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Pictures of the Past - Irgendwann holt dich deine Vergangenheit ein...

...und dann musst du dich ihr stellen~ ein NaruHina OS
von

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Pictures of the Past

Naruto ging mit gesenktem Kopf durch die Straßen. Es regnete schon seit Stunden in Strömen. Wie lange er nun schon auf den leeren Gassen unterwegs war? Die Nässe drang langsam an seinen zitternden Körper, seine Kleidung klebte an ihm und seine Hände waren von der Kälte schon rot angelaufen. Doch das alles störte ihn nicht. Ihm fiel es nicht einmal auf, denn er konnte nur an eines denken. An die schrecklichen Bilder. Sie drangen immer und immer wieder in seinen Kopf. Umso mehr er sie zu verdrängen versuchte, desto deutlicher wurden sie. Dabei wollte er diese Erinnerungen doch einfach nur vergessen. Sie quälten ihn. Sie ließen ihn zweifeln. Sie ließen ihn zerbrechen.
 

Seit seiner Kindheit hatte er nur Ablehnung erfahren, war verstoßen worden. Gefühle wie Freundschaf, Zuneigung und Liebe waren ihm fremd. Leere Worte, ohne Bedeutung und ohne Sinn. Naruto konnte sich noch genau erinnern wie einsam er sich Tag ein Tag aus gefühlt hatte. In einem kleinen Zimmer im Haus seiner Adoptiveltern, die fast nie zu Hause waren, von seinen Schmerzen nichts mitbekommen haben. Jeder Tag kam ihm unerträglich lange vor, jede traurige Sekunde wie eine endlose Minute, jede endlose Minute wie eine quälende Stunde und jede quälende Stunde wie ein weiterer, trostloser Tag.

Doch dann, als er dachte es gäbe kein Morgen mehr, fand er Freude. Er wurde akzeptiert, lernte endlich die Bedeutung von Anerkennung und Zuneigung. Wie schön waren die letzten drei Jahre gewesen? Naruto hatte sich das erste Mal wie ein Teil eines Ganzen gefühlt, akzeptiert und geliebt. Jeder Tag war wie ein Abenteuer, konnte gar nicht langsam genug vergehen. Der endlose Regen war verschwunden, all die Schmerzen schienen gelindert und all die Trauer vertrieben. Er war glücklich. Das erste Mal in seinem Leben einfach nur glücklich…
 

Naruto blieb stehen. Schon wieder schossen ihm die Bilder in den Kopf. Nein, das hatte er nicht verdient. Wie konnten sie ihm das antun? Sie nannten sich seine Freunde?! Sie würden alles für ihn tun?! Bei ihm sein, wenn es ihm schlecht ging?! Ihn auffangen, wenn er nicht mehr konnte?! Alles Lügen! Lügen, denen er geglaubt hatte. Er hatte ihnen geglaubt, vertraut und sie geliebt….
 

Alles nur Lügen…
 

Er sackte langsam auf den Asphaltboden zusammen, der mit schmutzigen Pfützen überzogen war. Sein Atem wurde unregelmäßig, sein Puls immer schneller und Naruto hatte das Gefühl gleich ersticken zu müssen.

Bilder. Immer wieder diese quälenden Bilder.

Geht weg!

Verschwindet!

Ich will euch nicht sehen!

“Ihr seid doch gar nicht echt…“

Seine Worte waren leise, fast wie ein Flüstern. Doch auch die Tatsache, dass er sie kaum hörbar aussprach, konnte die Wahrheit nicht verdrängen. Diese Bilder waren echt. Sie waren die bittere Realität. Und er würde sie nie wieder aus seinem Gedächtnis löschen können.

Nie wieder…
 

Er würgte.

Panik.

Naruto musste hier weg. Mit schneller Bewegung stand er auf. Keine Sekunde länger würde er es hier aushalten. Er rannte los. Immer wenn er in eine Lacke trat, spritzte ihm Wasser ins Gesicht. Doch er lief unbeirrt weiter, in der Hoffnung die Vergangenheit hinter sich lassen zu können, diesen Tag zu vergessen und ganz alleine neu anzufangen… irgendwo, weit weg von all dem Schmerz, all den Enttäuschungen und all der Demut, die er erfahren musste.
 

~
 

Drei Jahre später…
 

Manchmal fragte sich Naruto wirklich, warum ihn das Leben so strafte. Heute Morgen war der Himmel strahlend blau gewesen. Keine einzige Wolke war zu sehen. Und jetzt?! Es schüttete erbarmungslos und er irrte verloren durch die Stadt. Obwohl man von hier eine schöne Sicht über die Bucht von Tokio hatte, war Naruto nur äußerst selten in Shinagawa. Hier kam ihm alles so teuer und modern vor. Er passte hier einfach nicht hinein. Aber gut. Er musste das Essen in seiner Hand ausliefern. Wenn er nur wüsste wo genau er sich befand?!

Dabei musste er nur noch diese Lieferung machen, dann könnte er endlich nach Hause gehen und seinen wohl verdienten Feierabend genießen.

Aber wie so oft war die ganze Welt gegen ihn.
 

Eine gute Viertelstunde später stand Naruto vor einem Hochhaus. Es sah genauso neu und modern aus, wie all die anderen hier. Er verglich die Adresse mit der auf dem Zettel in seiner Hand.

Ha! Er hatte es endlich gefunden. Hoffentlich war das Essen in der isolierten Styroporbox auch halbwegs warm geblieben. Sonst würde ihm wieder ein Teil seines Lohnes abgezogen werden.

Kopfschüttelnd betrat Naruto das Gebäude. Schon alleine die Eingangshalle war imposant und für Narutos Geschmack viel zu groß. Überall standen hohe, dicke Marmorsäulen, die Wände waren weiß, geziert von Bildern der modernen Kunst. Mit der hatte sich der Uzumaki noch nie anfreunden können. Auf dem Boden lag ein langer, roter Teppich. Na super, dann können sich all diese reichen Schnösel auch noch wie Stars vorkommen. Gut, wenn sie es unbedingt brauchten. Er konnte gut darauf verzichten. Missmutig ging er weiter, bis ans Ende der Halle, an der eine Art Rezeption war.

Gut, jetzt musste er sich erst einmal begutachten lassen, ob er hier auch genehm war. Der Portier sah ihn freundlich an. Es war ein alter Mann, der wohl keinen Verbrecher an seiner Übeltat hätte hindern können.

„Sie wünschen, werter Herr?“, seine Stimme war angenehm und ruhig. Naruto entwich sogar ein Lächeln. Dieser Mann machte hier nur seinen Job, genauso wie er.

„Ähm, ich habe für Wohnung 35 eine Bestellung.“, er hielt die Box mit dem Essen etwas in die Höhe.

„Oh, die liegt im obersten Stock. Die junge Frau ist erst vor zwei Tagen eingezogen. Nehmen Sie einfach den Lift und fahren Sie in den 18. Stock. Dort werden Sie dann alleine weiter finden.“, der alte Mann deutete Richtung Lift.

Naruto lächelte. „Danke sehr.“

Und schon machte er sich auf den Weg nach oben. 18. Stockwerke, ungefähr 35 Wohnungen, das würde bedeuten nur zwei pro Stockwerk. Verdammt, hier musste wirklich alles total groß sein. Naruto betrat den Aufzug und nur wenige Augenblicke später befand er sich auch schon im letzten Stock.

Ein Blick nach links. Tür Nummer 36.

Ein Blick nach rechts. Tür Nummer 35.

Geht doch.

Zufrieden ging er auf die Wohnung zu. Die Tür war aus dunklem Holz. Naruto wunderte es weniger, das in diesem Viertel viele Einwanderer aus Europa und Amerika lebten. Hier sah kaum noch etwas japanisch aus.

Er läutete.

Nur noch wenige Minuten trennten ihn von seinem Feierabend. Er konnte es kaum noch erwarten. Nach wenigen Sekunden hörte er hektische Schritte, dann wurde die Tür geöffnet.

„Tut mir leid, dass Sie warten mussten.“, eine junge Frau stand leicht außer Atem vor ihm.

„Schon o-okay.“, stotterte Naruto leise. Warum zum Teufel verlor er gerade seine Sprache? Auch egal. Die Frau hielt sich ihr linkes Handgelenk und ihr Gesicht machte einen schmerzverzerrten Eindruck.

„Alles in Ordnung?“, fragte der Blonde leicht besorgt nach. Sie wirkte irgendwie erschöpft.

Ein leichter Rotschimmer legte sich auf die Wangen der Frau und sie nickte nur. Naruto sah sie etwas genauer an.

Sie hatte lange, dunkle Haare, die ihr freundliches Gesicht umspielten. Ihre helle, rosige Haut wirkte so rein, fast wie Porzellan. Einzig und alleine ihr Mund war etwas dunkler. Naruto merkte, dass sie nervös auf der Unterlippe kaute und musste lächeln.

Erst jetzt viel Naruto auf, dass er von seinem Gegenüber gemustert wurde. Ihr Blick haftete auf seiner Brust. Er war irritiert. Was war dort so interessant?

Der Blonde sah an sich herab. Die dämliche, rote Uniform hasste er, vielleicht machte sie sich lustig darüber? Klar, er war pitschnasse, er bot ihr sicher einen amüsanten Anblick. Ansonsten konnte er nichts Auffälliges erkennen, außer seinem Namensschild, N. Uzumaki. Es grenzte schon fast an ein Wunder, dass er es heute ausnahmsweise nicht vergessen hatte.

„D-du heißt nicht zu-zufällig Na-Naruto, oder?“, jetzt sahen sie sich wieder an.

Er weitete überrascht seine Augen.

„Doch, so heiße ich. Naruto Uzumaki.“, pflichtete er ihr bei. Woher kannte sie seinen Namen?

„Naruto…“, hörte er ein leises Flüstern.

„Kennen wir uns?“, jetzt war der Uzumaki wirklich überrascht. Diese Frau schien ihn zu kennen. Aber woher? Er musterte sie noch einmal genau. Dieses Gesicht kam ihm tatsächlich etwas bekannt vor. Aber gerade eben konnte er es niemanden zuordnen. Vielleicht hatte er ihr nur schon einmal das Essen gebracht. Und sie kannte ihn daher? Nein, er verriet doch nie seinen Namen. Der interessierte eigentlich niemanden. Dann blickte er ihr in die Augen, die ihn immer noch überrascht ansahen. Sie waren hell. Äußerst hell. So helle Augen hatte er erst einmal gesehen und das war bei…

„Hinata?“, fragte er leicht unsicher nach.

Sie nickte.

Jetzt weiteten sich auch Narutos Augen überrascht. Das vor ihm war tatsächlich Hinata?! Was war nur aus dem kleinen, zierlichen Mädchen geworden? Kein Wunder, dass er sie nicht gleich erkannt hatte. Sie war jetzt um einiges größer und sie wirkte so viel weiblicher. Narutos Blick wanderte einmal von oben noch unten, blieb kurz an ihrer Brust hängen.

Dann wurde er Rot. Ja, sie war definitiv älter geworden. Er schüttelte den Kopf, verdrängte seine Gedanken wieder.

„Ähm…aber…du…deine Haare?“, fragte er verwundert. Sie waren früher kurz gewesen. Sehr kurz sogar. Und jetzt waren sie so lange und seidig und glänzend….

„Die si-sind gewachsen.“, meinte sie leise.

Dämliche Frage, dämliche Antwort.

Naruto grinste.

Wenige Augenblicke sahen sie sich an, schienen nicht so recht zu realisieren, wer da vor ihnen stand. Doch dann fiel Narutos Blick auf das Essen in seiner Hand.

„Äh, hier. Eine Frühlingsrolle, einmal knusprige Ente, eine Portion Reis und einmal Hummerchips.“, er öffnete die Styroporbox und reichte ihr dann eine Schachtel.

„Oh, ja, genau. Danke.“, leicht verwirrt nahm sie das Essen an sich. Augenblicklich verzog sich ihr Gesicht. Es sah fast so aus, als hätte sie Schmerzen. Schnell nahm sie das Essen in die andere Hand und lächelte dann gequält.

„Was ist mit deiner Hand?“, er sah sie fragend an. Also hatte er sich doch nicht geirrt.

„Naja, ich hatte einen kleinen Unfall.“, meinte sie verlegen und lächelte schief.

„Unfall?“, er schenkte ihr einen fragenden Blick.

„Ich bin erst beim Einziehen. Ich und die Deckenbeleuchtung hatten eben eine kleine Meinungsverschiedenheit. Ich bin von der Leiter gefallen.“, jetzt färbten sich ihre Wangen erneut in einem dezenten Rosa.

Naruto lächelte. Sie war schon immer leicht ungeschickt gewesen.

„Ich würde dir gerne helfen. Aber ich fürchte, dass ich dann alles klitschnass machen würde.“, er sah an sich herab. Es war ja schon fast ein Wunder, dass sich um ihn herum noch keine Pfütze gebildet hatte.

Erst jetzt schien Hinata dieses doch offensichtliche Detail zu bemerken.

„Oh. Wenn du eine Minute wartest, such ich dir ein Handtuch.“

Naruto überlegte kurz und nickte dann dankbar.

„Gerne, dafür helfe ich dir mit deiner Deckenbeleuchtung.“, bot er an. Hinata schenkte ihm ein schüchternes Lächeln und deutete ihm dann herein zu kommen.

„Mach dir Tür zu, ich bin gleich wieder bei dir.“, und schon war sie mit schnellen Schritten verschwunden. Naruto nutze die Gelegenheit und sah sich um.

Er stand wohl in einer Art Vorraum. Rechts und links von ihm reichten kleine Gänge weg, an deren Ende jeweils zwei Türen waren. An der Decke baumelte eine lose Glühbirne, so kam doch etwas Licht in den fensterlosen Raum. Der Boden war aus hellem Parkett und die Wände in einem hellen Beigeton gestrichen. Überall standen Kartons, die noch verschlossen waren, und noch wirkte der Vorraum etwas kalt und leer.

Naruto zog sich die Schuhe aus und ging dann ein paar Schritte nach vorne. Schon stand er mitten im Wohnzimmer. Er staunte nicht schlecht. Die Front vor ihm war komplett verglast. Und ihm bot sich ein herrlicher Blick über die Bucht von Tokio. Wow. Nette Aussicht, das musste er schon anerkennen.

Auch hier war der Boden komplett aus Holz. Doch immer wieder wurde er von flauschigen, weinroten und beigen Teppichen geziert. So wirkte alles gleich viel wärmer.

In der Mitte des Raumes standen eine schwarze Couch und ein kleiner Glastisch. Auch die restlichen Möbelstücke waren schwarz. Das große Bücherregal, das bis an die Decke reichte, die Glasvitrine, in der noch nichts stand, die lange Kommode, die sich über die linke Wand erstreckte, und der große Schreibtisch, dessen Arbeitsfläche ebenfalls aus Glas war. Er stand direkt an der Glasfront, so hatte sie genügend Licht zum Arbeiten.

An der rechten Wand waren zwei Türen. Wo die wohl hinführten? Hinter der Tür an der linken Wand, war definitiv die Küche, das konnte Naruto von hier aus sehen.

Überall standen Kartons und noch wirkte alles etwas leer und sehr chaotisch.

„Hier.“

Naruto zuckte zusammen. Hinter ihm war Hinata aufgetaucht. Sie hielt ihm ein Handtuch entgegen.

„Danke.“, meinte er freundlich und nahm den Gegenstand an sich.

