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Wo Traum und Wirklichkeit nah beieinander liegen

Sommerwichtel FanFiction für PrettyxGirl
von

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Ich hab dich lieb

Traum oder Wirklichkeit liegen nah beieinander
 

Ich hab dich lieb
 

Sie ging über eine spärlich beleuchtete Straße. Ihre Füße trugen sie fast schon von allein den Weg entlang. Sie stand auf Kopfsteinpflaster, eine kleine Laterne, deren Licht ab und an flackerte, erleuchtete den kleinen Platz. Die nackten Zehen strichen leicht über die ebenfalls entblößten Füße, bei dem Versuch diese, am Körper hängenden Eisklötze zu wärmen.

"Sophie~", hörte sie plötzlich eine Stimme nach ihr rufen und als sie sich umdrehte, sah sie wieder diese blauen Augen...

Ein lauter Schrei und...
 

Keuchend fuhr Sophie hoch, strich sich durch den nassen Pony und zitterte. Der Wecker neben ihr piepste penetrant und hatte auch nicht vor aufzuhören, Sophie klar zu machen, dass es schon halb 7 war und sie sich endlich aus ihrem Bett bequemen sollte!

Wütend schlug sie mit der flachen Hand auf den Aus-Knopf des Weckers. Dieses Teil provozierte sie in einer Tour, jeden Morgen, wenn es an der Zeit war endlich aufzustehen und sich für die Schule fertig zu machen... Dabei war doch heute Freitag... Freitag der 13. ...

Mit einem Blick auf den Kalender zog sich Sophie unmittelbar die Decke über den Kopf, man sah nur eine kleine Beule, die nun begann sich nach links und rechts zu drehen, was wohl ohne Decke ein Kopfschütteln hätte darstellen können.

"Pechtag, ich bleib im Bett...", murrte sie doch da drang auch schon die liebliche und sanfte Bauarbeiterstimme ihres Vaters durch die geschlossene Holztür in ihr Zimmer.

"SOPHIE! Steh endlich auf!"

Grummelnd erhob sich die Blonde aus ihrem Bett, stand völlig verpennt vor ihrem Schrank und wühlte eher noch schlafend darin rum, nur um ihre Schuluniform zu finden und ihrem Vater den Gefallen zu tun, nicht wieder zu spät zu kommen.

Als sie sich angezogen hatte und langsam die Treppe hinunter ging dachte sie wieder an ihren Traum zurück. Sie kannte diese blauen Augen, sie wusste, dass sie diese Augen kannte, nur... woher? Sie konnte sie keinem Gesicht zuordnen...

"Sophie! Jetzt mach, dass du weg kommst! Ich will nicht, dass du wieder zu spät kommst!"

"Jaha..", kam es etwas genervt von ihr und schon war sie aus dem Haus verschwunden, auf dem Weg zur Schule.
 

Als sie aus der Tür getreten war, wehte ihr schon eine angenehme Sommerbrise entgegen, die sie im nächsten Moment auch schon lächeln ließ. Der Sommer war endlich gekommen, die Blumen fingen wieder an, ihre Pracht der Welt zu zeigen, es roch überall unglaublich gut und der Himmel zeigte nur noch eine einzige Farbe... Blau.

Sophie liebte den Sommer, er war jedes Jahr wieder ein Erlebnis, jedes Jahr passierte im Sommer soviel, nicht unbedingt immer Gutes, aber jedes Jahr passierte etwas, das ihr Leben veränderte.

Als die Blonde langsam die kleine Seitenstraße entlang ging, um sich die schönen Gärten der Rentner anzusehen, die wenigstens noch Zeit dafür fanden, vergaß sie völlig die Zeit. Sie blieb an einem Zaun stehen, unterhielt sich mit einer älteren Dame, ihr wurden Blumen gezeigt, sie durfte von frisch gebackenen Keksen kosten und genoss die Zeit, die sie eigentlich für ihren Schulweg gebraucht hätte.

