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Still crying, 'cause you don't remember...

von

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Von süßen Sachen, widerspenstigen Hosen und bekannten Fremden

Nach einiger Zeit geht es hier endlich weiter. Wir entschuldigen uns für die lange Wartezeit, hoffen dennoch, dass es euch gefällt ;D

Danke übrigends für die netten Kommentare, das ermutigt zum Weiterschreiben.

Es wird sich bemüht, weitere Kapitel in kürzeren Abständen hochzuladen.
 

Enjoy reading
 

Dark-Unicorn & Himmelskind
 

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"Das?", fragte Andrey, nahm seine eigene Kuchengabel und lächelte gutmütig. "Das ist eine Gabel. Funktioniert so ähnlich wie das Ding, das du gerade in der Hand hast. Pass auf, du hältst sie zwischen Zeigefinger und Daumen, legst sie auf dem Mittelfinger ab", er demonstrierte besagte Gabelhaltung, "dann stichst du damit in den Kuchen und drückst ihn zur Seite, so dass sich ein Teil davon abtrennt. Das schaufelst du dann auf und steckst es in den Mund." Andrey lächelte und aß ein Stückchen vor. "Hmmm. Schmeckt echt lecker. Süß und cremig. Koste mal!"
 

"Hmm..." Angestrengt hörte und sah er zu. Was das bezweckte, wusste er nicht. Das Ding konnte man doch auch noch gut mit den Fingern essen, oder etwa nicht? Das mit dem Zeigefinger und Daumen wollte nicht so klappen. Also machte er eine Faust, nahm die Gabel, wie es hieß, dazwischen und fing dann an, etwas damit abzumachen, woraufhin das erste Stückchen neben dem Teller lag. Daran ließ er sich nicht stören, stach es auf und schaufelte es sich in den Mund, kaute den Bissen. "Das ist ja noch besser als eine Latte...", lächelte er und kicherte leise.
 

Peinlich berührt lachte Andrey auf und konnte einen leichten Rotschimmer auf seinen Ohren nicht verhindern. Warum musste das auch so unschuldig und gleichzeitig irgendwie verrucht klingen?

"Siehst du?", lächelte er den Kleineren trotz dessen freundlich an. "Wusste ich doch, dass das nach deinem Geschmack ist. Früher hast du auch immer gern so süßes Zeug gegessen.. Aber das mit der Gabel müssen wir unbedingt noch üben, das sieht noch ziemlich unbeholfen aus", bemerkte er dann amüsiert.
 

"Süßes Zeug?", schmunzelte er und legte den Kopf leicht schief. "Das ist lecker...heißt das Teil so? Süßes Zeug? Schmeckt auch irgendwie so...so...weiß nicht...eben lecker halt", zuckte er mit den Schultern und versuchte sich weiterhin fleißig an der Gabel, was nicht so ganz gelingen wollte. Er empfand das Besteckteil eher als lästig statt hilfreich. Aber die Hoffnung starb bekanntlicherweise zuletzt. Und wenn andere so eine dämliche Gabel halten konnten, dann konnte Itsuki das schon lange.
 

Andrey lachte leise auf. Wie süß der Andere doch war, wenn er so unschuldig tat..

"Nein, das heißt nicht Süßes Zeug. Das ist ein Erdbeerkuchen. Die Erdbeeren sind die roten, größeren Stücke darin. Das Weiße ist Sahne und unten das ist der Boden. Zusammen nennt man das dann Kuchen", erklärte der Brünette geduldig lächelnd. "Das, was das Ganze so lecker schmecken lässt, ist der Zucker. Der macht den Kuchen so süß. Aber Zucker ist noch in vielen anderen Sachen drin. Bonbons, Schokolade, Pudding, Früchte.. Und das ist dann alles 'süßes Zeug', was du immer gern gemocht hast."
 

"Süßes Zeug...", wiederholte er noch einmal. "Das hört sich alles lecker an...wo kann man das denn alles bekommen? Das, was du gesagt hast." Alles auf einmal konnte er sich nicht merken. Langsam wurde er neugierig, denn die Begriffe sagten ihm komischerweise etwas, obwohl er nicht wusste, wie es aussah. Aber er meinte, das von irgendwoher zu kennen. Und der Erdbeerkuchen war echt superlecker, wovon er auch kein Krümelchen auf dem Teller zurückließ. Schnell trank er noch seinen Latte aus und lehnte sich dann schon gleich entspannt zurück. Itsuki leckte sich über die Lippen. Mit einem dreckigen Mund wollte er nicht umherlaufen.
 

