die Leute werden Antworten wollen. Ganz besonders, was diese Briefe und Harry’s Informanten angeht.“
 

“Mag sein, aber Harry wird nicht darüber reden, schon allein, um diese Person nicht zu gefährden. Und er hat Recht damit. Meiner Meinung nach, hätte er auch die Informationen über Snape lieber für sich behalten sollen, als sie mit dem Ältestenrat zu teilen.“
 

“Hat er noch nicht mal dir erzählt, wer ihm diese Briefe schreibt?“ wollte Hannah wissen. Ginny hielt den Atem an.
 

Aber Hermione schüttelte den Kopf. “Weder mir, noch Ron, noch sonst jemanden. Hat also überhaupt keinen Sinn, uns zu fragen.“
 

“Hey Ginny!“ Hannah hatte sie im Wipfel des Ahorns entdeckt. Sie versuchte, ihr zuzuwinken, besann sich jedoch eines Besseren, als die Brücke wieder zu schwanken begann.
 

“Hier, ich helf’ dir!“ Ginny streckte die Hand aus, und zog Hannah mit einem Ruck vom letzten schwankenden Balken auf eine breite Astgabel. “Ihr kommt gerade von Harry, oder?“ wollte sie wissen.
 

“Besprechung,“ nickte Hannah. “Für unsere Gruppe hat sich nichts geändert,“ fügte sie hinzu.
 

“Okay.“ Ginny balancierte an ihnen vorbei, und hüpfte mit einem Satz auf die Brücke. “Wir sehen uns dann später am Eingang. Hoffentlich hast du Recht, Hermione, und es geht wirklich alles glatt. Ron macht mir schon die ganze Zeit Panik.“
 

“Apropos Ron,“ begann Hannah vorsichtig. “Wie ist das denn nun mit euch beiden?“
 

Hermione wurde über und über rot, und Hannah brach in ein Kichern aus. “Wusst ich’s doch!“
 

Ihr Bruder und Hermione? Sollte da tatsächlich mal was vorangehen? Das wäre ja ein echtes Wunder, so lange wie die beiden nun schon umeinander herumschlichen!
 

Wie gern wäre sie stehen geblieben, um sich weiter zu unterhalten, doch später würde Harry mit Sicherheit keine Zeit mehr haben. Wenn sie sich bei ihm entschuldigen wollte, musste es jetzt sein.
 

Es sei denn, sie schob die ganze Sache auf, und wartete bis nach der Rettungsaktion...
 

Sie fand ihn auf dem Dach der Krankenstation, hoch oben im Wipfel der Kiefer. Ihre Vermutung war richtig gewesen, er hatte die Karte der Bucht mit den verschiedenen Skizzen und Diagrammen im Schoß liegen. Doch obwohl er den Blick darauf gesenkt hielt, waren seine Augen glasig, und sie war sich sicher, dass sich seine Gedanken an einem ganz anderen Ort befanden.
 

“Stör’ ich dich?“ fragte sie schüchtern.
 

Als er den Kopf hob und ihre Blicke sich trafen, wich sie einen Schritt zurück. Sie spürte die tiefe Traurigkeit seiner Augen wie einen bodenlosen Abgrund in ihrem eigenen Herzen. Soviel Schmerz – und dass sie nichts tun konnte, um ihn zu lindern, war nicht genug, sie hatte alles nur noch schlimmer machen müssen...
 

“Es war meine Schuld,“ sagte sie geradeheraus, ohne mühsam nach einer Einleitung für ihre Worte zu suchen. “Ich hab’ Colin von den Briefen erzählt. Ich hab’ wirklich gedacht, ich könne ihm vertrauen, und jetzt...“ ihre Stimme zitterte “...jetzt hat er...oh, ich hätte ihm niemals so etwas zugetraut...“
 

“Das ist jetzt alles nicht mehr wichtig, Ginny.“ Selbst seine Stimme klang so, als käme sie von sehr weit weg, und das, obwohl er doch genau vor ihr saß.
 

“Ich wollte das nicht.“ Sie ließ sich neben ihn auf das Dach sinken, und vergrub das Gesicht in den Händen. “Hannah – sie sagte vorhin, dass einige sogar einen anderen Anführer wollen, dabei hast du dich doch immer um uns gekümmert. Aber jetzt gibt es nur noch Streit und Chaos. Alles bricht auseinander, und ich fühl’ mich so schuldig und ich weiß nicht, wie ich’s wiedergutmachen soll...“
 

“Ginny, hör mir zu.“ Harry nahm ihre Hand und drückte sie. “Du musst dich nicht schuldig fühlen, und auch nichts wiedergutmachen. Diese ganzen Streitigkeiten hier im Versteck sind nichts weiter als unbedeutende Kabbeleien im Vergleich zu dem, was da draußen geschieht. Wir haben viele Menschenleben vor Voldemort gerettet und heute Nacht werden wir ein weiteres retten, das Leben eines Freundes. Das allein zählt! Nicht die Frage, wer im Versteck auf wen eifersüchtig ist, und wer sich wieder mal mit wem gezankt hat.“
 

“Aber wir müssen doch auch an das denken, was danach kommt,“ protestierte sie. “Natürlich ist es jetzt erstmal wichtig, Sirius zu retten, aber wie soll es dann weitergehen? Wie willst du noch Rettungsaktionen durchführen, wenn du keine Unterstützung mehr hast? Wie willst du das Vertrauen der Leute zurückgewinnen? Wie willst du sie wieder zusammenbringen, so dass alle an einem Strang ziehen können? Du selbst hast damals zu Lisa gesagt, dass wir uns aufeinander verlassen können müssen, und dass keiner seine egoistischen Interessen in den Vordergrund stellen darf. Und...und...“
 

“Ginny...“ Er hielt immer noch ihre Hände fest. Diese Geste beruhigte sie, auch wenn sie tief vergrabene Gefühle in ihr auslöste, und den Schmerz zurückbrachte. Den Schmerz, dass er zu jemand anderem gehörte.
 

“Wir alle haben in diesem Krieg – in dieser Welt unsere Aufgabe zu erfüllen. Keiner von uns ist zufällig an dem Ort gelandet, wo er sich jetzt befindet. Ich glaube fest daran, dass es alles seine Ordnung und seinen Sinn hat. Einen Sinn, den wir vielleicht nicht immer sofort verstehen, aber er ist da. Auch dann, wenn alles um uns herum im Chaos zu versinken scheint...“
 

“Aber es ist deine Aufgabe, unser Anführer zu sein,“ unterbrach sie ihn verzweifelt.
 

“Da irrst du dich, Ginny.“ Ernst schüttelte Harry den Kopf. “Meine Aufgabe ist es, alles zu tun, was in meiner Macht steht, um den Frieden und die Freiheit in unserer Welt wieder herzustellen. Genauso, wie das deine Aufgabe ist, die Aufgabe von Ron und Hermione, und von allen hier bei uns. Und dieser Aufgabe werde ich mich widmen, solange ich lebe, und solange Voldemort solch schreckliches Leid über uns und andere bringt. Egal ob Zauberer, Muggles, oder vollkommen andere Wesen.“
 

Ein trauriges Lächeln huschte über sein Gesicht. “Ob ich dabei nun Anführer von New Hogwarts bleibe oder nicht, ist doch bedeutungslos. Was ist das schon im Vergleich zu den wahren Opfern, die diese Aufgabe verlangen wird?“
 

Ginny seufzte. “Mag ja sein, dass du Recht hast, Harry. Trotzdem tut es mir echt leid, dass du wegen mir solchen Ärger hattest. Was passiert ist, kann ich nicht ändern, aber ich werd’ in Zukunft noch sorgfältiger darauf achten, wem ich vertraue.“
 

“Das ist natürlich immer ein guter Vorsatz.“ Harry rollte die Karte zusammen, und stand auf. “Ich mach’ dir jedenfalls keine Vorwürfe, und auch Colin hat nur zu einem Teil Schuld an der ganzen Sache. Er versteht einfach immer noch nicht, woran wir sind. Ich hab’ versucht, mit ihm zu reden, damals als die Sache in Malfoy’s Jagdhütte passiert ist, aber wie es scheint, hab’ ich es einfach nicht geschafft, zu ihm durchzudringen.“
 

“Mach dir bloß keinen Vorwurf, du kannst dich nicht um alles kümmern.“ Ginny erhob sich ebenfalls. “Deine Zeit und deine Kraft haben auch ihre Grenzen. Und irgendwann wird auch Colin verstehen müssen, dass der echte Harry nun mal nicht derselbe ist, wie das Idealbild, das er sich zusammen gesponnen hat. Alle müssen das irgendwann verstehen. Ich glaube, sie können dir einfach nicht verzeihen, das du nicht perfekt bist!“
 

“Jetzt redest du schon wie Hermione,“ zog er sie auf.
 

“Harry...ich,“ sie brach ab, und wurde über und über rot im Gesicht. “Ich wollte dir gern etwas geben. Sieh’ es als eine Art Glücksbringer an. Vielleicht denkst du jetzt, dass ich albern bin, und abergläubisch, aber...aber du hast selbst gesagt, dass es für dich einen Sinn und eine höhere Ordnung gibt, und für mich gibt es das auch.“
 

“Wenn es von dir kommt, dann werd’ ich es in Ehren halten,“ versprach er ihr. “Und Glück kann man nie genug haben.“
 

Sie legte ihre Hand auf die seine und dabei legte sie etwas hinein. Es war dreieckig, fühlte sich an wie ein Stück glattes Papier oder dünner Karton, der an einer Seite zerrissen war. Deutlich konnte er die raue zackige Stelle spüren.
 

Er hob die Hand, und sah, dass er die Hälfte einer zerrissenen Tarotkarte darin hielt. Da der rechte untere Teil fehlte, konnte er die Beschriftung der Karte nicht erkennen, nur die römische Nummerierung XXIX.
 

Neunundzwanzig. Der Mond. Und tatsächlich, das was man von dem Bild erkennen konnte, zeigt eine silberne runde Sichel, zusammen mit einem kleinen Hasen und einem Ibis.
 

Der Mond. Ginny lächelte. Eines Tages wird er jemandem, den du liebst, den Weg zeigen...
 

Eine Prophezeiung? Oder nur eine dumpfe Ahnung? Ein Klang, der in ihrem Geist seltsam widerhallte?
 


 

* * *
 

Die sechs Zeiger der großen Unruhe bewegten sich weiter und einer von ihnen wies auf den Fischotter.
 

“Wer sind die anderen Mitglieder der ’Order of the Phoenix?’“
 

“Welche hinterhältigen Pläne verfolgt diese Organisation gegen unseren Meister?“
 

“Wer sind eure Spione?“
 

“Ich wiederhole, es hat überhaupt keinen Zweck zu schweigen. Wir werden es sowieso herausfinden. Beantworten Sie meine Fragen!“
 

“Crucio!“
 

Ein lang gezogener Schmerzensschrei hallte durch die winzige Zelle, und Sirius Black fiel nach vorne, gehalten nur durch seine Fesseln. Sein Körper zuckte, er krümmte sich, warf den Kopf hin und her, so dass ein Vorhang aus verfilztem braunschwarzem Haar über sein Gesicht fiel.
 

Tod riss den Zauberstab hoch, im buchstäblich letzten Moment bevor der Gefangene in süße Bewusstlosigkeit sinken konnte. Mit dem Cruciatus umzugehen, das verstand er. Alles andere machte er falsch.
 

Sein erster Fehler war, dass er den Fluch zu schnell und zu unkontrolliert einsetzte. Die Angst vor dem Schmerz war mächtiger als der Schmerz selbst, sie konnte einen Gefangenen den Verstand kosten. Andersherum gesehen, steigerte jede überwundene Dosis Schmerz das Selbstvertrauen und die Entschlossenheit. Was einen nicht umhaut, macht einen stärker. Ein Kampf der Willenskraft, den sein willensschwacher Sohn ohnehin nur verlieren konnte.
 

‘Daran bin ich selbst schuld‘, durchfuhr es ihn. ‘Ich habe seinen Willen zu oft gebrochen...‘
 

Sein zweiter Fehler war der mangelnde Einsatz psychologischer Mittel. Natürlich hatten die vielen, schnell hintereinander abgefeuerten Fragen den Zweck, den Gefangenen zu verwirren, und ihm vielleicht eine Antwort zu entlocken. Besser aber wäre es gewesen, sich nur auf einen Aspekt zu konzentrieren, einen wunden Punkt in Sirius Black’s Psyche zu finden. Vielleicht war Cho Chang solch ein wunder Punkt gewesen.
 

Sein dritter und entscheidender Fehler war seine hoffnungslose Nervosität.
 

“Vater?“ Michael war neben ihn getreten, und er wandte seine Augen von der magischen Fensterwand ab, welche ihm den Blick in die Zelle gestattete, ohne selbst gesehen zu werden. Drinnen hatte Tod wieder angefangen, seine Fragen abzufeuern, und dabei wilde Drohungen auszustoßen. Es würde zu nichts führen.
 

“Ich habe mit allen Leuten auf deiner Liste gesprochen, Vater, hatte aber leider nur wenig Erfolg. Die meisten sagen zwar, sie könnten uns das Veritaserum besorgen, müssten es aber erst herstellen, und das dauert mindestens einen Mondzyklus. Die beste Antwort kam noch von Mr. Borgin, er wüsste vielleicht jemanden, der es noch auf Vorrat hat, und wenn alles klappt und der Preis stimmt...“
 

“Ja?“
 

“Drei, oder vier Tage wären das Minimum...“
 

Zu spät, hoffnungslos zu spät! Er hatte den Termin für die Gefangenenübergabe bereits so weit hinausgezögert wie es ihm möglich war, ohne Lestrange zu verärgern. Noch ein Aufschub würde ihm Ärger einbringen, und den konnte er sich im Moment nicht leisten. Nicht gerade jetzt, wo er beim Meister wieder in Ehren stand. Was immer dieser Black für Informationen hatte, er würde es Lestrange überlassen müssen, sie aus ihm herauszuquetschen.
 

“Gut, Michael. Das wäre dann alles.“ Sein Junge nickte, und verließ das Büro, um wieder an die Arbeit zurückzukehren.
 

Eine Stunde noch, eine verfluchte Stunde. Warum hatte er es sich nur mit Lucius verdorben? Lucius hätte ihm im Handumdrehen Veritaserum besorgen können, dessen war er sich sicher. Doch selbst wenn er seinen Stolz hinuntergeschluckt und seinen langjährigen Freund um Hilfe gebeten, so war er sich sicher, dass Lucius abgelehnt hätte. Mit geheucheltem Bedauern. Vielleicht noch nicht einmal das.
 

Warum konnte er sich nicht einfach besser fühlen? Er hatte eine Spionin entlarvt, ein wichtiges Mitglied der Phoenix Order in seine Gewalt gebracht, und er stand wieder hoch in der Gunst des Meisters. Gut, seine Freundschaft mit Lucius war im Moment schwer angeschlagen, aber dafür hatte er ein Bündnis mit Lestrange. Und Lestrange würde es sein, der durch die Ernennung des neuen Grand Dragon an Macht und Einfluss gewinnen würde, nicht Lucius. Alles lief gut für ihn.
 

Warum zum Teufel konnte er sich also nicht besser fühlen?
 

“Vater?“ Aus dem Kamin meldete sich Jason’s Stimme, übertönt durch einen erneuten Schmerzensschrei des Gefangenen. Dass man auch nie seine Ruhe haben konnte! Ständig Leute, die irgendwas wollten, und einem auf die Nerven gingen.
 

Tod würde keinen Erfolg haben, soviel war sicher. Nichts funktionierte, wenn man sich nicht selbst darum kümmerte. Eine Stunde noch, oder besser gesagt, vierundfünfzig Minuten. Und die gedachte er zu nutzen. Es wäre doch gelacht, wenn er dem Meister nicht wenigstens eine kleine Information präsentieren konnte.
 

Er wollte das Büro schon verlassen, als ihm bewusst wurde, dass Jason noch immer auf eine Antwort wartete. “Was gibt es denn?“ fragte er ungehalten.
 

“Vater, ich wollte dir nur Bescheid geben, dass wir die Bay of Cyroreath durchgecheckt, und das Gelände gesichert haben. Alles in Ordnung soweit. Aber vielleicht solltest du noch mal persönlich...“
 

“Gute Arbeit, Jason,“ schnitt Macnair seinem Sohn das Wort ab. “Du bleibst mit deiner Vorhut am Strand, ihr wartet dort auf unsere Ankunft. Gib’ mir Bescheid, sobald das Schiff eingetroffen ist. Over and Out!“
 

Nein, die letzten Minuten mit diesem Gefangenen würde er sicher nicht damit vertrödeln, sich um diesen vermaledeiten Strand zu kümmern. Die Zeiten, da ihm eine hinterhältige Schlange die Phoenix Order auf den Hals hetzen konnte, waren endgültig vorüber.
 

Jetzt würde er erstmal seinem Sohn zeigen, wie man ein ordentliches Verhör führte.
 


 

* * *
 

Das gleichmäßige Schlagen des schwarzen Wassers gegen die felsigen Klippen war das einzige Geräusch, welches die Stille der Nacht durchbrach. Hermione drückte sich noch enger an den glatten Stein, und wagte kaum zu atmen.
 

