Zum Inhalt der Seite

Out of Time

In der falschen Zeit!
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Möglichkeiten

Wird Kenshin nocheinmal zum Attentäter? Und wohin ist Battousai im nächtlichen Kyoto unterwegs? Aúch die Shinsengumi sind nicht untätig...
 

Vielen Dank an Sarai-san und roter Mondschein ^^ schön, dass ihr trotz der englischen Geschichte auf meine Übersetzung wartet *g* Leider hat es jetzt wieder etwas länger gedauert...
 


 

Kapitel 14 – Möglichkeiten
 

1865
 

Kenshin brauchte einen Moment, bevor er begreifen konnte, was Katsura ihn da gerade gefragt hatte.
 

„Kannst du für mich noch einmal Battousai sein?“
 

Als die Worte in ihn einsanken, weiteten sich seine Augen in einem Ausdruck von Angst. Er griff nach seinem Schwert wie nach einem lebensrettenden Seil.

„Nicht um zu Töten,“ kläre Katsura rasch auf, denn er sah, wie sehr er Kenshin geschockt hatte. „Ich würde das nicht noch einmal von dir verlangen.“ Er wartete einen Moment, bis der junge Mann vor ihm sich wieder etwas entspannt hatte. „Du bist... warst... mein Schwert. Aber du bist auch immer mehr als nur eine Waffe gewesen... vor allem für die Soldaten.“
 

Der Rurouni schaute aus, als ob er Mühe hatte, sich ruhig zu halten. „Ich verstehe nicht,“ sprach er langsam.
 

Katsura suchte nach den richtigen Worten. „Du bist wichtig für die Männer. Für sie bist du unbesiegbar. Übermenschlich. So lange du lebst, so lange fühlen sie sich sicher. Denn selbst wenn alles andere schief geht, bist noch da, um sie zu verteidigen. Egal wie schlecht deine Chancen schon standen, egal wie tödlich der Kampf war - du hast immer überlebt. Als du die vorletzte Nacht verschwunden warst, fühlten sich sofort alle verunsichert. Aber an diesem Morgen hob sich die Stimmung plötzlich, und dass nur, weil du wieder einigermaßen unversehrt aufgetaucht bist. Die Männer brauchen dich!“
 

Kenshin versuchte mit gequältem Gesichtsausdruck die Worte Katsuras in sich auf zu nehmen. Dann endlich antwortete er, seine Augen hart und sein Blick entschlossen.

„Ich verstehe eure Bitte, aber ich kann nicht Battousai für euch sein, Katsura-san. Es tut mir leid.“ Er unterbrach sich, beobachtete seinen ehemaligen Anführer und sah zum ersten Mal so etwas wie Erschöpfung in Katsuras Augen. Die Revolution hatte ihn älter gemacht, älter, als alle anderen von ihnen. Selbst an Okubo oder an sich selbst hatte Kenshin bemerkt, wie sehr ihn der Krieg hatte altern lassen, aber Katsura war ihm damals immer frisch und motiviert erschienen. Wie hatte er damals die tiefe Anspannung in Katsura nicht bemerken können?
 

Kenshins Augen wurden weicher.

„Ich werde jedoch nichts dagegen tun, wenn alle mich weiterhin für Battousai halten. Wenn sie wünschen, dass ich ihr Hitokiri bin, dann werde ich sie nicht vom Gegenteil überzeugen. Aber ich kann nicht AKTIV diese Rolle noch einmal spielen.“
 

Etwas von der Anspannung schien aus Katsuras Gesicht zu weichen und er verbeugte sich leicht. „Vielen Dank Himura. Mehr wollte ich auch nicht von dir verlangen.“

Kenshin lockerte seinen Griff um das Sakabatou wieder etwas und ließ abwesend seinen Finger über seinen Schwertgriff gleiten.

