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Good Enough

TaKa/YuKa
von

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Going Under

KAPITEL 6: GOING UNDER
 

Diesmal ging es schneller. Das kann man schon mal behaupten.

Ich danke meinen lieben Kommischreibern über alles! ohne euch wäre "Imaginary" immernoch nicht fertig, geschweige denn dieses Kapitel^^!

Wo wir schon darauf zu sprechen kommen: Es ist ganz anders geworden, als ich mir das je vorgestellt hätte. Der Gedanke ließ mich aber nicht mehr los. Das Ergebnis ist diese Wendung.

Ich hoffe trotzdem, dass euch mein Geschreibsel gefällt^^.

Nu genug gesagt!
 

Enjoy reading!
 


 

Spät abends schleppte sich Bryan müde die dunkle Treppe zum Apartment hoch, steckte den Schlüssel ins Schloss und erschrak. Mit einem unguten Gefühl im Magen hoch krabbelnd, drückte er die offene Tür auf. Sogleich vernahm er die leisen Stimmen aus dem Fernseher. Kurzzeitig erleichtert ging er ins Wohnzimmer, doch es war leer. Irrationale Furcht kroch sogleich seine Glieder hoch. Etwas gehetzter schaute er in die Küche: niemand. Im Bad? Leer. Im „Sternenzimmer“, wie der Rothaarige sein Kunstwerk oft genannt hatte, war auch keiner. Unbändige Angst durchsetzte seinen Körper, als er vor Kais Zimmer stand, nach ihm rief. Als er keine Antwort erhielt, ging er zu Tala, klopfte an: keine Reaktion. Mit zitternder Hand drückte Bryan die Klinke herunter. Noch nie war er ohne Talas Beisein oder Einverständnis in dessen Zimmer gewesen. Die aufsteigende Panik ließ ihn die Tür jedoch aufmachen. Das Licht war aus, dennoch konnte er durch die Beleuchtung aus dem Flur erkennen, dass das Bett durchwühlt war, obwohl Tala immer wert auf Ordnung in seinen vier Wänden legte und niemals ohne aufzuräumen gegangen wäre. Natürlich könnte es sein, dass er durch seine Depression keinen Sinn mehr dafür hatte, aber warum war der Fernseher an und die Tür nicht abgeschlossen? Jeder Muskel des Grünäugigen schien in einer schmerzhaften Starre gefangen, sein Körper ertrank schier in seinen Gefühlen. Nachdem er eine unendlich erscheinende Zeit unbeweglich dagestanden war, begann er fürchterlich zu zittern und brach hilflos fluchend zusammen.
 

Mit großen Augen sah die Brünette Tala an und ging tapsig auf ihn zu, scheinbar vergessend, dass es schüttete. Die eisblauen Augen des Rothaarigen hatten sich mit Überraschung gefüllt, dennoch huschte ein Schatten durch sie. Die junge Frau kam immer näher und rannte die letzten Meter auf Tala zu und fiel ihm um den Hals.

„Es tut mir so leid. Ich wollte das alles nicht.“ Ihre Stimme überschlug sich förmlich, als sie ihr Gesicht in Talas Halsbeuge grub. Etwas überrumpelt wusste der Blauäugige nicht, wie er reagieren sollte und hielt die Arme nur erhoben, umarmte sie aber nicht.

Der Halbrusse stand einfach nur daneben als würde er nicht zu der Szene gehören, auf eine Theaterbühne sehen. Er fühlte sich taub und außer Stande etwas an diesem Umstand zu ändern.

Tala schob die hübsche Russin sanft von sich, blickte ihr in die wässrigen Augen:

„Ich weiß.“, wisperte er mit einem seltsamen traurig-zärtlichen Unterton.

Plötzlich verzog sich Svetlanas Gesicht zu einer panischen Fratze: „Schnell! Du musst weg von hier! Mein Bruder kann jeden Augenblick kommen und wenn er sieht, dass du noch lebst...“ Sie drückte ihn hektisch von sich, ihre Worte damit unterstreichend.

Plötzlich erklang eine kalte Stimme, die das Blut in den Adern gefrieren ließ: „Zu spät.“

Dann war alles nur noch eine Bewegung. Wie aus dem Nichts wurden Kai und Tala von je zwei Männern gepackt und ihr rechter Arm auf den Rücken gedreht, gerade so, dass das Schultergelenk noch nicht ausgekugelt wurde. Es war gut zu erkennen, dass sie Profis in ihrem Milieu sein mussten, ansonsten hätten sie das nicht so einfach geschafft.

