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Good Enough

TaKa/YuKa
von

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Taking over me

KAPITEL 4: TAKING OVER ME
 

Ich kann es kaum glauben, dass das Kapitel endlich fertig ist!

Es tut mir wirklich unsagbar leid dass es so lange gedauert hat... Ich stand teilweise echt auf dem Schlauch. Das nächste Kapitel wird nicht so lange auf sich warten lassen. Ich bin mit neuen Ideen aus dem Urlaub gekommen, die unbedingt mit rein wollen, obwohl sie ursprünglich nicht so dazu gepasst haben.

Ich hoffe ihr könnt mir verzeihen und mögt dieses etwas längere Kapitel.
 

Go and read!
 


 

Wenn man bedachte wie viel Tara solche Ärzte machten, wenn man etwas anderes wollte als diese es vorgesehen hatten, war es verblüffend einfach gewesen Tala nur zwei Tage später in einem Taxi nach Hause vorzufinden. Gerechtfertigt wurde diese Maßnahme mit der Begründung, dass die Schusswunde gut verheilte und keinerlei Gefahr mehr darstellte und was die psychischen Probleme des Patienten betraf, so war es möglich, dass die gewohnte Umgebung und die Pflege der Freunde wahrscheinlich größere Wirkung auf ihn haben könnten als ein fremder Mann im Arztkittel mit einer alle-sind-bekloppt-Einstellung. Zumindest was dieses Exemplar von Patient betraf, aber dies wagten sie nicht laut auszusprechen, obgleich es ihre Mimik hier und da verriet.

Wie dem auch sei: Bryan war davon überzeugt, dass es besser sein würde, wenn der rothaarige Russe wieder in seine vier Wände kam. Das mochte natürlich auch stimmen, aber die schlichte Tatsache, dass er bei Tala bleiben müsste und sich mehr oder weniger um ihn zu kümmern hatte, behagte Kai überhaupt nicht. Dieser Sachverhalt wurde bis jetzt zwar ebenfalls nicht laut ausgesprochen, jedoch blieben daran keine Zweifel, war der Falke doch von acht Uhr morgens bis fünf Uhr abends in der Arbeit und anschließend - im Abstand von einer Stunde - bis acht in der Abendschule um Wirtschaft zu studieren. Also kam der Gute vor halb neun auf keinen Fall nach Hause und lernte womöglich noch ein bis zwei Stunden. Okay, man könnte daraus zwar schließen, Bryans Schicksal sei auch nicht einfacher als seins, aber für Kai war das kein sonderlicher Trost. Was sollte er denn nur den ganzen Tag mit Tala anstellen? Er musste ja irgendetwas mit ihm machen, deshalb war er ja wohl oder übel hier, oder? Tolle Situation. Wenn der Wolf nicht so, ja, komisch wäre, wäre es für Kai vielleicht nicht ganz so schlimm. Aber jedes Mal, wenn er daran zurückdachte, wie Tala seine Hand genommen hatte und seine stechendblauen Augen bis auf seine Seele zu blicken schienen, überkam ihn ein Schaudern. Einerseits wirkte Tala fast apathisch und andererseits schien sein Verstand hellwach und messerscharf. Das verwirrte ihn. Und wenn es etwas gab, was Kai verabscheute, so war es das Unvermögen Leute richtig einzuschätzen, die Kontrolle über Gestik, Mimik oder auch nur eine Emotion zu verlieren. So etwas durfte ihm einfach nicht passieren. Und bei Tala schon gar nicht.

Der einzige Lichtblick war wohl Bryans Anwesenheit. Normalerweise entließen Ärzte Patienten selten am Wochenende, gar sonntags. Aber wer wollte die Überzeugungsfähigkeit des Falken schon infrage stellen?
 

Dieser war sich durchaus darüber im Klaren, dass Kai nicht sonderlich scharf darauf war mit Tala alleingelassen zu werden. Ob dies andersherum genauso war, konnte er dabei noch nicht einmal genau bestimmen. Eigentlich konnte sich Bryan denken, was seinen Mitbewohner dazu angespornt hatte noch weiter zu machen. Und genau davor fürchtete er sich. Ja, der Falke hatte ernste Bedenken, dass es nicht gut ausgehen würde, was auch immer „gut“ heißen mochte. Andererseits war es so oder so ein Seilakt. Und egal was sich Bryan überlegte es führte letztendlich alles auf dasselbe Ergebnis hinaus: Talas Tod.

Es war zum Haareraufen! Diese elende Hilflosigkeit. Wie konnte man denn zusehen wie sein bester Freund vor die Hunde ging? Wie konnte er es übersehen? Wieso hat er nicht gesehen was Sache ist und etwas unternommen solange noch die Zeit dafür war?

...Scheiße!

Und noch nicht einmal Kai konnte er einen Vorwurf machen.

Mutlos stützte er Tala, während Kai die Wohnungstüre aufsperrte. Der Rothaarige war sehr schwach vom Liegen und die Schusswunde schien bei jeder Bewegung auch noch recht zu schmerzen. Langsam ging er die letzten Stufen mit ihm und betrat anschließend die Wohnung. Kai hatte die Spotlights im Gang eingeschaltet, welche zu einem unnatürlichen Kontrast zu dem fahlen Licht des Treppenhauses stand. Behutsam führte Bryan seinen Freund zu dessen Zimmer.