Immer wieder wehten ihre blonden Haare im Wind, immer wieder strich sie sich eine Strähne hinter die Ohren... es nervte sie, doch mit Sicherheit würde sie ihre schönen Haare nicht abschneiden lassen.

Gerade als sie das dachte, wehte ihr wieder der Wind ins Gesicht, doch diesmal hatte sie dabei ein merkwürdiges Gefühl. Sie hob voller Verwunderung den Kopf und blickte einen jungen Mann an, der geradewegs auf sie zukam.

"Vielleicht wäre eine Spange ganz gut~", hauchte er ihr zu, hob die Hand, strich ihr die Haare zur Seite und setzte ihr eine kleine, mit Blumen bestickte Spange in die Haare. Bevor Sophie auch nur etwas sagen konnte, war der Dunkelhaarige auch schon wieder verschwunden. Erst die Schulglocken holten die junge Frau aus ihren Gedanken, sie schrie erschrocken auf, bedankte sich noch bei der älteren Dame und rannte davon... Natürlich kam sie zu spät.
 

Genervt ging sie aus dem Klassenzimmer... Es war mittlerweile 18 Uhr und sie hatte wieder einmal nachsitzen müssen. Ihr Vater erkundigte sich schon gar nicht mehr nach ihr, denn wenn irgendetwas in der Schule passierte, war er, neben Sophie selbst und dem oder der dazugehörigen Lehrer/in der zweite, bzw. dritte Mensch, der davon erfahren würde. Und zwar umgehend!

Schlurfend, und viel zu faul die Füße zu heben, ging die 17 jährige langsam die Treppen des Schulgebäudes hinunter. Es war stickend, denn den ganzen Tag hatte die Sonne darauf geschienen und es war einfach unfassbar, dass es hier überhaupt noch Lehrer gab, die nicht schon völlig gestorben waren.

„Sophie~“ Wieder flüsterte jemand ihren Namen und diesmal drehte sie sich so ruckartig um, dass sie beinahe die Treppe hinunter gestürzt wäre.

„Bist du wahnsinnig?!“, fragte sie das liebreizende und hübsch aussehende Gesicht, welches sich nun grinsend über sie gebeugt hatte und ihr die Zunge rausstreckte. „Stell dich nicht so an Sophie, du tust ja gerade so, als hättest du einen Geist gesehen!“ „Vielleicht hab ich das ja sogar auch…“ Jeanette blickte verwirrt drein, schüttelte dann aber den Kopf und hüpfte, an ihrer besten Freundin vorbei, die Treppen hinunter.

„Warum bist du noch so spät hier in der Schule?“ „Nachsitzen…“ „Bist du schon wieder zu spät gekommen?“ „Selbst wenn, kannst du ja nicht besser sein, immerhin stehst du auch gerade vor mir und bist auch noch nicht zu Hause.“ „Ich hatte Theater AG, du weit doch, dass die immer freitags nachmittags ist.“

Natürlich wusste Sophie dass, aber es war einfach unfair, dass sie an einem Freitagnachmittag die einzige war, die in dieser … Schule nachsitzen musste.

„Und jetzt sag mir lieber, warum du vorhin so erschrocken warst. Ich hab lediglich deinen Namen gesagt, dass kann dich ja nicht so aus der Fassung gebracht haben.“ „Ich hatte heute Nacht wieder diesen Traum..“ „Den mit den Augen?“ „Ja, genau den.“ Jeanette seufzte. „Du solltest dich untersuchen lassen, dass meine ich keinesfalls böse, dass weißt du.. es wäre nur wirklich besser, wenn du das tun würdest…“

Auch Sophie seufzte und beide standen sie mit betrübtem Blick auf der letzten Stufe.