Mit einer lautlosen Geste bedeutete sie Mandy und Ernie, ihr zu folgen. Sie mussten noch ein Stück weiter nach oben klettern, um das Gelände besser im Überblick zu behalten, und den Kreis um die Bucht zu schließen. Auf diese Weise würden sie aus allen Richtungen angreifen können, wenn es soweit war. Und lange konnte es jetzt nicht mehr dauern.
 

Sie warf einen Blick zurück, dorthin, wo sie Megan und Sally-Ann vermutete. Die beiden waren unten, direkt am Wasser, und würden vermutlich nicht trocken bleiben, wenn sie sich dort zwischen die Felsen duckten. Aber Erkältungen waren das allerletzte, worüber man sich den Kopf zerbrach, wenn man mitten in die Höhle des Löwen marschierte. Padma und Parvati hatten sich zu Hause auf der Krankenstation auf weitaus schlimmere Fälle eingestellt, gemeinsam mit Terry’s mehr, oder weniger freiwilliger Hilfe. Es passte ihm gar nicht, dass die Ravenclaw Präfekte schon wieder das Versteck hüten mussten, doch da Padma’s Hilfe für eventuelle Verletzte benötigt wurde, erschien es so am Sinnvollsten.
 

“Pssst, Hermione, das blöde Teil hat sich verhängt.“ Mandy versuchte Harry’s Invisibility Cloak aus einer Felsspalte zu befreien, ohne dass ihr dabei der Besen unterm Arm wegrutschte. Zu fliegen wagten sie im Moment nicht, da sich vier Mitglieder der Blood Legion in der Bucht befanden, vermutlich eine Art Vorhut. Die Roten hatten ein wenig zwischen den Felsen herumgeschnüffelt, und ein paar Sprüche abgefeuert. Da ihre knalligen Roben jedoch selbst in der Dunkelheit deutlich sichtbar waren, hatten sie keinerlei Probleme gehabt, sich rechtzeitig vor ihnen zu verstecken.
 

“Hier, ich hab’ ihn schon.“ Mit einem Ruck zerrte Ernie den Umhang aus der Spalte, und Hermione horchte ängstlich auf das Geräusch von reißendem Stoff. Als es nicht kam, wandte sie sich wieder beruhigt dem Aufstieg zu. Diese Mäntel hielten wirklich einiges aus.
 

Der Wind nahm an Stärke zu, und ein paar schwere Regentropfen plumpsten auf sie hernieder. Nun gut, so war es wenigstens fair. Jetzt wurden sie alle nass.
 

“Du bleibst hier, Mandy,“ entschied Hermione, als sie eine Felsspalte erreichten. “Du solltest nicht zu weit weg sein, damit dein Weg nicht zu lang wird. Ernie und ich klettern noch ein Stück weiter nach oben, so können wir dir besser Feuerschutz geben. Drüben auf der anderen Seite sind Kevin und Wayne, sie werden sehen, wenn du los fliegst, und geben dir ebenfalls Deckung. Flieg aber erst auf mein Zeichen los, auf keinen Fall früher.“
 

“Alles klar,“ nickte Mandy, und überprüfte noch einmal den Sitz des Tarnumhangs.
 

* * *
 

“Ist das eine Sternschnuppe?“ Angestrengt suchten Lisa’s Augen den Himmel ab. “Wieso blinkt die so seltsam? Hannah, Neville und die anderen wissen doch, wie man eine Sternschnuppe macht, oder? Nicht, dass es eine Warnung ist, und wir sie nicht checken!“
 

“Lisa, das ist nur ein Luftraumzeug,“ beruhigte Stephen. “Ein fliegendes Muggle Gefährt, und es hat bestimmt nichts mit der Spähergruppe zu tun.“
 

“Du weißt wirklich eine Menge über Muggles.“ Sie sah ihn bewundernd an.
 

* * *
 

“Was machen die da?“ Verwundert blickte Justin auf die vier Rotroben, die sich jetzt in der Mitte der Bucht versammelten, und sich in einer Art Quadrat aufstellten. Er hob die Hand, um seine Augen gegen den Regen zu schützen, der allmählich stärker wurde.
 

“Die formieren sich.“ Susan zog ihren Zauberstab hervor. “Du, ich glaub’, es geht los...“
 

* * *
 

“Expel...!“
 

“Nicht, Morag!“ Su Li hielt ihrer Freundin den Mund zu. “Hermione hat noch kein Zeichen gegeben.“
 

Morag nickte hastig, und blickte ängstlich auf ihren Zauberstab, aus dem zum Glück noch kein Funke gesprungen war. Vorsichtshalber senkte sie ihn, und blickte wieder zur Mitte der Bucht. Innerhalb des Quadrates der vier, waren jetzt acht weitere Rotroben Appariert, aber sie hatten keinen Gefangenen bei sich.
 

* * *
 

“Verdammt, die bauen einen Schild auf!“ Wütend ballte Anthony seine Hand zur Faust, und umklammerte seinen Zauberstab mit der anderen. “Und das Ding wird mit jeder Minute stärker! Ein einfacher Disarming Spell kommt da bestimmt nicht mehr durch.“
 

“Aber solange sie Black noch nicht hergebracht haben, können wir noch nicht angreifen.“ Michael beobachtete, wie die zwölf Roten sich zu einem Kreis formierten, um dem Schild die bestmögliche Stärke zu verleihen. “Sie wären doch gewarnt, und würden ihn gar nicht erst herbringen!“
 


 

* * *
 

“Das ist es! Der Portkey!“ Dean umklammerte seinen vom Regen glitschigen Besenstiel fester und lehnte sich nach unten, soweit sein Gleichgewicht es ihm erlaubte.
 

“Ja, ich sehe es auch,“ bestätigte Eloise. In der Mitte des Kreises der zwölf hatte die Luft zu flirren begonnen, aufgeladen durch die Schutzenergie des Schildes.
 

Im selben Moment erschienen dort vier weitere Rote. Sie allerdings waren nicht Appariert. Ihre Hände hielten sich an einem Seil fest.
 

Und an genau diesem Seil war ein fünfter Mann festgebunden. Kein Mitglied der Blood Legion. Ein Gefangener in zerrissenen Roben, der sich nur mühsam aufrecht halten konnte.
 

Und es wurde kalt um sie herum. Eiskalt.
 


 

* * *
 

Je weiter sie sich von der Küste entfernten, desto unbarmherziger prasselte der Regen auf sie hernieder, und der Sturmwind peitschte das Meer auf. Ron legte sich flach auf seinen Besen, er wandte das Gesicht ab, als ihm die schäumende Gischt entgegen schlug. Nur gut, dass man als erfahrener Quidditch Spieler so manches gewohnt war. Neben ihm hielt Seamus sich tapfer, doch Tara hatte um einiges mehr Mühe mit dem rauen Wetter zurechtzukommen.
 

“Weiter rausfliegen hat keinen Sinn!“ Harry musste schreien, um das Geräusch von Wind und Wellen zu übertönen. Er machte eine Kehrtwendung auf sie zu, und deutete zum Ufer. “Fliegen wir ein Stück zurück, nicht, dass wir sie verpassen!“
 

’Aber von wo sollten sie denn hergekommen sein?’ fragte sich Ron, und zog seinen mittlerweile klatschnassen Umhang enger zusammen.
 

Ein Regentropfen erwischte ihn schmerzhaft an der Nase. Seit wann waren Regentropfen so hart?
 

Verdammt, das war Hagel! Der Regen war plötzlich gefroren...
 

Sie sind hier...
 

Im selben Moment verlor Seamus die Kontrolle über seinen Besen. Er schlingerte, klatschte auf dem Wasser auf und raste plötzlich an ihm vorbei, steil nach oben. “Denkt an was Glückliches!“ schrie Harry und zischte hinterher, um Seamus abzufangen.
 

Was Glückliches, was Glückliches...Fieberhaft ging Ron im Kopf Quidditch Ergebnisse durch, und versuchte sich an ein besonders positives Spiel zu erinnern. Sein eigenes vielleicht? Als er in die Quidditch Mannschaft von Gryffindor aufgenommen wurde und Hermione...
 

Hermione! Er war doch wirklich zu dumm! Wieso dachte er nicht an sie. An ihr Lächeln, ihre Wärme, das Leuchten in ihren Augen. Ihre Haare. Ihre Küsse in Hagrid’s Hütte. Oder das schnell gehauchte Bussi, mit dem sie ihm Glück gewünscht hatte, kurz bevor sie losgezogen waren.
 

Allmählich fühlte er, wie ein Hauch von Wärme in seinen vor Kälte starren Körper zurückkehrte, auch wenn ihm immer noch die Knie zitterten. Ha! Gegen einen solch wunderbaren Gedanken hatten diese Biester doch nicht die geringste Chance...
 

“Macht euch bereit,“ schrie Harry. Er hatte bereits seinen Zauberstab gezogen. “Auf mein Zeichen!“
 


 

* * *
 

“Auf meiner Seite ist alles ruhig,“ versicherte Neville. “Bisher hat sich niemand blicken lassen. Ich bin die Küste entlang geflogen, genau, wie du gesagt hast.“
 

“Gut, flieg sie weiterhin ab, und schick sofort eine Sternschnuppe, sobald sich irgendwas ändert.“ Nervös wendete Hannah ihren Besen, und blickte aufs Meer hinaus. “Dort braut sich was zusammen, seht ihr? Das müssen die Dementoren sein. Ich hoffe nur, Harry und die anderen können sie lange genug von uns fernhalten. Ginny, wie sieht’s mit deiner Seite aus? Ginny?“
 

Ginny antwortete nicht. Sie hielt die Augen zusammengekniffen, als suche sie etwas in der Ferne, weit draußen über dem Festland.
 

“Was ist das?“ Neville’s Augen folgten ihrem Blick.
 

“Eine Wolke,“ wunderte sich Hannah. “Eine riesige schwarze Wolke.“
 

“Nein, das ist keine Wolke.“ Heftig schüttelte Ginny den Kopf. “Das sind die Ghost Riders. Sie fallen uns in den Rücken.“
 


 

* * *
 

Amicus Draconis - 1st Cycle: Cycle of the Badger - Part 13: Upon the 13th Hour
 

ich frage mich, ich frage mich, weißt du, was ich mich frage?
 

nein. was denn?
 

ob diese geschichte ein gutes ende nehmen wird.
 

ja, wird sie. mary sue stirbt. und das ist immer gut
 

es waren einmal..
 

Es waren einmal vor langer langer Zeit in einer Stadt, die so ähnlich hieß wie Feldbusch, zwei Familien die hassten sich bis aufs Blut.
 

Das eine waren die Phoenixe, die immer alles besser wussten, und in so nem komischen Schloss lebten. Das andere waren die Death Eaters, die zwar auch ein Schloss hatten, aber lieber auf irgendwelchen Friedhöfen abhingen. Das hatten sie sich von den Metallern abgekuckt, oder besser gesagt von den Gothics, aber die Death Eaters waren so dumm, dass sie den Unterschied eh ned gecheckt haben. Modegeschmack hatten sie auch keinen, sie trugen nämlich immer nur lange schwarze Roben. Und außerdem waren sie noch dämlich, denn sie konnten nur drei Flüche. Am allerdämlichsten war der, dessen Namen man nicht aussprechen kann. Der Witz ist zwar geklaut, aber egal.
 

Und dann gab es noch Professor Snape. Der wollte mit dem ganzen Quatsch nichts zu tun haben und lebte in einer kaputten Kirche am Rande der Stadt.
 

Alles begann an dem Tag, als sich irgendwelche Death Eaters mit irgendwelchen Phoenixen auf der Straße prügelten, und Draco Malfoy Professor Snape die Ohren volljaulte, weil er sich hoffnungslos in Ginny Weasley verguggt hatte, die aber zu den Phoenixen gehörte. Da Draco Malfoy aber ein sehr bescheuerter Death Eater war, überredete er seine beiden noch bescheuerterten Feunde Crabbe und Goyle mit ihm heimlich auf einen Ball der Phoenixe zu gehen. Irgend so ’ne komische Eule namens Errol hatte sich nämlich verflogen, und war mit einer Einladung in die nächste Fensterscheibe gekracht.
 

Meanwhile bei den Phoenixen...
 

Da rannte Hermione Granger im ganzen Schloss herum, und suchte verzweifelt nach Harry Potter. Harry Potter war nämlich der Liebling des Oberphoenix Albus Dumbledore, und der Oberphoenix hatte beschlossen, dass sein Liebling endlich heiraten sollte. Als Harry in Dumbledore’s Büro kam, saß dort schon ein wunderschönes Mädchen. Strahlend wie die Sonne, geheimnisvoll wie der Mond, eine Figur wie Barbie persönlich, und langes glattes goldblondes Haar, welches ihr in seidigen nachtschwarzen Wellen über den Rücken fiel und in feurigen purpurroten Locken ein elfenhaftes Gesicht einrahmte. Das auffälligste an diesem Luxusweib waren jedoch ihre Augen, tiefblau wie der Ozean, mit einem warmen braunen Schimmer, der sich violett verfärbte, wenn sie wütend wurde und melancholisch grün, wenn sie gerade über den Sinn des Lebens nachdachte.
 

Ach ja, und dann konnte sie sich noch in einen Phoenix, eine geflügelte Schlange und einen Nacktmull verwandeln. Aber nicht gleichzeitig.
 

Trotzdem, und obwohl sie alles auf der Welt wusste, langweilte sich Harry tödlich mit ihr, und der ganze Ball wäre ein absoluter Reinfall geworden, wäre er dort nicht, rein zufällig natürlich, Draco über den Weg gelaufen. Eigentlich hassten sich Harry und Draco ja, aber als sie sich auf dem Ball sahen, verliebten sie sich auf den ersten Blick ineinander. Vielleicht lag es daran, dass Harry’s Augen so smaragdgrün funkelten und Draco’s Haut so aristokratisch blass war. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass Fanfic Autorinnen halt ’ne blühende Phantasie haben.
 

Nach dem Ball flog Draco mit seinem Besen zu Harry’s Fenster hoch, und da er nicht wirklich fliegen kann, landete er zuerst an Hermione’s Fenster, die ihm einen Kübel Schnecken über den Kopf schüttete. Das mag der Grund gewesen sein, dass es Harry’s Küssen etwas an Leidenschaft mangelte, als sie auf dem Balkon herumkraxelten und viele Dinge taten, die etwas mit schwarzhaarigen Gryffindors, blonden Slytherins, funkelndgrünen und sturmgrauen Augen, und feurigen Küssen auf eiskalter Haut zu tun hatten. Aber sie blieben dabei noch PG-13.
 

Trotzdem erklärte sich Hermione in ihrer unendlichen Liebenswürdigkeit bereit, gleich am nächsten Tag zu Professor Snape zu rennen, damit dieser Harry und Draco in einem uralten, geheimnisvollen Hochzeitsritual, wo sie ihr Blut mischen und aus magischen Kelchen trinken mussten, verheiraten sollte. So geschah es dann auch, und die beiden verbrachten diesmal eine R-Nacht, die eher was mit...das-dürfen-wir-leider-ned-sagen-weil-diese-Story-PG-13-ist-aber-ihr-erfahrt’s-dann-im-zweiten-Zyklus-der-is-nämlich-R...machten.
 

Alles wäre so schön gewesen, wenn sich die Death Eaters und die Phoenixe nicht noch am selben Tag gekloppt hätten. Harry’s bester Freund Ron killte Draco’s besten Freund Vincent, und daraufhin killte Draco Harry’s besten Freund Ron. Das war tragisch und alle weinten.
 

Und Minister Cornelius Fudge, der irgendwie die Schnauze voll von dem ganzen Theater hatte, und sowieso nicht begriff, warum sich die Phoenixe und die Death Eaters nicht einfach knuddeln und ganz doll lieb haben konnten, verbannte Draco aus der Stadt. Die so ähnlich hieß, wie Feldbusch.
 

Weil Harry nicht wusste, wie er der drohenden Heirat mit Mary Sue entgehen konnte, wandte er sich in seiner Not an Professor Snape. Und weil Professor Snape ein so liebenswürdiger Mann ist, und Harry eigentlich schon immer mal vergiften wollte, gab er ihm einen Trank, der ihn in einen todesähnlichen Schlaf sinken ließ. Also musste Harry die dumme Mary Sue nicht heiraten, und wurde stattdessen beerdigt. Was sicher auch die bessere Alternative war.
 

Doch, aber ach, Professor Snape hatte zwar eine Eule an Draco geschickt, um ihm zu sagen, was passiert war, doch diese Eule hieß leider Errol und landete nicht in Mantua, sondern in Sunnydale. Wo Buffy gegen Vampire kämpfte, und Warren und Andrew gerade auch mit Dingen beschäftigt waren, über die wir hier nicht reden wollen.
 

Sicherheitshalber schickte Professor Snape noch eine E-mail hinterher, aber leider hatte Draco nicht die Geduld, die hundert Fehlermeldungen von Windows wegzuklicken, und außerdem fuhr sein Computer jede Minute runter, und da er sich mit Muggle Dingen nicht auskannte, wusste er auch nicht, was man dagegen tun konnte.
 

Und dann kam Pansy Parkinson angerannt, und erzählte ihm sein geliebter Harry sei tot....
 

Rasend vor Schmerz, kaufte Draco sich ein tödliches Gift bei einer fiesen Schlampe namens Cho Chang, die sich durch alle Fanfictions poppt, und immer rumzickt, und überhaupt ganz und gar unausstehlich ist, und rannte zu Harry’s Grab, um in den Armen seines Geliebten zu sterben.
 