Langsam öffnete er sich den Zippverschluss seiner Uniform. Das weiße T-Shirt darunter klebte an ihm. Naruto entwich ein Seufzen. Er begann sich Gesicht, Hals und Haare zu trocknen, so gut er eben konnte. Doch seine nasse Jeans und seine nasse Jacke würde er wohl kaum trocken bekommen.

„Gib mir deine Jacke. Dann hänge ich sie über die Heizung.“, bot ihm Hinata an. Naruto nickte dankbar.

„Du bist meine Rettung. Ich glaube sonst wäre ich morgen krank im Bett gelegen. Und das am Wochenende.“, diese Vorstellung gefiel ihm gar nicht. Zum Glück war seine Hose nur am unteren Ende nasse geworden, so würde er wenigstens nicht alles feucht machen.

„Also gut. Wo liegt das Problem?“, er schenkte ihr ein freundliches Lächeln.

Irgendwie war es komisch, sie nach drei Jahren wieder zu sehen. Doch er freute sich, keine Frage. Er musste sich eingestehen, dass er komplett auf sie vergessen hatte. Genauso wie all die anderen, hatte er sie seit jenem Tag nicht mehr gesehen.

Bilder. Schon wieder kamen ihm diese Bilder in den Kopf.

Innige Blicke.

Gierige Hände.

Heiße Küsse.

Nein! Er durfte nicht schon wieder daran denken. Er war darüber hinweg! Einfach an etwas anderes denken Naruto. Redete er sich selbst immer wieder zu.

„Wir müssen ins Schlafzimmer.“, und schon ging Hinata voraus, direkt auf die vordere der beiden Türen auf der rechten Seite zu. Naruto schüttelte noch einmal seinen Kopf und folgte ihr dann. Einfach verdrängen, so wie er es die letzten Jahre über auch getan hatte.
 

Hinatas Schlafzimmer war bei weitem nicht so groß wie das Wohnzimmer, dennoch hatten ein großes Bett und ein imposanter Kleiderschrank darin Platz. Dieser Raum war in Blautönen gehalten, das gefiel Naruto. Und obwohl die vordere Front hier keinesfalls ganz aus Glas war, sorgte das längliche Fenster für genügend Licht. Erst jetzt sah Naruto, dass dahinter wohl ein Balkon war.

„Du hast einen Balkon?“, fragte er neidisch. Was würde er nur für so einen Luxus geben.

„Hai.“, nuschelte sie verlegen.

„Nicht schlecht.“, musste Naruto anerkennen. Man merkte, dass hier noch alles neu und unbenutzt war. „Also, was kann ich für dich tun?“, fragte er noch einmal nach.

„Da oben die große Lampe. Ich habe es nicht geschafft den Lampenschirm aus Reispapier zu entfernen. Also konnte ich noch keine Glühbirne befestigen. Die Leiter ist dort hinten.“, und schon ging Hinata zu ihrem Kleiderschrank, an dem die Leiter lehnte. Doch Naruto kam ihr zuvor.

„Nicht doch. Sonst tust du dir nur wieder weh. Ich mach das schon.“, er grinste sie leicht fies an. Er wollte wirklich nicht, dass sie sich noch einmal verletzte.
 

Geschickt wie er war, hatte er nur wenige Minuten später den Lampenschirm demontiert, die Glühbirne befestigt und die Abdeckung wieder montiert.

„So, schau mal ob es geht.“, meinte Naruto und schon betätigte Hinata den Lichtschalter. Der Raum erhellte sich.

„Perfekt. Danke, Naruto.“, sie lächelte. Sehr schön, endlich hatte sie hier im Schlafzimmer mehr Licht, als es die kleine Lampe auf ihrem Nachttisch bot.

„Immer wieder gerne. Kann ich sonst noch etwas für dich tun? Wenn ich schon einmal hier bin.“, er bot gerne seine Hilfe an. Zu Hause wartete so und so nur eine leere Wohnung. Warum also nicht noch etwas länger ihre Gesellschaft genießen.

„Wenn du mich so fragst…“
 

Und eine gute Stunde später hatte Naruto auch noch die restlichen Lampen in Gang gebracht. Jetzt wurde auch die lose Glühbirne im Vorzimmer von einem schönen, bunten Lampenschirm geziert. Sah doch gleich viel wohnlicher aus.

„So, ich glaube jetzt ist dein Essen wirklich kalt.“, stellte er grinsend fest.

„Oh, ich hab vergessen dir das Geld zu geben.“, meinte sie und schon kramte sie in ihrer Tasche nach ein paar Yen-Scheinen. „Hier, der Rest ist für dich.“, sie schenkte ihm ein Lächeln. Eigentlich war es in Tokio nicht üblich Trinkgeld zu geben, aber wenn er ihr schon einmal geholfen hatte, musste sie ihn auch entlohnen.

„Das ist wirklich lieb Hinata, aber nicht nötig.“, er wollte ihr das restliche Geld schon wieder geben, doch Hinata schüttelte den Kopf.

„Nein, bitte. Sonst fühle ich mich schlecht. Nimm es einfach.“, und seltsamerweise schwang etwas Entschlossenheit in ihrer Stimme mit.

„Gut, dann sag ich Danke.“, er steckte das Geld in seine Hosentasche. Zum Glück war seine Jeans mittlerweile wieder trocken.

„Hm, ich wärme mir gleich das Essen. Möchtest du auch etwas?“, bot sie ihm an. Wenn sie sich schon zufällig über den Weg liefen, konnten sie ruhig auch etwas Zeit zusammen verbringen.

„Gerne.“, bei Essen konnte er doch nicht Nein sagen. Und so saßen die beiden wenige Minuten später auf dem Boden im Wohnzimmer und aßen das chinesische Essen, das Naruto vorher geliefert hatte.

„Also du arbeitest jetzt als Lieferant?“, fragte Hinata neugierig.

Naruto seufzte.

„Ja, tu ich. Ich weiß, ist nichts Besonderes. Aber die zahlen gar nicht mal so schlecht. Und ich kann essen so viel ich will.“, das alleine war schon ein großer Bonus.

„Ach was, nichts Besonderes. Arbeit ist Arbeit.“, meinte Hinata lächelnd. Sie kannte das von Naruto schon. Auch früher hatte er sich selbst öfter schlecht gemacht.

„Und was machst du jetzt? Ich meine, wenn du dir so eine Wohnung leisten kannst, musst du doch eine Menge Geld verdienen.“, er nahm ein Hummerchip in den Mund und sah sie fragend an.

„Naja, mein Leben hier finanziert immer noch mein Vater. Davon kann ich ihn nicht abbringen. Aber ich schreibe und illustriere Kinderbücher. Mittlerweile habe ich sogar schon eine eigene Reihe. Seit einem Jahr erscheint alle zwei Monate eine neue Kurzgeschichte.“, man konnte sehen, dass sie stolz auf ihre Arbeit war.

„Das klingt toll. Ich glaube, ich muss mir diese Bücher einmal kaufen.“, meinte Naruto grinsend.

„Ich kann dir auch eine Ausgabe schenken.“, fügte Hinata noch hinzu.

„Nein, ich kaufe sie mir. Dann fördere ich deine Werke.“, meinte der Blonde entschlossen und entlockte Hinata dadurch ein leises Lächeln.

Dann war es still. Sie aßen, sahen sich an, blickten auf das Lichtermeer in der Bucht von Tokio und versuchten die drückende Stile zu verdrängen.

„Naruto…“, fing Hinata leise an.

Er ahnte schon was jetzt kommen würde. Irgendwann musste das Thema darauf zu sprechen kommen. Es war klar.

„Hm?“, machte er nur leise und wartete dann auf eine konkrete Frage.

„Warum hast du dich bei keinem von uns gemeldet? Drei Jahre ist eine lange Zeit. Ich meine, wir waren doch alle Freu….“, doch Naruto schnitt ihr das Wort ab.

„Nein, waren wir nicht. Ihr vielleicht. Aber nein, ich gehörte einfach nicht zu euch.“, seine Worte klangen wohl schärfer als er wollte. Hinata konnte nichts dafür. Sie hatte mit all dem nichts zu tun. Oder etwa doch?

„Tut mir leid. Ich…“, doch was wollte sie eigentlich sagen? „Haben wir dir etwas getan, dass dich gekränkt hat?“, obwohl sie sich nicht sicher war, ob es klug war diese Frage zu stellen, wollte sie endlich eine Antwort. So lange hatte sie sich gequält, gefragt, was sie nur falsch gemacht hatte. Ob sein Verhalten zum Teil auch ihre Schuld war.

Naruto seufze resigniert.

„Nein, mit dir hatte es nichts zu tun.“, meinte er dann entschlossen. Hinata sollte nicht denken, dass es ihre Schuld war. Dennoch, ihre Frage verwunderte ihn etwas.

„Haben Sasuke und Sakura nie etwas gesagt?“, eigentlich wollte er diese beiden Namen nie wieder aussprechen, diese beiden Personen einfach aus seinem Gedächtnis löschen. Dennoch, jetzt wollte er eine Antwort.

Hinata schwieg kurz, ehe sie antwortete: „Du meinst das, was du gesehen hast? Ja, davon haben sie erzählt.“, ihr Blick richtete sich jetzt zu Boden. Es war eine dumme Idee, das alles anzusprechen. Am liebsten würde sie die Zeit zurückdrehen.

Naruto schnaufte verächtlich. „Den zweiten Teil haben sie wohl ausgelassen.“, meinte er und ein Hauch von Wut schwang in seiner Stimme mit.

„Was für einen zweiten Teil?“, jetzt wurde Hinata neugierig. Gab es etwas, dass die beiden verschwiegen haben?

„Ist nicht so wichtig. Lass uns über etwas anderes reden.“, er versuchte zu lächeln, auch wenn es ihm nicht so recht gelingen wollte. „Wie geht es den anderen?“, ja, über die anderen konnten sie ruhig reden.

„Hm, so weit ganz gut. Wir treffen uns meistens einmal im Monat. Ino und Sai sind immer noch zusammen. Er arbeitet bei der Polizei, sie in einer kleinen Modeboutique, Neji und Tenten haben vor einem halben Jahr einen Sohn bekommen. Ich bin Patentente.“, Hinata war sichtlich stolz darauf, „Er ist so lieb. Ich könnte den Kleinen rund um die Uhr knuddeln. Kiba und Shino haben zusammen so ein Geschäft aufgemacht und machen irgendwas mit Computern und EDV. Ich kenn mich da nicht so aus. Und Shikamaru hat vor einem Jahr geheiratet. Du kennst sie glaube ich nicht, Temari. Sie war ein Jahrgang über uns. Sie haben sich durch Zufall wieder getroffen. Ja, das war die Kurzfassung.“, sie lächelte.

Naruto erwiderte diese Geste. Das war also aus den anderen geworden. Sie waren an der Oberschule wie eine kleine Clique gewesen. Unzertrennlich. Zumindest bis an dem Tag, an dem sie ihre Abschlussfeier hatten.

Bilder. Schon wieder diese quälenden Bilder.

Was wohl aus ihnen geworden ist? Sollte er nachfragen? Ob sie nun ein Paar waren?

„Und…was ist…ich meine…wie geht es den beiden?“, diese Frage kostete ihn eine Menge Überwindung.

„Hm, sie sind immer noch zusammen. Es geht ihnen gut. Sakura ist Kindergartentante geworden, Sasuke arbeitet in der Firma seines Vaters.“, es war besser die Antwort kurz zu halten.

„Na dann.“, kam es nur knapp von Naruto zurück.

Doch ihm tat seine abschätzende Antwort gleich wieder leid. Hinata konnte nichts dafür. Nicht sie. Es war unfair von ihm.

„Tut mir leid, ich wollte nicht so gemein klingen.“, er lächelte sie an. Alle hatten etwas aus sich gemacht. Nur er hatte sich irgendwie kein Bisschen verändert. Sein Job war mit Abstand der lausigste von allen. Vielleicht war es gut, dass er den Kontakt zu allen abgebrochen hatte. So kam er sich wenigstens nicht ganz so schäbig vor.

Naruto stocherte mit seinen Stäbchen im Essen.

„Was hast du?“, wie immer merkte Hinata es sofort, wenn etwas mit ihm nicht stimmte.

„Nicht so wichtig.“, meinte er leise.

Und dann brach wieder Stille aus. Schweigend aßen sie auf und Naruto half der Hyuuga noch beim Zusammenräumen.

„Danke für das Essen.“, der Zeitpunkt des Abschiedes rückte wohl immer näher.

„Danke für die Hilfe.“, meinte Hinata lächelnd. „Es war schön, dich wieder zu sehen.“, Naruto wusste vielleicht gar nicht, wie schön es für sie war.

Er lächelte.

„Ja, ich fand es auch schön, dich wieder zu sehen.“, und irgendwie machte es ihn traurig, dass er sich wohl gleich verabschieden musste. Aber noch standen sie in der Küche, versuchten sich nicht in die Augen zu sehen und schienen beide schwer beschäftigt mit nichts zu sein.

„Hm, musst du morgen arbeiten?“, eine bessere Frage war Hinata nicht eingefallen.

„Nein, dieses Wochenende habe ich frei.“, Naruto grinste breit.

„Das freut mich für dich. Ich werde endlich versuchen hier alles in Ordnung zu bringen.“, es klang eher gequält als erfreut.

„Hm, kann ich dir dabei vielleicht helfen? Ich mein, ich hab wie gesagt frei und nichts weiter vor. Also wenn du willst…“, seine Stimme klang plötzlich etwas unsicher. Er hoffte wirklich, dass sie sein Angebot annahm.

Hinata lächelte augenblicklich.

„Also ich will dich nicht von deiner Freizeit abbringen, aber ich würde mich freuen.“, gestand sie.

„Dann komm ich morgen einfach wieder hier her. So gegen Elf? Passt dir das?“, dann konnte er wenigstens etwas ausschlafen.

„Passt perfekt.“, er hätte auch Fünf Uhr in der Früh sagen können, für sie wäre es immer noch perfekt gewesen.

„Ist gut, dann werde ich dich jetzt mal wieder alleine lassen.“, er verließ die Küche und ging Richtung Tür. Hinata brachte ihm noch seine trockene Jacke. Mittlerweile hatte es sichtlich auch zu regnen aufgehört.

„Dann sehen wir uns wohl morgen.“, meinte Hinata leicht schüchtern.

„Ich freu mich schon.“, er winkte ihr noch einmal zu, nahm dann seine dämliche Tragetasche und öffnete die Tür. „Schlaf gut, Hinata.“

Und schon war er beim Lift, trat hinein und die Hyuuga war aus seinem Blickfeld verschwunden.
 

Hinata blieb noch einen Moment in der Tür stehen. Sie konnte es immer noch nicht so recht fassen. Das war tatsächlich Naruto gewesen. Über drei Jahre hatte sie ihn schon nicht mehr gesehen. Und sein Anblick hatte immer noch dieselbe Wirkung auf sie. Konnte es sein, dass sie ihn immer noch genauso liebte wie damals auch? Nein. Das war unmöglich. So lange waren sie getrennt gewesen. So lange hätte ihre Liebe doch unmöglich halten können.

Mit einem resignierten Seufzen schloss Hinata dann doch die Tür und sackte erschöpft zu Boden. Sich nicht komplett gehen zu lassen war ihr ganz schön schwer gefallen. Doch sie hatte sich Mühe gegeben, dass sie vor Naruto nicht mehr ganz so schwach und schüchtern wirkte wie früher. Ja, sie hatte sich verändert, daran bestand kein Zweifel. Doch wenn es um den Blonden ging, dann war alles anders. Ihr Herz hatte so schnell geschlagen, ihr Atem war unregelmäßig gewesen und als Hinata das Handtuch geholt hatte, musste sie wirklich schwer mit ihrer Verfassung kämpfen.