Kai war ins Badezimmer verschwunden. Ein plausiblerer Zufluchtsort schien ihm nicht eingefallen zu sein. //Wenigstens die Tür hätte er aufmachen können!// schoss es Bryan durch den Kopf und entfachte eine unbändige Wut in ihm, die in seiner Brust überzuschwappen drohte. So schnell wie sie gekommen war, verflog sie allerdings auch wieder. Er konnte Kai keine Schuld geben oder besser gesagt, er hatte kein Recht dazu ihm Schuld zu geben. //Für etwas, das er nicht ahnt...//

Da er Talas Arm, welcher auf seinen Schultern lag, festhielt und ihn mit dem anderen an seiner Hüfte stützte, stand er kurz etwas unbeholfen vor der verschlossenen Tür. Doch der Wolf ergriff die Initiative, bevor Bryans Gehirn eine Lösung für das „Problem“ erarbeitet hatte, und öffnete seine Zimmertüre. Vorsichtig lotste der Falke ihn nun zu seinem Bett, auf das er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht sinken ließ.

„Lass mich bitte etwas allein.“ , flüsterte Tala rau. Bryan nickte, seine Besorgnis in den smaragdgrünen Augen verbergend: „Wenn du etwas brauchst, ruf einfach. Du solltest dich nicht allzu sehr bewegen.“

Der Wolf nickte, woraufhin der Lilahaarige nach draußen ging. Als er die Türe geschlossen hatte, hätte er sich am liebsten gegen die Stirn geschlagen: Tala war in seinem momentanen Zustand doch gar nicht in der Lage zu rufen...
 

Tala saß ungerührt auf seinem Bett, auch nachdem die Tür schon lange zugefallen war. Er wirkte wie eine Steinstatur, erstarrt, einfach nur da, den Blick geradeaus ins Leere verlaufend. Doch bei genauerer Betrachtung erkannte man das bedächtige Heben und Senken des Brustkorbes, die verkrampften Hände, die auf einmal leicht begannen zu zittern.

Dann sah es aus, als wäre ein Knoten geplatzt, der erste Dominostein zum Umsturz gebracht worden, eine Kettenreaktion auslösend. Die Atmung beschleunigte sich schlagartig und er erzitterte am ganzen Körper. Er schnappte nach Luft, doch es half nicht die alles verschlingende Leere in ihm aufzufüllen oder wenigstens zu verschütten. Nein, sie schien sich weiter und weiter auszudehnen, ihn aufzufressen.

Wie konnte das passieren? Wie konnte er so fühlen?

Er war überall! Dieser Geruch. Nicht nur im Gang. Er hatte sich auch durch die Ritzen der Zimmertür geschlichen. Wie konnte er es wagen!

Der sich steigernde Druck in Talas Innerem schnürte seinen Brustkorb mehr und mehr zusammen, bis selbst das Luftholen brannte wie Feuer. Verzweifelt versuchte sich der Körper von dieser seelischen Qual zu befreien, versuchte den Druck loszuwerden und fand in klarer Flüssigkeit einen Hoffnungsschimmer.

Still rannen die Tränen an seinen Wangen hinab, tropften auf den Stoff seiner Hose, wo sie, ein nasses Mark hinterlassend, versickerten.

Unverständnis. Pures Unverständnis über diese Reaktion spiegelte sich in seinen Augen zusammen mit brennendem Schmerz und Fassungslosigkeit wider. Sein Verstand machte sich jedoch nicht mehr die Mühe es begreifen zu wollen.

Kraft? Wo bist du Stärke? Hatte er sie denn je? Verstand? Hilfloser Spielball der Gefühle? Ist denn alles was er war oder dachte gewesen zu sein Schall und Rauch?

//Wozu bist du noch da Tala Ivanow?// Um mehr zu leiden. Leiden, leiden, leiden. Immer wieder wiederholte sich dieses eine Wort in seinen Gedanken. Leiden, leiden. //Wegen was? Warum? Wozu? Kann es nicht einfach aufhören?// schrie es in ihm. Seine Hände verkrampften sich zu Fäusten, bis es sich anfühlte als würden die Knochen jeden Moment unter dem heftigen Druck nachgeben.

Warum war er wieder hier? Es war ein Fehler gewesen! Ein furchtbarer, sinnloser, nutzloser Fehler. Er hätte im Krankenhaus bleiben sollen. Er hätte auf der Straße sterben sollen.

//Siehst du was du für eine Macht über mich hast! Siehst du wie du mich quälst!// hallte es irrational durch seinen Kopf.

Ein selbstverächtliches Lächeln verzog seine Lippen. Er schloss seine tränennassen Augen und ließ sich gänzlich auf das Bett sinken. Langsam beruhigte sich der bebende Körper. Die Tränen versiegten und der Atem wurde gleichmäßiger. Die Leere wurde wieder verdrängt, lauerte jedoch nach wie vor auf die nächste Chance die Oberhand zu gewinnen, vielleicht dann endlich zu gewinnen. Ausgelaugt atmete Tala tief ein, den verhassten, geliebten Geruch unwillkürlich mit aufnehmend.
 

You don’t remember me

but I remember you

I lie awake and try so hard

not to think of you

But who can decide what they dream?

and dream I do...
 

