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Spielchen oder doch nicht

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Nachhilfeunterricht Teil I

Kapitel 9: Nachhilfeunterricht Teil I
 

Es war bereits Mittag als Draco und Harry endlich aus der Krankenstation entlassen wurden. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg in die Grosse Halle. Selbst wenn sie sich nicht unterhielten, so war doch nichts mehr von dem Hass zu spüren, den Beide für eine so lange Zeit gehegt hatten. Vor dem Eingang der Grossen Halle bemerkte Draco schliesslich mit einem amüsierten Unterton: „Es ist wohl besser, wenn wir nicht zusammen reingehen. Ich möchte nicht, dass Granger und das Wiesel einen Herzinfarkt bekommen.“ Harry sah überrascht auf. Die Seite kannte er noch nicht an dem Blonden, der jetzt fortfuhr: „Treffen wir uns nach dem Abendessen in der Bibliothek?“ Harry schüttelte den Kopf: „Morgen wäre besser. Wahrscheinlich möchte Angelina Johnson die Quidditchauswahlspiele heute abhalten und ich habe noch einen Berg Hausaufgaben zu machen.“ Neben sich sah er Draco grinsen. „Du machst tatsächlich Hausaufgaben und schreibst nicht nur bei Granger ab?“, ergänzte der Blonde noch in einem etwas spöttischen Ton und betrat die Halle.
 

Harry schüttelte nur leicht den Kopf, folgte ihm dann in die Halle und machte sich auf den Weg zum Gryffindortisch. Der blonde Slytherin hatte wirklich einen seltsamen Sinn für Humor. Zum Glück hatten Ron und Hermine einen Platz für ihn reserviert und sobald er sich hingesetzt hatte, begann Ron auch schon ihn auszufragen. Offensichtlich hatte McGonagall ihnen nicht viel darüber gesagt, was passiert war. „Was ist geschehen? McGonagall hat uns gesagt, dass du im Krankenflügel warst, aber hat uns nicht erlaubt, dich zu besuchen.“ Auch Hermine rückte näher und schaute ihn forschend an: „Du hast Kräuterkunde verpasst, Harry. Ist alles in Ordnung?“ Waurm mussten seine Freunde auch so wahnsinnig neugierig sein? Den Blick starr auf seinen Teller gerichtet, begann Harry zu essen.
 

„Ich wette, es hat was mit dem Frettchen zu tun.“, insistierte Ron noch einmal und starrte Harry an. Dieser schluckte seinen Kartoffelstock hinunter, seufzte leise und antwortete dann: „Ja, ich war im Krankenflügel, ja, es geht mir gut und ja, es hatte etwas mit Draco zu tun.“
 

„DRACO?!“ schrien Hermine und Ron zur gleichen Zeit. Harry versuchte sich so klein wie nur irgend möglich zu machen. „Shh. Das ist nicht etwas, was die ganze Schule wissen muss.“ Seamus, Dean, Neville und Ginny, die bei dem Aufschrei aufgeschaut hatten, rückten näher und hörten nun auch aufmerksam zu. „Seit wann nennst Malfoy beim Vornamen?“ Rons Gesicht färbte sich zunächst rot, wurde dann blass und anschliessend wieder rot. „Er muss dich verhext haben.“
 

„Ron, nicht einmal Malfoy würde das tun, nicht wahr, Harry?“, fragte Hermine nervös nach. „Er hat mich nicht verhext, Ron. Draco hatte nicht einmal seinen Zauberstab.“ Genauso wenig wie ich, ergänzte Harry in Gedanken. „Dann erzähl uns endlich, was geschehen ist.“, drängte ihn Hermine. „Lass ihn doch eins nach dem anderen erzählen.“, mischte sich nun auch Neville ein und brachte zumindest Ron zum Schweigen. „Du hast Malfoy gestern abend nach dem Essen in den Kerkern getroffen.“, begann Hermine. „Ja, wir haben uns in den Kerkern getroffen, weil er wollte, dass wir, als Vorbereitung für den Patronum simplicissimum einen einfachen Schlaftrank brauen. Na ja und irgendwie ist der Kessel explodiert.“
 

