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Trinity

Aki, Mao und Oregon
von

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Testphase

TRINITY

~ Testphase
 


 

Den Club, den sie im Visier hatten, besuchten sie eigentlich immer, wenn es um dieses spezielle Anliegen ging. Es war eine gut besuchte, nur mäßig bekannte Diskothek, auf die man eigentlich nur mit Hilfe eines guten Insidertipps stoßen konnte. Zudem spielten sie dort ausschließlich stundenlange Technostücke, etwas, mit dem Mao und Aki eigentlich gar nichts am Hut hatten.

Ein weiteres Plus war, dass die Gefahr, auf Leute zu treffen, die sie regelrecht identifizieren würden, in diesen Kreisen relativ gering war. Sicher, SID waren bekannt, aber es waren beinahe ausnahmslos die fanatischen Technofreaks, die man an diesem Ort antraf, und die scherten sich in der Regel herzlich wenig um das Genre SID und ihresgleichen.
 

Schweigend liefen sie durch die dunklen Straßen, schweigend stellten sie sich in die Schlange vor dem Eingang. Mao überzeugte den misstrauischen Türsteher mit einem naiven Augenaufschlag davon, dass es eine gute Idee war, ihn und Aki hereinzulassen, und schon schlug ihnen der laute Bass der Musik entgegen.
 

„Willst du was trinken, Maonyan?“, brüllte Aki dem Älteren ins Ohr.

„Sind wir zum Saufen hier?“, brüllte dieser zurück.

Als Antwort presste der Bassist stürmisch seine Lippen auf die seines Freundes. Man konnte es nicht wirklich als Kuss bezeichnen, es war mehr so etwas wie eine unsanfte Berührung ihrer Münder. Mao empfand Akis Lippen als fest und kühl, aber trotzdem als etwas, das einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte. Mao schnappte im ersten Moment überrascht nach Luft und taumelte einen Schritt rückwärts, entspannte sich aber rasch und ließ zu, dass Aki nach seiner Hand griff und ihre Finger ineinander verflocht. Mit der anderen fasste er Maos Taille und als er beschlossen hatte, genug von dem Sänger zu haben, schob er ihn ohne Umschweife Richtung Tanzfläche.
 

Ihre Hände blieben ineinander verhakt, als sie sich mitten in die tanzende Menge stellten und vorsichtig begannen, selbst ihre Körper zum Takt der Musik zu bewegen. Mao rümpfte die Nase über die Gerüche um sie herum, es stank nach Schweiß, Zigaretten, Alkohol und Nebelmaschine. Die Luft kratzte ihn in der Kehle. Er war noch nie ein großer Fan von Diskotheken gewesen, aber seine Abscheu war auch nicht groß genug, als dass sie ihn hätte abhalten können, mit Aki hierher zu kommen.
 

Plötzlich beugte sich Aki vor, den Blick starr an Mao vorbei gerichtet. „Hinter dir“, sagte er und der Ältere folgte seinem Blick. Tatsächlich tanzte hinter ihnen etwas, von dem Mao auf Anhieb verstand, warum es Aki gefiel.

Es war unkompliziert gekleidet, in ein schwarzes Top und eine rote Hose. Es hatte gebleichtes Haar und das Gesicht einer Person, die ihre Zeit vor einem Schreibtisch in einem Verwaltungsgebäude, in ein graues Kostüm und eine roséfarbene Bluse gezwängt, verbrachte und schon ein schlechtes Gewissen hatte, wenn sie sich einen einzigen Samstagabend auswärts gestattete. Mao wusste zufällig, dass Aki es liebte, genau diese Sorte Frau zum Schreien zu bringen. Und ihre Erfahrung zeigte ihnen, dass es tatsächlich auch diese Sorte Frau war, die am lautesten schrie.
 

„Wenn du meinst“, erwiderte Mao wenig begeistert. Ihm war es eigentlich lieber, am nächsten Tag nicht zum Ohrenarzt gehen und sich ein geplatztes Trommelfell diagnostizieren lassen zu müssen, aber wenn Aki eine wollte, die laut schrie, dann war es meistens ein kompliziertes Unterfangen, ihn davon abzubringen.
 