Tala konnte nicht sagen wie viel Zeit vergangen war, als er die Augen aufschlug. In seinem Zimmer brannte immer noch das abgedunkelte Licht. Es konnten nur einige Minuten vergangen sein oder auch Stunden. Es war manchmal komisch kein Fenster im Zimmer zu haben. Er hätte damals zwar auch das Gästezimmer haben können, aber zum Malen war es zum Ersten mit der konstanten Beleuchtung durch die Spotlights angenehmer und zweitens vor allem absolut isoliert. Natürlich hatte er schon an anderen Orten gezeichnet, aber er bevorzugte es dennoch immer einen Platz für sich zu haben, wo er sich einfach verlieren konnte. Anders als ein Pianist oder ein Violinspieler, welche auf der Bühne in Ekstase geraten konnten, hatte er immer völlige Ruhe und das Gefühl des unbeobachtet seins gebraucht, um sich wirklich entfalten zu können. Irgendwie verrückt, war sich Tala bewusst, aber das waren alle kreativen Menschen auf eine bestimmte Art. //Als würden sonst keine Verrückten rumlaufen.// Aber das Wissen, dass es genug verrückte und verdrehte Menschen auf der Welt gab, half ihm bei seinem Zeitproblem nicht wirklich weiter. Na ja, vielleicht ein bisschen, denn ihm fiel gerade auch der Grund ein, warum er keine Uhr im Zimmer hatte: Das Ticken hatte ihn in den Wahnsinn getrieben und die Lebensdauer verschiedenster, von Bryan liebevoll ausgesuchten und gekauften Exemplaren drastisch verkürzt. Die Lösung für dieses Problem fand sich in Form seines Handys. Warum er sich keine Digitaluhr zugelegt hatte? Nun, es war schwer in Moskau eine Vernünftige zu bekommen, die zudem auch noch bezahlbar war. Und wegen dem hohen Verschleiß der guten Dinger, hatte sich Bryan wohl auch nicht mehr getraut Geld auszugeben, wo sie doch knapp bei Kasse gewesen waren. Eigentlich hätte der Falke gleich eine Digitaluhr anschaffen können, aber auf solche Dinge kommt man meistens erst recht spät. Dann bleibt einem nur noch übrig sich in den Arsch zu beißen und sich zu fragen, wie man nur so behämmert sein konnte.

Das tat Tala ständig. Wie zum Beispiel jetzt, wo er sich erneut fragte, warum er nicht tot auf der Straße lag. Er war müde und er fühlte sich zum Kotzen, um es milde auszudrücken. In solchen Momenten nahmen Talas Gedanken oft sarkastische oder wie jetzt makabere Züge an. Auch wenn er es ernst meinte, was er dachte, so konnte er nicht umhin sich über sich selbst lustig zu machen.

Man könnte meinen, wenn der Wolf sich schon so sehr nach dem Tode sehnte, wäre es am Naheliegensten sich selbst umzubringen. Aber etwas hielt Tala davon ab so aktiv an seinem Tod mitzuwirken. Er wollte kein Messer in die Hand nehmen und sich dabei zusehen wie er es in die Pulsschlagadern schneiden ließ oder ein Waffe nehmen und den Lauf an der Schläfe spüren, welche seine eigene Hand dorthin hielt. Auch in einer Garage vergasen kam nicht infrage. Eher noch ein Unfall. Aber auch das war es nicht wirklich. Er glaubte eher an so etwas wie mit Svetlana.

Schicksal.

Es ging ihm vorher ja auch schon beschissen, aber dieses Erlebnis hatte ihm endgültig die Augen geöffnet. Leben verlief für jedes Wesen gleich. Für ihn war dieses „leben“ sinnlos. Es war nur albern und schmerzhaft. Warum sollte er wie der Rest der Welt irgendeinem Sinn hinterher jagen? Einem leeren Sinn für ihn. Ergab das Leben keinen Sinn mehr, da es nichts mehr gab, nachdem man streben wollte, konnte, durfte, so ergab sich konsequenterweise nur der Tod als letzter Sinn.

Er wäre fast gestorben. Im Nachhinein noch nicht einmal wegen seiner physischen Verletzungen, sondern wegen den Psychischen. Sein Körper hätte beinahe der Seele nachgegeben und er wäre gestorben und endlich befreit von dieser wahnwitzigen Welt.

//Aber ich lebe.// wurde dem Rothaarigen jetzt ironischerweise bewusst. Hieß das nicht folglich, dass noch ein Sinn existierte, der ihn davon abhielt endgültig alles hinter sich zu lassen? Etwas, nach dem es noch zu streben galt? Etwas, nach dem ER zu streben hatte?

Und auf einen Schlag traf ihn die offensichtliche Erkenntnis. Er hatte sich selbst dazu entschieden nach etwas zu streben! Wie konnte er nur so naiv und dumm sein, dies zu übersehen. Aber es würde ihn nur schneller ins Grab bringen. Es wäre auch zu leicht gewesen dem Leben abzusagen und dem auf diese Weise verpassten Lebensleid zu entgehen. Gut, dann bekam er eben nun die volle Portion auf einmal... bis nichts mehr von ihm übrig sein würde.

Sein Verstand schalt ihn der Übertreibung, wurde allerdings sofort von der Leere verschlungen.
 

I believe in you

I’ll give up everything just to find you

I have to be with you to live to breathe

You’re taking over me
 

Schön und gut. Das alles brachte ihn so oder so nicht mit der Frage nach der Uhrzeit weiter. Sein Handy wäre da eine Anlaufstelle. Wo sich das allerdings aufhielt, warf eine neue Frage auf, die die ganze Sache verkomplizierte. Soweit er sich erinnerte hatte Bryan nebensächlich erwähnt, er hätte gestern sein Hab und Gut vom Krankenhaus abgeholt. Das würde wiederum bedeuten es wäre nun in diesem Raum, seinem Zimmer – wo es allerdings nicht war – oder in Bryans Arbeitshölle, welche sich als Schlafzimmer getarnt gab. Aber da wollte Tala nun gar nicht hin. Nicht, dass es ihn sonst wo hinzog, aber dahin eben gerade überhaupt nicht. Wer wusste wie spät es war – das nervte langsam, wer hätte das gedacht – und außerdem hatte er keine Lust in Bryans smaragdgrüne Augen zu blicken. Er hatte keine Besorgnis verdient. Er brauchte und wollte keine. Er hatte vielmehr Bedauern verdient, weil er immer noch hier war. Das ertragen musste. Diese brennende Leere, den unsäglichen Schmerz. Wenn er den Mund öffnete, fühlte es sich so an als würde sich alles in ihm nach außen wölben, als würde er sich selbst auswürgen - ersticken, einen dumpfen Schmerz hinterlassend, der bei jedem Atemzug stärker wurde. Ohne Höhepunkt. Einfach immer stärker, immer größer, ohne ersichtliches Ende. Nein, er hatte noch nicht einmal Bedauern verdient. Seit wann fühlte man mit Lebensunwilligen und Suizidopfern mit? Man stellte sich gewöhnlich nur die Frage:

Warum hat dieser Mensch das gemacht? Und wenn man das scheinbare Motiv kennt, bedauert man. Es ist ein kurzes, oberflächliches Bedauern, bei dem man denkt:

Oh je, so eine scheiße aber auch.