„Irgendwie?“ Hermine sah ihn streng an. „Na ja, ich bin ein wenig wütend geworden. Ich weiss nicht, was genau passiert ist. Vielleicht waren es zuviele Fruchtfliegen.“, gab Harry beschämt zu. „Du hast wieder die Beherrschung verloren.“, seufzte Hermine. „Ja, habe ich. Er hat mich so sauer gemacht. Jedenfalls ist der Kessel explodiert und ich habe das Bewusstsein verloren. Als ich wieder wach wurde, war ich im Krankenflügel. So wie es aussieht, war Snape zufällig auch im Klassenzimmer und hat mich und Draco dorthin gebracht. Sobald ich wach wurde, hat mir McGonagall eine Strafpredigt gehalten und Hauspunkte abgezogen.“
 

„Darum führt Ravenclaw wieder.“, warf Dean ein. „Fünzig Punkte von jedem von uns. Snape hat versucht, mich von der Schule werfen zu lassen, aber es ist ihm nicht gelungen.“, Harry senkte den Kopf und starrte seinen Teller mit dem inzwischen kalten Essen an. „Du musst also mal wieder nachsitzen?“, fragte Ginny neugierig. „Nein, schlimmer. Ich bin auf Bewährung bis zum Sommer und muss ein Erwartungen übertroffen beim Projekt erreichen. Dasgleiche gilt für Draco.“
 

„Sie haben dich bis zum Sommer auf Bewährung gesetzt? Was hast du in den Trank geworfen, dass die Strafe so heftig ausfällt?“, drängelte nun Hermine wieder. „Ich weiss es nicht. Da waren noch ein paar andere Zutaten, aber ich kann mich nicht erinnern.“ Warum gab es kein Mauseloch, wenn man dringend eins brauchte? „Aber das erklärt immer noch nicht, warum es neuerdings nicht mehr Malfoy heisst.“, fragte Ron, der sich von seinem Schock ein wenig erholt zu haben schien. „McGonagall und Snape haben darauf bestanden, dass wir immer noch zusammenarbeiten müssen und haben beschlossen, dass wir solange zu zweit in einem winzigen Zimmer im Krankenflügel bleiben mussten, bis wir eine Möglichkeit gefunden hatten, wie wir zusammenarbeiten können. Damit habe ich heute den Vormittag verbracht. Irgendwo mussten wir anfangen und so haben wir beschlossen uns beim Vornamen zu nennen.“
 

„Er hat dich verhext. Ich wusste es!“, rief Ron aufgebracht. „Glaubst du wirklich, ich würde hier sitzen, wenn wir unsere Zauberstäbe bei uns gehabt hätten?“ Langsam wurde es doch etwas albern. Als ob es Draco riskieren würde wegen so einer Sache von der Schule zu fliegen. „Du kannst meine Kräuterkundenotizen abschreiben, Harry.“, flüsterte ihm Hermine zu und legte beruhigend ihre Hand auf Rons Schulter. „Vielen Dank, Hermine und danke, dass du versuchst, Ron wieder zur Vernunft zu bringen.“, wisperte Harry zurück und widmete sich wieder seinem nun vollständig kalten Essen.
 

Ab und zu sah er auf und fühlte wieder diese unglaublichen grauen Augen auf sich ruhen. Als er die Halle verliess, holte ihn Angelina Johnson ein und rief ihm zu: „Heute abend sind die Auswahlspiele fürs Quidditch. Sorge dafür, dass du kommen kannst.“ Harry nickte und beeilte sich in den Gemeinschaftsraum zu kommen. Er musste immer noch sein Verwandlungsbuch holen gehen.
 

*
 

Am nächsten Tag trafen sich Harry und Draco wieder in der Bibliothek. Harry war etwas zu spät dran und so setzte sich Draco schon einmal an einen der Tische und begann die Texte für die nächste Zauberkunststunde zu lesen. Er musste nicht lange warten, bis sich Harry zu ihm setzte, seine Sachen auspackte und das Zaubertränkebuch aufschlug.
 