„Nikolai! Hör sofort damit auf! Lass ihn in Ruhe! Reicht es denn nicht!“, kreischte Svetlana verzweifelt und unter Tränen. Auf einen Wink von diesem Nikolai hielt ein anderer Mann die panische Frau grob fest, was sie nach kurzer Gegenwehr zum Schweigen brachte. Mit Verachtung und Wut sah sie ihrem Bruder in die grauen Augen, welcher ihren Blick nur boshaft und gleichgültig erwiderte, bevor er dem Typen, der sie am Schlafittchen hatte, ein Zeichen gab, er solle sie fortschaffen. Kreischend und sich aufbäumend, versuchte sie loszukommen, doch sie hatte nicht die leiseste Chance. Als sie in das Gebäude aus dem sie gekommen war, zurückgezerrt worden war, wandte sich Nikolai an Tala:

„So sieht man sich also wieder.“ Mit diesen Worten hielt er dem Rothaarigen eine Waffe an die Schläfe und grinste bösartig. Doch der Wolf regte sich nicht. Die eisblauen Augen sahen ihn gleichgültig an. Diese Teilnahmslosigkeit irritierte und reizte den Mafiosi, ließ ihn seine Waffe entsichern: „Verrecke!“

Kochend vor Wut beobachtete Kai das Geschehen. Als der Bastard es allerdings wagte seine Waffe zu ziehen und in Talas Augen nichts von Widerstand oder Trotz zeugte, war es um den Phönix geschehen.

„Tu ihm was und ich bring dich um.“, zischte er mit einer Eiseskälte in der Stimme, wie nie zuvor.

Es schien zumindest Eindruck auf den Mafiosi zu machen, dessen Augen sich sofort kalt in die des Halbrussen bohrten: „Lebensmüde?“

„Mhm.“, gab Kai spöttisch von sich, wobei seine Rubine furchtlos über den Anderen spöttelten.

Fuchsteufelswild über diesen Ausdruck hielt er die Waffe nun auf Kai gerichtet, was aber nichts bewirkte, im Gegenteil. Spott und Verachtung trieften jetzt nur so aus den roten Augen.

Um das Gesicht nicht zu verlieren, lachte Nikolai überlegen auf: „Seht nur! Der Köter meint sich mit den ganz Großen anlegen zu können!“ Von einer Sekunde auf die Andere wurde er wieder todernst: „Ich glaub ich muss dir erst noch benehmen beibringen.“, fauchte er bedrohlich und presste den Lauf seiner Waffe gegen Kais Stirn, der sich davon immer noch nicht beeindrucken ließ.

„Lass ihn da raus! Es geht nur um dich und mich!“, keifte Tala auf einmal. Seine Augen spiegelten kalte Wut wieder.

Als Nikolai das sah, verzogen sich seine Züge zu einer schadenfrohen Grimasse. Er steckte die Waffe weg und befahl zuckersüß ohne seine niederträchtigen Augen von Tala zu lassen: „Lasst den Köter an unseren Umgangsformen teilhaben, ...aber bringt ihn nicht um.“ Kaum waren die Worte gefallen, fielen drei Bulldozer über Kai her. Obwohl er sich heftig wehrte und einem die Nase brach, hatte er letztendlich keine Chance und stürzte zu Boden, wo sie auf ihn einschlugen und eintraten.

Mit geweiteten Augen versuchte sich Tala zu befreien, aber er konnte nichts ausrichten. Es war ihm als würde seine Lunge bersten, als sein verzweifelter Schrei die Luft zerriss:

„Kaaaai!“
 

Nach einigen qualvollen Minuten ließen sie von dem Halbrussen ab. Regungslos blieb er liegen. Der Regen verteilte sein Blut über den ganzen Asphalt.

Tala zitterte am ganzen Leib und starrte wie gebannt auf das Blut. Nur am Rande nahm er war, wie Nikolai ihm ins Ohr flüsterte: „Ich will dich leiden sehen, bis du krepierst.“

Wäre er nicht in der Abtei aufgewachsen, hätte der Rothaarige dieses Maß an Grausamkeit nicht begreifen können. Doch er hatte am eigenen Leib erfahren dürfen, dass Menschen keinen Grund brauchten, um aus einer Laune heraus grausame Dinge zu tun. Und dieses Wissen ließ keine Hoffnung mehr zu, aus dieser Sache irgendwie lebend heraus zu kommen.

Hasserfüllt blickte Tala in die grauen Augen des Anderen und ehe sich Nikolai versah, hatte Tala ihm auch schon auf die Schuhe gespuckt. Eine mehr als deutliche Geste mangelndem Respekts und Ungehorsams. Postwendend bekam er auch eine Resonanz.