Und da stellte sich ihm die dumme Mary Sue in den Weg.
 

achtung, jetzt kommt meine lieblingsszene....
 

Draco sagte: “Geh mir aus dem Weg!“ und Mary Sue sagte “Niemals!“ und Draco sagte: “Geh mir aus dem Weg!“ und Mary Sue sagte “Niemals!“ und Draco zog seinen Zauberstab und sagte “Avada Kedavra!“ und Mary Sue fiel tot um.
 

Das war tragisch. Und alle jubelten.
 

Da Mary Sue natürlich Mary Sue war, erwachte sie drei Stunden später in Mittelerde als Lalorinthiel Moonflower, die letzte überlebende Elbenprinzessin vom längst verschollenen Volke der Nacktschnecken – Elben, und versuchte Legolas zu verführen. Aber ob es ihr gelang, ist eine andere Geschichte....
 

Draco jedenfalls erreichte endlich das Grab, legte sich an der Seite seines Geliebten nieder und trank das Gift aus. Nur zu dumm, dass Harry gerade in diesem Moment erwachte, und zusehen musste, wie sein Koi in seinen Armen sein Leben aushauchte. Da blieb ihm nichts weiter übrig, als sich mit Draco’s Zauberstab zu erstechen.
 

So schlummern sie nun, vereint bis in alle Ewigkeit durch ihre große und herzzerreißende Liebe.
 

Das war tragisch. Und alle weinten.
 

Den Death Eatern und den Phoenixen war es übrigens scheißegal. Die prügelten sich einfach weiter.
 

ende der tragödie....
 

Amicus Draconis - 1.Zyklus: Zyklus des Dachses - Teil 13: Bis zur dreizehnten Stunde
 


 

* * *
 

Hogwarts, May 1998
 

Ein leises Rütteln am Fenster ließ Harry, Ron und Hermione zusammenfahren. Ron’s Ellenbogen hätte ums Haar das Schachbrett abgeräumt, doch Hermione konnte die gefährdeten Figuren gerade noch festhalten. Wobei ihr auffiel, dass ihre Königin schon wieder bedroht war. Ron schaffte es doch immer wieder...
 

Jetzt, kurz nach Mitternacht war der Gryffindor Gemeinschaftsraum beinahe leer. Ein paar Schüler versuchten auf den letzten Drücker noch Hausaufgaben für morgen zu erledigen, und hinten in einer der Sitzecken tröstete eine Gruppe Fünftklässlerinnen ein Mädchen mit Liebeskummer. Das Feuer im Kamin war beinahe heruntergebrannt, die flackernde Glut warf zuckende Schatten an die Wände ringsum, welche sich zu seltsamen Gebilden formten.
 

Die letzten beiden Stunden hatten Ron und Hermione mit ihrem Spiel verbracht, auch wenn sie beide nicht wirklich bei der Sache gewesen waren. Immer wieder waren ihre Blicke zu Harry hinübergewandert, der seinen Kopf über ’Quidditch through the Ages’ gebeugt hielt, und seit einer Ewigkeit auf ein und dieselbe Seite starrte.
 

Das Geräusch hatte ihn aufgeschreckt, er blinzelte verwirrt, als ob er gar nicht wisse, wo er sich befand und wie er überhaupt hierher gekommen war. Stirnrunzelnd wandte er den Blick zum Fenster und spähte in die Dunkelheit hinaus.
 

“Hedwig!“ Als Hermione zum Fenster ging, um nachzusehen, sah sie draußen auf dem Sims die Schneeeule sitzen, welche sich mit ihrem weiß schimmernden Gefieder deutlich gegen das nächtliche Dunkel abhob. “Was machst du denn hier um diese Zeit?“
 

Sie entriegelte das Fenster. Hedwig breitete die Schwingen aus und segelte ins Zimmer; der Luftzug ihrer mächtigen Schwingen ließ Harry’s zerzaustes Haar flattern, als sie sich auf seiner Schulter niederließ. Der Junge kraulte ihren Kopf und sie schuhute zufrieden; ließ den Briefumschlag, den sie im Schnabel trug, in seinen Schoß fallen.
 

Harry öffnete den Brief nicht. Er knüllte ihn zusammen, hielt ihn in der geballten Faust. Einmal hob er die Hand, als wolle er ihn ins Kaminfeuer werfen, doch dann ließ er sie wieder sinken.
 

“Ich geh schlafen,“ verkündete er seinen beiden Freunden und ohne sich noch einmal umzublicken, stand er auf, und verschwand durch den kleinen Torbogen in den Gryffindor Turm. Seine Schritte auf der Treppe wurden allmählich leiser, bis sie ganz verklungen waren.
 

“Harry warte!“ Hermione riss sich als erste aus ihrer Erstarrung und rannte ihm hinterher. Es konnte nicht gut für ihn sein, wenn er jetzt allein blieb. Er würde nur wieder grübeln und grübeln und seinen ganzen Schmerz in sich vergraben. Die ganzen letzten Wochen waren sie verständnisvoll gewesen, hatten ihm Zeit gelassen, hatten darauf gewartet, dass er von sich aus über die schrecklichen Ereignisse sprechen würde, doch er hatte es nicht getan.
 

Sie hatte das Warten satt! Sie hatte es satt, dabei zuzusehen, wie er sich immer weiter von ihnen entfernte, sich immer tiefer in sich selbst zurückzog. Sie hatte es satt, ihn so leiden zu sehen. Sie würde die Mauern einreißen, die er um sich selbst aufgebaut hatte, ihn aus der Einsamkeit und Dunkelheit seines selbst gewählten Gefängnisses befreien. Jetzt gleich!
 

Leise, um die Schlafenden nicht zu wecken, öffnete sie die Tür zum Jungenschlafsaal der Siebtklässler. Das runde Turmzimmer war in Dunkelheit gehüllt; Seamus, Dean und Neville schnarchten friedlich vor sich hin. Aber was hieß schon friedlich, sie konnte ja nicht wissen, welche Alpträume die drei plagten.
 

Und niemand konnte mehr friedlich schlafen, nach den Dingen, die geschehen waren...
 

Harry saß am Fenster und starrte hinaus in die Dunkelheit. Für eine kleine Weile folgten seine Augen Hedwigs weißer Gestalt am Nachthimmel. Hoffentlich entfernte die Eule sich nicht zu weit vom Schloss, sie würde es mit Sicherheit nicht überleben.
 

Den Brief hatte er nicht geöffnet, das zerknüllte Papier steckte immer noch in seiner Faust.
 

“Du weißt nicht, ob du ihn lesen willst, nicht wahr?“ fragte sie leise und setzte sich ihm gegenüber. Das Sternenlicht brach sich in den Facetten des Fensters und ließ seltsame Formen und Muster über sein Gesicht huschen. Seine Tränen glitzerten wie Perlen auf den bleichen Wangen.
 

Anstelle einer Antwort schüttelte er nur stumm den Kopf und umklammerte das Papier noch fester. Seine Hände zitterten und sie gab dem Impuls nach, sie mit ihren eigenen zu ergreifen, und festzuhalten.
 

“Ich will ihn nicht lesen,“ murmelte er nachdem sie, eine Ewigkeit wie es schien, nur dagesessen und ihren Gedanken nachgehangen hatten. “Ich weiß doch, was drinsteht. Neue Versprechungen, neue Beteuerungen, neue Lügen. Er muss doch vollkommen blind sein, wenn er glaubt, ich lasse mich wieder von ihm einwickeln.“
 

’Bisher hat er es immer wieder geschafft,’ dachte sie, doch sie hütete sich den Gedanken laut auszusprechen. Das Letzte, was sie jetzt tun wollte, war, Harry Vorwürfe zu machen.
 

“Nein, ich will ihn nicht lesen!“ Er öffnete seine Hand und ließ das zerknüllte Papier in die ihre fallen. “Wirf ihn ins Feuer, Hermione! Wirf ihn ins Feuer!“
 

Er wandte sich ab, zog die Arme zur Brust, und legte den Kopf darauf, rollte sich zusammen wie ein verwundetes Tier. Sie streckte die Hand nach ihm aus, doch er wich vor ihrer Berührung zurück, schüttelte nur stumm den Kopf.
 

“Ich bin gleich wieder da,“ versprach sie, und verließ auf Zehenspitzen das Zimmer um seiner Bitte nachzukommen. Sie würde zurück in den Gemeinschaftsraum gehen und den Brief den Flammen übergeben, genau wie er es sich gewünscht hatte. Das und nichts anderes würde sie tun.
 

Trotzdem konnte sie nicht umhin, sich darüber zu wundern welche Worte dieses Schriftstück wohl enthalten mochte. Unwillkürlich strichen ihre Finger über das Papier als sie die Stufen wieder hinunterging, sie glätteten die zerknüllten Falten, so dass die Schrift darauf wieder sichtbar wurde.
 

Harry Potter,

Gryffindor Common Room.
 

Was, wenn das alles ein Missverständnis war? Was, wenn jemand anderes den Brief geschrieben hatte?
 

Wer denn? Hedwig war in der Eulerei gewesen, es musste also jemand von der Schule sein, der sie losgeschickt hatte. Wer von der Schule sollte Harry schreiben, wenn er oder sie doch einfach persönlich mit ihm sprechen konnte? Falls Dumbledore, oder McGonagall ihm eine Nachricht zukommen lassen wollten, hatten sie sicher andere Möglichkeiten, als eine Eule loszuschicken.
 

Und zweifellos hatte Harry die Schrift auf dem Umschlag erkannt. Daran hatte sie noch überhaupt nicht gedacht.
 

Aber was, wenn der Brief irgendetwas Wichtiges enthielt...
 

Nein, sie war nur neugierig. Sie war einfach neugierig, und sie hatte kein Recht, Harry’s Post zu lesen. Selbst dann nicht, wenn er sie nicht haben wollte. Es war nicht richtig!
 

Aber er würde es nie erfahren....
 

Sie horchte auf Schritte von oben oder von unten und als alles still blieb, riss sie mit zitternden Fingern den Umschlag auf und überflog das Papier. Die Schrift war leicht krakelig, der Brief schien in großer Eile geschrieben worden zu sein.
 


 

Harry -
 

Hogwarts umzingelt. Crimson Thunder heute Nacht, kurz vor Morgengrauen. Infos eurer Spione falsch.
 

Antworte nicht. Alle Eulen werden abgeschossen.
 


 

“Hermione? Ist mit Harry alles in Ordnung?“
 

Ron hatte im Gemeinschaftsraum auf ihre Rückkehr gewartet, doch als sie nicht wieder aufgetaucht war, hatte er beschlossen nach ihr zu suchen. Er fand sie zusammengesunken auf den Steinstufen sitzend, fassungslos und mit kalkweißem Gesicht auf ein Blatt Papier starrend.
 

“Hogwarts wird angegriffen? Aber das, das ist nicht möglich! Voldemort würde es niemals wagen... nicht das!“ Hilflos blickte er sie an, suchte in ihrem Blick nach einer Bestätigung, hoffte verzweifelt darauf, dass sie ihm zustimmen würde. Sie konnten nicht den einzigen sicheren Ort verlieren, den sie noch besaßen.
 

Doch ihre Augen verrieten ihm, dass sie an seinen Worten zweifelte. Offenbar schien sie nicht mehr zu wissen, was sie glauben sollte.
 

Sie stand auf. “Ich gehe nach oben, und hole Harry! Wir müssen sofort mit Professor Dumbledore sprechen. Vielleicht hast du Recht, und es ist nur falscher Alarm, aber wir dürfen kein Risiko eingehen. Nicht, wenn es um das Schicksal der Schule geht.“
 

“Hermione?“ Sie war bereits losgerannt, da hörte sie Ron noch einmal ihren Namen rufen. “Von wem stammt diese Information eigentlich?“
 

Sie kreuzte die Finger hinter ihrem Rücken. “Ich weiß es nicht.“
 

* * *
 

December 1998, Gegenwart
 

“Expecto Patronum!“
 

Vier Kehlen schrieen den Zauberspruch zur gleichen Zeit, und vier silbrig schimmernde Geschöpfe materialisierten sich über den tosenden Wassern. Ungeduldig scharrte Harry’s Hirsch mit den Hufen, während Ron’s Wiesel schnell und behände von einem Eck ins andere flitzte, und dabei eine schillernde Lichtspur hinterließ. Seamus’ Leprechaun schwang seine Spitzhacke, und Tara’s Kranich breitete seine Schwingen aus, bereit zum Abflug.
 

Vor ihnen war die Luft seltsam düster und unheimlich geworden, beklemmend, vernebelt, schemenhaft, surreal. Als ob sich etwas vor ihnen befände, das nicht in diese Welt gehörte. Etwas, das der Wirklichkeit trotzte.
 

Sie hielten den Atem an, als es allmählich deutlicher wurde. Ein schattenhaftes Ding formte sich vor ihnen, ein riesiges unheimliches Wesen. Ron fielen als erstes die vielen langen spitzen Beine auf, die zu allen Seiten abstanden, und wie mechanisch durch die Fluten stapften. In Tara’s Augen waren es Tentakel, mächtig, dunkel, mit zuckenden Bewegungen durchs Wasser wabernd.
 

Seamus hätte schwören können, es sei ein Gewimmel aus riesigen Würmern...
 

Schlangen, sich kringelnde, zischelnde Schlangen. Doch Harry wusste, wenn sie sich erst einmal entwirrten, würden sie noch viel Schrecklicheres freigeben. Darauf wollte er nicht warten. Entschlossen schickte er seinen Hirsch nach vorne...sie mussten das Ding aufhalten...jetzt sofort.
 

Ein Schild formte sich vor ihnen, ein mächtiger Schild aus strahlendem Licht, welcher an den Enden von den vier Schutzgeschöpfen getragen wurden. Das alptraumhafte Ding drückte dagegen und der Schild flirrte auf, doch er hielt. Es konnte nicht hindurch.
 

“Konzentriert euch!“ schrie Harry. “Wir dürfen jetzt nicht nachlassen!“
 

Glückliche Gedanken denken... glückliche Gedanken denken... glückliche Gedanken denken
 

Ein Einkaufsbummel mit Eloise in Hogsmeade. Eloise war so glücklich gewesen, als sie diesen cremefarbenen Pulli entdeckt hatte, der ihre Figur so perfekt kaschierte. Sie selbst in einem leuchtendroten Top, das ihre blonden Haare zur Geltung brachte.
 

Rot, überall rot. Blut spritzte auf Tara hernieder und dicht über ihr war das tote Gesicht des Muggles mit dem fauligen Atem und den schwarzen Zähnen. Und es kam näher, immer näher...
 

Ein Ausflug mit seinen Eltern, als er vier oder fünf war. Ein Picknick auf einer riesigen Heide. Sein Vater, der ihn an den Armen herumschwang, wie in einem Karussell, immer schneller und schneller.
 

Und noch schneller! Alles um Seamus herum begann sich zu drehen, wie in einem Kaleidoskop. Er konnte sein Gleichgewicht nicht mehr halten. Das lachende Gesicht seines Vaters wandelte sich zu einer verzerrten Fratze...
 

Mit Hermione in Hagrid’s Hütte. Das lange Gespräch, das sie dort geführt hatten, ihr erster Beinahe- Kuss, bevor Harry hereingestürmt war. Das Kribbeln, die Schmetterlinge in seinem Bauch...
 

’Wie sollte ich ihnen jemals wieder gegenübertreten, wenn ihr was zustoßen würde...’
 

Sein Herz krampfte sich zusammen. Sie hatten über Ginny gesprochen, in jener Nacht, und das Kribbeln verschwand, ebenso wie die Schmetterlinge. Nur die Angst blieb. Diese furchtbare Angst, ihr könne etwas geschehen...warum hatte er nicht darauf bestanden, dass sie zu Hause blieb...warum...?
 

Draco’s Bild stieg vor seinem inneren Auge empor...
 

Dies war nicht der Gedanke, den er sich gewünscht hatte. Die Erinnerungen an Draco waren ebenso mit Schmerz verbunden, wie mit Glück, ja sie schrieen geradezu danach von diesem furchtbaren Geschöpf in Alpträume verwandelt zu werden.
 

Und doch ließen sie sich nicht verscheuchen. War es Draco’s Kuss, den er noch immer auf den Lippen schmeckte? Warum spürte er Draco’s Wärme an seinem Rücken, seine Arme, die sich um seinen Körper schlangen, ebenso leidenschaftlich, wie besitzergreifend. Seine gierigen Lippen in seinem Nacken, seine feurige Zunge, den Druck seiner Zähne auf der Haut...
 

Ein zweites Mal rammte das Schiff gegen den Schutzschild, und ein drittes – ohne jede Wirkung. Es wich zurück, öffnete sich, faltete seine riesigen schwarzen Auswüchse auseinander, wie ein aufgeschreckter Octopus seine Fangarme. Klirrende Kälte wehte ihnen entgegen, als die Luft und das Wasser um sie herum zu Eis gefroren.
 

Die Hülle des Schiffs waberte, gebärdete sich wie wild, bis sie aufriss und zerschlissene Roben aus ihren Wunden spuckte. Sie gab die Dementoren frei, welche mit ihren verwesten Händen an der Oberfläche des Schildes kratzten, ein ekelerregendes quietschendes Geräusch, wie das Scharren von Fingernägeln auf Metall. Erste Risse formten sich in dem schillernden Licht.
 