Die dem Opfer nahe Stehenden machen sich Vorwürfe und bemitleiden sich selbst, weil sie sich einreden, es hätten verhindern zu können. Vielleicht wäre es auch so gewesen. Aber wenn es vorbei ist, ist es nur reiner Egoismus von den Hinterbliebenen, die ihnen Aufmerksam entgegen bringt. Aber das bezieht sich weniger auf Schicksalsschläge. Da leiden die Hinterbliebenen wirklich. Obwohl es auch da genug Möchtegern Trauergäste gibt, die Mitleid heischend womöglich am Meisten leiden.

Wie dem auch sei. Auch dies brachte ihm sein Handy nicht näher. Langsam nervte Tala sich selbst. Warum konnte er sich nicht einfach wieder hinlegen und die Zeit, Zeit sein lassen? Warum wollte er unbedingt wissen wie spät es war? Sehnte sich sein Verstand etwa nach einem Quäntchen Kontrolle? Nachdem er sie sonst gänzlich verloren hatte? Es wäre zumindest möglich.

Auf jeden Fall reichte es dem Rothaarigen jetzt. Mühsam und unter Schmerzen raffte er sich vom Bett auf, verlor aber, kaum das er stand, das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Scharf sog er die Luft ein, als eine gewaltige Welle des Schmerzes von der verheilenden Schusswunde über seinen Körper hinwegrollte. Heftig keuchend stützte er sich am Bettrand ab und stemmte sich wieder auf die Beine. Diesmal blieb er auf seinen zitternden Beinen stehen. Er schloss die Augen, konzentrierte sich auf seine Atmung bis es ihm gelang sich zu beruhigen. Nach einer gefühlten Ewigkeit wagte er den ersten Schritt Richtung Tür. Wacklig aber erfolgreich gelangte er zur Tür und drückte vorsichtig die Klinke herunter. Er zuckte zusammen, als die Tür mit einem für ihn lautem Knarren aufging. Es war stockfinster im Gang. Hektisch schlug Tala auf den Lichtschalter, woraufhin der Lichtstrahl aus seinem Zimmer ihn nicht mehr verraten konnte. Bemüht leise versuchte der Wolf seine Tür zu schließen und zu der Küche zu kommen, wobei er das Gefühl hatte mit jeder Bewegung unheimlichen Krach zu machen. Letztendlich gelang es ihm unter Schmerzen und bebenden Knien bis zur Küchentür zu gehen.
 

Es war zum verrückt werden. Er fühlte sich absolut fürchterlich und wusste noch nicht einmal wieso. Was hatte er getan? Nichts. War vielleicht gerade das, das Problem? Das war doch zum Haare raufen!

Nachdem er sich rastlos im Bett umhergewälzt hatte, hatte Kai beschlossen eine heiße Tasse Milch mit Honig zu trinken, in der Hoffnung, es könnte ihn beruhigen. Nun saß er da. Mit einer heißen Tasse zwischen seinen Händen und halbgeschlossenen Augen. Zwar nicht mehr unruhig, dafür aber frustriert. Und frustrierender Weise war er auch noch darüber frustriert, frustriert zu sein und so brodelte es in ihm wie in dem heißen Getränk, welches vor sich hindampfte. Langsam wanderte sein Blick zum Fenster durch das sich einige Mondstrahlen verirrt hatten. Der Himmel war ungewöhnlich klar und da das Apartmentgebäude ein wenig Oberhalb lag, schafften es die Lichter der Stadt nicht gänzlich die silbernen Strahlen zu absorbieren. In Tokio war so etwas nicht mehr möglich. Da konnte man nicht einfach in einem dunklen Raum sitzen und erwarten das Licht nicht einschalten zu müssen, um sich zurecht zu finden. Na ja, außer das Fenster zeigte auf eine geschäftige Straße hinaus oder lag direkt neben einer Laterne. Da musste man schon so weit außerhalb wohnen wie Tyson, um etwas von der Natur zu haben. Der Phönix war zu sehr in Gedanken versunken als dass er das Knacken der Tür vernommen hätte. Erst das Geräusch einer sich schließenden Tür ließ den Graublauhaarigen zusammenfahren. Seine Bewegung war so heftig, dass sich die Tasse zwischen seinen Händen etwas verschüttete und der heiße Inhalt seine Hände verbrannte.

„Scheiße ...!“, fluchte Kai leise und sprang auf, um sich die Hände im Spülbecken mit kaltem Wasser zu kühlen. Im Augenwinkel erkannte er Tala, welcher wie erstarrt an der Tür lehnte. Anscheinend hatte der Rothaarige ihn auch nicht gesehen. //Das hat mir gerade noch gefehlt... und jetzt?// Innerlich aufseufzend nahm er sich einen Waschlappen und wischte das Verschüttete vom Tisch. Auch in Tala schien wieder Leben eingekehrt zu sein: „Sorry.“ , brachte er trocken über die Lippen.

Das war wohl Ironie des Schicksals, dass Tala ausgerechnet der Person begegnen musste, die er liebend gerne tausendmal öfter mit Bryan eingewechselt hätte.

Aber was hatte er erwartet?

