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Spielchen oder doch nicht

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Treffen im Zug Teil I

Kapitel 1: Treffen im Zug Teil I
 

Harry lag auf dem Rücken und beobachtete, wie die Sonne ihre letzten Strahlen über das Dach des Fuchsbaus schickte. Irgendwo links neben ihm lag ein dösender Ron, während sich Hermine mit ihren neuen Arithmantik Schulbüchern beschäftigte. Morgen würde es in die Schule zurückgehen und es sah so aus, als würde es endlich ein ruhiges Jahr werden. Eins, in dem nur Quidditch spielen und lernen für die ZAGs wichtig war. Ein Jahr, in dem er nicht wieder würde kämpfen müssen und ganz sicher ein Jahr ohne Voldemort. Durch seine halbgeschlossenen Augen beobachtete er den Sonnenuntergang und genoss die letzten wärmenden Strahlen. Der Sommer war definitiv vorbei und auf den Feldern sammelten sich schon die Schwalben um in den Süden zu ziehen.
 

Irgendwo, weit weit weg, konnte er Mrs Weasley hören, die sie zum Abendessen rief. Nach dem Essen würden er und Ron noch packen müssen. Wie jedesmal hatten sie es bis zum letzten Moment herausgeschoben. Langsam stand Harry auf und überliess es Hermine, Ron zu wecken. Während sie langsam zum Haus zurückgingen, dunkelte es immer mehr ein. Molly Weasley hatte den Tisch im Garten gedeckt. Die Tischplatte bog sich förmlich unter den vielen Köstlichkeiten, die sie in stundenlanger Arbeit in der Küche gezaubert hatte. Über dem Tisch schwebte ein grosses Transparent, auf dem stand: „Gratulation Ron und Hermine, unsere neuen Vertrauensschüler.“
 

Für einen kleinen Moment fühlte Harry den Stich der Eifersucht. Warum war er nicht Vertrauensschüler geworden? Warum Ron? Hatte nicht er, den Stein der Weisen beschützt, den Basilisken getötet und Sirius vor den Dementoren beschützt? Hatte nicht er alle Gefahren des Trimagischen Wettkampfs gemeistert und nicht Ron? Aber wenn er versuchte ganz ehrlich zu sich selber zu sein, dann wusste er, dass Ron den Posten verdient hatte. Schliesslich hatte Ron das letzte Jahr fleissig gelernt und tatsächlich die besseren Noten als er bekommen, auch wenn das wohl eher geschehen war, um Hermine zu beeindrucken und er hatte bewiesen, dass er über seinen Schatten springen und ein echter Freund sein konnte.
 

@@@
 

Dies würde also sein letzter Abend zu Hause sein, bevor er in die Schule zurückkehrte. Draco sass auf seinem Bett und starrte seinen fertig gepackten Koffer an. Morgen würde ein neues Schuljahr beginnen und dieses Jahr war er froh, dass er die Villa seiner Eltern wieder verlassen konnte. Sein Sommer war katastrophal gewesen. Potter war, sich an den toten Körper von Cedric Diggory klammernd, mit Schnitten und Prellungen aus dem Labyrinth zurückgekehrt und hatte verkündet, dass der Dunkle Lord nun für immer und endgültig vernichtet sei. Am Bahnhof von King’s Cross hatten seine Eltern gewartet. Seine Mutter hatte abwesend gewirkt, als ob sie tief in Gedanken versunken wäre und nur körperlich anwesend und sein Vater war einfach nur missgelaunt gewesen; nicht nur missgelaunt, sondern so richtig missgelaunt.
 

Den ganzen Sommer über hatte er seine Mutter kaum mehr zu Gesicht bekommen. Nur manchmal hörte er Geräusche aus dem Zimmer seiner Eltern. Manchmal war es ein verzweifeltes Schluchzen, dann wieder Gelächter, das an das einer Wahnsinnigen erinnerte, aber beides verstummte im Verlauf der Wochen. Nicht, dass er unglücklich darüber gewesen wäre. Die Zusammentreffen mit seiner Mutter hätte man im besten Fall als unangenehm beschreiben können.
 