Und ein Schuss fiel.
 

Now I will tell you what I’ve done for you

50 thousand tears I’ve cried

screaming deceiving and bleeding for you

and you still won’t hear me

don’t want your hand this time I’ll save myself

maybe I’ll wake up for once

not tormented daily defeated by you

just when I thought I’d reached the bottom

I’m dying again
 

Stille. Tosende Stille umfasste ihn, quetschte sein Herz zusammen und ließ ihn jäh aufkeuchen. Plötzlich fand er sich in der Realität auf kaltem nassem Betonboden in der Dunkelheit wieder. Schmerzvoll stöhnte er auf und krümmte sich zusammen, als ihn der Schmerz einholte, wie ein Hammer traf. Langsam sickerte die Erinnerung zu ihm durch, ließ ihn begreifen, woher diese Schmerzen stammten. So wie er sich fühlte, mussten einige Rippen gebrochen sein und dem Blutgeschmack in seinem Mund zu urteilen, wären innere Verletzungen nicht zu weit hergeholt. Mehr konnte er im Moment nicht sagen. Sein Gesundheitszustand rückte schlagartig in den Hintergrund, als ihm Tala wieder einfiel. Hastiger als er in seinem Zustand in der Lage war, wollte er sich aufrichten, was ihm zum Einen nicht so einfach gelang, da sich herausstellte, dass sein linker Arm womöglich auch gebrochen war und zum Zweiten er bäuchlings auf dem Boden kauerte. Aufhalten tat dies ihn freilich nicht. Mühevoll drehte er sich auf die Seite und erkannte in der Finsternis die Umrisse eines Körpers neben sich. Unbeholfen tastete er sich in die Richtung, wobei Kai sich umdrehen musste. Keuchend gelang es ihm sich heranzuziehen. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit und er erkannte Talas, der auf der Seite lag, die eisblauen Augen aufgerissen und leblos. Ein Schauder floss durch Kai, dass es ihm schien, als würde die Kälte in seinem Inneren zu Eis gefrieren und ihn erstarren lassen. Unfähig mehr zu fühlen als das, zog er sich neben den Rothaarigen, sodass ihre Gesichter auf selber Höhe lagen und traute sich kaum zu wispern: „Tala.“ Atemlos kam nur dieses Wort über die aufgeplatzten Lippen, doch lag so viel darin und zum selben Augenblick rein gar nichts.
 

I’m going under

drowning in you

I’m falling forever

I’ve got to break through

I’m going under
 

Kaum war sein Name über Kais Lippen gekommen, hatten sich die blauen Augen langsam aus ihrer Leblosigkeit befreit und fanden die müden Rubine. Erleichtert atmete Kai aus, den siedenden Schmerz in seinen Lungen ignorierend.

„Was ist passiert? Wo sind wir?“, presste der Halbrusse hervor, doch regte sich der Angesprochene nicht. Nur seine Augen begannen in einem seltsamen Ausdruck von Melancholie und Gleichgültigkeit zu funkeln. Wut und Verzweiflung stiegen ob dessen in Kai auf und gaben ihm Kraft sich einigermaßen aufzurichten. Die blauen Augen folgten dem zwar, aber mehr tat sich dabei auch nicht. Kai sah sich um. Es war ein kleiner Raum, der ihn sehr an die „Züchtigungskammern“ in der Abtei erinnerte. Ein kahler Raum aus schlecht isoliertem Beton mit einer Stahltür und einer zwei Finger breiten Spalte, auf der entgegengesetzten Seite, durch die Tageslicht drang. Gut, rauskommen würden sie hier wahrscheinlich nicht so schnell, aber leben taten sie wenigstens noch. Schmerzhaft aufkeuchend, versuchte sich Kai auf seinem linken Arm abzustützen – anscheinend war er nur angebrochen – und packte mit dem Anderen Tala, zog ihn an die Wand, wo er ihn unter enormer Kraftanstrengung aufsetzte. Diese Aktion entlockte Talas Kehle ein qualvolles Keuchen und er stützte sich mit beiden Händen ein wenig auf den Boden, um die Sitzposition halten zu können. Kai indessen sank neben dessen Beinen wieder bäuchlings zu Boden. Er wunderte sich, wie fertig ihn diese Verletzungen machten. In der Abtei war er öfters so beieinander gewesen und hatte es besser verkraftet. //Bin’s wohl nicht mehr gewöhnt//, wurde ihm klar. Er sah zu Tala auf, der schwer atmend ins Nichts starrte. Diese Situation war so unwirklich und doch so erschreckend vertraut, dass Kai unsäglich schlecht wurde. Fest kniff er seine Augen zu und versuchte die Übelkeit niederzukämpfen.