Glückliche Gedanken denken... glückliche Gedanken denken... glückliche Gedanken denken
 

* * *
 

Sie wusste genau, sie hatte nur diesen einen Versuch, und wenn er nicht gelang, war alles verloren. Hermione konzentrierte sich, fixierte ihre Augen auf das Seil, welches die Roten immer noch umklammert hielten.
 

“Evanesco!“
 

In Sekundenschnelle wurde das Seil von züngelnden Flammen verschlungen, und damit hatte die Blood Legion ihren Portkey verloren. Geschafft! Jetzt mussten sie schnell sein, blitzschnell. Die Rotroben durften nicht wissen, wie ihnen geschah...
 

“Expelliarmus!“
 

“Stupefy!“
 

“Flipendo!“
 

“Impedimenta!“
 

Aus allen Richtungen hagelte es Zaubersprüche auf ihre Feinde hernieder. Zwar hielt der Schutzschild einiges ab, doch an manchen Stellen war er bereits zerbrochen. Während die Angreifer von den anderen Seiten die Aufmerksamkeit der Blood Legion auf sich lenken, verhielten sich Hermione und Ernie erst einmal ruhig.
 

Hermione nickte Mandy zu, die bereits startklar war. Noch ein Zeichen für Dean und Eloise, damit sie aus der Luft angriffen und somit für noch mehr Ablenkung sorgten.
 

* * *
 

Ein letztes Mal überprüfte Mandy den Invisibility Cloak dann jagte sie los. Es war um einiges schwerer, einen Besen zu dirigieren, an dessen Seite ein Korb hing und Neville’s Konstruktion war für Spazierflüge mit Coral gemacht worden, nicht für einen Kampf. Doch eine bessere Lösung hatten sie nicht. Sirius würde vermutlich die Kraft fehlen, sich selbst auf einen Besen zu schwingen.
 

Sie duckte sich unter einem blitzenden Zauber hinweg, wich einem Roten aus, der plötzlich vor ihr in der Luft Apparierte und schoss wie ein Pfeil mitten in eine kaputte Stelle des Schildes hinein. Das Gefährlichste war, dass sie nicht nur die Feinde, sondern auch ihre Freunde fürchten musste. In dem ganzen Chaos war es schwer zu erkennen, wohin die einzelnen Zauber trafen. Nur gut, dass sie eine so verdammt schnelle Reaktion hatte. Bei dieser Aufgabe ging es wirklich aufs Ganze.
 

“Mobilicorpus!“
 

Sirius Black lag am Boden, er stöhnte leise, als sie versuchte, ihn hochzuhieven, und in den Korb zu schieben. Einen Moment später war Dean bei ihr um zu helfen. Eloise hatte es nicht geschafft, ein Stunner hatte sie vom Besen geholt. Reglos lag sie einige Yards entfernt auf dem Boden.
 

Hoffentlich nur bewusstlos...
 

Jemand musste sie holen, bevor die Roten auf sie aufmerksam wurden, doch Mandy konnte sich jetzt darauf nicht konzentrieren. Sie warf den Invisibility Cloak über den Korb mit Sirius und versuchte ihren Besen zu starten. Leider ein Ding der Unmöglichkeit, denn einer der Angreifer hatte den Stiel gepackt.
 

Sie schlug ihm ihren Ellenbogen ins Gesicht. Im nächsten Moment hörte sie Dean schreien, verdammt, irgendwas musste auch ihn erwischt haben. Oh Mann, warum ging dieser verfluchte Besen nicht los!
 

Finger weg! Sie trat und schlug in alle Richtungen und endlich riss sie sich los, das dumme Ding hob sich vom Boden. Das war geschafft...
 

Nein, sie würde es nicht schaffen. Sie konnte es niemals schaffen. Dieser ganze Plan war eine hirnrissige Schnapsidee, ein Ding der Unmöglichkeit....
 

Eine abgrundtiefe Verzweiflung stieg in ihr hoch, und einen Moment später erkannte sie auch den Grund dafür.
 

Wo kamen auf einmal die Dementoren her?
 

* * *
 

“Expecto Patronum! Stupefy! Expecto Patronum!”
 

Harry jagte auf seinem Besen auf die Küste zu, schoss Sprüche nach hinten gegen die Dementoren und Sprüche nach vorne gegen die Blood Legion. Draußen auf dem Meer kämpfte das unheimliche Schiff noch immer gegen den Schild, welcher bald endgültig zerbrechen würde, jetzt wo sie ihn nicht mehr unterstützen konnten. Doch vorn am Strand wurde ihre Hilfe jetzt nötiger gebraucht.
 

Seamus zog an ihm vorbei, sauste auf seinen reglosen Freund zu. Dean lag immer noch dort, wo ein Mitglied der Blood Legion ihn bewusstlos geschlagen hatte und Seamus kam gerade noch rechtzeitig, um einen erneuten Angriff zu verhindern. “Expelliarmus!“ schrie er, der Zauberstab flog Jason Macnair aus den Händen und dieser Disapparierte um den Stab zurückzuholen. Mithilfe von Susan, die auf ihrem eigenen Besen angeflogen kam, hievte Seamus Dean auf seinen Besen. “Ich hab’ ihn,“ schrie er, “hol du Eloise!“
 

“Harry!“ Hermione kam aus ihrem Versteck auf ihren Freund zugeflogen, während Ernie Mandy weiter Feuerschutz gab. “Sie sind hier! Die Ghost Riders sind hier! Malfoy hat uns verraten!“
 

“Ich kümmer’ mich drum“ Sein Gesicht war kalkweiß, doch ansonsten verriet es keinerlei Emotionen.
 

“Sirius?“
 

“Mandy hat ihn.“
 

“Gut, Rückzug. Sammelt alle Verletzten ein, und dann nichts wie weg hier!“
 

* * *
 

Sie kamen wie eine Wolke, eine riesige unheilbringende Wolke. Die roten Augen ihrer schattenhaften Reittiere glühten wie feurige Kohlen in der Nacht, als sie mit rasender Geschwindigkeit auf die Bucht zujagten. Schemenhafte Pferdeköpfe waren im Inneren der Wolke zu erkennen, schlagende Schweife, flammenspeiende Nüstern.
 

Die langen flatternden Roben ihrer Reiter....
 

Vom Meer aus konnte Ron deutlich sehen, wie seine Freunde davon stoben, einer aufgeschreckten Vogelschar gleich. Er war als Letzter zurückgeblieben, um das Dementorenschiff möglichst lange vom Ufer fernzuhalten, doch das war jetzt nicht mehr wichtig, das Schiff würde sie nicht mehr einholen können. Wie sie es besprochen hatten, flüchteten die jungen Hexen und Zauberer die Küste entlang, schlugen Haken, teilten sich auf und formierten sich neu. Der Blood Legion mochten sie mit ihrer Geschwindigkeit entkommen, vermutlich sogar den Dementoren, nicht aber diesen schrecklichen huschenden Schatten mit den flackernden Augen.
 

Harry und Hermione bildeten das Schlusslicht der Gruppe. In dem Versuch seine Freunde einzuholen, jagte Ron parallel zu ihrer Flugbahn übers Meer, etwas schräg allerdings, so dass er nach einer Weile mit ihnen zusammentreffen würde. Hermione’s Blick war nach vorn gerichtet, sie achtete darauf, dass niemand zurückfiel. Doch es war sinnlos, die Ghost Riders würden sie bald erreicht haben.
 

Harry schlug einen Haken, und jagte ihnen entgegen. In einem waghalsigen Maneuver schoss er unter den ersten beiden Ghost Riders hindurch, schlug einen weiteren Haken und flog aufs Meer hinaus. Seine Ablenkung funktionierte, die Angreifer brachen die Verfolgung der Gruppe ab und konzentrierten sich ausschließlich auf ihn.
 

Sie umkreisten ihn, kamen sich gegenseitig mit ihren mächtigen Pferden in die Quere. Zwei von ihnen stießen sogar zusammen, und stürzten ins Wasser. Der Silver Arrow mochte langsamer sein als sie, doch er war unglaublich wendig, und Harry wusste diesen Vorteil gut auszunutzen. Trotzdem wurde es jetzt verdammt eng für ihn.
 

* * *
 

“Harry!“ Ginny schrie seinen Namen, verzweifelt brach sie aus der Formation aus, und jagte auf die Ghost Riders zu. Es durfte nicht geschehen, sie durften ihn nicht kriegen. Sie durfte es nicht zulassen!
 

Ihr Herz hämmerte vor Angst, doch sie flog weiter. Ihr Besen war zu langsam, sie konnte nicht viel ausrichten, doch das wenige, was sie tun konnte um ihm zu helfen, das würde sie auch tun. Sie würde ihn nicht im Stich lassen, niemals. Das war nicht das, was eine echte Gryffindor tun würde!
 

Heute Morgen noch hatte sie sich gefragt, was sie tun würde, wenn es drauf ankam...
 

Jetzt wusste sie es.
 

Und sie würde sich ihrer Antwort nicht schämen müssen.
 

Die meisten Ghost Riders nahmen keinerlei Notiz von ihr, als sie zwischen ihnen hindurchflitzte, sie konzentrierten sich weiter auf die Verfolgung Harry’s. Doch zwei von ihnen versuchten sie auszuschalten, ein Stunning Spell zischte dicht an ihrem Ohr vorbei. Der zweite Ghost Rider, unter der Kapuze erkannte sie das Gesicht von Terence Higgs, schoss ein Lasso aus seinem Zauberstab, welches er auf sie zuschwang.
 

“Avada Kedavra!“
 

Sie wandte sich um, als sie die bekannte Stimme hinter sich hörte und blickte in die kalten grauen Augen von Draco Malfoy.
 

Dann erwischte sie der grüne Strahl an der Schulter.
 

Dann wusste sie nichts mehr.
 

Die große Unruhe schlug dreizehn, und der siebte Zeiger erschien.
 

* * *
 

Malfoy Manor, April 1998
 

Irgendwann vor vielen Stunden waren seine Tränen versiegt...
 

Manchmal kamen sie zurück. Dann schüttelten sie ihn wie ein Sturm, und seine Hände krallten sich in sein Kopfkissen, als könne er damit dem Beben in seinem Inneren Einhalt gebieten. Sich festhalten, bis es vorüber war. Nun, es ging vorüber. Und dann kam das nächste. Und das nächste.
 

Er wusste nicht, ob es draußen Tag oder Nacht war, denn die Vorhänge waren geschlossen, und er hatte so ziemlich das Gefühl für Zeit verloren. Irgendwann hatte er auch geschlafen, irgendwann war er wieder aufgewacht und hatte Hunger verspürt, der dann aber wieder vergangen war.
 

Ein paar Mal war er rüber in sein Bad gegangen, um Wasser zu trinken oder aufs Klo zu gehen. So poetisch es auch sein mochte, mit gebrochenem Herzen auf dem Himmelbett zu liegen und mit tränenverhangenen Augen die Decke anzustarren, ein paar körperliche Bedürfnisse ließen sich auch vom allergrößten Seelenschmerz nicht auslöschen.
 

Ein leises Klirren schreckte ihn hoch, jemand war wohl auf die Scherben von etwas getreten, das er in einem seiner zahlreichen Wutanfälle an die Wand gepfeffert hatte. “Lass mich in Ruh’, Vater,“ knurrte er und rollte sich weg, als der unerwünschte Besucher sich neben ihn aufs Bett setzte. Es interessierte ihn nicht, dass er unhöflich war, sein Vater hasste ihn sowieso. Wenn er es nicht schon früher getan hatte, dann tat er es spätestens jetzt.
 

Lucius schwieg für lange Zeit, alles was er tat, war eine Hand auf den Kopf seines Sohnes zu legen, und ihm sanft über sein zerrauftes Haar zu streichen. Welches dringend eine Wäsche nötig hatte, wie er naserümpfend bemerkte. Doch natürlich hütete er sich, das seinem Sohn in seinem jetzigen delikaten Zustand zu sagen.
 

“Mein armer Junge,“ murmelte er leise, “was hat er dir nur angetan?“
 

“Ich brauch’ dein verdammtes Mitleid nicht!“ knurrte Draco trotzig ins Kopfkissen, doch er machte keinen Versuch, sich den Zärtlichkeiten seines Vaters zu entziehen. “Dir ist es doch sowieso egal!“
 

“Nein, das ist es nicht, und das weißt du sehr gut!“ Lucius’ Stimme war nicht lauter geworden, doch sie hatte an Entschlossenheit dazu gewonnen. “Ich hab’ verdammt viel für dich riskiert, letzte Nacht, Draco. Ich hab’ unseren Meister belogen, unseren größten Feind laufen lassen – vermutlich ist er jetzt, in diesem Moment, schon wieder bei Dumbledore, und die beiden schmieden Pläne zu unserer Vernichtung. Hast du auch nur den Hauch einer Ahnung in welche Schwierigkeiten mich das bringen kann? Oder dich? Oder deine Mutter? Nein, alles was du tust ist, mir Vorwürfe zu machen, nur weil du deine Gefühle an jemanden verschwendest, der dich wie feuchten Kehricht behandelt.“
 

Draco fuhr hoch. “Hör auf!“ schrie er und frische Tränen stürzten über seine Wangen. “Du verstehst nichts, überhaupt nichts!“ Er brach ab und schlug ein paar Mal mit der Faust gegen die Wand, bis er schließlich zitternd zusammenbrach, und die Stirn gegen das hölzerne Kopfende seines Bettes lehnte.
 

Lucius hatte sich nicht bewegt, er schien unberührt von Draco’s Wut und Verzweiflung. “Wie oft hast du ihm jetzt deine Freundschaft, dein Vertrauen – deine Liebe angeboten, und dir als Antwort von ihm ins Gesicht spucken lassen? Dreimal? Viermal? Willst du das einfach so mit dir machen lassen? Hast du überhaupt keinen Stolz?“
 

“Hör auf!“ schrie Draco ein weiteres Mal, nein, es war eher ein Wimmern als ein Schrei, in ihm war keine Kraft mehr, um zu schreien. “Was willst du hören, Vater? Dass ich ein Trottel war und dass du Recht hattest? So wie du immer Recht hast? Oh, du genießt es, Recht zu haben, nicht wahr? Du...“
 

“Was ich will ist nur eines, Draco.“ Lucius legte die Hände auf die Schultern seines Sohnes, und richtete ihn auf. “Dass du endlich, endlich damit aufhörst, wie ein dummes kleines Kind rumzuheulen, und anfängst, dich wie ein Erwachsener zu benehmen.“
 

Einen Moment lang schien es, als würden diese Worte nur einen weiteren Tränenausbruch hervorrufen, und Lucius musste sich förmlich dazu zwingen, nicht genervt mit den Augen zu rollen, und seine Oberlippe zu kräuseln. Doch dann nickte Draco stumm und rieb sich die Tränen von den glühenden Wangen. “Es ist alles seine Schuld,“ murmelte er.
 

“Und du wirst ihn dafür büßen lassen,“ fügte Lucius hinzu.
 

“Ja, das werde ich.“ Derselbe eisige Blick, der in Lucius’ Augen glomm, spiegelte sich nun auch in denen seines Sohnes wieder. Wut und Kälte vermengten sich, wurden allmählich zu Hass. “Ich werd’ ihm sein verdammtes Herz rausreißen, genauso wie er es mit meinem gemacht hat!“
 

Lucius wandte sich als erster ab, um das triumphierende Lächeln zu verbergen, das um seine Mundwinkel spielte.
 

* * *
 

Neujahr 1999, Gegenwart
 

“Ginnyyyyy!!! Neeeeein!!!“
 

Der Wind trug Ron’s verzweifelte Schreie übers Meer, als er den Besen wendete, und auf die Ghost Riders zujagte. Oh Gott, es konnte nicht sein! Es durfte nicht wahr sein!
 

Vielleicht hatte der Fluch sie nicht erwischt. Vielleicht hatte sie sich nur vom Besen fallen lassen, um ihm auszuweichen, vielleicht lebte sie noch, kämpfte in diesen tosenden Fluten um ihr Leben. Er musste sie finden. Er musste sie zurückholen! Jetzt gleich!
 

“Immobulus!“
 

Doch ein Zauberspruch hielt ihn mitten in der Luft fest. Sein Besen bewegte sich nicht mehr, kein Stück! Als wäre er am Fleck angefroren.
 

Augenblicke später griffen zwei Arme nach ihm, hielten ihn fest, klammerten sich an ihn. “Ron!“ schrie Hermione’s Stimme neben ihm, “du kannst ihr nicht mehr helfen! Ron, sie ist tot!“
 

“Sie ist nicht tot!“ brüllte er und stieß ihre Hand beiseite. Er schlug nach ihr, versuchte mit aller Kraft, sich zu befreien, sich loszureißen. Er hörte ihren Aufschrei, als sie vom Besen fiel, und in die Fluten klatschte, doch er kümmerte sich nicht darum. Sein Besen! Er musste seinen verdammten Besen bewegen. Er musste Ginny retten! Wie ging der verdammte Gegenspruch!
 

Ein Dementor glitt nahe an ihm vorüber, doch er spürte es kaum. Seine Verzweiflung war so mächtig, dass sie ihn ganz und gar ausfüllte, seine Seele in Dunkelheit stürzte. Für diese Kreatur des Todes gab es nichts mehr bei ihm zu holen...
 