„Naruto-kun.“, flüsterte sie leise, ehe sie einfach ihre Augen schloss und all die schönen Momente mit ihm noch einmal Revue passieren ließ.
 

Also Naruto zu Hause in seinem Bett war, musste er über Hinata nachdenken. Sie hatte sich wirklich verändert. Er fand sie damals schon süß, aber jetzt? Die langen Haare standen ihr wirklich ausgezeichnet und ihr ganzer Körper war einfach reifer geworden. Selbst ihre Art hatte sich verändert. Hinata wirklich bei weitem nicht mehr so schüchtern wie früher. Sie ging etwas mehr aus sich heraus. Und das gefiel Naruto.

Dennoch, es war komisch gewesen, sie nach drei Jahren wieder zu sehen. Und in Naruto stieg das schlechte Gewissen auf.

Klar, Sasuke und Sakura hatten ihm wehgetan, sehr weh sogar, aber die anderen? Er hatte einfach alle verlassen, sich selbst wieder zum Einzelgänger erklärt, obwohl die anderen doch nichts dafür konnten. Etwas bereute er seine Entscheidung jetzt schon. Doch damals war es ihm so einfacher und richtiger vorkommen. So hatte er die Erlebnisse wenigstens zum größten Teil verwunden.

Doch in manchen Nächten kamen ihm die Bilder dennoch in den Kopf. Immer und immer wieder. Ganz los war er sie nie geworden. Doch die letzten Wochen und Monate hatte er kaum noch daran gedacht. Aber heute? Hinata war nun einmal Teil seiner Vergangenheit, Teil dieser Vergangenheit, die er einfach nur vergessen wollte.

Doch tief in ihm erwachten Gefühle, die ihn immer weiter in Hinatas Richtung drängten. Er wollte sie wieder sehen, sich noch einmal geboren fühlen. Nur einen einzigen Tag könnte er doch alles so sein lassen wie früher. Nur noch einmal. Nur, um wieder zu wissen, wie es war.

Und dann würde er sein Leben so weiter leben, wie bisher, ohne die anderen, ohne Zuneigung, ohne wirkliche Freunde. Alleine. Aber sicher.
 

Pünktlich wie abgemacht stand Naruto am nächsten Tag um Elf Uhr vor dem großen Wohnhaus. Wie schon am Tag zuvor wurde er von dem alten Portier begrüßt. Der Blonde winkte ihm freundlich zu und meinte beim Vorbeigehen: „Guten Morgen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.“

Der Mann schien sich zu freuen, denn ein zufriedenes Lächeln zierte seine Lippen, als Naruto in den Aufzug einstieg.

Kaum eine Minute später stand er schon vor Hinatas Tür. Er klingelte.

Und schon waren Fußschritte zu hören. Naruto grinste breit. Die Tür wurde geöffnet und eine lächelnde Hinata sah ihn an.

„Guten Morgen, Naruto. Komm rein.“

Das ließ er sich nicht zweimal sagen.

„Dir auch einen guten Morgen, Hinata.“, und schon schob er sich an ihr vorbei in die Wohnung. Bei Tageslicht sah sie noch etwas verlassener und leerer aus als bei Nacht. „Hier müssen wir dringend etwas Leben rein bringen.“, stellte der Blonde fest. Aus einem unerklärlichen Grund hatte er sich auf heute gefreut und jetzt war er voller Tatendrang.

„Da bin ich ganz deiner Meinung.“

Und schon machten sie sich an die Arbeit. Hinata übernahm das Einräumen von Gewand, Geschirr und Büchern, Naruto montierte und installierte ihr sämtliche elektronischen Geräte. Drei Stunden später hatte Hinata einen funktionierenden Fernseher, einen DVD-Player, eine CD-Anlage, drei digitale Uhren, eine Mikrowelle und einen Laptop mehr. Sie selbst war aber auch ganz schön fleißig gewesen. Immerhin hatte sie es geschafft ganze vier von sechs Kisten leer zu machen.

Erschöpft saßen die beiden nun auf dem Sofa im Wohnzimmer.

„Puh, das war vielleicht Arbeit.“, meinte die Hyuuga erschöpft.

„Mein Teil war zum Glück ja nicht so anstrengend.“, Naruto grinste breit. Ja, auf dem Sofa zu sitzen und auf ein paar Knöpfe zu drücken war nun wirklich nicht energieraubend gewesen.

Er sah sich skeptisch um. Es sah schon etwas voller aus, dennoch, es fehlte Hinatas Persönlichkeit.

„Ich glaube wir müssen Einkaufen gehen.“, stellte er ruhig fest.

„Einkaufen?“, sie sah ihn fragend an.

„Hier ist alles so modern und neue. So penibel. Nicht, dass es mir nicht gefällt, ganz im Gegenteil. Aber abgesehen von den drei Teppichen hier am Boden, fehlt hier noch etwas Persönlichkeit. Meinst du nicht?“, er war kritisch, aber ehrlich.

„Du hast ja Recht. Und die Teppiche gefallen mir auch nicht wirklich. Vielleicht sollten wir wirklich Einkaufen gehen.“, stimmte sie Naruto zu.

„Na dann mal los. Unterwegs lade ich dich auf eine Portion Ramen ein. Ich verhungere gleich.“, und schon war der Blondschopf auf den Beinen.

„Hört sich gut an.“, Hinata lächelte.

Und schon machten sie sich auf den Weg. Nach einem kleinen Zwischenstopp bei einer Imbissbude, in der es laut Naruto köstliche Nudelsuppen gab, standen die beiden schon in einem großen Einrichtungshaus.
 

„Gut, wir haben den Einkaufswagen, du hast deine Kreditkarte, ich würde sagen wir können loslegen.“, Naruto schien sich zu freuen. Er hatte schon fast ein Glänzen in den Augen.

„Machst du sowas gerne?“, Hinata war dieses Leuchten keinesfalls entgangen.

„Einrichten?“

Die Hyuuga nickte nur.

„Und wie. Meine Wohnung ist eigentlich sehr klein. Ich musste mir ganz schön was einfallen lassen, um Platz zu sparen und es mir dort gemütlich zu machen. Mit der Zeit wird man ganz schön kreativ. Aber bei einer Wohnung wie deiner macht das alles gleich viel mehr Spaß.“, Naruto wollte es nicht aussprechen, aber ihm fehlte doch das nötige Kleingeld, um sich das leisten zu können, was ihm gefallen würde.

„Na dann ernenne ich dich zu meinem persönlichen Innenarchitekten.“, und schon ging Hinata ein paar Schritte voraus.

Naruto blieb stehen. Sah sie überrascht an.

„Echt jetzt? Ich darf dir alles einreden, was ich für gut heiße?“, jetzt leuchteten seine Augen wirklich.

„Alles.“, pflichtete ihm Hinata bei und nickte lächelnd. Wenn es Naruto glücklich machen würde, dann war es das wert.

„Okay, dann fangen wir mit den großen Sachen an. Teppiche, Vorhänge, Pölster und Überzüge. Deine Wände sind hauptsächlich weiß oder in einem hellen Beigeton gestrichen, also sollten wir Farben nehmen, die dazu passen. Welche Farben hast du dann am liebsten?“, Naruto schaute sich schon suchend nach den passenden Abteilungen um.

„I-ich…“, die Frage kam zu schnell. „Also ich mag lila, blau, weinrot, olivgrün, beige, schwarz, weiß….“

„Okay, das ist viel zu viel.“, Naruto unterbrach sie und lächelte. Dann dachte er kurz nach. „Wir könnten jeden Raum in einer anderen Farbe gestalten. Du hast überall helle Wände und Parkettboden. Außer in der Küche, die mit weißen Fliesen ausgelegt ist. Stimmt das?“, er sah sie fragend an.

„Naja, und im Badezimmer habe ich auch weiße Fliesen.“

„Oh, das habe ich noch gar nicht gesehen. Gut, dann machen wir es so….“, und bevor Naruto weitersprach, legte er sich im Kopf noch ein passendes Konzept zurecht. „Ich würde den Vorraum in warmen Tönen halten. Vielleicht weinrot und etwas dezentes Orange. Immerhin sind deine Wände ja leicht gelblich. Das wäre sicher eine schöne Kombination. Dein Schlafzimmer ist in einem ganz dezenten Hellblau ausgemalt, dort könnten wir noch ein paar lila und violette Akzente setzen. Die Küche würde ich in schwarz, weiß halten. Das lässt sich leicht putzen und sieht klassisch aus. Das Badezimmer, da suchst du dir einfach eine Farbe aus. Und das große Wohnzimmer.“, Naruto legte seine Stirn kurz in Falten, meinte dann aber überzeugt: „Olivgrün, schwarz und weiß. Nur wenig weiß, aber dennoch zum auflockern. Aber Olivgrün ist eine bequeme Farbe. Das stell ich mir gemütlich vor.“, er nickte zufrieden und sah dann zu Hinata. Ob sie seine Ideen gut finden würde?

Die Hyuuga war etwas überrascht. Er hatte sich in kürzester Zeit ein sehr gutes Konzept überlegt.

„Das hört sich gut an. Vielleicht noch ein paar weinrote Sachen im Wohnzimmer zusätzlich, damit es etwas wärmer wirkt, aber ansonsten gefällt mir das alles sehr gut.“, sie schenkte ihm ein liebliches Lächeln.

Er antwortete anfangs gar nicht, sah sie einfach nur an.

Wann war Hinata nur so hübsch geworden? Ihr Lächeln war wirklich total niedlich. Und der leichte Rotschimmer auf ihren Wangen machte ihr Gesicht noch freundlicher und wärmer. Narutos Herz schlug etwas schneller und ihm fiel gar nicht auf, dass er sie so innig ansah. Erst als sie ihren Kopf peinlich berührt wegdrehte, erwachte Naruto wieder aus seiner Trance.

„Ähm, gut. Das…ist eine gute Idee.“, obwohl er sich gerade gar nicht mehr so sicher war, was sie überhaupt gesagt hatte. Aber egal. „Und welche Farbe möchtest du in dein Badezimmer?“, er versuchte nicht weiter auf den Moment von eben einzugehen.

„Hm, wie wäre es mit Rosa? Ich weiß, es ist kitschig, aber ich mag es.“, sagte sie leise.

„Ach was, wenn es dir gefällt, dann sollst du es auch bekommen. Dann legen wir einmal los.“
 

Und schon schoben sie ihren Einkaufswagen durch die verschiedenen Abteilungen. Egal ob Teppiche, Pölster, Bettwäsche, transparente Vorhänge, Vasen, Kerzenständer, Lampen, Schüsseln , Handtücher oder Tischtücher, zwei Stunden später standen die beiden mit zwei voll gefüllten Einkaufwägen vor der Kassa.

„Bist du dir sicher, dass das nicht zu teuer wird?“, jetzt hatte Naruto ein schlechtes Gewissen. Das alles würde doch eine Menge Geld kosten.

„Nein, das geht schon klar. Mach dir darüber mal keine Gedanken.“, sie lächelte ihn besänftigend an.

Naruto wusste, dass Hinatas Familie eine Menge Geld besaß, dennoch, das Mädchen war noch nie verschwenderisch gewesen.

„Dann ist es ja gut.“, er lächelte zurück. „Dann müssen wir das alles nur noch zu dir nach Hause tragen.“

Und das stellte sich als wesentlich schwerer heraus, als es klang. Denn unterwegs mussten sie mindestens viermal Halt machen, weil Naruto mit den Teppichen auf seiner Schulter das Gleichgewicht verlor oder weil Hinata die Finger schon wehtaten.

„Das ist eindeutig viel zu anstrengend. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich das alleine jemals geschafft hätte.“, stellte Hinata leicht außer Atem fest, als sie endlich im Aufzug standen.

„Mir macht es großen Spaß dir zu helfen.“, das meinte Naruto wirklich ernst. Es war eine nette Abwechslung zu seinem sonst so eintönigen Alltag. Und er genoss Hinatas Gesellschaft von Minute zu Minute mehr. Er dachte nicht einmal mehr an die anderen, an das, was sie zusammen schon durch gemacht hatten. Gerade eben zählte nur das Hier und Jetzt.

„Wir sind da.“, meinte die Hyuuga und schenkte Naruto erneut ein liebliches Lächeln.
 

Dann erst fing die wirkliche Arbeit an. Bis alle Teppiche richtig lagen, alle neuen Gläser einsortiert waren, die Pölster den passenden Überzug hatten und alle Lampen, Schüsseln und Vasen am richtigen Platz standen, vergingen doch wieder drei Stunden. Doch dann konnte sich das Ergebnis wirklich sehen lassen.

„Gefällt es dir?“, fragte Naruto, der mit ihnen sehr zufrieden war.

„Und wie. Es ist toll. Gleich viel persönlicher.“, und obwohl vereinzelt immer noch volle Kartons standen und einige Regale noch leer waren, so sah es definitiv schon heimatlicher aus.

Hinata ging aufgeregt von einem Raum, in den nächsten. Sah sich alles genau an, verstellte noch ein oder zwei Gegenstände, bis sie voll und ganz zufrieden war.

Dar letzte Raum war ihr Schlafzimmer.

„Der hier gefällt mir besonders. Die Lavalampe war eine wirklich gute Idee. Sie sieht einfach toll aus.“, die Hyuuga schien wirklich begeistert zu sein.

„Freut mich, wenn sie dir gefällt.“, Naruto nutzte die Gelegenheit und beobachtete das Mädchen etwas. Geradeben sah sie so glücklich und sorgenfrei aus. Ihr Lächeln war ehrlich und das Leuchten in ihren Augen ernst gemeint. Es war schön zu sehen, dass er etwas richtig gemacht hatte.

Erst jetzt fiel Naruto ein, dass er ihr noch etwas mitgebracht hatte.

„Warte hier einen Augenblick. Ich hab noch etwas für dich.“, und schon flitze er zu seiner Jacke, holte das kleine Säckchen aus seiner Tasche und war schnellstmöglich wieder bei ihr.

„Hier.“, mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen hielt er ihr das Säckchen hin. „Es ist vielleicht etwas kindisch, aber ich dachte dir könnte sowas gefallen.“

„Da-danke.“, stotterte Hinata und nahm das Geschenk an sich. Vorsichtig öffnete sie es und begutachtete den Inhalt. Sie begann zu strahlen. Darin befanden sich lauter kleine Sterne, die man an die Wand kleben konnte und die im dunklen leuchteten.

„Ich dachte mir, da dein Zimmer doch blau angestrichen ist, würde das vielleicht gut aussehen.“

„Danke Naruto. Das ist wirklich total lieb von dir.“, für einen kurzen Augenblick vergaß sie ihre Schüchternheit und nahm ihn in den Arm.

„Aber was, habe ich doch gerne gemacht, Hinata-chan.“

Dieses kleine Anhängsel an ihrem Namen zu hören, machte die Hyuuga noch viel glücklicher.

„Komm, wir kleben sie gleich an die Wand.“

Und wenige Minuten später hatte Hinata ihren ganz persönlichen Sternenhimmel, den sie zu jeder Tageszeit und jeder Wetterlange sehen konnte.
 

„Hm, soll ich uns etwas zu Essen bestellen? Ich mein, wenn du lieber gehen möchtest ist das in Ordnung. Aber du kannst gerne noch etwas bleiben.“, immer wenn sie ihn so etwas fragte, wurde sie leicht Rot. Dagegen konnte Hinata einfach nichts machen. Ihr Herz schlug jedes Mal wie wild, bis er endlich eine Antwort gab.