„Gehen wir ein Eis essen?“ „Keine Zeit, ich muss Babysitten.“ „Hat deine Mutter schon wieder einen neuen?“ „Vögeln, vögeln, vögeln… man kann nichts dagegen machen, verbieten kann ich es ihr nicht.“ „Auch wahr.“ „Und der Kleine kann ja nichts dafür, dass er in diese Familie hineingeboren wurde.“ „Sehen wir uns das Wochenende?“ „Mal sehen, ich ruf dich an.“ „In Ordnung, mach’s gut.“

Und nach diesem Wortwechsel machte sich Jeanette auch schon auf den Heimweg, immerhin musste ihr kleiner Halbbruder auch irgendwann was zu essen bekommen und wie schon erwähnt… war ihre Mutter da nicht sehr fürsorglich.
 

Nun konnte Sophie es eigentlich auch langsam angehen lassen. Auch ohne Jeanette hatte sie sich eine Tüte Eiscreme genehmigt und auch ohne Jeanette genoss sie die Ruhe und den Frieden, der im Park herrschte. Sie hatte sich auf eine Bank gesetzt, war sich nicht ganz so sicher, ob sie dieser Stille und diesem Frieden trauen konnte, doch als sie die Vögel vom Baum her zwitschern hörte, als sie sah, wie zwei kleine Hunde auf der frischen Sommerwiese umher tollten, da konnte sie sich nicht vorstellen, dass überhaupt irgendetwas diese Ruhe und diesen Frieden stören könnte.

Seufzend lehnte sie sich zurück, ließ sich ihren Gedanken hinterher treiben und dachte wieder an diese blauen Augen… doch diesmal erkannte sie Konturen.

Sophie schreckte hoch, das Eis war auf dem Boden gelandet und sie starrte förmlich in die Richtung der Hunde, die nun die Ohren gespitzt und sich Jagdbereit auf den Boden gelegt hatten.

„Verdaaaaaaaaaaammt…“, meinte Sophie genervt, ließ sich zurückfallen und starrte die kleine, weiße Wolke an, die es gewagt hatte, einen Kleckser in den sonst so blauen Himmel zu machen.

„Jetzt hab ich endlich Konturen zu diesen Augen und jetzt erkenne ich das Gesicht nicht…“

Eigentlich wusste man doch schon längst woran das lag, oder? Heute war immerhin Freitag der 13. gewesen, dass war alles andere als ein Glückstag für sie.
 

Vor 12 Jahren war an einem Freitag der 13. ihr bester Freund einfach weggezogen. Sie hatten gerade noch fröhlich im Kindergarten Sandkuchen gebacken, als am Abend seine Mutter ihn abholte und sagte, dass sie jetzt in eine andere Stadt ziehen würden. Für Sophie brach damals eine Welt zusammen, denn Justin war ihr bester Freund gewesen. Er war der einzige, der im Kindergarten mit ihr spielen wollte, aus unerfindlichen Gründen, konnten die anderen Kinder Sophie nie richtig leiden…

Das war das erste Mal, dass etwas an einem Freitag den 13., im Sommer passierte.
 

Das zweite Mal war es vor knapp 5 Jahren. Auch im Sommer, auch ein Freitag der 13., an dem, durch einen tragischen Unfall ihre Mutter verstorben war. Sie fuhr nachts von ihrer Arbeit auf einer Schnellstraße zurück nach Hause, als ein Besoffener mit seinem Auto auf die Gegenfahrbahn kam und mit knappen 180 km/h in ihr Auto krachte. Sie verlor beide Augen, hatte beide Beine und beide Arme gebrochen, lag Monatelang im Krankenhaus.

Irgendwann hatten die Ärzte ihrem Vater und ihr mitteilen müssen, dass ihre Mutter nicht mehr lebte, was genau damals passiert war, was genau ihren Tod verursacht hatte, darüber sprachen sie nie… denn dieses Thema war seit diesem Tag nie mehr angesprochen worden…

Nie mehr.
 

Sophie wachte erst wieder aus ihren Gedanken auf, als ein Vogel, knapp an ihrer Schulter vorbei, auf die hölzerne Bank kackte.

„Jaha, der Sommer.“, kam nur grinsend von ihr, als sie ihre Schultasche packte, sich von der Bank hoch drückte und sich dann langsam wieder auf den Heimweg machte… Immerhin kam ihr Vater gleich heim und sie war heute mit dem Essen dran.
 

