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Druiden

von

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Besprechung

Ich atmete einmal tief durch, bevor ich mit entschlossenem Gesichtsausdruck auf den Knopf der Hausklingel drückte. Eigentlich hatte ich nicht vor gehabt so früh zu Anton herüber zu gehen, aber dann hatte ich mir gedacht je früher desto besser. Als ich hinter der Türe Schritte wahrnahm, schluckte ich mein Unbehagen herunter und zwang mich ein entspanntes Gesicht zu machen.

Die Türe öffnete sich. Eine hübsche junge Frau streckte den Kopf hinaus und als sie mich sah trat ein überraschter Ausdruck in ihre Augen.

„Nanu? Wer bist du denn?“

„Ich bin-“, setzte ich zu einer Antwort an, doch sie schnitt mir sogleich wieder das Wort ab.

„Ah, ich weiß! Du bist doch das Mädchen von nebenan? Komm rein, komm rein! Du willst doch sicher zu Anton? Warte einen Augenblick, ich werde ihn holen.“

Ich öffnete den Mund um etwas zu erwidern, aber auch dieses Mal kam ich nicht dazu zu sprechen.

„Warte!“, plötzlich war die Frau wie angewurzelt stehen geblieben und wirbelte zu mir herum: „Ich habe eine viel bessere Idee! Geh doch einfach zu ihm rauf! Sein Zimmer ist das erste auf der linken Seite.“ Daraufhin schob sie mich die Treppe hinauf und verschwand in einem der Räume im Erdgeschoß.

Mit gerunzelter Stirn sah ich ihr nach. Was war das denn für eine? Voll aufgedreht. Aber das lag vielleicht daran, dass sie ein Druide war und deshalb über den Besessenen Bescheid wusste. Ich hatte ihren Ohrring gesehen. Sie gehörte dem selbem Clan an wie Anton. Ich fragte mich in welcher Beziehung die beiden zu einander standen. Vermutlich waren sie verwand. Oder vielleicht doch nicht? Aber viel wichtiger fand ich die Frage, wieso er mir nicht erzählt hatte, dass sich ein weiterer Druide im Ort befand.

Das Geräusch einer sich öffnenden Tür hinter mir zog schließlich meine Aufmerksamkeit auf sich. Als ich mich umwandte stand Anton im Flur. Seine Überraschung hielt sich in Grenzen. Kein Wunder bei dem Krawall den der andere Druide veranstaltet hatte.

„Hi. Komm doch rein. Bevor sie aus der Küche kommt.“

Ich nickte und betrat sein überraschend großes Zimmer. Es war blitzsauber und aufgeräumt. An der Wand gegenüber der Türe stand ein schönes Hochbett unter dem der erste einer Reihe von etwa drei Schreibtischen stand. Jeder diente offensichtlich zu einem anderen Zweck. Der unter seinem Bett war mit allerlei magischen Utensilien übersät – nicht schwer zu erraten, wofür mein Verbündeter ihn brauchte. Als ich meinen Blick weiter schweifen ließ, stellte ich fest, dass sein Zimmer zwar schlicht, aber geschmackvoll eingerichtet war. Ich verspürte eine leichte Eifersucht, dass sein Zimmer fast doppelt so groß war wie meines.

„Genug gesehen?“, fragte er plötzlich mit hörbarer Erheiterung in der Stimme.

Ich zuckte leicht zusammen und spürte wie mir die Röte ins Gesicht stieg. „Nettes Zimmer.“, bemerkte ich schließlich trocken. Das unterdrückte Lachen, welches er daraufhin ausstieß, zwang mich dazu ihn beleidigt anzufunkeln, was ihn sogleich wieder verstummen ließ.

Nach einer kurzen Phase des Schweigens ergriff ich schließlich das Wort: „Wer ist sie? Deine Schwester?“

„Meine …? Oh Gott, nein. Das ist meine Mutter.“, erklärte er mit erneut aufkeimender Erheiterung.