Aki hob skeptisch eine Augenbraue: „Komm schon, welche willst du?“

„Weiß nicht.“

Er sah sich unauffällig suchend in der rhythmisch hin und her schwingenden Menschenmenge um, während sein Freund ihn schamlos antanzte. Schließlich standen sie so nah beieinander, dass Mao nur noch über Akis Schulter hinweg ein weibliches Wesen ausfindig machen konnte.
 

Als er alle geil aussehenden Typen, die ihm unverschämterweise ständig einfach so ins Blickfeld sprangen, herausgefiltert hatte, fand er tatsächlich etwas. Eine junge Frau in einer in allen möglichen, im Schwarzlicht grell leuchtenden Neonfarben strahlenden Röhrenhose à la Cyberdog und einem einfachen schwarzen T-Shirt.

„Hab eine“, sagte er in Akis Ohr.

„Wenn du diesen halben Cybergoth da hinter mir meinst – vergiss es.“
 

Mao rückte ein Stück von Aki ab und seufzte: „Dann nehmen wir wohl deine.“

Sein Blick wanderte erneut in Richtung der Frau, die der Jüngere sich herausgesucht hatte. Sie tanzte ausgelassen mit zwei Freundinnen, ein grünes Cocktailglas in der Hand, und verteilte hin und wieder ein freundliches Lächeln an die umstehenden Leute, die sie anrempelte.
 

Es war klar, dass Aki die wollte. Abgesehen von ihrem herrlichen Quietschen, das die beiden wohl innerhalb der nächsten Stunden kennen lernen würden, würde besser Aki bei ihrem Typ Frau die Überzeugungsarbeit leisten, nicht Mao. Das war die eigentlich Herausforderung an der ganzen Aktion – ihr Dritter musste überzeugt werden, dass er die einmalige Chance hatte, den Sex seines Lebens zu erleben, sodass sie es am Ende so hindrehen konnten, dass sich ihr Dritter beide Beine ausgerissen hatte, um mit ihnen ins Bett zu kommen, und nicht andersherum.

Denn eigentlich war es ja andersherum.
 

„Maonyan.“

Aki beugte sich vor und streifte mit seinen Lippen die weiche Haut zwischen Maos Wange und Nase. „Wenn du die nicht ficken willst, suchen wir was anderes.“

„Passt schon“, erwiderte Mao, der innerlich gerade den Entschluss gefasst hatte, sich einfach darauf einzulassen, denn es wurde meistens ziemlich geil, wenn Aki mit ihrem Dritten rundum zufrieden war, denn der Jüngere war Perfektionist. Der kleinste Schönheitsfleck an der falschen Stelle konnte ihm die Freude an einem Dritten verderben. Der einzige, an dem er bis dato noch nichts zu auszusetzen gehabt hatte, war Mao selbst.
 

„Sicher?“

„Natürlich.“

Beide klebten mit ihren Augen an der Frau und je länger sie sie ansahen, desto sicherer wurde Mao, dass es ein guter Entschluss gewesen war, Akis Wahl zuzustimmen. Trotz ihres Tippsencharmes wusste sie, wie sie sich zu bewegen hatte. Sie übertrieb es nicht, gab sich nicht zu gewollt aufreizend, sondern verfügte über einen viel unterschwelligeren Reiz, auf den Mao normalerweise äußerst empfindlich reagierte. Mit jedem Blick, der über ihren Körper glitt, wurde das Bild, das er von Aki, sich und ihr vor den Augen hatte, eine Spur deutlicher.
 

Aki beugte sich wieder vor und grinste beinahe hämisch. „Du siehst aus, als könntest du schon jetzt auf der Stelle kommen.“

„Quatsch nicht, laber sie an“, entgegnete Mao knurrend und strafte seinen Freund mit einem bösen Blick.