„Also wenn es dich nicht stört, dann bleibe ich gerne noch etwas.“, so konnte er den Abschied etwas hinauszögern. Denn irgendetwas tief in ihm wollte einfach nicht mehr gehen.

„Was möchtest du denn haben? Zwei Straßen weiter ist ein wirklich guter Italiener. Bei dem können wir uns Pizzen bestellen.“, schlug sie vor.

„Das ist eine ausgesprochen gute Idee. Aber nur unter einer Bedingung.“, er sah sie gespielt streng an.

„Hm?“, sie war etwas überrascht.

„Diesmal zahle ich. Ich kann mich doch nicht schon wieder von dir zum Essen einladen lassen.“, und an seinem Tonfall merkte Hinata, dass er keine Widerrede duldete.

„O-okay. Das ist lieb von dir.“, Naruto-kun lud sie tatsächlich zum Essen ein. Vielleicht war es nicht das romantische Abendessen, das sie sich während der Schulzeit immer gewünscht hatte, doch das hier war mindestens genauso toll.

Und eine halbe Stunde später saßen sie vor dem kleinen Glastisch im Wohnzimmer am Boden und lehnten sich gegen das Sofa.

„Die Pizza ist wirklich total gut.“, gestand Naruto, der nun schon das dritte Stück in seinen Mund schaufelte.

„Freut mich, wenn es dir schmeckt.“, Hinata kichere leise.

„Bei der Gesellschaft.“, er grinste sie an.

Die Dunkelhaarige wurde Rot.

„We-wenn du meinst.“, stotterte sie leise und drehte ihren Kopf in eine andere Richtung.

Narutos Grinsen wurde noch breiter. Sie so verlegen zu sehen, war irgendwie amüsant. Aber er konnte doch nichts dafür, er machte ihr gerne Komplimente.

„Kein Grund gleich Rot zu werden, Hinata-chan.“, meinte er und nahm ihre Hand, streichelte mit seinen Fingern behutsam darüber. Ihre Haut war genauso weich, wie sie aussah.

„Tu-tut mir leid.“, meinte sie beschämt.

Dem Blonden entwich ein leises Lachen.

„Aber das muss dir doch nicht leid tun.“, und er rückte ein Stück näher zu ihr. Es war schön, ihr nahe zu sein. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, wie sehr er die Nähe seiner Freunde vermisst hatte.

Als sie spürte, wie nahe ihr Naruto schon war, ließ Hinata den Rand ihrer Pizza fallen. Hastig griff sie danach und war bedacht darauf, Narutos Blicken auszuweichen.

„Reagierst du immer so nervös auf die Nähe von anderen?“, er fand ihr Benehmen äußerst amüsant.

Sie sah ihn nur unsicher an und zuckte dann mit den Schultern.

„Dagegen müssen wir dringen etwas unternehmen.“, und schon zog er sie noch näher an sich, legte einen Arm um ihre Schulter und drückte ihren Kopf sanft gegen die seine.

Anfangs saß Hinata ganz steif da, regte und bewegte sich nicht. Ihr Herz schlug schneller und wenn sie nicht genau darauf geachtet hätte, hätte sie wohl vor versehen aufgehört zu atmen.

„Entspann dich, Hinata-chan.“, er streichelte sanft über ihre Schulter und flüsterte ihr beruhigende Worte zu.

Naruto schien Erfolg zu haben, denn nach wenigen Minuten entspannte sie sich wirklich, drückte sich sogar noch etwas näher an ihn.

Der Blonde konnte nicht genau sagen, warum er das eben getan hatte, doch sie im Arm zu halten war ein sehr schönes Gefühl. Die Wärme ihres Körpers ging auf ihn über und hatte eine angenehme Wirkung. Und schon war das Essen vergessen.

„Erzähl mir etwas über dich, Hinata-chan.“, kaum hatte er mit dem –chan einmal angefangen, konnte er nicht mehr damit aufhören. Viel zu schön war es, ihren Namen auszusprechen.

„Was willst du denn wissen?“, flüsterte sie.

„Alles.“, hauchte er zurück. Er hatte das Gefühl, einen Teil ihres Lebens verpasst zu haben. Das tat ihm weh.

„Hm, nach der Schule habe ich an der Hochschule einige Kurse belegt. Ich habe zwar in keinem der Fächer meinen Abschluss gemacht, aber ich habe versucht so viel es geht über das Zeichnen, Skizzieren, Malen und Schreiben zu lernen. Zu der Zeit wohnte ich noch im Stadtzentrum bei meinem Vater. Eigentlich war es dort ganz angenehm. Ich hatte ein großes Zimmer, mit genügend Licht, und dort konnte ich rund um die Uhr zeichnen. Ich dachte mir eigene, kleine Figuren aus, gab ihnen Namen, Charaktereigenschaften und erzählte mit wenigen Worten ihre Geschichte. Es dauerte nicht lange und ich hatte genügend Material für zwei bis drei Bücher und damit ging ich dann zu einem Verlag. Ich dachte mir eigentlich nicht, dass sie mich nehmen würden, aber wie sich herausstellte schienen ihnen meine Illustrationen zu gefallen. Anfangs zeichnete ich nur kleine Streifen, die nur gute fünf Seiten lang waren. Doch bei den Kindern schienen meine Figuren gut anzukommen. Und da bot mir ein anderer Verlag an, aus meiner Geschichte eine Art Reihe zu machen. Und wie ich dir schon gesagt habe, erscheint alle zwei Monate eine neue Kurzgeschichte. Es macht mir total viel Spaß und die Ideen gehen mir auch nie aus.“, sie sprach leise und ruhig, viel zu schön war Narutos Nähe, als dass sie sich aus der Ruhe hätte bringen lassen.

„Erzähl mir mehr über die Figuren.“, ihn interessierte das wirklich. Er bettete seinen Kopf auf dem von Hinata und schloss seine Augen. Einfach nur ihrer Stimme zu lauschen, war so wunderschön beruhigend.

„Hm, ehrlich gesagt, und das habe ich noch keinem verraten, ich habe mir die wichtigsten Menschen in meinem Leben als Vorbild genommen und alle die mich auf eine gewisse Art und Weise geprägt haben, wurden in ein Tier umgewandelt und waren Vorlage für einen der Charaktere.“

„Das ist eine liebe Idee. Hast du dich selbst auch in ein Tier umgewandelt?“, ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen.

„Hm, nein. Ich wüsste nicht in welches.“, daran hatte sie eigentlich nie gedacht.

Naruto dachte kurz nach.

„Wie wäre es mit einem Schmetterling?“, ohne sich dabei etwas zu denken, nahm er ihre Hand in seine, spielte mit ihren Fingern. „Das würde doch zu dir passen. Vor allem bei der Wandlung, die du durch gemacht hast.“, jetzt musste er leise lächelnd.

„Wie meinst du das?“, Hinata hatte ihren Blick auf ihre verschränkten Hände gerichtet.

„Naja, früher in der Schule, warst du irgendwie wie eine kleine süße Raupe.“

„Eine Raupe? Wie charmant.“, meinte sie gespielt böse.

„Eine süße Raupe.“, ergänze Naruto. Auf das süß bestand er. „Naja, du warst immer ruhig, auch von deiner Art her, dein zurückhaltendes Wesen hat nie jemanden Probleme gemacht. Und vielleicht hast du dich selbst auch etwas schlechter dargestellt, als du im Grunde warst.“, das war ihm früher nie so aufgefallen, doch wenn er jetzt an die alte Hinata dachte, dann wunderte er sich selbst, wie wenig er sich früher doch mit ihr befasst hatte. „Und jetzt, jetzt bist du ganz anders. Ja, vielleicht immer noch schüchtern, aber du hast viel mehr Selbstbewusstsein. Du bist einzigartig, wie das Muster eines Schmetterlings. Du wirkst vielleicht sanft und gebrechlich, bis im Grunde aber sehr stark und kannst dich auch gegen den Wind behaupten.“, ja, für ihn war sie ein Schmetterling. Er umschloss ihre Finger jetzt etwas fester und fügte dann noch leise hinzu: „Und auch dein Aussehen hat sich gewandelt. Nicht dass du früher schlecht ausgesehen hättest, aber sieh dich jetzt doch an. Du bist wunderschön, wie ein Schmetterling.“

Er sah sie bei diesen Worten nicht an. Vielleicht wäre ihm das zu peinlich gewesen. Doch das erste Mal seit er sie kannte, dachte er genauer über Hinata nach. Warum war ihm früher nie aufgefallen, wie liebevoll sie war? Wenn er genau darüber nachdachte, dann war es Hinata, die ihn den anderen vorgestellt hatte, die dafür gesorgt hatte, dass er und Sasuke die besten Freunde wurden, sie hatte ihm Mut zugesprochen, als er sich in Sakura verliebt hatte, sie hatte ihm Nachhilfe gegeben, als er in Französisch Probleme hatte. Warum war ihm das nicht schon früher aufgefallen? Was für eine wichtige Rolle sie eigentlich in seinem Leben gespielt hatte.

Und ohne es wirklich zu realisieren, flüsterte er leise: „Danke, Hinata-chan.“

Ja, vielleicht würde sie den Sinn dieser Worte jetzt nicht so genau verstehen, aber er fand dass es Zeit war, ihr endlich einmal für alles was sie getan hatte, zu danken.

„Wofür denn?“, kam es leise zurück. Hinatas Wangen waren immer noch leicht Rot. Was Naruto eben gesagt hatte, hatte sie beinahe zu Tränen gerührt.

„Ist nicht so wichtig.“, meinte er ruhig. Doch als er merkte, dass sie diese Antwort etwas traurig stimmte, fügte er noch leise hinzu: „Einfach dafür, dass es dich gibt.“

Für ein paar Minuten sagte dann keiner von beiden ein Wort. Naruto genoss einfach ihre Nähe, freute sich immer mehr darüber, sie wieder gesehen zu haben. Und Hinata? Sie musste immer noch mit Narutos Worten kämpfen. So etwas Liebes hatte noch nie jemand zu ihr gesagt.

„Du, Naruto.“, fing sie leise an.

„Was denn?“, fragte der Blondschopf nach.

„Du kommst in meinen Geschichten auch vor.“, sie wollte es ihm sagen, versuchte ihm irgendwie zu danken, für dieses wundervolle Gefühl, das er verursacht hatte.

„Ja?“, er löste sich kurz von ihr, sah sie fragend an und legte seinen Kopf dann aber wieder auf ihren.

„Ja, du bist sogar einer der Hauptfiguren.“, gestand sie.

„Und was für ein Tier bin ich?“, er lächelte. Schon alleine die Vorstellung fand er amüsant.

„Ein Fuchs.“, flüsterte Hinata leise.

Naruto lachte auf.

„Wie kommst du denn darauf?“, jetzt wurde er neugierig.

„Hm, ich habe dich schon immer für schlau gehalten. Man sagt doch immer, dass Füchse so intelligente Tiere sein sollen. Außerdem hattest du an deinem ersten Schultag eine orangene Krawatte umgebunden. Von da an war Orange irgendwie die Farbe, die ich mit dir in Verbindung gebracht habe.“

„Hey, ich wollte noch nie Mitläufer sein, man muss sich selbst doch treu bleiben. Abgesehen davon hatte ich noch keine Schuluniform.“, rechtfertigte er sich gespielt beleidigt.

„Naja, und du warst immer so aufgeweckt. Viel zu verspielt für jemanden in deinem Alter. Und irgendwie warst du auch geheimnisvoll. Ich fand einfach, dass ein Fuchs zu dir passte.“, ja, bei Naruto hatte sie sich schnell entscheiden können.

„Gut, wenn unsere Meisterautorin das sagt, dann bin ich wohl ein Fuchs.“, er konnte sich mit der Vorstellung anfreunden. „Kommen die anderen auch vor?“, das ganze stellte sich doch als weitaus amüsanter heraus, als er gedacht hatte.

„Ja, Kiba ist ein Hund. Du weißt doch, er und sein Welpe Akamaru waren damals nicht zu trennen, aus Shino habe ich einen Käfer gemacht. Shikamaru ist ein Siebenschläfer, da er immer nur faul in der Gegen herumgelegen hat. Das fand ich überaus passend.“, sie kicherte leise, „Neji wurde zu einem Wolf, mein Vater zu einem Löwen, dem König der Tiere. Naja, Sakura wurde zu einem kleinen Kätzchen und Sasuke….“

„Lass raten, aus ihm hast du eine hinterhältige Schlange gemacht?“, er konnte sich in diesem Augenblick einfach nicht beherrschen.

„Sasuke wurde zu einem…“

Doch ein weiteres Mal unterbrach Naruto sie.

„Ich glaube ich will es gar nicht wissen.“, schon alleine an Sasuke und Sakura zu denken, tat ihm weh. Schon fast automatisch kamen ihm die Bilder in den Kopf. Und wieder sah er die beiden, innig umschlungen in diesem kleinen Zimmer.

Er schüttelte den Kopf, nein, nicht daran denken. Nicht jetzt.

„Naruto?“, Hinata würde es womöglich wieder bereuen. Aber sie wollte nun endlich wissen, was genau passiert ist.

„Was ist damals wirklich geschehen? Ich meine, du hast Sakura doch geliebt und Sasuke war dein bester Freund. Warum schmerz dich jetzt jeder Gedanke an sie und warum hegst du so einen Groll gegen die beiden?“, ihre Worte waren leise und sie drücke Narutos Hand fester. Sie wollte ihn nicht quälen, sie wollte nur endlich die Wahrheit erfahren.

Naruto war einen kurzen Moment still, dachte darüber nach. Er hatte noch nie mit jemanden darüber gesprochen. Er hatte alles einfach verdrängt. So gut es eben ging. Doch das Wiedersehen mit Hinata hatte die alten Bilder wieder in seinen Kopf gebrannt. Seit gestern sah er immer und immer wieder diesen einen Augenblick vor sich, den Moment, der sein Leben so stark geprägt und verändert hatte.

Er atmete schwer aus und seufzte. Es war nun über drei Jahre her, höchste Zeit, endlich jemanden davon zu erzählen. Er konnte diese Erlebnisse kaum für immer mit sich herumtragen.

„Angefangen hat eigentlich alles wie ich in die Schule kam. Ich war schon von Anfang an Außenseiter, weil ich nie die neueste Kleidung trug, weil ich ein vorlauter Schüler war und keine guten Noten schrieb. Das zog sich immer weiter. Doch wenn man älter wird, dann sehnt man sich irgendwann nach Zuneigung und Liebe. Wie du weißt habe ich meine Eltern sehr früh verloren und kam dann in eine Pflegefamilie, ein paar Jahre später wurde ich von ihnen adoptiert. Sie waren nett, aber ich konnte spüren, dass ich nie ein richtiger Sohn für sie war. In der Schule blieb ich Einzelgänger. Das alles prägt einen.“, Naruto machte eine kurze Pause. Jetzt begann die eigentliche Geschichte.