Als er die Bücherlisten für das neue Schuljahr bekam, waren sie beide anwesend und die Enttäuschung seines Vaters darüber, dass sein Sohn nicht Vertrauensschüler geworden war, war einfach nicht zu übersehen gewesen. Seine Mutter schien es gar nicht richtig wahrzunehmen, so wie sie die ganzen Wochen, nachdem sie verstummt war, ihre Umgebung nicht mehr richtig wahrgenommen hatte. Sie glich einem Schatten, der ruhelos durchs Haus streifte und doch nichts sah. Draco kehrte an diesem Morgen so schnell wie er irgendwie konnte in sein Zimmer zurück und holte seinen Besen. Er verliess die Villa durch das Fenster und flog über den Park und den dahinterliegenden Wald. Er verliess das Land, das seit Generationen im Besitz seiner Familie war, überquerte Wälder, Hügel und Dörfer und flog immer weiter und weiter. Nur weit, weit weg.
 

Er flog so hoch, dass er von niemandem gesehen werden konnte. Wie war es möglich, dass der Einfluss seines Vaters versagt hatte? Draco war daran gewöhnt, wirklich alles zu bekommen, was er wollte. Nun, fast alles. Er hatte Harry Potter nicht zum Freund bekommen, damals, in ihrem ersten Jahr und seitdem hasste er den anderen. Harry Potter! Im ersten Jahr verteidigte er den Stein der Weisen gegen Professor Quirrel. In seinem zweiten Jahr kämpfte er gegen den Basilisken in der Kammer des Schreckens und in seinem dritten Jahr half er Sirius Black, dem Massenmörder, zu fliehen. Aber das allerschlimmste war das letzte Jahr gewesen: Harry Potter hatte es irgendwie geschafft, seinen Namen in den Feuerkelch zu schmuggeln und war als zweiter Champion für Hogwarts ausgewählt worden. Als zweiter Champion ausgewählt, obwohl er noch keine 17 war. Er hatte es irgendwie geschafft, seinen Namen in den Kelch zu schmuggeln. Er hatte es irgendwie geschafft, die Alterslinie, die Dumbledore um den Kelch gezogen hatte, zu überqueren. Und er, Draco Malfoy, der sich an die Regeln gehalten hatte, hatte keine Chance gehabt, sich selbst zu beweisen.
 

Er wusste, dass seine Noten besser waren, als die von Potter. Er wusste, dass Potter ein Desaster war, vor allem wenn es um Zaubertränke ging. Aber er, Draco, hatte sich an die Regeln gehalten. Er hatte nicht versucht, seinen Namen in den Kelch zu schmuggeln und nun fielen die ganze Ehre, der ganze Ruhm, Potter zu. Jeder sagte, dass Potter den Trimagischen Pokal gewonnen hatte und lobte ihn in den Himmel. Aber Draco wusste, dass es reines Glück gewesen war. Potter war nicht so grossartig, wie alle dachten. Er und Potter waren Feinde, seit dem ersten Jahr, seit diesen Minuten im Zug. Er kannte jede einzelne von Potters Schwächen und jede seiner Stärken. Sie waren Erzfeinde und Draco hatte schon sehr früh gelernt, dass man seinen Feind studieren musste, dass man seinen Feind wie sich selbst kennen musste und so beobachtete er Potter. Beobachtete ihn nicht nur, sondern studierte ihn. Er wusste, dass Potters bevorzugter Spruch beim Duellieren Expelliarmus war, wusste, dass sich Potter vor Professor Snape fürchtete und ihn so sehr hasste, wie er fast niemanden ausser Voldemort hasste. Draco wusste, dass Potters bestes Fach Verteidigung gegen die Dunklen Künste war. Er wusste, dass Potter schon im dritten Jahr gelernt hatte, wie man einen Patronus heraufbeschwört und dass sein Patronus die Gestalt eines Hirschen annahm. Er wusste, dass Potter seine Wahrsagestunden bei Trelawney hasste, da sie jedesmal seinen frühen Tod vorhersagte. Draco wusste, dass Potter sich für nichts mehr interessierte als für Quidditch. Er wusste, dass Potter ein Sucher mit Leib und Seele war, wusste, dass Potter niemals freiwillig aus dem Gryffindor Quidditchteam zurücktreten würde. Er hatte ihn beobachtet, seit dem ersten Jahr, seit Potter sein Freundschaftsangebot im Zug abgelehnt hatte. Seit damals hatte er jeden noch so kleinen Schritt, den der andere gemacht hatte, studiert und sich sein Verhalten genau eingeprägt.
 