Eine Weile sassen sie einfach nur still lesend da, bis Harry anfing, nervös die Pergamente auf dem Tisch hin und herzuschieben. Draco beendete den Abschnitt und sah dann auf: „Was ist los, Harry? Du machst mich nervös mit deinem Geblätter.“ Der Gryffindor schaute auf und für einen Augenblick trafen sich ihre Augen. Grün versank in Grau, doch dann war der Moment schon wieder vorbei. „Ich habe mich nur gefragt, ob.... , ach vergiss es, das war eine schlechte Idee.“, brach Harry ab und wandte sich wieder seinen Pergamenten zu. Jetzt war Dracos Neugier geweckt: „Was war eine schlechte Idee? Nun sag’ schon.“
 

„Na ja“, druckste Harry herum, „ich habe mich nur gefragt, ob du mir bei dem Aufsatz für Zaubertränke helfen könntest. Ich kapiere das überhaupt nicht und Hermine lässt mich ihre Notizen nicht abschreiben. Aber vergiss es, wie gesagt, es war eine schlechte Idee.“ Mit einem kleinen Lächeln klappte Draco sein Zauberkunstbuch zu und fragte: „Was hast du denn bis jetzt?“ Harry riss vor Erstaunen die Augen auf, als er Draco eine Rolle Pergament zuschob und murmelte: „Nicht viel. Nur den Anfang. Und du hilfst mir wirklich?“
 

„Sieht ja nicht so aus, als hätte ich eine Wahl. Es geht um den Gebrauch von Drachenblut in Heiltränken, richtig?“, antwortete der Blonde ohne Spott in der Stimme. „Ja, und ich habe nicht den blassesten Schimmer.“, meinte Harry und versuchte, wenn auch nicht besonders erfolgreich, nicht allzu verzweifelt zu klingen. Ruhig begann Draco ihm die allgemeinen Eigenschaften von Drachenblut zu erklären und ging anschliessend darauf ein, warum es sooft in Heiltränken verwendet wurde.
 

Als Harry schlussendlich seufzend seine Feder auf den Tisch legte, war es bereits halb zehn. „Endlich fertig. Vielen Dank für deine Hilfe, Draco. Alleine hätte ich mindestens doppelt solange gebraucht. Es ist schon viel später, als ich gedacht habe. Willst du noch am Projekt arbeiten oder verschieben wir das auf morgen?“ Der Schwarzhaarige lehnte sich in seinem Stuhl zurück, gähnte und streckte sich dann ausführlich. „Ich mag eigentlich nicht mehr lernen.“, antwortete Draco mit einem hinterhältigen Leuchten in den Augen. „Schliesslich ist da immer noch ein Spiel zu spielen.“
 

„Hier? In der Bibliothek?“ Harry schaute ihn entsetzt an. Was, wenn sie jemand belauschte? „Ausser du kennst einen besseren Platz. Ausserdem ist sowieso niemand mehr da, der uns belauschen könnte.“ Draco grinste. Harry sah einfach süss aus, wenn er so verzweifelt nach einem Ausweg suchte. Irgendwie hatte er dann immer Ähnlichkeiten mit einem kleinen Kätzchen. Moment mal, was dachte er da eigentlich? Das war immer noch Harry Potter, auch wenn sie sich inzwischen besser verstanden. „Du willst doch nur Material sammeln um mich erpressen zu können.“, unterbrach die verzweifelt klingende Stimme des Gryffindors seine Gedankengänge.
 