„An meinem ersten Tag in der Oberstufe lernte ich dann euch kennen. Ihr kanntet euch schon von der Mittelstufe und ja, es war anfangs etwas komisch. Vor allem als Sasuke und ich uns beinahe am ersten Tag geschlagen hätten. Aber ihr habt mich dennoch aufgenommen und ich wurde ein Teil von euch. Ich weiß nicht ob du dir vorstellen kannst, wie unglaublich wichtig mir das war. Ich konnte endlich ich selbst sein und war so glücklich. Vor allem mit Sasuke habe ich mich toll verstanden. Mit ihm konnte ich streiten, mit ihm konnte ich Scheiße anstellen und er hörte mir immer zu, wenn ich einen Freund brauchte. Er war auch der erste, dem ich von meinen Gefühlen für Sakura erzählt habe. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass sie schon seit Jahren in Sasuke verknallt war. Vielleicht hätte ich es an seiner komischen Reaktion merken sollen. Er hat immer abgeschnitten, wenn die Sprache auf Sakura kam. Aber du hast mir Mut gemacht und so habe ich mich getraut, ihr meine Gefühle zu gestehen. Tja, dass sie mich abblitzen hat lassen, das wissen wir ja alle.“, dem Blonden entwich ein Seufzen, eher er weitersprachen.

„Als ich Sasuke davon erzählte, gab er auch zu, dass er von ihren Gefühlen wusste. Aber er versicherte mir, dass er nichts für sie empfinden würde. Sie nervte ihn nur total und ich sollte einfach nicht aufgeben. Also hielt ich an meinen Gefühlen fest. Zwei Wochen vor unserer Abschlussfeier, kam Sakura total traurig in die Schule. Keiner von uns wusste, was los war. Als ich sie trösten wollte, war sie plötzlich ganz anders zu mir. So nett und sie wollte, dass ich sie in den Arm nehme. Sie hat sich auch entschuldigt, dass sie so gemein zu mir war. Es war einfach so schön, das alles aus ihrem Mund zu hören. Und dann hat sie mich einfach so geküsst. Ich war so überrascht. Aber es war der schönste Moment in meinem Leben. Dachte ich zumindest zu dem Zeitpunkt noch.“, Naruto machte eine kurze Pause. Bis dahin waren es alles noch schöne Erinnerungen, der schlimme Teil fing jetzt erst an. Er drückte sich etwas näher an Hinata, wollte ihre Nähe spüren. Er brauchte Kraft, um das alles wieder hochkommen zu lassen. Leise sprach er weiter: „Die nächsten zwei Wochen waren eigentlich toll. Sakura hat mir so viel Aufmerksamkeit geschenkt. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass sie mich mag. Ihr alle habt davon wohl kaum etwas mitbekommen, denn euch gegenüber verhielten wir uns wie immer. Was mir dabei nicht auffiel war, dass Sasuke mir aus dem Weg ging. Er war der einzige, dem ich davon erzählt habe. Er war mein bester Freund, ihm musste ich es doch sagen. Ich war wohl so glücklich, dass es mir gar nicht aufgefallen war, wie komisch er reagiert hatte. Am Tag der Abschlussfeier hat Sakura doch erfahren, dass sie für dieses spezielle Ausbildungsprogramm für Kindergartentanten ausgewählt worden war. Natürlich wollte ich ihr gratulieren. Als ich Ino fragte wo sie war, meinte sie nur, dass sie wohl den schönsten Tag ihres Lebens genieße. Ihr Grinsen hätte mich warnen sollen. Aber ich suchte unbeirrt weiter. Und ja, ich fand sie auch.“, jetzt machte er noch eine Pause. Eigentlich wollte er nicht weiter reden. Heute kam es ihm vielleicht nicht mehr so schlimm vor, doch an die Schmerzen und die Traurigkeit die er erfahren hatte, an die konnte er sich noch so gut erinnern.

„Was ist dann passiert?“, doch Hinata trieb ihn dazu an, weiter zu reden.

„Wie schon gesagt, ich habe sie gefunden. In einem kleinen Zimmer, eng umschlungen mit Sasuke. Sie haben sich geküsst. Wenn man das so nennen konnte.“, und genau dieses Bild verfolgte ihn. Es hatte ihn all die Jahre nicht in Ruhe gelassen. Ihre leidenschaftlichen Blicke, ihre gierigen Hände…

„Sie haben mich gesehen. Doch noch bevor einer von ihnen etwas sagen konnte, war ich wieder weg. Das war einfach alles zu viel für mich.“

Es war still und plötzlich fühlte sich Hinata elend. Sie wusste genau, was danach geschehen war.

„Und dann…dann habe ich dich gesehen und ich…“, nein, hätte sie gewusst was ihre Worte angerichtet haben, hätte sie doch niemals etwas gesagt.

„Ja, du hast mir dann erzählt, dass Sakura wegen einer Abfuhr von Sasuke so traurig gewesen war. Tja, dass er seine Meinung sichtlich geändert hatte, das wusstet ihr zu diesem Zeitpunkt wohl noch nicht. Und auch nicht, dass ich für Sakura nur die billige Notlösung war. Gut genug, dass ich zwei Wochen lang alles für sie tat und kaum änderte Sasuke seine Meinung, war ich ihr genauso egal wie vorher auch. Zumindest meine Liebe war ihr wieder egal. Und ihr wusstet auch nicht, dass Sasuke mir nie etwas von seinen Gefühlen für Sakura erzählt hatte. Nein, ganz im Gegenteil, er hat mir auch noch einreden wollen, dass sie ihn nervte. Sie haben mich ausgenutzt und belogen. Sie waren die ersten beiden Menschen, die mir wirklich etwas bedeutet haben, ich war wirklich in Sakura verliebt und Sasuke war halt mein erster bester Freund. Dass gerade die beiden so ein falsches Spiel mit mir getrieben haben, hat mir damals mehr als nur wehgetan.“

Naruto löste sich sanft von Hinata. Er wollte keinesfalls abweisend sein, doch gerade eben brauchte er einen Augenblick nur für sich alleine. Er stand auf, schenkte ihr noch ein gequältes Lächeln und ging dann zu der Fensterfront, sah hinaus auf die Bucht von Tokio, wie sie in der Abendsonne glänzte. Es war komisch gewesen, das alles laut auszusprechen. Und etwas dumm kam sich Naruto jetzt schon vor. Vielleicht würden die anderen seine Reaktion nicht verstehen und vielleicht ging es ihm auch gar nicht wirklich darum, dass die beiden letztendlich doch zueinander gefunden hatten. Was ihm so wehgetan hatte war, dass Sakura ihn so benutzt hatte, selbst wenn sie aus Trauer heraus gehandelt hatte, er wurde letztendlich noch viel mehr verletzt. Und Sasuke. Er hätte sich einfach mehr erwartet. Von seinem besten Freund so belogen zu werden, das war eine genauso schmerzliche Erfahrung gewesen. Und dann hatte er sich von allen abgewandt, hatte auf keinen ihrer Anrufe reagiert und wollte sie alle nie wieder sehen. Zu diesem Zeitpunkt redete er sich selbst ein, dass sie alle davon gewusst hatten, dass sie ihn alle belogen hatten, genauso wie Sakura und Sasuke. Das allerdings bereute er jetzt schon. Denn die folgenden Jahre waren für ihn genauso einsam und traurig gewesen wie sein Leben vor der Oberstufe. Er hatte niemanden, er war alleine und lebte seinen trostlosen Alltag.
 

Plötzlich spürte er zwei Arme, die sich von hinten um ihn legten.

„Hinata.“, flüsterte Naruto überrascht. Für einen kurzen Augenblick hatte er doch tatsächlich vergessen, dass sie hier war.

Ihr Körper schmiegte sich an seinen Rücken und Naruto konnte nicht leugnen, dass er froh über ihre Nähe war.

„Mir tut das alles so leid.“, flüsterte sie leise und wiederholte ihre Worte noch einmal. Es war viel mehr wie ein leises Schluchzen.

Naruto weitete geschockt seine Augen. Er drehte sich zu ihr um und schloss sie fest in seinen Arm.

„Aber dir muss doch nichts leid tun, Hinata-chan. Mir muss es leid tun. Ich hab euch alle im Stich gelassen, obwohl ihr mir doch nichts getan habt.“, ja, das bereute er wirklich. Fühlte sich jetzt selbst so dumm und schäbig.

Doch Hinatas Nähe linderten seinen Schmerz etwas. Diese Erfahrung war neu für ihn. Sonst war er immer alleine gewesen, musste mit seiner Trauer alleine zu Recht kommen. Aber jetzt war sie bei ihm. Er konnte sie in den Arm nehmen, sie an sich drücken und ihre Wärme spüren. Und das tat unbeschreiblich gut. Überhaupt, die letzten beiden Tage mit ihr waren für ihn die schönsten seit langem gewesen.

Und so standen sie dann einfach da, sagten beide kein Wort, gingen ihren Gedanken nach und genossen die Nähe des anderen. Naruto hatte Hinata so fest umschlungen, dass er schon fast Angst hatte, ihr weh zu tun. Doch sie beklagte sich nicht. Sie ließ es einfach zu. Und ohne wirklich etwas zu tun, half sie ihm ein weiteres Mal. Ja, Hinata war immer für ihn da gewesen. Er war nur zu dumm es zu erkennen. Naruto legte seinen Kopf auf ihren, schloss seine Augen und verdrängte all die Gedanken an das Vergangene, ließ dieses wundervolle Gefühl von Geborgenheit einfach zu. Und mit einem Lächeln auf den Lippen registrierte er, wie es langsam aber stetig von seinem ganzen Körper Besitz ergriff. Ja, er hatte Hinata, er war nicht alleine…nicht mehr.
 

Als Naruto am nächsten Morgen aufwachte, war er etwas verwirrt. Das hier war mit Sicherheit nicht sein Schlafzimmer.

Doch als er einen sanften Atem auf seiner Haut spüre, drehte er seinen Kopf zur Seite.

„Hinata.“, flüsterte er leise und lächelte. Er konnte sich gar nicht mehr erinnern, dass sie ins Schlafzimmer gegangen waren. Aber nachdem sie immer noch ihre Kleidung vom Vortag trugen, waren sie wohl beide schon sehr müde gewesen.

Sie sah so friedlich aus, wenn sie schlief. Fast wie ein Engel. Ihre Haare hingen ihr leicht ins Gesicht. Naruto strich ihr die Strähnen behutsam hinter das Ohr, streifte dabei ihre sanfte Haut. Sie war so zart. Mit einem Finger strich er über ihre Wangen und musste dabei lächeln. Ihr Mund öffnete sich immer wieder leicht. Ob ihre Lippen auch so zart und weich waren wie der Rest ihres Gesichtes? Naruto konnte sich in diesem Augenblick einfach nicht beherrschen und strich mit seinem Daumen sanft über ihre Unterlippe. Sie waren so weich, dass sich ihm plötzlich der Wunsch regte, sie mit den seinen zu berühren. Der Blonde schüttelte den Kopf. Nein, daran durfte er nicht denken.

Stattdessen löste er sich wieder von ihr und setzte sich auf. Draußen war es schon hell. Wie spät es wohl war? Doch eigentlich spielte das keine Rolle. Heute war Sonntag.

Durch Narutos Bewegungen wurde auch die Hyuuga wach. Verschlafen öffnete sie die Augen. Blinzelte ein paar Mal, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen.

„Na, hast du gut geschlafen?“, Naruto grinste sie breit an. Hinata nickte. War er die ganze Nacht bei ihr gewesen? Hatte sie deswegen so gut geschlafen?

„Tut mir leid. Eigentlich bin ich nicht so aufdringlich. Aber ich kann mich ehrlich gesagt nicht einmal mehr daran erinnern, dass wir ins dein Schlafzimmer gegangen sind. Wir waren wohl schon ziemlich müde.“, der Blonde kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Hinata sollte nur nichts Falsches über ihn denken.

„Das macht doch nichts.“, sie lächelte ihn sanft an.

Naruto legte sich wieder zurück auf das Bett. Er hätte Hinata gerne wieder in den Arm genommen, doch vielleicht wollte sie nach all der Nähe wieder etwas Abstand.

„Dein Bett ist wirklich bequem.“, stellte er fest und kuschelte sich noch etwas tiefer in den Polster.

„Ja, das stimmt.“, pflichtete ihm die Hyuuga kichernd bei. Doch dann wurde sie wieder etwas ernster. Es gab etwas, dass sie mit Naruto besprechen wollte.

„Hm, du, Naruto?“, fing sie schüchtern an. Ob sie ihn das wirklich fragen sollte?

„Was denn, Hinata-chan?“, er drehte sich leicht zur Seite und sah sie nun freundlich an.

„Es ist so. Ich habe dir doch gesagt, dass ich mich hin und wieder mit den anderen treffe. Und naja, nächsten Samstag wollten wir alle zusammen essen gehen. Ich will es dir nicht verheimlichen und ich würde mich wirklich freuen, wenn du mitkommen würdest. Aber fühle dich nicht dazu verpflichtet. Wenn es zu schwer für dich ist, dann lass es bleiben. Die anderen würden sich bestimmt freuen dich wieder zu sagen. Ich sage es dir mit Absicht schon eine Woche früher. So hast du in Ruhe Zeit, es dir durch den Kopf gehen zu lassen. Aber wie gesagt, ich würde es wirklich schön finden, wenn du mitkommst.“, Hinata konnte ihn bei diesen Worten nicht in die Augen sehen. Sie wusste, dass sie viel verlangte. Aber etwas in ihr war der Meinung, dass Naruto sich seiner Vergangenheit stellen sollte. Es würde ihm gut tun.

„I-ich werde es mir überlegen.“, sagte er ruhig. Das würde er tatsächlich tun. Die Vorstellung mit allen wieder beisammen zu sein, war bei weitem nicht so abschreckend, wie er es erwartet hätte. Dennoch riet ihm ein Teil von ihm ab.
 

Hinatas Frage beschäftigte Naruto die ganze nächste Woche. Er wägte alle Möglichkeiten ab, dachte sehr viel über alles nach. Aber am meisten dachte er an Hinata. Bei ihr hatte er sich so ausgesprochen wohl gefühlt, dass er ihre Nähe von Tag zu Tag vermisste. Das wurde so schlimm, dass er am Mittwochabend ohne weitere Vorankündigung einfach so bei ihr auftauchte. Natürlich mit etwas zu essen. Sie schien sich sogar sehr über seinen Besuch zu freuen. Ihm tat es wirklich gut, sie wieder zu sehen. Sie bei sich zu haben, sie in den Arm zu nehmen und ihre Hand zu halten, war irgendwie aufregend und verursachte in Naruto so ein angenehmes Kribbeln. Er konnte dieses Gefühl schwer zuordnen, doch er wusste, dass ihm Hinatas Anwesenheit immer wichtiger wurde. Doch auch nachdem er die nächsten beiden Abende mit ihr verbracht hatte, wusste er keine Antwort auf ihre Frage. Sollte er nun mitgehen oder nicht? Er hatte so lange dafür gebraucht, um das alles zu verwinden, endlich wieder etwas glücklicher durch das Leben zu gehen. Sollte er das wirklich wegen einem Abend aufs Spiel setzen? Aber der Gedanke die anderen zu sehen war irgendwie schön. Seit er mit Hinata darüber gesprochen hatte, taten ihm die Bilder in seinem Kopf auch nicht mehr so weh und seine Abneigung gegen Sasuke und Sakura verwandelte sich langsam in Reue. Er hatte sich genauso falsch verhalten wie die beiden.

Und diese Erkenntnis traf ihn hart. Aber so fiel ihm die Entscheidung letztendlich doch leichter. Er würde Hinata begleiten. Sie würde sein Schutzschild sein, auf sie konnte er sich verlassen, das hatte er schon immer gekonnte. Sie würde auf ihn aufpassen, da war sich Naruto sicher.
 