Heute war einfach nicht ihr Tag, doch spätestens jetzt hatte sie es begriffen. Sie lag zitternd in den Armen dieses jungen Mannes und ließ alles, was in den letzten 2 Minuten geschehen war, so langsam in ihrem Kopf Revue passieren, dass man einen ganzen Film daraus hätte drehen können.
 

Als sie von der Bank aufgestanden war, um sich auf den Heimweg zu machen, hatte sie bemerkt, dass der Himmel sich langsam zuzog. Ob das ein schlechtes Zeichen war? Doch langsam fand sie ihren Aberglauben, was diesen schwarzen Freitag anging selbst ziemlich lächerlich und so ging sie, in ihren Gedanken wie immer verloren, langsam ihren Weg. Sie wollte vermeiden, auch noch zu spät nach Hause zu kommen, weswegen sie den direktesten Weg nehmen wollte, den sie hatte finden können.

Ihre Füße trugen sie zu einer gut besuchten Fußgängerampel, die, kurz nachdem Sophie davor gestanden hatte, grün wurde und die Menschen fingen langsam an sich in Bewegung zu setzen.

Sophie ließ eine ältere Dame vor, die mit ihrem Gehwagen sonst ihre Haken geplättet hätte und betrat als Letzte die Straße. Wieder völlig in ihren Gedanken versunken, bemerkte sie nicht, wie ein Auto auf die rote Ampel zuraste, ohne aber wirklich die Anstalten zu machen zu bremsen. Erst der schrille Schrei der Dame und das Krachen des Gehwagens auf den Asphalt brachten Sophie dazu den Kopf zu heben und… ließen sie erstarren.

Sie stand auf der Straße, wie ein Reh, geblendet von den Scheinwerfern des Autos, voller Angst erfüllt zitternd und sich einfach nicht rühren könnend. Sie spürte nicht, wie sich zwei Arme um sie schlangen, die sie von der Straße auf den Gehweg rissen, spürte nicht den Aufprall, der das zur Folge hatte und auch, dass irgendetwas sie fest an sich drückte, konnte sie erst Sekunden später wahrnehmen.

„Oh mein Gott!“, hörte man die alte Frau immer noch brüllen, der nun der Gehwagen aufgehoben wurde und die langsam auf Sophie und ihren Retter zukam.
 

Als diese Gedanken durch ihren Kopf zischten, musste sie diesen schütteln.

„Alles in Ordnung mit Ihnen?“ „Ja… Ja, ich denke es… es geht mir gut…“ Wirklich überzeugend klang das Ganze nicht, doch nun lösten sich auch die Arme von ihr und neben ihr stand plötzlich ein dunkel gekleideter, ziemlich gut aussehender Mann.

„Ich glaube nicht, dass ihr etwas fehlt… Ein Schock, vielleicht ein kleiner Kratzer.“ Und mit diesen Worten drehte er sich um und wollte gehen, als Sophie sich aufrappelte und sein Handgelenk ergriff.

„Nicht gehen, Sie haben mir das Leben gerettet! Ich bin Ihnen etwas schuldig!“ „Glauben Sie mir, dass sind Sie nicht.“ „Bitte, ich möchte Ihnen einen Wunsch erfüllen.“ Dabei lächelte das blonde Mädchen reizend und der dunkelhaarige Mann blickte sie an, seufzte.

„Nun gut..“ „Wie ist denn Ihr Name?“ „Ich möchte gern einen Tag mit Ihnen verbringen.“ Sophie stockte augenblicklich, blickte den anderen an und schüttelte den Kopf. „W-… Was wollen Sie?“ „Einen Tag mit Ihnen.“ Und nun lächelte der Mann sogar leicht. „Ein Eis essen, vielleicht ins Kino gehen… einfach… ein Tag.“ Und Sophie starrte ihn an… sie starrte… und starrte… und- „Autsch!“ „Nun sag schon ja!“, zischte die alte, kaum mehr Haare auf dem Kopf habende Frau und stieß ihr mit dem Gehwagen in die Haken. ‚Genau das hatte ich ja vermeiden wollen…’, dachte sich Sophie und rieb sich gedanklich schon ihre schmerzenden Haken.

