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Übernatürlich...

Wenn man das zweite Gesicht hat...
von

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Dates und Träume

Am nächsten Tag in der Schule bekamen wir unsere Passfotos.

Mein Foto war recht gut geworden. Ich sah blass aus und lächelte sogar leicht. Aminas Foto war ebenso gut geworden.

Bengee besah sich mein Foto.

„Na das ist doch nicht schlecht geworden“, meinte er und lächelte. „Danke…“, sagte ich und sah mir sein Foto an.

Seins war natürlich makellos perfekt. Er lächelte sehr schön und seine blauen Augen strahlten unter dem schwarzen Haar. Ich lächelte und sah ihn an. „Wow, deins ist echt toll geworden!“, sagte ich. „Meinst du echt?“, fragte er geschmeichelt.

Ich nickte. Ich nahm mir eines der ganz kleinen Bildchen. „Ich darf doch, oder?“

Er nickte und ich steckte mir sein Foto ins Portemonnaie. Das Selbe machte ich auch mit Aminas Foto. „So“, machte ich, „jetzt hab ich euch immer bei mir!“

Ich lächelte ihnen zu.
 

Am Samstag schlief Amina bei mir.

Wir hatten mit Bengee und Paul ausgemacht, dass wir uns um 16:30 Uhr am Kino treffen würden. Amina und ich fingen schon um 14:00 Uhr an uns fertig zu machen, weil wir wussten, dass es ewig dauern würde, bis wir beide perfekt zurechtgefriemelt waren.

Zum ungefähr hundertsten Mal kämmte ich mir meine glatten Haare und Amina erneuerte schon wieder ihr Make-up. „Geht das so mit den Haaren?“, fragte sie mich und wuschelte sich durch ihre kurzen, braunen Haare. Ich nickte ihr zu. „Klar geht das! Du siehst toll aus“, sagte ich. Sie lächelte leicht nervös und sagte: „Danke, du siehst aber auch super aus!“

Ich lächelte und sah auf die Uhr. „Shit, wir müssen los!“, sagte ich und packte meinen Krempel zusammen.

„Ciao, Mom! Wir sind weg!“, rief ich noch zu meiner Mutter, bevor ich mit Amina zur Tür raus ging.

Wir fuhren mit der Straßenbahn zum Kino. Dort standen Paul und Bengee bereits. Sie sahen beide umwerfend aus. Paul hatte seine brauen Haare vorne hochgegelt und stand lässig gegen die Wand des Kinos gelehnt. Er trug eine weite Baggyjeans und ein schwarzes T-Shirt.

Amina umarmte ihn flüchtig zur Begrüßung.

Bengee trug eine übliche Jeans und ein dunkelblaues T-Shirt mit einem schwarzen Karomuster drauf. Das Blau des T-Shirts betonte seine Augen perfekt. Ansonsten hatte er seine normale, schwarze Wuschelmähne. Trotzdem meinte ich, dass er heute irgendwie anders aussah als sonst, aber ich wusste nicht, warum.

Ich knuddelte Bengee ebenfalls zur Begrüßung. Ich roch seinen tollen Bengee-Geruch. Er roch nicht nach Schweiß oder nach übermäßig viel Deo oder Aftershave, eben einfach nur nach Bengee.

Ich löste mich wieder von ihm und sah Paul an. Ich nickte ihm zur Begrüßung zu. Paul sah auf die Uhr. „Es ist noch knapp eine dreiviertel Stunde bis der Film anfängt“, er sah fragend in die Runde, „was machen wir bis dahin?“

Ich zuckte die Schultern.

„Wir könnten die Zeit ein bisschen durch die Stadt gammeln“, meinte Amina.

Da niemand anders etwas Anderes vorschlug taten wir das. Wir liefen durch die endlos lange Fußgängerzone, Amina und Paul voran, Bengee und ich dahinter.

Es schien ewig zu dauern, bis es dann endlich 17:00 Uhr war und wir wieder zum Kino gingen.

