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Out of Time

In der falschen Zeit!
von

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Wahre Stärke

Dieses Kapitel war echt lang zu übersetzen, keuch. Viel Spaß damit!!
 

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Out of Time
 

Kapitel 19 – Wahre Stärke
 

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1865
 

Schweigsam starrten sie sich beide an. Kenshin, der versuchte, seinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen, schwer gestützt auf seinen gesunden Arm. Hiko, der auf seinen baka Deshi hinabfunkelte, mit dem er eigentlich nichts mehr zu tun haben wollte.

Der Moment dauerte eine kleine Unendlichkeit. Für Kenshin wirkte er mehr als surreal. Er kam sich vor wie in einem Traum kurz vorm Aufwachen, in dem sich Realität und Fantasie mischten.

„Es kann kein Traum sein,“ riss er sich schließlich zusammen und der Schmerz pulsierte erneut durch seinen Arm. „In einem Traum kann man nicht solche Schmerzen empfinden. Zumindest nicht körperlich.“
 

Es war Hiko, der schließlich die Stille brach, kalte Arroganz in seiner Stimme aber Sorge in den Augen. „Ich dachte, ich hätte klar gestellt, dass ich nicht noch einmal deine Haut retten würde. Warum kannst du mir niemals zuhören?“
 

Kenshin blinzelte den größeren Schwertkämpfer an, immer noch verwirrt. Das konnte nicht sein. In der Meiji-Zeit vielleicht... da wäre Hiko gekommen um ihm zu helfen... Aber hier? Während des Bakumatsu? Wo es noch nicht lange her war, dass sie sich im Streit getrennt hatten? Selbst, nachdem sie sich vor wenigen Tagen ausgesprochen hatten, bezweifelte der Rurouni nicht, dass Hiko es ernst gemeint hatte, als er sagte, dass er, sobald er gegangen war, alles über seinen baka deshi vergessen würde.
 

„Shishou,“ sagte Kenshin, als er endlich seine Stimme wiedergefunden hatte. „Ich verstehe nicht... warum seid ihr hier? Warum—.“

Hiko schnaufte laut auf und steckte sein Schwert ein. „Warum ich gekommen bin, um zu helfen?“

Kenshin nickte.
 

„Ich kam nicht, um dir zu helfen. Du nimmst dich selbst zu wichtig. Dein kleiner Kampf lag nur zufällig gerade auf meinem Weg. Ich wollte nur Sake kaufen.“
 

Kenshin starrte ihn unverblümt an, seine Gedanken immer noch etwas neblig vor Schmerzen. Sake? Zu dieser Uhrzeit? Dann traf ihn ein neuer Gedanke wie ein Blitz.

„Shishou,“ sagte er, seine Stimme hatte einen leicht argwöhnischen Unterton angenommen, „Ihr mögt doch den Sake aus Kyoto gar nicht... ihr habt euch immer geweigert, ihn zu trinken.“

Hiko schürzte die Lippen und sah weg von seinem Deshi, hin zu den auf der Strasse herumliegenden Körpern.
 

„Du bildest dir wie immer zu viel ein. Sake ist Sake.“ Im Augenwinkel sah er Kenshin, der immer noch auf dem Boden kniete und seine Schulter hielt. Sein Schwert lag vor ihm. Sie beide mussten diesen Ort so schnell wie möglich verlassen, bevor es noch ungemütlicher hier wurde. Aber der Baka sah nicht wirklich gut aus und Hiko musste sich anstrengen, die Sorge in seinem Gesicht zu verbergen – es war nicht typisch Kenshin, so lange auf dem Boden rumzusitzen, sein Schwert nicht in der Hand.

„Warum stehst du nicht endlich mal auf?“ schnauzte er und hoffte, dass sein Deshi das überhaupt tun konnte.

„Es ist ermüdend, immer auf dich hinab zu sehen, wenn ich mit dir rede. Nachdem ich dich jetzt schon wieder gerettet habe, wäre es das Mindeste, wenn du dich wie ein Mann verhältst und aufstehst.“ Im Stillen jedoch dachte Hiko sich: „Warum steht er nicht auf? Wie schlimm haben sie ihn verletzt? Was ist, wenn einer dieser Wölfe ihm eine tödliche Wunde verpasst hat und der Baka jetzt vor meinen Augen stirbt?“
 

Zu Hikos Erleichterung nickte Kenshin und begann, sich zu bewegen.
 

Der Rurouni langte langsam nach seinem Sakabatou und schaffte es gerade so, das Schwert wieder zurück in die Scheide zu stecken. Sein Arm zitterte immer noch heftig und die Worte von Okami dröhnten in seinem Kopf: Wenn er den Arm jetzt überanspruchte, dann könnte er ihn verlieren. Die Wahrheit ihrer Worte schien sich gerade zu bestätigen. Langsam schaffte er sich auf die Beine, aber er war erschöpft und alles tat ihm weh. Schnelligkeit war nicht länger möglich. Kenshin hatte das komische Gefühl, dass er den Jungen wohl heute Nacht nicht mehr finden würde und das Katsura ihn UMBRINGEN würde, wenn er jetzt zurückkehrte.
 

„Du siehst aus wie ausgekotzt,“ stellte Hiko sachlich fest, während er voller Abscheu den am Boden liegenden Anführer der zehnten Einheit beäugte. Nicht viel war von seiner Einheit noch übrig. „DIE haben dir das angetan?“ Er lachte laut auf. „Du bist schwach geworden in den zehn Jahren.“
 

„Shishou...“ meinte Kenshin leise, „Ich bin ich nicht länger ein Hitokiri und habe auch nicht mehr die Stärke eines Mörders. Ihr wisst das.“
 

„Du musst nicht ein Hitokiri sein, um gut zu kämpfen,“ entgegnete der Schwertmeister ungehalten und Wut blitzte in seinen Augen auf.