* * *
 

Hart klatschte sie auf dem Wasser auf, atmete die salzige Gischt ein, spürte, wie Nässe und Kälte jede Pore ihres Körpers durchdrangen. Über ihr kämpfte Ron immer noch mit seinem Besen, versuchte sich fortzubewegen, sie hörte seine wütenden Schreie durch die Nacht gellen.
 

Mit einem Arm versuchte Hermione sich über Wasser zu halten, während sie mit der anderen Hand in ihren klatschnassen Roben nach ihrem Zauberstab wühlte. Verdammt, die Ghost Riders würden ihn hören! Wenn sie ihn jetzt kriegten, würde das Ginny auch nicht mehr lebendig machen. Ganz im Gegenteil...
 

Ihr Opfer wäre völlig umsonst gewesen...das durfte nicht sein ... Ron musste um jeden Preis gerettet werden...
 

Doch die Ghost Riders nahmen keinerlei Notiz von ihnen beiden, sie schienen gar nicht bemerkt zu haben, dass da noch jemand war. Die dunkle Wolke bewegte sich von ihnen fort, flog zurück in Richtung Küste, verschwand am Horizont und wurde eins mit der Dunkelheit.
 

Mit kältestarren Fingern riss sie ihren Zauberstab heraus. Wo war Harry? Oh Gott, wo war Harry? Kein Lebenszeichen von ihm, so als habe er sich in Luft aufgelöst. Eben hatte sie ihn noch gesehen, ein zischender Blitz in all der Düsternis, doch dann war er wieder zwischen den Ghost Riders verschwunden. Und nicht wieder aufgetaucht...
 

“Finite Incantatem!“
 

Ron war jetzt frei, doch selbst wenn er die Ghost Riders verfolgte, er würde sie nicht mehr einholen können. Er würde in Sicherheit sein, und das war ein Trost. Ein Trost für sie, und sicher auch für die arme Ginny.
 

Doch Ron schien gar nicht die Absicht zu haben, die Ghost Riders zu verfolgen. Er wendete den Besen und suchte in den tosenden Fluten nach seiner Schwester.
 

* * *
 

“Stupefy!“
 

Harry warf sich flach auf den Besenstiel, um einem weiteren Stunner zu entgehen, während er gleichzeitig den Silver Arrow herumriss. Gerade noch konnte er den mächtigen Hufenschlägen einer Nightmare ausweichen, als schon die nächste dicht an seinem Besen vorübergaloppierte. Ein Umhang wehte an ihm vorbei, streifte seine Haare.
 

Blitzschnell rollte er sich auf dem Besen zur Seite um auszuweichen, klammerte sich mit den Beinen fest, um nicht zu fallen und eine freie Hand für den Zauberstab zu haben. Ein Conjunctivitis Curse blendete die Nightmare, welche in Panik stieg, mit schlagenden Hufen um sich trat. Zwar gelang es Gregory Goyle wie durch ein Wunder, sich auf dem Rücken der tobenden Stute zu halten, doch das geblendete Reittier kam den anderen in die Quere. Sie wichen zurück und Harry hatte wieder etwas an Raum gewonnen. Wenn auch nicht viel.
 

Sie umkreisten ihn jetzt, verhöhnten ihn, schnitten ihm den Weg in alle Richtungen ab. Immer noch zischten Sprüche in verschiedenfarbigen Blitzen um ihn herum, doch sie waren vorsichtiger geworden, die Gefahr einen Kameraden zu treffen, war zu groß. Es schien ohnehin seltsam, dass in dem Gewühl aus donnernden Hufen, und zuckenden, nebelhaften Leibern niemand zu Schaden kam, doch die Ghost Riders schienen solche Maneuver exzellent zu beherrschen.
 

Als wären sie lange und intensiv darauf trainiert worden...
 

Harry wandte den Kopf nach links und rechts in dem verzweifelten Versuch, eine Lücke zu erspähen, doch es schien aussichtslos, die Nightmares bewegten sich zu schnell. Er konnte nicht riskieren unter die schlagenden Hufe zu geraten. Wenn sein Besen erst einmal beschädigt war, würde das jede Flucht unmöglich machen. Wieder warf er den Kopf herum, nur um festzustellen, dass sein eigener Atem ihm plötzlich das Gesicht vernebelte.
 

Einen Augenblick lang konnte er nichts erkennen, doch es schien ihm, als ob seine Feinde mit einem Male zurückwichen. Ihr Wall fiel, ihre Mauer wurde aufgebrochen.
 

Doch nur um noch viel Schrecklicheres freizugeben...
 

Noch bevor Harry die sechs oder sieben Dementoren auf sich zu gleiten sah, spürte er ihre Kälte, die ihm den Schweiß auf der Haut gefrieren ließ. Er hob den Zauberstab, griff aber noch nicht an, als er bemerkte, dass die Dementoren nicht nur ihn, sondern auch die Ghost Riders in Angst versetzten. Vielleicht bot sich hier die Gelegenheit, seine Feinde noch weiter zu beschäftigen. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, wusste nicht, wie weit Ron, Hermione und der Rest mit Sirius und den anderen Verletzten schon hatten fliehen können. Waren sie schon außer Gefahr? Je mehr Zeit er seinen Freunden verschaffen konnte, umso besser!
 

Trotz aller Furcht und Kälte spürte er einen Hauch von Triumph. Wenn die Dementoren hier waren, um den Ghost Riders ihre Beute abzujagen, gab es nun niemanden mehr, der New Hogwarts noch verfolgte. Sie waren gerettet. Er hatte es geschafft. Sein Ablenkungsmaneuver war ihm geglückt...
 

“Expecto Patronum!“
 

Alles um ihn herum verschwand in nebelhaftem Licht, als eine riesige silbrige Schlange durch ihn hindurchglitt, und auf die Dementoren zuschnellte. Es war eine Königskobra, und als sie sich fauchend aufbäumte und ihre mächtige Haube spreizte, konnte er deutlich das brillenförmige Symbol erkennen, welches in ihrem Nacken schillerte. Sie stieß zu, schlug ihre spitzen Fangzähne in die schwarzen Gestalten vor ihr, und trieb sie langsam zurück.
 

Im nächsten Moment schlangen sich pflanzenartige Ranken um ihn, so fest, dass sie ihm den Atem raubten. Sie pinnten seine Arme am Körper fest und einen Augenblick später wurde er grob vom Besen gerissen. Führungslos zischte der Silver Arrow durch die Luft, bis er schließlich ins Meer klatschte.
 

Zunächst schien es, als wolle Draco Malfoy seinen Gefangenen hinter sich herschleifen, doch dann überlegte er es sich anders, und warf ihn vor sich in den Sattel. Mit einem kurzen Ruck an den Zügeln wendete er die Nightmare und galoppierte auf die Küste zu.
 

Seine Ghost Riders folgten ihm.
 

* * *
 

“Ginny ... oh Ginny!“
 

Ron kniete auf dem harten Felsenboden der Küste und hielt die leblose Gestalt seiner Schwester in den Armen. Er drückte sie an sich, als könne er sie dadurch zurückholen, als könne die Wärme seines Körpers ihr das Leben wiedergeben.
 

Er schien Hermione nicht zu bemerken, die sich ihm näherte, zitternd, klatschnass, mit vorsichtigen Schritten. Unter dem Arm trug sie Harry’s Silver Arrow, mit dem sie sich aus dem Wasser gerettet hatte. Was aus ihrem eigenen Besen geworden war, wusste sie nicht.
 

“Ron ... ich....“
 

“Bleib weg von mir,“ schluchzte er und verbarg das Gesicht in Ginny’s nassem Haar. “Es ist alles deine Schuld! Und Harry’s genauso! Hättet ihr Malfoy nicht vertraut, hättet ihr euch nur nicht auf diesen hirnrissigen Plan eingelassen! Dann wäre sie jetzt noch...dann wäre sie nicht...“
 

“Ron ... du...“
 

Er fuhr herum, und als sie die tiefe Verzweiflung in seinen Augen sah, verstummte sie. Seine Vorwürfe taten ihr weh, doch sie waren nichts gegen den Schmerz, den sie über Ginny’s Verlust empfand. Und ihr eigenes schreckliches Schuldgefühl.
 

“Nein, ich bin selbst schuld.“ Ron stand auf, und legte Ginny behutsam in den Sand zwischen die Felsen. “Ich hab’ es genauso zugelassen wie ihr ... ich sagte, bleib’ weg von mir, Hermione!“ Er wich ein paar Schritte zurück, und wehrte sie ab, als sie versuchte, ihn zu umarmen. “Warum hast du mich aufgehalten? Warum, verdammt noch mal, hast du mich sie nicht retten lassen?“
 

“Ron, begreifst du denn nicht, ich musste es tun!“ Ein Schluchzen durchbrach ihre Stimme, als sie die Hand nach ihm ausstreckte. “Es war schon zu spät, du hättest dich nur selbst umgebracht! Ginny hätte das nicht gewollt!“
 

“Wie klug du doch bist.“ Seine Stimme klang hart wie Stahl. “Du und Harry, ihr wisst immer alles besser, nicht wahr? Ihr habt immer alles im Griff! Wir anderen sind doch nur Staffage! Und damit wir niederen Subjekte dem Königspaar nicht in die Quere kommen, werden wir mit Halbwahrheiten und netten kleinen Lügengeschichten gefüttert!“
 

Ron riss seinen Zauberstab heraus und richtete ihn auf Hermione. All die Verzweiflung der letzten Stunden flammte in ihm hoch wie eine Feuersbrunst. Der reißende Schmerz über Ginny’s Verlust, die brennende Wut darüber, dass die Menschen, denen er am meisten vertraut hatte, ihn beide belogen hatten. Seine eigene entsetzliche Hilflosigkeit, als der giftgrüne Strahl auf seine kleine Schwester....
 

“Was willst du tun!“ schrie Hermione. “Mich angreifen?“
 

Sie stand vor ihm, dasselbe Mädchen, das er noch vor wenigen Stunden geküsst hatte, das Mädchen, das er geglaubt hatte, zu lieben. Das Mädchen, das ihn hinterrücks angegriffen hatte, als er versucht hatte, seine Schwester zu retten...
 

“Ich hab’ nichts mehr mit euch zu schaffen,“ entgegnete er kalt. “Nicht mit dir, nicht mit Harry. Ich hab’s verdammt noch mal satt, von euch belogen und manipuliert zu werden! Ich bin fertig mit euch!“
 

“Ron, du weißt nicht, was du da redest!“
 

“Doch, Hermione!“ Er schwang sich auf seinen Besen. “Ich weiß genau, was ich rede!“
 

“Ron, nicht!“ In dem verzweifelten Versuch ihn aufzuhalten, rannte sie auf ihn zu, doch im selben Augenblick schoss er ihr einen roten Blitz vor die Füße, zwang sie zurückzuspringen, wenn sie nicht mitten in den Entwaffnungszauber laufen wollte. Mit einem harten Tritt stieß er sich vom Boden ab und schoss in die Dunkelheit davon, ohne sich noch einmal nach ihr umzublicken...
 

Hermione brach neben Ginny’s Leiche in die Knie...
 

Weit in der Ferne leuchtete das Dunkle Mal am Himmel, tauchte die Klippen in ein unheimliches grünes Licht!
 

* * *
 

“Morsmordre!“
 

Sie kamen aus allen Richtungen angeflogen, kamen um sich um ihren Anführer zu scharen, ihre Mienen angespannt und voller Erwartung. Er hatte das Zeichen des Dunklen Lords in den Himmel geschrieben, das musste einen Sieg bedeuten. Einen glorreichen Sieg für die Streitkräfte Voldemort’s.
 

Einen Sieg für die Ghost Riders...
 

Nicht für die Blood Legion, allerdings. Macnair hatte auf der ganzen Linie versagt. Nein, diese Nacht gehörte den Ghost Riders und den Ghost Riders allein!
 

“Als ich das Kommando über unsere Truppe übernommen habe, hab’ ich euch Ruhm versprochen.“ Draco Malfoy war auf einem Hügel gelandet und blickte mit stolz erhobenem Kopf in die Menge, sein wehender schwarzer Umhang bauschte sich um seine schlanke Gestalt. “Ich habe euch versprochen, dass wir nicht länger im Schatten anderer stehen, sondern uns beweisen und unserer wahren Bestimmung folgen werden. Wir haben hart trainiert, um dieses Ziel zu erreichen und jeder von uns, jeder einzelne hat bis zum Letzten dafür gekämpft. Und heute Nacht, heute Nacht ist es soweit!“
 

Eisiger Triumph glitzerte in seinen stolzen Augen. “Heute Nacht haben wir unserem Meister bewiesen, dass er auf uns zählen kann. Wir sind seine Armee. Seine Teufelshunde. Phantome der Nacht, Dämonen der Finsternis, Alptraum all jener, die es wagen, sich ihm entgegenzustellen. Wir sind seine mächtige Klaue, die aus dem Nachthimmel reicht, um seine Feinde zu zerquetschen. Wir haben für ihn gesiegt, wo andere vor uns versagt haben. Seht her!“
 

Ein Raunen lief durch die Menge, eine Unruhe breitete sich aus, als sich jeder nach vorn drängte, um einen neugierigen Blick auf den Gefangenen zu erhaschen, welcher gefesselt vor Draco im Sattel lag. Könnte es möglich sein? War dies wirklich...?
 

Anstelle einer Erklärung griff Draco in das zerzauste schwarze Haar des Gefangenen und riss seinen Kopf zurück, damit alle sein Gesicht sehen konnten.
 

Und die blitzförmige Narbe auf seiner Stirn.
 

Einen Augenblick lang glotzten sie wie gebannt, doch dann wich jegliche Erstarrung einem ohrenbetäubenden Jubel. Aus voller Kehle schrieen die Jungen ihre Begeisterung heraus, dies war ihre Nacht, ihr Sieg, ihr Triumph. Ihre glorreiche Zukunft hatte endlich begonnen...
 

“You know me!“
 

“Evil Eye!” Sie johlten die Antwort wie aus einem Munde, ein Meer aus wogenden Armen erhob sich aus der Menge und formte das Zeichen der Schlange.
 

You know me!”
 

“Prepare to die!“ Eine feurige Faszination entflammte, durchfegte die Menge, wie ein sich ausbreitender Buschbrand, rasend und unaufhaltsam.
 

“You know me!”
 

“The Snakebite Kiss!” Einem Lavastrom gleich, heizten Jubel und Begeisterung das Blut auf, flossen glühend die Adern entlang, brachten es langsam, aber sicher zum Brodeln.
 

“Devil’s Grip, the Iron Fist!”
 

Malfoy hatte Wort gehalten. Ihr Traum hatte sich erfüllt.
 

* * *
 

“Crabbe, Goyle, Bulstrode, zu mir!” Während seine Leute immer noch jubelten und mit verzückten Augen ihren Triumph herausschrieen, war Draco bereits wieder klar, es gab jetzt Dringenderes zu erledigen. “Ich reite sofort los, und verständige meinen Vater, Vince und Greg, ihr reitet ebenfalls, aber in andere Richtungen. Falls wir beobachtet werden, wissen sie nicht, wem sie folgen sollen. Fliegt einfach geradeaus weiter, und checkt ab und zu eure Feuerschalen, ihr bekommt Bescheid, wenn ihr zum Leaky Cauldron zurückkehren könnt.”
 

“Verstanden.” Die beiden Jungs nickten.
 

“Mill, du bringst die Ghost Riders zum Leaky Cauldron. Ihr könnt dort den Rest der Nacht feiern, Freibier für alle, oder was immer sie saufen wollen. Ich werd’ so schnell wie möglich wieder zu euch stoßen. Falls die Blood Legion auftaucht, und euch Ärger macht, behaltet die Nerven, ich kümmer’ mich um alles. Haltet sie hin, lasst euch auf nichts ein, am allerwenigsten auf einen Kampf. Du musst reden und Macnair beschäftigen, es ist vollkommen egal, was du ihm erzählst.”
 

Ohne auf ihre Verwirrung zu achten, berührte er seine Kehle mit dem Zauberstab, um sich wieder Gehör zu verschaffen. Wie nicht anders erwartet, rief die Aussicht auf eine Party eine erneute Welle an Jubelgeschrei hervor.
 

“Draco, warte!“ Millicent versuchte, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen, das war alles ein wenig viel auf einmal. “Du willst allein ... aber du weißt doch gar nicht, wo die Schattenfestung sich ... was ist, wenn du angegriffen wirst? Und ich soll solange...?”
 

“Das Kommando übernehmen, richtig,” nickte er. “Mach’ mir keine Schande, Bulstrode.”
 

Ohne ein weiteres Wort gab er seinem Reittier die Sporen und galoppierte in die Nacht davon. Sie konnte nur noch fassungslos seinem wehenden Umhang hinterherstarren.
 

* * *
 

“Ihr habt Malfoy gehört, Leute! Auf zum Leaky Cauldron!“
 

Millicent senkte die Stimme um ihre Nervosität zu verbergen, sie durfte sich jetzt keinerlei Unsicherheit erlauben. Zum Glück waren ihre Kollegen noch viel zu euphorisch, um sich darüber Gedanken zu machen, dass sie Befehle von einem Mädchen entgegennehmen sollten. Als sie ihre Nightmare wendete und losgaloppierte, folgten sie ihr ohne jede Verzögerung.
 

