Zum Inhalt der Seite

Spielchen oder doch nicht

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Zerreissprobe auf dem Quidditchfeld Teil I

Kapitel 11: Zerreissprobe auf dem Quidditchfeld Teil I
 

Obwohl es Sonntag war, hatten sich Harry und Draco direkt nach dem Frühstück am Quidditchfeld verabredet. Von Harrys Freunden war nur Hermine schon wach, die sich gleich nach dem Frühstück in die Bibliothek verzogen hatte. Sobald Harry aufgegessen hatte, machte er sich auf den Weg nach draussen, wo ihn Draco am Quidditchfeld erwartete. Nach einem kurzen „Guten Morgen!“ schwangen sie sich auch schon auf ihre Besen und schossen in die Luft.
 

Es war ein herrlicher Herbsttag. Die Bäume des Verbotenen Wald hatten sich schon gelb und rot verfärbt und leuchteten in der Herbstsonne. Ein leichter Wind fuhr leise raschelnd durch die Blätter und liess ein paar Gelbgefärbte langsam zu Boden schweben. Als sie einen Sonnenstrahl kreuzten, der sich durch die Bäume geschlichen hatte, leuchteten sie für einen Moment auf und erinnerten an goldene Schneeflocken.
 

Die beiden Jungen flogen eine Weile nebeneinander her und genossen es, sich die kühle Herbstluft um die Nase wehen zu lassen. In immer grösserem Tempo umkreisten sie die Türme des Schlosses, überquerten den See und flogen über den Wald.
 

Plötzlich beschleunigte Draco noch zusätzlich und rief über die Schulter zurück: „Wer zuerst am Quidditchfeld ist, hat gewonnen!“ Harry jagte hinter ihm her und duckte sich dabei tief über seinen Besen. Seine Augen tränten vom kalten Wind und langsam verringerte sich der Abstand zu Draco bis sie fast zur gleichen Zeit das Quidditchfeld erreichten und mit Schwung landeten. Draco sprang von seinem Besen und rief lachend: „Ich habe gewonnen!“, wobei er Harry förmlich anstrahlte. Sein blondes Haar war vom Wind zerzaust und seine grauen Augen glänzten. Harry konnte seinen Blick kaum abwenden und spürte wie es in seinem Bauch zu kribbeln begann.
 

„Das war nicht fair. Du hattest einen Vorsprung. Das verlangt nach einer Revanche.“, meckerte er daher im Spass, bevor es Draco auffallen konnte, dass er sich seltsam fühlte und der Blonde darauf kommen könnte, dass er der Auslöser dafür war. „Du willst doch nur nicht zugeben, dass ich der bessere Flieger bin.“, neckte ihn Draco. Harry lachte laut auf und zum ersten Mal sah Draco ihn richtig lachen. Er sah die grünen Augen blitzen und hörte dieses warme Lachen, dass ihn irgendwie an lange Winter vor dem Kamin oder laue Sommerabende erinnerte. Überrascht stellte er fest, dass er es mochte. Er mochte es, wenn Harry in seiner Gegenwart richtig lachte, mochte die Veränderungen, die dieses Lachen auf dem Gesicht des Gryffindors bewirkten.
 

„Was hälst du von einem kleinen Wettkampf?“, schlug Harry plötzlich vor, nachdem er sich wieder ein wenig beruhigt hatte und zog einen Goldenen Schnatz aus der Tasche. Draco sah ihn erstaunt an und fragte dann: „Wie kommt es, dass du einen Schnatz mit dir herumträgst?“ Der Schwarzhaarige grinste etwas verlegen, bevor er zugab: „Das ist der Schnatz, den ich bei meinem ersten Quidditchspiel gefangen habe. Ich habe ihn damals behalten, aber erzähl das bloss niemandem.“
 

„Der berühmte Harry Potter klaut also Schuleigentum.“, konnte es Draco einfach nicht lassen, ihn ein wenig aufzuziehen, bevor er zustimmte: „Natürlich mache ich bei einem kleinen Wettkampf mit.“ Harrys Augen begannen zu leuchten: „Ich bin sicher, dass ich es schaffe den Schnatz 5 Mal zu fangen, bevor du ihn 5 Mal gefangen hast.“
 

„Das hättest du wohl gern.“, ging Draco mit blitzenden Augen auf die Herausforderung ein. Augenblicklich liess Harry den Schnatz fliegen und beide jagten gleichzeitig los.
 