Er wusste, dass Potter alles für diejenigen geben würde, die er liebte und dass seine Opferbereitschaft seine grösste Schwäche und gleichzeitig seine grösste Stärke war und plötzlich spürte Draco etwas, was er noch nie zuvor gefühlt hatte. Er hatte das unerklärliche Bedürfnis das Wiesel und das Schlammblut im See zu versenken und dem Kraken zum Frass vorzuwerfen, damit sich Potter ganz alleine IHM, Draco Malfoy, widmete. Nur ER war seiner Aufmerksamkeit würdig und genauso plötzlich, wie das Gefühl aufgetaucht war, realisierte er, was es bedeutet: Er war eifersüchtig auf das Schlammblut und das Wiesel.
 

Die Landschaft flog unter ihm dahin. Dörfer und Felder, Wälder und Hügel folgten aufeinandern, flüchtig, kaum wahrnehmbar. Draco flog immer weiter und weiter, immer weiter weg vom Haus seiner Eltern, das schon längstens kein zu Hause mehr für ihn war, es vielleicht nie gewesen war. Ein zu Hause mit einem Vater, der nur an die Möglichkeiten denken konnte, die er verloren hatte, jetzt da der Dunkle Lord endgültig vernichtet war und mit einer Mutter, die nur an ihre verlorene Liebe dachte, an ihren verlorenen Lord Voldemort.
 

Ja, er beneidete Potter, beneidete ihn um seine Freunde, um seine ihn umsorgende Familie. Nur hier auf seinem Besen, weit oben im Himmel, weit weg von allem, liess Draco die Mauer um sein Herz ein kleines bisschen bröckeln. Nur hier oben, wo niemand es je sehen könnte, nur hier erlaubte er seinen Gedanken zu wandern, erlaubte sich zu träumen, erlaubte sich, von einem Jungen mit rabenschwarzen Haaren und smaragdgrünen Augen zu träumen. Davon, wie es wohl gewesen wäre, wenn dieser nicht die ihm angebotene Hand abgelehnt hätte. Fragte sich, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn dieser liebevolle Blick aus diesen faszinierenden Augen nur ein einziges Mal ihm gelten würde. Nur hier gestand er sich ein, dass er Harry dafür hasste, dass er sich jedes einzelne Jahr in Schwierigkeiten brachte.
 

Draco erlaubte seinen Gedanken zu wandern, aber nur bis zu genau diesem Punkt. Er hasste es, wie es Potter gelang, immer alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er hasste es, wenn Potter ihn fühlen liess, dass er dachte, dass Draco seiner Aufmerksamkeit nicht wert sei. Er hasste diesen verdammten Jungen-der-hätte-sterben-sollen. Aber es wäre so schön, ihn einfach nur ‚Freund’ nennen zu können.
 

@ Draco: Ich weiss, dass sich zum Prolog noch nicht soviel sagen lässt, daher vielen Dank für deinen Kommentar. Harry wird aber ganz sicher nicht der neue Voldemort.



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