„Es ...Es tut ...mir leid.“, brachte der Rothaarige irgendwie hervor, „Du ... hättest da nicht mitreingezogen werden sollen.“

Kai hätte gelacht, wäre er dazu im Stande gewesen: „Ich hab dich rausgezerrt nicht du mich. Also rede nicht so einen Schwachsinn.“

Tala hätte aufschreien wollen, besser, sich die Seele aus dem Leib reißen wollen so elend fühlte er sich. Egal was auch passiert war, so hatte er sich sein Ende nicht vorgestellt. Hier sterbend neben Kai und ihn dabei mitziehend. //Aber ... doch, so hatte ich es mir als Kind gewünscht...//
 

Es gab immer wieder Tage in der Abtei, da fiel es einem schwer zu glauben, dass es auch ein Morgen geben würde. Kai und Tala gehörten hin und wieder zu den Lieblingsopfern der „Trainer“. Sie unterschieden sich von den anderen Kindern: Freundschaft verband sie, sie waren ohne wenn und aber hervorragende Beyblader und ihr Wille unerschütterlich. Eigentlich wurden sie auch darauf trainiert unerschütterlich zu sein, das Problem war nur, dass sie es nicht gegen ihre „Trainer“ sein sollten.

Eines Tages war es wieder besonders schlimm und man hatte sie windelweich wie nie geprügelt. Nachts lagen sie leise wimmernd in ihren Betten, wo sie nach solchen Strafen immer drauf geworfen wurden. Besonders Kai hatte es böse erwischt. Meistens traf es ihn heftiger, da man wohl der Meinung war, Voltaires Enkel müsse bei allem der Beste sein, sei es Beybladen oder Gehorsam. Erfüllte er nicht die Erwartungen, wurde er doppelt hart drangenommen. Aus Mitleid und Sorge um den Jüngeren, robbte sich Tala aus seinem Bett und schaffte es irgendwie zu dem kleinem starken Phönix. Er legte sich zu ihm ins Bett, wo sich sogleich die kleinen Ärmchen um seinen Körper schlangen und das Gesichtchen an seinen Hals presste. Der Rotschopf hatte die Umarmung sofort erwidert und strich über den blutigen Rücken, seine eigenen Schmerzen außer Acht lassend. Doch sein Freund war nicht so leicht abzulenken gewesen und wollte den Anderen ebenfalls trösten. Zaghaft begann der Blaugrauhaarige dem Wolf über die Seiten zu streicheln. Er spürte, wie Tala vor Überraschung innehielt und dann die Streicheleinheit genoss. Insgeheim freute sich der Sechsjährige wahnsinnig darüber. Es lag ihm viel daran, dem Blauäugigen zu zeigen, wie sehr er ihn mochte. Dummerweise wetzte die Kleidung über Talas geschundene Haut, was Kai zu der unschuldigen Annahme verleitete, ohne Stoff sei es besser. Mit dem Wunsch seinem einzigen Halt in dieser Hölle etwas Gutes zu tun, suchten seine Hände den Weg unter das Oberteil. Sowie er die geschundene Haut berührte, versteifte sich der Wolf im ersten Augenblick merklich, kannte er solche Berührungen ja nicht.

„Soll ich aufhören?“, flüsterte Kai unsicher.

Der Rothaarige schüttelte energisch den Kopf: „Nein, es ...es ist wunderschön.“

Beruhigt und glücklich fuhr der Jüngere fort und strich zärtlich über die Haut an Seiten und Rücken, darauf bedacht ihm nicht wehzutun. Davon war er allerdings weit entfernt. Tala konzentrierte sich voll und ganz auf die vorsichtigen Hände, die ihn liebkosten. Der Schmerz war nur noch eine Nebensache.

„Geht es dir besser?“ Er hörte die Stimme kaum, doch hallte jedes Wort klar in seinen Ohren wieder und er nickte verträumt.

„Sei nur immer bei mir, wenn es schlimm ist, dann geht es mir besser.“

Statt zu antworten, folgte Kai einem Impuls, hob seinen Kopf etwas nach vorn und drückte vorsichtig seine Lippen an Talas Hals. Bei dieser zärtlichen Berührung schauderte der Blauäugige und ein unbändiges Glücksgefühl durchströmte ihn. Liebevoll drückte er den Jüngeren dicht an sich und vergrub sein Gesicht in dessen Haar.

