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Ken-chans Tagebuch

von

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1. Eintrag: Die letzte Schlacht

Die zwei Armeen standen sich gegenüber. Wir auf dem Hügel und die Feinde im Tal. In der rechten Hand hielt ich mein Schwert, in der linken das Schild, mit dem Wappen unseres Königs. Eine lederne Rüstung sollte mich schützen, doch wusste ich genau, dass nur ein Schwerthieb, richtig gesetzt, genügen würde, mich zu töten. Nur der Helm war hart und massiv. Seine glatte, runde Oberfläche würde die Schwer- und Axthiebe einfach ableiten.

Ja, ich sah aus wie Tausende. Hinter mir und vor mir sah ich Männer mit den gleichen Waffen, der gleichen Rüstung und dem gleichen Stolz.

Ich stand an vorderster Front, dort, wo die Speerträger hätten stehen sollen. Doch nach monatelangen Kämpfen und Schlachten waren nicht mehr viele von ihnen und ihren Waffen übrig. So wurden die unberittenen Schwert- und Axtkämpfer, wie ich an die Front gestellt. Heute würde die entscheidende Schlacht fallen. Beide Seiten waren geschwächt und ausgehungert. Es gab keinen Mann der nicht verletzt war, so hatte ich zwei Finger an der Schwerthand einbüßen müssen, auch mein linkes Auge fehlte mir. Eine tiefe Wunde zog sich von der Stirn über das Auge bis hin zur linken Wange. Sie schmerzte und pochte. Sie hatte sich entzündet und eiterte schlimm.

Den anderen ging es nicht besser, wenn nicht sogar schlechter. So der Mann rechts neben mir. Er war jung, nicht älter als ich. Er hatte seinen linken Arm in der letzten Schlacht verloren und doch hatte er nicht wesentlich von seiner Kampfkraft eingebüßt. Wir hatten oft Seite an Seite in diesem Krieg gekämpft. War er erst einmal im Blutrausch, wütete er wie ein Berserker. Ich war froh, ihn als Freund gewonnen zu haben, aber seinen Namen, an den erinnere ich mich nicht. Ich kann mich noch nicht mal an meinen eigenen erinnern. Ich weiß nur noch, dass wir uns ähnlich sahen, oft wurden wir für Brüder gehalten. Er war ungefähr so groß wie ich und hatte dieselben leuchtend roten Haare wie ich. Sogar die Gesichtsform war ähnlich, nur die Farbe unserer Augen war verschieden. Er hatte dunkle Augen, fast schwarz und ich, ich hatte blaue, so blau wieder Himmel am heutigen Tag.

„…Männer! Die meisten von euch werden den Ausgang dieser letzten Schlacht nicht erleben. Viele werden sogar noch bevor die Sonne den Zenit erreicht fallen. Doch wenn ihr sterbt, dann in Ehren! Im Kampf mit erhobenem Schwert! Lasst uns Kämpfen, Brüder! Für unser Land, unseren König und uns! Lasst die Erde das Blut euerer Feinde trinken! Lasst…“, hörte ich den Heerführer rufen, der auf seinem Ross vor uns stand und uns Mut zusprach.

„Heut ist ein guter Tag zum sterben“, ich blickte in den Himmel und sah wie die Raben ihre Kreise in dem Wolkenlosen Himmel zogen. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass der Mann neben mir, den ich Freund nannte, auch zum Himmel empor schaute. „Ja, ein guter Tag zum sterben.“ Er drehte den Kopf zu mir und auch ich blickte ihm jetzt direkt ins Gesicht. „ Aber lass uns vorher noch diesen Bastarden da unten unsere Klinken durch die Leiber jagen.“

Ehe ich antworten konnte kam auch schon das Signal zum Angriff. Ich rannte los, das Schwert hoch erhoben und brüllte mit den anderen Kriegern aus Leibeskräften.

Die Distanz zu den Feinden war schneller überwunden als ich gedacht hatte. Ich hatte noch nicht einmal Zeit gehabt um ein kurzen Stoßgebet zu sprechen, da musste ich auch schon den ersten Schwerthieb parieren, der von links kam. Ich wich einem zweiten aus und schlug dem Mann den Kopf ab. Zu beginn des Krieges war ich noch ein unerfahrener Rekrut gewesen, der zuvor noch nicht einmal daran gedacht hatte einmal auf dem Schlachtfeld zu stehen und einen anderen Menschen zu töten. Doch der Krieg verändert Menschen uns so war es mein Alltag geworden. Töten oder getötet werden. Vernichten oder zu grunde gehen. Ja, ich musste sie töten, töten so lange ich es konnte. Ich wischte mir das Blut aus dem Gesicht und nahm mein nächstes Opfer im Visier. Es war ein junger Soldat, einige Jahre jünger als ich selbst. Er hatte grade erst seinen ersten Flaum im Gesicht. Doch der Kampf war bitter und so starb er indem ich ihm mein Schwert durch die Brust jagte. Ich warf einen Blick neben mich, auf meinen namenlosen Freund. Er hatte einem Mann ein Arm und ein Bein abgetrennt ehe er ihm den Gnadenstoß verpasste.