Es sah nicht so aus, als ob es einen Ausweg geben würde. Ausserdem war er ein Gryffindor und ein Gryffindor hielt sein Wort. Dummerweise war er sicher, dass Draco das auch wusste. „Ich fange an. Pflicht oder Wahrheit, Harry?“ Der Dunkelhaarige überlegte kurz, bevor er antwortete: „Bevor du mich nachts irgendwo im Schloss herumschleichen lässt, damit ich irgendwo irgendetwas stibitze, wähle ich die Wahrheit.“ Ein kleines Grinsen schlich sich auf Dracos Gesicht: „Ich habe nichts andere von dir erwartet. Schliesslich bist du ein Gryffindor.“ Nach kurzem Überlegen fuhr er fort: „Also, wer hat gesagt, dass du gut nach Slytherin gepasst hättest?“ Das war ja klar, dass diese Frage kommen würde. „Du willst aber auch alles ganz genau wissen.... .“
 

„Natürlich. Hast du vergessen? Ich sammle Erpressungsmaterial. Also, wer?“, konnte sich Draco nicht verkneifen zu sagen, während er auf Harrys Antwort wartete. „Der Sprechende Hut in der ersten Klasse. Ich bin nur in Gryffindor gelandet, weil ich die ganze Zeit ‚nicht Slytherin’ gedacht habe. In der zweiten Jahre hat er es bestätigt, als ich ihn noch einmal aufgesetzt habe.“ Das war unerwartet und Draco wusste nicht, worüber er sich mehr wundern sollte. Darüber, dass der Sprechende Hut Harry hatte nach Slytherin schicken wollen oder darüber, dass dieser das so offensichtlich nicht wollte. „Aber warum...?“
 

„ Jetzt bin ich an der Reihe, Draco. Pflicht oder Wahrheit?“, unterbrach ihn der Gryffindor. „Da ich sicher bin, dass du als Pflicht irgendetwas völlig unsinniges aussuchen würdest, bevorzuge auch ich die Wahrheit.“, gab Draco kalt zurück und versucht so, seine Neugier zu überspielen, die ihn jetzt endgültig gepackt hatte. In Harry war mehr verborgen, als er gedacht hätte. „Gut. Es gibt nämlich etwas, was ich unbedingt wissen möchte. Was war da zwischen dir und Zabini beim Mittagessen an unserem ersten Schultag?“ Harry sah ihn mit funkelnden Augen an. Wie hatte er das nur bemerken können? Niemand sonst hatte doch den Machtkampf zwischen ihm und Zabini bemerkt. „Wie hast du bemerkt, dass da etwas war?“, kam Draco die Frage über die Lippen, bevor er sie zurückhalten konnte. „Das kannst du immer noch fragen. Beantworte nun meine Frage.“, forderte Harry stur. Um die Beantwortung der Frage, würde er wohl nicht herum kommen, auch wenn es immer noch schmerzte, dass ausgerechnet er, der Anführer der Schlangen, seine Position verloren hatte und dann auch noch ausgerechnet an Zabini. „Da Blaise Vertrauensschüler geworden ist und ich nicht, hat er meine Position in Slytherin übernommen.“
 

„Ihr habt feste Positionen?“, fragte Harry ungläubig ohne wirklich eine Antwort zu erwarten. Draco nutzte den kurzen Augenblick, der sich ihm bot um sich wieder zu fangen. „Jetzt bin ich dran. Pflicht oder Wahrheit?“
 

„Wahrheit.“, kam es entschlossen von Harry. „Dann kommt jetzt die Frage von vorhin: Warum hast du den Sprechenden Hut ein zweites Mal aufgesetzt?“ Das war ja klar, dass der Slytherin genau diese Frage stellen würde. „Erinnerst du dich an die zweite Klasse, als die Kammer des Schreckens geöffnet wurde? Ich habe damals herausgefunden, dass es nicht gerade weit verbreitet ist, ein Parselmund zu sein und es eigentlich eine Fähigkeit ist, die man Slytherin zuspricht. Ich wollte nur sicher gehen, dass ich wirklich nach Gryffindor gehöre.“ Draco konnte ein Lachen gerade noch zurückhalten. „Das ist wirklich ein guter Grund und bevor du fragst, ich wähle ebenfalls die Wahrheit.“ Harry überlegte einen Moment, bevor er fragte: „Warum bist du so wild darauf, den Patronus zu lernen, Draco?“ Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet. Was sollte er jetzt sagen? Die Wahrheit? Nein, das war absolut unmöglich. Ihm musste schnell etwas einfallen. „Sagen wir es so: Zu Hause streichen einige Schatten umher.“
 

