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So weit weg

....und doch so nah
von

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Kapitel 1

Gedankenverloren blickte sie auf das ruhige Meer hinaus. Ja, das Meer, wie oft hatte sie in den vergangenen Wochen daran gedacht. Daran gedacht einfach hinein zu laufen und zu ertrinken. Die Verzweiflung hätte sie dazu getrieben, doch nun… nun hatte sich alles verändert. Sie trug Verantwortung. Verantwortung für das kleine Wesen das in ihr heranwuchs. Mit angezogenen Beinen saß sie im Sand, den Kopf auf die Knie gelegt. Den Blick auf die See gerichtet. Ihre kurzen braunen Haare wurden vom Wind zersaust. Dieser kleine Mensch, der in ihr heranwuchs war alles was ihr von dem Fanelianischen König geblieben war. Wieder erinnerte sie sich an diese schicksalhafte Begegnung mit ihm. Da bestand für sie noch Hoffnung auf ein Leben mit ihm. Der Glaube an die Liebe, pah, dachte Hitomi und spürte wie ihr Herz sich schmerzlich verkrampfte.
 

Es war bereits ein Jahr her, dass sie von Gaia zurückgekehrt war. Draußen regnete es furchtbar, es war ein kalter Herbsttag, ihre Eltern waren auf einer Reise, sie war also allein zu Hause. Wie jeden Abend stand sie am Fenster und sah hinaus. Immer in Gedanken an den jungen König. Als sie ihn plötzlich am Gartenzaun stehen sah. Völlig durchnässt. So schnell ihre Beine sie trugen lief sie die Treppe hinunter und riss die Haustür auf. Ungläubig starrte sie ihn an. Ja, er war es wirklich. „Van.“ Hauchte sie fassungslos und lief auf ihn zu. Auch der König rührte sich nun, er stieß das Gartentürchen auf und lief ihr entgegen. Schnell schlangen sich seine starken Arme um ihre Taille. Minutenlang standen sie einfach nur da und hielten sich fest. Als sie sich von einander lösten zog Hitomi ihn hinter sich her ins Haus. Sie holte Handtücher und rubbelte seinen Kopf trocken. „Du hast mir so gefehlt.“ Flüsterte er leise. Sie blickte in die mandelbraunen Augen und spürte seinen Schmerz. Auch sie empfand so. Ja, es war wirklich die Liebe für die Ewigkeit.
 

In dieser stürmischen Nacht hatten die beiden miteinander geschlafen, sich die ewige Liebe geschworen, immer mit einander verbunden zu bleiben. Und jetzt? Was war ihr geblieben, außer dem tiefen Schmerz? Nichts…, nein, so stimmt das nicht. In ihr wuchs sein Kind heran. Und das war wirklich mehr als NICHTS. Ja, sie liebte diesen kleinen Krümel bereits. Wie konnte sie sich da das Leben nehmen, wo doch neues in ihr heranwuchs. Unmöglich.

Immer wieder spielte sich die Traumbegegnung vor ihren Augen ab. Es war das letzte Mal, dass sie ihn in ihrem Traum gesehen hatte. Er war kurz nach ihrer gemeinsamen Nacht sehr seltsam gewesen, verschwiegen. Ja, irgendetwas verschwieg er ihr. Hitomi brachte es beinahe um den Verstand. Immer wieder hatte sie ihn gefragt, doch er hatte immer nur gesagt es ist nichts. Bis plötzlich eine Frau hinter ihm auftauchte. Sie hatte lange schwarze Haare, blaue Augen und trug ein wunderschönes weißes Kleid. Sie sah Van fragend an. Er hatte so entsetzt ausgesehen, als sie plötzlich hinter ihm stand. Ja, diese Frau zwang ihn, es ihr zu sagen. Sie ergriff seine Hand. Allein diese Geste legte eiserne Ketten um Hitomis Herz, die sich immer mehr zusammen zogen. „Das ist Kaoki, meine Verlobte.“
 

Brachte er mühsam hervor und wich schließlich ihrem Blick aus. „Was?“ hauchte Hitomi entsetzt. „Der König braucht einen Erben, wie soll eine Frau, die soweit weg ist, ihm diesen Wunsch erfüllen!“ meinte Kaoki spöttisch. Hitomi hatte damit gerechnet, dass Van diese Frau zu Ordnung rufen würde, ihr verbieten würde so mit ihr zu reden. Doch nichts geschah. Wut stieg in Hitomi auf. Ganz plötzlich änderte sich der Ort an dem sie sich befanden. Nicht mehr die grüne Wiese und der warme Sonnenschein, nein, Hitomi verwandelte den Ort unbewusst in eine karge Felslandschaft mit tiefen Schluchten. Der Himmel grau und trist. Wieder wollte Kaoki ihren weiteren niederschmetternden Worten eine Stimme verleihen, doch Hitomi hob die Hand und die Prinzessin verstummte. Kein Laut kam über ihre Lippen. Schlagartig ließ Kaoki Vans Hand los und griff sich an den Hals. Van beobachtete das ganze skeptisch. So hatte er Hitomi noch nie erlebt und doch verstand er sie.
 

Aber was sollte er tun? „Wie lange weißt du das schon?“ brüllte sie Van entgegen, ihre Stimme zitterte, Tränen liefen ihr über die Wangen. „Seit ein paar Wochen.“ Antwortete er leise. Das Bild der dunkelhaarigen Frau verblasste langsam, Hitomi hatte sie aus dem Traum gedrängt. „Warum warst du bei mir, wenn du sie nun hast?“ schrie Hitomi. „Hitomi, so lass es mich erklären!“ versuchte Van sie zu beruhigen. Und trat einen Schritt auf sie zu. „Nein. Da gibt es nichts zu erklären“ Keuchte Hitomi und wich vor ihm zurück. „Werd glücklich mit dem Biest.“ Rief sie ihm entgegen. Dann löste sie den Traum. Sie hörte ihn noch rufen, doch sie wollte nur weg. Weg von ihm, weg von dem Schmerz.

Als sie erwachte fühlte sie sich leer. Als hätte sie einen Teil ihres Herzens verloren. Einfach verlassen und allein.

Kapitel 2

Van hatte noch einige Male versucht sie zu erreichen, eine Verbindung zu ihr aufzubauen. Doch sie verschloss sich vor ihm, ließ nicht zu, dass er in ihren Traum eindrang. Zu groß war der Schmerz über seine Entscheidung. Seinen Verrat. Tief in ihr war etwas zerbrochen, niemals würde sie einen Mann so lieben können, wie den König von Fanelia. Und auch jetzt noch liebte sie ihn. Niemals würde sie ihn vergessen können. Und nun wo sein Kind unter ihrer Brust heranwuchs, würde er immer in ihrem Herzen bleiben.

Es war bereist einige Zeit vergangen nach dieser entscheidenden Traumbegegnung. Jetzt wünschte sie sich sie hätte ihm doch eine Chance gegeben es zu erklären, doch was änderte es? Nichts, es verursachte nur Schmerzen. Wieder glitt ihr Blick über die Wellen. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass er sie auch noch liebte und, dass er immer über sie wachen würde. Doch solange sie sich ihm gegenüber verschloss hatte er keine Chance sie zu erreichen. Sie lehnte sich zurück und stützte sich mit einer Hand im Sand ab. Den anderen legte sie auf ihren Bauch. Eine kleine Wölbung war bereits zu erkennen. Liebevoll strich sie über ihren Bauch und begann eine Melodie zu summen.
 

Schon lange hatte sie diese Melodie nicht mehr gehört und doch wusste sie, sie noch auswendig. Die Hymne von Fanelia.

Ja, sie hatte sich entschlossen, den kleinen Krümel zur Welt zur bringen und ihm eine gute Mutter zu sein. Sie würde es schaffen. Niemand musste ihr sagen was sie zu tun hatte. Ihre Instinkte waren bereits erwacht. Es war noch nie eine ihrer Eigenschaften einfach alles hinzuschmeißen und aufzugeben. Doch wie es gekommen wäre, wenn der kleine Mensch nicht unterwegs wäre, wusste sie nicht. Sie wäre wahrscheinlich nicht mehr da. Sie hätte den Tod gewählt.

Doch nun wenn sie darüber nachdachte erschien es ihr dumm und naiv, nur daran gedacht zu haben, es gab doch so schöne Dinge im Leben. Sie war fest entschlossen. Sie würde ihren Weg gehen. Auch ohne den Vater.

Wie zur Bestätigung strampelte der Krümel in ihrem innern. Hitomi lachte leise. Und strich beruhigend über ihren Bauch. Schließlich stand sie auf. Ein letzter Blick auf die freie, unbändige See. Dann schritt sie durch den Sand und nahm an der Wiese ihre Schuhe auf. Sie hatte sie abgestriffen und war barfuss über den Sand gelaufen.
 

Am Himmel türmten sich große Wolkenberge, ein Sommergewitter schien sich anzukündigen. Hitomi beeilte sich nach Haus zu kommen. Sie hatte seit kurzer Zeit eine eigene kleine Wohnung und war damit beschäftigt das Baby-Zimmer einzurichten.

Die Wohnung hatte ein Wohnzimmer, eine Küche, ein Bad, ein Schlafzimmer und ein Kinderzimmer. Hitomi hatte sich gleich in diese Wohnung verliebt als sie das erste hier war. Besonders wegen dem großen Fenster im Wohnzimmer mit dem Balkon, der einen herrlichen Blick auf das Meer zuließ.

Yukari und Amano hatten ihr beim renovieren geholfen, ebenso ihre Eltern. Doch heute, heute war sie allein. Sie kuschelte sich auf die braune Couch und zog sich die Decke bis zur Nasenspitze. Verträumt beobachtete sie die Regentropfen, die am Fenster hinab liefen.

Schon lange hatte sie nicht mehr von dem dunkelhaarigem König geträumt. Sie spürte auch keinen weiteren versuch von ihm, sie aufzusuchen, mit ihr zu sprechen, ihr alles zu erklären, nein…. Er hatte sie freigegeben. Sich ihrem Willen gebeugt.
 

Vielleicht… vielleicht würden sie sich eines Tages wieder sehen, einen neu beginn wagen können, doch zurzeit wollte die werdende Mutter nichts von ihm wissen. Zu tief saß der Schmerz, die Enttäuschung.

Oft hatten sie Alpträume gequält, gespinnt von ihrem eigenen verletzten Verstand. Immer wieder sah er ihn, zusammen mit IHR, diesem dunkelhaarigen Monster mit den hellblauen Augen. Doch jetzt, seit einigen Tagen schlief sie traumlos, einen tiefen erholsamen schlaf.

Noch immer betrachtete sie die Tropfen am Fenster. Manchmal fragte sie sich, wie Van wohl reagieren würde wenn sie ihm von dem Kind erzählen würde? Würde er sich freuen? Oder vielleicht auch wütend reagieren? Nein, nicht ihr Van… ihr Van würde Purzelbäume schlagen, sie vor Freude in den Arm nehmen und sich wie verrückt mit ihr drehen. Hatte er nicht das Recht dazu es zu wissen? Er war schließlich der Vater, doch sie wollte, sie konnte nicht mit ihm sprechen, ihn ansehen, seinen Duft einatmen. Noch nicht.

Hitomi zog die Decke noch ein wenig höher und war bald darauf eingeschlafen.
 