„Dein Wunsch sei mir Befehl.“

Aki küsste Mao kurz auf die Lippen, dann löste er sich von ihm und schlängelte sich zwischen den Leuten hindurch auf die Frau zu.
 

Mao wandte sich ebenfalls ab, ging zur Bar und bestellte sich eine Piña Colada. Früher hatte er Aki immer gerne zugesehen bei seinen Versuchen, Frauen anzubaggern, aber mittlerweile wusste er, wie das funktionierte. Er tanzte unauffällig in ihrer Nähe, und zwar so unauffällig, dass sie irgendwann von selbst begann, ihn anzusehen. Dann tanzte er mit ihr und dann, wenn sich Aki zu hundert Prozent sicher war, die Sache in der Tasche zu haben, kam Mao ins Spiel.

Aber so weit war der Jüngere noch lange nicht und für seinen Freund hieß es Abwarten.
 

Nur am Rande bekam Mao etwas von Akis Umgarnprozess mit. Nach der ersten Piña Colada tanzte er bereits mit der Frau, nach der zweiten und einem netten Gespräch mit dem Typen neben Mao tanzte er nah bei ihr und kurz vor der dritten gab Aki ihm endlich das Zeichen: Er kreuzte Mittel- und Zeigerfinger hinter seinem Rücken und ließ die Hand langsam an seinem Rückgrat hinabrutschen.
 

Das ist so typisch, dachte sich Mao augenrollend, während er die Piña Colada und den Typen sehnsüchtig stehen ließ und sich an den Leuten vorbei auf Aki und die Frau hin zuschlängelte. Ein einfaches Winken hätte völlig gereicht.
 

Aki tanzte vor der Frau, legte ab und an möglichst flüchtig seine Hand auf ihre Hüfte, kam mal näher, mal weniger nah an sie heran und schon von weitem merkte Mao, dass sie mehr als fasziniert von seinem jüngeren Freund war. Wahrscheinlich hatte allein seine Parfum-Mischung ausgereicht, um sie zu hypnotisieren. Aki roch herb und auf eine ziemlich anregende Art versaut.
 

Und als in dem Moment Mao mit seinem süßen, lebhaften Duft hinter ihr auftauchte, sah er, wie ihre Schultern erschrocken zuckten und sie einen verunsicherten Blick nach hinten warf.

„Hallo“, flötete Mao breit lächelnd und streckte den Arm aus, langte an ihrem Hals vorbei an Akis Wange und strich leicht darüber.

Aki grinste leicht und nickte ihm zu.

„Und hallo“, flötete Mao wieder und sah die Frau abwartend an.

Er erntete ein vorsichtiges, sichtlich irritiertes Lächeln.
 

Mao begann nun seinerseits, seinen Körper passend zur Musik zu bewegen. Dabei sah er nicht annähernd so cool aus wie der Jüngere, aber mindestens zehn Mal so anmutig.

„Alles klar?“, fragte Aki in Maos Richtung.

„Natürlich“, erwiderte der mit seinem natürlichsten Lächeln.
 

Das wiederum war sein persönlicher Trick. Er ließ ihre Dritten glauben, ihnen einen Blick auf sein Innerstes zu gestatten, während die Dritten auf dieses vermeintliche Angebot eingingen und ihrerseits sich selbst auslieferten – nur meinten die es ernst. Mao nicht. Jedes Lächeln, jeder Augenaufschlag, mit dem er ihren Dritten bedachte, war genaustens durchdacht und sorgfältig eingesetzt.
 

„Ich verabschiede mich mal für fünf Minuten.“ Aki lächelte knapp, drehte sich um und verschwand.

Er verschwand wirklich. Aki hatte diese wunderbare Fähigkeit, aufzutauchen und wieder abzuhauen, ohne dass jemand bemerkte, dass er überhaupt da gewesen war. Mittlerweile wunderte sich Mao nicht mehr darüber, aber diese Gewohnheit hatte ihre frisch auserkorene Dritte selbstverständlich noch nicht.
 