„Etwas beunruhigt dich trotzdem, oder nicht, Himura?“

Kenshin seufzte. „Dieses Spiel ist mir unangenehm, Katsura-san.“

„Spiel?“

„Battousai zu spielen. Ich verstehe die Gründe. Ich verstehe die Logik. Es ist wichtig, die Stimmung unter den Soldaten oben zu halten. Sie brauchen jemanden, in dessen Anwesenheit sie sich sicher fühlen können, und dieser Jemand ist Battousai... ich werde meine Rolle spielen. Aber mir gefällt es trotzdem nicht. Sie werden Dinge von Battousai erwarten, Katsura-san. Dinge, die ich nicht länger leisten kann. Ich habe Angst, dass dieses Spiel früher oder später Opfer fordern wird.“
 

Katsura sah Kenshin in die Augen. „Später sicherlich. Aber für unseren Fall gibt es kein Später. Nur zwei Tage kann ich dich von Aufträgen wegen deiner Verletzungen fern halten. Alles andere würde sofort Misstrauen erregen. Das heißt, wir haben sowieso nur zwei Tage, um einen Weg zu deiner Rückkehr zu finden. Und nicht nur das...“

Katsuras Blick verdüsterte sich. „Ich brauche mein Schwert zurück, Himura. Die Shinsengumi werden in letzter Zeit immer aktiver. Und anscheinend hat die Regierung einen fähigen Attentäter als Gegenstück zu dir ausgebildet, einen Anti-Attentäter, der uns schwere Verluste bereitet. Wenn es bei dieser Sache ein Später gibt, dann wäre das wahrscheinlich das Ende für alle von uns. Für alles, für das wir bisher gekämpft haben.“
 

Der Rurouni nickte bestätigend. „Zwei Tage werden reichen müssen. Aber wenn jemand die Wahrheit über mich vermuten sollte... dann werde ich nicht lügen.“
 

Katsuras Lächeln war angespannt, aber er nickte verständig. „Ich weiß. Ich werde dich sofort benachrichtigen, wenn mir etwas eingefallen ist, um dich nach Hause zu bringen.“

Kenshin stand auf, das Gespräch war beendet. Er verbeugte sich kurz. „Danke Katsura-san. Was sind meine Befehle für die Zwischenzeit?“

Der ältere Mann blinzelte überrascht. „Deine Befehle?“ Dann lachte er leise. „Ich befehle dir: Ruhe dich aus. Kümmere dich um deine Verletzungen. Entspanne dich.“
 

“Oro?”
 

Angesichts von Kenshins verwirrtem Gesichtsausdruck musste Katsura schmunzeln. „Du hast die Chance bekommen, deine Vergangenheit noch einmal mit weiserem Blick zu durchleben. Versuche, diese Möglichkeit zu genießen.“

„Genießen...?“

Das Lächeln Katsuras wurde traurig. „Vielleicht war das nicht das richtige Wort. Aber ich bin mir sicher, dass in der Zeit, aus der du kommst, einige deiner früheren Kameraden nicht mehr am Leben sind. Du könntest diese Möglichkeit nutzen, um noch einmal mit ihnen zu sprechen. Sicher willst du deine Zeit nicht nur mit mir verschwenden.“
 

„Ja, Katsura-san,“ murmelte Kenshin und verbeugte sich. Als er den Raum verlassen hatte, blieb er stehen und schloss für einen Moment lang die Augen um die Ironie der Situation zu verarbeiten.
 

Katsura gehörte auch zu den Menschen, die in seiner Zeit nicht mehr am Leben waren.

Und obwohl ihn Katsura abermals darum gebeten hatte, sein Schwert zu sein, war Kenshin aus tiefstem Herzen dankbar dafür, dass er noch einmal die Gelegenheit erhalten hatte, sich mit seinem ehemaligen Anführer zu unterhalten.
 