„Ihr habt Dementoren in der Villa?“
 

Wenn es denn nur Dementoren wären. Eigentlich wollte Draco gar nicht so genau wissen, was möglicherweise noch alles in den Kellern der Villa herumkroch, aber jetzt war zunächst einmal wichtig, dass Harry nichts davon mitbekam und so erwiderte Draco eiskalt: „Schau nicht so schockiert, Harry. Ich habe nur einen Witz gemacht. Aber der Patronus kann doch sehr nützlich sein.“ Für einen Moment schien das Gesicht des Gryffindors fast so etwas wie Erleichterung zu zeigen, bevor er vorwurfsvoll sagte: „Du weisst, dass du nicht lügen darfst.“
 

„Genau genommen war es keine Lüge. Wer sagt dir denn, dass in der Villa tatsächlich keine Schatten umherstreichen? Also gibt es keine Möglichkeiten für eine Strafe.“ Harry nickte abwesend und schien sich kurz in seinen Gedanken zu verlieren. Wusste der Schwarzhaarige eigentlich, wie unglaublich faszinierend seine Augen aussahen, wenn er tief in Gedanken war? „Bevor du mich weiter darüber ausfragst, dass ich ein Parselmund bin, wähle ich die Pflicht.“ Draco konnte nicht verhindern, dass ein zufriedenes Grinsen über sein Gesicht lief. „Das ist einfach perfekt, da ich sicher bin, dass du es nicht wagst mir morgen mit deiner Eule einen Brief an den Frühstückstisch zu schicken.“
 

„Das hättest du wohl gerne.“ Den Spruch konnte sich Harry einfach nicht verkneifen. Zu oft hatte Draco ihn schon so herausgefordert und zu oft hatte er schon so geantwortet.
 

„Ich sehe es ja morgen früh und ich wähle ebenfalls die Pflicht.“ Er hätte lieber die Wahrheit wählen sollen. Dieses Funkeln in Harrys Augen hatte nichts Gutes zu bedeuten und tatsächlich sagte dieser: „Jetzt hast du ein Problem. Lies den Brief, den ich dir schicke, laut vor, so dass ihn jeder hören kann.“ So hatte Draco das eigentlich nicht gemeint. Wer wusste schon, was Harry ihm schreiben würde? „Gryffindors!“ Harry schmunzelte. Trotz allem, trotz seiner Maske war der Slytherin in manchen Sachen doch so durchschaubar. „So, ich gehe jetzt ins Bett. Wir sehen uns ja morgen beim Frühstück und vielen Dank für deine Hilfe beim Aufsatz. Gute Nacht, Draco.“ Damit nahm Harry seine Bücher und verliess die Bibliothek.
 

*
 

Als Draco am nächsten Morgen die Grosse Halle betrat, schien alles seinen gewohnten Gang zu nehmen. Gefolgt von Vince und Greg setzte er sich auf seinen nun üblichen Platz am unteren Ende des Tisches. Gerade als er begann sich Rührei und Speck auf den Teller zu häufen, landete eine auffallend schöne Schneeeule vor ihm auf dem Tisch und streckte ihm ihr Beinchen entgegen. Ein kurzer Blick zum Gryffindortisch bestätigte ihn in seinem Verdacht, dass das Harrys Eule sein musste. Vorsichtig entfernte er die kleine Pergamentrolle von ihrem Bein, kraulte sie kurz am Kopf und gab ihr ein kleines Stückchen Rührei, bevor sie sich wieder auf den Weg zum Eulenturm macht. Noch während er den Brief für einen Moment unschlüssig in den Händen hielt, liess er seinen Blick wieder zum Gryffindortisch wandern. Offensichtlich wusste nicht nur er, dass das eben Harrys Eule gewesen war, sondern ebenso der ganze Rest der Löwen.
 