Kenshin sah nach unten, gequält und auch etwas blamiert. „Vielleicht nicht, aber meine Gegner erwarteten Hitokiri Battousai. Ein Mann kämpft mit allem, was er hat, wenn er denkt, dass sein Leben auf dem Spiel steht.“ Seine Augen wanderten zu der Stelle, an der Harada Sanosuke lag.
 

Hiko folgte seinem Blick. Er sah den Anführer genauer an und für einen Moment lang weiteten sich seine Augen, als er eine tiefe, diagonal verlaufende Wunde quer über der Brust des Mannes sah. Mit schnellem Schritt trat Hiko an den bewusstlosen Mann heran und seine schockierten Augen musterten diese Wunde.

„Das kann nicht sein,“ murmelte er in sich hinein. „Das ist unmöglich... Es sei denn, er ist irgendwann in den zehn Jahren zu mir zurück gekommen... er hat sein Training vollendet! Warum hat er es mir nicht erzählt?!“

Etwas wie Stolz durchflutete Hiko – erst dann dämmerte es ihm, was das bedeutete.

„Wenn Kenshin sein Training vollendet hat,“ dachte er, „dann... bin ich in seiner Zeit nicht mehr...“
 

„Shishou?“ Kenshin trat einige schmerzende Schritte näher an seinen Meister heran.

Der Schwertmeister sah seinen baka Deshi mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an. „Du hast das Amakakeru Ryu no Hirameki benutzt. Mir war nicht bewusst, dass du dein Training vollendet hast...“
 

Der Rotschopf nickte, verwirrt über Hikos seltsames Gesicht. Dann, als er mit einem Schlag alles verstand, breitete sich das dumpfe Gefühl von Entsetzten in seinem Magen aus. „Er denkt, er ist in meiner Zeit schon tot. Das kann ich ihn nicht glauben lassen!“

Kenshin öffnete schon seinen Mund, als es ihn erneut eiskalt durchzuckte.

„Aber wenn Hiko gewusst hätte, dass er überlebt, während er mir die finale Technik beibringt, dann hätte es vielleicht alles anders ausgehen können.... Kann ich das riskieren? Mein Leben... Japans Schicksal... alles hat in diesem Moment nur von unseren Empfindungen abgehangen. Wenn ich jetzt in die Zeit eingreife, nur um mein Gewissen zu erleichtern....“

Die Entscheidung fiel ihm schwerer, als er gedacht hätte.
 

Aber es schien, als ob sich Kenshin gar nicht entscheiden musste. Als der Moment der Überraschung vorüber war, ging Hiko einfach von dem am Boden liegenden Mann davon, die übliche Überheblichkeit im Gesicht.

„Schließ deinen Mund oder sag etwas, baka. Du siehst aus wie ein Karpfen, der nach Luft schnappt.“

Seine Stichelei reichte nicht ganz bis zu seinen Augen. Offensichtlich verarbeitete er noch die neue Information, die er erhalten hatte.
 

Kenshin konnte nichts entgegnen. Plötzlich flammte in der Nähe eine starke Ki auf, denn einen weitere Shinsengumi-Einheit war nur noch wenige Strassen entfernt.

„Kuso,“ grummelte Hiko. „Lass uns hier verschwinden, bevor es zu einem weiteren Kampf kommt. Ich hab keine Lust, heut Nacht die Anzahl der Shinsengumi zu dezimieren, nur weil du zu blöd warst, dich verletzen zu lassen.“
 

Kenshins Augenbraue zuckte und seine Besorgnis um Hiko löst sich schlagartig auf. Ohne ein Wort folgte er dem größeren Schwertkämpfer.

Sie eilten in die der näherkommenden Ki entgegengesetzte Richtung. Hiko war schnell und Kenshin hatte Mühe, mitzukommen. Als sie sich endlich in einen kleine Seitengasse duckten, und stehen blieben, atmete Kenshin schwer.
 

Hiko spitzte um die Ecke, um zu sehen, ob sie verfolgt wurden.

„Ich hasse dieses Katz- und Mausspiel,“ murmelte er. „Aber da du ja gar nicht in dieser Zeit sein solltest, können wir nicht riskieren, irgendjemanden zu töten. Vielleicht verändert das die Zukunft. Schau nur diese Situation an, du Baka! Warum hab ich dich überhaupt jemals trainiert? Du machst mehr Mühe, als du wert bist.“

Kenshin antwortete nicht aber Hiko schien das auch nicht weiter zu interessieren. Er redete einfach weiter.
 

„Was ich nicht verstehe, ist, warum der Typ, den du mit dem Amakakeru Ryo no Hirameki getroffen hast, noch lebt. So ein Schlag ist selbst mit dem Sakabatou tödlich...“ Er wandte sich zu Kenshin um, der sich gerade an die Hauswand krallte, um nicht umzufallen.

„Alles klar mit dir?“

Kenshin nickte. „Ich komme schon zurecht.“

Hikos Blick verfinsterte sich und er trat neben seinen Deshi. „Streck deinen rechten Arm aus.“

Kenshin blinzelte ihn an. „Was?“

„Tu, was ich gesagt habe, Baka!“
 

Mit schmerzverzerrtem Gesicht hob Kenshin seinen rechten Arm an und Hiko beäugte die Wunde.