Etwas verunsichert beobachtete Kai den bewegungslosen Wolf, bevor er kühl fragte: „Möchtest du etwas trinken? Du kannst die Milch mit Honig hier haben. Ich habe noch nicht daraus getrunken. Ich mache mir eine Neue.“ Schockiert über seinen für ihn ungewöhnlichen Wortfluss hielt er kurz inne, drehte sich dann aber etwas zu ruckartig um und wrang den voll gesogenen Lappen aus. //Ich benehme mich wie der letzte Idiot//, hallte es plötzlich in seinem Kopf wieder. Diese Situation war einfach nur komisch.

Angesprochener schaute, innerlich überrascht, auf, konnte in der Dunkelheit aber unmöglich den Ausdruck der rubinroten Augen ausmachen. Tala konnte es sich nicht erklären, doch auf einmal kamen ihm so viele Fragen in den Sinn, so viele Dinge, die er nicht verstand.
 

Have you forgotten all I know

and all we had?
 

Schlussendlich formte sich jedoch nur ein Wort: „Ja.“ Umständlich machte er einen Schritt vorwärts zum Tisch. Kai schob die Tasse vorsichtig ein Stückchen nach rechts - Richtung Tala – dann drehte er sich um und suchte nach dem Honig im Schrank.

„Danke.“ Unter zusammengebissenen Zähnen setzte sich der Rothaarige an den Tisch. Der Halbrusse gab nur ein tonloses „Hm“ von sich und setzte Milch auf. Eine Mikrowelle hatte die Küche nicht hergegeben.

Kai hätte sich am liebsten gewatscht. Eigentlich hätte er dem Wolf die Tasse geben können und wieder schlafen gehen sollen. Andererseits hätte so ein Verhalten womöglich nicht zu Talas Wohlbefinden beigetragen. Und wenn Kai auch nur ein bisschen ehrlich zu sich war, dann wusste er, dass er dem Wolf nie schaden wollte.
 

Es war vor langer Zeit gewesen, eine Unendlichkeit, so schien es jetzt. Sie waren acht Jahre alt gewesen und lebten in dem strickten Abteialltag stumpfsinnig vor sich hin. Sie hatten sich schnell daran gewöhnt die besten – kleine Perfektionisten - sein zu müssen und waren dabei auch erfolgreich. Sie schlugen sich den Wünschen Boris’ und Voltaires entsprechend und zeigten keinen Hauch von Emotionen mehr. Was sie glücklicherweise nicht wussten, war dass Kai und Tala, sobald sie alleine in ihrem Zimmer waren - und das war meistens nur nachts – ihre Masken vollkommen fallen ließen. Es war unverständlich warum gerade sie beide so ein Vertrauen ineinander hatten, dies zu tun. Es war auch unverständlich, dass gerade sie beide so viel Sorge und sogar Freude miteinander teilten. Schicksal? Wohl eher andere Komponenten, die, hätten sie den heutigen Verstand, einfach zu entschlüsseln und zu erklären gewesen wären. Damals war es eben einfach so gewesen. Wenn ihnen Leid widerfahren war, trösteten sie sich einfach. Nicht viel mit Worten, mehr mit Taten. Wahrscheinlich hätten sie vergessen, dass Berührungen nicht nur Schmerzen bringen, hätten sie sich nicht umarmt oder gegenseitig über den geschunden Körper gestrichen. Das hatte mehr als jede Salbe es vermocht hätte gegen jegliches Pein geholfen. Heute war dieses Verhalten einfach zu erläutern: Sie waren zwei vereinsamte, gequälte Kinder, die sich nach Nähe gesehnt hatten und sie voneinander bekommen hatten. Eine reine Sache des Zweckes. Nichts, wo man irgendwelche Dinge hineininterpretieren konnte. Auch diese furchtbare Angst, die er damals gehabt hatte, war auf den Erhalt des Zweckes ausgelegt gewesen...

Tala und er mussten eines Tages gegeneinander kämpfen. In einem so genannten Generalkampf sollte das Malz vom Hopfen getrennt werden. Es war keine große Überraschung, dass sich die beiden besten Blader der Abtei eines Tages gegenüberstehen würden. Für diesen Fall hatten sie einmal ausgemacht den Kampf in einem Unentschieden enden zu lassen, was bei ihrem ebenbürtigen Können nicht zu verurteilen gewesen wäre. Ansonsten blühte dem Verlierer eine schreckliche Strafe, von der kaum einer zurückkam. Und diejenigen, die zurückkamen waren gebrochen. Kaputt. Sie wurden spätestens bei dem nächsten Generalkampf ausselektiert. Fest entschlossen ihren Plan durchzuziehen standen sie sich am Beystadium gegenüber, starrten sich kalt entgegen. Es hatte wohl keiner daran gezweifelt, dass sie sich verabscheuten. Auch als sie ihre Blades starteten und sie mit voller Wucht auf einander losgingen, sah es nicht nach einem Betrug aus. Sie hatten sich schon etwas bei ihrem Vorhaben gedacht und so wussten beide, wann der Finale Angriff sie gleichzeitig aus der Arena hauen sollte. Doch kurz bevor sie ihre Attacke starteten, bemerkte Kai eine weitere Person neben Boris. Schockiert musste Kai feststellen, dass es sein Großvater war, der extra, um ihn im Kampf zu sehen, eingereist sein musste. Naiv, wie Kai heute wusste. Aber zu dieser Zeit hatte ihn die Angst mit ihrer vollen Wucht ergriffen. Anfangs hielt ihn dies nicht davon ab, wie geplant Dranzers volle Kraft auf Wolborg loszulassen, doch er beging den Fehler noch einmal kurz vor der abgesprochenen Erniedrigung der Angriffskraft zu seinem Großvater zu schielen. Dieser hatte seine kalten Augen genau auf seinen Enkel gerichtet und blickte ihn durchbohrend an. Ganz so als wüsste er genau, was er und Tala vorhatten. Diese Erkenntnis ließ sein Herz gefrieren. Voller Furcht starrte er auf die Blades, die aufeinander zurasten und er erkannte, dass Tala die Wucht des Angriffes abgemildert hatte. Jetzt war der Zeitpunkt an dem er Dranzer etwas zurückpfeifen müsste. Doch statt etwas zu unternehmen, starrte er nur auf den Wirbel aus Feuer, der auf das Eis um Talas Wolborg prallte. Wie in Trance sah er wie das Feuer durch die Eiswand brach und den anderen Blade aus der Arena kickte. Und er sah Talas Gesicht. Die eisblauen Augen, die sich ungläubig geweitet hatten und ihn fassungslos anstarrten. Doch Kai blickte nur mit seiner Eismaske zu dem entsetzten Wolf und konnte sich keinen Millimeter rühren. Die anderen mussten Talas Mimik als Angst resultierend aus der Niederlage gesehen haben. Doch Kai wusste es besser. Er hatte ihn verraten. Wie in Zeitlupe hatte er angesehen wie die Wachen Tala mit sich gezerrt hatten und nur am Rande hatte er bemerkt wie sein Großvater zu den anderen Kindern gesprochen hatte. Ihn als Paradebeispiel vorgeführt hatte. Erst als er zurück in seinem Zimmer war, brach die Welt für ihn zusammen. Weinend und zitternd hatte er auf dem eisigen Steinboden gelegen – um sich selbst wenigstens etwas zu bestrafen – wobei sich in seinem Kopf immer dieselben Sätze wiederholten: Du hast ihn verloren! Du hast ihn sterben lassen, weil du zu schwach warst! Du bist schuld! Verräter!