Früh am morgen klingelte es bereits an der Tür. Von der schrillen Klingel geweckt, streckte sie sich ausgiebig, dann stand sie auf und schlurfte zur Tür. Sie öffnete sie einen Spalt und konnte ihre Freundin Yukari erkennen. Schnell öffnete sie die Tür und fiel ihrer Freundin in die Arme. „Hey, Hitomi, was ist denn los?“ fragte Yukari überrascht als sich Hitomi in ihre Arme warf. Sie drückte sie an sich. Dann sah sie sie lachend an. „Ich freu mich einfach, dass du da bist.“ Meinte Hitomi gut gelaunt und zog ihre Freundin mit in die Wohnung. Skeptisch taumelte Yukari ihrer Freundin nach. „Soll ich uns Frühstück machen?“ fragte Hitomi und hielt ein Toastbrot hoch. „Ja, gern, warte ich helfe dir!“ meinte Yukari und folgte Hitomi in die Küche. „Dir scheint es ja richtig gut zu gehen.“ Sagte Yukari und warf Hitomi einen Seitenblick zu. „Ja, ich weiß auch nicht.“ Meinte Hitomi und hielt inne, sie blickte auf die Tomate, die sie gerade angefangen hatte zu schneiden. „Mir tut die Schwangerschaft richtig gut.“ Nachdenklich blickte sie zu Yukari. „Ich muss es ihm sagen, Yuki! Er ist doch der Vater, er hat ein recht darauf es zu wissen.“ Sagte Hitomi langsam.

Kapitel 3.

„Nach allem was er dir angetan hat?“ fassungslos starrte Yukari ihre Freundin an. „Aber da kann das Baby doch nichts für!“ erwiderte Hitomi und sah wieder auf die Tomate hinab. „Er wird dir nur wieder wehtun, wenn du ihn jetzt wieder siehst. Hitomi, du hast doch schon genug durch gemacht. Du hast so viel für ihn getan, ihm so viel gegeben. Und wie hat er es dir gedankt? Er heiratet eine andere.“ Sagte Yukari giftig, sie hatte einen groll gegen den König von Fanelia entwickelt, er hatte ihrer besten Freundin das Herz gebrochen. Und dann war er noch nicht einmal im Stande, es ihr aus freien Stücken zu sagen. Nein, dieser Mann besaß keinerlei Größe und in Yukaris Augen auch nicht das Recht, etwas von dem winzigen Geschöpf zu erfahren. „Das hat er nicht freiwillig getan.“ Rechtfertigte Hitomi sein Verhalten. „Woher willst du das wissen?“ fragte Yukari patzig. „Ich fühle es einfach.“ Antwortete Hitomi und bekam einen gedankenverlorenen Blick. Yukaris Gesicht verfinsterte sich. „Du liebst ihn immer noch, stimmts?“ fragte sie plötzlich.
 

Tränen sammelten sich in Hitomis Augen, „Wie könnte ich denn anders, ich habe ihm mein Herz geschenkt, er ist der Vater meines Kindes.“ Sagte Hitomi leise und legte das Messer in die Spüle. Dann wandte sie sich um und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. „Hitomi, du musst ihn vergessen, er hat sich für ein anderes Leben entschieden. Eine andere Frau. Fang endlich an zu Leben. Und vergiss deine Träumereien.“ Knurrte Yukari und verließ mit eiligen Schritten das Zimmer. Hitomi hörte wie die Haustür zuschlug. Ja, ihre Freundin war wirklich wütend, selten war es bisher vorgekommen, das Yukari einen Streit so verlassen hatte. Hitomi stützte sich auf der Arbeitsplatte ab. Irgendwie hatte sie ja recht, doch Hitomi wollte einfach nicht den glauben daran verlieren, dass sie eines Tages wieder zusammen sein würden. Ja, natürlich war sie verletzt und es zerriss ihr das Herz bei dem Gedanken daran, dass Van eine andere Frau bei sich hatte. Und doch wollte sie das er davon erfährt, ja, es war sein Kind.

Trotzdem spürte Hitomi wie sich ein dumpfes Gefühl in ihrem inneren ausbreitete, noch war sie nicht bereit dazu mit dem König darüber zu sprechen. Es würde Zeit brauchen.
 

Sie schnappte sich ihre Jeansjacke und die Haustürschlüssel. Schon war sie unterwegs. Unterwegs zu dem Ort, an dem sie frei war, ihren Gedanken freien lauf lassen konnte. Keine Wände, die sie einsperrten. Wieder flüchtete sie ans Meer. Ja, das Meer, es war zu ihrem Verbündeten geworden. Hier fand sie die Ruhe und Kraft, die sie brauchte. Wieder zog ihre Sandalen aus und lief Barfuss über den Sand. Sie setzte sich in den Sand und sah aufs Meer hinaus. Die See war unruhig heut, graue Wolken bedeckten den Himmel und doch war es angenehm warm. Yukaris Worte hallten in ihrem Kopf nach. Ganz abwesend ruhte ihr Blick auf den Wellen. Als plötzlich jemand neben ihr stand. „Hallo.“ Sprach sie eine freundliche Stimme an. Hitomi wandte den Kopf und blickte in zwei dunkelbraune Augen. „Hallo!“ erwiderte Hitomi und strich sich die Haare aus dem Gesicht, die der Wind immer wieder durch einander wirbelte.

„Darf ich?“ fragte er höflich. „Ja, bitte!“ antwortete Hitomi freundlich, wobei sie sich im nächsten Moment fragte, was tue ich hier, ich wollte doch allein sein. Der junge Mann setzte sich neben sie. Er muss ungefähr mein Alter haben, schätze Hitomi und musterte den Mann mit den kurzen dunkelblonden Haaren, goldblonde Strähnen schienen in seinem Haar. Sanft wurde es vom Wind bewegt.
 

„Was tun Sie hier?“ fragte Hitomi zögernd, ihr kam diese frage unheimlich blöd vor. „Ich bewundere das Meer.“ Sagte er leise. „Und das noch lieber in netter Gesellschaft.“ Er schielte zu ihr hinüber und lächelte sanft. Sein Gesicht hatte markante männliche Züge und doch wirkte es unheimlich weich. Hitomi erwiderte sein lächeln vorsichtig. Dann sah sie wieder auf die See hinaus. „Und Sie, was machen Sie hier?“ stellte er nun die Gegenfrage und schmunzelte leicht. „Das Meer.“ Sagte Hitomi und sah weiter auf die Wellen. „Es gibt mir Ruhe und Frieden.“ Antwortete sie leise und sah zu dem fremden Mann hinüber. Er nickte ihr wissend zu. Ja, er wusste genau was sie meinte. „Sind sie öfter hier?“ fragte er sie. „Ja, jeden Tag.“ Antwortete sie ihm. „Ich bin Ryan!“ sagte er schließlich und reichte ihr seine Hand. „Hitomi.“ Antwortete sie und ergriff seine Hand. Sie war angenehm warm und weich.

Hitomi blickte in die dunkelbraunen Augen, sie waren wirklich schön, besonders die langen Wimpern. Ein besonderer Zauber umgab diesen Mann. Er erwiderte ihren Blick und lächelte sie sanft an. Dann sahen sie beide wieder auf die Wellen hinaus.
 

Obwohl Hitomi erst den Drang verspürt hatte zu gehen, weil sie allein sein wollte. So war sie nun froh über seine Gesellschaft. Ja, er schien ein netter Kerl zu sein. Immer wieder schielte sie zu ihm hinüber. Betrachtete sein ruhiges Gesicht, das fasziniert auf die Wellen gerichtet war. Langsam streckte sie Beine aus und stütze sich mit den Händen im Sand ab. Unwillkürlich fiel sein Blick auf die kleine Wölbung auf ihrem Bauch. „Sie sind Schwanger?“ stellte er überrascht fest. Hitomi hatte das Gefühl eine gewisse Enttäuschung aus seiner Stimme heraus zu hören. „Ja!“ sagte sie lächelnd und legte eine Hand auf ihren Bauch. „Da kann aber jemand stolz sein, mit einer solch schönen Frau eine Familie zu gründen.“ Sagte er und lächelte sanft. Eine leichte Röte stieg ihr ins Gesicht, dann aber fing sie sich wieder. „Es gibt niemanden, dieses Kind ist das letzte was mir von ihm geblieben ist.“ Meinte sie und ihre Stimme klang belegt. „Oh, das tut mir leid!“ sagte Ryan leise. „Das muss es nicht, jeder trifft im Leben seine Entscheidungen, er hat sich für eine andere entschieden.“
 

Sagte Hitomi traurig und das erste mal stellte sie fest, dass sie es wirklich aussprach. Ja, er hatte sie verlassen, für eine andere Frau. Er war fort, nie wieder würde er sie so verliebt ansehen, ihr wunderbare Dinge ins Ohr flüstern und dabei dachte sie es wäre eine Liebe für die Ewigkeit, die jegliche Entfernung mühelos zu überwinden schien… … Doch sie hatte sich getäuscht. Und nun auf dem Boden der Tatsachen realisierte sie diesen Verlust zum ersten Mal bewusst. Ließ diesen Gedanken zu.

Langsam liefen ihr Tränen über die Wangen. Schnell wischte sie sie mit dem Handrücken weg. „Das tut mir leid, das wollte ich nicht.“ Erklärte Ryan hastig und kramte in seiner Tasche. Schließlich hielt er ihr ein Taschentuch hin. „Danke!“ schniefte Hitomi. „Es ist schon okay, mir ist nur jetzt zum ersten Mal klar geworden, das ich ihn verloren habe.“ Erklärte sie unter Tränen. Ryan sah sie an, sagte aber nichts. Erst wollte er gehen, sie allein lassen, er hatte eine Wunde aufgerissen und wusste nun nicht wie er helfen konnte.

Kapitel 4.

So sehr sie sich auch bemühte, ihre Tränen wollten nicht versiegen. Hilflos saß Ryan neben ihr und sah sie verzweifelt an. Weinkrämpfe schüttelten ihren zarten Körper. Zaghaft legte er ihr einen Arm um die Schulter und zog sie vorsichtig an sich. Hitomi ließ es geschehen, sie brauchte jetzt jemanden der sie auffing, ja, sonst war Van immer der, der sie auffing wenn sie sich in einer brenzligen Situation befand – doch nun? Nun war er nicht mehr da. Würde sie diesen Schmerz jemals überwinden können? Würde sie daran zerbrechen? Oder war sie schon längst an diesem Schicksalhaftem Tag daran zerbrochen, als diese schwarzhaarige Frau in ihren Traum eingedrungen war? Sie wusste es nicht. Beruhigend strich er ihr über den Rücken und blickte weiter auf das Meer hinaus. Es war schön für jemanden da sein zu können, die Nähe zu fühlen. Gerührt betrachtete er den Honigblonden Haarschopf, immer noch lehnte sie mit ihrem Kopf an seiner Schulter, aber es war ruhig geworden. Ihr schluchzen hatte aufgehört. In ihren Gedanken versunken starrte sie auf das Meer hinaus. Erst als Ryan sich leicht bewegte wich Hitomi zurück und sah ihn entschuldigend an. „Es tut mir leid, so was mache ich eigentlich nicht, ich…!“ weiter kam sie nicht, seine dunkelbraunen Augen sahen sie Verständnisvoll an. „Es ist in Ordnung.“ Sagte er mit einem sanften Lächeln. Hitomi sah ihn verwirrt an, doch dann brachte auch sie ein Lächeln zu Stande. „Wir sollten langsam gehen, es wird bald dunkel.“ Hörte sie ihn sagen. Abwesend nickte sie nur.
 