--
 

Saito durchschritt den kleinen Raum und fühlte sich dabei wie ein Wolf, eingepfercht in ein Gehege. Normalerweise wurden in diesem Raum nur Sitzungen abgehalten, in der zwei, höchstens drei Anführer der Shinsengumi-Einheiten anwesend waren, aber heute war es anders. Heute wurden Informationen verkündet, die jeden betrafen und so standen hier nun sieben der zehn Gruppenführer und warteten auf das Kommen ihres Kommandeurs, Kondo Isami, der die neusten Nachrichten übermitteln würde.
 

Doch die Aussicht auf Neuigkeiten stimmte den Anführer der dritten Einheit nicht fröhlich. Battousai war immer noch verschwunden, so weit er das beurteilen konnte. Und die „Ersatzperson“, wer auch immer er war, war immer noch da draußen. Noch frustrierender als das: Saito wusste immer noch nicht genau, was er von dieser seltsamen Person denken sollte. Wenn er wirklich mit dem Choshuu-Clan verbunden war, dann wäre nichts dabei, ihn zu erschlagen. Aber der Rotschopf hatte nicht so ausgesehen, als ob er da wäre, um zu töten – Im Gegenteil. Saito hatte den Eindruck, dass dieser Mann so gekämpft hatte, als ob er Blutvergießen auf BEIDEN Seiten vermeiden wollte.
 

Saito machte ein finsteres Gesicht. Dieser Mann irritierte ihn.
 

„Saito-san?“
 

Der große Mann schaute hinab zu Okita, der sich neben ihn gestellt hatte. „Was?“
 

„Bedrückt euch etwas?“

„Ich habe jetzt keine Lust zu reden.“
 

Okita lächelte fröhlich. „Verstehe.“ Zu Saitos Missfallen begann Okita, mit ihm zusammen durch den Raum zu laufen.

„Saito-san, ihr seid immer noch wütend wegen Battousai, oder nicht?“

„Weißt du nicht, was „keine Lust zu reden“ bedeutet?“, grummelte Saito.

Okita zuckte nur mit den Schultern. „Tut mir Leid. Ich weiß einfach, worüber ihr nachdenkt. Und das Ereignis von letzter Nacht lässt euch nicht zur Ruhe kommen.“
 

Der Anführer der dritten Einheit ignorierte ihn, drehte sich demonstrativ um und lauschte einem Gespräch zwischen den anderen Anführern. Anscheinend ging es um die Informationen, die sie erst jüngst erhalten hatten. Shimada Kai und Toriyama Raidon, zwei ihrer Spione, hatten es geschafft, eine Herberge ausfindig zu machen, die anscheinend häufig von Ishin Shishi als Unterschlupf benutzt wurde, eingeschlossen Battousai. Die Spione waren jedoch nicht erfolgreich in ihrer eigentlichen Mission: Katsura Kogoro ausfindig zu machen. Aber es war immerhin ein Anfang. Vor allem weil es neue Gerüchte über Battousai gab. Anscheinend war er während der Ikedaya-Affaire mit einem Mädchen aus der Herberge einer gewissen Okami geflohen. Danach war er wieder alleine aufgetaucht, nicht als Hitokiri, sondern als Beschützer, und jemand anderes hatte seinen Platz eingenommen.
 

Doch nicht nur das: Harada Sanosuke, der Anführer der zehnten Einheit, hatte einen Mann aufgegriffen, der die Patrioten mit Waffen versorgte. Nach einigen „Überzeugungskünsten“ hatte dieser Mann schließlich wertvolle Informationen preisgegeben. Darunter einige Namen und Zahlen, und genauere Beschreibung von Katsura Kogoros neuem Auftragskiller, ein Mann, der ebenfalls so tödlich sein sollte wie Battousai: Shishio Makoto.
 