„Einen Tag…“, murmelte sie dann leise, zuckte mit den Schultern und nickte.

„Einverstanden, einen Tag. Treffen wir uns doch morgen einfach hier, ja?“ „Sehr schön…“ Mit diesen Worten drehte der junge Mann sich um und wollte gehen, als Sophie ihm noch eine Frage stellte. „Wie ist denn nun Ihr Name?“ Doch er antwortete nicht, sondern schenkte ihr nur ein sanftes Lächeln. Dann ging er weiter und der Wind wehte um ihr Haar, während sie eine Hand an die geblümte Spange legte und lächelte.

„Rate doch~“, hauchte ihr der Wind zu und sie schloss die Augen.
 

„Hör auf damit, du machst das kaputt!“ „Nein, ich mach da Erdbeeren drauf!“ „Das sind aber keine Erdbeeren, das sind Steine!“ „Na und? Mama sagt, wenn ich will, dann können das auch Erdbeeren sein!“ „Du bist doof, Tin!“ „Du auch Soph!“

Zwei runde Kindergesichter blickten sich gegenseitig an, bevor sie lachend im Sand lagen und sich dann gegenseitig in die Wange pieksten. Sophie und Justin waren seit je her die besten Freunde gewesen, seit je her kannten sich ihre Eltern und die beiden hatten sich geschworen, dass sie für immer gute Freunde blieben.

„Justin, deine Mutter ist da.“ „Jaha!“ Justin stand langsam auf, klopfte sich die kurzen Beinchen ab und blickte dann zu seiner Freundin hinunter. „Kommst du mit, Soph?“ „Jaa.“ Und so liefen beiden ins Haus, Soph drückte ihre Mutter lachend an sich, doch als sie das Gesicht von Justins Mutter sah, wurde auch sie ein wenig ruhiger.

„Justin, was hat deine Mama?“ … Doch Justin antwortete nicht. Durch das ganze Spielen, draußen im Garten, hatte er ganz vergessen, dass er Sophie heute das letzte Mal sehen würde. Seine Mutter ging in die Knie, lächelte Sophie traurig an.

„Soph…“, sagte sie, doch Sophie schüttelte den Kopf. „Das darf nur Justin!“ „Entschuldige… Sophia, ich denke, Justin hat dir noch nicht gesagt, dass wir umziehen, oder?“ „Umziehen… Was ist das?“ „Das bedeutet, dass wir von hier weggehen.“ „Ja, das müsst ihr ja auch, ihr müsst ja nach Hause!“ Die Kleine strahlte, dachte sie doch, dass sie jetzt etwas Richtiges gesagt hatte. „Nein Sophie, wir ziehen in eine andere Stadt.“ „Aber… weg von hier?“ … Sie begriff es nicht. „Ja… Justins Papa hat eine Arbeit, aber ganz weit weg in einer anderen Stadt.“ „Nein… Justin muss hier bleiben, er ist doch mein bester Freund…“

Und Sophie weinte… Es war ihr egal, sie weinte einfach, drückte sich an ihre Mutter und ignorierte Justin und auch dessen Mutter.

„Soph…“ Und Sophie drehte den Kopf, blickte genau in das Gesicht ihres Freundes, dem nun auch die Tränen in die Augen standen. „Soph, ich hab dich doch lieb…“
 

„NEIN!“ Sie hatte sich sofort im Bett aufgesetzt, starrte auf den Schrank, der sich ihr gegenüber befand und zitterte. „Ich will das nicht hören…“, hauchte sie leise und ihre Fingernägel gruben sich in ihre Hotpants, die, wie der Rest ihrer Klamotten, schweißnass waren. Seit Monaten ein anderer Traum, der wesentlich schlimmer gewesen waren, als diese einzigen blauen Augen, die kein Gesicht darstellten. Denn nun musste Sophie sich eines eingestehen… Sie hatte schon lange gewusst, wem diese Augen in ihrem Traum gehörten. Lange schon hatte sie geahnt, dass sie ihn immer noch nicht vergessen hatte, nach 12 Jahren dachte sie immer noch an ihn, jedes Mal und es würde wahrscheinlich auch nie aufhören, so lange sie diesen schrecklichen Traum immer und immer wieder hatte…