Fasziniert beobachtete Andrey den Kleineren, bis er sich mit einem entschiedenen Kopfschütteln abwenden konnte und ein weiteres Stück seines eigenen Kuchens aß. Und obwohl der Andere schon fertig war, ließ er sich nicht davon abhalten seinen Kuchen zu genießen. Dafür beantwortete er, nachdem er runtergekaut hatte, dessen Frage. "Also, ein paar Sachen davon habe ich noch zu Hause in meinem Kühlschrank. Die kannst du gerne heute Abend mal kosten, wenn du willst. Die anderen Sachen können wir ja nach und nach mal in einem Einkaufszentrum kaufen. Das müssen wir wahrscheinlich sowieso machen, damit wir nach und nach herausbekommen, was dir schmeckt und was nicht", erklärte er und trank noch einen Schluck Cappuccino.
 

"Au ja..." Bei diesen Worten war er gleich Feuer und Flamme. Was Neues ausprobieren! Da war er gleich dabei. "Ist das ..Einkaufs...dingsa...etwas, wo man was für das Papiergeld bekommt?", fragte er prompt. Dann musste er da unbedingt hin. "Gibt es da auch Erdbeerkuchen?", wollte er wissen. "Und einen Latte?" Von dem Zeug brauchte er auf jeden Fall noch mehr. "Ich mag bestimmt alles", lächelte er und grinste Andrey dann an. Aber nach ein paar weiteren Minuten drückte irgendwie seine Blase und rutschte etwas unruhig auf seinem Stuhl herum. Ob das normal war, dass es da irgendwie drückte?
 

"Ja, genau", lächelte Andrey und nickte. "In so einem Einkaufszentrum kann man mit Geld alles kaufen, was man will. Und da gibt es auch Erdbeerkuchen. Aber Latte.. Da bräuchte man normalerweise eine richtige Maschine für und die habe ich leider nicht. Aber wir können gern immer mal hier her kommen und eine Tasse trinken", schlug er dann großzügig vor, obwohl ihm langsam irgendwie Zweifel kamen, wie er sich das alles leisten sollte..

Ehe er den Gedanken zu Ende denken konnte, bemerkte er wie Itsuki auf einmal anfing hin und her zu rutschen. Fragend hob er seine Augenbrauen. "Musst du mal?"
 

"Hmm.. alles kaufen... auch eine Wohnung?", hakte er gleich nach und wurde zusehends unruhiger. Er schob seine Hände unter den Hintern, in der Hoffnung, es würde besser werden, aber das tat es nicht. Noch mehr rutschte er umher. Er sah zu Andrey und wurde diesmal selber leicht rot um die Nasenspitze. Und wie er mal musste. So nickte er einfach. Aufstehen wollte er aber auch nicht. Nachher würde das einfach in die Hose fließen. Und sich dreckig machen war bestimmt nicht angenehm.
 

Andrey wollte ihm gerade auf die Wohnungsfrage antworten, als er den Kleineren nicken und leicht rot werden sah. Er war ja schon überrascht, dass er mit der Frage was anzufangen wusste, aber noch mehr, dass er dann nicht einfach aufs Klo ging.

"Ähm, ja. Also, wenn du mal musst, dann solltest du auf Toilette gehen", schlug er leise flüsternd vor. "Komm mit, ich zeig dir auch, wo sie ist." Damit stand er auf und sah den Anderen erwartungsvoll an. Dass man dem auch alles zeigen musste..
 

"Würd ich ja gerne...", sagte er leise. "Aber ich weiß nicht, wo...." Aber das wurde ihm auch schon abgenommen und war mehr als nur froh, dass Andrey ihm zeigen wollte, wo das ist. Er stand auf und tapste in ganz kleinen Schritten hinter dem anderen her. Dadurch versuchte er zu verhindern, dass er es einfach laufen ließ. Nur langsam kam er hinterher und mussten den ganzen Laden durchqueren, als er ein kleines Schild an der Tür sah, an dem ein Junge abgebildet war, der in eine Schüssel auf dem Boden pullerte. "Bis gleich...", quetschte er noch raus, dann verschwand er in dem Raum, wo er zunächst noch mit dem Verschluss seiner Hose kämpfen musste, um sich endlich erleichtern zu können.
 

Als der Kleinere in den Toilettenräumen verschwand, blieb Andrey erleichtert seufzend vor der Tür stehen. Ein Glück, dass er ihm nicht auch noch zeigen musste, wie das funktionierte. Das wäre vielleicht heiter geworden!