„Verdammt. Du hast dich schon vor dem Kampf verletzt? Deswegen war der Angriff auch nicht tödlich. Du hattest nicht mehr genug Kraft.“

Hiko nahm Kenshins Arm überraschend sanft in die Hände und zog vorsichtig den Gi an der Schulter hinab. Kenshin zuckte leicht zurück, aber Hiko fuhr fort, die Verbände zu lösen und sich die Wunde gut anzuschauen. „Es ist entzündet, baka. Willst du deinen Arm verlieren?“
 

Kenshin sah weg. „Was sollte ich sonst dagegen tun?“

„Einen Arzt besuchen, baka? Was sonst tut man, wenn man verletzt wird?“
 

Kenshin funkelte seinen Meister wütend an. „Das ist unmöglich. Ich bin hier nicht Himura Kenshin oder ein Rurouni. Ich bin Hitokiri Battousai. Nehmen wir einmal an, ich finde einen Doktor, der nicht auf der Seite des Shoguns steht und mich augenblicklich vergiftet – Ich würde sein Leben riskieren. Was denkt ihr, was die Shinsengumi mit einem Arzt machen, der MIR geholfen hat? Sie würden ihn auf der Stelle töten.“
 

Hikos Blick wurde nur noch wütender. „Diese Wunde TÖTET dich, Kenshin!“

Kenshin bekam plötzlich das Gefühl, dass sein Shishou ernsthaft um ihn besorgt war. Das war überraschend. Manchmal schien dieser harte und zynische Mann sich wirklich um andere Menschen zu sorgen, vor allem um ihn.
 

„Lass die Wunde untersuchen,“ brummte Hiko. „Du brauchst nur ein bisschen Medizin. Willst du mir weismachen, dass der Choshuu-Clan keinen einzigen Arzt in seinen Reihen hat? Dieser verdammte Clan ist dir mehr als einen Gefallen schuldig.“

Kenshin zog seinen Gi wieder vorsichtig an. „Ich versuche es, Shishou. Mehr kann ich nicht versprechen.“
 

Hiko beobachtete, wie der Rurouni das Gesicht verzog, als das raue Material seines Gis seine offene Wunde streifte. „Du kannst nicht einfach deinen Gi wieder anziehen.“ Sein Blick verdüsterte sich. „Ich verbinde dir die Wunde so, dass es wenigstens zu bluten aufhört.“ Er nahm einige der blutigen Verbände und band sie stramm um Kenshins Arm und Schulter. „Wie konntest du dich überhaupt so verletzen lassen? Ich weiß, dass es nicht MEIN Fehler ist. Ich hab dich gut unterrichtet. Anscheinend hast du mir nur nie richtig zugehört. Sonst wäre aus dir kein verlorener Baka mit einem Todeswunsch geworden.“ Er knotete die Enden der Verbände unsanft zusammen, so dass Kenshin vor Schmerz nach Luft schnappte. Hiko zog noch fester zu. „Sei nicht so wehleidig.“
 

Kenshin verkniff sich einen giftige Antwort. Es war eine lange Pause, bevor er leise sprach, „ihr wisst, ich habe keinen Todeswunsch mehr, Shishou. Wenn ich ihn hätte, dann hätte ich niemals die finale Technik lernen können, oder?“
 

„Widerspreche mir nicht,“ schnappte der Schwertmeister zurück. „Das ist ein weiterer Grund, warum du nie was gelernt hast.“ Doch während er den Verband vollendete, nahm sein Gesichts einen abwesenden Ausdruck an und als er schließlich fertig war, murmelte er, „wegen der finalen Technik... warum trägst du nicht den weißen Mantel? Es wäre dein gutes Recht als Meister des Hiten Mitsurugi. Offensichtlich brauche ICH ihn ja nicht mehr.“
 

Der Rurouni senkte den Blick und suchte nach der richtigen Antwort. „Ich hatte nicht den Wunsch, die Rolle Hiko Seijuro des 14. anzunehmen. Ich will nur die Lehren und Weißheiten weitergeben, nicht die Techniken.“ Er sah seinen Shishou an. „Es tut mir leid.“
 

Sein Meister schenkte ihm einen langen, abschätzenden Blick. „Hiten Mitsurugi wird also mit mir sterben.“ Er seufzte. „So sollte es auch sein. Selbst jetzt ist es bereits eine Technik aus der Vergangenheit. Die Tage des Schwertes und der Ehre sterben einen langsamen Tod. Ich vermute, diese Werte werden vergessen sein, noch bevor ich sterbe.“ Seine Augenbraue zuckte. „Naja, vermutlich werden sie doch etwas länger überleben als ich. Zumindest bis zu deinem Tod.“ Er wandte sich ab und schien plötzlich erschöpft. „Immerhin hatte auch ich nie die Absicht, mein Wissen weiterzugeben.“
 

Kenshins Augen weiteten sich. „Was? Ihr wolltet niemanden trainieren? Aber… warum habt ihr mich dann als Schüler aufgenommen?”
 

Hiko sah ihn an und sah in seinem Gesicht Shinta, den kleinen Jungen mit den großen, blauen Augen. Er dachte zurück an den Abend auf dem Feld, voll mit Kreuzen. Und er erinnerte sich noch, wie verblüfft er war, zu sehen, dass dieser Junge ihm gar nicht so unähnlich war. Dieses Kind, dass eigentlich zerstört von Krieg und Schrecken hätte sein müssen, war fähig, selbst im Tod noch Leben zu sehen. Selbst mit all dem Hass und dem Bösen und den Krankheiten in der Welt war dieser Junge noch rein geblieben. Und Hiko hatte sich dafür verantwortlich gefühlt, dass dies auch so blieb. Ihm die Schwerttechniken zu lehren war weniger wichtig – weitaus wichtiger war, ihn lange genug vor der Welt zu beschützen, so dass seine reine Seele stark genug werden konnte, um sich selbst zu schützen. Denn das war eine der wichtigsten Lektionen, die Hiko in seinem Leben gelernt hatte: Menschen konnten nicht durch ein Schwert gerettet werden. Sie wurden durch Leidenschaft gerettet. Durch Überzeugung. Und Leidenschaft war immer eine der größten Stärken von Kenshin.
 