Er stand auf und hielt ihr seine Hand hin. Zögernd ergriff Hitomi diese und ließ sich von ihm hochziehen. „Danke!“ sagte sie leise, während sie neben einander durch den Sand liefen. „Nichts zu danken.“ Erwiderte er und wieder lächelte er sie freundlich an. An der Wiese angekommen, zog Hitomi sich ihre Sandalen an. „Darf ich dich noch ein Stück begleiten?“ fragte Ryan zögernd. „Ja, gern.“ Antwortete Hitomi und betrachtete den jungen Mann. Er schien so ein liebevoller und freundlicher Mann zu sein und doch passte irgendetwas nicht. Er schien unheimlich verletzt und traurig zu sein. „Was ist?“ fragte er sie neugierig. Hitomi bemerkte, dass sie ihn die ganze Zeit angesehen hatte. „Nichts.“ Sagte sie knapp und lief los. Ein kleines Stück gingen sie gemeinsam neben einander her. „So, ich muss jetzt hier rein.“ Sagte Hitomi und blieb vor dem kleinen Haus, in dem drei Familien wohnten stehen. „Okay. Dann einen schönen Abend noch!“ meinte Ryan und winkte zum Abschied, dann lief er weiter.

Hitomi sah ihm noch einen Moment nach, dann kramte sie in ihrer Tasche nach dem Schlüssel. Sie sperrte die Tür auf und ging hinein.
 

Als sie gerade die Haustür geschlossen hatte, spürte sie furchtbare Schmerzen. Das Baby strampelte. Ihre Hände verkrampften sich um den Türgriff. Was ist das? Das Baby darf noch nicht kommen, es ist doch noch viel zu früh. In Hitomis Kopf überschlugen sich die Gedanken nur so. Doch der Schmerz wurde immer stärker. Geschwächt sackte sie auf die Knie. Der Schmerz nahm ihr die Luft zum Atmen. Immer wieder schoben sich starke Krämpfe durch ihren Körper. „Oh, Vaaaaaaaaaaaaaaaaannnnn.“ Schrie sie unter starken Schmerzen, ihre Gedanken glitten zu dem König, der sie verlassen hatte. Jetzt wo sie jemanden brauchte, wo sie IHN brauchte, da war er nicht da. Nie wieder würde er für sie da sein, sie retten. Sie war einer Ohnmacht nahe, als es an der Tür klopfte, ihre Nachbarin musste ihr Schreien gehört haben. „Fräulein kanzaki, ist alles in Ordnung?“ wieder klopfte es lautstark. Doch es kam keine Antwort.

Hitomi fand sich unter einem Schleier aus Nebel und vielen Stimmen wieder. Benommen versuchte sie sich umzusehen, doch sie konnte nichts erkennen.
 

„Hitomi, ich werde dich beschützen!“ hörte sie eine Stimme sagen, sie war sehr leise und weit entfernt, doch sie wusste sofort wem diese Stimme gehörte. „Van?“ fragte sie leise in die nebelige Umgebung. Stille. „Niemals werde ich dich allein lassen!“ wieder drang die Stimme ihres geliebten Königs zu ihr vor. Doch immer noch war sie so weit weg.

„Van!“ rief Hitomi und drehte sich. Dann wurde es dunkel.

Erschöpft öffnete sie ihre Augen, verschwommen konnte sie einige Dinge sehen. Jemand saß an ihrem Bett, sie musste im Krankenhaus sein. Langsam wurde das Bild klarer, sie blinzelte mehrmals. Dann blickte sie ihrer Freundin Yukari ins Gesicht. „Hitomi, du bist wach!“ sagte Yukari erleichtert und ergriff die Hand ihrer Freundin. Erschrocken riss Hitomi die Augen auf. „Was ist mit meinem Kind?“ Ihre Fingernägel bohrten sich ängstlich in Yukaris Hand. Doch Yukari strich beruhigend über ihren Arm. „Es ist alles in Ordnung mit dem Baby. Jedoch haben die Ärzte festgestellt, das es kein normales Baby ist.“
 

Sagte Yukari leise und sah Hitomi besorgt an. „Wie meinst du denn das?“ fragte Hitomi ängstlich. „Sie haben einen Ultraschall gemacht. Deinem Baby …. scheinen Flügel auf dem Rücken zu wachsen.“ Erklärte Yukari vorsichtig. „Die Ärzte überlegen schon, wie sie sie entfernen können.“ Fügte Yukari hinzu. „Sie wollen WAS?“ brachte Hitomi aufgeregt hervor, unwirsch entzog sie ihrer Freundin ihre Hand. „Gar nichts wird entfernt, seid ihr alle verrückt?“ zornig sah sie ihre Freundin an. „Hitomi, beruhige dich. Du darfst dich nicht so aufregen, das ist schlecht für das Baby – und für dich auch, du bist noch sehr schwach.“ Meinte Yukari beschwichtigend. Schnaufend legte sich Hitomi zurück ins große Kissen. Tränen bildeten sich in ihren Augen. Verzweifelt schlug sie die Hände vors Gesicht. Yukari betrachtete ihre Freundin, ja, sie sah wirklich mitgenommen aus, tiefe dunkle Schatten standen unter ihren Augen, in ihrer Hand steckte eine Kanüle. Yukari strich ihr sanft über die Schulter. „Hitomi, was ist mit dir? Du bist nicht allein. Ich werde immer da sein.“ Hörte sie ihn sagen. Hitomi ließ die Hände sinken und blickte sich suchend in dem Zimmer nach ihm um. Doch nichts, nichts wies darauf hin, das er wirklich zu ihr gesprochen hatte. Vielleicht spielte ihr Verstand ihr auch nur einen bösen Streich.
 

Yukari sah sie verwundert an. „Was ist? Suchst du was?“ fragte sie ihre Freundin. „Ich habe Van gehört.“ Antwortete sie abwesend. Yukari seufzte tief. „Hitomi, du musst ihn endlich vergessen, ihn loslassen.“ Doch dann geschah das unfassbare. Eine strahlend weiße Feder sank auf das Bett nieder. Die beiden Freundinnen blickten fasziniert auf die weiche Feder hinab. Beide schwiegen. Hitomi streckte die Hand aus. Als sie die Feder berührte blitzten viele Bilder vor ihrem inneren Auge auf. Es waren Bilder von Van. Sie spiegelten seine Erlebnisse wieder. Von der ersten Begegnung mit Hitomi, über den Zaibacherkrieg, ihrer Liebesnacht, Bilder mit seiner Verlobten Kaoki, doch es waren keine Bilder in der sie tiefe Zuneigung sehen konnte, es schien eine reine Zweckehe zu sein, doch dann die letzten Bilder galten einer Beerdigung. Tiefer Schmerz steckte in ihm. Tränen liefen ihr über das Gesicht. „Oh, Van!“ hauchte sie und strich liebevoll über die Feder.

Kapitel 5.

Yukari hatte das Zimmer verlassen als die Ärzte eintraten. „Frau Kanzaki, wie geht es ihnen?“ fragte einer der Ärzte. „Es geht, danke!“ entgegnete Hitomi. „Frau Kanzaki wir haben Komplikationen festgestellt. Wir müssen operieren, wenn die Geburt überstanden ist.“ Meinte der Arzt. Hitomi sah ihm trotzig entgegen. „Nichts wird operiert werden. Dieses Kind ist vollkommen in Ordnung so wie es ist.“ Ihre Stimme ließ keinen Widerspruch zu. Resigniert blickten die Ärzte sie an. „Es ist natürlich ihre Entscheidung, aber ich werde ihnen noch eine Psychologin schicken.“ Sagte der Arzt. „ich brauche keine Psychologin, mir und dem Baby geht es gut.“ Sagte sie entschlossen. Ohne ein weiteres Wort verließen die Ärzte das Zimmer. Yukari schob sich durch die Tür und ging auf ihre Freundin zu. „Was wirst du nun tun?“ fragte sie leise. „Nichts!“ entgegnete Hitomi. „Das Baby braucht ruhe, bevor es nicht auf der Welt ist, werde ich gar nichts tun.“ Meinte sie abwesend. Ihre Gedanken waren längst wieder bei Van. Yukari nickte ihr zu.
 

Weitere Wochen waren vergangen und die Geburt stand bevor. Es würde nicht mehr lange dauern und der kleine Krümel würde das Licht der Welt erblicken. Sanft strich Hitomi über ihren Bauch. Wieder war sie am Meer. Immer wieder zog es sie an diesen Ort der Ruhe. Und auch Ryan hatte ihr in den letzten Wochen Gesellschaft geleistet und auf sie acht gegeben. Es war eine tiefe Freundschaft zwischen den Beiden entstanden. Doch heute war er eigenartig. Er war still und tiefe furchen Prägten seine Stirn. Hitomi trat auf ihn zu. „Was ist los?“ fragte sie ihn. Und strich über seine Schulter. „Es war ein wunderschöner Tag, so wie heute. Wir hatten viel Spaß, wollten einen Ausflug machen. Wir waren schon einige Stunden mit dem Rad unterwegs. Lilly, meine Tochter war auf der Straße stehen geblieben. Sie wollte einen Käfer aufnehmen und ihn in die Blumen setzen. Der Lastwagen hatte sie nicht gesehen. Es ging alles so wahnsinnig schnell. Meine Frau wollte sie noch retten. Doch es war zu spät. Sie war auf der Stelle tot. Das war vor zwei Jahren. Genau heute.“ Erzählte er mühsam. Hitomi sah ihn schockiert an, sie wusste nicht was sie sagen sollte. Sie blickte in die dunkelbraunen Augen, so viel Schmerz lag darin. Liebevoll umarmte sie ihn. Er erwiderte ihre Umarmung und drückte sie sanft an sich. Eine ganze Weile standen sie da. Eng umschlungen.
 

Ja, sie halfen sich gegenseitig, spendeten Trost, waren für einander da. Doch was die Beiden füreinander empfanden war nicht mit dem zu vergleichen, was Hitomi für Van empfand. Nein, niemals würde sie sich so sehr in einen anderen Menschen verlieben können, wie in ihren König aus Fanelia. Er hatte sich seinen Platz in ihrem Herzen erkämpft und würde ihn auch nicht mehr freigeben. Und seit dem Tag an dem er ihr die Feder gesandt hatte, glaubte sie wieder an die Liebe zu ihm. Sie würde, sie könnte ihn nicht vergessen. Niemals. Seit diesem Tag waren ihren Gedanken oft bei dem jungen König und doch hatte sie noch nicht den Mut ihn in ihren Traum eindringen zu lassen. Immer wieder sah sie die Bilder vor ihrem inneren Auge, die mit der Feder erschienen waren. Was war das nur für eine Frau, diese Kaoki? Wo kam sie her? War sie es, die in dem Kirschholzsarg lag? Hitomi hatte diese auffällige Frau nicht sehen können.

Und nun, nun erzählte ihr bester Freund ihr sein Leid, seinen Schmerz. So oft waren sie nun schon zusammen am Strand gewesen, Sachen für das Baby einkaufen und nie hatte sie etwas bemerkt. Er hatte sich erstaunlich gut unter Kontrolle, nichts von seinem Schmerz ließ er nach außen dringen.
 