Leise lachte der Brünette auf und schüttelte den Kopf, wurde dann jedoch schnell wieder ernst, als seine Gedanken zur näheren Zukunft glitten. Wie sollte das mit ihnen beiden eigentlich weitergehen? Gut, er hatte Itsuki schon versprochen, dass er bei ihm wohnen durfte, dass sie gemeinsam einkaufen gehen wollten und herausfinden, welchen Geschmack der Kleinere hatte.. Aber allgemein gesehen würde das ganz schön viel Arbeit und Erklärungen benötigen. Itsuki war irgendwie wie ein kleines Kind, dem man noch so viel beibringen musste.. Wollte er sich das wirklich antun? Nun, eigentlich schon. Der Violetthaarige hatte schon immer einen festen Platz in seinem Herzen gehabt, von wo er sich auch nie verdrängen ließ. Aber andererseits.. er mochte keine kleinen Kinder. Die vielen Erklärungen würden ihn mit der Zeit in den Wahnsinn treiben. Aber er war es Itsuki schuldig, immerhin hatte er sonst niemanden.

Leise seufzte Andrey auf. Das konnte ja noch was werden.
 

In der Zwischenzeit bemerkte Itsuki, dass die Sache mit dem Knopf und dem Reißverschluss schon eine Sache für sich war. Er bekam das verfluchte Ding nicht auf! Verdammt noch mal! Er fluchte leise und wimmerte, weil er so nötig mal musste. Aber die Hose, eher gesagt, der Knopf spielte ihm einen Streich. Das war nicht fair. Aber zu Andrey wollte er nicht gehen. War ihm ja selbst peinlich, dass er das verfluchte Ding nicht aufbekam. Wer hatte das eigentlich erfunden? Itsuki trippelte von einem Bein aufs andere, mit sich ringend, was er machen sollte. Er biss einfach die Zähne zusammen, öffnete die Tür und trat mit gesenktem Blick zu dem Größeren. "K-Kannst... du mir.. die Hose aufmachen?", fragte er leise, peinlich berührt. "...bitte...", fügte er noch hinzu.
 

Apropos 'das konnte ja noch was werden': "Was!?" Leicht geschockt starrte Andrey den Kleineren an. Auch das noch, konnte der denn gar nichts!?

Aber bevor noch ein Unglück geschehen konnte, befreite der Brünette sich mit einem Kopfschütteln aus seiner Starre und griff trotz roten Kopfes und zitternder Finger beherzt zu. Mit einem schnellen Handgriff hatte er den Knopf offen und mit einem zweiten auch den Reißverschluss nach unten gezogen. "Bitte", brachte der Größere schließlich noch hervor und lächelte verlegen, das Herz bis zum Hals klopfend. Aber wenigstens konnte jetzt nichts mehr Schlimmeres kommen, oder?!
 

Itsuiki war ziemlich erleichtert, als Andrey ihm die Hose aufmachte und seufzte leise. Mit einem genuschelten 'Danke' verschwand er sofort wieder auf dem Klo, ließ die Tür angelehnt, da er sich auf 'so viele' Dinge gleichzeitig nicht konzentrieren konnte aufgrund des Druckes seiner Blase. Zum Glück wusste er, wie man strullerte und stellte sich vor das Klo und plätscherte erleichterte seufzend in die Kloschlüssel. Er konnte gar keinem sagen, wie gut ihm das tat, endlich von dem Druck befreit zu sein. Aber wie die Hose schließen? Also zog er sich nur die Shorts hoch, die Hose zwar auch, aber unverschlossen. Schnell wusch er sich noch die Hände und ging wieder hinaus, zeigte schüchtern mit dem Finger wieder auf seine Hose.
 

Die angelehnte Tür stellte, so musste sich Andrey ehrlich eingestehen, eine ziemliche Verlockung dar. Normalerweise hätte er so eine Chance bestimmt genutzt, aber das hier war immerhin sein bester Freund und da spielte seine gute Erziehung dann doch nicht mit. Mit einem leisen Seufzen drehte sich der Brünette mit dem Rücken zur Tür und schloss zusätzlich die Augen - schließlich wollte er sich nicht nur auf seine Moralvorstellungen verlassen; man wusste ja nur zu genau, wie schnell man diese vergessen hatte..

Er sah erst wieder auf, als er hörte, dass Itsuki anscheinend fertig war und auf die Tür zukam. Auf seinen Fingerzeig hin schloss er dem Kleineren die Hose wieder und sah ihn dann mit einem leicht schief geratenem Lächeln an. "Das sollte unbedingt mit auf unsere 'Dringend Üben'-Liste".
 