Der Tag darauf war die Hölle, aber im Vergleich zu seinem Gefühlschaos und dieser Leere ein Spaziergang. Er hatte kein Auge zugemacht, war von einer aufkeimenden Krankheit geschwächt und wurde im Training noch härter als sonst drangenommen. Doch das mit Abstand schlimmste war, dass Tala tatsächlich nicht da war. Er hatte so gehofft, er würde nach der Strafe wieder zum Training gelassen werden. Aber es war kein Tala da. Es gab ihn nicht mehr. Irgendwie hatte es Kai dann bis zur Bettruhe geschafft ohne auf irgendeiner Weise aufzufallen. Und wie die Nacht zuvor lag er auf dem kalten Boden und bemitleidete sich selbst. Er hätte fast zu spät die schweren Schritte bemerkt, die sich seinem Zimmer näherten. Seine steifen Glieder ließen ihn gerade noch rechtzeitig in sein Bett kriechen, da wurde auch schon die Metalltür aufgestoßen. Er hörte nur wie etwas auf das andere Bett geschmissen wurde, dann fiel die Tür auch schon wieder zu. Kai hielt die Luft an und wagte nicht sich zu bewegen. Als nichts passierte, lugte er vorsichtig aus der Decke und erkannte eine zusammengekauerte bebende Gestalt im anderen Bett. Es schnürte ihm die Luft ab, als er Tala erkannte. Hektisch wand er sich aus der Decke und rannte auf Tala zu, doch kurz vor dessen Bett hielt er inne. Er konnte nun die unzähligen Wunden erkennen, Kratzer, Fleischwunden und Beulen. Der ganze Junge war blutverschmiert. Die stumpfen Augen waren dennoch am Beängstigten. Als sei sein unerschütterliche Wille nur noch eine verblassende Erinnerung. Eine gewaltige Angst übermannte den kleinen Phönix. Entsetzt und verängstigt sank er auf die Knie, stumme Tränen an seinen Wangen entlang rinnend. Dann war plötzlich Talas Blick auf ihn gerichtet. Ein Blick voller Verachtung. Verzweifelt und stotternd wollte er ihm erklären, dass er ihn nicht verraten wollte. Das er die ganze Sache nicht gewollt hatte. Als das nichts an dem Ausdruck der eisblauen Augen änderte, begann Kai ihn anzubetteln. Ihn nicht alleine zu lassen, weil er das nicht schaffte und dass er ihn doch so lieb hätte. Doch es half alles nichts, bis Kai endlich verstummte. Vollkommen aufgelöst blickte er auf den Boden und dann zu Tala und ergriff – als wäre es ein Rettungsseil – die Hand des anderen. Aus irgendeinem Grund schien dies etwas zu bewirken, denn die blauen Augen nahmen einen leidenden, schmerzvollen Ausdruck an. Von einem Moment auf den anderen lag Tala in Kais Armen und begann markerschütternd zu weinen. Fest hatte ihn der kleine Phönix gehalten und versucht ihn durch streicheln zu beruhigen. Dadurch wurde seine Hand von Blut verschmiert und er konnte die zahlreichen Blutergüsse erfühlen. Er war schlimm verletzt, aber was das Schlimmste gewesen war, hatte Tala ihm nie gesagt. Nach diesem Ereignis hatten sie sich tatsächlich wieder versöhnt. Tala hatte ihm einfach vergeben. Das war wohl eine kindliche Tugend, dieses Vergeben. Aber Kai vergas diese Sache nie. Er wollte dem Wolf nie mehr solches Leid zufügen. Er hatte es noch nie gewollt. So einem Menschen durfte man kein Leid antun.
 

You saw me mourning my love for you

and you touched my hand

I knew you loved me then
 

Tala indessen versuchte den brennenden Schmerz, den die Fragen ausgelöst hatten zu verdrängen. Mit leicht zitternden Händen hob er die Tasse zu seinen Lippen, trank einen Schluck von dem warmen Getränk und hätte beinahe gehustet. Der intensive Geschmack des Honigs war nach der künstlichen Ernährung und diversen nach nichts schmeckenden Suppen ein wahrer Sinnesschock. Kai, der den Topf mit kochender Milch beinahe zu spät von der Platte gehoben hätte, schüttete den Inhalt in eine Tasse und verrührte den Honig, darauf bedacht, keinen Lärm mit dem Löffel zu verursachen. Stumpfsinnig und taub, wie Tala sich fühlte, verletzte ihn die Tatsache, dass Kai sich an das Fenster stellte, anstatt mit ihm am Tisch zu sitzen, nicht mehr. Die Luft in der kleinen Küche schien dick wie Leim und mit jeder schweigsamen Minute zunehmend Druck aufzubauen.