Eine Weile verfolgten sie sich gegenseitig, liessen sich dabei nicht aus den Augen und folgten den Schnatz. Die Flugmanöver wurden immer wagemutiger, die Sturzflüge immer später abgebremst und für einen Zuschauer am Boden war nicht mehr zu erkennen, wer der Schnatz gerade gefangen hatte, so schnell wurde er wieder in die Luft geschickt und die Jagd ging weiter.
 

Schliesslich landeten sie keuchend auf einem kleinen Hügel in der Nähe des Schlosses. „Ich habe gewonnen.“, triumphierte Harry und lächelte zufrieden. „Der Letzte war einfach nur Glück. Ohne diesen Windstoss im letzten Moment hätte ich ihn ganz sicher zuerst erwischt.“ Draco liess sich erschöpft zu Boden sinken. „Jetzt bin ich aber hungrig. Hast du an das Essen gedacht?“
 

„Natürlich. Warte einen kleinen Moment.“ Harry rief seine Tasche heran, die er neben dem Quidditchfeld hatte liegenlassen und packte mehrere Sandwiches und ein paar Flaschen mit Kürbissaft aus. Genüsslich machten sie sich über das Essen her und, nachdem sie endlich satt waren, legten sich auf den Rücken ins Gras. „Das nächste Quidditchspiel ist in zwei Wochen und wir spielen gegeneinander.“, murmelte Harry vor sich hin. „Und dieses Mal werde ich den Schnatz vor dir fangen, da kannst du sicher sein.“, ergänzte Draco sofort. „Das sehen wir dann. Angelina hat schon drei Mal die Woche Zusatztraining frühmorgens vor dem Frühstück angeordnet und das neben den normalen zwei Mal Training am Nachmittag.“
 

„Ihr trainiert morgens früh noch vor dem Frühstück?“, fragte Draco ungläubig. „Ja, und ich dachte Oliver Wood wäre streng gewesen.“, stöhnte Harry. „Wood hat euch auch schon vor dem Frühstück trainieren lassen? Der muss ja völlig verrückt gewesen sein. Ist das irgendwie so etwas wie eine Tradition in Gryffindor?“
 

Harry grinste. „Er war nicht verrückt. Nur ein wenig quidditchsüchtig und sehr ehrgeizig.“
 

„Du meinst wohl überehrgeizig.“, warf Draco ein, „Aber ich sollte nichts sagen. Marcus Flint hat uns einmal so lange trainieren lassen, dass ich für mehrere Tage einen Besen nicht einmal mehr von nahem sehen wollte.“ Harry kicherte. „Das hätte ich nie für möglich gehalten.“
 

„Was?“
 

„Ich hätte nie gedacht, dass wir uns so gut vertragen könnten. Ich meine, es ist Sonntag und wir sitzen auf einem Hügel, nachdem wir gemeinsam geflogen sind und zum Spass den Schnatz gejagt haben und wir streiten uns nicht einmal ansatzweise.“ Draco starrte in den Himmel und schien einen Moment nachzudenken, bevor er murmelte: „Na ja, wir müssen uns jetzt halt vertragen.“
 

„Zusammenarbeiten und nicht mehr streiten ja, aber das heisst nicht unbedingt, dass wir gemeinsam fliegen gehen müssen.“ Der Blonde drehte den Kopf zur Seite, starrte Harry einen Moment forschend an und meinte dann: „Kann schon sein, aber wenn ich dich auf diesem Weg dazu bringe, dass du mir alle deine Geheimnisse verrätst, dann hat es sich zumindest gelohnt.“
 

„Du musst nur deine Geheimnisse genauso verraten, vergiss’ das nicht. Daher brauche ich mir da wohl nicht allzu grosse Sorgen zu machen.“, grinste Harry. „Aber ich denke, wir sollten unser Spielchen bis nach dem Quidditchspiel unterbrechen. Wir haben kaum genug Zeit für unsere Hausaufgaben, vom Projekt will ich gar nicht erst sprechen. Ich weiss im Moment wirklich nicht, wie ich das Zusatztraining und die Hausaufgaben schaffen soll.“
 

„Wenn du meinst. Aber was sagen wir McGonagall und Snape?“ Draco starrte wieder den Himmel an und ignorierte hartnäckig das kleine nagende Gefühl, das ihm sagte, dass es ihm eigentlich überhaupt nicht recht war, wenn sie ihr Spielchen unterbrachen und wenn es nur für zwei Wochen war. „Ich denke mal, die Wahrheit, oder? McGonagall hat sicher Verständnis dafür, schliesslich geht es um ein wichtiges Quidditchspiel.“ Draco nickte. Bei Professor Snape würde es wohl ähnlich aussehen.
 