“Halt! Sofort anhalten!“
 

Schrill, geifernd, und durch den Sonorus Charm verstärkt, gellte Macnair’s Stimme in ihren Ohren. Rote Roben materialisierten sich überall um sie herum und schwebend über ihnen, die Zauberstäbe drohend auf ihre potentiellen Gegner gerichtet. Um sie herum flackerte die Luft, während ein monotones Gemurmel ihren Lippen entströmte – sie bauten einen Schild auf. Um sich selbst schützen, oder die Ghost Riders an der Flucht zu hindern, wer konnte das schon genau sagen?
 

“Ich, Grand Dragon Macnair, fordere die sofortige Herausgabe des Gefangenen Harry Potter. Widerstand wird unverzüglich mit dem Tod bestraft.“
 

’Ruhe bewahren,’ ermahnte sich Mill und umklammerte ihre Zügel fester. Macnair hatte zwar das Recht, sie anzugreifen, aber es war unwahrscheinlich, dass er davon Gebrauch machen würde. Ein offener Kampf zwischen den beiden Truppen würde auch bei der Blood Legion hohe Verluste fordern, das musste ihm selbst in seiner jetzigen gereizten Verfassung bewusst sein.
 

“Ich bin Bulstrode, derzeitig im Besitz des Kommandos über die Ghost Riders. Ein Gefangener dieses Namens befindet sich nicht in unserer Gewalt.“
 

“Lüge!“ schrie Macnair, der Zauberstab in seiner Hand erzitterte vor Wut. “Wo ist Malfoy?“
 

“Captain Malfoy ist im Moment indisponiert.“ Erleichtert stellte sie fest, dass ihre Stimme nicht zitterte. “Er hat mir das Kommando übertragen und ich wiederhole, der dessen Name nicht genannt werden darf, ist nicht unser Gefangener.“
 

Trotz aller Nervosität verspürte sie einen grimmigen Triumph, lange genug hatten sie sich von der Blood Legion Unverschämtheiten bieten lassen müssen. Jetzt hatten sie ganz klar die Oberhand, und Macnair wusste das auch, ebenso wie ihre eigenen Leute. Einige Schritte hinter ihr kicherten Terence Higgs und Blaise Zabini hinter vorgehaltenen Händen. Dass sich der arrogante Führer der Blood Legion von einem Ghost Rider, noch dazu einem Mädchen abkanzeln lassen musste, würde noch Gesprächsstoff für viele Parties bieten.
 

“Ich gebe dir noch genau eine halbe Minute!“ Macnair’s Stimme überschlug sich, und unwillkürlich umklammerte Mill ihren Zauberstab fester. Hatte sie vergessen, wie gefährlich ein in die Enge getriebener Gegner sein konnte? Walden Macnair hatte nichts mehr zu verlieren, außer seinem Ruf bei den eigenen Leuten. Und dieser Ruf würde auf ewig hinüber sein, wenn er jetzt nachgab...
 

Die erste Reihe der Blood Legion kniete nieder, damit sie den hinteren nicht in die Quere kam. Jetzt schien die leise Unruhe auch die Ghost Riders zu erfassen, das Gelächter verstummte, das Grinsen verschwand von ihren Mienen. Angst macht sich breit. Aufgekratzt scharrten die Nightmares mit den Hufen, ein dünnes Wiehern durchbrach die Stille der Nacht.
 

Wie zwei Mauern standen sich Rot und Schwarz gegenüber...
 

“Erst auf Kommando angreifen. Wir dürfen auf keinen Fall den ersten Schlag führen, davor hat uns Malfoy gewarnt. Reductorflüche nach oben, dort ist ihr Schild am schwächsten. Wir dürfen uns nicht von ihnen einkesseln lassen. Wir können aus der Luft angreifen, dadurch sind wir im Vorteil.“
 

Die Jungen nickten, und gaben ihre Anweisungen ohne zu zögern weiter. Wie es schien, hatten sie den Ernst der Lage begriffen.
 

Bei Merlin, hätte ihr jemand noch vor einigen Minuten gesagt, sie würde die Ghost Riders in eine Schlacht führen, sie hätte nicht gewusst, ob sie lachen oder vor Angst weglaufen sollte...
 

“Auf mein Kommando!“
 

Die kalte Wut pochte in seinen Venen, zum ersten Mal seit langer Zeit war er nicht in der Lage, seinen Zauberstab ruhig zu halten. In einer Nacht alles gewonnen, in einer Nacht alles verloren. Jetzt blieb ihm nur noch...
 

“Walden, ich bin nicht zufrieden mit dir.“
 

Brennender Schmerz durchzuckte ihn, sein linker Arm glühte wie in Feuer getaucht. Seine Nervenenden loderten, eine Erschütterung wanderte durch seinen Körper und er strauchelte, schaffte es nur mit Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
 

“Vater?“ Tod eilte an seine Seite um ihn zu stützen, doch er wehrte ihn ab. “Bring die Blood Legion zurück ins Hauptquartier,“ zischte er zwischen zusammengepressten Lippen hervor. “Ich übertrage dir das Kommando, bis ich wieder zurück bin.“ Seine Augen wurden glasig, so als konzentriere er sich auf eine Stimme, die nur er wahrnehmen konnte.
 

“In dieser Nacht meines Triumphs will ich euch an meiner Seite wissen, meine Diener. Ich rufe euch nach Ezhamavid.“
 

* * *
 

ich frage mich, ich frage mich, weißt du, was ich mich frage?
 

uhm, george, den eyecatch hatten wir schon...
 

extra Extra EXTRA
 

uhm fred, wir sind noch nicht am ende der folge...
 

aber soviel zeit ham wir nicht mehr
 

wir müssen jetzt los...flieger geht
 

und wir müssen noch kucken, wie wir unsere klodeckel durch die sicherheitskontrollen bringen
 

also dann sagen wir euch jetzt mal tschüß
 

war eine lange lange lange fanfiction
 

und ihr habt ganz tapfer durchgehalten
 

also lasst euch noch mal alle ganz kräftig knuddeln und drücken
 

ihr seid nämlich toll,
 

und wir ham euch lieb
 

ganz doll!!!
 

werden euch schrecklich vermissen
 

yep, vielen vielen lieben dank für drei aufregende und abenteuerliche jahre
 

von yama und auch von uns
 

Das As der Amulette: Izumilucius

Die Zwei der Amulette: Merlefred, Danigeorge

Die Drei der Amulette: Miakaharry, Akioron, Akan(h)ermione

Die Vier der Amulette: Yurilein, loveharuka, Devil_SSJPan, ShadowAndromedar

Die Fünf der Amulette: RainbowAmy, ChoChang, schwarzerphoenix, Cleo-San, Aenigma

Die Sechs der Amulette: Chireel, Sternschen, Frosch, serena2004, hamasaki-chan, Calisto,

Die Sieben der Amulette: leokid, Doro-chan, Leviathan, Schokokrümel, mel2, Lupinus, Fuma14,

Die Acht der Amulette: Volvagia, Dax, Reeks, Mad-Vad, Jani-chan, Mono, Saruna, melL

Die Neun der Amulette: Jeanca, teufelchen_netty, HorusDraconis, Tamaryn12, Alanachan, Sakuramaus, StonneCaris, fireang1234, Rory, BananaBeachBibi
 

Die Prinzessin der Amulette: Sabi-chan-Harry-Slyth-Kitty

Der Prinz der Amulette: Taichiiisako

Die Königin der Amulette: Marijke mit ei

Der Ritter der Amulette: Vanilliaschokoladia
 

Das As der Kessel: Sanna-chanmione

Die Zwei der Kessel: Blaise_no_Hikari, Sparkling,

Die Drei der Kessel: moonspell, Michael82, Kazumi Hidaka

Die Vier der Kessel: Syries, FuccaGinnie, ayashain, arhaZ

Die Fünf der Kessel: Yamataki, Saturnchan, devileye, chryssantes, phoenixfeder

Die Sechs der Kessel: kusakabe_marron, mskd, tita-kun, KittyNinaChan, Miyazawa-chan, Phineas

Die Sieben der Kessel: Katinchen012, swan, Elena, 1234567890, Bele, Lara-Lynx, xZwergX

Die Acht der Kessel: saturumon13, tini, blub, Talvi, yvi, Lany, Kadriya, Nurija

Die Neun der Kessel: AnneWeasley, Georgieteddy, Tia, Sombra, Len, Cass, Aquila, Hesaki, Elies
 

Die Prinzessin der Kessel: niedliches Mädel, hat Mail geschrieben, Yamaschussel find’ ned mehr

Der Prinz der Kessel: AnnaMoonlight

Die Königin der Kessel: Noch ’ne Mailschreiberin, hat anhand des Musicals erraten, wie AD ausgeht

Der Ritter der Kessel: Francis
 

Das As der Zauberstäbe: Feary

Die Zwei der Zauberstäbe: liz, Vengari,

Die Drei der Zauberstäbe: darwion, Thiuri, Rhanna

Die Vier der Zauberstäbe: Maeve, IchbinIch, Nix, kerbie

Die Fünf der Zauberstäbe: stoned, cruché, Fin-Phoenix, Dfan, Lyn

Die Sechs der Zauberstäbe: morgaine, Miranda, Diamonddust3, La Rabiata, Ruka, cendra

Die Sieben der Zauberstäbe: HeRmIoNeBlackstar, Slyzzer, aragolas, Rhia, Tolotos, Riddle2, Sae

Die Acht der Zauberstäbe: Blue*Eyes, Rikku, Daphne, Tyrande, Stefanie, Nyssa, original-kp, lindsy

Die Neun der Zauberstäbe: JuliaMalfoy, Mr Mingles, Narcissa, EvilTwin1, nightmares-daughter, NarcissaMalfoy666, (Black)Luna, pirat, Kate McLeod
 

Die Prinzessin der Zauberstäbe: Neca

Der Prinz der Zauberstäbe: Dreamdancerin

Die Königin der Zauberstäbe: Nikola

Der Ritter der Zauberstäbe: RaveStarm
 

Das As der Schwerter: Bernd K.

Die Zwei der Schwerter: Sebastian, Terraformer

Die Drei der Schwerter: Draco’s Girl, Schnuffel, Concaela

Die Vier der Schwerter: Nyx, Wandelstern, Mara, Artemis1000

Die Fünf der Schwerter: Slavka, Nily, Angel-of-Mystik, Abysserian, Schoko

Die Sechs der Schwerter: Oriona, schwarzeelbin, Ninagiku, G.F.Sirius, Bickie, Eva van Werden

Die Sieben der Schwerter: Plasmagun, Lokus, Sailorsaturn113, die-na, vampiry, Dany, Zuna

Die Acht der Schwerter: juli, Hopi, BTina, edi, Syra, Sarah, Lia, acralon, cherry, Moonlily

Die Neun der Schwerter: SamanthaBlack, Taree (Erbnschwäster), tentakula, Maxine (Maxie *g*), Snuffkin, Natascha, Astarothe, Gilgalad, Zissy, Kasseopeia
 

Die Prinzessin der Schwerter: Dawnkarnickel

Der Prinz der Schwerter: Berufrodofuchs

Die Königin der Schwerter: Kitsune to Neko to Anna to Coram

Der Ritter der Schwerter: Ebi “Ebilein“ Potter
 


 

und wenn wir jemanden vergessen haben, dann war das schusselichkeit und nix absicht. am besten LAUT schreien (oda gleich ein neues review schreiben *ggg*, dann kommt ihr in cycle of the snake)
 

so, dann gibt’s noch was für alle, die
 

- regelmäßig über Updates informiert werden wollen

- sich für die Backroundinfos interessieren,

- Fragen zur Story haben,

- oder einfach nur über AD labern wollen.
 

http://de.groups.yahoo.com/group/AmicusDraconis/ - die Yahoogroup zur Fanfiction
 

na ja, wird ’ne weile dauern, bis wir uns wiedersehen, aber wir denken an euch
 

und vielleicht denkt ihr auch ab und zu mal an uns
 

und eines tages kommen wir wieder!
 

ciao ihr süßen! macht’s gut!
 

küsschen von fred für alle heißen mädels
 

und küsschen von george für alle sexy jungs
 

so long, dear friends
 

man liest sich in einem anderen leben...einem neuen zyklus...
 

und jetzt schaltet eure cd player ein und lasst ’Heart of Steel’ laufen, während ihr weiterlest
 

* * *
 

“Bevor wir unsere Berichte sammeln, und uns unseren Plänen für das neue Jahr widmen, muss ich ihnen allen etwas mitteilen.“ Minerva McGonagall machte eine Pause, und rang mühsam nach Fassung. Auf dem Gesicht der sonst so beherrschten und gefassten Frau zeigte sich eine verzweifelte Hilflosigkeit, und noch bevor sie weitersprach, wusste jeder einzelne ihrer Zuhörer, dass etwas Schreckliches geschehen sein musste.
 

“Die furchtbaren Ereignisse, die manchen von ihnen bisher nur als Gerüchte zu Ohren gekommen sind, entsprechen der Wahrheit. Gegen unsere ausdrücklichen Wünsche haben unsere ehemaligen Hogwarts Schüler eine Rettungsaktion für Sirius Black durchgeführt, welche zwar erfolgreich verlief, aber um welchen Preis! Eine Schülerin, Ginny Weasley, ist bei dieser Aktion ums Leben gekommen, und viele weitere wurden verletzt. Sirius Black konnte befreit werden, hat aber derzeit das Bewusstsein noch nicht wieder erlangt. Des Weiteren wurde Harry Potter gefangen genommen, und befindet sich jetzt in der Gewalt Voldemort’s. Wir wissen noch nichts Genaues, vermuten aber, dass er noch am Leben ist.
 

Build a fire

A thousand miles away

To light my long way home
 

“Im Zeichen dieser Ereignisse wollen wir nun darüber beraten, ob wir einen neuen Dialog mit den jungen Hexen und Zauberern eröffnen wollen, die sich selbst “New Hogwarts“ nennen, möglicherweise eine Zusammenarbeit, die unseren Kampf unterstützen, und uns dabei helfen kann, weitere Opfer zu vermeiden.
 

Bevor wir aber unsere Diskussion beginnen, lassen Sie uns für einen Moment schweigen, liebe Freunde. Denken wir an Ginny Weasley und all diejenigen, die ihr Leben im Kampf gegen Voldemort’s Schreckensherrschaft verloren haben. Denken wir auch an unsere Freunde, die verwundet, oder in Gefangenschaft sind, und wünschen ihnen den Mut und die Kraft, den Schmerz und die Dunkelheit zu überstehen, und nicht aufzugeben. Lassen Sie unsere Gedanken ein Licht sein, welches wieder Hoffnung in ihre Herzen bringt...
 

I ride a comet

My trail is long to stay

Silence is a heavy stone...
 

Ophelia Flowerfield vergrub ihr Gesicht in dem Plüschkraken, den Neville und Coral für sie zu Weihnachten gemacht hatten. Warum hatte sie als Einzige keine Weihnachtsnachricht bekommen? Hatten ihre Eltern sie vergessen? Hatten sie sie nicht mehr lieb? Ein halbes Jahr war so schrecklich lang...
 

Manchmal kam ihr früheres Leben ihr wie ein Traum vor. Und manchmal, kurz vor dem Aufwachen, wenn ihre Augen noch geschlossen waren, stellte sie sich vor, sie läge daheim in ihrem Bett. Und dann glaubte sie schon, die Stimme ihrer Mutter zu hören, die sie weckte, weil es Zeit für die Schule war.
 

Aber es war nur ein Traum, nicht mehr. Würde sie ihre Eltern jemals wiedersehen?
 

I fight the world

And take all they can give

There are times my heart hangs low
 

Obwohl es um ihn herum schon längst dunkel geworden war, hatte Severus Snape kein Licht gemacht. Er starrte immer noch auf seine ineinander verschränkten Finger, auch wenn er sie kaum noch erkennen konnte. Verdammt, er war so nah dran gewesen, so nah...
 

Und jetzt hieß es wieder warten. Geduldig sein. Das Spiel weiterspielen, auf die nächste Chance hoffen. Es war nur ein Rückschlag gewesen, er würde die Zähne zusammenbeißen und weitermachen. So, wie er es immer tat.
 

Verdammt, er war so nah dran gewesen...
 

Born to walk against the wind

Born to hear my name

No matter where I stand I'm alone
 

Es war alles ein furchtbarer Fehler gewesen, und noch nie war ihm das so sehr bewusst geworden, wie heute. Nichts von all den Träumen seiner Eltern hatte sich erfüllt, es gab kein glorreiches Zeitalter, nur Tod und Zerstörung. Und es würde schlimmer werden...noch schlimmer.
 

Viktor Krum starrte über die niedrige Mauer hinweg hinunter ins Tal. Wenn der Dunkle Lord erstmal die Herrschaft über Osteuropa errungen hatte, würden seine Eltern schon merken, worauf sie sich da eingelassen hatten. Aber dann würde es zu spät sein...viel zu spät. Er musste jetzt handeln, er hatte schon genug Zeit vergeudet. Und genug falsch gemacht.
 

Oh Gott, er hätte sie niemals gehen lassen dürfen! Niemals...
 