„Wie spät ist es?“ Die Stimme des Rothaarigen klang, als hätte man Schmirgelpapier über seine Stimmbänder gerieben.

Mit gerunzelter Stirn versuchte Kai sich zu erinnern, wie lange er schon in der Küche saß: „So zwei Uhr morgens.“

„Hm.“ Mehr brachte Tala nicht mehr über seine Lippen. Die Anspannung im Raum schien sich auf seine Lungen übertragen zu haben. Verzweifelt versuchte er das Brennen bei jedem Atemzug zu verdrängen. Seine Muskeln verkrampften sich schmerzhaft stark, abgesehen davon, dass seine Schusswunde zusätzlich verdammt wehtat. //Nicht jetzt!// Angestrengt versuchte der Wolf seine Atmung ruhig und gleichmäßig zu halten und schloss seine Augen. Er konzentrierte sich auf die Geräusche der Küche. Er hörte sein Herz gegen die Brust hämmern, seinen Atem, das Reiben seiner trockenen Haut, als er seine Fäuste wieder entspannte. Nach und nach nahm er noch ein anderes Geräusch war: Kais Atemzüge. Sehr leise und gleichmäßig als würde er auf etwas lauschen und nur darauf warten seinen Atem anhalten zu müssen. Etwas verwirrt schlug er seine eisblauen Augen auf und starrte geradeaus, bis er Kais Atem wieder gefunden hatte. Unverändert. Vorsichtig schielte Tala zum Fenster an dem der Graublauhaarige stand, allerdings nicht hinaussah, sondern stattdessen in den Raum gedreht stand und in seine Tasse, welche zwischen seinen Händen auf Bauchnabelhöhe ruhte, starrte. Nicht gerade die häufigste Stellung des Halbrussen. Skeptisch hob Tala leicht eine Augenbraue: Was mochte wohl im Phönix vorgehen? Gleichzeitig rollte eine weitere Verspannungswelle seine Glieder hinab. Es war doch vollkommen gleich was Kai dachte! Es lief ohnehin auf dasselbe hinaus. Nie mehr würde der Rothaarige die Gedanken und Handlungen des Jungen verstehen, nachvollziehen oder als gut akzeptieren.

Kai hatte sich schon vor langer Zeit von seiner Welt gelöst und Tala damit von sich gestoßen. Einfach so. Es war vorbei gewesen; viele Jahre des gemeinsamen Leidens, Freuens und ... Liebens einfach vergessen, Null gesetzt. Was für ein Mensch muss das sein, der so etwas zustande bringt? Was für eine Seele bringt das über sich? Kai Hiwatari. Vielleicht konnten seine Gefühle ja auch wie ein Phönix aus Asche neu entstehen. Bei ihm jedoch ging das nicht...
 

I believe in you

I’ll give up everything just to find you

I have to be with you to live to breathe

You’re taking over me
 

Tala musste blinzeln, um das plötzliche Brennen seiner Augen zu verjagen. Gefühle. Ihm wurde schlecht bei dem Gedanken. Hatte er sie immer noch nicht alle ausgeblutet? Eine tiefe Wut aus Verzweiflung und Selbstverachtung kroch in ihm hoch und seine Muskeln verspannten sich wieder schmerzhaft. Er musste hier raus! Ohne auch nur einen weiteren Schluck getrunken zu haben, stand der Russe umständlich auf und raunte Kai eine „Gute Nacht“ zu, bevor die Küchentür zufiel.

Mit großen Augen hatte der Graublauhaarige die Flucht Talas zur Kenntnis genommen und kam noch nicht einmal mehr dazu ihm zu Antworten. Dennoch atmete er einen Bruchteil später erleichtert aus. Ein Fehler. Ein bekannter Geruch strömte in seine Nase und presste sein Herz kurzzeitig zusammen und ließ ihn einmal leise ausatmen.
 

Tala stand indessen vor dem Waschbecken und stützte sich schwer darauf ab. Schwer atmend hob er den Kopf und blickte in zwei trübe Augen. Er war ja so was von kaputt, schoss es durch seinen Kopf. Seine Haut war gespenstisch weiß und seine dunklen Haare hingen leblos hinunter und verstärkten den Kontrast noch. //Warum? Warum weigert sich noch etwas in mir zu sterben? Warum muss immer ich so leiden?//
 

I look in the mirror and see your face

if I look deep enough

so many things inside that are

just like you are taking over
 

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Ich dachte ich komme gar nicht mehr zum Schluss.

Und? War es vertretbar?

Ich würde mich freuen^^.

Im nächsten Kapitel wird weniger gedacht und mehr getan.
 

Bye
 

Minerva



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von: abgemeldet
2008-11-10T21:28:24+00:00 10.11.2008 22:28
so...hab mir jetzt alle kapitel durch gelesen und muss fest stellen, das ich teilweise selber etwas an meine vergangenheit denken muss, aber ich glaube, das ist auch der grund dafür, warum mir die ff so gefällt...

ich hoffe ja mal, dass du so bald wie möglich die nächsten kapitel hoch laden kannst

auf jeden fall freue ich mich schon^^

Fey Hiwatary
Von:  MikaChan88
2008-10-05T23:05:02+00:00 06.10.2008 01:05
armer tala
die ff is total super
hoffe du machst bald weiter ^.^

cu,
MikaChan
Von:  WeißeWölfinLarka
2008-10-03T11:30:56+00:00 03.10.2008 13:30
So.
Da bin ich wieder ^^
Sorry, dass mein Kommi in Teilstücken kommt *dröppel* XD

Nun, ich hab jetzt mal auf youtube nach dem song gesucht und siehe da! Er ist da^^
Ich weiß nicht, ob du erwähnt hattest, dass du Songnamen als Kapitelüberschrift nimmst. Aber das ist auf jeden Fall hier der Fall^^ (bei der gesamten Fanfic, gehe ich mal von aus, oder?)