„Sie reden, als ob man sich wegen diesem Shishio Makoto Sorgen machen müsste,“ murmelte Okita düster neben ihm, sein sonst so fröhliches Gesicht plötzlich voll dem Ernst eines kalkulierenden Schwertkämpfers. „Er klingt genauso schlimm wie Battousai. Woher wissen wir, dass er uns nicht nur ablenken soll? Dass Battousai nicht immer noch hinter dem Decknahmen Shishio die Drecksarbeit ausführt?“
 

Saito schüttelte den Kopf. „Wissen wir nicht. Ich fühle mich dabei auch nicht wohl. Sie reden so, als ob Battousai nicht länger eine Bedrohung wäre. Aber die meisten von den Männern haben auch noch nie einen Kampf mit diesem Dämon Auge in Auge ausgefochten. Sie haben keine Ahnung, dass er jetzt, wo er aus dem Geheimen in die Öffentlichkeit getreten ist, genauso tödlich ist wie vorher – wenn nicht noch tödlicher.“ Seine bernsteinfarbenen Augen verengten sich, während er weiter der müßigen Diskussion der Männer zuhörte.

„Jedenfalls sollten wir den neuen Killer nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die Ishin Shishi werden nicht zu besiegen sein, solange diese zwei Männer in unserem Weg stehen.“
 

Okita lächelte wieder. „Und da gibt es ja auch noch deinen Möchte-gern-Battousai von gestern Nacht, nicht wahr, Saito-san?“
 

Saito wurde eine Antwort auf diese Frage glücklicherweise durch die Ankunft von Kondo und seinem stellvertretenden Kommandanten, Hijikata Toshizo, erspart. Statt dessen schickte er einen finsteren Blick in Okitas Richtung und ging dann durch den Raum zum Fenster, wo er sich an die Wand lehnte. Okita verstand diese Geste und ließ ihn in Frieden. Er setzte sich in erster Reihe auf den Boden.
 

Kondo funkelte durch den Raum und brachte so alle Gespräche zum Verstummen. Als der imposante Mann, der er war, kam er gleich zur Sache.

„Wir haben jüngst Informationen erhalten, dass die Ishin Shishi einen neuen Hitokiri ausgebildet haben: Shishio. Es wurde bestätigt, dass er bereits seit drei Monaten die Aufgaben von Hitokiri Battousai übernommen hat, obwohl wir vermuten, dass dieser Mann bereits vor fünf Monaten einige Männer aus der vierten Einheit getötet hat.“
 

Ein Grummeln erhob sich im Raum. Nagakura Shinpachi, der Anführer der zweiten Einheit, war mit seiner lauten Stimme deutlich herauszuhören.

„Das ergibt doch keinen Sinn. Warum sollten sie Battousai ERSETZEN? Selbst wenn dieser Shishio so gut ist wie sein Vorgänger, warum einen Hitokiri ablösen, der noch nie versagt hat? Einen, den sogar WIR nicht aufhalten konnten?“
 

Kondo starrte den Mann finster an, nahm aber seine Worte ernst.

„Keiner weiß etwas mit Sicherheit. Jedenfalls ignorieren wir nicht die Möglichkeit, dass Battousai immer noch der Hitokiri der Ishin Shishi ist und diesen Shishio nur als Strohmann benutzt.“ Kondo sah durch den Raum und blickte allen Männern ernst ins Gesicht.

„Mit anderen Worten: Vielleicht operieren die beiden zusammen! Hitokiri Shishio benutzt vielleicht Battousai während seiner Aufträge als Schutz.“
 

„Das würde Sinn ergeben,“ meinte Hijikata schließlich. „Battousai war so gut wie unaufhaltsam. Die Chancen, dass Katsura noch so einen Mann aufgabelt, stehen schlecht. Wenn also dieser Shishio bei seinen Angriffen Battousai an Stärke gleichkommt, dann ist vielleicht die Verteidigung sein Schwachpunkt.“
 