Ja, mit Kai an seiner Seite konnte es nie zu schlimm sein.
 

//Nein!// Tala biss die Zähne bei der Erinnerung zusammen und schüttelte innerlich den Kopf. Nein, so war das damals nicht gedacht. Er hatte nie gewollt, dass Kai etwas passierte und schon gar nicht wegen ihm starb. Selbst nach den ganzen Jahren, die absolut alles geändert hatten, wünschte er dem Halbrussen nichts Böses. Klar, er war verbittert, enttäuscht, wütend, traurig und vieles mehr, aber den Tod hatte er ihm nun wirklich nie gewünscht, egal wie böse er manchmal gewesen sein mochte.
 

Blurring and stirring the truth and the lies

so I don’t know what’s real and what’s not

always confusing the thoughts in my head

so I can’t trust myself anymore

I’m dying again
 

Mittlerweile hatten sich Kais Augen so weit an das Dämmerlicht gewöhnt, dass er alles im fahlen Licht, ganz wie bei Mondschein, erkennen konnte. Träge hob er seinen Kopf und stützte das Kinn auf seine Arme. Tala hatte seine Augen geschlossen und atmete ruhiger. Der Graublauhaarige stutzte: etwas war an seiner rechten Schulter komisch. Mühsam rückte er weiter vor und streckte seine rechte Hand aus. Tala bemerkte erst, dass der Andere neben ihm war, als dessen Finger seine Schulter berührten. Mit schmerzverzerrtem Gesicht zuckte der Rothaarige zusammen. Kai sah mit geweiteten Augen auf seine blutverschmierten Finger. Bei genauerem hinsehen, konnte er die Blutpfütze erkennen, die sich neben dem Wolf gebildet hatte.

„Du wurdest angeschossen.“ Es klang nüchtern, obgleich Kai vor Schuldgefühlen meinte zu ertrinken. Er hatte das alles nicht gewollt. //Wäre ich doch nie hergekommen ...Scheiße!// Dann würde Tala nicht hier sitzen und erneut so leiden müssen. Ohne ihn wäre der Ältere ohnehin schon seit sie sich kannten besser dran gewesen. Durch die damalige Freundschaft wurde er viel zu oft mitbestraft, obwohl eigentlich nur er etwas falsch gemacht hatte, nicht Tala.

„Das ist ja nichts Neues mehr.“ Die Stimme des Rothaarigen war monoton, seine Augen weiterhin geschlossen.

Sie schwiegen. Schwerfällig kniete sich Kai hin und saß nun schräg rechts vom Wolf und blickte zu Boden. Das Geräusch der Bewegung ließ den Anderen die Augen aufschlagen. Er fühlte sich taub.
 

I’m going under

drowning in you

I’m falling forever

I’ve got to break through
 

„Kai, ...was wolltest du eigentlich sagen, bevor Svetlana aufgetaucht ist?“ Genau beobachtete er die rubinfarbenen Augen, die in diesem Licht violett wirkten. Sie zeigten erst Verwirrung, dann Überraschung. Dem Phönix schien es wirklich sehr schlecht zu gehen, wenn er zu schwach war seine Selbstbeherrschung aufrechtzuerhalten. Auch war er länger bewusstlos gewesen als er selbst - er war von der Schussverletzung und einem Schlag an die Schläfe ohnmächtig geworden.

„Ich weiß nicht mehr...“, flüsterte er kaum verständlich.

„Mhmm.“ Tala besah sich Kai genau und stellte fest, dass ein dünner Rinnsaal Blut an seinem Mundwinkel herabfloss.

„Jetzt haben wir die Wahl. Entweder wir verbluten oder wir sterben an einer Lungenentzündung.“

„Na so was! Du hast ja deinen Sarkasmus wieder gefunden!“ Überrascht blickten die eisblauen Augen in Kais Gesicht. Seine Lippen hatten sich zu einem nostalgischen Lächeln verzogen und seine Augen glänzten traurig.

Dieser Anblick ließ Talas müdes Herz schneller schlagen. //Was? Warum?// Diese Stimmung war seltsam.

„Eine nette Familie hat deine Freundin da.“, stellte der Halbrusse ironisch nüchtern fest.

Tala lachte leise: „Tja, ein guter Beweis dafür, dass man nicht von einem Menschen auf dessen Familie oder Freunde schließen sollte. Auf Angehörige von Mafiosi sollte man aber trotzdem ganz verzichten.“

Kai verzog die Lippen zu einem Schmollmund: „Hattest du sie nie gefragt?“

„Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet. Der Familienname war nicht bekannt in diesen Kreisen.“

Ja, sie kannten sich in diesem Milieu aus. Als Angehörige der Abtei hatten sie auch zwangsläufig mit den anderen Mächten der Stadt zu tun gehabt.