„Also, bist du bereit?“, sie standen jetzt schon fast eine Minute vor dem Restaurant. Von drinnen drang Musik und Gelächter an ihre Ohren. Naruto zitterte leicht. Da drinnen würden wirklich alle seine Freunde sitzen. Shino und Kiba, mit denen er immer so viel Spaß haben konnte, Shikamaru, den immer alles genervt hatte, Ino und Sai, bei denen keiner so genau wusste, warum sie überhaupt zusammen waren, Neji und Tenten, die ihm beide sehr ans Herz gewachsen waren… Ja, und dann waren da noch Sasuke und Sakura, die einst die wichtigsten Menschen in seinem Leben gewesen waren.

Naruto griff nach Hinatas Hand.

„Gehen wir. Ich bin bereit.“

Und ohne noch ein Wort zu verlieren, zog ihn die Hyuuga sanft hinter sich her. Sie konnte sich vorstellen, wie schnell sein Herz gerade vor Aufregung schlug. Dieser Augenblick war für ihn wichtig. Vom heutigen Abend würde es wohl abhängen, ob Naruto mit seiner Vergangenheit abschließen konnte oder nicht.

Und dann standen sie plötzlich vor einem großen Tisch. Keiner hatte sie bemerkt. Doch Naruto erkannte sie alle. Jedes dieser Gesichter löste etwas in ihm aus. Er sah durch die Runde und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Es war merkwürdig, definitiv. Dennoch, es war schön sie alle nach so langer Zeit wieder zu sehen. Und wie sie sich verändert hatten. Alle sahen so erwachsen aus und dennoch, sie waren ihm alle so vertraut.

Nur zwei Leute saßen mit dem Rücken zu ihm. Ein Mann, mit schwarzen Haaren, die genauso in alle Himmelsrichtungen abstand, wie bei Naruto selbst. Doch irgendwie schaffte Sasuke es immer, dass es bei ihm gewollt und gut aussah. Naben dem Uchiha saß eine Frau. Was Naruto als erstes auffiel, waren ihre Haare. Sie hatte sie wieder etwas kürzer als früher. Zumindest waren sie an jenem Tag doch deutlich länger gewesen.

„Hallo.“, warf Hinata in die Runde und riss Naruto somit aus seine Gedanken. „Ich hab euch jemanden mitgebracht.“, meinte sie lächelnd und alle Blicke waren nun auf sie gerichtet. Doch Naruto achtete gar nicht auf die anderen. Er sah zu den beiden Menschen, denen er so viele schöne, aber auch schmerzvolle Erinnerungen zu verdanken hatte. Ganz langsam, ihm kam es wie in Zeitlupe vor, drehten sich ihre Köpfe zu ihm um. Noch zierte ein Lächeln ihre Lippen, sichtlich hatten sie es gerade lustig. Sie konnten nicht ahnen, wer gleich hinter ihnen stehen würde.

Und dann trafen sich ihre Blicke. Naruto wusste nicht zu wem er als erstes sehen sollte. Und so sah er abwechselnd zu Sasuke, dann wieder zu Sakura. Sein Herz schlug schneller, sein Atem wurde unregelmäßig. Er hätte sich nie gedacht, dass ein Wiedersehen mit ihnen so eine Wirkung in ihm auslösen könnte.

Es war still. Zumindest an diesem Tisch. Alle sahen fragend zwischen Naruto und Hinata her. Der Blonde konnte seinen Blick endlich von den beiden losreißen und lächelte nun in die Runge.

„Hallo Leute.“, er winkte ihnen zu, versuchte seine Unsicherheit zu verspielen.

Stille.

Warum sagt denn keiner etwas? Mussten sie es ihm noch schwerer machen?

Doch einer hatte sichtlich Erbarmen mit ihm.

„Mensch, Naruto. Das ist ja schon eine Ewigkeit her.“, Kiba stand auf, ging auf ihn zu und schüttelte energisch seine Hand. „Wie geht es dir denn so? Wo warst du nur die letzten Jahre? Es war schon richtig langweilig ohne dich.“, der Inuzuka grinste breit.

Und dann war das Eis gebrochen. Alle begrüßten ihn munter, freuten sich anscheinend wirklich ihn wieder zu sehen. Alle standen auf, schüttelten ihm die Hand, drückten ihn kurz an sich oder gaben ihm zur Begrüßung ein Küsschen auf die Wange. Selbst Temari, Shikamarus Ehefrau, begrüßte ihn freundlich.

„Tut mir leid, dass ich eure Hochzeit verpasst habe.“, meinte er zu seinem braunhaarigen Freund.

„Ach, Geschenke nehmen wir auch gerne im Nachhinein entgegen.“, meinte dieser belustigt und winkte ab. Naruto brauchte doch deswegen kein schlechtes Gewissen zu haben.

Ja, er wurde wirklich freundlich willkommen geheißen. Nur zwei Menschen wussten sichtlich nicht so recht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollten.

Doch Sakura fasste Mut und stand auf.

„Hallo Naruto.“, meinte sie leise.

„Hallo Sakura.“, flüsterte er.

„Du siehst gut aus.“, sie gab sich wirklich große Mühe. „Es ist schön, dich wieder zu sehen.“

Man konnte sehen, wie unangenehm es ihr war. Und als er in ihre Augen sah, die in diesem Moment voller Reue und Schuldgefühlen waren, verstand er plötzlich so vieles mehr. Vielleicht war er noch nicht bereit zu vergessen, doch er wollte versuchen ihr zu verzeihen.

Er lächelte sie tapfer an. „Es ist auch schön dich wieder zu sehen.“

Und dann tat sie Rosahaarige etwas, mit dem Naruto nun keinesfalls gerechnet hatte. Sie nahm ihn einfach in den Arm, drückte ihn fest an sich und flüsterte immer wieder, wie leid es ihr doch täte.

Anfangs konnte er nichts sagen, blieb einfach reglos stehen. Doch dann tat sie ihm leid. Sie sollte sich nicht schlecht fühlen, nicht wegen ihm. Mittlerweile waren drei Jahre vergangen, es war Zeit, dass sie sich wie Erwachsene benahmen. Und Naruto schloss sie in den Arm und fühlte sich das erste Mal in seinem Leben aufrichtig von ihr bemerkt.

„Komm, setz dich doch.“, Kiba bot Naruto an, neben ihm zu sitzen. Dieser Bitte ging der Blonde nach. Er trennte sich von Sakura und ging auf seinen Platz. Bei all dem Trubel hätte er fast Hinata vergessen, der er nun ein liebliches Lächeln schenkte. Er war ihr gerade unglaublich dankbar, dass sie ihn mitgenommen hatte.

Langsam wurde er in das Gespräch miteinbezogen, bis er schließlich Thema Nummer eins war. Und er war überaus froh, dass Hinata seine Unsicherheit bemerkte und immer wieder gekonnt von ihm ablenkte. Er wusste doch, dass er sich auf sie verlassen konnte. Immer wieder trafen sich ihre Blicke und Naruto konnte dann gar nicht anders, als zu lächeln. Er liebte es, sie anzusehen. Aber er liebte es noch viel mehr, von ihr angesehen zu werden. Das gab ihm das Gefühl, bemerkt zu werden und das ausgerechnet von ihr. Naruto hätte sie am liebsten den ganzen Tag umarmt und bei sich gehabt. Er konnte gar nicht sagen, wie dankbar er war, sie wieder gesehen zu haben.

Doch dann riss ihn etwas aus seinem Glück. Er spürte Blicke auf sich. Er sah zu seinem Gegenüber.

Sasuke.

Er war der einzige, mit dem Naruto heute noch kein Wort gewechselt hatte. Der Uchiha fand es nicht einmal nötig, ihn zu begrüßen. Naruto wandte seinen Blick wieder ab. Unsicherheit kam in ihm auf. Sakura hatte ihm wenigstens gezeigt, dass es ihr leid tat, dass sie sich über diesen Vorfall Gedanken gemacht hatte. Aber er?

Naruto hielt es hier nicht mehr länger aus.

„Ich geh kurz raus frische Luft schnappen.“, und mit einem Lächeln auf den Lippen, das ihm wohl jeder außer Hinata abgenommen hatte, verließ er das Lokal.

Draußen angekommen schnappte er nach Luft. Warum fühlte er sich gerade so, als würde er gleich ersticken? Er ging ein paar Schritte auf und ab, spürte wie ein leichter Wind aufkam. Ob es wohl regnen würde?

Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Er sah immer wieder Sasukes Lachen vor sich, als sie zusammen Ärger gemacht hatten, sein ernstes Gesicht, wenn er ihm etwas Wichtiges anvertraute, seine gleichgültige Miene, wenn ihm mal wieder alles egal war. Und dann war da noch dieser Blick, den Naruto nie deuten konnte.
 

Und genau mit diesem Blick sah er ihn gerade an. War Sasuke ihm gefolgt?

Naruto schreckte hoch.

Er sah Sasuke an, verwirrt, irritiert aber unbeeindruckt. Er würde sich doch nicht die Blöße geben. Nicht vor ihm.

Sasuke zündete sich eine Zigarette an, nahm einen Zug und blies den Rauch dann durch seine Lippen.

„Schlechte Angewohnheiten behält man sich wohl leichter.“

Das erste Mal am heutigen Abend hörte Naruto den Klang seiner Stimme. Nein, das erste Mal seit drei Jahren.

„Sei halt nicht allzu enttäuscht, wenn ich nicht zu deinem vorzeitigen Begräbnis komme.“, autsch, das war hart. Naruto bereute seine Worte schnell wieder.

Sasuke lachte auf.

„Kann ich dir nicht einmal Übel nehmen.“, und er nahm den nächsten Zug. Naruto hatte es schon früher immer gestört, dass Sasuke rauchte. Doch er konnte ihn nie davon abbringen. „Gehen wir ein Stück?“

Diese Worte aus Sasukes Mund zu hören, überraschte den Blonden. Doch noch mehr verwunderte es ihn, dass er nickte.

Gut, etwas umherlaufen könnte ihnen nicht schaden.

„Und wie geht es dir so?“, Sasuke blieb seelenruhig, sprach mit ihm, als wäre nie etwas gewesen.

„Gut. Und selbst?“, doch Naruto konnte nicht so einfach vergessen. Ungewollt klangen seine Worte hart und kalt.

„Bestens. Was macht die Arbeit?“, so viele Worte von einem Uchiha zu hören, war schon fast eine Ehre.

„Ich bin Lieferant von einem kleinen, chinesischen Restaurant.“, sollte er sich dafür schämen? Würde ihn Sasuke verurteilen?

Er lachte auf: „Gut zu wissen, Sakuras Kochkünste halten sich in Grenzen.“

Naruto sah ihn kurz überrascht an, lächelte dann aber leicht. „Für dich mache ich sogar einen Sondertarif.“, meinte er dann belustigt.

„Lass raten, ich zahle 10% mehr als die anderen.“

„Zehn?“, Naruto sah ihn schockiert an, „Mindestens zwanzig hast du schon verdient.“, hier mit ihm war es schon komisch. Sie schwiegen eine Weile. „Und wie läuft es in der Firma? Hinata meinte, du arbeitest jetzt für deinen Vater.“, eigentlich wollte Sasuke genau das immer vermeiden.

„Ja, das stimmt. Meine Pläne haben sich geändert. Aber was soll’s, die Arbeit liegt mir. Herumkommandieren, gemein sein und viel Geld verdienen.“

„Wow, du hast deinen Traumjob gefunden.“, das konnte sich Naruto nicht verkneifen.

„Und was ist mit dir? Ich meine, Lieferant wird wohl kaum dein Traumberuf sein.“, es klang keinesfalls abweisend, einfach nur interessiert.

„Hm, ich kann mir nun mal kein Studium leisten.“, das war kein Geheimnis.

„Was würdest du denn studieren wollen?“, Sasuke sah ihn fragend an.

„Innenarchitektur.“, meinte Naruto knapp.

„Cool.“, kam es genauso knapp zurück.

Irgendwie brach das Eis zwischen ihnen nicht. Naruto war nicht wirklich wütend, aber er konnte auch nicht einfach so tun, als wäre nichts gewesen. Aber sichtlich verlangte Sasuke das auch nicht von ihm. Bis jetzt waren ihre Gespräche doch sehr oberflächlich gewesen.

Plötzlich blieb der Uchiha stehen.

„Was ist los?“, Naruto sah ihn fragend an.

Sasuke sah zum Himmel rauf.

Was war denn bitte jetzt in ihn gefahren? Doch dann spürte Naruto etwas Nasses auf seiner Haut.

Ein Regentropfen?

Und schon begann es zu schütten. Binnen weniger Sekunden strömten die Wassermengen nur so vom Himmel.

„Verdammt.“, fluchten beide gleichzeitig, schenkten sich einen vielsagenden Blick und rannten los.

Und obwohl sie nicht einmal fünf Minuten vom Restaurant entfernt waren, kamen sie beide pitschnass dort an. Sie stürmten schon fast ins Trockene, blieben dann einen Moment stehen und versuchten wieder zu Atem zu kommen.

Naruto sah auf. Sasukes Haare hangen ihm willkürlich ins Gesicht, ohne jede Form und seine Kleidung klebte an seinem Körper.

„Du siehst scheiße aus.“, meinte er überaus charmant zu Sasuke.

Sasuke richtete sich wieder auf, erwiderte seinen Blick.

„Danke, aber nicht so scheiße wie du.“

Und dann lachten sie. War es wirklich eine Beleidigung, die das Eis zwischen ihnen wieder brechen sollte?

„Deine dämlichen Sprüche haben mir schon fast etwas gefehlt.“, ergänzte der Schwarzhaarige noch.

Naruto sah ihn ruhig an, wusste nicht so recht, was er nun antworten sollte, also lächelte er nur. Sie hätten nun jederzeit wieder zu den anderen gehen können, dennoch blieben sie wie angewurzelt stehen. Wollten sie sich noch etwas sagen? Irgendwie war das alles gerade sehr merkwürdig.

„Ich werde Sakura fragen, ob sie mich heiraten möchte.“

Diese Aussage kam jetzt sehr unerwartet. Naruto sah Sasuke überrascht an.

„Glückwunsch.“

Er wusste wirklich nicht, wie er hätte besser reagieren können. Bis eben hatten sie kein Wort gewechselt und jetzt erzählte er ihm so ein intimes Detail. „Versteh mich nicht falsch, aber warum erzählst du mir das?“, er wollte wirklich nicht unhöflich sein, doch diese Frage brannte ihn auf der Zunge.

Sasuke seufzte, lehnte sich lässig gegen die Wand.

„Zwing mich nicht zu einer offiziellen Entschuldigung. Damals ist alles einfach schlicht und einfach scheiße gelaufen. Nur weil ich dir nicht alles sagen konnte, heißt das aber nicht, dass du nicht trotzdem mein bester Freund warst. Ich will mich nicht rechtfertigen. Was die Sache mit Sakura angeht, das war falsch von uns beiden. Das gebe ich zu. Aber mir geht es hier eigentlich um uns beide.“, Sasuke sah ihn an.

Gut, wer war das?! Definitiv nicht der Sasuke, den er damals vor drei Jahren mit Sakura zusammen erwischt hatte. So viele Worte hintereinander aus seinem Mund. Dann auch noch etwas annähernd Nettes. Wer war dieser Roboter?

„Wenn du nichts mehr zu sagen hast, dann gehen wir wieder rein.“, jetzt war Sasukes Laune eindeutig wieder schlechter.

Naruto atmete erleichtert aus. Das war schon eher Sasuke.

„Warum hast du mich angelogen?“, ja, diese Frage war direkt. Na und?! Er hatte eine Antwort verdient.