Er musste seine Pflicht erfüllen, so wie sie es vereinbart hatten. Langsam öffnete Draco den Brief und stand auf. In der ganzen Halle wurde es plötzlich sehr still. Der Blonde räusperte sich und las dann den Brief laut vor: „Wenn sich Löwe und Schlange nachts in den Kerkern treffen, beeinflusst von grossen Mengen Butterbier, dann werden kleine Spielchen aufgestellt.“ Was war denn das? Er hatte noch nie zuvor etwas derart unsinniges gelesen. Die Gryffindors keuchten und starrten ihn an, die Ravenclaws versuchten herauszufinden, was die Bedeutung zwischen den Zeilen war, die Hufflepuffs dachten einfach, dass sich jemand einen etwas seltsamen Scherz erlaubt hatte und von den restlichen Slytherins erhielt er nur eiskalte Blicke. Wo hatte er sich selbst nur hinein manövriert?, fragte sich Draco verzweifelt und setzte sich wieder an seinen Platz.
 

*
 

Der Anblick, wie Draco aufstand und den Brief mit diesem leicht angeekeltem Blick, der so typisch für ihn war, laut vorlas, war alle Schwierigkeiten wert, in die sich Harry gebracht hatte um ihn zu schicken.
 

Als er am Abend zuvor aus der Bibliothek zurückgekehrt war, hatten Hermine und Ron im Gemeinschaftsraum auf ihn gewartet um ihn auszufragen, wie das Treffen gelaufen war. Hermine war begeistert darüber gewesen, dass Draco ihm bei den Zaubertrankhausaufgaben geholfen hatte, während Ron mal wieder geschmollt hatte. Im Bett hatte er dann noch lange über den Brief nachgedacht, den er Draco am nächsten Morgen schicken musste und es war weit nach Mitternacht gewesen, bis ihm etwas in den Sinn gekommen war, was den Slytherin nerven, aber nicht zu sehr in Verlegenheit bringen würde. Am nächsten Morgen war er dann deutlich früher, als gewöhnlich aufgestanden und war zum Eulenturm geschlichen um Hedwig mit dem Brief loszuschicken.
 

Als Hedwig dann beim Frühstück auftauchte und zum Slytherintisch flog, hatte er die fragenden Blicke seiner Mitschüler bemerkt und war sich sicher, dass sie nachher versuchen würden, ihn auszuquetschen, aber der Anblick von Dracos Gesicht war es jede Sekunde lang wert gewesen, obwohl er wusste, dass sich der Blonde sicher fürchterlich dafür rächen würde. Er war einfach nur niedlich gewesen. NIEDLICH??? Das hatte er eben doch nicht wirklich gedacht? Sie vertrugen sich gerade mal und er dachte von Draco als niedlich?
 

Als der Slytherin aufstand und die Halle verliess, entschuldigte sich Harry kurz bei seinen Freunden und folgte ihm. „Nur einen kleinen Moment, Draco.“ Er wartete bis Draco seine Bodyguards weggeschickt hatte und fuhr dann fort: „Ich kann heute nicht zum Treffen kommen. Wir haben Quidditch Training. Wie sieht es morgen aus?“
 

„Morgen habe ich Training.“, kam die unwillige Antwort. Harry hatte ihn gerade vor der gesamten Schule lächerlich gemacht und wollte dann auch noch ihr Treffen ausfallen lassen? So schnell würde er ihm das nicht verzeihen. Schliesslich war er immer noch ein Malfoy. Er würde schon einen Weg finden um sich rächen zu können. „Dann treffen wir uns Freitag nach dem Abendessen wieder in der Bibliothek.“, schreckte ihn Harry aus seinen Gedanken auf. Was hatte der Schwarzhaarige nur an sich, dass er sich in seiner Gegenwart nur so leicht ablenken liess? Dennoch hatte sich Draco schnell wieder gefangen und ergänzte: „Und auch am Wochenende. Wir müssen herausfinden, wann wir mit Brauen anfangen müssen. Mal abgesehen davon gefällt es mir nicht wirklich, Verteidigung in einem verlassenen Klassenzimmer zu üben, wenn wir die Lektionen von dieser Woche wiederholen.“
 