Verlegen lächelnd und am Kopf kratzend sah er Andrey an und nickte nur. "Tut mir Leid..", murmelte er. "Hosen mit solchen Teilen sind eben unpraktisch...", sagte er. "Auch wenn es ganz nett aussehen mag." Gab es nicht praktischere Hosen? Beinahe wäre das nämlich wirklich sprichwörtlich in die Hose gegangen. Und was dann? Dann wäre die ganze Sache noch wesentlich peinlicher geworden.

Aber seine gute Laune war gleich wieder da, er fühlte sich frei und war voll von Tatendrang. So hakte er sich beim Anderen unter, grinste ihn breit an und fragte: "Was machen wir jetzt?"
 

"Du lernst das schon noch", lächelte der Größere nun etwas ehrlicher zurück und spürte wie Itsukis gute Laune langsam auf ihn abfärbte. Das war schon früher immer so gewesen. Itsuki, der vor Tatendrang sprühende Gute-Laune-Junge, und er selbst, der eher ruhigere, ausgleichende Typ, der den Anderen immer wieder zurückhielt, wenn er zu weit ging. Eigentlich waren sie immer ein super Team gewesen.. Na ja, vielleicht konnte es ja wieder so werden.

Erstmal zog er den Kleineren jedenfalls zurück zu ihrem Tisch. "Also, erstmal müssen wir auf jeden Fall bezahlen und dann schlage ich vor, dass wir noch eine Runde in den Park gehen. Es ist so schönes Wetter, das muss man genießen", lächelte er.
 

"Mhm... hoffen wir's... Besser wär das bestimmt", lächelte er, kuschelte sich leicht an den Anderen, musste ihn aber leider am Tisch schon wieder loslassen, was er natürlich äußerst schade fand. Sogar einen Seufzer verkniff er sich.

"Park... Was ist das?", fragte er, auch wenn sich das doch ganz nett anhörte. Itsuki blinzelte und sah auf den leeren Teller und das leere Glas. Er hatte Hunger und könnte glatt noch ein paar Sachen verdrücken, aber vielleicht war das Gefühl ja auch normal und er würde sich daran gewöhnen.

Ihn freute es ungemein, dass Andrey aufgetaucht war und lächelte eben jenen die ganze Zeit an.
 

"Nun ja, ein Park ist ein großer Platz, an dem jede Menge Bäume wachsen und viel Gras ist, und da kann man schön spazieren gehen oder sich auf eine Bank setzen. Dort lässt sich herrlich die Natur genießen. Man hört die Vögel singen und manchmal sieht man auch ein Eichhörnchen. Es ist eben vor allem ein Ort zum Entspannen, an dem man auch ein bisschen Sonne tanken kann", schwärmte Andrey und lächelte leicht. Er liebte die Natur, deswegen war er bei schönem - und auch weniger schönem - Wetter oft im Park.

Mit einer Handbewegung winkte er einen Kellner heran und machte ihm begreiflich, dass er zahlen wollte. Als er wieder zu Itsuki sah, stellte er fest, dass dieser ihn noch immer anlächelte. Kurz smilte er zurück und fragte dann: "Was ist?"
 

Ob diese Natur etwas für ihn war? Warum eigentlich nicht. Er musste alles ausprobieren und neu lernen. "Hört sich schön an... so ruhig... Aber wie tankt man Sonne?", blinkerte er. "So wie die Autos das machen?" Der Kleinere hatte nämlich gesehen, als er an einer Tankstelle ankam, dass Autos irgendwas getankt hatte, jedenfalls hatte dort jemand dieses Wort verlauten lassen. Aber wie das bei einem Menschen gehen sollte, dafür reichte sein Grips dann doch nicht. Auf Andreys Frage hin, lächelte er nur noch breiter. "Lass uns gehen... in den... Park.."
 

Auf Itsukis Aussage hin lächelte auch Andrey noch etwas breiter. "Ja, das machen wir." Jetzt freute er sich glatt noch ein bisschen mehr..

Gerade kam auch der Kellner bei ihnen an, den der Brünette auch gleich bezahlte. Dann stand er auf und bewegte sich Richtung Ausgang, immer darauf achtend, dass der Kleinere ihm auch folgte. Draußen angekommen streckte er sich leicht und lächelte den Anderen an. "Sonne tanken.. Nein, das kann man nicht wie ein Auto", lachte er leise. "Das macht man, indem man sich im Freien irgendwo hinsetzt oder am besten legt und dann genießt wie die Sonne auf einen herunterscheint. Dabei kann man sich ganz wunderbar entspannen und man fühlt sich danach weniger gestresst, richtig glücklich. Das machen die Sonnenstrahlen." Mit einem weiteren Lächeln ging er voran, um den Weg Richtung Park zu leiten.
 