Stand and fight

Live by your heart

Always one more try

I'm not afraid to die
 

“Ja, wir haben Schluss gemacht, aber eigentlich lief es schon die ganze Zeit davor nicht so gut. Mandy und ich haben einfach keine Gefühle mehr füreinander. Ich weiß nicht, wie ich dir das sagen soll, ohne dass es komisch klingt, aber ich hab’ mich schon vor einer ganzen Weile in ein anderes Mädchen verliebt. Und dieses Mädchen bist du, Lisa...“
 

“Nun, ich fühle mich natürlich geschmeichelt.“ Lisa Turpin lächelte Terry Boot freundlich an. “Und ich hoffe, du kriegst das nicht in den falschen Hals, ich mag dich wirklich gern, Terry. Aber du bist halt nur ein guter Freund für mich...ich hoffe, du bist jetzt nicht enttäuscht.“
 

Stand and fight

Say what you feel

Born with a heart of steel
 

“Das macht dann acht Pfund und fünf Shilling.” Mit einem Lächeln übereichte Bridget Hanson der Kundin ihren Kassenzettel. “Soll ich’s vielleicht als Geschenk einpacken, Ma’m?“
 

“Oh nein, das ist für mich!” Die alte Frau drückte das Mädchenparfum an sich, und Bridget bemühte sich, nicht zu grinsen. Manche Dinge änderten sich wirklich nie.
 

Andere schon. Mit einem Anflug von schlechtem Gewissen dachte sie daran, dass sie Jenny wieder einmal Blumen bringen sollte. In letzter Zeit war alles recht stressig gewesen, der Umzug, das Weihnachtsgeschäft, schon wieder Knatsch mit den Eltern. Und dann war da noch Jack...
 

Burn the bridge behind you

Leave no retreat

There's only one way home
 

Hart schlug sein Körper auf dem Boden auf, der erste physische Schmerz, der wieder in sein Bewusstsein vordrang. Ron Weasley wusste nicht, wie lange er geflogen war, als ihn schließlich die Kräfte verließen. Der Regen, die Kälte, die Anspannung seiner Hände, welche den aufgesplitterten Besenstiel umklammert hielten, bis sie bluteten – nichts davon hatte er gespürt. Gar nichts.
 

Sie war fort. Für immer. Er hatte sie nicht beschützen können. Sie war seine kleine Schwester, und er hatte sie nicht beschützen können. Er hatte versagt. Wie sollte er seiner Familie jemals wieder unter die Augen treten?
 

Das würde er nicht. Eine andere Antwort auf diese Frage gab es nicht, konnte es gar nicht geben. Genauso wenig, wie er Harry und Hermione jemals wiedersehen wollte. Sollte Voldemort Harry doch haben! Es geschah ihm Recht. Er hatte Draco Malfoy vertraut, und Draco Malfoy hatte Ginny ermordet...seine kleine Ginny. Er würde dafür büßen. Malfoy würde diesen Mord mit dem Leben bezahlen...
 

Ron ballte die Hand zur Faust, und spürte wie das Blut zu Boden tropfte...
 

Those who laugh and crowd the path

And cut each other's throats

Will fall like melting snow
 

“Okay, Leute, wir fliegen das Maneuver jetzt noch mal, und diesmal konzentriert ihr euch!” gellte Angelina Johnson’s Stimme durch das Stadion. Mühsam rappelte Oliver Wood sich hoch, und tastete hinter sich, nach seinem Besen. Diese blöden Bludger...
 

Training für die Nationalmannschaft war alles andere als ein Zuckerschlecken. Im neuen Jahr würden sie ihr erstes richtiges Spiel haben und es würde ein Auswärtsspiel sein. Angelina hatte Recht behalten, sie würden viel herumkommen, und das war auch gut so....
 

“Los, ihr Trantüten!“ schrie sie und ihr langer Zopf wehte ihr nach, als sie dem Quaffle hinterher jagte.
 

They'll watch us rise

With fire in our eyes

They'll bow their heads

Their hearts will hang low
 

“Ganz ruhig, Junge, ganz ruhig, das haben wir gleich!“ Vorsichtig schob Charlie Weasley seine Hand zwischen die braunschillernden Schuppen. Ein Stückchen Ast, kein Wunder, dass Norbert sich das Zaumzeug nicht mehr anlegen ließ. Das Ding musste ihn ziemlich jucken, vielleicht hatte es ihm sogar die Haut wund gescheuert.
 

Mit einem Ruck zog Charlie das Holz heraus und warf sich noch im selben Moment zu Boden, als der gewaltige Drache sich fauchend aufbäumte und einen Feuerstrahl in seine Richtung schnaubte. Charlie rollte sich beiseite, und zog sicherheitshalber seinen Zauberstab, doch Norbert hatte sich bereits wieder beruhigt, und begnügte sich damit, ihn argwöhnisch zu betrachten.
 

Immerhin ein Anfang. Bemüht, hastige Bewegungen zu vermeiden, stand Charlie auf, und ging in die Höhle, um die Wundsalbe zu holen.
 

Then we'll laugh and they will kneel

And know this heart of steel

Was too hard to break

Too hard to hold
 

Heller und heller strahlte das Licht des Phoenix, seine Wärme ein mächtiger Schild gegen das eisige Dunkel um ihn herum. Das Grauen konnte ihn nicht berühren. Es hatte keine Gewalt über ihn.
 

Das Grauen konnte ihn nicht berühren. Es hatte keine Gewalt über ihn...
 

Noch hielt sein Schutz, noch hatte sein Geist genügend Kraft, sich gegen die Folterungen seines Körpers zur Wehr zu setzen. Noch behielt er seinen Verstand, mitten im Wahnsinn der Dementoren. Doch Albus Dumbledore wusste nur zu gut, dass auch seine Macht nicht ewig reichen würde. Sein Schild wurde brüchig. Seine Kräfte erlahmten. Wenn es seinen Freunden und Mitstreitern nicht bald gelang, ihn hier rauszuholen, würde er ihrem Kampf nicht mehr von Nutzen sein können...
 

Stand and fight

Live by your heart

Always one more try

I'm not afraid to die
 

“Ich glaube, er tut das mit Absicht.“ Madam Malkin stellte ihre Teetasse ab, und griff wieder nach dem Strickzeug in ihrem Schoß. “Er liebt es, mich zu erschrecken.“
 

“Husch, weg da, wir wollen deine Haare nicht auf dem Tisch haben.“ Mit einer Handbewegung verscheuchte Arabella Figg das Grinsen, welches sich über dem Tisch materialisiert hatte. Einen Moment später erschien es über dem Sofa und bekam Augen, welche ihr einen beleidigten Blick zuwarfen.
 

Madam Malkin stand auf, und schlurfte zum Sofa hinüber. “Er hat eine Nachricht,“ stellte sie fest, als sie den mittlerweile vollständigen Crookshanks am Hals kraulte. “Hoffentlich ist nicht wieder was passiert, wir hatten für heute schon genug schlechte Neuigkeiten.“
 

Stand and fight

Say what you feel

Born with a heart of steel
 

“Ich wünschte, ich hätte eine bessere Antwort, mein Freund.“ Deutlich konnte Hagrid die Enttäuschung in Firenze’s Stimme hören. “Aber ich fürchte, meinem Volk ist einfach noch nicht klar, wie groß die Gefahr ist. Sie glauben immer noch, dass ein Krieg zwischen Zauberern sie nichts angeht.“
 

“Da ham sie sich schwer getäuscht!“ Düster starrte Hagrid auf den Waldboden hinunter. “Wenn die Death Eaters im Forbidden Forest einfallen, sach nicht, ich hätt’ euch nich’ gewarnt!“
 

“Bisher hat der, den die Menschen den Dunklen Lord nennen, keinen Versuch gemacht, in unseren Wald einzufallen,“ erklärte Firenze. “Mein Volk glaubt, wenn wir uns weiterhin ruhig verhalten, wird er sich nicht für uns interessieren, und wir werden in euren Konflikt nicht mit hineingezogen...“
 

Stand and fight

Live by your heart

Always one more try

I'm not afraid to die
 

“Hör zu, ich weiß nicht, wie das alles weitergeht. Ich weiß nicht, was noch alles auf uns zukommen, und wie viel Zeit uns noch bleiben wird. Ich weiß nur, dass ich dich liebe, und dass ich alle Zeit, die mir bleibt, mit dir verbringen möchte.“
 

Ernie Macmillan ließ sich vor Hannah Abbott auf ein Knie nieder, und öffnete seine Hand. Darauf lag ein selbstgeschnitzter Ring aus Holz.
 

“Hannah, willst du meine Frau werden?“
 

Stand and fight

Say what you feel

Born with a heart of steel
 

Die Dunkelheit schien undurchdringlich, und manchmal glaubte er darin, noch dunklere Schatten zu erkennen. Aber immer, wenn er genau hinsah, entzogen sie sich seinem Blick. Alles war seltsam verschwommen, und er war so müde. Wozu denn noch aufstehen? Wozu denn noch weitergehen?
 

Ein Schmetterling. Ein winziger Farbtupfer in all der Schwärze. Er flatterte um seine Nase herum und sein bunter Staub machte ihn niesen. Er hob die Arme, um ihn zu verscheuchen, doch er verschwand nicht. Es war ein hartnäckiger Schmetterling. Und eine Nervensäge dazu.
 

Mühsam stemmte er sich hoch und ging einen Schritt. Und noch einen. Und noch einen. Und noch einen. Den letzten.
 

Als das Licht der Morgensonne ins Zimmer fiel, schillernd wie ein Paar diamantene Flügel, schlug Sirius Black die Augen auf.
 

Stand and fight

Live by your heart

Always one more try

I'm not afraid to die
 

“Ein Schmetterling? Du musst geträumt haben.” Zärtlich beugte Remus Lupin sich über seinen Geliebten. “Wir haben Winter und da gibt es keine Schmetterlinge.”
 

Er strich ihm eine Haarsträhne aus dem verschwitzten Gesicht. “Ich muss dir was sagen, Padfoot. Und es ist nichts Gutes. Ich dachte erst, ich warte damit, bis du dich ein wenig besser fühlst, aber ich will dir nichts vormachen. Es geht um Harry…“
 

Stand and fight

Say what you feel

Born with a heart of steel

Born with a heart of steel
 

“Wir haben gehofft, dieser Tag würde niemals kommen, aber irgendwie haben wir immer gewusst, dass wir uns nichts vormachen dürfen. Eines Tages würde es auch jemanden von uns treffen. Eines Tages würden wir nicht mehr alle sicher und gesund nach Hause zurückkehren. Wir alle waren bereit, dieses Risiko einzugehen, bereit unser Leben aufs Spiel zu setzen. Und wir sind es noch. Wir werden weiterkämpfen, denn das sind wir Ginny schuldig. Ihr und all den anderen Opfern von Voldemort und seiner Herrschaft des Terrors.
 

Ginny, wir werden immer an dich denken, und deine Tapferkeit soll für uns alle ein Vorbild sein. Dich zu verlieren, hat ein tiefes, dunkles Loch in unsere Herzen gerissen, und wir können nur hoffen, dass es dir gut geht, da wo du jetzt bist. Dass du an einem Ort bist, wo dich der Schmerz und die Dunkelheit dieser Welt nicht mehr erreichen können.
 

Wir werden weiterkämpfen. Wir werden tapfer sein. Wir werden für unsere Freunde kämpfen, unsere Familien, und alle, die unseren Herzen nahe stehen. Wir werden für eine freie Welt kämpfen, eine Welt des Friedens. Und eines Tages werden wir nach Hause zurückkehren. Nach Hause zu den Menschen, die wir lieben.“
 

Stand and fight

Say what you feel

Born with a heart of steel
 

Hermione Granger spürte wie ihre Stimme zitterte und zu brechen drohte, doch sie hielt eisern durch und blickte in die vielen Gesichter um sich herum. Traurige Gesichter. Wütende Gesichter. Verzweifelte Gesichter. Gesichter ohne Hoffnung.
 

Sie war jetzt diejenige, die ihnen diese Hoffnung geben musste. Mehr als alle anderen musste sie stark sein, musste ihre Aufgabe erfüllen. New Hogwarts hatte sie zur Anführerin gewählt, und sie würde sich dieses Vertrauens würdig erweisen. Sie würde nicht versagen.
 

Denn sie war es ihren Freunden schuldig. Ginny. Und Ron. Und Harry. Wo immer sie auch sein mochten.
 

Niemals hatte sie geglaubt, dass sie so viele Freunde auf einen Schlag verlieren würde...
 

* * *
 


 

Der erste Tag des Jahres 1999 brachte auch den ersten Schnee in diesem Winter. Winzige Kristallflocken tanzten durch die kältestarre Luft, bedeckten die Erde und das Laub vom vergangenen Jahr mit ihrem Weiß.
 

Eine Weile schon waren Hermione und Neville schweigend nebeneinander hergegangen, jeder tief in Gedanken versunken. Jeder spürte den Schmerz des anderen, doch sie hatten nicht mehr die Kraft diese Gefühle in Worte zu fassen. Sie hatten heute schon zu viele Worte finden müssen. Worte des Trostes und der Hoffnung, die sie beide nicht empfanden, aber den anderen geben mussten.
 

Hermione wusste, dass nicht alle mit ihrer Entscheidung einverstanden gewesen waren, Neville zum neuen Gryffindor Präfekten zu ernennen, doch sie hatte sich nicht davon abbringen lassen. Sie brauchte jemanden, dem sie voll und ganz vertrauen konnte, jemanden, der ihr eine Stütze war. Die Last war zu schwer, um sie allein zu tragen, es war schlimm genug, ohne Harry und Ron an ihrer Seite.
 

Ron. Sie waren sich so nahe gewesen, endlich so nahe... sie hatte es zugelassen, hatte wirklich daran geglaubt. Und nun war nichts von dieser Liebe geblieben, nichts außer Schmerz.
 

Und Angst. Sie wusste nicht, wo er war, vielleicht war er verletzt, vielleicht war er den Death Eatern in die Hände gefallen. Seine Verzweiflung würde ihn unvorsichtig werden lassen, ihn in Gefahr bringen. Er konnte es nicht allein mit Voldemort’s Leuten aufnehmen. Aber vielleicht würde er es versuchen und das wäre mit Sicherheit sein Ende.
 

“Wann will sich Professor McGonagall mit dir treffen?“ brach Neville schließlich das Schweigen.
 

“Morgen.“ Ein Zweig knackte unter Hermione’s Fuß, und das Geräusch scheuchte einen Vogel auf, der sich unter einem Busch verborgen gehalten hatte. “Vielleicht kriegen wir es ja endlich hin, eine vernünftige Zusammenarbeit auf die Beine zu stellen. Und vielleicht hat sie, oder einer von ihren Spionen etwas von Harry oder Ron gehört.“
 

“Ich mag gar nicht dran denken, was sie jetzt mit Harry machen,“ murmelte Neville. “Ich hoffe nur, er ist nicht...“ Er brach ab, und starrte zu Boden.
 

“Nein, ich denke nicht, dass sie ihn so einfach umbringen,“ versicherte sie ihm. “Dafür ist er Voldemort zu wichtig. Wahrscheinlich halten sie ihn irgendwo gefangen, Azkaban, oder so. Genau wie Dumbledore.“
 

“Ja, vielleicht, aber können wir sicher sein? Diese Leute sind so unglaublich kaltblütig, sie haben nicht die geringsten Hemmungen, jemanden umzubringen. Ich meine, Ginny war nicht einmal Malfoy’s erstes Opfer. Er hat auch die Mutter von Ophelia getötet, damals, als er sie gekidnappt hat. Weihnachten hat sie mir davon erzählt...“
 

“Er hat was?“ Hermione schrie die Worte beinahe.
 

’Oh Gott, warum haben wir das nicht früher gewusst!’ durchfuhr es sie. Ihr Herz krampfte sich zusammen. ’Wir hätten Malfoy niemals vertraut. Wir hätten uns niemals auf diese hirnrissige Rettungsaktion eingelassen...Wir hätten das alles vermeiden können....’
 

“Ja, es ist entsetzlich.“ Nur mit Mühe konnte Neville seine Tränen zurückhalten. “Ich hab’s nicht übers Herz gebracht, der Kleinen zu sagen, dass ihre Mutter tot ist. Ich hab’ so getan, als hätt’ ich den Zauber nicht erkannt, als sie mir davon erzählt hat. Doch es war eindeutig ein Todesfluch. Ganz genau wie bei Ginny.“
 

Als sie weiterging, spürte sie ein Zittern in ihren Knien. Es wanderte weiter, weiter an ihrem Körper entlang, wurde zu einem Kloß in ihrem Hals, einem trockenen Schluchzen in ihrer Kehle. Und plötzlich wusste sie, wusste, dass der große Zusammenbruch, den sie die ganze Zeit verdrängt, und doch insgeheim gefürchtet hatte, unmittelbar bevorstand. Ihre Maske der Kraft und Tapferkeit war in tausend Stücke zerbrochen. Sie hatte den Punkt erreicht, an dem es kein Zurück mehr gab.
 

“Neville.“ Ihre eigene Stimme klang ihr ganz und gar fremd, doch sie musste weiter sprechen, solange sie es noch konnte. “Bitte geh’ allein zu Hagrid, ich komme später nach.“
 

Er nickte, und stellte keine Fragen. “Lass dir Zeit,“ sagte er nur. “Ich bin bei Hagrid, oder am Seeufer bei Coral. “Lass dir einfach Zeit.“
 

Sie wandte sich ab, und dann rannte sie. Zweige schlugen ihr ins Gesicht. Schnee klatschte eisig auf ihre Haut. Im Rennen spürte sie, wie ihre Nase und ihre Augen anschwollen. Ein erstes heftiges Schluchzen schüttelte ihren Körper, brachte sie beinahe zu Fall, doch sie rannte weiter.
 

