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Druiden

von

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der Feind ist entlarvt

Wie ich erwartet hatte war der andere Druide schon von einer großen Traube aus Mitschülern umgeben als ich die Klasse betrat. Diese bestand überwiegend aus Jungs, da die meisten Mädchen sich am anderen Ende des Raumes versammelt hatten, um aufgeregt zu tratschen und zu kichern, weil sie zu schüchtern oder zu ängstlich waren den Neuen direkt anzusprechen.

Ich warf einen Morgengruß in die Runde ohne eine Antwort zu erwarten und wollte mich dann auf meinen Platz begeben, wurde allerdings von einigen Mädchen, dem Zickenreigen der Klasse, aufgehalten. Auch Chantal gehörte zu ihnen. Ich musste mir ein selbstgefälliges Grinsen verkneifen als ich fragte was sie wollten. Natürlich war ich mir schon längst darüber im Klarem. Sie waren ja so vorhersehbar … Dafür war nicht einmal ein Hauch von Magie nötig. Sie fragten mich, ob ich nicht mit einer von ihnen den Platz tauschen könne, worauf ich prompt einwilligte mit Chantal zu wechseln. Alles lief genauso wie geplant. Ich hatte mir das bereits gestern während des Unterrichts überlegt, da sich nichts an der Tatsache geändert hatte, dass ich keine Lust hatte neben einem Druiden zu sitzen. Das war mir sozusagen einfach zu eng. Nicht genügend persönlicher Freiraum.

Ich begab mich also auf meinen neuen Platz exakt eine Reihe weiter vorne als mein alter und fing dabei noch den verwunderten Blick von Anton ein, der schon von Chantal umgarnt wurde. Sie ließ wirklich nichts anbrennen, wenn sie erstmal ein Auge auf jemanden geworfen hatte. Ich hoffte das niemand das Schmunzeln bemerkte, welches sich auf meinem Gesicht ausgebreitet hatte. Schadenfreude war nun mal die schönste Freude, ob bei Menschen oder Druiden. Ich betrachtete das als kleine Rache für die Beschuldigungen meines Verbündeten. Das hatte er sich redlich verdient.

Während des Unterrichts gab es keine besonderen Vorfälle. Wir hatten eine Stunde mit dem Schlaftablettenlehrer, der nichts von Chantals Flirterei mitzubekommen schien, während der Rest der Klasse sich auf eben diese konzentrierte. Auch ich hörte das ein oder andere Mal aufmerksam zu, nur um mich ein bisschen an meiner Schadenfreude zu ergötzen. Der arme Anton … Da hatte ich ihm ja wirklich was aufgehalst. Allerdings hielt sich mein Mitleid in Grenzen.

Als dann endlich die Pause begann flüchtete er sich sogleich in eine Gruppe Jungs um dort Informationen zu erfragen. Und natürlich um so schnell wie möglich von der liebestollen Chantal wegzukommen. Wieder konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Auch ich verbrachte die Pause mit einer Gruppe Mädchen. Ich war oft mit ihnen zusammen, daher verließ ich mich auf ihr Vertrauen zu mir. Von ihnen hatte mir jede schon mindestens einmal ein Geheimnis anvertraut, das ich dann natürlich auch nicht weitergesagt hatte. Ich war für sie so eine Art Kummerkasten. Stören tat mich das aber nicht, denn so kam ich immer irgendwie an nützliche Infos, da diese Mädchen Tratsch wirklich sehr liebten. Tratsch der ungewöhnlichen Art. Also genau den, der mir schon oft den ein oder anderen Geist offenbart hatte. Sie waren meine sicherste Informationsquelle. Außerdem waren sie stets auf dem laufenden was Mitschüler betraf. Klassenübergreifend.

Wir standen an einer Ecke des Schulgebäudes auf dem Hof unter ein paar Laubbäumen, deren Blätter eine gesunde, grüne Farbe hatten. Ich sah mich aufmerksam um, während die Mädchen gerade in eine hitzige Diskussion verwickelt waren. Und plötzlich sah ich ihn: schlank, abermuskulös, blasse Haut und kurze, rote Haare. Der Besessene! Sein und mein Blick trafen sich für den Bruchteil einer Sekunde. Ich zuckte zusammen, meine Nackenhaare stellten sich auf und ich versteckte mich reflexartig ein bisschen hinter der Wand. Glücklicherweise hatte er das nicht bemerkt. Ich konnte nur hoffen, dass er nichts an meiner Aura oder meinen Augen abgelesen hatte. Der Schreck war mir richtig in die Knochen gefahren.

„Hey, ist alles in Ordnung mit dir?“, wollte eines der Mädchen wissen. „Ja, alles klar. Ich hab‘ mich nur erschrocken.“, ich wusste, dass jetzt die ideale Gelegenheit war, also packte ich sie beim Schopf: „Sagt mal, wer ist denn der Junge da drüben?“

Das Grinsen, das nun die Runde machte, signalisierte mir, dass sie es so aufgefasst hatten wie ich es mir erhofft hatte. Jetzt brach eine Welle von Informationen über mich herein. Überaus nützlicher Informationen: „Erkennst du ihn denn nicht? Das ist Achilles. Du weißt schon, der, der früher so pummelig war und von allen gehänselt wurde, weil sein Name so gar nicht zu ihm passte. Der Topstreber aus der d. Hatte früher längere Haare und ‘ne Brille wie Harry Potter. Aber er war ja letzten Monat in Kur im Ausland und jetzt sieht er plötzlich so aus! Viel besser, hm?“ Das Spiel mitspielend nickte ich. Unauffällig fragte ich sie weiter aus, was mich noch erfahren ließ, dass seine Kurklinik in Schottland lag und auf übergewichtige Kinder spezialisiert war, seine Eltern wohl nicht wenig auf der hohen Kante liegen hatten, er die nächste Klasse überspringen sollte, ein begeisterter Fan von Schach war, weshalb er dem örtlichen Verein angehörte, seit neuestem auch boxte und wohl nur ein paar Straßen von der Schule entfernt wohnte, genau wie ich - allerdings in der entgegen gesetzten Richtung - sowie diverse andere Dinge, unter denen einige Anspielungen darauf waren, dass er eine Freundin suchte. Mit dieser Fülle an Infos konnten Anton und ich uns gut auf die Auseinandersetzung vorbereiten.

Während der weiteren Unterrichtszeit hatte ich jedoch keine Gelegenheit mich mit meinem Verbündeten auszutauschen. Das hatte ich ohnehin nicht vor, denn die Mädchen hatten alle ihre volle Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet und ich konnte gut darauf verzichten diese auf mich zu ziehen. Das wäre mit Sicherheit hinderlich. Ergo musste ich warten bis die Schule aus war.



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