Keuchend drückte sie sich eine Hand auf ihr Herz. „Justin…“
 

Der Tag hatte angefangen wie jeder andere auch, auch wenn es ein Samstag war. Sie war schreiend durch ihren Traum aufgewacht, sie hatte wieder einmal verschlafen, sie zog sich viel zu hastig an, sodass sie manche Dinge einfach vergaß und erzählte ihrem Vater noch schnell, dass sie heute verabredet sei. Dass der Kerl, mit dem sie sich gleich treffen würde ihr gestern das Leben gerettet hatte, dass verschwieg sie gekonnt, dass musste sie ihrem Vater nicht auch noch erzählen.

„Pass aber wenigstens auf dich auf.“ „Immer.“ „Ich hab dich-“ „Ich dich auch.“ Und bevor ihr Vater das Wort mit ‚L’ überhaupt hätte denken können, war sie schon aus dem Haus gelaufen. Sie wollte das nicht hören, sie hatte es seit Jahren nicht hören wollen. Das letzte Mal vor 5 Jahren, bevor ihre Mutter gestorben war und davor hatte sie es nur beinahe von Justin gehört.

Alle Menschen, die bis jetzt diesen Satz zu ihr gesagt hatten, waren verschwunden. Sie waren plötzlich weg und hatten sie allein gelassen. Justin, bevor er mit seiner Mutter aus dem Haus verschwand und ging und ihre Mutter, bevor sie diese Welt verließ und starb… Sie wollte es nicht hören, denn es war für sie wie ein Todesurteil. Liebe durfte man nicht gestehen, dann würde Gott für die nächste Enttäuschung sorgen.
 

Der Moment ist nur ein kurzer Augenblick, der nach einem Augenaufschlag auch schon wieder Vergangenheit ist. Die Zukunft ist das, was nach einer Sekunde schon wieder der Vergangenheit angehört und die Gegenwart existiert eigentlich gar nicht, denn das, was wir jetzt noch Gegenwart nennen, ist nun schon wieder vergangen.

Das war auch Sophie nach diesem wundervollen Samstag klar. Sie hätte den Moment, den Augenblick am liebsten in ein Glas eingeschlossen, um ihn immer wieder zu erleben, doch das ging einfach nicht. Der Augenblick war eben nur jetzt und man musste ihn so gut es ging in Gedanken halten, denn würde man das nicht tun, würde man ihn spätestens in ein paar Stunden wieder vermissen.

Als die beiden auf der Parkbank saßen um sich den Sonnenuntergang anzusehen, da wusste Sophie nicht, was sie fühlen sollte. Sie hatten den ganzen Tag miteinander verbracht, waren im Kino gewesen, hatten ein Eis gegessen hatten geredet… Sie hatte ihm Menge anvertraut und dass, obwohl sie ihn gar nicht kannte. Aber, wenn sie ihn ansah, dann kam er ihr so unglaublich vertraut vor, dass sie gar nicht anders konnte, als einfach nur drauf los zureden und sie wusste, sie sah es in seinen dunkelblauen Augen, dass er ihr gern zuhörte, dass er sie sogar verstand… und das war so unglaublich wichtig für sie.

„Du hast mir immer noch nicht gesagt, wie du heißt.“ Wieder lächelte er nur. Das tat er schon den ganzen Tag, wenn sie ihm irgendwelche Fragen zu seiner Person stellte. „Darfst du mir nichts verraten, weil du mich danach töten müsstest?“, grinste sie, doch seine ernste, überzeugende Antwort machte ihr Angst. „Ja.“ …

Sie sah ihn geschockt an, doch dann grinste auch er und sie stieß ihm grinsend in die Seite.