Kritisch beäugte er, wie Andrey dem Kellner etwas von dem Papiergeld gab und ein paar Münzen wiederbekam. Die wollte er sich doch mal genauer ansehen, beugte sich etwas weiter nach vorne, um auch ja was sehen zu können. Aber kaum hatte er die Münzen gesehen, waren sie schnell wieder weggesteckt. Aufmerksam lauschte er den Worten Andreys, jedenfalls so mehr oder weniger, denn in Gedanken war er noch bei den komischen runden Sachen, die Münzen hießen. "Hmm...", machte er als Zustimmung, erhob sich auch, schnappte sich wieder den Arm des anderen und ließ sich führen.
 

Bereitwillig ließ Andrey Itsuki bei sich einhaken, war jedoch etwas irritiert über dessen kurze Antwort, die irgendwie abwesend klang. Also sah der Brünette auf ihn herunter. "Ist irgendwas nicht in Ordnung?", wollte er leicht besorgt wissen.
 

"Was sollte nicht in Ordnung sein?", fragte er blinzelnd und legte leicht den Kopf schief. "Ich hab nur kurz nachgedacht, aber zugehört hab ich dir", lächelte er und lief weiter neben dem anderen her. Er würde schon nach den paar Straßen, die sie entlanggelaufen waren, nicht mehr zurück zum Café finden.
 

"Ich weiß nicht. Du klangst so abwesend", antworte Andrey noch immer besorgt, aber auch etwas beruhigt, dass wohl nichts Schlimmeres war. Dennoch war er neugierig. "Über was hast du denn nachgedacht?", wollte er von Itsuki wissen.
 

"Über gar nichts...", winkte er ab und lächelte noch immer. Seine Sinne waren wieder auf die Straße vor ihm gerichtet. Dieser graue, gepflasterte Weg. Und auf den Straßen waren weiße Streifen, hin und wieder auf mal Pfeile, die er nicht verstand, aber das machte ja nichts. Jetzt wollten sie erst mal in den Park...
 

Nicht ganz in seiner Neugier befriedigt brummte Andrey kurz und ließ es dann bei sich bewenden. Er konnte Itsuki schließlich nicht zwingen, dass er mit ihm sprach. Vielleicht hatte er es auch schon wieder vergessen.. Was wusste er schon?

"Sag mal", fiel es ihm da plötzlich ein, "du warst nicht zufällig schon mal im Krankenhaus oder beim Arzt, oder?" Denn die wussten garantiert mehr als er. Vielleicht konnten sie auch endlich aufklären, woher die Amnesie kam; vielleicht hatte Itsuki auch einen Schlag auf den Kopf bekommen, der diese Nachwirkungen hatte und behandelt werden musste!
 

"Krankenhaus? Arzt?" Lauter imaginäre blinkende Fragezeichen erschienen mit einem Mal über seinem Kopf. Wollte Andrey jetzt testen, wie viel er gerade an Fragen vertragen konnte oder ob er doch nicht was wusste? "Nein...das Letzte, an das ich mich erinnern kann, ist, dass ich auf einmal da war... aber was davor war, weiß ich nicht..." Vielleicht war er ja vom Himmel gefallen? Diese wahnwitzige Vorstellung kreiste gerade in seinem Kopf herum.
 

"Ach, entschuldige. Ich vergesse immer wieder, dass du so gut wie gar nichts mehr weißt", lächelte der Brünette entschuldigend. "Ein Krankenhaus ist ein großes Gebäude, wo wirklich kranke Leute hinkommen. Leute, die Unfälle hatten oder operiert werden müssen und so. Zu einem Arzt geht man erstmal, wenn man zwar krank ist, aber vielleicht nicht so schlimme Sachen.. Ist ja auch egal, jedenfalls glaube ich, dass es besser wäre, wenn du dich mal untersuchen lässt. Vielleicht finden wir ja raus, was mit dir passiert ist."
 

"Na, danke auch...", sagte er leicht beleidigt und pokte dem andern in die Seite. "Ich kann ja nichts dafür, dass ich nichts mehr weiß.", seufzte er und richtete seinen Blick gen Himmel. "Aber ich bin doch nicht krank. Ich weiß nur halt nichts mehr... Muss ich deswegen auch zum Arzt oder ins... Kr...Krankenhaus?", fragte er. Warum wusste er nicht, aber das klang ihm nicht so sympathisch wie die Latte, die er vorhin getrunken hatte oder den leckeren Kuchen.
 