Hitomi löste sich leicht von ihm. „Was ist mit deiner Frau?“ fragte sie leise und sah in die braunen Augen. „Sie hat mich verlassen, sie hat diesen Verlust nicht verkraftet. Unsere Beziehung hat diesen Verlust nicht verkraftet. Sie hat mir die Schuld an Lillys tot gegeben.“ Sagte Ryan stockend. Dann setzte er sich in den Sand und blickte auf das Meer hinaus. „Sie fehlen mir so sehr!“ fügte er unter einem unterdrücktem Schluchzen hinzu. Hitomi setzte sich neben ihn und strich ihm beruhigend über den Rücken. „Aber ich werde meine gerechte Strafe erhalten und das schon sehr bald.“ Flüsterte er heiser. „Wie meinst du das? Du kannst doch nichts dafür, was geschehen ist. Es war ein furchtbarer Unfall.“ Sagte Hitomi leise. „Ich werde sterben, Hitomi.“ Sagte er gefasst und sah in ihre grünen Augen. Entsetzte blickte Hitomi ihn an. Sie spürte einen dicken Kloß in ihrem Hals. Sie war unfähig irgendetwas zu sagen. „Ich bin sehr krank. Die Ärzte können nichts mehr tun.“ Fügte er erklärend hinzu. „Und deshalb freue ich mich umso mehr, dass ich dich habe kennen lernen dürfen, Hitomi Kanzaki. Du wirst dein Glück finden. Dein König wird schon noch kommen.“ Sagte er lachend und stand auf. Er zog Hitomi mit sich hoch und sah in ihre schockierten Augen.
 

„Sieh mich nicht so an, es ist in Ordnung, ich weiß es schon sehr lange. Ich bin bereit.“ Sagte er und strich ihr sanft über die Wange. „Nein, du darfst nicht sterben.“ Brachte Hitomi mühsam hervor. „Hitomi.“ Sagte er eindringlich „Es ist vollkommen in Ordnung.“ Tränen füllten ihre Augen und sie warf sich an seine Schulter. Vollkommen aufgelöst weinte sie. Warum geschieht das nur alles? Dann bin ich wieder allein. Dachte sie verzweifelt. „Du wirst nie allein sein!“ hörte sie Vans stimme, die Sanft zu ihr sprach. Sie löste sich von Ryan und sah in die freundlichen braunen Augen. „Ich muss mit ihm sprechen. Bevor irgendetwas geschieht, was ich nicht mehr ändern kann.“ Sagte sie traurig. Ryan nickte ihr zu. Wenigstens einem brachte seine Krankheit etwas. Endlich hat sie den Mut, mit ihrem Liebsten zu sprechen, dachte Ryan und kleines lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Doch auch er würde seine Frau aufsuchen und mit ihr sprechen. Er musste sich verabschieden, sich für das Leid, das er ihr zugefügt hatte zu entschuldigen.
 

Hitomi war in ihrer Wohnung angekommen, sie atmete tief durch und setzte sich auf ihre Couch. Immer noch konnte sie nicht glauben Ryan zu verlieren, er war doch so ein wundervoller Mensch. Sanft schüttelte sie ihren Kopf und versuchte sich auf Van zu konzentrieren. Langsam schloss sie die Augen und atmete gleichmäßig. Als sie ihre Augen öffnete befand sie sich wieder auf der Sonnendurchfluteten Wiese, Vögel zwitscherten eine liebevolle Melodie. Sie hockte in dem hohen Gras und zupfte an einer der wilden Blumen. Hitomi blickte über ihre Schulter zurück. Da stand er. Der Mann den sie nie würde vergessen können. Er trug eine helle Hose und ein schwarzes Hemd, darüber hing der Umhang, der vor seiner Brust mit einer großen Schnalle verschlossen war, das Emblem Fanelias blitzte in der Sonne auf. „Van!“ hauchte sie ihm entgegen. Langsam kam der König von Fanelia näher und blieb neben ihr stehen. Er sackte neben ihr auf die Knie. „Ich dachte, … ich dachte, du… du würdest nie wieder kommen.“ Flüsterte er und sah auf das Gras hinab. Hitomi suchte seinen Blick, doch er sah starr auf den grünen Halm in seiner Hand hinab. „Ehrlich gesagt, wollte ich dich auch nie wieder sehen.“

Kapitel 6.

Ruckartig hob Van den Kopf und blickte schockiert in ihre Augen. Langsam streckte Hitomi eine Hand aus und ergriff seine. „ Es hat mich sehr verletzt… dich mit dieser Frau zu sehen… Aber… ich liebe dich… mehr als alles andere auf der Welt, Van! Ich brauche dich, wir brauchen dich!“ sagte Hitomi sanft und legte seine Hand auf ihren Bauch. Sofort strampelte das Kind in ihrem Leib. Ein lächeln huschte über Hitomis Gesicht, als sie Vans erstauntes Gesicht sah. „Du… du … du bist Schwanger?“ murmelte Van verwirrt. Hitomi nickte. Dann sah er sie misstrauisch an, …. sie hatte doch nicht mit einem anderen Mann…? Nein, diesen Gedanken schob er grob beiseite und im nächsten Moment hatte er sie schon zu sich hochgezogen und umarmte sie stürmisch.

Doch Hitomi gebot ihm Einhalt. „Van, was ist mit deiner Frau?“ fragte Hitomi leise und sah ihm fest in die Augen. „Sie ist nie meine Frau geworden, wir haben uns getrennt, bevor eine Hochzeit stattfinden konnte. Wir haben uns gut verstanden, aber ich… ich konnte nicht mit ihr zusammen sein. Konnte sie nicht lieben. Dir gehört mein Herz, Hitomi. Ich habe dich so sehr vermisst. Sie hat es schnell gemerkt, dass wir niemals zueinander finden werden. Doch sie war für mich da, als ich dich nicht mehr erreichen konnte. Sie hat sich große Vorwürfe gemacht, weil sie sich in deinen Traum gemischt hat. Doch nun, nun ist sie fort. Kaoki hat Fanelia verlassen.“ Erzählte Van und blickte in die smaragdgrünen Augen, die ihn bereits wieder fesselten.
 

„Warum hast du mir nicht gesagt, dass du Schwanger bist?“ hakte Van nach. Hitomi löste sich aus seiner Umarmung und wandte ihm den Rücken zu. „Ich dachte, mein Herz zerspringt, als ich dich mit ihr gesehen habe. Sie hat schreckliche Dinge zu mir gesagt. Ich wollte nicht wieder verletzt werden, deshalb habe ich mich vor dir verschlossen. Dieser kleine Mensch, war lange Zeit der einzige Grund warum ich dich wieder sehen wollte. Ich dachte, ich hätte dich verloren, Van. Ich dachte du hättest mich verlassen, einfach vergessen.“ Tränen liefen über ihre Wangen. Er war an sie herangetreten und umarmte sie von hinten. Er vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge und zog ihren Duft ein. Sie klammerte sich an seine starken Arme.

Sie spürte wie eine Welle der Sehnsucht sie durchströmte. Es war so greifbar, seine Nähe, seine Wärme, seine Liebe. Und auch ihm schien es nicht anders zu gehen. Er presste sich an sie. „Bitte komm zurück, komm zurück zu mir.“ Flehte er und flüsterte in ihr Ohr. Dann löste er sich von ihr und drehte sie zu sich um. „Werde meine Königin, Hitomi, werde meine Frau!“ er sah ihr fest in die Augen. Tränen sammelten sich in ihren Augen. Eine Zeit lang hielt sie seinem Blick stand, dann wich sie ihm aus und blickte zu Boden. „Ich… ich kann nicht!“ hauchte sie ihm entgegen. Ihre Stimme zitterte und ihre Hände verkrampften sich.
 

Enttäuscht blickte Van zu ihr. Er wollte ihr so viel sagen, doch nicht ein Wort kam über seine Lippen. Wie erstarrt sah er sie an. Sein Blick wurde abwesend, ein Kloß hatte sich in seinem Hals gebildet. Er war verwirrt. Sie liebt mich doch oder etwa nicht? Gerade eben sagte sie es doch noch. Es gäbe nichts auf dieser Welt was ihr wichtiger war. Warum kommt sie nicht mit mir? Wir erwarten doch ein Kind – unser Kind. Soll es nicht bei uns aufwachsen? Werden wir weiter ein getrenntes Leben führen? Schmerzliche Gedanken brachen über Van herein. Er fühlte sie leer und allein.

Hitomi stand da, sie wusste wie sehr ihn ihre Ablehnung verletzt hatte, aber sie konnte nicht mit ihm gehen… nicht jetzt! Es gab jemanden der sie brauchte. Der niemand anderes hatte. Sie wollte bei ihm sein, ihm beistehen, ihn auf seinem letzten Weg begleiten.

Ein Donnern riss sie aus ihren Gedanken. Sie blickte in den Himmel, diesmal war Van es, der unbewusst den Himmel verfinsterte. Hitomi reagierte sofort. Mit einem Schritt war sie bei ihm.
 

Sie fasste ihn an den Schultern und sah ihm die mandelbraunen Augen, die ihr traurig entgegen blickten. „Van!“ sagte sie sanft. „Ich liebe dich und ich… wir möchten bei dir sein. Aber ich kann hier noch nicht weg.“ Sagte sie behutsam. Verwirrt sah er sie an, er verstand nicht. Was meinte sie denn bloß? „Van, ich habe jemanden kennen gelernt.“ Erklärte Hitomi, sie spürte wie der junge König jeden Muskel anspannte und ungläubig die Augen weitete. „Van,… nein,.. Van, hör mir zu, es ist nicht was du denkst. Er ist mir ein treuer Freund. Er hat mir halt gegeben und jetzt ist es an der Zeit, dass ich für ihn da bin. Verstehst du mich? Van?“ Hitomi versuchte, ihm die Angst zu nehmen, doch der junge König blickte sie immer noch ungläubig und misstrauisch an. Er wich einen Schritt zurück. „Ist dieses Kind überhaupt meins?“ murmelte er leise und schloss die Augen. Hitomi hatte ihn kaum verstanden, doch seine Worte trafen sie hart, auch sie trat einige Schritte zurück und schüttelte traurig den Kopf. Tränen bahnten sich ihren Weg über ihre Wangen. Sie sah sich um, wieder war alles schwarz um sie herum, dicke Taue versperrten ihr den Weg zu ihm. Ein schluchzen drang aus ihrer Kehle. Jetzt war es Van, der nicht zuließ, dass sie an ihn heran kam. Auch sie schloss die Augen. Er spürte es bereits. Sie war fort. Er spürte sie nicht mehr. Langsam öffnete er die Augen. Ja, sie war fort. Das einzige was blieb war der Schmerz.
 