“Ich habe dich trainiert,” sprach er endlich mit leiser Stimme, “weil du verstanden hast.“
 

„Oro?“
 

Hiko schüttelte den Kopf, als ob er dadurch seine Gedanken ordnen könnte. „Egal. Es ist so besser. Keine Albträume mehr, dass mich irgendwann dein Sohn heimsuchen könnte, um trainiert zu werden.”
 

Kenshin lächelte ein bisschen. „Ich denke nicht, dass das jemals ein Problem gewesen wäre, Shishou.“

Der ältere Mann grinste. „Ich wäre mir da nicht so sicher.“ Er unterbrach sich und lauschte nach Fußstapfen. Und versuchte, zu erspüren, ob irgendwo in der Nähe Gefahr drohte. Doch alles schien in Ordnung zu sein. „Hör mir zu Kenshin. In deine eigene Zeit zurückzureisen muss einige Tage warten. Du bist in keiner Verfassung, nachts durch Kyoto zu wandern. Alles, was du dadurch erreichst, ist, getötet zu werden. Du musst dorthin zurück, wo du sicher bist, wo auch immer das ist.“
 

„Ich bin bei Katsura,“ antwortete Kenshin leise.

Hiko starrte ihn an. „Das war eine bescheuerte Entscheidung, nicht, dass mich das überraschen würde. Gut, also geh zurück zu ihm. Und du kannst ihm auch gleich sagen dass ich ihn persönlich aufsuchen und ihm zeigen werde, was ein WIRKLICHER Meister des Hiten Mitsurugi so alles anstellen kann, wenn er dich noch einmal auf die Straße schickt, bevor deine Schulter verheilt ist.“ Hiko lächelte boshaft. „Er täte gut daran, sich zu erinnern, dass sein bester Hitokiri nur mein baka Deshi ist.“
 

„Shishou,“ sagte Kenshin, überwältigt. „Er hat nicht...“ Seine Stimme verlor sich wegen Hikos stechendem Blick und er seufzte. „In Ordnung, ich werde auf keine nächtliche Mission mehr gehen.“ Er lächelte sanft. „Kein Grund zur Sorge.“
 

„Ich sorge mich nicht,“ sagte der große Mann finster. „Also, geh jetzt zurück. Sei vorsichtig. Ich beobachte dich, bist du im Haus verschwunden bist, also denk gar nicht daran, irgendwelche Umwege zu machen. Verstanden? Es ist spät und ich bin durstig, also los.“
 

“Ja, Shishou.”
 

“Gut.”

Kenshin verbeugte sich leicht und trat aus der Seitengasse. Als er Hikos Stimme hörte, blieb er noch einmal stehen.

„Hast du den Jungen je gefunden, baka?“

Kenshin schaute zurück zu Hiko. „Nein,“ antwortete er müde.

„Vermutungen?“

„Keine.“
 

Hiko nickte. „Dann bist du nicht so scharfsinnig, wie ich dachte.“

“Oro?” Kenshin sah ihn verwirrt an. “Wisst ihr etwas?“

„Nicht mehr wie du wissen solltest, baka,“ antwortete Hiko. „Ich finde es nur seltsam, dass die Fußspuren eines Kindes im Schnee neben dem Kopf eines Toten Mannes zu finden sind. Und die Spuren waren frisch.“
 

„Sagara?“
 

Hiko nickte. „Es war ein Kind aus der Sekihou-tai, Kenshin. Und war nicht dein Junge selbstmord-gefährdet?“

Kenshin wurde blass, als eine ferne Erinnerung zurück in sein Gedächtnis strömte.
 

Ein Junge sah ihn nachdenklich an. „Ich denke, ich kann noch eine weitere Nacht warten. Vielleicht hätte das dem Kommandanten gefallen.“
 

Dem Kommandanten...
 

„Er war es,“ flüsterte Kenshin, als er endlich verstanden hatte, was passiert war. Er hatte es bis jetzt nie begriffen... wie konnte das nur sein? „Ich kenne den Jungen!“
 

„Kenshin?“
 

Der Rurouni lachte düster. „Er ist ein guter Freund von mir. Oder wird es zumindest eines Tages sein. Sagara Sanosuke.“ Kenshin sah Hiko in die Augen. “Dieser Junge war der gleiche Mann, mit dem ich auf der Brücke war und ins Wasser fiel – und hier angeschwemmt wurde!”
 

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1878
 

Kaoru stand auf der Brücke und starrte in den nebligen Morgenhimmel.

„Ich kann nicht glauben, dass ich in diesem alten Haus eingeschlafen bin,“ schimpfte sie sich innerlich. „Was, wenn Kenshin in der Zwischenzeit vorbeigekommen ist und ich ihn verpasst habe?“
 

„Du bist besorgt,“ stellte eine männliche Stimme hinter ihr fest. Sie fuhr herum und sah Shinomori Aoshi, der langsam näher kam. Der große Ex-Anführer der Onowaban lehnte sich lässig neben sie ans Geländer. Kaoru war am Morgen verwirrt und müde aus dem Haus, in dem sie eingeschlafen war, auf die Strasse gerannt und nach wenigen Minuten mit Misao und Aoshi zusammengestoßen, die sich bereits vom Aoi-Ya aus auf die Suche gemacht hatten.
 