Sie schwiegen sich eine Weile an und blickten zu Boden. Die Dunkelheit um sie herum schien Tala in die Seele pressen zu wollen. Leise keuchte er auf. Mit dem drückenden Schmerz in seinem Inneren wurde eine Frage immer deutlicher vor seinem geistigen Auge.

Resignierend begann er zögerlich: „Hasst du mich eigentlich?“

Sie würden hier voraussichtlich nicht mehr herauskommen, da konnte er sich wenigstens Gewissheit verschaffen. Die blauen Augen begegneten Roten. Sie spiegelten im ersten Moment Unglaube wider, doch dann verschwamm er in einem Meer aus Emotionen, die den Rothaarigen überforderten. Kai war klar, dass ihre Situation so gut wie hoffnungslos war. Seine Stimme versagte fast, als er antwortete: „Ich habe es zwar versucht, ...aber nie wirklich geschafft. Also nein.“

Tala fühlte sich zittern, als er schließlich atemlos fragte: „Warum?“

„...“ Kai wusste nicht, ob er das ernsthaft tun sollte. Fast ein Jahrzehnt lang hatte er versucht diese Gefühle zu verdrängen, seine Vergangenheit zu begraben. //Nun, jetzt sitz’ ich mitten in ihr...//, dachte er bitter lächelnd. Alles wäre nun ohnehin umsonst gewesen. Er verlor jeglichen Willen seine blutende Seele verbergen oder schützen zu wollen. Alles fühlte sich kalt an. Innen und außen war alles leer, dunkel und eisig.

„Ich ...“, begann Kai dann brüchig: „Ich wollte nie mehr so leiden ...wie ich es getan habe, als ich nach Japan kam...“

Talas Puls raste. Er hatte nicht zu hoffen gewagt, dass der Graublauhaarige tatsächlich auf seine Fragen eingehen würde. Und dazu noch ehrlich. Sein Herz schlug heftig gegen seine Brust, als er irritiert nachhakte: „Ich verstehe nicht...“

Plötzlich schlug es dumpf rechts neben Talas Kopf ein. Der Phönix hatte es mit einer gewaltigen Kraftanstrengung neben den Anderen geschafft und kniete direkt neben ihm, wobei seine linke Faust gegen die Wand geschlagen hatte und sein Gesicht nun vor Talas war. Der unbändige Schmerz seines gebrochenen Arms war nichts im Vergleich zu dem was in ihm vorging.

„Weil du nicht da warst! Weil ich dich vermisst habe!“, schrie er in verzweifelter Wut.

Unglaube. Ja, Unglaube war wohl die treffendste Bezeichnung für den Ausdruck in Talas Gesicht, als er die Worte verstand und in die Rubine blickte, die ein Leid preisgaben, welches nie hätte hervordringen sollen. Mit einem Schlag wurde es dem Wolf bewusst: Kai hatte mindestens genauso gelitten wie er, als sie getrennt wurden. Vielleicht sogar mehr, was zwar schwer vorstellbar war, dennoch möglich. Der Jüngere hatte eine Eigenschaft an sich, die ihn – nachdem sie sich Nahe gekommen waren – sehr anhänglich hatte werden lassen. Natürlich war es ihm genauso gegangen, doch war nach ihrer Trennung ein Vorhang gefallen und hatte Tala von jetzt auf gleich alles beiseite schieben lassen. Das war dem Rotäugigen wohl nicht so gelungen und hatte ihn lange leiden lassen. Nun, ihm letztendlich ja auch nicht. Zumindest hatten den Rothaarigen die Gefühle mit hundertfacher Intensität erbarmungslos eingeholt und zerschmettert.

Bitter lächelte Tala. Sie hatten ja so viel falsch gemacht. Es hätte nie so weit kommen müssen. Wer weiß, vielleicht wären sie ja wieder Freunde geworden, wenn sie mal offen über alles gesprochen hätten. //Freunde...// Es war doch alles lächerlich.

Kraftlos sackte Kai plötzlich zusammen und sank in Talas Blut, welches sich an seiner rechten Seite gesammelt hatte, den Kopf an dessen Bein gelehnt. Erschrocken darüber tauchte der Blauäugige aus seinen Gedanken auf. Unfähig zu einer Reaktion begann er unkontrolliert heftig zu zittern. Eigentlich müsste er irgendwie beruhigt sein, dass der Phönix so viel für ihn übrig hatte, dass er sich die Mühe gemacht hatte ihn hassen zu wollen. Doch stattdessen stieg noch eine gewaltigere Verzweiflung als je zuvor in ihm auf. Wollte ihn zerquetschen, endlich um den Verstand bringen und vernichten.