Sie setzte gerade an um etwas zu sagen, Aki verblüfft sehnsüchtige Blicke hinterherwerfend, aber Mao lachte nur und legte ihr seinen Zeigefinger auf die Lippen: „Lass nur, der kommt gleich wieder. So lange wirst du wohl mit mir Vorlieb nehmen müssen.“

Sie lächelte vorsichtig; vollkommen überzeugt war sie noch nicht. Aber das wusste Mao und das hatten sie in ihrer Strategie berücksichtigt. Nach dem Tanz mit ihm würde sie anders denken.
 

Mao hatte eine frechere Art, auf die er sich bewegte, und wenn sie etwas Glück hatten, würde diese Frau darauf genauso anspringen wie auf Akis grenzenlose Laszivität.

Nach einigen Minuten hatte Mao sogar das Gefühl, die Rechnung würde aufgehen. Er hatte es geschafft, ihre Dritte ein bisschen von Aki zu lösen, natürlich nicht zu sehr, sonst hätten sie mit ihrer Arbeit ja wieder von vorne beginnen können.

Als Aki plötzlich wieder neben ihnen auftauchte, hatte er sie genauso weit wie sein Freund sie gehabt hatte. Sie ließ ihn mit seinen Händen an ihre Hüfte, auch wenn er es anders tat als Aki. Er strich federleicht über ihre Seiten, gerade so, dass es nicht aufdringlich wirkte, aber dennoch bemerkbar genug, damit sich die Härchen in ihrem Nacken aufstellten. Wahrscheinlich dachte sie, Mao würde es nicht weiter auffallen, aber er hatte durchaus einen Blick fürs Detail.
 

Ihre Dritte hatte ihn nicht sofort bemerkt, erst als Aki einen Arm um Maos Schulter und den anderen leicht über ihr Schlüsselbein legte, zuckte sie zusammen und entspannte sich sofort wieder, als sie den Jüngeren erkannte.

Sie wollte schon wieder etwas sagen, aber wieder wurde sie von Mao unterbrochen, der Aki glücklich anlachte und sich kurzerhand an seinen Freund schmiegte. Aki zog ihn mit einem ziemlich coolen Grinsen auf den Lippen an sich und umarmte ihn locker mit einer Hand. Langsam begann er, den Rhythmus der Musik wieder aufzunehmen und zwang Mao, mit ihm zu gehen. Ihre Körper schmiegten sich aneinander und machten fast den Eindruck, als wären sie dafür geschaffen, aneinander zu liegen und miteinander einen gemeinsamen Rhythmus zu finden.
 

Aki schloss die Augen und vergrub seine Nase in Maos Haar. Abgesehen davon, dass es fantastisch roch, fühlte es sich auch noch fantastisch an.

Er hob langsam den Blick und taxierte die Frau über Maos Kopf hinweg. Sein Arm hing immer noch über ihrer Schulter. Sie starrte abwechselnd ihn und Mao an und schien nicht so recht zu wissen, was sie von der ganzen Aktion halten sollte. Dann merkte sie, dass Aki sie ansah, und wich seinem Blick rasch aus.

Das war Aki allerdings nicht so recht wie ihr. Im Gegenteil, er wollte, dass ihr Blick an ihm und Mao klebte, also zog er sie ebenfalls ein Stück näher an sich heran. Augenblicklich sah sie ihn wieder an und ihre Augen verhakten sich ineinander. Das heißt, sie verhakte sich in ihm. Er tat lediglich alles, um sie festzuhalten.
 

Nach und nach drückte er sie näher zu sich, beim letzten Stück brauchte er nicht einmal mehr nachzuhelfen, sie kam von ganz alleine. Als Mao ihre Berührung an seinem Hintern spürte, wand er sich aus Akis Umarmung und lachte sie an. Ohne ein Wort streckte er den Arm aus und legte ihn um ihre Schultern. Als seine Finger Akis Arm auf ihrer anderen Seite streiften, griff der Jüngere sofort nach seinem Handgelenk und hielt ihn fest.
 