Als sie die Augen öffnete, brach die Verzweiflung aus ihr heraus, sie rutschte von der Couch und weinte. „Du Idiot.“ Schrie sie in den Raum. Ein unglaublicher Schmerz erfasste sie. Er glaubte doch nicht wirklich, dass sie ihn betrogen hatte? Oder doch? Er hatte es gesagt, dieser furchtbaren Unterstellung Worte verliehen. Allein das er nur daran dachte, versetzte Hitomi einen Stich. Gab es überhaupt eine gemeinsame Zukunft? So viele Rückschläge, immer neue Kluften, die sich zwischen ihnen auftaten. Er vertraute ihr nicht mehr. Warum? War es nicht an ihrer Stelle, ihm zu misstrauen? Er hatte keinen Grund an ihr zu Zweifeln, ihr zu misstrauen und doch tat er es. Sie wusste nicht was sie fühlen sollte. Zu viele Gedanken brachen auf sie ein. Als plötzlich das Telefon klingelte und sie hoch schreckte. „Kanzaki!“ murmelte sie zerknirscht in den Hörer und schniefte. „Frau Kanzaki? Hier spricht Schwester Leonie, es geht um Herrn Brander, er sagte ich solle sich anrufen.“ „Ja, ich bin Hitomi Kanzaki, was ist los?“ fragte Hitomi und Angst kroch in ihr hinauf. „Sie sollten her kommen, sobald wie möglich.“ Erklärte die Schwester höflich, doch die Trauer schwang in ihrer Stimme mit. „Ich komme sofort.“ Sagte Hitomi aufgebracht und ließ den Hörer auf den Couch fallen. Mit einem lauten Knall schlug die Haustür zu.

Kapitel 7.

Hektisch rannte sie durch die Straßen, nicht in der Lage auch nur einen klaren Gedanken fassen zu können. Ohne auf den Verkehr zu achten, rannte sie über die Kreuzung, erst das laute quietschen und hupen eines PKWs, ließ sie innehalten. Schützend drehte sie ihm den Rücken zu. Langsam drehte sie sich um. Der Fahrer fuchtelte Wild hinter dem Steuer rum. Sein Gesichtsausdruck zeigte wie wütend er war. Einen Augenblick stand sie einfach nur da, dann lief sie so schnell es ging weiter. Es war nicht mehr weit, bald würde sie das Krankenhaus erreicht haben. Als sie vor dem großen Gebäude ankam, überfiel sie ein Gefühl von Angst. Mit überlegten Schritten ging sie weiter, Schritt für Schritt. Zaghaft drückte sie die große Eingangstür auf. Die Frau an der Information lächelte ihr freundlich entgegen. „Entschuldigen Sie bitte, ich suche Herrn Ryan Brander.“ Sagte Hitomi kraftlos. „Einen Moment bitte.“ Antwortete die freundlich aussehende Frau. „Station 4, die Zimmernummer wird ihnen eine der Schwestern sagen!“ „Danke.“ Sagte Hitomi, die Frau nickte ihr zu und sah der Schwangeren Frau nach.
 

Im Fahrstuhl wuchs das Gefühl der Angst ins unbeschreibliche. Eine böse Vorahnung überfiel Hitomi und ließ keinen Zweifel daran, dass es heute das letzte Mal sei, dass sie diesen Mann sehen würde. Als sich die Türen endlich öffneten trat sie hinaus und lief auf eine der Schwestern zu. „Guten Tag, Hitomi Kanzaki ist mein Name, ich würde gerne zu Ryan Brander.“ Erklärte Hitomi. „Hallo, wir haben Telefoniert, ich bin Schwester Leonie. Kommen sie ich bringe sie zu ihm.“ Hitomi nickte und ging neben der Schwester her. Vor einer Tür blieb sie stehen. Sie wandte sich zu Hitomi. „Bitte erschrecken sie sich nicht. Er wird nicht mehr der sein, den sie kennen gelernt haben, die Krankheit, hat seinem Körper furchtbares angetan.“ Hitomi nickte abwesend. Dann öffnete die Schwester die Tür und bat Hitomi hinein. Langsam schritt Hitomi durch die Tür. Dann sah sie ihn. Sie schluckte hart. Er sah furchtbar aus. Tiefe Schatten unter seinen Augen verrieten ihr Schmerz und Schlaflosigkeit. Sein Gesicht wirkte ausgemergelt, die Augen, die sie so Energiegeladen angesehen hatten, waren glanzlos und wirkten müde. Ein sanftes lächeln bildete sich auf seinem Gesicht, als er sie sah. Und Hitomi hatte das Gefühl als würde sein Gesicht aufblühen, seine Augen leuchten. „Hallo!“ sagte sie sanft und setzte sich auf den Stuhl der neben seinem Bett stand. „Ich dachte, du würdest nicht kommen.“ Erklärte er verschämt. „Natürlich komme ich. Du bist mein bester Freund.“ Erwiderte Hitomi empört. Sie griff nach seiner Hand.
 

„Hitomi, ich habe mit ihr gesprochen. Ich habe mit Ilona gesprochen.“ Sagte er lächelnd, doch seine Stimme war schwach. Hitomi sah ihn neugierig an. „Und?“ fragte sie schließlich. „Sie ist hier. Sie hat mir verziehen.“ Antwortete er freudig. „Schade, dass deine Krankheit das erst bewirken konnte.“ Sagte sie bitter und ihre Gedanken driften ab zu dem König. „Hey, Hitomi. Was ist los?“ fragte er sie und blickte sie besorgt an. „Es tut mir leid, so habe ich das nicht gemeint, es ist alles in Ordnung, wirklich.“ Versicherte Hitomi ihm und drückte leicht seine Hand. Immer noch misstrauisch sah er sie an. Sie wollte es ihm nicht sagen, sie konnte einem todkranken Mann nicht ihre Probleme auflasten. Ihre Probleme sollten ihn nicht belasten. „Aber sie hat doch recht.“ Hörte Hitomi plötzlich eine Stimme hinter sich. Erschrocken wandte Hitomi sich um. Eine wunderschöne schlanke Frau stand in der Tür, mit zwei Kaffeebechern in den Händen. Sie hatte strahlend blaue Augen und langes blondes Haar.

„Miss, es tut mir wirklich sehr leid, es steht mir nicht zu, so etwas zu sagen.“ Sagte Hitomi und blickte zu Boden. „Es ist schon in Ordnung.“ Versicherte die Blonde und kam langsam auf Hitomi zu. Freundlich reichte sie ihr einen der Becher. „Danke.“ Sagte Hitomi betrübt.
 

„Jetzt habe ich beide Frauen, die mir jemals etwas bedeuten haben bei mir.“ Meinte Ryan grinsend. Dann begann er zu Husten. Immer schlimmer wurde der Anfall. Sein Gesicht verfärbte sich blau, er schien keine Luft mehr zu bekommen. Hitomi war aufgesprungen, der Kaffeebecher fiel klirrend zu Boden. „SCHWESTER!“ schrie Hitomi in den Flur. „WIR BRAUCHEN DRINGEND HILFE!“ Eilig kamen zwei Schwestern und ein Arzt angerannt. Die Schwester schob Hitomi und Ilona vor die Tür. Hitomi fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht und durch das kurze Haar. Dann ließ sie sich langsam auf einem Stühle, die in dem Flur standen nieder. Ihr war schwindelig und ihr Bauch schmerzte. Ein leises Stöhnen entrann ihr. Ilona kam auf sie zu und setzte sich neben sie. Behutsam legte sie Hitomi einen Arm um die Schulter und stützte sie. „Ist es ihr erstes Kind?“ fragte sie Sorgenvoll. Hitomi nickte und versuchte sich auf das Atmen zu konzentrieren. Dann bemerkte Ilona die Pfütze die sich unter Stuhl gebildet hatte. „Sie müssen sofort in den Kreissaal.“ Meinte die Blonde. Hitomi sah sie fragend an. „Ihr Baby ist bereits unterwegs.“ Sagte Ilona lächelnd. Tränen bildeten sich in ihren Augen. Doch bevor Hitomi darauf reagieren konnte, krampfte ihr Bauch erneut. Die Wehen hatten eingesetzt. Ilona war aufgesprungen und rannte zu dem Schwestern Zimmer. „Wir brauchen einen Arzt!“ rief sie, doch nichts rührte sich. Eilig lief sie zu Hitomi zurück und zog die junge Frau hoch.
 

„Kommen Sie, ich bringe Sie in die Geburtenstation.“ Meinte Ilona. „Aber was ist mit Ryan. Wir können doch nicht einfach gehen.“ Brachte Hitomi unter starken Schmerzen hervor. „Nun kommen Sie schon, ich kümmere mich um Ryan, sobald Sie versorgt sind.“ Widerwillig gab Hitomi nach. Ilona übergab die Hochschwangere Frau an eine Hebamme und begab sich auf schnell auf den Rückweg. Als sie auf dem Flur erschien. Kam eine der Schwestern auf sie zu. „Er schläft jetzt. Wie geht es der jungen Frau?“ fragte Schwester Leonie. „Sie ist jetzt bei der Hebamme. Wie geht es meinem Mann?“ fragte sie besorgt. „Es wird nicht mehr lange dauern, es tut mir leid.
 

Leise öffnete Ilona die Tür und trat ein, sie hockte sich auf den Stuhl und umklammerte seine Hand. Leise fing die blonde Frau an zu weinen. Sie wusste nicht wie lange sie schon da gesessen hatte. Als er ihre Hand leicht drückte. „Warum weinst du?“ fragte er sie leise. Sie hob den Kopf und sah ihn aus ihren wunderschönen blauen Augen traurig an. „Ich will dich nicht verlieren. Ich war so dumm. Niemals hätte ich dich verlassen sollen. Ich liebe dich, Ryan. Ich habe dich immer geliebt, aber der Schmerz, der Verlust…. !“ „Psssssttt!“ machte Ryan und legte ihr seinen Finger auf die Lippen. „Es ist okay. Du musst dich nicht entschuldigen. Ich liebe dich auch.“ Antwortete er ihr. Sie küsste seinen Handrücken und blickte in die braunen Augen. „Wo ist Hitomi?“ fragte er schließlich. „Ihr Baby kommt auf die Welt.“ Sagte Ilona lächelnd. Und auch Ryan lächelte. Dann wurde sein Blick glasig und seine Pupillen weiteten sich. Ilona wusste was geschehen war. Tränen bahnten sich ihren Weg über ihre Wangen. Er war gegangen, tot.
 

Hitomi kämpfte mit den starken Schmerzen, die ihr fast den Verstand raubten. Immer wieder presste sie. Seit vielen Stunden war sie nun bereits im Kreissaal. Doch der kleine Krümel wollte seine warme Heimat einfach nicht verlassen. Ihre Kräfte schwanden zusehends. Sie konnte nicht mehr, immer wieder driftete sie beinahe in eine Bewusstlosigkeit ab. Nur die aufmerksame Schwester an ihrer Seite hielt sie bei Bewusstsein. Eine Erstgeburt dauerte immer lange, doch noch nie hatte eine dieser Frauen so viel Blut dabei verloren.„Wir verlieren sie, wir verlieren Beide wenn wir nicht sofort handeln.“ Rief einer der Ärzte. „Wir können nur einen von beiden retten. Wir müssen sofort einen Abbruch durchführen und dann die Blutung stillen.“ Hitomi traute ihren Ohren nicht, „Nein, das dürfen sie nicht. Es ist mein Baby.“ Brachte sie unter tränen hervor. „Es geht leider nicht anders.“ Versicherte ihr einer der Ärzte. „VAAAAAANNNN!“ rief Hitomi aus letzter Kraft. Sie befürchtete er würde ihr nicht antworten, sie allein lassen. Er war ihre letzte Rettung. Er musste verhindern, dass sie ihr das Baby nahmen. Als sie keine Antwort erhielt, brach die Verzweiflung über sie herein. Hektisch begann sie sich die Schläuche aus den Armen zu ziehen. Sie musste hier weg. Niemand würde ihr Baby töten. Doch starke Hände drückten sie zurück auf das Kissen. Und spritzen ihr etwas. „NEEEEEIIIIIIIINNNNNN, Lassen sie mich!“ schrie Hitomi und zappelte aus Leibeskräften. „VAAAANNNN! Hilf mir doch.“ Brachte sie hervor, das Mittel das sie ihr gegeben hatten, begann zu wirken. Das letzte was sie wahrnahm, bevor sie das Bewusstsein verlor, war eine grelle Lichtsäule die sich mitten im Kreissaal stabilisierte.