„Du sorgst dich um Battousai.“
 

Sie sah dem großen, schlanken Mann in seine kalten, grünen Augen. „Natürlich. Du hast ja keine Ahnung, wie oft Kenshin schon für mich da gewesen ist. Egal wie schlecht es mir ging, er war immer auf meiner Seite seit unserer ersten Begegnung. Er versteht, wenn ich wütend werde... für jemand, der alleine mit ganzen Armeen fertig wird, steckt er meine Schläge wirklich gut ein. Und was tue ich für ihn?“
 

„Du verbringst die ganze Nacht wach und auf der Suche nach ihm,“ rief von hinten Misao, die sich neben Aoshi ans Geländer lehnte. „Das sagt doch viel aus. Es bedeutete, dass du dich wirklich um ihn kümmerst. Himura weiß dass, er ist doch nicht blöd. Er hat nicht so viel durchgemacht, ohne nicht zu lernen, was andere Menschen denken.“
 

Tränen strömten in Kaorus Augen. „Warum ist er dann vor mir weggelaufen?“

Misao legte beschwichtigend ihren Arm um Kaorus Schultern. „Er ist doch nicht weggelaufen.“

„Was?“

Misao sah ins Wasser. „Denk doch mal drüber nach, Kaoru. Himura war in der letzten Zeit nicht wirklich er selbst. Er war paranoid und verängstigt. Seit diesem Unfall war er wirklich wie jemand anderes.“
 

Kaoru schüttelte den Kopf. „Ich verstehe nicht.“
 

Misao zuckte mit den Schultern. „Nun, ich kenne Himura nicht so lange wie du, aber ich bin mit ihm den langen Weg nach Kyoto gereist, und dabei habe ich gesehen, wie er sich verhält, wenn er mit seiner Vergangenheit kämpft. Genauso ist er auch jetzt... als ob er sich selbst nicht ganz sicher ist, WER er ist, und als ob er wieder mit dem Hitokiri in sich selbst kämpft.“

Sie sah in Kaorus blaue Augen. „Das erste Mal, als er dich verlassen hat, war, um Gegen Shisho zu kämpfen... damals kam es mir so vor, als ob er dich zurückgelassen hat, um dich zu schützen: vor Shisho und sich selbst. Ist dir der Gedanke gekommen, das letzteres auch dieses Mal der Fall sein könnte?“
 

Kaoru antwortete nicht, aber Aoshi nickte. „Misao hat recht. Menschen tun Dinge, die auf andere seltsam wirken, sogar verletztend, aber dahinter stehen nur die besten Absichten.“ Er ließ seinen Blick über das Wasser schweifen. „Ich weiß das, weil es mir selber schon oft so ging. Battousai ist ein talentierter Kämpfer und ein intelligenter Mann. Aber noch wichtiger: Er sorgt sich um andere Menschen. Er tut nichts nur für sich selbst. Misao hat recht. Er ist nicht vor dir weggelaufen. Wenn er vor etwas weggelaufen ist, dann nur vor sich selbst.“
 

„Ähm, Kaoru,“ sagte Misao plötzlich.

Aber niemand der beiden anderen hörte ihr zu.
 

Kaoru seufzte. „Ich habe einfach nur Angst um ihn. Manchmal kümmert er sich um sich selbst, verarztet seine Wunden, lässt Megumi danach schauen… aber dann wieder verheimlicht er, dass er verletzt ist, oder warum, oder wie schwer. Er verschwindet und dann, eine Stunde später, ist er zurück. Und ich finde ihn, wie er Wäsche aufhängt, seine Wunden verarztet, als ob nichts passiert wäre. Ich habe manchmal das Gefühl, als ob er sich nur um sich selbst kümmert, weil er uns dadurch beruhigen kann. Nicht wegen sich selbst. Nur wegen uns.“
 

„Aoshi-sama,“ unterbrach Misao, aber sie wurde ignoriert.
 

Aoshi nickte Kaoru zu. „Sicher hast du mit dieser Beobachtung recht. Er war einmal ein Hitokiri, Kaoru. Ich glaube, du kannst nicht nachvollziehen, was das bedeutet.“

Kaoru funkelte ihn an. „Ist mir egal, ob er mal ein Killer war. Es ist Teil seiner Vergangenheit. Es bedeutet nichts mehr. Er ist jetzt anders.“
 

Der große Mann schüttelte den Kopf. „Nein. Vergangenheit oder nicht, dass ist egal. Seinen Vergangenheit als Hitokiri ist ein Teil von ihm, mit dem er für immer leben muss. Damals hat er eine Entscheidung getroffen und nun muss er mit den Konsequenzen leben. Mit den Toten, die er verursacht hat. Ein Hitokiri zu sein hätte ihn früher oder später den Verstand gekostet, Kaoru. Du siehst nur das, was an der Oberfläche ist. DENK genauer darüber nach. Er war jünger als du jetzt bist, als er das erste mal getötet hat. Und er hat für mindestens fünf Jahre während des Bakumatsu getötet. Er war damals als ein Dämon verrufen. Selbst in Edo haben wir ihn gekannt. Man sprach nur mit einem Flüstern seinen Namen, als ob man ihm mit dem Klang allein versehentlich beschwören könnte.