Gemeinsam blieben sie noch lange auf dem Hügel sitzen und genossen die wärmenden Strahlen der Sonne. Schon bald würde es Winter werden und dann war es nicht mehr möglich, den ganzen Nachmittag draussen zu verbringen. Sie genossen einfach nur die friedliche Stimmung und die Ruhe, ohne das Gefühl zu haben, sich unbedingt unterhalten zu müssen.
 

Erst als die Sonne bereits am Untergehen war und die Türme des Schlosses begannen sich rötlich zu färben, flogen sie zum Quidditchfeld zurück.
 

*
 

Die nächsten Tage vergingen und die Spannung zwischen den Häusern stieg. In den Fluren hatte es schon mehrere hässliche Konfrontationen zwischen den Schülern von Gryffindor und Slytherin gegeben und nicht wenige davon hatten im Krankenflügel geendet.
 

Draco und Harry mischten sich nur noch sehr selten in diese Streitereien ein und beschränkten sich darauf, sich gegenseitig immer wieder freundschaftlich zu necken. Zumindest in der Öffentlichkeit schrien sie sich weder an, noch stritten sie sich und auch ihren Neckereien fehlte der feindselige, verletzende Unterton, der bis vor kurzem in den Gängen nicht zu überhören gewesen war, wenn sich die Beiden begegnet waren.
 

Ihr Verhalten wurde von den Schülern der anderen Häuser doch mit Verblüffung zur Kenntnis genommen. Die Schüler aus Gryffindor und Slytherin, die nicht zu ihrem Jahrgang gehörten, reagierten mit Misstrauen und Argwohn und diejenigen aus der 5. Klasse, die in Slytherin zu Hause waren, gar mit offenem Hass. Zwar griffen sie zumindest Draco nicht tätlich an, aber ihre Bemerkung waren oft deutlich unter der Gürtellinie. Harry bewunderte Draco mehr als einmal für seine Selbstbeherrschung, wenn wieder einer der Slytherins seine Anspielungen auf gescheiterte Möchtegern-Todesser und Vatersöhnchen machte. Den Blonden schien das alles überhaupt nicht zu berühren und doch ahnte Harry, wieviel Kraft es ihn kosten musste, seine Maske aufrecht zu erhalten und sich nichts anmerken zu lassen. Seine Klassenkameraden wussten von seiner Vereinbarung mit Draco und liessen ihn auf seine Bitte hin, wenn auch ungern, in Frieden.
 

Abends nach dem Abendessen und dem Quidditchtraining trafen sie sich regelmässig im Raum der Wünsche, wo sie nicht nur ihre Zaubertrank- und Verteidigungshausaufgaben gemeinsam machten, sondern auch diejenigen für die anderen Fächer, in denen sie gemeinsam Unterricht hatten.
 

Harry war nicht unglücklich darüber, soviel Zeit mit Draco verbringen zu können, da sich Ron und Hermine langsam näher kamen und er sich immer öfter ein wenig überflüssig vorkam. Zudem hatte er deutlich weniger Mühe, Dracos Erklärungen zu den unterschiedlichen Zaubertränken zu folgen, als wenn Hermine ihm etwas erklärte. Bei ihr klang es immer so, als würde sie direkt aus irgendeinem Buch zitieren.
 

Eines Tages, als der Slytherin ihm gerade wieder einen, zumindest seiner Meinung nach, besonders schwierigen Trank erklärt hatte, fragte er Draco danach, woher dieser so gut erklären konnte. Der Blonde druckste zunächst etwas verlegen herum, erzählte dann aber doch, dass er bereits seit der ersten Klasse Greg und Vince in praktisch allen Fächern regelmässig bei den Hausaufgaben half.
 