„Ich hab noch nie gerne über Gefühle und so eine Scheiße geredet. Also ehrlich, hat es dich gewundert?“

Naruto schüttelte den Kopf. Nein, hatte es ihn eigentlich nicht. Dennoch, weh hatte es schon getan.

Stille. Wie so oft schwiegen sie sich an.

„Sie wird Ja sagen.“, meinte Naruto dann schließlich.

„Denkst du?“, Sasuke sah ihn fragend an.

Naruto grinste.

„Sasuke Uchiha, du wirst doch nicht etwas unsicher sein?“, ha, dieser Gedanke gefiel Naruto.

„Quatsch. Ich bin mir absolut sicher.“, doch so sicher klang seine Stimme gar nicht.

Naruto lachte auf.

„Sie wird Ja sagen, vertrau mir. Sie hat es schon so lange mit dir ausgehalten, das muss wahre Liebe sein.“

„Das klang jetzt fast wie eine Beleidigung.“

„Vielleicht war es auch eine.“

Sasuke wartete kurz, stieß sich dann von der Wand ab, kam auf Naruto zu und hielt ihm die Hand hin.

Der Blonde sah ihn kurz an und dachte nach. Doch irgendwie….Naruto wusste nicht warum, taten ihm diese Bilder plötzlich gar nicht mehr weh.

Er nahm Sasukes Hand.

Und das Eis war gebrochen.
 

Drei Stunden später schlenderte Naruto neben Hinata durch die Stadt. Er bestand darauf sie nach Hause zu begleiten. Der Regen hatte auch wieder aufgehört und auf dem Boden waren immer noch Pfützen. Naruto liebte die Zeit nach dem Regen immer so sehr. Dann roch es überall so…frisch.

Er nahm Hinatas Hand und drückte sie sanft.

„Danke, dass du mich mitgenommen hast.“, Naruto konnte es selbst kaum glauben, dass es so einfach gewesen war. Drei Jahre lang hat er sich deswegen fertig gemacht, hat teilweise nicht einmal schlafen können. Und dann war es so einfach gewesen. Man konnte nicht sagen, dass nun alles vergeben und vergessen war, doch es quälten ihn keine Bilder mehr. Die anderen hatten ihn sofort wieder aufgenommen, als wäre nie etwas gewesen. Und Naruto konnte nicht in Worte fassen, wie unglaublich dankbar er dafür war. Und mit Sasuke und Sakura würde es auch bald wieder normal sein. Nicht so wie früher, das nicht. Aber er würde ihnen vergeben können. Ja, er war fast schon glücklich. Ein merkwürdiges Gefühl. Und obwohl er wirklich allen dankbar war, so gab es einen Menschen, dem er am meisten Dank schuldete. Hinata. Aber war das wirklich alles? Spielten sein Verstand und sein Körper in ihrer Gegenwart wirklich nur deswegen so verrückt?

„Ich freue mich wirklich für dich.“, meinte sie leise und lächelte ihn lieblich an.

„Das habe ich doch alles nur dir zu verdanken.“, flüsterte Naruto zurück.

„Du bist von ganz alleine hier hergekommen.“, gab Hinata schnell zurück.

Naruto blieb stehen, nahm ihr beiden Hände in seine und schenkte ihr ein schüchternes Lächeln.

„Nicht nur heute Abend. Ich meine eigentlich alles. Du hast mich an meinem ersten Schultag angesprochen. Du hast mich den anderen vorgestellt, du hast dafür gesorgt, dass ich nicht von der Schule geflogen bin, du hast mir immer zugehört. Und du hast mich ohne viele Fragen und ohne Vorurteile wieder in dein Leben gelassen. Ich glaube du bist der einzige Mensch, der mich wirklich noch nie enttäuscht hat, Hinata-chan.“, und das meinte Naruto bitter ernst. Wie oft hatten die Jungs schon Blödsinn gemacht, wie oft hatten Ino oder Tenten ihre zickigen Phasen, wie oft hatten ihn seine Adoptiveltern alleine gelassen? Und von Sasuke und Sakura musste er gar nicht anfangen. Aber Hinata? Er konnte sich wirklich an keinen Moment erinnern, in dem er ihr böse gewesen war.

Die Hyuuga wurde Rot. Sie freute sich wirklich sehr über Narutos Worte.

„Naruto.“, begann sie leise. Es gab da noch etwas, dass sie ihm unbedingt sagen musste.

„Was denn?“, er hätte sie am liebten schon wieder an sich gedrückt.

„Ich…“, doch Hinata kam nicht weiter. Wie sollte sie nur je den nötigen Mut aufbringen, ihm das zu sagen?

„Was auch immer es ist, du kannst es mir sagen.“, er schenkte ihr ein Lächeln und strich zwei Strähnen hinter ihre Ohren. Ihr Haar war so weich und seidig. Er sollte es öfter berühren.

„Nein, ich werde es dir zeigen. Kannst du noch kurz mit zu mir kommen?“, da kam Hinata die rettende Idee.

„Und wie gerne ich das tun würde.“, er grinste und schon zog er sie mit schnellen Schritten hinter sich her.

Hinata atmete erleichtert aus.
 

Eine Viertelstunde später saß Naruto auf dem Sofa bei ihr im Wohnzimmer und wartete. Wo sie jetzt wieder hin verschwunden war? Doch nach wenigen Augenblicken kam Hinata mit einer Mappe in den Händen wieder zurück.

„Hier. Ich…“, was sollte sie dazu sagen? „Lies es dir einfach durch. Ich hoffe du verstehst was ich dir damit sagen möchte. Ich habe es die letzte Woche über gemacht. So zu sagen mein neuestes Werk.“, sie hielt ihm die Mappe hin und setzte sich dann neben Naruto auf das Sofa. Sie faltete ihre Hände und legte sie auf die Knie. Hinata war nervös, und wie nervös.

Naruto öffnete die Mappe und sah sich die erste Zeichnung an.

„Die Geschichte von dem Fuchs und dem Schmetterling.“, las er leise. Er sah sie verwundert an. Doch ihr unruhiger Blick beantwortete ihm die Frage, ob es sich hierbei um sie beide handelte. Er musste nicht einmal fragen. Hinata hätte wohl gerade so und so keinen Ton heraus gebracht.

Naruto blätterte um, besah sich die nächste Zeichnung. Er musste lächeln. Hinata konnte wirklich gut zeichnen. Langsam las er sich die Geschichte aufmerksam durch. Sah sich jedes Bild mindestens eine Minute an, wollte alles verstehen, jedes Detail in seinem Kopf behalten. Immer wieder lachte er leise auf. Manchmal entwich ihm auch ein leises Seufzen. Erinnerungen kamen hoch. Es war merkwürdig alles aus Hinatas Sicht zu sehen. Ihm wurden Dinge bewusst, an die er früher nie gedacht hatte. Natürlich spielte die Geschichte nicht in einer Schule in Tokio, aber es ging hier auch nur um die Beziehung zwischen den Tieren, nicht um alles rund herum. Obwohl Naruto in vielen Szenen etwas Bekanntes sehen konnte.

Er blätterte um, besah die letzte Seite.

„…nur dank dir wurde aus mir ein schöner Schmetterling.“, diese Worte flüsterte er so leise, dass Hinata sie wohl kaum gehört hatte. Aber sie kannte die Geschichte, immerhin war es ihre.

Naruto schloss die Mappe, sah einen Moment einfach nur auf den schwarzen Karton, der auf seinem Schoß ruhte. Eine einzelne Träne lief ihm über die Wange. Er war noch selten so gerührt gewesen. Eigentlich noch nie.

Im Grunde ging es darum, dass die kleine Raupe für die meisten Tiere im Wald unsichtbar war. Vor allem ihr Anführer, der große, böse Löwe lachte sie andauernd aus und meinte, dass sie nutzlos sei. Doch einer hielt immer zu der Raupe, der liebe kleine Fuchs. Er verteidigte sie immer und sagte, dass aus ihr eines Tages ein wunderschöner Schmetterling werden würde. Doch der Löwe lachte den Fuchs nur aus, beharrte auf seiner Meinung. Aus der Raupe würde nie etwas werden. Sie würde klein und unbedeutend bleiben. Da entschloss die kleine Raupe dann, dass sie ganz alleine für den lieben Fuchs zu einem schönen Schmetterling werden wolle. Wegen einem traurigen Zwischenfall musste der Fuchs für einige Zeit den Wald verlassen. Die kleine Raupe war so traurig, dass sie sich in ihren Kokon zurückzog und in einen tiefen Schlaf fiel. Als sie wieder erwachte, hatte sie sich verändert. Sie hatte plötzlich lange Fühler, einen eleganten Körper und wunderschöne große Flügel. Sie war zu einem Schmetterling geworden. Dennoch war sie traurig. Würde sie der kleine Fuchs denn überhaupt wieder erkennen? Eines Tages kam der Fuchs dann wieder in den Wald und stand vor dem kleinen Schmetterling. Er fragte ihn, ob er die kleine Raupe kannte. Und dann erzählte ihm die kleine Raupe, die nun zu einem Schmetterling geworden war, ihre Geschichte. Auf dem letzten Blatt saß der kleine Schmetterling dann auf der Nase des Fuchses. Und der kleine Fuchs flüsterte ihr zu, dass sie wunderschön geworden war. Und der Schmetterling bedankte sich mit den Worten, dass sie das alles nur ihm zu verdanken hatte.

Ja, das war im Grunde die Geschichte.

„Ich finde das total süß.“, meinte Naruto nach einer kurzen Pause. Er legte die Mappe beiseite.

„Das was ich dir vorher nicht sagen konnte war, dass ich mich nur durch dich so verändert habe. Ich denke dir ist es gar nicht aufgefallen, weil du nur Augen für Sakura hattest. Aber ich war damals ganz schön in dich verliebt. Und du meintest immer wie toll du ihre selbstbewusste Art fändest und ihre langen Haare. Deswegen wollte ich mich verändern, deswegen habe ich mir die Haare wachsen lassen. Das habe ich nur gemacht, um dir zu gefallen, Naruto.“, gestand Hinata. Sie sah ihn bei diesen Worten nicht an, spielte immer noch nervös mit ihren Fingern. Diese Worte hatten sie viel Überwindung gekostet. Doch Naruto hatte ein Recht es zu erfahren. Er sollte es endlich wissen.

„Aber ich war dann doch weg. Warum….“, das verstand er nicht. Sie hatte sich doch erst wirklich verändert, nachdem er sie verlassen hatte. Warum wollte sie es danach immer noch?

Jetzt sah sie ihn an. Ihre Augen waren groß und leicht glasig. Das alles war wirklich schwer für die Hyuuga.

„Wenn man verliebt ist spielt es keine Rolle, wie weit eine Person weg ist. Nur weil du gegangen bist, heißt das nicht, dass ich aufgehört habe dich zu lieben.“, innerlich hoffte sie, dass er nun endlich begriff. Er sollte nicht noch weiter fragen. Bis hier hin war es schon schwer genug gewesen.

Naruto schüttelte den Kopf. War er wirklich so blind gewesen? Er hatte nie etwas bemerkt. Für ihn war Hinata eine gute Freundin gewesen, ihm war nie aufgefallen, dass sie anders über ihn dachte.

Jetzt plagte ihn ein schlechtes Gewissen. Es musste schwer für sie gewesen sein. Sein Gerede über Sakura, immer war er zu ihr gegangen. Wenn er doch nur geahnt hätte, wie schlimm das für sie gewesen sein muss.

„Das alles tut mir so leid.“, hauchte er ihr erschüttert zu.

Hinata schüttelte panisch den Kopf.

„Nein, das muss es nicht. Wie schon gesagt, dir habe ich es zu verdanken, dass ich jetzt selbstbewusster bin. Ich fand es so schon okay. Und im Grunde hat sich das Warten doch gelohnt. Ich meine, jetzt beachtest du mich doch und sagst lauter so liebe Dinge zu mir. Deine Nähe ist das größte Geschenk, das du mir machen konntest.“, Hinata hielt sich die Hände vor dem Mund. Hatte sie das eben tatsächlich gesagt? Diese Worte waren so schnell über ihren Mund gekommen. Sie hatte gar nicht nachgedacht. In diesem Augenblick kam es ihr so richtig vor.

Naruto legte seine Hand auf ihre Wange, strich behutsam über ihre sanfte Haut. Er wusste nicht, was er jetzt sagen sollte. Er wurde geliebt. Er war die ganze Zeit geliebt worden. Er war nie wirklich einsam gewesen.

„Hinata.“, flüsterte er leise. Diese Erkenntnis tat so gut. So unglaublich gut. Und plötzlich wurde Naruto auch klar, warum ihm die Zärtlichkeiten zwischen Sasuke und Sakura so egal gewesen waren, warum er sich über die Verlobung freute. Sein Herz gehörte nicht mehr Sakura, das hatte es wohl schon lange nicht mehr. Der einzige Mensch, den er in den Arm nehmen wollte, von dem er in den Arm genommen werden wollte, war Hinata. Sie war schon immer da gewesen, sie hatte ihn nie alleine gelassen, war immer eine gute Freundin gewesen. Und auch wenn er es erst jetzt erkannte, nach endlosscheinenden Jahren, so war es dennoch ein schönes Gefühl. Er wusste endlich wo er hingehörte. Zu ihr. Zu seinem kleinen Schmetterling.

Stürmisch zog er sie in seine Arme, drückte sie so nahe an sich, dass es ihr wohl schon wehtun musste. Doch Naruto wollte ihr so nahe sein, wie es nur ging. Er hatte das Gefühl so viel gut machen zu müssen. Er wollte ihr so viel Zuneigung schenken, wie er nur konnte.

„Hinata.“, flüsterte er leise, „Ich bin so froh, dass ich ausgerechnet dich als erstes wieder getroffen habe. Und es hat so lange gebraucht, damit ich dummer Esel es erkannt habe. Aber du bist mir wichtiger als Sakura. Wichtiger als Sasuke. Du bist mir wichtiger als alle anderen zusammen. Du bist mir die wichtigste überhaupt. Ich bin dir so unglaublich dankbar. Ich hab dich so unglaublich lieb.“, er wisperte alle Worte nur ganz leise. Sie waren immerhin nur für eine einzige Person bestimmt. Für ein ‚Ich liebe dich’ wäre es vielleicht zu früh gewesen. Doch Hinata würde das verstehen.

Dennoch, es gab da etwas, dass Naruto schon die ganze Zeit tun wollte.

Er löste sich von ihr, legte eine Hand unter ihr Kinn, zwang sie so ihn endlich anzusehen. Ihre Augen waren wie immer wunderschön. So groß und gütig. Langsam näherte er sich ihrem Gesicht. Sanft strich er mit einem Finger über ihre Wangen, hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf die weiche Haut. Hinata seufzte leise. Sein warmer Atem verursachte bei ihr Gänsehaut. Langsam aber doch streifte Naruto mit seinem Daumen ihre Lippen. Doch noch konnte er sich etwas gedulden, wollte diesen Augenblick etwas hinauszögern. Zuerst küsste er ihre Stirn, ihre Nase und dann ihre Mundwinkel. Bis er dann doch mit seinen Lippen über die ihren strich. Sie berührten sich eigentlich kaum, doch es reichte aus und Narutos Herzschlag beschleunigte sich. Ein schönes, wohliges Gefühl breitete sich in ihm aus und endlich fand er den nötigen Mut, um Hinatas Lippen mit den seinen zu verschließen.