In Wahrheit war er nichts weiter als ein Kind, das zum Töten geschickt wurde. Erwachsene Männer können davon durchdrehen. Es passiert häufiger als dass es nicht passiert. Wenn Battousai all diese Jahre des Blutvergießens überlebt hat und dabei nicht durchgedreht ist, dann muss man sich fragen, wie er das gemacht hat.“
 

„Wie?“
 

„Wie hat er all das Blut ignoriert... die Macht? Wenn man seine Emotionen während eines Kampfes wegsperrt, dann ist es später oft schwierig, den Schlüssel wieder zu finden.“ Er sah zu Kaoru. „Battousai würde nicht wollen, dass du ihn so siehst... Kalt und gefühllos. Weil er weiß, dass dich das verletzten würde. Er kümmert sich um dich.“

Aoshi sah wieder ins Wasser. „Und DAS ist es, was ihn zu dem Stärksten macht.“
 

„Hey Leute! Ich weiß, ihr führt gerade ein inspirierendes Gespräch aber hey! Ihr könnt mich jetzt nicht länger ignorieren!“
 

Kaoru wandte sich um und funkelte das jüngere Mädchen wütend an. „Misao, das hier ist ein wichtiges Gespräch. Ich weiß nicht, warum du uns ständig unterbrechen musst!“

Misao funkelte zurück und zeigte mit dem ausgestreckten Arm auf die gegenüberliegende Flussseite, nahe dem Waldrand. „Ich habe Himura gefunden! Da ist er, zusammen mit Sano!“
 

Kaoru sah in die Richtung, die Misao wies und erkannte den kleinen Mann mit den roten Haaren. Sofort wollte sie losrennen, aber Aoshi packte sie an ihrem Kimono. „Vorsicht,“ sagte er leise.

„Lass mich los,“ fauchte sie ihn wütend an. „Wovon redest du?“

Doch Aoshi sah sie nicht an. Statt dessen schaute er über das Wasser zu den beiden Kämpfern.
 

„Du wärst fast mitten in einen Kampf gelaufen.“
 

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Sano wandte sich genau rechtzeitig in die Richtung um, in die Battousai schaute, um den Wolf zu sehen, der zwischen den Bäumen hevor auf die Straße trat. Saito schnipste seine Zigarette lässig ins Gras und lächelte schief. Langsam lief er auf sie zu, bis er wenige Meter vor ihnen stand.

„Hallo, Battousai.“
 

Der Rotschopf war so angespannt wie ein Tier, dass gleich um sich schlägt. Seine rechte Hand glitt schon über seinen Körper, so dass sein Katana leichter zu ziehen sein würde. Er sagte nichts.
 

Das schien den Polizisten nicht weiter zu kümmern, er beäugte den Jungen nur kritisch.

„Wie alt bist du, Battousai? Fünfzehn? Sechzehn? Ich denke, viel alter bist du nicht. Der Killer ist immer noch in deinen Augen zu sehen.“ Er lächelte kalt. „Und er fleht darum, herausgelassen zu werden, nicht wahr?“
 

Sanos Augen weiteten sich. Wusste Saito etwa über alles Bescheid? Aber wie? Er schielte zur Seite auf seinen Freund.
 

Battousai war in Battoujutsu-Stellung gegangen, sichtlich darauf erpicht, dass Saito mit dem Geplauder aufhörte und angriff. „Genug geredet, Saito. Wenn du nur hier bist, um mit mir zu kämpfen, dann lass uns anfangen.“
 

Die hellbrauenen Augen des Wolfes verengten sich. „Ich dachte schon, du fragst NIE,“ antwortete er und zog sein Katana. Er warf seine blaue Polizeijacke neben sich zu Boden und öffnete die obersten, beiden Knöpfe seines schwarzen Hemds. Dann glitt er mit seinem ganzen Körper in die vertraute Gatotsu-Stellung, mit seiner rechten Hand über der schimmernden Klinge.
 

„Seid ihr beide jetzt durchgedreht?“ rief Sano aus.
 

Battousais Augen waren schmal und in ihren blauen Tiefen glitzerte es bernsteinfarben. Der Hitokiri in ihm war beängstigend nahe an der Oberfläche, wartete nur darauf, freigelassen zu werden. Seine Stimme war kalt und flach und hörte sich wieder so an, wie an dem Tag ihrer ersten Begegnung unten am Fluss. „Geh zur Seite, Sanosuke.“
 

Sano ballte die Fäuste und knurrte, „ich gehe nicht von dir weg. Wenn du kämpfen wirst, dann werde ich dir helfen.“
 

Battousai sah ihn nicht mal an. „ Nein. Geh einfach zur Seite, dort ist es sicherer. Ich kann nicht uns beide vor ihm beschützen, wenn ich nicht genau weiß, wo du bist.“
 

„Du weißt genau, wo ich sein werde, weil ich nämlich genau hier neben dir stehen bleibe, Himura.“
 

Immernoch wollte Battousai ihn nicht anschauen. Wenn Sano seinen Freund nicht so gut gekannt hätte, dann hätte auch er vor ihm Angst bekommen. Es war nicht nur seine Stimme oder seine Augen, sondern sein ganzen Verhalten hatte sich verändert. Er schien älter zu sein und stärker, wie ein gefährliches Raubtier. „Sano,“ sprach Battousai scharf, „geh zurück zur Brücke. Jetzt!“
 

Saito schnaubte. „Ja, kleiner Junge. Spiel wo anders, die Erwachsenen sind hier beschäftigt.”
 

Sano warf ihm einen finsteren Blick zu. „Du bist ruhig.“ Er wandte sich zurück zu seinem Freund. „Du musst nicht so sein, Himura. Du musst mich nicht beschützen. Deswegen bin ich nicht dein Freund.“
 

Langsam wandte der Rotschopf seinen Kopf um Sano anzuschauen. Seine Augen wurden etwas weicher, das bernsteinfarbene Glitzern verblasste. „Ich WEISS das, Sagara. Dich zu beschützen ist allein meine Entscheidung. Ich mag vielleicht nur ein Schwert sein... aber ich WERDE diejenigen beschützen, die mir wichtig sind.“ Sein Gesichtsausdruck wirkte für einen Moment lang besorgt. „Bitte, Sanosuke. Dieser Kampf wird nicht lange dauern. Warte wo anders auf mich. Ich will nicht, dass du verletzt wirst.“ Er lächelte schwach und milderte dadurch einige von Sanos Ängsten.
 