So standen sie zu dritt auf der Tanzfläche, in einem Rhythmus hin und her schwingend, wobei Aki und Mao den Takt besser aufnehmen und umwandeln konnten als ihre Dritte. Aber sie standen nahe beieinander, deshalb machte es nicht so viel aus.

Die beiden hörten beinahe das Herz der Frau klopfen. Sie wechselten einen verstohlenen Blick und mussten unwillkürlich grinsen; das erste echte Grinsen, das sie sich an diesem Abend in der Gegenwart ihrer Dritten erlaubten. Sie ahnten, welcher Gedanke in ihrem hübschen Köpfchen umherwirbelte: Zwei auf einmal? Wieso zum Teufel zwei auf einmal??
 

Aki beugte sich vor. „Wie wär’s, wenn wir uns was gemütlicheres suchen?“, raunte er zuerst in das Ohr der Frau, dann in das Maos. Wobei er Mao nichts zuflüsterte, schließlich wusste der ja, worum es ging und was die nächste Etappe ihrer Aktion war. Er pustete einfach nur hinein, sodass Mao etwas übertrieben auflachte und die Frau anstrahlte: „Klingt doch gut, oder was meinst du?“
 

Sie wurde rot. Ziemlich rot. Wahrscheinlich ahnte sie, worauf „was gemütlicheres“ hinauslaufen würde.

„Ich... uhm...“ Sie wagte einen Blick in Maos und Akis Augen und das war ein Fehler gewesen. Jetzt hatte sie keine Chance mehr.

„Klar“, hauchte sie und kam unwillkürlich noch näher an die beiden heran. Dann fügte sie hinzu: „Sehr gerne.“
 

Mao lachte wieder und ließ sich von Aki so beiseite ziehen, dass er nun an seiner linken, ihre Dritte an seiner rechten Seite lehnte. Aki hauchte ihr einen ersten kleinen Kuss auf die Schläfe und tat dann dasselbe bei Mao. Der grinste und lehnte sich so vor, dass sein Grinsen ihre Dritte traf, die prompt wieder rot wurde. Sein Blick wanderte zu Aki und der grinste nur zurück. Blitzschnell drückte er seinen Mund auf den seines jüngeren Freundes, löste sich aber zu schnell wieder von ihm, als dass die Dritte das ausgiebig hätte betrachten können.

Machte aber nichts. Sie würde später noch ausgiebig Gelegenheit dazu haben.
 

Aki dirigierte seine beiden Begleiter zwischen den Menschen hindurch aus dem Club heraus.

Draußen wummerte der Bass der Musik nur noch dumpf in ihren Ohren und sie brauchten einen Moment, bis sie sich an die plötzliche Ruhe gewöhnt hatten und wieder klar hörten.
 

Ihre Dritte ließ sich einfach mitziehen, sie fragte nicht einmal, wohin sie mitgenommen wurde. Mao dachte kurz, dass sie genauso gut Pech gehabt haben und an zwei ziemlich miese Typen, mieser, als sie es waren, geraten sein könnte, die sie nach einem relativ leichten Einwicklungsprozess in die nächste Seitenstraße gezerrt und vergewaltigt hätten. Aber weiterspinnen wollte er den Faden nicht, sonst würde er am Ende selbst noch ein schlechtes Gewissen bekommen, obwohl Aki und er ihre Dritten niemals zu etwas zwingen würden. Sie machten ihnen lediglich auf ziemlich überzeugende Art und Weise klar, dass es schon immer ihr heißester Traum gewesen war, einen Dreier mit SID’s besserer Hälfte zu haben, die Tatsache, dass besagter Dritter am Morgen danach aufwachen und sich entsetzt fragte, welcher notgeile Teufel ihn denn bitte geritten hatte, gekonnt ignorierend.
 

Aki und Mao blödelten den ganzen Weg lang miteinander herum, ihre Dritte bewusst ab und an außen vor lassend. Sie war zu verlegen, um selbst die Initiative zu ergreifen, und die anderen beiden sahen ihr an, wie sehr sie sie mit ihren Neckerein tatsächlich durcheinander brachten.
 