Er schloss seine Augen, wartete einen Augenblick einfach ab, ließ ihr Zeit das alles zu registrieren. Doch dann überkam ihm eine Welle von Verlangen. Er wollte sie nun endlich richtig küssen. Wollte ihre weichen Lippen näher spüren. Und so begann er seinen Mund sanft gegen ihren zu bewegen. Anfangs noch ganz leicht und sachte, er wollte nichts überstürzen. Sie hatten so lange Zeit, wie sie wollten.

Hinata überkam eine Welle des Glücks. Narutos Worte eben hatten ihr wirklich viel bedeutet. Es kam ihr so vor, als wären all ihre Wünsche und Sehnsüchte erfüllt worden. Sie hatte keinen Tag aufgehört ihn zu lieben. Und sie würde es auch nicht tun. Sie verdankte ihm so viel. Und jetzt saß er tatsächlich hier bei ihr und küsste sie so liebevoll und zärtlich. Hinatas Puls raste, ihre Gedanken kreisten nur noch um ihn. Schon fast automatisch schloss sie ebenfalls ihre Augen, begann den Kuss zu erwidern. Sie versuchte ihm noch deutlicher zu machen, wie unglaublich wichtig er ihr war, wie sehr sie ihn doch liebte.

Vorsichtig legte Naruto eine Hand in ihren Nacken, drehte seinen Kopf leicht schief. Immer wieder trennten sich ihre Lippen, trafen wenige Augenblicke später wieder sehnsüchtig aufeinander. Ihre Küsse waren so zart, wie ein liebevoller Hauch, voller Zuneigung und Leidenschaft. Naruto konnte sich nicht erinnern, sich je so vollkommen gefühlt zu haben wie jetzt. Behutsam saugte er an Hinatas Lippen, streichelte mit seinen Händen begierig ihre weiche Haut. Diese Gefühle überrannten ihn beinahe. Sie waren unglaublich schön und erfüllten sein Herz mit Glück und Freude. Er konnte einfach nicht mehr aufhören sie zu küssen. Ihm war schwindelig. Immer wieder drehten sich ihre Köpfe, so hatten sie ein leichtes Spiel, sich immer wieder zu trennen, ihre Lippen ein weiteres Mal aufeinandertreffen zu lassen. Mal sachte, mal etwas forscher. Es war wie eine Sucht. Süß und verboten gut. Hinatas heißer Atem streifte immer wieder seine Haut, verursachte ein wohliges Kribbeln.

Der Hyuuga ging es ähnlich. Sie legte ihre Arme um Naruto, suchte Halt. Sie wollte ihre Augen nicht mehr öffnen, alles würde sich drehen. Es war so schön. Ihr Herzschlag wurde immer schneller und das Kribbeln in ihrem Bauch immer intensiver. Je leidenschaftlicher Naruto sie küsste, desto weicher wurden ihre Knie. Seine Hände in ihrem Nacken waren so warm und weich. Von ihm berührt zu werden war unbeschreiblich schön. Narutos Lippen schmeckten so süßlich, sie konnte nicht mehr genug davon bekommen. Wollte sie immer und immer wieder mit ihren berühren. Hinata war sich sicher, kein Gefühl dieser Welt würde an dieses hier heran reichen. Es war überwältigend und die Erfüllung all ihrer Träume.

Für einen kurzen Moment hielt Naruto inne, legte seinen Mund auf den von Hinata. Nicht sanft und zärtlich, sondern verlangend und fest. Er wollte nur einmal wissen wie es war. Und ein weiteres Mal überkam ihn eine Welle von Verlangen. Obwohl Hinata all seine Sehsüchte mit ihren Küssen stillen konnte, so entfalteten sich jede Sekunde neue. Es war wie ein Teufelskreislauf. Er schloss seine Arme nun um ihren Rücken, drückten ihren zärtlichen Körper nahe an seinen. Sie so dicht bei sich zu haben war schön und beruhigend. Er schaffte es endlich, sich wieder von ihr zu lösen. Hauchte ihr noch einen sanften Kuss auf die Lippen und öffnete dann seine Augen. Er legte seine Stirn gegen dir ihre und sah sie einfach nur an. Innig und verträumt. Das gerade eben war einfach nur…

„Wow.“, flüsterte er ihr leise zu.

„Wow…“, kam es noch leiser zurück.

„Das sollten wir öfter tun.“, jetzt grinste er, strich ihr über den Rücken, immer wieder auf und ab.

„So oft du willst.“, hauchte sie ihm entgegen.

Narutos Grinsen wurde noch breiter.

„Das wirst du noch bereuen.“, und schon legte er seine Lippen erneut auf die ihren, diesmal etwas forscher und leidenschaftlicher. Ja, er konnte sich gerade nicht vorstellen, jemals wieder etwas anderes zu tun….
 

~
 

Drei Jahre später…
 

„Naruto, aufwachen. Du kommst zu spät zu deiner Vorlesung.“, Hinata stand in ihrem Schlafzimmer, sah streng auf den immer noch schlafenden Naruto herab und zog ungeduldig an der weichen Decke.

Der Blondschopf rollte sich noch etwas fester darin ein, vergrub sein Gesicht unter dem Kissen und ignorierte die Rufe seiner Freundin einfach.

„So nicht mein Lieber.“, Hinata nahm die Decke und zog sie ihm weg. Ha, sie hatte so ihre Methoden.

Naruto jammerte auf. Sein heiliger Schlaf.

„Ich will nicht.“, er zog seine Worte extra lang und drehte sich nun endlich zu Hinata.

„Wenn du noch müde bist, solltest du zukünftig mehr schlafen.“, mahnte sie ihn gespielt streng.

Jetzt setzte sich der Blondschopf auf. Seine Haare standen in alle Richtungen von seinem Kopf und er grinste seine Freundin breit an.

„Wer ist denn bitteschön Schuld, dass ich die halbe Nacht wach war? Ich liege immer rechtzeitig im Bett, mich hält dann nur jemand vom Schlafen ab.“

Hinata wurde knallrot.

„Mach doch was du willst.“, sie schmiss ihm die Decke ins Gesicht und verließ dann das Schlafzimmer. Naruto nickte zufrieden und schon lag er wieder seelenruhig im Bett und döste vor sich hin.
 

Hinata seufzte. Jeden Morgen dasselbe. Nie wollte Naruto aufstehen, jeden Tag kam er zu spät auf die Uni, doch lernte er etwas daraus? Nein! Typisch Mann.

Die Hyuuga fühlte sich manchmal mehr wie seine Mutter und nicht wie seine Freundin. Doch nach den zwei Jahren, die sie nun schon zusammen wohnten, hatte sie so ihre Mittelchen, wie sie genau das bekam, was sie wollte.

Mit einem Tablett in ihren Händen ging sie wieder zurück ins Schlafzimmer.

„Ich habe hier einen schönen, heißen Kaffee.“

Naruto lugte vom Rand der Bettdecke hervor, streckte sein Näschen in die Luft und schnupperte einmal. Oh ja, das war Kaffee. Frisch, heiß und schwarz. Genau wie er ihn liebte. Verführerisch.

„Und hier deine morgendliche Portion Ramen.“, Hinata hielt die Schüssel leicht in die Höhe.

Naruto saß augenblicklich kerzengerade im Bett.

„Hinaaaaa.“, er setzte seinen Hundeblick auf. Kaffee und Ramen, eine verboten gute Kombination.

„Wenn du das haben willst, dann sitzt du in fünf Minuten gewaschen und angezogen in der Küche. Sonst schenke ich das unserem Nachbarn.“, und schon drehte sich die Hyuuga um.

Naruto sah ihr kurz grinsend nach. Sie wusste einfach wie sie sich durchsetzen konnte.

Und schon zog er sich an. Er wollte das köstliche Essen doch nicht verkommen lassen.
 

„Ich bin schon da.“, meinte er fröhlich und umarmte seine Freundin von hinten.

„Schon ist gut. Das waren sechs Minuten.“, meinte Hinata streng.

„Oh, dann muss ich mich morgen wohl etwas mehr beeilen.“, er hauchte ihr einen sanften Kuss auf den Hinterkopf. „Begleitest du mich heute zur Uni?“, oh ja, Naruto studierte. Innenarchitektur, so wie er es sich immer gewünscht hatte. Dank Hinata hatte er ein Stipendium bekommen. Nur noch drei Semester, dann würde er endlich fertig sein.

„Wenn du lieb bitte sagst.“, antwortete die Dunkelhaarige und kuschelte sich etwas näher an Naruto. In der Früh roch er immer so gut.

Naruto lächelte. Er fuhr mit seinen Lippen zu ihrem Ohr und hauchte ganz leise: „Bitte, meine süße Hinata-chan.“, und schon liebkoste er ihre Wangen und ihren Hals mit federleichten Küssen. Ja, so ließe sie sich überzeugen. Naruto grinste in sich hinein. Sie hatte vielleicht ihre Methoden, aber er hatte die seinen.
 

Wenn ihn vor sechs Jahren jemand gefragt hätte wo er sich denn in der Zukunft sehen würde, hätte Naruto vieles gedacht, aber niemals das hier. Und dennoch, es war schöner als all seine Träume, schöner als all seine Wünsche und schöner als all seine Hoffnungen. Es war vollkommen. Hinata war vollkommen. Sie ganz alleine hatte ihm gezeigt, dass es immer jemanden gab, dem man wichtig war, selbst wenn es an manchen Tagen nicht so schien. Gefühle konnten sich so schnell drehen und wenden. Aus einer alten Rivalität wurde eine neue Bekanntschaft, aus einer neuen Bekanntschaft wurde eine aufrichtige Freundschaft und aus einer aufrichtigen Freundschaft konnte sich Liebe entfalten. Es konnte so schnell gehen. Ja, manchmal dauerte es sogar nur den Bruchteil einer Sekunde, das Leben und die Gefühle einer einzigen Person vollkommen auf den Kopf zu stellen. Im Negativen, wie auch im Positiven. Doch nur wer jeden Augenblick auch wirklich lebte und ihn wahr nahm, ihn genoss und ihm die Chance gab etwas Besonderes zu werden, konnte den Zauber dieser Wandlungen erfahren und sich davon beflügeln lassen.
 

The End~
 


 

Nachwort: Gut, ich hoffe natürlich, dass euch der OS/LS gefallen hat. Ich würde mich wie immer über Feedback freuen, also es wäre lieb, wenn ihr einen Kommentar hier lassen könntet *nod*

Besonders bedanken möchte ich mich noch bei Fantasia, die den OS in Rekordzeit auf Fehler durchgelesen hat. Also danke *knuddel*

Gut, mehr habe ich eigentlich nicht zu sagen. Außer bis zum nächsten Mal~

lg tinybee~



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Kommentare zu diesem Kapitel (32)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  LizudemAm
2016-09-07T06:06:43+00:00 07.09.2016 08:06
Klasse
Von:  plu_me84
2011-07-14T19:42:24+00:00 14.07.2011 21:42
ich kann mich den anderen nur anschliessen, ein SUPER one shot
Von:  Kaori_Nezumi
2010-05-22T19:55:33+00:00 22.05.2010 21:55
Wow!
Mal wieder ein Hammer OS von dir! *Applaus*
Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, wahrscheinlich wiederhole ich nur das, was du eh schon weißt ;D
Ich liebe deinen Stil, die Art und Weise wie du schreibst. Und man kann sich so schön in die Charas versetzten, weil du sie einfach so lebendig machst (ich musste fast heulen, so traurig fand ich Narutos Situation..)
Immer schön weiter so!
liebe Grüße Kaori_Nezumi
*nochmal Applaus für dich :D*
Von: abgemeldet
2009-02-01T21:23:49+00:00 01.02.2009 22:23
Wenn man verliebt ist spielt es keine Rolle, wie weit eine Person weg ist. Nur weil du gegangen bist, heißt das nicht, dass ich aufgehört habe dich zu lieben.

so ein wunderschönes geständnis habe ich noch nie gelesen!
und die kleine geschichte von hinata war jawohl zuckersüß!
oh an ich war da so drin in der geschichte das ich nebenbei 1 liter getrunken habe!
und ich wette das wenn ich jetzt noch eine ff lese(man muss seine zeugnisferien ja mit was sinvolles füllen(xD))auch der andere halbe liter den ich noch habe weg ist! *lach*
heute nacht werde ich wohl nicht mehr schlafen denn ich werde eine geschichte lesen und die zeit vergeseen. dann denke ich mir och komm die eine geschichte nooch und dann immer so weiter. aber so wie ich mich kenne ist das alles nur leers gerede und ich werde von meiner mutter irgendwann anchts weg geschickt weil sie das licht aus dem abeitszimmer sieht und sonst nicht schlafen kann (frag nicht warum xD) ich muss mal wieder leidenxD
egal weg von meinen leser problemenxD

ich hatte gerade beim lesen wieder so einen verlangen sasuke und sakura umzubringenxD
aber das verflog auch langsam am endexD
tya wie immmer eine tolle geschichte!

lg ichxD
Von:  Cameo
2008-09-13T08:03:07+00:00 13.09.2008 10:03
moah, iwie hätte ich sasuke und sakura gern inden a**** getretten, nachdme was die angestellt ham -.-"
aba gut das naru udn hina jetzt glücklich sind. wetten nach dem studium ist naruto der neue moderator von "wohnen nach wunsch" xD~~
war ein toller OS ^^
hat mir eig egnauso gut gefallen wie deine ganzen anderen auch xD
mach bite weiter so ^^

*knuffz* lulu^^
Von:  Animefan72
2008-07-30T10:32:28+00:00 30.07.2008 12:32
So das war auch deine zweite OS wie es aussieht was ich mal gelessen habe. Ich muss sagen das sowas auch sehr gut ist. Denn sowas gibt es echt. Sag bloss jeder dieser OS ist so ne art altag Probleme in de rliebes bezihung. Aber gerade das ist so intresand. Ich werde mir mal denn rest durch lessen so fern ich natürlich darf. Ich bin sehr beeindurckt^^
Von:  Animefan72
2008-07-30T09:56:11+00:00 30.07.2008 11:56
So das war auch deine zweite OS wie es aussieht was ich mal gelessen habe. Ich muss sagen das sowas auch sehr gut ist. Denn sowas gibt es echt. Sag bloss jeder dieser OS ist so ne art altag Probleme in de rliebes bezihung. Aber gerade das ist so intresand. Ich werde mir mal denn rest durch lessen so fern ich natürlich darf. Ich bin sehr beeindurckt^^
Von: abgemeldet
2008-07-08T14:51:20+00:00 08.07.2008 16:51
das war mal wieder.. wow *__*
so lieb und süß und hach..
vollkommen ^^
wahnsinns oneshot!!

chuchu MiShIa
Von:  Hinarika
2008-06-22T17:18:31+00:00 22.06.2008 19:18
Du hast dich wieder mal selbst übertroffen!
Ein weiterer wunderbarer OS an dem es rein gar nichts auszusetzen gibt!
Mach bitte bitte weiter so! ^^

lg
Hinarika
Von:  sweet_Hina
2008-06-05T18:53:39+00:00 05.06.2008 20:53
>.<
och nee... Jetzt habe ich diesen OS schon vor längerer Zeit gelesen, aber noch kein Kommi geschrieben T~T
*sich ausdrücklich dafür entschuldigt*
Dieser OS war einfch nur genial
Wirklich, du beeindruckst mich immer und immer wieder
und genau so kann ich auch keine Kritik abgeben
Wie gesagt... es war einfach nur spitze geschrieben ^^
Ein riesen Lob an dich

LG Hina ^~^


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