Der ehemalige Strassenkämpfer ging daraufhin einige Schritte zurück und zur Seite, nicht ohne Saito noch einmal einen giftigen Blick zugeworfen zu haben. Er würde auf jeden Fall in der Nähe bleiben, um rechtzeitig eingreifen zu können, falls Battousai ihn benötigte.
 

Der Junge wandte sich wieder seinem Gegner zu, nicht überrascht, den ehemalligen Shinsengumi-Anführer immer ncoh in seiner Angriffsstellung verharren zu sehen. Der Rotschopf ging wieder in seine Kampfposition und schaute vorsichtig den Mann vor sich an. Es war gruselig. Seine Haare waren nun kurz und seine Kleidung... na ja, das war keine Überraschung. Die Shinsengumi waren schon während des Bakumatsu so etwas wie eine Polizeiheinheit in Kyoto gewesen. Das war es nicht, was ihn beunruhigte. Im Gegensatz zu Hiko hatte Saito sich verändert und Battousai wusste nicht, ob ihm das gefiel. Dieser Saito hier war sichtlich älter und hatte einige tiefe Falten im Gesicht, eine rauere Stimme – obwohl das vielleicht eher das Resultat von zu vielen Zigaretten als von verstreichender Zeit sein mochte.
 

Er dachte nicht länger darüber nach. Saito schien sich offenbar um solche Dinge nicht zu kümmern, das angriffslustige Flackern in seinen Augen signalisierte Ungeduld. Er war bereit und wollte den Kampf beginnen lassen.
 

Battousai verhärtete sein Gesicht und schottete all seine Gefühle tief in sich ab. Das hier war jetzt nichts mehr als eine Serie von Bewegungen und Vorrausschauungen. Es hatte keine Bedeutung. Und schon wieder begann es in seinen Augen, bernsteinfarben zu glitzern. Er nickte kaum merklich aber Saito hatte auf dieses Zeichen gewartetet und erwiderte es. Seine Lippen verzogen sich zu einem kalten Lächeln. „Fangen wir an.“
 

Und beide waren nur noch verschwommene Bewegungen. Keiner von ihnen war sich sicher, wer als erster zugeschlagen hatte, ihre Angriffe erfolgten fast simultan. Sie trafen aufeinander, aber keiner traf den anderen. Battousai schaffte es mit Leichtigkeit, Saitos Gatotsu zu blockieren, immerhin hatte er den Angriff schon häufig gesehen. Und Saito war ebenfalls Battousais Gegenschlag ausgewichen. Doch beide hielten nicht inne – sofort katapultierte sich Battousai hinter seinen Gegner, um ihn mit einer modifizierten Hiten-Mitsurugi-Technik im Rücken zu treffen. Saito wehrte ab, blockierte den Angriff und schwang sich zur Seite, sein Schwert in einem seitlichen Gatotsu nach vorne schnellend. Der Schlag hätte Battousai getroffen, wenn er sich nicht geduckt hätte und seitlich weggesprungen wäre.
 

Die zweite Angriffsfolge war fließender, nun da sie beide bereits Kontakt mit den Bewegungen ihres Gegners aufgenommen hatten. Der Rotschopf war in der Luft, von oben herabstossend mit einem Ryu Tsui Sen, und Saito musste ausweichen, anstatt zu blockieren. Der Schwung seiner Bewegung gab ihm mehr Kraft um auf Battousai einzuschlagen, der hart den Boden mit seinem Schwert getroffen hatte, doch eher er sich versah, wurde sein Schlag abgewehrt.
 

Die beiden Männer befanden sich nun Zentimeter voneinander entfernt, ihre Katana vor ihren Gesichtern gekreuzt. Ihr Augen leuchteten und sie fühlten sich lebendig wie noch nie. Ihre Kräfte glichen sich aus und beide schwangen sich gleichzeitig rückwärts, um wieder in eine neue Angriffs-Stellung zu gehen.
 

Saitos Augen glitzerten. „So ist es richtig, Battousai,“ sagte er leise, „Diesmal gibst du alles.“

Battousais Gesicht zeigte keinerlei Regung. Wovon redete Saito? War das hier eine Art Spiel für ihn? „Was meinst du, Saito?“ fragte er. „Wie ich bisher gehört habe, sind solche Kämpfe in der Meiji-Zeit nicht mehr üblich.“ Er beäugte die Polizeiuniform seines Gegners. „Und deiner Kleidung nach zu urteilen, ist es nicht dein Job, so was wie hier zu beenden?!“
 

Der Wolf war unbeeindruckt. „Ich WERDE das hier beenden, sobald ich gewonnen habe. Wir kämpfen einfach bis zum Ende.“ Er ging wieder in eine etwas abgeänderte Gatotsu-Position. Battousai hatte sie schon einmal gesehen. Sie war leicht zu blockieren gewesen – warum also sollte Saito so einen harmlosen Angriff wiederholen?
 

Unscharf sah Kenshin Bewegung in seinem Rücken. Mehr Leute waren zu Sano gestoßen.

„Wundervoll,“ knirschte er mit den Zähnen, „ein Publikum.“ Er ignorierte sie und steckte sein Schwert ein.