Langsam verbesserten sich Harrys Noten in Zaubertränke. In den Stunden liess er sich nicht mehr ganz so leicht von Snape aus der Fassung bringen und wenn dieser doch mal wieder eine besonders sarkastische Bemerkung gemacht hatte, genügte häufig ein angedeutetes Lächeln von Draco um den Gryffindor wieder etwas zur Ruhe zu bringen.
 

Draco ging es ähnlich in Verteidigung. Nicht nur die Bewertung seiner Aufsätze hatte sich deutlich gebessert, sondern vor allem die praktische Durchführung der einzelnen Zauber fiel ihm leichter, seitdem er diese regelmässig unter Harrys Aufsicht übte. Er hatte jetzt nicht mehr das Gefühl, sich in irgendeiner Ecke ganz klein machen zu müssen, weil er, allen Erwartungen zum Trotz, den Zauber nicht korrekt beherrschte.
 

Ron hatte weiterhin seine Probleme mit der Tatsache, dass sich Harry gut mit Draco oder dem Frettchen, wie er ihn insgeheim immer noch nannte, vertrug und auch gerne seine Freizeit mit diesem verbrachte. Hermine hingegen hatte diese Tatsache schon lange akzeptiert und warf Beiden nur manchmal seltsam wissende Blicke zu. Nur manchmal wunderte sie sich, warum sich Harrys Noten plötzlich so drastisch verbessert hatten. Das war schliesslich etwas, was ihr trotz ihres unermüdlichen Einsatzes all die Jahre nicht gelungen war. Aber schlussendlich freute sie sich doch für ihn, wusste sie doch, dass sie immer mehr Zeit alleine mit Ron verbrachte und sich Harry wohl doch manchmal ausgeschlossen und überflüssig vorkommen musste. Vor allem da Ron und Harry immer noch nur das Allernötigste miteinander sprachen und sie keine grossen Möglichkeiten sah dies zu ändern. Auch die Tatsache, dass Ginny immer noch völlig in Harry verschossen war und dieser sie die meiste Zeit ignorierte, machte die Situation nicht gerade einfacher.
 

An Dracos Situation in seinem Haus hatte sich nicht gross etwas verändert. Er sass weiterhin am untersten Ende des Tisches, wo er von Crabbe und Goyle bewacht wurde und verbrachte so wenig Zeit wie möglich im Gemeinschaftsraum der Slytherins. Ein Grossteil seiner Hauskameraden ignorierte ihn, während der Rest sich auf verbale Beleidigungen verlegte. Zumindest musste er im Moment nicht befürchten hinterrücks verflucht zu werden, da es niemanden in seinem Haus gab, der ihn als Sucher würde ersetzen können.
 

Auch wenn sich Harry und Draco in der Öffentlichkeit nicht mehr stritten oder beleidigten, so war auch ihnen die angespannte Stimmung anzumerken, die zwischen den Häusern herrschte. Harry hatte grössere Schwierigkeiten als sonst, sich wirklich auf das Brauen von Zaubertränken zu konzentrieren und reagierte jeweils sehr unbeherrscht und gereizt, wenn er von Draco geduldig auf seine Fehler hingewiesen wurde.
 

Doch auch an Dracos Nerven nagten die regelmässigen Angriffe aus seinem eigenen Haus und obwohl der Blonde alles tat, um sich nichts anmerken zu lassen, bemerkte er doch, dass seine Geduld nicht unendlich war. So kam es, dass Draco und Harry, obwohl sie sich im Vergleich zu vorher immer noch sehr gut vertrugen, regelmässig über irgendwelche Kleinigkeiten in Streit gerieten. Da diese Streitereien aber nicht ausarteten und es sogar Harry gelang, sich soweit zu beherrschen, dass er auf die wirklich verletzenden Beleidigungen verzichtete, gelang es ihnen immer wieder sich rechtzeitig zu vertragen, so dass keiner der Lehrer etwas mitbekam. Die Tatsache, dass sie Beide auf Bewährung waren, hing zudem drohend wie ein Damoklesschwert über ihnen und so fieberten sie beide dem grossen Tag entgegen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kyuuo
2009-01-13T17:50:27+00:00 13.01.2009 18:50
tolles kapi
was passiert beim spiel
freu mich aufs nächste
mfg kyuuo


Zurück