„Was? Aber sie wirkt so jung!“

„Und?“, er zuckte die Achseln: „Deine Mutter ist doch auch so.“ Ich schloss den Mund und sah verlegen zu Boden. Das stimmte. Aber meine Mutter war kein Druide. Ein Druide, der uns helfen konnte. Bei diesem Gedanken viel mir noch etwas anderes ein. Wenn seine Mutter ein Druide war, galt das dann auch …

„Ist dein Vater auch ein Druide?“

Er nickte und erzählte mir, dass sein Vater einen Job habe, bei dem er viel reisen müsse und sich zurzeit in Italien aufhielt. Natürlich nicht nur seiner Geschäfte wegen, sondern auch um einem anderen Clan mit einem Problem zu helfen. Auf seine Frage hin, was mit meinem Vater sei, spürte ich einen eiskalten Stich in der Brust. Mein Gesichtsausdruck wurde leer und abwesend. Es dauerte einige Augenblicke ehe ich antwortete. Die Worte kamen mir nur langsam über die Lippen. Ich versuchte die in mir aufkeimenden Gefühle zu verdrängen und in die Ecke meines Bewusstseins zu sperren, in der ich sie immer verschlossen hielt.

Anton war rot geworden. „Entschuldige, das wusste ich nicht. Ich hatte angenommen er sei auf Reisen, wie meiner … Es tut mir leid.“, beschämt hatte er sich während des Sprechens ein Stück von mir zurück gezogen.

„Vergiss es einfach. Ich vermeide es lieber weiter darüber zu reden.“ Ohne ihn um Erlaubnis zu fragen ließ ich mich auf das große, weiche Ecksofa neben seiner Balkontüre fallen. Er erhob keine Einwände und ließ sich auf dem dazugehörigen Sessel nieder.

„Kommen wir lieber zu wichtigeren Dingen.“, nahm ich schließlich das Hauptthema auf: „Wobei ich vorher gerne noch etwas anderes wüsste: Warum hast du mir gesagt nicht, dass deine Eltern Druiden sind? Sie könnten uns helfen!“

„Nein, das können – oder besser wollen – sie nicht. Als ich ihnen von dem Besessenen erzählte, sagten sie nur, dass wir allein damit fertig werden müssten.“

„Was? Warum?“, wollte ich verwirrt wissen.

Er schüttelte missbilligend den Kopf: „Das habe ich auch gefragt, aber sie meinten bloß, dass wir das schon selber sähen, wenn es so weit ist. Fakt ist, dass sie uns nicht helfen werden, egal was passiert. Selbst wenn wir … sterben sollten. Sie werden nichts tun …“

Zuerst konnte ich nicht fassen, was ich da gerade gehört hatte, dann jedoch fiel mir wieder ein, was mein Lehrmeister kurz nach dem Ritual zu mir gesagt hatte: Du darfst dir keine Fehler erlauben, denn die richtige Prüfung ein vollwertiger Druide zu werden liegt noch vor dir. Auf meine Frage hin, was er damit meine, hatte er geantwortet, dass ich ihrer selbst gewahr werden müsse. Jetzt war mir auch endlich klar, was er mir sagen wollte. Offensichtlich wussten das auch die Eltern meines Verbündeten. Doch ich beschloss ihm vorerst nichts davon zu erzählen. Ich wusste ja nicht mal, ob er noch in der Probezeit war. Obwohl ich mir aufgrund der Reaktion seiner Eltern gut vorstellen konnte, dass er es war.

„Das ist schlecht.“, sagte ich vorsichtig: „Aber wenn mein Plan funktioniert, dann brauchen wir ihre Hilfe auch gar nicht.“

„Tatsächlich? Dann raus mit der Sprache.“

„Hör zu, wenn der Besessene ein Druide ist, wie wir es vermuten, dann muss er sich nach wie vor an unsere Gesetze halten. Das können wir zu unserem Vorteil nutzen.“

In Antons Augen war Neugier aufgelodert: „Wie?“

„Pass auf“, begann ich mit grimmiger Freude: „Es ist eigentlich ganz einfach. Alles, was wir tun müssen ist …“



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