Meine Unachtsamkeit wollte ein feindlicher Soldat ausnutzen und ließ ein Axthieb auf mich runterfahren, doch mein Freund sah es und konnte mich rechtzeitig warnen und so wuchtete ich herum und schwang mein Schwer, ohne zu sehen wohin. Ich traf den angreifen in die Seite. Er ließ seine Waffe fallen und brach zusammen.

Unmittelbar hinter mir hörte ich das aufeinander schlagen von Waffe ich wirbelte herum und konnte noch grade erkennen wie einer der Feinde zusammen sackte. Der einarmige Mann der mir mein Leben schon wieder gerettet hatte grinste mich schief an. „Pass auf deine Deckung auf, Bruder.“ Ja, so nannte er mich. Bruder. Seit der ersten Schlacht, an der wir Seite an Seite gekämpft hatten. Nur damals hatte ich ihm das Leben gerettet.

Aber mehr als ein schiefes Grinsen meinerseits konnte ich ihm nicht als Dank zollen, nicht im Moment, da der Kampf um uns herum keine Zeit dafür ließ.
 

Die Schlacht war erbittert. Wir alle waren zum Tode verurteilt und hofften doch wieder nach hause zurückkehren zu können. Aber immer wieder musste ich sehen wie meine Kameraden vielen. Wahrlich, auf der feindlichen Seite starben nicht weniger Männer.

Wir kämpften schon Stunden, die Sonne hatte grade ihren Höchststand erreicht. Ich blickte mich grade um, um nach meinem einarmigen Freund zu sehen und erblickte einen Feind der sich von hinten an ihn heranschlich. „Pass auf! Hinter dir!“ Doch er konnte mich nicht hören, der Lärm von aufeinander prallenden Waffen, dem Kampfgebrüll und den Todesschreien der Sterbenden war zu laut.

Ich weiß nicht wieso ich es tat, vielleicht wollte ich meinen neuen „Bruder“ nicht verlieren. Ich stürzte zu ihm. Ich musste ihn retten! Doch es war zu spät. Der Feind hatte ihm schon von hinten das Schwert durch den Bauch gerammt. Es war als würde die Luft aus mir gesogen werden, als ich meinen „Bruder“ zu Boden sinken sah. Rahsender Zorn und Verzweiflung stiegen in mir auf. Ich schnappte mir die Axt die zu meinen Füßen lag und zertrümmerte mit der Flachen Seite den Schädel des Mörders. Ja in meinen Augen war er ein Mörder. Er hatte den Mann, dessen Namen ich nicht mehr weiß getötet.

Ich rannte zu meinem Freund. Er lebte noch. „halte durch! Ich bring dich hier raus!“ ich kniete nieder und zog das Schwert aus seinem Leib. Ein markerschütternder Schmerzensschrei entfuhr seinen Lippen. Mit letzter Kraft setzte er sich auf und presste eine Hand auf seine blutende Wund. Er versuchte zu grinsen, so wie er es immer tat, aber recht gelingen wollte ihm es nicht. „Verdammt!“, keucht er und spuckte blut. „Jetzt musst du für mich mitkämpfen.“ Ich blickte ihm in die Augen und wusste, dass er Recht hatte. Ich stand auf, um die Feinde zur Hölle zu schicken die sich uns näherten. „Ich weiche nicht von deiner Seite“, doch dauerte es nicht lange und in meiner Brust spürte ich einen stechenden schmerz. Ich schaute hinab. Ein Pfeil steckte in meiner Brust. „Bastarde!“ murmelte ich und sank auch zu Boden. Wir saßen Rücken an Rücken, die Scherte noch in den Händen. Ich hörte, nein ich spürte wie es mit meinem „Bruder“ zu ende ging; und mit mir auch. Ich schaute noch einmal zum Himmel, er war so herrlich blau. „Jetzt werden wir wohl beide die Reise nach Walhall antreten, Bruder.“, meinte ich. „Scheint so“, hörte ich ihn noch antworten. Dann, sah ich sie, die Walküren, die gekommen waren um uns gefallene Krieger, uns Helden nach Walhalla zu bringen. Ich spürte ihren Kuss und ich entschlummerte einem friedlichem, wunderseligem Tod. Ja, und ich wusste, ich würde in Odins prachtvollster Halle erwachen. Ich würde in Walhalla verweilen, bis der letzte große Weltkampf vor der Tür stand.

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Azua
2008-04-19T08:12:44+00:00 19.04.2008 10:12
es ist so ... TAURIG!!!
ehrlich, es kann ja schon mal passieren, dass ich bei einem buch heule und dass nur ganz selten, aber bei einer ff sind mir noch nie ansatzweise tränen gekommen ... aber hier ... das war schon knipsch!

und ich bestehe immer noch drauf, dass dein schreibstil in dieser ff irgendwie pathetisch ist! ^^


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