Kapitel 8.

Gerade als Yukari vor dem Kreissaal ankam, konnte sie die Lichtsäule erkennen. Eilig rannte sie auf die Tür zu und spähte durch das kleine Fenster. Sie blinzelte, zu Grell war der Schein der hinaus drang. Und doch sagte ihr, ihr Gefühl, das der König von Fanelia es war, der diese Lichtsäule mit sich brachte. Er würde sie mitnehmen, ihre beste Freundin einfach mitnehmen. Aber war es nicht das, was sie immer gewollt hatte? Der Lichtschein verebbte. Sie konnte mehrere Ärzte sehen, die alle ängstlich auf den jungen Mann starrten. Einer von ihnen hatte den Sicherheitsdienst informiert. Immer noch mit dem Schwert in der Hand stand er schützend vor Hitomi. Yukari stieß die Tür auf, als sie sah, dass einer der Ärzte ein Skalpell in die Hand nahm. „HALT!“ rief sie. „Dieser Typ, gefährdet, das Leben meiner Patientin, er muss weg, sonst stirbt sie.“ brüllte der Arzt Yukari entgegen. Sie blickte Van in die Augen, sie wusste das er kein Wort von dem was die Menschen hier redeten verstehen würde. „Nein.“ Sagte Yukari bestimmt. „Er wird die Beiden mit sich nehmen. Und ich rate ihnen, lassen sie ihn ziehen.“ Es fiel ihr schwer, es auszusprechen, es zuzulassen, dass er sie mitnahm. Doch sie wollte es so, schon immer. Auch die Angst, dass ihre Freundin sterben könnte stellte sich ihr hocherhoben entgegen, doch Yukari schob all ihre Zweifel beiseite.
 

Der Arzt zögerte. „Verdammt noch mal lassen Sie es fallen.“ Schrie Yukari. Sie wusste das der König von Fanelia ein großer Krieger war und er nicht zögern würde Hitomi um jeden Preis zu verteidigen. Erschrocken ließ er es fallen. Van betrachtete den Mann in dem weißen Kittel noch einen Moment. Dann steckte er das Katana wieder in die Scheide und ging auf Hitomi zu. Er blickte ihr in das blasse Gesicht. Ihr Haar war schweißnass. Behutsam hob er sie hoch. Eine der Schwestern ging langsam auf das Pärchen zu. Sie löste die Schläuche aus ihren Armen und ging langsam wieder zurück. Van wandte sich Yukari zu. Aus dunklen Augen sah er sie an. Freundlich nickte er ihr zu und lächelte leicht. Dann schloss er die Augen und wieder entstand eine weiße Lichtsäule. Der Sicherheitsdienst stürmte in den Saal und hielt sich geblendet die Hände vor die Augen. „Machs gut, Hitomi, machs gut!“ rief Yukari den beiden nach. Dann schob sie sich durch die Tür und verschwand.
 

Eine helle Lichtsäule prallte mit aller Gewalt auf den Vorhof des Palastes. Sofort eilte der Befehlshabende Kommandant herbei, hinter zwei seiner besten Soldaten. „Van, was ist passiert? ... Das ist… das ist ja Hitomi!“ rief der blonde Ritter. „Allen, ruf sofort Millerna aus, es ist dringend. Ich bringe sie auf die Krankenstation, beeil dich!“ rief Van ihm ängstlich entgegen. Der Ritter des Himmels nickte ihm zu und rannte davon. Van wusste, dass es jetzt schnell gehen musste, das Baby war bereits auf dem Weg, doch Hitomi war nicht bei Bewusstsein. Wenn nicht schnell gehandelt werden würde, würde er sie verlieren, schmerzlich wurde ihm bewusst, dass er es nie hätte soweit kommen lassen dürfen. Seine verdammte Sturheit hatte beide in Gefahr gebracht. Nur Millerna konnte jetzt helfen.
 

Mehrere Stunden wartete der König von Fanelia nun bereits vor dem Operationssaal. Nervös lief er auf und ab. Als er plötzlich Kindergeschrei wahrnahm. Erleichtert atmete der König aus. Das Baby war wohl auf, doch was war mit Hitomi? Langsam öffnete sich die Tür, die Hebamme trat mit dem Säugling auf den Flur. „Wie geht es ihr?“ fragte Van in Sorge. „Die Blutung ist sehr stark, die Prinzessin tut was sie kann.“ Antwortete die Amme. Vans Blick fiel auf das rosa Köpfchen, das aus den vielen warmen Decken hinaus lugte. Ein lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. „Keine Sorge Majestät, der Kleine ist Wohlauf.“ Sagte die Amme noch bevor sie sich wieder in Bewegung setzte. Der Kleine würde jetzt gebadet werden und dann in einem wärme Zimmer untergebracht. Immer noch mit der Ungewissheit ob er Hitomi je wieder sehen würde blieb er allein auf dem Flur zurück.
 

Es dauerte noch viele Stunden bis Millerna völlig erschöpft aus dem Operationssaal trat. „Ich hab alles getan was ich konnte, Van!“ meinte Millerna und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ist… ist … ist sie tot?“ fragte er stockend und schluckte schwer. „Nein, sie ist weit davon entfernt!“ sagte Millerna und griff den König bei den Schultern. „Aber sie ist sehr schwach. Sie hat sehr viel Blut verloren. Sie muss sich erholen, die Wunden müssen heilen. Den Rest muss sie allein schaffen.“ Erklärte Millerna. „Ich danke dir, Millerna.“ Sagte Van leise und umarmte die Prinzessin. Liebevoll erwiderte sie die Umarmung des Königs. „Sie wird schon wieder, Van. Mach dir keine Sorgen. Hitomi ist stark!“ sagte Millerna aufmunternd.
 

Als Hitomi die Augen aufschlug fand sie sich in einem Krankenzimmer wieder. Sie wollte aufstehen, doch ihre Kräfte waren noch nicht zurückgekehrt. Stöhnend ließ sich zurück in die Kissen sinken. Ängstlich sah sie sich um. Ihr gewölbter Bauch war verschwunden. Panisch strich sie über ihn. Ihr Kind war auf der Welt. Doch lebte es noch? War Van wirklich gekommen? Hatte sie wirklich eine Lichtsäule gesehen? Sie wusste es nicht. Ihr Blick glitt durch das Zimmer, die Möbel wirkten Alt aber praktisch. Ihre Bettwäsche war weiß. Immer noch spürte sie starke Schmerzen. Dann nahm sie eine weitere Person wahr. Sie blinzelte ungläubig. Es war Van. Er saß ihr gegenüber auf einem Stuhl und beobachtete sie aufmerksam. „Van…!“ hauchte sie. Langsam erhob er sich. „Van… was ist mit meinem Baby? Wo ist es?“ fragte sie ihn ängstlich. Er setzte sich zu ihr auf das Bett und ergriff ihre Hände. „Mach dir keine Sorgen, dem kleinen geht es gut.“ Beruhigte er sie.
 

Seine braunen Augen wirkten traurig und müde. „Der Kleine? Ist es ein Junge?“ Van nickte und ein kleines lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. „Sind wir in Fanelia?“ Er nickte „Wie lange bin ich denn schon hier?“ fragte sie ihn. „Du bist seit zwei Tagen hier. Die Geburt war sehr anstrengend, Millerna hatte schon die Befürchtung wir würden dich verlieren.“ Sagte er leise. „Ich hole dir deinen Sohn.“ Meinte Van und stand langsam auf. Hitomi griff ihn am Arm. Van drehte sich zu ihr um. „Es ist unser Sohn, Van. Glaubst du mir denn immer noch nicht?“ fragte sie ihn und eine Träne lief ihr über die Wange. Er streckte die Hand aus und wischte sie ihr von der Wange.
 

Wortlos entfernte er sich von ihr und verschwand durch die Tür. Kraftlos lehnte er sich gegen die geschlossene Tür. Wie gern würde er ihr glauben. Und der kleine Junge hatte bereits schwarze Härchen auf dem Kopf. Doch was bedeutete das schon? Warum war er nur so misstrauisch? Er hatte doch überhaupt keinen Grund dazu. Niemals hatte sie belogen. Sie war doch seine Hitomi. Sie hatte so tapfer und mutig zu ihm gestanden, während des Krieges. Und sie hatte ihm ihre Liebe gestanden. Hatte ihn gewählt, nicht den blonden Ritter. Was war nur geschehen? Er wusste es nicht. Er liebte sie immer noch und war glücklich darüber das Millerna sie hat retten können. Niemals wollte er sie verlieren. War das nicht das wichtigste? Das sie noch bei ihm war? Er fühlte sich unwohl, so wie es früher immer gewesen war. Innerlich zerrissen. Er stieß sich von der Tür ab und lief den Gang hinab zu dem Zimmer in dem der Junge neben dem kleinen Mädchen von Millerna untergebracht war. Er klopfte leise an, bevor er eintrat. Millerna saß am Fenster und häkelte bereits wieder an den kleinen rosa Söckchen herum. Langsam erhob sie sich, als sie Van erkannte. „Ich muss mit dir sprechen.“ Flüsterte sie ihm zu. Und ging vor die Tür. Van richtete seinen Blick auf die Wiege und trat einen Schritt heran. Der kleine Junge hatte bereits die Augen geöffnet und gluckste seinem Vater freudig entgegen. Vans Herz erfüllte es mit einer unbeschreiblichen Wärme. Dunkelbraune Augen sahen ihm neugierig entgegen. Wieder erschien Millerna in der Tür. Leise rief sie den König. Van folgte ihrer Bitte und erschien auf dem Flur.
 

„Van, wie geht es Hitomi?“ fragte die Ärztin. „Sie gerade aufgewacht, ich wollte ihr den kleinen bringen.“ Antwortete Van und versuchte ein lächeln. „Gott sei dank, ich habe schon das schlimmste befürchtet.“ Meinte Millerna und sah dem König in die Augen. Sie war nun schon eine ganze Weile in Fanelia und hatte dort die Krankenstation übernommen. Ihr Glück hatte sich doch noch erfüllt. Dryden hatte sie verlassen und war nun wieder einfacher Kaufmann. Und sie… sie hatte den Weg in das Herz des Ritters, doch noch gefunden. Und der Beweis dieser Liebe lag nun in der kleinen Wiege mit dem rosa Deckchen. Sie hatte vor zwei Wochen eine Tochter geboren. Seit ihrer Zeit im Palast hatte sie Van besser kennen lernen können. „Van, was ist los?“ Der König von Fanelia wich ihrem Blick aus. „Was ist mit euch beiden passiert? Warum vertraut ihr euch nur so wenig?“ Flüsterte die Prinzessin. Der kleine Junge hatte begonnen zu weinen „Ihr solltet das klären, Van!“ meinte Millerna und legte dem König eine Hand auf die Schulter bevor sie in das Zimmer zurückkehrte. „VAN!“ rief Millerna erschrocken als sie den kleinen Jungen sah.