Wir gingen zur Kasse, um die Karten zu kaufen. Mir war das ein bisschen unangenehm, weil ich fast nie Geld hatte. Ich hatte zu Hause extra mein letztes Geld zusammen gekratzt, um doch noch die acht Euro für den Eintritt zusammen zu bekommen. Normalerweise hätte Amina ja für mich gezahlt, aber selbst sie hatte nicht ewig Geld und ich hatte mir eigentlich schon genug von ihr geliehen.

Als ich dann das Portemonnaie hervorzog, um du Karte zu bezahlen, legte Bengee die Hand darauf.

Verwirrt sah ich ihn an und er lächelte. „Lass mal…“, sagte er und reichte dem Kassierer einen Schein, „das übernehme ich…“

Leicht verlegen lächelte ich. „Ähm… okay… danke…“, murmelte ich.

Dann nahmen wir unsere Karten und gingen zu Paul und Amina, die bereits vor der Kinotür warteten. „Also dann“, sagte Amina und wir gingen hinein.

Unsere Plätze waren in der hintersten Reihe.

Oh, wie nett, dachte ich, Kuschelpältze…

Ich seufzte lautlos und wir gingen auf unsere Plätze. Ich saß ganz außen an der Wand. Neben mir saß Bengee, daneben Amina und dann Paul.

Wir waren schon recht früh, der Film würde erst in zehn Minuten beginnen. Paul stand auf. „Ich werd’ mal Popcorn holen…“, sagte er. „Oh, ich komm mit!“, meinte Bengee und stand ebenfalls auf. Sie gingen nach draußen und Amina und ich rutschten zusammen.

„Und? Wie war’s soweit?“, fragte ich mit einem breiten Grinsen. Amina lächelte. „Also ich fand’s bisher super!“, ihr Lächeln verschwand, „und bei euch…?“ Sie klang bei den letzten Worten kleinlaut und leicht schuldbewusst. Anscheinend hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie die ganze Zeit nur auf Paul fixiert gewesen war.

Ich winkte ab. „Ach, ganz okay“, sagte ich immer noch lächelnd, „ist ja bisher noch nicht so viel passiert…“ Ich zwinkerte ihr zu. Sie lächelte wieder.

Wir schwiegen kurz.

„Was machen die Jungs so lange?“, fragte ich. Amina lachte. „Hoffentlich nichts Unanständiges auf dem Jungenklo, ich hab heute ein Date mit Paul, nicht Bengee!“ Ich lachte auch. „Wieso? Die sind doch ein hübsches Pärchen…“, witzelte ich.

Die Jungs kamen zurück, vollgeladen mit Popcorn, Nachos und Süßigkeiten. Ich tausche schnell einen belustigten Blick mit Amina und kicherte. „Ah, die Männer sind von der Jagd zurück gekehrt!“, sagte ich und wandte mich an Bengee, der sich auf den Sitz neben mir fallen ließ, „wart ihr erfolgreich?“ „Aber sicher!“, antwortete Bengee mir. Er hatte eine mittlere Tüte Popcorn, eine Cola und 2 Tüten Gummibärchen gekauft. Er hat echt zu viel Geld…, dachte ich.

Bengee verstaute das ganze Zeug und ich sah zu Amina und Paul rüber. Paul war auch nicht schlecht versorgt. Er hatte eine große Popcorn, eine Portion Nachos mit Käsesoße und eine große Cola gekauft. Und er hat auch zu viel Geld!, dachte ich. Amina schnappte sich gleich die Nachos. „Danke!“, sagte ich und nahm mir einen Nacho. „Schnorrer!“, sagte Amina. Ich streckte ihr frech die Zunge heraus.

Die Lichter verdunkelten sich. „Uhh, es geht los!“, hörte ich Paul sagen.

Die Werbung begann und etwa fünf Minuten kamen Werbespotts. Dann wurde das Licht wieder heller.