"Ich weiß doch, dass du nichts dafür kannst", sagte Andrey und knuffte den Kleineren leicht entschuldigend zurück. "Aber ja, es wäre besser, wenn wir deswegen einen Arzt aufsuchen. Für deinen Gedächtnisverlust muss es schließlich einen Grund geben und wenn den einer rausfinden kann, dann ein guter Arzt", versuchte er zu erklären. Er meinte das ja auch keineswegs böse und wenn Itsuki sich weigerte, würde er ihn auch nicht zwingen, aber ihn selber würde es irgendwie schon beruhigen, wenn ein Doktor ihn wenigstens mal durchchecken würde, damit sicher war, dass alles mit dem Violetthaarigen in Ordnung war.
 

"Schon gut....", seufzte er, blickte immer noch nach oben, wo sich weiße, große flauschig aussehende Formen weiter bewegten. "Ein guter Arzt...kennst du denn so jemanden?" Er zuppelte den anderen am Ärmel. "Wenn du mit mir kommst, mach ich das, aber sonst nicht", stellte er gleich klar und sah den Anderen bittend an.

Alleine würde er nirgends hingehen, da machte sich bei ihm ein komisches Gefühl breit, das er nicht einordnen konnte, beziehungsweise, dessen Namen er nicht kannte. Wüsste er den Namen, würde er es als Angst beschreiben.
 

"Ja, wir können ja zu dem Arzt gehen, zu dem ich auch immer gehe, wenn ich krank bin. Der ist auch wirklich nett", lächelte Andrey aufmunternd und strich kurz, beinahe wie zufällig über Itsukis Hand an seinem Arm. "Und natürlich brauchst du da nicht alleine hin. Das würde ich auch gar nicht zulassen. Erstens würdest du dich wohl eher verlaufen, als da hin zu finden, und zweitens möchte ich auch gern hören, was der Arzt zu sagen hat. Du würdest wohl eh nicht viel damit anzufangen wissen.."
 

"Hmm... okay.. Und wann?", fragte er gleich und schnappte sich die Hand, die ihn streichelte und verschränkte sie mit seiner. Wieder etwas, was er sich bei jemandem abgeschaut hatte. Solange Andrey ihn begleitete, war ja alles in Ordnung. "Hast wohl Recht..", murmelte er und blinzelte. Itsuki würde wahrscheinlich die Hälfte vergessen, wenn der Arzt was sagte. "Verstehst du denn, was der Arzt sagt? Warum bist du kein Arzt? Was bist du denn?"
 

Andrey lächelte leicht schief. "Herrje, immer so viele Fragen auf einmal.." Aber das war sicher nicht der einzige Grund. Er konnte nichts dagegen tun, aber Itsukis Nähe machte ihn langsam nervös. Dass er gerade ihre Finger verschränkte, trug auch nicht gerade dazu bei, dass es ihm besser ging.. Ob der Kleinere wusste, was er da tat?

Der Brünette schüttelte den Kopf. Wohl eher nicht. "Hm, ich würde sagen, wir gehen morgen früh, bevor ich arbeiten muss. Ich will heute erst einmal das schöne Wetter genießen..", setzte er also ihr Gespräch fort und seufzte leise. "Ich bin kein Arzt, weil ich nicht die notwendige Ausbildung dafür habe. Aber ich würde auch gar keiner werden wollen. Deswegen verstehe ich aber wahrscheinlich trotzdem ungefähr, was der Arzt morgen sagen wird. Man lernt eben doch einiges in der Schule und auch vom Fernsehen und von Büchern.. Tja, und was ich bin; ich bin Kellner - und ein ziemlich Guter will ich meinen", grinste er. Es war zwar kein Traumjob, aber er half ihm auf jeden Fall fürs Erste über die Runden.
 

"Tut mir Leid..", nuschelte er, senkte das Haupt und ließ seine imaginären Nekoöhrchen hängen. "Ich weiß doch nichts...und wenn ich nicht frage, werde ich nie was wissen. Aber wenn du nicht willst, dass ich frage, sag es, dann lass ich es. Zumindest kann ich es versuchen...", meinte er und hielt ihre Hände verschränkt. Der Kleinere fand es toll, Andrey an der Hand zu halten. Diese Geste beruhigte ihn irgendwie. "Na gut...machen wir das morgen früh. Vielleicht wissen wir ja dann mehr. Das wär doch was... Wer weiß... vielleicht weiß ich ja doch irgendwann wieder alles..." Einen Moment zögerte er. "Kellner... Kann ich... kann ich dann mal mitkommen?" Sonst wäre er doch bestimmt die ganze Zeit alleine.
 