„Das betrifft nicht nur Verteidigung. Ich würde unser kleines Spiel auch lieber an einem weniger öffentlichen Ort spielen. Ich lasse mir bis Freitag etwas einfallen.“, nickte Harry und lächelte schief. Draco konnte einfach nicht anders. Ein wenig musste er den anderen doch provozieren: „Du weisst, dass ich mich noch für heute rächen werde... .“ Das kleine Lächeln in Harrys Gesich wurde breiter, als dieser antwortete: „Ich habe nichts anderes von dir erwartet, aber dein Gesichtsausdruck war es einfach wert. Ich muss gehen. Ron und Hermine warten schon. Wir sehen uns dann am Freitag.“ Harry drehte sich um und ging zu seinen Freunden, die am Eingang zur Halle auf ihn warteten.
 

„Was zur Hölle war das? Zuerst sendest du Hedwig mit einem Brief zu Malfoy und dann unterhälst du dich mit ihm, als ob ihr Freunde wärt.“, meckerte Ron sofort los, als er auf sie zuging. „Ron, beruhige dich. Der Brief war Teil einer kleinen Racheaktion und für Dracos Gesichtsausdruck hat es sich einfach gelohnt und ausserdem musste ich unser Treffen heute abend verschieben. Wir haben Quidditchtraining. Hast du das vergessen?“ Warum konnte Ron nicht einfach akzeptieren, dass er mit Draco zusammenarbeiten und sich wohl oder übel mit ihm vertragen musste? „Aber deshalb musst du trotzdem nicht so nett zu ihm sein. Das ist immer noch Malfoy.“, moserte der Rothaarige weiter.
 

„Ich bin auf Bewährung, Ron, und ich muss ein Erwartungen übertroffen im Projekt erreichen. Ich muss nett zu ihm sein. Ausserdem macht die Arbeit mit Draco Spass, auch wenn du es nicht glauben kannst und nun hör auf zu meckern. Ich habe mir Draco nicht als Projektpartner ausgesucht.“ So langsam aber sicher begann ihn Rons stures Verhalten zu nerven und tatsächlich redete Ron bis zum Mittagessen nur noch das Nötigste mit Harry und so besprach dieser das Raumproblem schlussendlich mit Hermine.
 

Zunächst versuchte sie allerdings ihn über das Spiel auszufragen, das er in seinem Brief an Draco erwähnt hatte. Aber als er sich standhaft weigerte auch nur eine Frage zu dem Thema zu beantworten, versprach sie ihm schliesslich doch, ihm trotzdem bei seinem Raumproblem zu helfen und kam schnell auf die Idee, Dobby zu fragen.
 

Das Quiddtichtraining lief nicht besonders gut. Ron, ihr neuer Hüter, liess mehr Tore durch, als er hielt und weigerte sich immer noch beharrlich mit Harry mehr als das absolut Nötige zu reden. Es war daher auch nicht weiter verwunderlich, dass Angelina mehr als sauer war, als sie das Training beendete.
 

Nach dem Abendessen ging Harry in die Küche um mit Dobby zu reden. Der Hauself freute sich sehr ihn wiederzusehen und erinnerte Harry wieder daran, in der nächsten Zeit einen grossen Bogen um die Küche zu machen. Schliesslich erzählte er ihm von einem magischen Raum im vierten Stock, wo er regelmässig Winky hinbrachte, wenn diese wieder zuviel Butterbier getrunken hatte.
 

Den Rest des Abends und den ganzen nächsten Tag verbrachte er mit Hermine zum Grossteil in der Bibliothek, machte seine Hausaufgaben und recherchierte die Anfänge des Patronuszaubers.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ciriney
2009-01-12T19:12:24+00:00 12.01.2009 20:12
Also ICH mag diese Fanfic und würde mich über weitere Kapitel freuen (*bettel, jammer*)!!!
Und hoffentlich bald!!!

Mit lieben Grüßen,
Ciriney


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