„Wir sind immer noch gleichstark,“ sagte er. „Selbst jetzt kann keiner ohne weiteres gewinnen. Keiner verlieren. Wofür kämpfen wir dann? Ist es dein Stolz?“
 

Saitos Blick verdunkelte sich. „ICH bin nicht derjenige, der sich verändert hat, Battousai. Aku Soku Zan. Ich bin immer noch ein Wolf aus Mibu und werde es immer sein. Aber du... Verstehst du überhaupt, was in dieser Zeit aus dir geworden ist? Es ist ekelhaft, ein Hitokiri, der nicht tötet. Ein Rurouni, der die Schwachen beschützt, ohne seine wahre Stärke zu zeigen.“
 

Battousai spannte sich an und seine Stimme war tief, als er antwortete. „Jemand, der die Schwachen beschützt?“ Seine glühenden Augen durchbohrten Saito. „Du kennst mich nicht so gut, wie du denkst, Saito Hajime. Lass uns die Sache jetzt zu Ende bringen.“
 

Dieses Mal war Saito als erstes in Bewegung. Die beiden umkreisten sich, schlugen zu, wehrten ab. Zwei Mal war Battousai gezwungen, seine Schwertscheide als Schild zu benutzen. Einmal konnte Saito nicht rechtzeitig ausweichen und empfing eine tiefe Wunde in seiner Seite.
 

Sie umkreisten sich erneut, mehr Blut wurde vergossen. Battousai erlitt einige kleinere Schnitte, aber es wurde langsam deutlich, dass er bei diesem Kampf die Oberhand hatte.
 

Als sie erneut auseinander sprangen, änderte Saito seine Technik. Diesmal hielt er sein Schwert in einer Position, die der Junge noch nie gesehen hatte.
 

„Was tut er?“ überlegte er fieberhaft. „Wie er das Schwert hochhält. Denkt er, er kann mich so treffen?“ Battousai beäugte die Klinge und überlegte, wie er wohl auf diese unbekannte Technik reagieren konnte. Er strich sich etwas Blut von der Stirn, das ihm drohte, in die Augen zu tropfen. Dann war auch er in Position.
 

Erneut sah er im Augenwinkel Bewegungen hinter sich, doch dieses Mal fühlte er, genau während Saito auf ihn zustürmte, eine Ki, die sich ihm von hinten näherte.
 

Sie war da, wie aus dem Nichts. Battousai hatte nicht einmal gehört, was Kaoru gerufen hatte, aber sie sah wütend aus und warf sich schützend direkt vor den Jungen, ihr nutzloses Holzschwert nach vorne gestreckt. „Was zur Hölle tust du da?!“ schrie Battousai.
 

„Halt!“ Rief sie und sie hatte Tränen in den Augen. “Beide, hört sofort auf!”
 

Der Wolf war bereits zu nahe, um rechtzeitig seinen Angriff abbremsen zu können, selbst wenn er es gewollt hätte.
 

Battousai plackte sie an ihrem Gi und schmiss sie zur Seite, aus dem Weg, genau als Saitos Schwert herabstieß und statt Kaoru nun ihn in der Schulter traf. Der Junge packte geschockt nach seiner Wunde. Er sah auf zu dem Shinsengumi-Anführer, aber irgendwas war nicht richtig, denn anstatt von Saito sah er plötzlich einen großen Mann mit grauen Haaren. Einer des Shogunats. Und selbst als seine Sicht sich vernebelte, sah er sie vor sich, wie sie fiel. Tomoe. Also hatte er sie nicht rechtzeitig zur Seite schubsen können. Er wusste, dass er seinen Mund geöffnet hatte. Wusste, dass er irgendwas geschrien hatte, aber all das hatte keinerlei Bedeutung, er sah nur ihren leblosen Körper, der vor ihm in den Schnee stürzte. Er hatte sie getötet.
 

Battousai fiel auf die Knie, unfähig, sie zu berühren. „Sterbe nicht,“ flüsterte er, seine blauen Augen weit aufgerissen und doch nichts sehen, seine Maske der Gleichgültigkeit zerbrochen. Kalter Schweiß strömte über seinen Körper, während er eine zitternde Hand nach ihr ausstreckte. „Bitte.“ Seine Stimme war heiser. „Bitte, sterbe nicht. Nicht jetzt. Nicht noch einmal. Nicht…” Sein Atem stockte. Es war als ob der Schock, dass sie erneut schützend vor ihn gesprungen war, ihn überforderte. Alles um ihn herum wurde schwarz.
 

„Gut,“ dachte er noch. „Ich verdiene den Tod. Da ich dich nicht retten konnte, was für ein Sinn hat da mein Leben?“
 

Das letzte, was er wahrnahm, war der Duft von weißen Pflaumenblüten, getränkt mit dem schweren Geruch von Blut.
 

Einige rote Tropfen verschmutzten den weißen Schnee. Ein weiterer Tropfen fiel.
 

Die Narbe auf seiner Wange blutete.
 

--
 

Huh, ein verwirrendes Ende? Im nächsten Kapitel gibt es mehr ^^

LG



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Carcajou
2008-08-18T18:44:23+00:00 18.08.2008 20:44
*nägel knabbert*
ist ja eigentlich ganz schön fies von dir, gleich zwei solche Kapitel gleichzeitig rauszustellen... ich bewunder dich immer wider für die Mühe, die du dir machst.
Hiko rettet seinen baka- deshi, und Batousai trifft auf den Wol... die beiden waren nicht die einzigen, die diesem treffen entgegen gefiebert haben^^
das Ende ist faszinierend... einerseits reißt Battousais seelische Wunde bezüglich Tomoes wider auf, andererseits schaffte r es diesmal, die Frau in Sicherheit zu bringen, fängt sich den Schlag selbst ein... eine Art Wiedergutmachung, Buße?

LG,
Chantal

Von:  _Momo-chan_
2008-08-18T14:54:26+00:00 18.08.2008 16:54
Ein wenig verwirrend schon. Eine Haluzination? Ich mag Saito nicht -.- *grummel* *saito pieks*
Ich frage mich wie Hiko genau darüber dachte, als er schlussfolgerte, dass er in der andern Zeit nicht mehr am Leben ist....
Hach ist das wieder spannend. Hoffentlich kommt bald die Fortsetzung^^


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