"Nein, nein, so meinte ich das doch nicht", wehrte Andrey schnell ab. "Es ist nur ziemlich anstrengend und ich komme mir vor wie einer unserer Lehrer, den ich immer so gehasst habe."

Der Brünette lächelte leicht bei der Erinnerung an den dicken Biolehrer, der immer alles so erklärt hatte, als wären seine Schüler eigentlich unterbemittelte Kindergartenkinder. Doch schnell fing er sich wieder, als ihm einfiel, dass Itsuki seine Erinnerung nicht teilen konnte.. "Jedenfalls wäre es trotzdem natürlich schön, wenn du deine Erinnerung wiederbekommen würdest. Das wäre doch für dich auch einfacher und du wärst nicht mehr so von mir abhängig.. Denn ich glaube leider nicht, dass ich dich mit auf Arbeit nehmen kann; mein Boss mag so was nicht. Aber ich kann ja trotzdem mal ein gutes Wort für dich einlegen", versicherte er. Bei dem Gedanken, den Kleineren alleine bei sich zu Hause zu lassen, war ihm nicht ganz wohl zumute, aber er würde wohl nicht viel daran ändern können.
 

"Bin ich denn von dir abhängig?" Mit großen Kulleraugen sah er den anderen an. Aber schon bei den nächsten Worten sah er wieder nach vorne. "Mhm... Auch nicht so schlimm, wenn ich nicht mitkommen kann.. Muss ich mich eben irgendwie anders beschäftigen. Nein, dann lass... deinen Boss in Ruhe... Vielleicht sollte ich mir auch Arbeit suchen", dachte er laut nach. Das wäre doch eine Möglichkeit. Schließlich konnte er ja nicht einfach nur so rumsitzen und nichts tun. Er hatte schnell herausgefunden, dass ihm langweilig wurde, wenn er nichts zu tun hatte.
 

"Na ja, ich denke schon, dass du irgendwie von mir abhängig bist. Zumindest im Moment. Ich meine.. du kannst dir ja nicht mal alleine was zu essen kaufen", lächelte Andrey entschuldigend. "Ich glaube auch nicht, dass du in nächster Zeit einen Job bekommen wirst. Du wirst erst einmal die grundlegendsten Dinge lernen müssen, aber das kriegen wir schon hin. Und bis dahin kannst du dich ja mit fernsehen oder spazieren gehen beschäftigen. Vielleicht lernst du ja auch ein paar neue Leute kennen", schlug er dann vor. Er wusste, dass Itsuki schon immer ein sehr sozialer Mensch gewesen war und Leute kennen zu lernen, würde ihm sicher Spaß machen.
 

"Oh Mann... ich will aber auch arbeiten. Machen, was du willst. Ich will nicht nur alleine sein", wehrte er ab und zog einen Flunsch. "Was ist denn Fernsehen? Macht das Spaß?", erkundigte er sich und alles andere war schon wieder vergessen. Der Violetthaarige würde es nur begrüßen, eine Beschäftigung zu haben. Denn lange stillsitzen war nicht sein Ding. Bewegung, er brauchte Bewegung. Musste nicht in Form von Sport sein, zumindest wollte er nicht nur den ganzen Tag auf einem Fleck hocken.
 

"Na ja, beim Fernsehen setzt man sich vor einen Fernseher. Das ist ein kastenförmiges Teil, in dem alle möglichen Filme und Serien oder auch Musik kommen. Man kann lachen, sich gruseln, lernen und noch viel mehr. Aber wenn du nicht alleine sein willst, ist das wohl nicht so das Richtige für dich. Bloß.. ich weiß nicht, ob ich dich wirklich alleine rauslassen will. Ich meine, wer weiß, ob du dich nicht verläufst oder am Ende mit irgendwelchen Fremden mitgehst.." Andrey malte sich das alles schon bildlich aus. Wahre Horrorgeschichten formten sich in seinem Kopf.. Aber er konnte Itsuki doch auch nicht einfach so allein zu Hause sitzen lassen!
 