Kondo nickte. „Genau. Da wären wir auch schon bei unserer Mission. Ich bin mir sicher, viele von euch haben schon von dem neuen Spielzeug der Regierung gehört, dem Anti-Attentäter. Er hat bereits einige der Ishin Shishi beseitigt, an die selbst wir nur schwer herankommen konnten. In unserem eigenen Interesse müssen wir dafür Sorgen, dass dieser Attentäter freie Bahn hat, auch Hitokiri Shishio zu erledigen. Wir werden daher unsere volle Aufmerksamkeit darauf konzentrieren, Battousai abzulenken. Wir kümmern und um Battousai. Der Anti-Attentäter schaltet Shishio aus.“
 

Saito blickte finster. „Kondo-san, Battousai ist noch nicht wieder aufgetaucht. Wie sollen wir uns um jemanden kümmern, der noch nicht wieder da ist?“
 

„Laut Bericht der Ersten Einheit hast du gestern Nacht mit Battousai gekämpft.“
 

„Mit jemandem, der ihm ähnlich sah, ja. Aber es war nicht der selbe Mann, Kondo-san.“ Saito versuchte, sich in seiner Stimme nichts von der Frustration anhören zu lassen, die er empfand. Er würde den Kommandanten ohne Beweise nicht überzeugen können.
 

“Genug deiner eigenen Männer haben den Bericht bestätigt.” Kondo ließ sich nicht umstimmen. „Aber ich werde Harada Sanosuke bescheid sagen – er ist zur Zeit mit seiner zehnten Einheit beauftragt, Battousai aufzuspüren. Wenn er irgendetwas bemerken sollte, was deine Vermutung bestätigt, dann wird er es dich wissen lassen. Wir lassen uns nicht von einem Doppelgänger zum Narren hallten. Aber bis wir nicht das Gegenteil bewiesen haben, müssen wir davon ausgehen, dass es der echte Battousai ist. Wurde das verstanden, Saito?“
 

Saito nickte kurz. „Jawohl, Kondo-san.“

Kondo sah zu dem Anführer der zehnten Einheit, der zugehört hatte. “Harada?”

“Ja, Kondo-san, verstanden.”
 

Der Rest der Anführer empfingen nun ihre Aufträge, die zu so unmöglichen Uhrzeiten stattfinden sollten, um damit die Ishin Shishi kalt zu erwischen. Saitos Augen verengten sich. Sein Geist war längst schon wo anders, bei dem Mann mit rotem Haar und einem Schwert mit verkehrter Klinge.
 

Ein Kampf wartete noch auf sein Ende...
 

---
 

1878
 

Battousai lief ohne Ziel durch die dunklen Strassen. Alles, woran er dachte, war, dass er so schnell wie möglich das Aoi-Ya hatte verlassen müssen, bevor sein Verstand IHN verließ. Sie erstickten ihn dort.
 

Sanosuke mit seinen hartnäckigen Freundschaftsangeboten. Nein, nicht Angeboten. Offensichtlich waren sie schon Freunde. Der Junge seufzte. Was er davon halten sollte, wusste er nicht – denn der letzte Freund, den er gehabt hatte, war Izuka gewesen... und er brauchte keine Erinnerung daran, wie diese Freundschaft ausgegangen war.
 

Er zog seine Augenbrauen zusammen. Sano war nicht wie Izuka. Izuka hatte Dinge von ihm ERWARTET, er hatte ihn benutzt, ihn versucht, gegen Katsura auszuspielen. ER war einer der wahren Dämonen des Bakumatsu gewesen. Ein Mann ohne Kampfesehre.
 

Aber Sano war nicht so und Battousai wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Noch schlimmer: Jedes Mal, wenn er wenigstens versuchte, mit dem Mann klar zu kommen, schien er ihn nur zu verärgern. Dennoch war Sano sein Freund... Der Junge verstand nicht, wie jemand wie er so eine tiefe Freundschaft verdient haben konnte. Und er wusste auch nicht, wie er sich für Sanosukes Vertrauen dankbar zeigen konnte. Er hatte keine Erfahrung in so etwas. Sklaven, Soldaten, Verräter, Opfer – das waren Menschen, die erkannte. Die er einzuschätzen wusste. Aber wann hatte er jemals einen Freund gehabt? Wie dankt man einem Freund für seine Freundschaft?
 