„Was ist denn jetzt schon wieder?“, hauchte die müde Stimme Kais leise.

Ohne etwas zu unternehmen sah Tala, wie sich der Rotäugige vom Boden stemmte und sich über ihn beugte. Erst das plötzliche Gewicht des Halbrussen auf seinem Schoß ließ seine starrenden Augen wieder aufleben und er blickte zu dem Anderen. Mit halbgeschlossenen Augen saß der Graublauhaarige auf ihm, die angewinkelten Beine an seinen Seiten. Erschöpft lehnte sich Kai gegen den Blauäugigen, wobei sich seine Arme links und rechts, sowie seine Stirn, an der Wand abstützten und schloss die Augen.

Umfangen vom Duft des Anderen begannen sich die durchnässten, kalten Körper aufzuwärmen.

Surreal. Diese Situation war surreal. Schlichtweg unbegreiflich.
 

So go on and scream

Scream at me I’m so far away

I won’t be broken again

I’ve got to breathe I can’t keep going under
 

____________________________________________________________________________________________________________________
 

Eigentlich sollten die beiden Süßen nicht in so eine Situation kommen^^°.

Ich weiß, ich bin gemein. Nun haben sie schon so viel durchmachen müssen und dann kommt noch sowas.

Ich hoffe die Gefühle sind nachvollziehbar und nicht zu platt geworden, wie ich stellenweise stark den Eindruck hatte.

Es werden auf jeden Fall noch zwei Kapitel folgen. Ob noch ein drittes, bzw. ein Epilog dazu kommt, kann ich noch nicht sagen. Ich würde es mir zumindest zutrauen (gerne kein Ende findet^^°).
 

Über Kommentare und Kritik würde ich mich sehr freuen!
 

Bye
 

Minerva



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  little_sunshine
2010-03-23T14:23:51+00:00 23.03.2010 15:23
ich hab die ganze Story jetzt innerhalb von 2 Tagen... gefressen, ja das tirfft es ^^
am Anfang dacht ich mir, naja hmm... Tala wird wohl sterben und Kai drauf kommen das er ihn eigendlich mag, also nichts neues...
aber als das dann weiterging und Tala nicht starb und Kai dort blieb und das mit Boris...
man man man... ich lese wirklich selten, aber die Story würd ich echt immer und immer wieder lesen^^

du hast einen tollen Schreibstil, das die ganze Story nur noch besser macht...
und jetzt das letzte Kapitel, is verdammt toll^^
Tala erstickt fast, Kai rettet ihn und beide landen zum Schluss in einem Keller ohne jegliche Hoffnung auf Rettung UND DOCH...
is der letzte Teil so klasse.. hach, ich hoffe die kommen da heil wieder raus... *hoff*

*gespannt auf weiteres is*

hoffe du schreibst bald weiter
LG sunny
Von:  WeißeWölfinLarka
2010-02-16T23:03:22+00:00 17.02.2010 00:03
Hi!
Ich hab seit ultra langer Zeit mal wieder in deine FF „Good Enough“ reingeschaut. Mir gefallen ja alle von dir, nur für die braucht man eben ein gewisses… Mhm, sagen wir eine gewisse Gefühlsdistanz, die ich leider nicht wahren kann, weil die Geschichte einfach so mitreißend ist.
Ich möchte zuweilen heulen, aber auch beißen, wenn ich diese Untätigkeit seitens Kai sehe.
In diesem Kapitel sieht es jedoch so aus, dass beide sich – wie absurd und brutal die Situation auch ist – wieder annähern können.
Gleichsam komisch wie erschreckend nachhaltig fand ich auch Kais Erkenntnis, er sei die Prügel nicht mehr gewohnt. Tala anscheinend ja schon. Das ist … das Erschreckende daren.
Vielleicht habe ich noch einen Tipp für dich, das ist mir beim Überfliegen der vorherigen Kapitel aufgefallen. Du lässt den Leser einen Einblick in die Vergangenheit haben. Ich fände es schön, wenn du den auch vom Rest des Textes (jetzt wollt ich fast „farbig“ schreiben XD) kennzeichnest, vielleicht durch Kursivschrift. Das macht die Aufteilung einfach übersichtlicher.
ARGH!!!
Ich bin gerade zu deinem Schlusswort für dieses Kapitel gekommen.
ZU PLATTE GEFÜHLE?!! ZU PLATT?! DU!!??? Nie und nimmer!
Dieses Kapitel stützt sich auf lange verborgene Emotionen und Gefühle, die beide verbergen wollten. In dieser ausweglosen Situation brechen sie auf, die Masken, die sie sich schaffen wollten nach dem Verlust des jeweils anderen. Meine Güte, das ist so traurig-schön!