"Also muss man da still sitzen, wenn man fernsehen will?" Die Aussicht fand er nicht so pralle. "Ach, mach dir um mich keine Sorgen... Du hast mich doch gefunden. Wenn ich mich verlaufe, kommst du bestimmt auch wieder daher und findest mich", meinte er zuverlässig. "Du bist für mich auch fremd, da darf ich eigentlich auch nicht mit dir mitgehen...", wurde ihm bewusst und ließ die Hand los. "Dann... dann... muss ich wieder gehen... Tut mir Leid... Fremder... Auf Wiedersehen..." Das, was Andrey gesagt hatte, hatte ihn nur auf die Schlussfolgerung gebracht, dass er sein Gegenüber ja nicht kannte. Und dementsprechend musste er dann ja wieder gehen. Genauso wie Andrey es gesagt hatte, drehte Itsuki sich um, vergrub die Hände in den Hosentaschen und schlenderte ein paar Schritte.
 

"Hä?.. Also.. Jetzt warte doch mal!" Es dauerte einen Moment ehe es zu Andrey durchsickerte, dass Itsuki gerade im Begriff war zu gehen. - Das konnte er doch nicht einfach so machen!

Schnell lief er hinter her, holte ihn auch bald ein und begann auf ihn einzureden. "Hör mal, Itsuki. Ich weiß ja, ich bin auch fremd für dich, aber ich will dir doch nichts Böses oder scheint es so? Du kannst natürlich trotzdem gerne gehen, aber.. wie willst du denn alleine zurechtkommen? Du brauchst die Hilfe von jemandem und.. also.. ich würde dir echt gerne helfen.. Aber na ja, wenn du nicht willst, dann..", brachte er verlegen hervor. Er konnte Itsuki ja schlecht zwingen bei ihm zu bleiben.
 

Mit gesenktem Haupt schlurfte er ein paar wenige Schritte, ehe er schon wieder Andrey reden hörte. Etwas verschüchtert sah er auf. "Ich weiß nicht... Was ist der Unterschied zwischen Gut und Böse? Woher soll ich wirklich wissen, dass du nichts Böses willst. Ich kenn dich nicht... nur seit vorhin..." Itsuki kramte in seiner Tasche nach dem Papiergeld und drückte Andrey irgendwas in die Hand. "Bin mir nicht sicher, ob das reicht, was ich dir von vorhin schulde...", sagte er leise. "Wer weiß... vielleicht finde ich ja jemanden, den ich kenne..." Das war keineswegs böse gemeint, natürlich wollte er bei Andrey bleiben, aber so, wie oder was der andere sagte, ließ ihn zweifeln.
 

Andrey seufzte und hielt dem Kleineren sein Geld wieder hin. "Das kann ich nicht annehmen. Du brauchst es viel dringender als ich, wenn du wirklich gehen willst. Aber ehrlich.. Itsuki.. ich habe nicht vor, dich irgendwohin zu verschleppen und dann zu töten oder dich vielleicht zu vergewaltigen", versicherte er dem Violetthaarigen. "Ich meine, wenn ich das gewollt hätte, dann hätte ich dir nicht einmal was zu trinken ausgegeben, sondern hätte das gleich getan. Das wäre ja nicht schwer gewesen. Ohne deine Erinnerung bist du viel zu leichtgläubig und wärst ein leichtes Opfer.. Ich will dir wirklich nur helfen! Ich meine.. Hach!" Frustriert strich sich der Brünette durch die Haare. Wie sollte er dem Kleineren denn nur begreiflich machen, dass er ihm nichts tun wollte!?
 

"Nein... nimm es doch einfach...", sagte der Kleinere und steckte es dem Anderen einfach in die Tasche. "Wenn ich irgendwann davon nichts mehr hab, dann hab ich halt nichts mehr...", zuckte er mit den Schultern. Er wollte jetzt nicht mehr fragen, was mit Vergewaltigung und Töten gemeint war, denn das Seufzen deutete er so, dass Andrey es jetzt schon leid war, ihm irgendetwas zu erklären. "Schon okay... ich geh ja schon..", nuschelte er. "Tut mir trotzdem Leid, dass ich dir etwas Zeit weggenommen hab. Wird nicht wieder vorkommen...", fügte er noch hinzu, ließ den Kopf hängen und machte sich auf und davon.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ReinaDoreen
2008-11-08T20:09:13+00:00 08.11.2008 21:09
Itsuki ist wirklich einfach davon gelaufen. Das ist doch wirklich mehr als gefährlich für ihn. Es war ja beängstigend, das er wirklich überhaupt nichts mehr weiß. Er ist wie eine leere Hülle, die nach und nach wieder mit Wissen gefüllt wird. Wobei eine Antwort die nächste Frage aufwirft.
Für mich ist es nach wie vor rätselhaft was mit Itsuki passiert ist? Wird er vielleicht doch gesucht?
Hoffentlich findet ihn Andrey bevor noch etwas Schlimmes passiert.
Reni


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