Aber dann sagte sie plötzlich doch etwas.

Aki hatte gerade beschlossen, noch einmal von Maos Haaren zu kosten, und lutschte an einer seiner Haarsträhnen herum, da piepste es plötzlich bei seinem rechten Ohr: „Und wer... seid ihr?“
 

Akis und Maos ruckten gleichzeitig in die Höhe. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf ihre Dritte, die es fast schon wieder zu bereuen schien, überhaupt gefragt zu haben.

„Hast du das gehört?“, fragte Mao gespielt verblüfft, ohne seinen Blick von ihr zu nehmen.

Aki nickte nur: „Oh ja.“

„Sie will wissen, wer wir sind.“

„Wer wir sind?“

„Wie wir heißen.“

„Heißen?“

„Uns nennen.“

„Wer wir sein möchten?“

„Wer wir sind.“
 

Das war wahrscheinlich der seltsamste Dialog, den ihre Dritte je hatte mit anhören müssen. Verblüfft wanderte ihr Blick vom einen zum anderen, versuchte verzweifelt, irgendeinen Hinweis auf ein verschmitztes Lächeln hinter den beiden erstaunt aussehenden Gesichtern zu finden, aber ohne Erfolg. Mao und Aki hielten ihre Fassade mit Leichtigkeit aufrecht, diese Dritte würde sie nicht ins Wanken bringen.

Ein Mal war ihnen das beinahe passiert. Sie hatten einen Dritten gehabt, der stur wie Aki und durchtrieben wie Mao gewesen war, und der Sex war in einen einzigen Konkurrenzkampf ausgeartet. Aber seitdem gaben sie mehr Acht bei ihren Auswahlverfahren. An so jemanden würden sie nicht noch einmal geraten.
 

Sie räusperte sich schwach: „Also... ihr müsst auch nicht...“

„Oh, das ist gar kein Problem“, wiegelte Mao schnell ab.

„Kein Ding“, ergänzte Aki mit einem ziemlich coolen Mundwinkelzucken.

„Es kommt ganz drauf an, wie du uns nennen möchtest“, erklärte wiederum Ersterer.

„Wie... ich euch nennen will?“
 

„Natüüürlich!“, rief Mao übertrieben betont aus, löste sich kurz aus Akis Umarmung, streckte die Arme aus und drehte sich um seine eigen Achse: „Alles ist relativ!“

Aki lachte ihn wahrscheinlich gerade aus, aber das war ihm dann auch egal.

Ihre Dritte lächelte wieder entspannter. „Wirklich total egal, wie ihr heißt?“

„Total egal“, bekräftigten Aki und Mao wie aus einem Munde.

„Nicht lachen, ja?“

„Nicht lachen.“

„Nein, nicht lachen.“

„Maryland“, sagte sie dann und zeigte verlegen lächelnd auf Aki. „Und Virginia.“
 

Innerlich lachten sie ihre Dritte gerade tatsächlich nach allen Regeln der Kunst aus. Sie hatten ja schon Freaks gehabt, die sie sonst wie genannt hatten, einer war tatsächlich auf die Idee gekommen, Aki und Mao Butter und Brot zu taufen, aber Virginia und Maryland hatten sich mit Sicherheit auch einen Platz auf der Rangliste der bescheuertsten Pseudonyme überhaupt verdient.
 

Mao beugte sich zu seinem jüngeren Freund vor und grinste. „Virginia“, flüsterte er gegen seine Nase.

Aki schnaubte und raunte zurück: „Maryland.“

„Virginia.“

„Maryland.“

„Virginia.“

„Maryland.“

Dann wandte Mao seinen Blick von Aki ab und blickte ihrer Dritten unverwandt in die Augen: „Oregon.“

„W-was?“

„Du bist Oregon.“ Er grinste. „Stimmt doch, Virginia?“

„Oregooon.“ Während dem langgedehnten „o“ hatte Aki seinen Zeigefinger immer mehr Oregons Nase genähert. Kurz vor der Berührung stoppte er die Bewegung und ließ seinen Arm wieder sinken.
 