Von:  Fye-chan
2009-10-06T20:32:52+00:00 06.10.2009 22:32
Ist das miiiiies... sowasvon gemein....
Die beiden tun einem so Leid...
Also das haben sie ja nun echt nicht verdient.... aber immerhin hat es dazu geführt, dass sie sich zusammenraufen... jedenfalls scheint es so.
Ich hoffe sehr, dass die beiden aus der Situation herauskommen...
Sie gehören einfach zusammen und hätten es doch nach allem mehr als verdient, glücklich zu werden...
Ich bin sehr gespannt auf das nächste Kapitel und freu mich drauf :)

Lg, Fye <3
Von:  Jeschi
2009-10-03T14:36:24+00:00 03.10.2009 16:36
Hey! ^-^

Als ich heute in deine FF hineingelesen habe, musste ich feststellen, dass du wirklich großartig schreibst.
Das geht mir richtig unter die Haut!
Von daher hab ich sie ganz gelesen und will dir jetzt auch einen Kommi hinterlassen. <3

Erst mal bin ich total begeistert, dass du das geschafft hast, woran ich immer wieder scheiter:
Eine FF zu schreiben, in denen du die Songs meiner Lieblingsband einfügst! XD

Ich finde es großartig, dass du diese melancholische Stimmung so gut rüber bringst, dass ich richtig mitleide!
Ich hab schon langen icht mehr so eine gut beschriebene Story gesehen.
Das du so auf die Gefühle der Beiden eingehst, dass fesselt einen einfach und man kann nicht mehr aufhören, zu lesen.
Nur frage ich mich, wie das alles ausgehen wird. Im Moment scheint die ganze Situation Talas ja auswegslos.

Was dieses Kapitel angeht, kam die Wendung ja ziemlich krass. Aber ich bin froh, dass mal ein wenig Action ins Spiel kommt! XD
Das ist doch mal ein guter Ausgleich, zu den ganzen depressiven Gefühlen.
Die letzte Szene in dem Kapitel war natürlich absolut süß. Schön, dass Kai sich Tala gegenüber jetzt ein wenig geöffnet hat.
Allerdings ist es ein wenig gemein, jetzt aufzuhören! >,<

Das wars von mir! ^-^
Ich freue mich aufs nächste Kapitel!!! <3
Vielleicht gibst du mir ja Bescheid, wenn es rauskommt. *ganz lieb guckt*
Von:  MikaChan88
2009-09-30T16:09:06+00:00 30.09.2009 18:09
total super kapis
freu mich schon aufs nächste ^-^

cu,
MikaChan
Von: abgemeldet
2009-09-30T14:57:31+00:00 30.09.2009 16:57
Wooow, das ging ja mal wirklich schnell. O.O
Gott, was soll ich nur sagen...Es war ein wirklich geladenes Kapitel. Erst mal tut mir Bryan Leid, der erleidet inzwischenw wahrscheinlich einen Kollaps und das nicht mal zu Unrecht. xD
Tala wurde schon wieder angeschossen...und sein Kommentar "Ist ja nichts neues mehr" war grenzgenial. xD Überhaupt war das Kapitel trotz seiner düsteren Stimmung stellenweise echt witzig. Die Gefühle sind auch genau richtig rübergekommen und ich hab das Gefühl, dass da langsam was weitergeht zwischen den beiden....*hrhr* Also schreib genauso schnell weiter wie bei diesem Kapitel! *hundeaugen*
Alles Liebe,
Ree
Von:  Phoenix-of-Darkness
2009-09-29T14:46:48+00:00 29.09.2009 16:46
Cool....so schnell hatte ich jetzt nicht damit gerechnet,
aber dennoch genial!
Die düstere Art dieses Kapitel ist echt faszinierend.
Das Ende des Kapitels fand ich suspekter Weise sehr süß.
Zudem kamen die Emotionen gut rüber.
Doch jetzt hab ich ein Problem....ich bin jetzt noch gespannter, wie
es weiter geht!!!
Bitte ganz bald weiter schreiben, ja?

MfG Kai Teruki Hikari


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