Kapitel 9.

Kapitel 9.

Van stürzte in das Zimmer. Er traute seinen Augen nicht. Der kleine Junge lag mit ausgebreiteten Schwingen in seinem Bettchen. Als er seinen Vater erblickte, verstummte sein Schreien und die Flügel zogen sich langsam wieder zurück. Lächelnd ging Van weiter auf die Wiege zu und hob den Jungen aus dem Bettchen. Er hob ihn hoch. „Mein Sohn.“ Hauchte Van überwältigt. Millerna stand neben ihm. „Wie ich sehe, hat dieser kleine Wurm euch einiges abgenommen.“ Lachte Millerna. Sie reichte Van eine Wolldecke für den Jungen. Behutsam wickelte er ihn in die Decke. Dann nahm er den kleinen in die Arme und machte sich auf den Weg.

Behutsam klopfte Van an die Tür. Er trat ein, Hitomi hatte die Augen geschlossen. Langsam ging Van auf sie zu und setzte sich wieder auf die Bettkante. Sie schlief. Immer noch waren ihr die Strapazen der Geburt anzusehen. Ihr Gesicht war immer noch blass und dunkle Schatten lagen unter ihren Augen. Er legte den kleinen neben Hitomi und machte es sich dann neben ihr bequem. Sein Blick wanderte über ihr Gesicht. Eine Welle der Zuneigung für diese Frau bäumte sich in ihm auf. Ja, er liebte sie, das hatte er immer getan. Warum nur war es soweit gekommen? Hatten sie sich bereits zu weit von einander entfernt? Waren die Wunden noch zu heilen? Liebevoll strich er ihr eine, der kurzen Haarsträhnen aus dem Gesicht.
 

Sie hatte sich kaum verändert. Immer noch das kurze Honigblonde Haar, dieselbe zierliche Figur. Doch wie stand es um ihr Herz? Schlug es noch für ihn? Obwohl er ihr so misstraut hatte? Es waren viele Dinge zwischen ihnen geschehen, die vielleicht nicht mehr gutzumachen waren. Konnte sie ihm verzeihen? Würde sie einen Neubeginn mit ihm überhaupt wollen? Nachdenklich beobachtete er sie, bis sein Blick von dem kleinen gefangen genommen wurde. Mit großen Augen blickte ihn der kleine Junge an. Er hatte ihre Augen und sein Haar. Van streckte ihm einen Finger entgegen. Der kleine umklammerte ihn mit seinem kleinen Händchen. Er spürte eine leichte Berührung an seiner Wange. Überrascht sah er zu Hitomi. Traurig blickte sie ihm entgegen. „Van!“ sagte sie leise und unterdrückte ein schluchzen. „Hitomi… es tut… es tut mir so leid. Ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe an dir gezweifelt und dir furchtbare Dinge unterstellt. Vielleicht… vielleicht kann eine Liebe doch nicht jegliche Entfernung überwinden.“ Sprach er leise und küsste ihren Handrücken.
 

Wieder liefen Tränen über ihre Wangen. „Glaube bitte nicht, dass ich dich nicht liebe, denn das tue ich. Mit jeder Faser meines Herzens. Und doch kann ich es verstehen, wenn du Zeit brauchst und auf den Mond der Illusionen zurückkehren würdest. Auch mit unserem Sohn.“ Endete Van und sah ihr in die grünen Augen, in denen immer noch Tränen schimmerten.

„Unser Sohn?“ fragte Hitomi ihn. Van lächelte und sah auf den Jungen. „Ja, unser Sohn. Er hat mir die Augen geöffnet.“ Antwortete ihr Van. „Er hat Flügel Hitomi, meine Flügel!“ sagte Van überwältigt. „Ich weiß!“ antwortete Hitomi sanft.

Sie setzte sich auf und umarmte den König von Fanelia erleichtert. „Oh, Van!“ hauchte sie. „ Doch, das kann sie. Die richtige Liebe kann jede noch so große Entfernung überstehen. Denn sonst wären wir jetzt nicht zusammen. Egal, ob wir voneinander enttäuscht oder traurig waren, wenn es darauf ankam, waren wir für einander da. Nie wieder werde ich dich verlassen. Wir wollen bei dir sein.“ Meinte Hitomi entschlossen und schniefte ein weiteres Mal. „Van, du hast mich bei unserer letzten Begegnung um etwas gebeten!“ sagte Hitomi und löste sich von ihm. Mutig sah sie ihm in die mandelbraunen Augen. Van sah sie erst verwirrt an. „Die Antwort lautet Ja, ja, Van Fanel.“ Sagte Hitomi lächelnd. „Natürlich nur wenn du mich noch willst!“ fügte sie leise hinzu. Als Van verstand was sie meinte leuchteten seine Augen auf und er umarmte sie stürmisch.
 

„Van.“ Sagte Hitomi, als sie sich voneinander gelöst hatten. „Wie wollen wir ihn nennen?“ fragte sie ihn lächelnd und blickte auf den kleinen Jungen, der zufrieden schlief. „Ryan.“ Antwortete ihr Van. Hitomi sah ihn überrascht an, „Wie kommst du auf diesen Namen?“ fragte sie ihn verwirrt. „Ich… er ist mir in meinem Traum begegnet, er… hat mir alles erzählt, Hitomi. Ich verstehe jetzt warum du nicht gehen konntest. Verzeih mir, ich war so überzeugt davon, dass du einen anderen lieben würdest. Dass ich nichts von dem zugelassen habe, was du mir erklären wolltest. Es tut mir leid.“ Sagte er ernst und legte ihr einen Finger unter das Kinn. Sanft führte er ihre Lippen zu den seinen. Sie verschmolzen in einem innigen Kuss.
 

Schon wenige Wochen später ging es Hitomi bereits besser und die Hochzeitsvorbereitungen waren im vollen Gange. Heute sollte es soweit sein. Ungeduldig stand Hitomi auf einem kleinen Hocker, um sie herum wuselten mehrere Zofen, die eine nähte gerade den Saum des Kleides um, während die andere den Haarschmuck bereit legte. Und Millerna hielt den kleinen Ryan auf dem Arm, der neugierig an ihren langen Haarsträhnen zupfte, immer wieder gluckste er vor Freude, wenn ihn, die eine oder andere Haarsträhne im Gesicht kitzelte. Lächelnd beobachtete Hitomi ihren Sohn. „Hitomi, du siehst wunderschön aus.“ Meinte Millerna zufrieden und kam mit dem kleinen auf dem Arm näher an ihre Freundin heran. „Ich freu mich so für euch, dass ihr wieder zu einander gefunden habt.“ Sagte Millerna und griff nach der Hand ihrer Freundin. „Danke, Millerna.“ Erwiderte Hitomi gerührt. „Fertig, Madame.“ Meinte Adrien, die Schneiderin und begutachtete ihr Werk. Langsam stieg Hitomi von dem Hocker herunter.

Während die anderen Zofen, das Zimmer verließen legte Millerna den kleinen Ryan in die Wiege und machte sie dann daran Hitomis Haare zu verzieren.
 

„So, das war’s.“ Sagte Millerna zufrieden. Hitomi erhob sich und drehte sich einmal vor dem Spiegel. Ja, sie sah wirklich wunderschön aus. „Van, wird Augen machen!“ meinte Millerna lachend. Hitomi ging auf die Wiege zu und hob Ryan heraus. Verschlafen rieb sich der kleine die Augen. „Aufwachen, kleiner Mann!“ sagte Hitomi zärtlich und küsste ihn auf die Stirn. Dann übergab sie ihn an Millerna. „Dann wollen wir mal!“ sagte Hitomi aufgeregt.

Die Glocken läuteten bereits.

Vor dem Altar der großen Kapelle warte er. In seiner Galauniform stand er da. Nervös fuhr er sich durch das tiefschwarze Haar. „Ruhig Van!“ flüsterte Allen und legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter. Dankbar nickte Van ihm zu. Was ihm jedoch keineswegs die Aufregung nahm.

Dann öffnete sich die Tür. Millerna trat zuerst ein, im Arm hielt sie den kleinen Ryan. Im Takt der Musik schritt sie den Gang entlang und stellte sich gegenüber von Allen auf. Dann endlich war es soweit. Hitomi erschien im Eingang der Kapelle. Schritt für Schritt kam sie anmutig auf ihren Bräutigam zu. Als sie neben ihm stand, konnte sie in seinen Augen die Unruhe sehen. Er war so nervös. Einen Moment sahen sie sich einfach nur in die Augen.
 

Beide drehten sich nun dem Priester zu. Er begann mit einer Rede.

„So weit weg,

und doch so nah,

die zwei Herzen,

die jetzt schon so lange Zeit füreinander schlagen.
 

Höhen und tiefen prägen eure gemeinsame Zeit.

Einen Krieg habt ihr gemeinsam beendet,

eine weite Entfernung so lange überwunden.

Mal nah,

mal fern.
 

Den Schmerz der Trennung hat versucht euch zu entzweien.

Und doch wart ihr immer eins.

Diese harte Zeit hat euch noch näher zusammen gebracht

Ein besonderer Höhepunkt eurer gemeinsamen Zeit,

ist euer Sohn Ryan.
 

Auf das ihr lange miteinander glücklich seit

Und euer Weg immer der gemeinsame sein wird.

Fanelia wird eine neue Tochter geschenkt, eine Königin.

Die Frau, die des Königs Herz besitzt.
 

Mögen die Götter und Sterne gut zu euch sein.

Auf das ihr zusammen seit in guten wie in schlechten Tagen.

So vermähle ich euch Kraft meines Amtes zu Mann und Frau.

König Van, ihr dürft eure Braut nun küssen.
 

Jubelstürme brachen im Volk aus, als Van und seine Hitomi einen zärtlichen Kuss miteinander begannen. Dann übergab Millerna Ryan an das Königspaar. Liebevoll zeigte Van seinem Volk seinen Erben. Und wieder jubelte die Menge.

Wenig später hatten die Feierlichkeiten im Schlossgarten begonnen.

Immer mehr Menschen trafen ein um Van und Hitomi zu gratulieren.

Kapitel 10

Kapitel 10.

Unter einem Pavillon feierte das Brautpaar mit ihren Gästen diesen wundervollen Tag. Es spielte Musik und ein Buffet war errichtet worden. Hitomi hielt ihren Sohn auf dem Arm und betrachtete ihn. Dem kleinen Ryan waren die Augen zugefallen, zufrieden schlief er im Arm seiner Mutter. Van war von hinten an sie herangetreten und sah über ihre Schulter auf seinen Sohn hinab. „Er hat deine Augen.“ Flüsterte Van ihr zärtlich ins Ohr. Hitomi wendete sie Van zu und lächelte ihn liebevoll an. „Und deine strubbelige Frisur!“ meinte Hitomi und wuschelte Van durch das seidig schwarze Haar. Ein lachen entfuhr ihr, als sie Vans entsetztes Gesicht sah. Dann lachte auch er. „Das ist der schönste Tag meines Lebens.“ wisperte Van ihr zu. Und sah ihr in die smaragdgrünen Augen, die in der Sonne, kleine goldene Punkte zu haben schienen. Hitomi erwiderte seinen intensiven Blick. Van legte seine Hand unter ihr Kinn und hob es sanft an. Dann küssten sie sich zärtlich.
 

