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Maskenkönig

von

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Das Mädchen

Ein entthronter König saß in einem Gefängnis.

Nicht in einem richtigen Verlies; der kleine Raum in dem er sich befand musste bis vor Kurzem ein Vorratslager gewesen sein, vielleicht ein Kartoffelkeller. Zumindest roch es dort so.

Der Boden war mit Stroh bedeckt. Bis auf einen kleinen Kreis, den eine Öllampe im Gang außerhalb der Zelle erhellte, lag fast alles im Dunkeln. Der kurze Gang war vollgestellt mit Gerümpel. Wahrscheinlich hatten die Besitzer es eilig gehabt, den Raum freizuräumen. Die Gittertür, die den Eingang zu seinem Gefängnis versperrte, sah auch nicht gerade stabil aus. Der König fragte sich, ob sie einfach umfallen würde, wenn er sich einmal mit voller Wucht dagegen warf.

Wieso hatten sie sich all die Mühe gemacht und ihn nicht gleich in den Verließen des Schlosses eingesperrt? - Aber wahrscheinlich hatten sie auch die Geschichten über die Geheimgänge dort unten gehört. Er hatte selbst einmal als er noch klein war danach gesucht, aber nichts gefunden.

Die klamme Wand, an der der König lehnte, sog all die Wärme aus seinen Gliedern, aber das nahm er kaum wahr. Gedankenverloren fuhr er über seine Wange. „Außergewöhnlich hässlich“...

Ja, so konnte man ihn wohl beschreiben. Entstellt durch eine riesige, vernarbte Brandwunde, die sich fast über seine gesamte linke Gesichtshälfte bis hinunter zur Schulter zog. Wen würde das nicht abschrecken?

Er fuhr aus seinen Gedanken hoch, also oben Stimmen erklangen. Wahrscheinlich war es wieder dieses Mädchen. In der kurzen Zeit, die er hier war, hatte sie keine Gelegenheit ausgelassen, zu ihm herunter zu kommen und ihn mit wüsten Beschimpfungen zu überhäufen. Dass die Menschen hier ihn hassten, konnte er verstehen, aber bei ihr grenzte das Ganze schon an Besessenheit.

Und da erschien sie auch schon an der Treppe, mit ihrem von wallend rotem Haar eingefassten, stolzen Blick. Diesmal trug sie einen Teller in der Hand, den sie unten angekommen harsch am Boden abstellte und unter den Gittern durchschob. „Hier, ich hoffe, ihr erstickt daran!“ warf sie ihm entgegen.

Ungerührt von ihrem Verhalten beugte er sich nach vorne und betrachtete den im Halbdunkel liegenden Teller. „Ist das... Fleisch?“ „Ooh, ist es Eurer Majestät wohl nicht recht so?“ brauste sie sofort auf. Er fragte sich, wie ihre Stimme sich wohl anhörte, wenn sie es nicht gerade darauf anlegte, möglichst herablassend zu klingen. „Wir tun natürlich unser Allermöglichstes um zu verhindern, dass Ihre Majestät verhungert, bis sie dem Scharfrichter vorgeführt wird—“

„Das ist es nicht!!“

Für einen kurzen Moment hatte er seine Maske aus Gleichgültigkeit fallen gelassen. Dieses Weib konnte einen aber auch in den Wahnsinn treiben!

„Ich meine... ich weiß, dass ihr selbst nicht viel habt. Wäre so etwas Kostbares wie Fleisch da nicht besser bei jemandem aufgehoben, der... naja, noch etwas länger was davon hat?“ Das Zucken in ihren Augen verriet ihm, dass ihr diese Antwort nicht gefiel.

„So, jetzt macht ihr wohl einen auf selbstloser Wohltäter, wie?!“ Sie stampfte mit dem Fuß auf. „Nachdem ihr uns alles genommen habt! Für die Mahlzeit könnt ihr euch bei meinem Vater bedanken. Ich an seine Stelle hätte—“

Weiter kam sie nicht mehr, denn das Klirren der Öllampe, die sie in ihrem Übereifer versehentlich umgestoßen hatte, zog alle Aufmerksamkeit auf sich.



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