Okay, kurz etwas Formales zur Orthographie:
Bei Superlativen werden die Adjektive trotzdem klein geschrieben, z.B.
am größten, am liebsten, am schönsten.
Jedoch Nominalisierungen wie "das Schlimmste", das Traurigste etc werden dann wieder groß geschrieben.
Ich weiß jetzt nicht mehr an welchen Stellen das genau war, ist mir nur aufgefallen.

Die Geschichte aus Kais Kindheitserinnerung ist herzrührend.
Dich fasziniert auch dieser Mythos der Abtei, hab ich Recht? Dort herrschen die Bösen, der Großvater usw. Die Kinder sind die Leidtragenden.
Allen voran die "kleinen Perfektionisten", wie du sie fast schon liebevoll genannt hast ;)
Schöne Szenen.

Die Stelle danach ist sehr gut beschrieben.
Ich finde es bildlich sehr ansprechend, wie du mit den Worten umgehst. Kann mir genau vorstellen, wie Kai vor Tala steht und gedankenverloren und stumpf in seine Tasse starrt.
Was wohl zwischen ihnen vorgefallen sein mag - noch - denn Tala hat, trotz seiner Gefühle für den Phönix einen Groll gegen ihn. Na ja, nicht direkt, aber irgendwie schimmert durch, dass Kai ihn noch mal verletzt haben musste... Vielleicht durch Taten und Worte.
Beide schmerzt die Anwesendheit des anderen, das wissen sie und da ist diese Anspannung... bedrückend... das alles kommt gut rüber.
Wenn man als Leser sich hineingezogen fühlt und das gut analysieren kann, ist es super gemacht. So wie hier ;)

Es ist so grausam...
Die Situation der beiden verschlimmert sich nur. Obwohl, wie es scheint, sich beide noch etwas zu sagen hätten, beide noch was füreinander empfinden. Was auch immer das ist.
Liebe kann so und so ausgelegt werden.
Das ist alles noch unklar.
Gerade das verstärkt aber die Spannung der beiden.
Und macht den Leser so wütend, also mich jetzt. Am liebsten würde ich Kai schütteln und anschreien :D
Von:  WeißeWölfinLarka
2008-09-22T22:14:53+00:00 23.09.2008 00:14
Das Lied... Woher ist das? Oder selbst ausgedacht?
ich find folgenden Satz schön: "... bis selbst das Luftholen brannte wie Feuer." Erst bin ich drüber gestolpert, weil man "wie Feuer" ja normalerweise weiter nach vorne setzt. Aber so kann man es auch sagen und es ist ein toller STil.

Was es jetzt mit der Uhr auf sich haben soll, weiß ich noch nicht, aber das werde ich ja gleich herausfinden ;)
Klar, ich vermute mal, dass Tala sie gegen eine Wand geschmissen hat oder ähnliches, aber warum dann Bryan immer wieder was nachgekauft hat... hätte er ja mal früher draufkommen können.

Hm, mir fällt auf, dass du etwas von deinem Stil verändert hast. Oder es kommt durch die längere Warterei oder davon, dass ich schon lange keine FF mehr gelesen habe und sowieso ein ganz anderes Buch zwischendurch ^^°

AAAAAAAAber... ich muss an dieser Stelle erstmal schließen, leider kann ich mich nicht mehr konzentrieren. ich werde zu einem späteren Zeitpunkt weiterschreiben. Erinner mich dran ;)
Von:  WeißeWölfinLarka
2008-09-22T21:56:20+00:00 22.09.2008 23:56
So, erstmal nur kurz:
ich muss gestehen, ich weiß schon fast nicht mehr, was hier los war, worum es hier ging. Aber zum Glück komm ich immer schnell rein^^
Deswegen nur schnell das hier angemerkt, das richtige Kommi kommt noch ;)
Von:  kuro_Yuri
2008-09-22T18:11:30+00:00 22.09.2008 20:11
juhu endlich geht es weiter*riesig freu* und dafür ist das man so lange warten musste ist das kapitel einfach nur geil.
vorallem das auf ein ander treffen von kai und tala^^
und was tala so alles durch den kopf geht,der arme.aber ein bissel humor ist ja geblieben^.^
ich bin echt gespannt wie die ff weiter verläuft,vorallem weil tala ja immer wieder panik attaken bekommt!
also schreib ganz schnell weiter BITTE*anfleh*
liebe grüße kuro_yuri
Von: abgemeldet
2008-09-21T10:51:11+00:00 21.09.2008 12:51
Also, ich finde, dass sich das lange Warten durchaus gelohnt hat! Es war schön lang, etwas, das ich noch nie zustande gebacht habe, und es war sehr emotional geladen. Außerdem sehr Tala-lastig, was noch einen zusätzlichen bonuspunkt einbringt.=)
Ich hoffe, das nächste Kapitel lässt nicht lange auf sich warten, ich bin nämlich schon sehr gespannt, wies weitergeht.^^
Bye,
Ree
Von:  Phoenix-of-Darkness
2008-09-20T16:34:55+00:00 20.09.2008 18:34
Ich bin sprachlos.
Das Kapitel war der absolute Hammer und diese Spannung
zwischen Tala und Kai, die hast du wirklich
sehr gut rüber gebracht.
Ich bin total begeistert von dem Kapitel.

MfG Kai


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