Und dann war da auch noch Kaoru-dono. Kenshin blieb im Schatten eines Gebäudes stehen und lehnte sich an die Wand. Er atmete tief durch. Kaoru... auch sie schien sich aus irgendeinem Grund um ihn zu sorgen. Warum? Was konnte sie an einem Mörder finden, der doppelt so alt war wie sie? Warum hatte sein älteres Ich nicht mehr Distanz zu ihr aufgebaut?

Er hatte seine Seele in Blut ertränkt. Wollte er sie jetzt auch darin ertränken? Die Vorstellung, ihre Unschuld damit zu zerstören, war schlimmer als jeder andere Gedanke.
 

Er began, weiter zu laufen, durch die Schatten zu gleiten und hoffte dabei inständig, dass die Kälte diese Gedanken aus seinem Kopf vertreiben würde. Bisher jedenfalls hatte es nicht funktioniert. Er konnte diese Menschen nicht aus seinen Gedanken verbannen.

Sano und Kaoru... und selbst Yahiko, der ihn für einen der Shinsengumi hielt. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem kleinen Lächeln bei diesem Gedanken. Yahiko war nur ein Kind mit einer sprudelnden Fantasie. Aber er hatte Kinder immer gemocht. Kinder konnten die Dinge sehen, wie sie wirklich waren und es war sein einziger Trost, dass Kinder keine Angst vor ihm hatten. Selbst nachdem er Otsu verlassen hatte, nachdem all das passiert war... sie hatten keine Angst vor ihm. Es gab ihm unbeschreiblich viel Mut, denn vielleicht sahen die Kinder einen Teil seiner Seele, die noch nicht zerstört worden war.
 

Otsu...
 

Battousai gefror auf der Stelle, als er bemerkte, wohin er unbewusst gelaufen war. Die Grabsteine erhoben sich vor ihm in dunklen Schatten. Dieser Teil von Kyoto hatte sich offensichtlich in all den zehn Jahren nicht verändert. Einen Moment lang stand er da und nahm dieses Bild in sich auf. Dann ging er langsam zu IHR... und kniete vor einem einfachen, kleinen Stein, die Augen geschlossen. Seine Finger befühlten den kühlen Stein.
 

„Tomoe...“
 

Er war einen Moment lang still, fühlte ihre Gegenwart. Fragte sich, ob sie ihm zusah. Er fühlte sich entspannt, spürte ihre beruhigende Hand.

„Es tut mir Leid," flüsterte er.

Er atmete tief ein und öffnete die Augen, wollte aufstehen – da bemerkte er die Blumen. Sie lagen nur Zentimeter von seiner Hand entfernt, schon welk und von der Kälte einiger Nächte gefroren. Aber es war noch deutlich zu sehen, dass sie mit viel Sorgfalt neben dem Stein platziert worden waren.
 

Mit einer zitternden Hand befühlte er die weichen, kalten Blütenblätter und sie erinnerten ihn an Tomoes weiche Haut, ihr Haar. Und den Duft von weißen Pflaumenblüten. Er fühlte eine Verbindung zu ihr, als er die Blumen so berührte. Und das erste Mal fühlte er auch eine Verbindung zu seinem älteren Selbst – denn wer sonst könnte die Blumen hier hingelegt haben?
 

Trotz dieser wertvollen Freunde... trotz Kaoru... liebte er sie immer noch. Selbst zehn Jahre in der Zukunft ehrte er ihr Andenken. Vielleicht hatte er sich in dieser Hinsicht in all den Jahren gar nicht verändert...
 