Dann kamen die Tränen. Brennende Spuren auf ihrem eisigen Gesicht. Ein Wehlaut. Atemnot, als sich ihre Nase verschloss. Ein dumpfes rhythmisches hämmerndes Pochen in ihren Schläfen.
 

Als sie die kleine Lichtung erreichte, wo sich Ginny’s Grab befand, klappte sie zusammen.
 

Sie wusste nicht, wie viel Zeit sie in diesem endlosen Abgrund der Verzweiflung verbracht hatte. Sie wusste, dass es hell gewesen war, als die Tränen ihr die Sicht verschleierten, und dass es dunkel war, als sie den Kopf hob und sich mühsam aufsetzte. Ihre Finger waren so steif gefroren, dass sie sie nicht mehr bewegen konnte. Ein Rosenblatt fiel aus ihrem zerzausten Haar.
 

Sie blickte auf das einfache Holzkreuz, und den weißen Schleier darüber, der sich leise im Nachtwind fächelte. Ob Ginny’s Eltern und Brüder schon hier gewesen waren? Ob Ron jemals hierher kommen würde?
 

Oh Harry, warum konntest du nicht vorsichtiger mit deinen Gefühlen sein...
 

Schritte knirschten durch den verschneiten Wald, und noch bevor sie sich umwandte, hatte sie Hagrid schon an diesen Schritten erkannt. Er kniete neben dem Grab nieder, und strich mit seinen riesigen Händen über die frische Erde.
 

“Wir dürfen nich’ aufgeben, mein Lütt, wir dürfen nich’ aufgeben...“ Sie wusste nicht, ob seine gemurmelten Worte an sie gerichtet waren, an Ginny, oder gar an sich selbst.“
 

Es war Zeit zu gehen. Sie rieb ihre starren Hände und ihr tränennasses Gesicht, strich ihre Schuluniform glatt. Ihre Aufgaben warteten auf sie, und eine niedergeschmetterte Horde Teenager durfte man nicht zu lange allein lassen. Wer konnte wissen, wozu die Verzweiflung sie treiben würde, wenn man sich nicht gut um sie kümmerte?
 

Sie wagte es nicht, Hagrid zu umarmen, sie wusste, wenn sie sich jetzt fallen ließ, hätte das nur einen weiteren Tränenausbruch zur Folge. Also drückte sie ihm nur stumm die Hand.
 

“Nimm das mit!“ Er kramte eine violette Kristallscheibe hervor. “Die habt ihr vergessen.“
 

Neville wartete am Ufer auf sie. Trotz der Kälte saß er auf dem gefrorenen Kies, und Coral neben ihm. Sie sprachen leise miteinander, hielten sich gegen den Schmerz und die Kälte. Er stand auf, als er sie erblickte, und ein müdes Lächeln huschte über sein Gesicht. Sie sah, dass er geweint hatte.
 

“Zeit, um nach Hause zu gehen,“ murmelte sie, und er nickte.
 

“Sie ist Weihnachtsgruß für wen?“ Coral’s Blick war auf die Kristallscheibe in ihrer Hand gefallen.
 

“Das haben wir gleich.“ Neville nahm die Scheibe entgegen, und zog seinen Zauberstab. “Spinerabile.. ..halt, ich meine natürlich, Spinerabite!“
 

Ein leises Knirschen drang an ihr Ohr, als sich die Scheibe auf dem Eis zu drehen begann. Sie schlingerte auf der glatten Oberfläche, und Fred’s Stimme klang seltsam verzerrt. Wie aus einem Radio, dessen Batterie leer war.
 

“Unsere nächste Anruferin ist Polonia Flowerfield aus London. So, wen wollen Sie denn zu Weihnachten grüßen, Polly?“
 

“Mein Mann und ich wollen unsere Tochter Ophelia grüßen. Wir beten jeden Tag für dich, mein Kind, und warten auf ein Lebenszeichen von dir...“
 

Hermione hatte im selben Moment angefangen zu rennen wie Neville. Noch bevor irgendein klarer Gedanke ihren verwirrten Geist hatte durchdringen können, noch bevor sie begriffen hatte, dass nicht sein konnte, was nicht sein durfte, und dass dem doch so war.
 

Ihr Herz pochte gegen ihren Hals und ihre Atemzüge waren eisige Messer in ihrer Lunge. Was, wenn sie sich irrte? Was, wenn sie komplett den Verstand verlor?
 

Was, wenn sie zu spät kam?
 

“Hermione, was tust du?“ Entsetzen war in Hagrid’s Augen getreten, als ihr Zauber auf Ginny’s Grab explodierte, das hölzerne Kreuz, die frischen Blumen, die aufgeworfene Erde beiseite sprengten. “Beruhich dich, bitte beruhich dich doch. Du kannst ihr nicht mehr helfen. Lass dem armen Mädchen doch ihren Frieden...“
 

Er griff nach ihr, versuchte ihre Hände festzuhalten, sie in die Arme zu schließen, doch sie sprang zurück, und streckte ihm die Spitze ihres Zauberstabs entgegen. “Du verstehst nicht!“ schrie sie, “wir haben einen Fehler gemacht, einen furchtbaren Fehler!“
 

Erde flog auf, noch mehr Erde, zerdrückte, gebrochene Blumen. Atemlos jagte sie Spruch um Spruch auf das frische Grab. Neville und Hagrid standen da wie erstarrt, als unter all der Erde Ginny’s Sarg zum Vorschein kam, und das Schloss mit einem ohrenbetäubenden Klicken zerbrach.
 

Beide wandten sie ihre Gesichter ab. Hermione tat es nicht.
 

Ihre Augen waren riesengroß und voller Angst. Ihre Hände waren blutüberströmt, wie lange hatte sie mit den Knöcheln gegen das Holz gehämmert, mit den Fingern an der Bespannung gerissen! Ihr Haar war zerrauft, das weiße Kleid hing in Fetzen um ihren zitternden Körper.
 

Und sie schrie, schrie, schrie...
 

End of Cycle of the Badger
 


 

Owari
 

*
 

Dark night, nothing to see,

Invisible hand in front of me.

Scared to death there's someone near,

Scared to move but you can't stay here.
 

You know me, evil eye!

You know me, prepare to die!

You know me, the snakebite kiss!

Devil's grip, the Iron Fist!
 

*
 

Draco Dormiens Nunquam Titillandus
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (39)
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Von:  Crowpaw
2011-07-31T20:47:47+00:00 31.07.2011 22:47
Hallöchen,
hab mich jetzt komplett durchgelesen, und muss sagen, bin beeindruckt.
Eine wirklich lange ff, mit ner richtigen Story, nicht nur solche 0815 wer-mit-wem-ffs.
Mit den Zwischendrin.Kommis von Fred und George kann ich zwar nicht viel anfangen, aber das ist jedem seine Sache.
Ich finde, du hast nen super Schreibstil, spanned, lustig, einfühlsam, realistisch.
Dann wage ich mich mal an den nächsten Teil dran und hoffe, dass ich nicht erschlagen werde von DxH *zensier* Zeug ^^"
Ich kanns nämlich langsam nicht mehr sehen, die ganzen HP ff's, in denen es nur um DxH geht, wie wann und wo sie *zensiert* machen >.<
lg
Von:  Jackiieh-Chan
2011-02-01T10:37:15+00:00 01.02.2011 11:37
Also von mir kommt jetzt nicht so ein langer Kommentar Hoffentlich *seufz*

Also nachdem ich die Letzten Seiten im Morgengrauen gelesen habe und auch ein paar Stunden in der Schule war mir Dracos verhalten des 1st Cycle nochmal auf ein Blatt geschmiert hab. Bin ich zu dem ergebniss gekommen das ich ihn nicht mag er verwirrt mich :(
das ist unglaublich verwirrend auch wenn man ihn zu durchblicken scheind macht er was ganz unerwartetes aber es fasziniert mich auch das mich ein Charakter in einer Story immer noch so Überraschen kann.
Ich hab unzähliges Storys Bücher FFs Mangas gelesen Zeitschriften ^^
Und war schon fast bei dem Schluss mich kann der Lauf einer Geschichte nicht mehr aus der Fassung bringen aber Draco schaffte dies.....

Immer wieder im 1st Cycle habe ich mich gefragt wie du diese FF geschrieben hast hast du die alle Intrigen vorher zusammen gelegt oder schlummert ein kleiner Holmes in deinem Hirn der dir nach jedem Kapitel etwas neue verwirrend geniales zuflüsstert, aber ich resigniere ich werde den 2nd Cycle geniessen und mich weiter Fragen, weil ich die Antwort nur mit der Erfahrung selbst bekommen kann =) Philo hach ....

Lg Jackiieh nicht mal müde :P
Von:  Ginevra
2010-07-30T00:39:56+00:00 30.07.2010 02:39
Puh... jetzt muss ich nach 13 langen Kapiteln doch mal einen Kommentar hinterlassen. Gut, dass du nicht so schrecklich schreibfaul bist wie ich, sonst wäre diese FF keine 13 Kapitel lang, sondern ein Halbes -.-

Ich muss sagen, das ist mit Abstand die spannenste und am besten durchdachteste Geschichte die ich bis jetzt aus der Fanszene gelesen habe.
Die ganzen Verwicklungen, Andeutungen und Rätsel. Jedes Mal wenn man denkt man ist endlich hinter den Sinn des Ganzen gekommen, macht die Story eine 180°-Drehung und man ist genauso unwissend wie vorher *g*
Es macht unglaublich Spaß, die versteckten Andeutungen zu entschlüssen (zB das Eichhörnchenhaar bei der 7. Prinzessin, wo Ron einen Absatz später Ginnys Haar mit genau dem gleichen Wort beschreibt. Oder eine Lieblingsandeutung: Dracos Bewertung gewisser - ich beschreibe es lieber nicht genau - in den Briefen).

Deinen Schreibstil finde ich übrigens klasse! Der ist ausgefeilter und bei weitem fantasievoller, als es Rowlings in den Originalen jemals war. Ich muss dazu sagen, dass mir auch deine Geschichte besser gefällt. Sie ist halt doch erwachsener als die Bücher. Außerdem liegt bei dir der Hauptaugenmerk mehr auf der Charakterentwicklung. Bei Rowling lernt man ja eigentlich nur die Hauptcharaktere wirklich kennen. Eigentlich sogar nur Harrys Gedankengänge wirklich, da das Ganze im Buch ja aus seiner Sicht erzählt wird. Da finde ich deine Lösung, die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven zu erzählen weitaus interessanter.
Das erklärt natürlich auch, was viele Vorposter bereits erwähnt haben: du bringst einem auch Randcharaktere wie Cho näher. Ich fand sie im Buch völlig uninteressant, sie war mir einfach egal, wie eigentlich alles was außerhalb der Hauptchars ablief. In deiner Fanfic wird ihr Leben eingehaucht und auch wenn ich ihre Motive persönlich nicht nachvollziehen kann (was bringt denn dem armen Ced Rache, wenn sie dafür ihr Leben wegwirft, bzw sich durch alle Betten schläft. Sie handelt meiner Meinung nach sehr egoistisch).

Was gibt es noch zu sagen? Zwischen dem Schreibdatum des letzten Kapitels und meinem Kommentar liegt ja leider eine verdammt lange Zeit und der zweite Circle ist auch noch nicht sehr weit. Aber da du schreibst du möchtest die Geschichte fortführen, bin ich zuversichtlich :)
Gerade nach dem fiesen Cliffhanger im letzten Kapitel würden viele Leser wirklich verzweifeln, wenn sich das niemals aufklären würde.
Ich zerbreche mir ja den Kopf darüber und obwohl ich viele Andeutungen während dem Lesen erkannt habe (Cho als Diamond Wing, wegen dem Schmetterlingsspitznamen zB), tappe ich bezüglich der Auflösung des Chaos jetzt völlig im Dunklen.
Harry sagt ja mal, wenn er einer Zusammenarbeit des Phoenix Order mit New Hogwarts im Weg stünde, oder die Menschen unter seinem Schutz ihm nicht mehr vertrauen würden, würde er zurücktreten. Vielleicht war das also mit Draco bei ihrem kleinen "Treffen" abgesprochen, um seinen Leuten nicht mehr im Weg zu stehen. Mich wundert es ohnehin ein bisschen, wieso die beiden so lange zeit im Wald verbracht haben. Ich gehe ja mal davon aus, dass die Nachricht über Sirius Entführung von Draco stammte. Hat er Harry erst am Ende ihres Treffens Bescheid gegeben? Dann müsste Harry über die verlorene Zeit aber sauer gewesen sein.
Dass sie einen Plan hatten, bzw dass Harry vom Eingreifen der Ghost Riders wusste, kann aber eigentlich auch nicht sein, denn er wurde bei deren Auftauchen "kreidebleich" im Gesicht, muss also überrascht gewesen sein.

Ich merk schon, ich verstrick mich grade ziemlich in unsinnige Spekulationen. Ich warte jetzt einfach sehr geduldig ab, bis sich das ganze aufklärt.

Daumen gaaaanz weit hoch jedenfalls für deine großartige Arbeit, du hast mir und allen anderen Lesern damit jede Menge Spannung, Freude und Gefühlschaos (im positiven) geschenkt :)
Von:  Enyxis
2010-07-29T21:06:11+00:00 29.07.2010 23:06
also verdammt ehrlich gesagt...
ich hab noch nie eine so genial geschrieben ne und (was die handlung betrifft) ausgedachte geschichte gelesen und gesehen OO.... appalaus und kompliment...
Also bei Ginny war ich kurz davor zu heulen TT__TT...aber dafür gabs ya auch lustige stellen und zwar wo diese...ääh...dieses "Romeo und Julio" (XD das o is absichtlich XD)- gesichte war...ich fands witzig ^^
das einizge was ich an der FF nich so toll fand, war des es manchmal i-wie etas zu kompliziert war un diese ...*luft hol* riesen mega lanegn kapis @_@ an diesem hier hab ich 3 tagen gehangen...
aber dennoch war die FF richitg toll un ich les weiter ^^
Von: abgemeldet
2007-07-30T12:02:49+00:00 30.07.2007 14:02
gott is das ne geile story...
das is ja beinahe so gut wie die wahren hp bücher, wen nicht sogar besser...
also echt jetzt, du verdienst einen oscar dafür.
hoffe das du schnell weiter schreibst.

Cat

Von:  l-Lyla-l
2006-11-26T22:51:10+00:00 26.11.2006 23:51
Was für eine Wende.
Ich hätte beinahe wirklich gedacht, dass Malfoy..aber...aber...OMG ;_;
Und Ron der Depp rennt jetzt in der Weltgeschichte rum wegen nichts und wieder nichts...
*geflasht* X___x
Einfach nur genial
*Hut zieh*
Von: abgemeldet
2006-10-07T15:22:39+00:00 07.10.2006 17:22
ich sag da nur eins zu:


wow
*fg* XD
Von: abgemeldet
2005-09-02T11:30:52+00:00 02.09.2005 13:30
Wow!!
Diese Kapitel ist einfach... umwerfend... finde gar keine Worte ^_^
Als ichs gelesen hatte, war ich so furchtbar neugierig, wie's weitergeht, dass ich gleich noch mit den 14. anfangen musste (und es dann auch zuende gelesen hab, obwohl's schon vier Uhr morgens war *G*).
Naja... ich fass mich kurz! Weiter so!! Und zwar schnell! ^____^
Gruß
mZ
aka
melL
Von:  Callamari
2005-06-25T11:21:24+00:00 25.06.2005 13:21
Diese FF is einfach nur..genial!
Das letzte Kappi is genauso wie alle anderen super
geschrieben und man kann sich gtu in die Charas einfühlen.
Frag mich nur, wie du bei den ganzen Leuten eigentlich noch
den Überblick behalten kannst. Respekt! *g*
Und die Idee mit dem Anime find ich auch sher gut (auch gut umgesetzt) man fühlt sich zwischenzeitlich wirklich wie im Kino oder wie in einer anderen Welt. So müssen gute FF's sein!^^
Von:  -Anika-
2005-06-20T17:15:02+00:00 20.06.2005 19:15
Ich weiß garnicht, was ich sagen soll.
Deine FF ist einfach genial und ich habe lange Zeit gebraucht um sie endlich fertig lesen zu können. Aber das hat sich nun gelohnt!!!!
Wie du das alles beschreibst und umsetzt ist einfach der glatte Wahnsinn. Wo nimmst du nur all deine Ideen her?
Die letzten paar 80 seiten hab ich gefressen wie nichts. Ging runter wie Butter.
Ich bin einfach fasziniert, von der ganzen Story und überhaupt.

Und jetzt mal an die Story:

Irgendwie konnte ich es nciht glauben, das Draco Ginny wirklich umgebracht haben sollte.
Sowas trau ich ihm wirklich nicht zu. Ich bin der festen überzeugung das sie noch lebt.
Aber was ich mich noch frage ist, was er mit Harry will?! Was er jetzt mit ihm machen will?! Ihm wirklich den dunklen Lord ausliefern?

Ich werde es sehen. In dem neuen Zyclus!
Also echt, die Story ist so faszinierend und mitreisend.


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