Vorsichtig lächelnd hob sie den Kopf. „In Oregon lebt meine Mutter.“

Das war für Aki und Mao zwar ein netter Treffer, aber letztendlich interessierte es sie nicht wirklich.

„Siehst du?“ Mao grinste. „Als hätten wir’s gewusst.“
 

„STOP.“

Abrupt blieb Aki stehen und Mao und Oregon, vom plötzlichen Stillstand vollkommen überrumpelt, liefen mit dem nächsten Schritt ineinander und stöhnten überrascht auf.

Aki ignorierte ihren Zusammenprall und zeigte mit einem Nicken auf das Gebäude, vor dem er angehalten hatte: „Wär das da vielleicht was?“
 

Mao wusste natürlich schon, um welches Hotel es sich handelte, sie gingen mit ihren Dritten oft dorthin. Aber er tat genauso überrascht wie Oregon.

Es war ein Hotel, das man kannte. Es war nicht ganz billig, um nicht zu sagen sauteuer, und sie hätte wohl im Leben nicht gedacht, je ein paar Stunden dort zu verbringen.

„Wow, Virginia.“ Mao strahlte. „Zu so was sag ich nicht nein.“ Dann drehte er sich um zu Oregon um: „Du etwa?“

Sie blinzelte ungläubig. „Es tut mir leid. Das kann ich beim besten Willen nicht bezahlen.“

„Oh, wir aber. Also, wie sieht’s aus?“
 

Ihr Blick wanderte unschlüssig vom einen zum anderen. Virginia und Maryland waren Nachbarstaaten, aber Oregon lag am anderen Ende des Kontinents. Mao funkelte sie unternehmungslustig an und Akis Lächeln war so unglaublich cool, dass sie fast nicht mehr daran glauben konnte, dass sie tatsächlich mit diesen beiden Typen vor ausgerechnet diesem Hotel stand und dazu überredet wurde, mit ihnen hineinzugehen.
 

„Du musst ja nicht“, bemerkte Mao und sein Funkeln bekam plötzlich etwas Verruchtes.

Aki sagte einfach ihren Namen: „Oregon.“

„Wir gehen da auch zu zweit rein.“ Allerdings tödlich beleidigt, fügte er in Gedanken hinzu und gab sich Mühe, das nicht durchscheinen zu lassen.

Er spürte Akis Hand in seinem Nacken und gleich darauf berührten sich ihre Lippen, wenn auch nur kurz. Bevor Mao entscheiden konnte, wie er reagieren wollte, waren die Lippen auch schon wieder weg und wurden durch eine Zungenspitze ersetzt, die ein Mal quer über Maos Mund leckte. Sie verweilte in seinen Mundwinkeln, drehte um, leckte wieder. Dann verschwand auch die Zungenspitze und Aki ging wieder auf Abstand.

Er grinste Mao an und der grinste zurück. Dann wandte er sich Oregon zu: „Siehst du? Wir machen’s auch zu zweit.“
 

„Oder aber zu dritt.“ Mao nährte sich Oregon, die ihn aus großen Augen wie hypnotisiert ansah. Er begann mit sanften Küssen an ihrem Hals, zog seine Spur höher bis zu ihrem Kiefer und verweilte dort. Aki hatte sich nur zwei Küsse später an ihre andere Seite gemacht.
 

Sie hörten Oregons Keuchen und hielten augenblicklich inne mit ihren Streicheleinheiten.

Ihre Dritte brauchte noch einige Atemzüge, bis sie sich an eine Anmerkung traute: „Ihr... passt auf mich auf, ja?“

Aki grinste nur: „Keine Sorge. Wir sind Patrioten.“

Und damit hatten die beiden ihre Arbeit beendet. Jetzt begann der vergnügliche Teil.
 


 

~ Testphase: Ende



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