Ausgelassen feierte die kleine Familie mit ihren Freunden ihr Glück. Erst spät in der Nacht, betraten Van und Hitomi ihr Gemach. Ganz Gentleman trug Van sie über die Schwelle. Lachend ließ Hitomi es geschehen. Sanft setzte er sie auf dem Bett ab. Die Zofe, die an der Wiege gesessen hatte, stand auf und verbeugte sich tief. „Danke, Lydia!“ sagte Van freundlich. Dann verließ die Zofe das Zimmer und schloss taktvoll die Tür. Hitomi ließ sich nach hinten fallen und betrachtete den Betthimmel. Dann rollte sie sich auf die Seite und sah ihrem Ehemann dabei zu, wie er lächelnd an der Wiege stand. Noch nie hatte sie Van so gerührt, so entspannt gesehen. Ja, es tat ihm gut. Es tat ihm gut zu wissen, Familie zu haben. Nicht allein zu sein.

Endlich konnte ihr gemeinsames Leben beginnen. Unter ihrem forschenden Blick sah er zu ihr hinüber. Dann löste er sich von der Wiege und kam langsam auf sie zu. Sie hockte sich hin und erwartete ihn. Er stützte sich mit den Händen auf dem Bett ab und küsste sie zärtlich. Ihre Hände glitten durch sein Haar hinab über seinen Rücken zu seiner Brust.
 

Langsam begann sie damit die Knöpfe seiner Galauniform zu öffnen. Danach folgte das weiße Hemd. Zärtlich glitten ihre Hände über seine warme Brust. Behutsam schob sie es über seine starken Schultern und ließ es zu Boden fallen. Ungeduldig versuchte er die Schnürung des Kleides zu lösen. „Das gibt’s nicht!“ hauchte er erregt. Dann ließ er von ihr ab und verschwand durch die Tür. Wenig später kam er mit ihrer Zofe zurück. Verschämt, durch den Anblick der nackten Brust ihres Königs, blickte sie zu Boden. „Hilf meiner Frau aus diesem Kleid.“ Entfuhr es ihm verzweifelt. Schnaufend wandte er sich ab und ging auf das Fenster zu. Hitomi verfolgte das Geschehen und konnte ein lautes Lachen nicht länger unterdrücken. Prustend hielt sie sich mit einer Hand am Bett fest.
 

Van warf ihr einen entrüsteten Blick zu, musste dann aber selbst grinsen. Ja, er muss wirklich sehr verzweifelt ausgesehen haben, wie er da stand. Und nicht mehr weiter wusste.

Es dauerte nicht lang, als sich die Zofe mit einer Verbeugung verabschiedete. Und eilig den Raum verließ, immer noch waren ihre Wangen rosig verfärbt. Van sah noch immer aus dem Fenster als er Hitomis Stimme vernahm. Sanft hatte sie seinen Namen gerufen. Er wandte sich ihr zu. Da stand sie nun. In einem seidenen Unterhemd. Einem Hauch von nichts. Mit einer geschmeidigen Bewegung schob sie sich die Träger von den Schultern. Leise fiel der dünne Stoff zu Boden. Sie kam weiter auf ihn zu. Dicht vor ihm blieb sie stehen, schlang die Arme um seinen Nacken und küsste ihn zärtlich. Ihre Hände kraulten seinen Nacken, verspielt drehte sie ihre Finger in seinem Haar. Sie spürte wie ihm ein Schauer über den Rücken jagte. Sie löste sich von ihm und neigte den Kopf in den Nacken. Geweckt von dem wilden Feuer, das sie entfacht hatte, liebkoste er ihren Hals, ihr Schlüsselbein. Seine Hände wanderten über ihren Rücken, er presste sie an sich.
 

Er ging in die Hocke und hob sie hoch. Immer wieder küssten sie sich. Die Spannung war unerträglich, beide verzerrten sich nun schon so lange nacheinander. Die Luft schien wie elektrisiert. Jede weitere Berührung brachte die Beiden noch mehr um den Verstand. Immer ungeduldiger wurden die Küsse, die Leidenschaft brannte in ihnen auf. Wilde Küsse, die immer fordernder wurden. Hände die jeden Zentimeter Haut des anderen erforschten.

Behutsam legte er sie auf das Bett. Fordernd zog sie ihn zu sich hinunter. Beide sehnten sich nach der Erlösung von der süßen Qual. Als sie ihn endlich ganz spürte glaubte Hitomi, die Welt würde aus den Fugen geraten, alles würde sich drehen, gleißende Blitze schienen vor ihren Augen. Ihr Herz schlug hart gegen ihre Rippen. Ebenso spürte sie seines, wild pochen. Im Feuer der Leidenschaft gefangen bewegten die Beiden sich rhythmisch miteinander.
 

Es war anders als bei ersten Mal, das spürte Hitomi, es war so viel mehr. Es war intensiver, schöner. Sie ließ sich fallen in ein Meer aus vielen unterschiedlichen Gefühlen, keines von ihnen war greifbar, alle versprühten ein unglaubliches durcheinander, das für Hitomi unbeschreiblich schien.

Der Höhepunkt war für beide greifbar. Das laute stöhnen ihres Königs sagte ihr, dass diese süße Qual je ein Ende haben wird. Doch auch sie spürte es. Das unglaubliche Gefühl der Erlösung. Und dann war es da. Ihre Bewegungen ließen nach, bis sie schließlich ganz zum erliegen kam. Erschöpft sank er auf sie hinab und rutschte halb neben sie. Schwer atmend lagen sie nebeneinander. Die Schweißbedeckte Haut glänzte aufreizend im Schein der Kerze. Hitomi küsste sanft seine Schulter. Wieder überlief ein Schauer seinen Körper.
 

Mit glänzenden Augen sah er sie an. „Ich liebe dich, ich liebe dich so sehr!“ wisperte er ihr keuchend entgegen. Ein lächelnd bildete sich auf ihrem Gesicht. Dann presste sie sich an ihn und küsste ihn sanft. Als sie sich von ihm löste trafen sich ihre Blicke. „Ich dich auch, Van. Ich liebe dich auch.“ Flüsterte sie ihm entgegen. Ihre Hände verbanden sich. Liebevoll spielten ihre Finger miteinander. Noch lange Zeit hatten sie einfach nur dagelegen und sich angesehen. Bis Hitomi irgendwann eingeschlafen war. Er betrachtete ihr schlafendes Gesicht und lächelte sanft. Endlich hatte sich sein Wunsch erfüllt. Endlich war es Wirklichkeit. Sie würde bei ihm bleiben. An seiner Seite, so wie er es sich immer erträumt hatte. Konnte es noch besser werden? Er hatte eine wunderbare Frau an seiner Seite, einen Sohn, den er aufwachsen sehen würde. Sein Land erstrahlte in voller Schönheit. Sein Volk war glücklich. Ja, es war alles so wie es sein sollte. Langsam löste er sich von ihr und stand auf. Noch ein letzter Blick in die Wiege, ruhig lag der kleine Junge in seinem Bettchen. Van konnte ihn leise Atmen hören. Behutsam strich er Ryan über die Wange. Dann löschte er die Kerzen und legte sich wieder neben sie. Auch er war bald darauf eingeschlafen.
 


 

So, meine Lieben, das war "So weit weg und doch so nah!"

Wir sind am Ende angelangt.

Erst wollte ich noch ein Kapi dran hängen, aber mir gefällt dieses Ende sehr gut, deswegen habe ich beschlossen es so zu lassen.

Ich hoffe es gefällt euch und ihr lasst mir viele Kommis da :o)

Ist aber schon wieder ne neue FF in Planung, würd mich freuen wenn ihr dann auch mal vorbeischaut.

Wer Vampire und Hellsing gerne mag.... da ist auch eine bereits begonnene Online.

Ich wollte mich auch noch einmal bei euch allen für die treue und die lieben Kommis bedanken, ihr wart/seit tolle Leser... bis zum nächsten mal.
 

Wir lesen uns ... hoffe ich!!!
 

Ganz liebe Grüße
 

Nicki



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Kommentare zu dieser Fanfic (34)
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Von: abgemeldet
2008-09-04T22:10:26+00:00 05.09.2008 00:10
Schöne Geschichte, am ende wurde ja noch alles gut, nach dieser dramatischen Geburt...
und mein lieblings-pärchen auf der welt ist zusammen, juhu! ^^
beizeiten mach ich mich über eine andere geschichte von dir...

lg, Chiyo
Von: abgemeldet
2008-09-04T22:03:17+00:00 05.09.2008 00:03
van! du baka! hitomi! auch baka!
mann! das ist ja wie im kindergarten...
van kann sich mal wieder nicht richtig artikulieren und hitomi kümmert sich lieber um ryan... naja. ich kann beide seiten verstehen....
weiter lesen muss.
Von: abgemeldet
2008-09-04T21:59:02+00:00 04.09.2008 23:59
argh! wenn die zwei sich nicht zusammenreissen...
was will denn der van mit einer anderen? baka!
Von: abgemeldet
2008-09-04T21:51:23+00:00 04.09.2008 23:51
O.O Flügel? Wow, das ist ja mal was anderes... also ,klar, ich meine irgendwie nachvollziehbar, aber dass das irgendwelche auswirkungen auf hitomis zustand hätte, wär ich gar nicht drauf gekommen.... ^^

der letzte absatz hat mir hier besonder gefallen, die feder... Das erinnert mich an die gute alte escaflowne-anime-serie... *snif*
Von: abgemeldet
2008-09-04T21:47:07+00:00 04.09.2008 23:47
dass yukari bescheid weiss, das bin ich gar nicht gewohnt! ^^ aber hier ist es wohl so...

du hast eine schöne art, die dinge zu beschreiben... bis jetzt find ich die geschichte hauptsächlich sehr verträumt und melancholisch...
schau ma mal wies weiter geht und was der herr Ryan noch so tut...
Von: abgemeldet
2008-09-04T21:42:23+00:00 04.09.2008 23:42
hmhm... ein krassers start in die handlung...
hitomi schwanger, van verlobt... huihui.
ich lese jetzt erst mal weiter! ^^
Von: abgemeldet
2008-05-28T12:24:35+00:00 28.05.2008 14:24
Tolle Geschichte! Ich finde sie wirklich schön und vorallem war sie spannend bis auf die letzte Minute! Echt super!
Lg RanMori
Von: abgemeldet
2008-05-08T07:00:20+00:00 08.05.2008 09:00
Hallo, ich liebe deine Geschichten und finde diese auch ganz besonders schön, ich hoffe dir gehen never ever die Ideen aus!
Lieben Gruß und vielen Dank
Dichtkuh
Von:  Rani
2008-05-07T14:54:28+00:00 07.05.2008 16:54
Ich finde das Ende gut geschrieben es schliesst die Geschichte gut ab ab ich gratuliere dir es ist dir wirklich gelungen eine sehr emotionale Geschichte zu schreiben und ich hoffe noch weiter geschichten von dir zu lesen^^

lg Rani
Von:  Reign
2008-05-05T14:37:29+00:00 05.05.2008 16:37
da hast du dir ein tolles Ende für die Beiden erdacht. Alles in allem ist das ein erstklassiger FF über Van und Hitomi ^^
Ich hoffe du schreibst weiter so tolle Storys

LG Darkdream

P.S. Ich mag deine Geschichte total


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