„Alles klar, Leute!“, rief Amina, „der Film ist vorbei und wir können alle wieder nach Hause!“ Ich lachte. Amina war manchmal richtig peinlich. Ich war aber nicht anders eigentlich. Das heißt, allein ging es eigentlich, aber wenn wir zusammen etwas unternahmen (was eigentlich immer der Fall war), wurde es immer total abgedreht und die, mit denen wir unterwegs waren schämten sich schon fast für uns.

Ich lachte und wandte mich wieder zu Bengee. Ich sah ihn an und plötzlich fiel mir auf, was heute so anders war an ihm. „Bengee…“, sagte ich erstaunt, „hast du dich etwa geschminkt?“ „Naja, ähm…“

Ertappt sah er verlegen beiseite.

Ich lachte und besah mir seine Augen näher. Seine Augen waren mit schwarzem Kajal nachgezogen. Dafür dass er ein Junge war, hatte er das wirklich gut hinbekommen. „Ich wollte es halt mal ausprobieren…“, murmelte er. „Nein, nein!“, sagte ich vergnügt, „ich finde, es steht dir sehr!“ Verblüfft sah er mich an. „Echt?!“ Ich nickte. „Solltest du öfter mal machen“, ich zwinkerte ihm zu. Dann wandte ich mich zu Amina. „Ey, Bengee ist geschminkt!“

„Ach…“, Amina lachte, „Schatz, manchmal bist du sooo eine Blitzcheckerin!“

„Püh!“, sagte ich und spielte beleidigt, „lass mich doch!“

Bengee lachte vergnügt.

Kurz darauf wurde das Licht wieder dunkler. „Coool, noch mehr Werbung!“, rief ich gespielt begeistert. Doch es war keine Werbung, sondern tatsächlich der Film. Er war meiner Meinung nach nicht sehr toll oder anders gesagt, er war grottenlangweilig. Es war so eine Comedy-Romanze, wenn man DAS Comedy nennen konnte…

Nach einer halben Stunde wurde Amina und mir zu langweilig und wir begannen lautstark Kommentare abzugeben und die Film Passagen lächerlich zu machen, während Paul und Bengee still und leise dasaßen und so taten, als würden sie uns nicht kennen.

Um ca. 18:40 Uhr war der Film vorbei. Wir traten heraus und blinzelten in die Sonne, die immer noch am Himmel stand.

Paul sah auf die Uhr. „Es ist noch nicht sehr spät…“, er sah uns an, „machen wir noch was?“ „Wie wär’s mit McDonald’s?“, fragte ich und die anderen willigten ein.

Also gingen wir noch im McDonald’s etwas essen.

Alles in Einem fand ich den Tag sehr schön. Ich hatte viel Spaß mit Bengee und teilweise auch mit Amina gehabt.

Nach dem Essen im McDonald’s setzten wir uns noch irgendwo hin, um den Sonnenuntergang zu sehen und verabschiedeten uns dann von Bengee und Paul und fuhren wieder zu mir nach Hause.

Amina schien total auf Wolke 7 zu sein. Ich lächelte.

„Und?“

Sie sah mich an.

„Was und?“

„Wie fandest du es?“, fragte ich.

Sie lächelte. „Toll!“

Ich lächelte ebenfalls. „Das ist schön!“

Wir schwiegen eine Weile. Dann unterbrach ich die Stille. „Findest du Bengee steht die Schminke?“

Amina nickte. „Ja! Das hebt seine blauen Augen total hervor!“

Ich nickte. „Stimmt!“

Als wir an meiner Haltestelle angekommen waren, verabschiedete ich mich von Amina und stieg aus. Dann ging ich den Weg nach Hause.

Der Weg war dunkel. Es hatte schon lägst zu dämmern begonnen. Normalerweise machte mir das nichts aus. Doch nun im schimmernden Mondlicht schien der Weg schon etwas gruselig.

Es raschelte im Gebüsch und eine Katze sprang heraus. Es war die Selbe Katze, die ich schon einmal gesehen hatte, als ich mit Tequila unterwegs gewesen war. Ich lächelte. „Du schon wieder…“, murmelte ich, musterte die Katze kurz und ging weiter.