Wo hatte er zu dieser Jahreszeit wohl die Blumen herbekommen? Hatte er sie im Haus wachsen lassen? Hatte er sie selbst angepflanzt?
 

„Du hättest so leben können... wenn du dich nicht für das Schwert entschieden hättest. Du hättest glücklich werden können mit einem Haus und einem Feld und Pflanzen zum Säen...“
 

Das waren ihre Worte gewesen. Er fiel nach vorne, umfasste den Stein und die Blumen und endlich liefen die Tränen, die er sich selbst so lange verwehrt hatte. Ihre Stimme gerade eben war so nah gewesen, dass er fast gedacht hatte, sie würde neben ihm stehen. Er konnte fast ihre Arme fühlen, die sich von hinten um ihn legten... ihn geborgen hielten. Genauso, wie er sie gehalten hatte, als es zu Ende ging...
 

Vor seinem inneren Auge sah er ihren Körper in seinen Armen. Er fühlte ihre Haut und wie sie langsam kalt wurde. Fühlte das Messer, das über seine Narbe auf der linken Wange schnitt. Dieser Schnitt – er hatte ihn nie gefühlt. Der Schmerz, den er über ihren Tod empfand, war viel größer gewesen. Seine Seele hatte nach Gerechtigkeit geschrieen... und ein Teil seines Herzens war mit ihr gestorben.
 

Sie hatte ihn angelächelt. Während ihrer letzten Worte hatte sie gelächelt.
 

Warum?
 

Er hatte sie getötet. Warum hatte sie ihn immer noch geliebt? Er hatte nichts getan, um ihre Liebe zu verdienen. Nichts, außer ihr die erste Liebe ihres Lebens weg zu nehmen.
 

Und plötzlich musste er Kaoru denken. „Genau das tue ich jetzt wieder,“ flüsterte er. „Du liebst nicht mich, sondern den Jemand, der ich vielleicht einmal werde. Und diesen Jemand habe ich dir jetzt auch weggenommen...“
 

Battousai stand ruckartig auf, die Blumen fielen aus seiner Hand zurück auf den kalten Boden.
 

„Ich werde nicht den selben Fehler zwei Mal machen.“
 

--
 

Nächstes Kapitel: Wie fühlt es sich für Kenshin an, Battousai zu spielen? Und was hat der echte Battousai vor? Seine Freunde suchen ihn jedenfalls... und auch eine andere Person tritt wieder auf...
 

bis dahin ^^ Danke fürs Lesen und Kommentieren,

Ich beeile mich so schnell ich kann mit dem weiterübersetzen.

LG



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sarai-san
2008-07-01T22:45:19+00:00 02.07.2008 00:45
Das mit dem Attentäter ist ja noch mal gut gegangen, allerdings ist die Schonfrist recht kurz.
Saito kann einem fast leid tun, so verwirrt wie er ist ;-)
In der Zukunft versteht Kenshin auch langsam, dass seine Zukunft sehr anders abläuft, als er es sich wahrscheinlich denkt.
Die Pläne, die in jeder Zeit geschmiedet werden, versprechen jedenfalls bald Spannung. Ich freu mich schon.

Bye
Sarai
Von:  _Momo-chan_
2008-07-01T10:22:14+00:00 01.07.2008 12:22
uii! *___*"
endlich! endlich! <-*durchgeknallt*
das war ein tolles kapitel, ich hab schon die ganze zeit drauf gewartet. ^^ schön, dass du immer so fleißig mit dem übersetzen bist. dieses kapitel hat mich echt gepackt mit seiner spannung und der genauen beschreibung der gefühle. ich freue mich schon auf das nächste ^^
P.S.: ich habe jetzt auch endlich mal ein fanart zu kenshin gemalt. ich würde mich sehr freuen, wenn ud es dir einmal anschaust:
http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/output/?fa=1305471&sort=zeichner&ordner=-1


Zurück