Nach ein paar Schritten drehte ich mich noch mal zu der Katze um. Doch diese war verschwunden…

Komisch…, dachte ich mir und ging weiter.

Diese Katze blieb mir noch die ganze Zeit in den Gedanken, denn ich wurde das Gefühl nicht los, dass ich sie irgendwoher kannte. Doch ich wusste nicht, wo ich sie schon mal gesehen haben könnte…

Zu Hause angekommen ging ich dann direkt ins Bett. Ich war sehr müde. Der Tag war anstrengender gewesen als ich dachte.
 

Ich wachte früh wieder auf. Es war erst neun Uhr, normalerweise schlief ich sonntags immer bis um elf Uhr oder so.

Ich richtete mich auf und rieb mir die Augen. Dann stand ich auf. Komischerweise war ich vollständig bekleidet. Hatte ich mich nicht vor dem schlafen Gehen umgezogen? „Hö?“, machte ich. Doch irgendwie war es mir egal. Ich ging nach draußen in den Flur.

Vor meiner Tür stand wieder diese Katze. Ich sah ihr in die Augen, aber nichts passierte. Diese grüne Farbe… diese seltsame Form der Augen…

Es kam mir alles so bekannt vor…

Ich schaute wieder auf und Amina stand auf einmal vor mir. „Wo kommst du denn her?“, fragte ich sie verwirrt. Amina zeigte auf die Tür. Sie war sperrangelweit offen. Wie leichtsinnig, dass wir die Tür offen gelassen hatten.

Ich sah kurz zu Boden. Die Katze war verschwunden. Wenn das Tequila mitkriegt…, dachte ich.

Dann schlüpfte ich an Amina vorbei und schloss die Tür. „Stört es dich, wenn ich was esse?“, fragte ich Amina. Diese schüttelte den Kopf. Ich nickte und ging in die Küche. Amina stellte sich in den Türrahmen. Ich suchte mir Brot, Margarine und Honig zusammen. „Sag mal, was ist dir denn über die Leber gelaufen?“, fragte ich, während ich mir ein Messer aus der Schublade kramte. Sie antwortete nicht. „Amina?“, sagte ich und schaute zu ihr. Ich erschrak.

Amina war verschwunden. Stattdessen stand da nun Bengee. „Bengee?!“, sagte ich erstaunt, „was machst du…? Wie bist du hier rein…?“ Ich war verwirrt. Er antwortete nicht. Er sah mich nur mit einem leichten Lächeln an. Was ist denn heute bloß los mit den Leuten?!, dachte ich.

Ich störte mich nicht weiter an ihm und fuhr fort mir ein Brot zu machen. Auf einmal hörte ich ein Flüstern. Es war Bengees Stimme, aber ich verstand nicht, was er sagte. Als ich dann zu Bengee sah, war dieser verschwunden.

Wo ist er denn hin?!, fragte ich mich.

Dann schüttelte ich den Kopf und machte mein Brot weiter. Plötzlich hörte ich ein Miauen und sah wieder zur Tür. Dort saß wieder die Katze.

„Du schon wieder…“, sagte ich, „was machst du überhaupt hier?“ Natürlich antwortete die Katze mir nicht und ich wandte mich wieder meinem Brot zu. Dann sah ich wieder zum Türrahmen und erschrak wieder.

Die Katze war verschwunden. Stattdessen stand nun Judy in der Tür. „Judy?!“, sagte ich verblüfft, „was machst du hier? Wo ist die Katze?“

Auch Judy antwortete mir nicht. Wieder hörte ich ein Flüstern. Es war wieder Bengees Stimme. Doch Bengee selbst war nirgends zu sehen. Ich sah wieder zu Judy, doch die war wieder verschwunden. Dort, wo sie gestanden hatte, saß nun wieder die Katze. Plötzlich fauchte die Katze laut und sprang auf mich.

Ich schreckte hoch. Ich atmete schwer und fand mich in meinem Zimmer wieder. Es war wohl nur ein Traum gewesen.

Ich sah auf die Uhr. Es war neun Uhr morgens.



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