„Du bist doof!“ „Du auch, Soph.“ Er grinste, war ihm im ersten Augenblick doch überhaupt nicht klar, was er da gerade getan hatte.

„S- Soph..?“, fragte sie völlig perplex und er starrte sie nur an, zuckte dann aber abwesend mit den Schultern. „Ich dachte nur, dass dich einige Menschen vielleicht wirklich so nennen, weil Sophie, Soph.. ich meine…“ „Ich hab dir meinen Namen nicht genannt, weil du mir deinen nicht gesagt hast.. Justin.“ Und mit diesen Worten stand die Blonde auf und betrachtete das Gesicht des ihr gegenübersitzenden Mannes genau.

„Ich… ich heiße nicht Justin, du musst dich irren.“ „Natürlich irre ich mich und ich bin wahrscheinlich auch gar nicht Sophie, nicht wahr? NIEMAND außer Justin würde mich jemals Soph nennen, weil niemand, außer diesem Spinner auf so eine Idee kommen kann!“

Der Dunkelhaarige, der nun als Justin enttarnt worden war, seufzte. „Also schön.“ Doch mit dem, was nun passierte, hatte er nicht gerechnet. Sophie hatte sich ihm um den Hals geworfen, sie hatte sich an ihn gedrückt und… weinte.

„Warum hast du nicht gesagt, dass du es bist? Warum bist du nicht zu mir gekommen, ich hab dich all die verdammten Jahre so unglaublich vermisst!“ Sie blickte ihn mit einem Lächeln und Tränen in den Augen an, doch als sie sein Gesicht sah, zitterte sie ein wenig. „Du wirst nicht bleiben, nicht wahr?“ „Ich kann nicht..“ „Warum?“ Mit diesem ausdrucksstarken Wort schlug sie mit der Faust gegen seinen Oberkörper.

„Wenn ich dir das sage, du würdest es doch sowieso nicht glauben.“ „Versuch es doch mal!“ Seufzend richtete sich Justin auf, blickte die andere an. „Du wirst mich oder dich für völlig verrückt erklären.“ „Ich bin verrückt, ich träume seit Monaten von deinem Gesicht, ich sehe dich überall, ich esse wegen diesen komischen Träumen schon nicht mehr und jetzt willst du mir sagen, ich würde dich für völlig verrückt erklären?“ „Ich bin ein Engel.“ …

Sophie grinste.

„Natürlich.“ „Ich sagte doch, dass du mich für völlig verrückt erklären wirst.“ „Was meinst du mit ‚Ein Engel’?“

Justin holte tief Luft und erzählte nun einfach von vorn, was alles geschehen war… es war völlig egal, Sophie würde ihm sowieso nicht glauben.

„Ich bin damals mit meiner Mutter und meinem Vater umgezogen, dass weißt du doch noch. Ich war sehr traurig, ich habe Tagelang nur geweint… Irgendwann habe ich mich in meiner neuen Heimat eingelebt, ich hatte auch Freunde, habe aber ständig nur an dich gedacht. Ich habe Gott jeden Abend gebeten, mich wieder zu dir zurück zu bringen und diesen Wunsch hat er mir wohl vor 4 Monaten erfüllt…“ „Was meinst du mit-“ Justin legte sanft einen Finger auf die weichen Lippen seiner damals besten Freundin und sah ihr liebevoll in die Augen.

„Er hat mich Sterben lassen und mich als Schutzengel zu dir geschickt.“ Sie starrte ihn an. In diese blauen Augen, die sie nun eindringlich anblickten und das wohl Verrückteste daran war, dass sie ihm glaubte. Sie glaubte ihm, dass er gestorben war, obwohl er nun vor ihr saß, in Fleisch… und Blut… zumindest glaubte sie das und dass er ihr all das erzählen konnte.

„Aber Gott… würde das nicht tun, warum sollte er dich sterben lassen?“ „Ich weiß es nicht, aber weiß nur, dass er es getan hat…“ Sanft strich er mit seinen Fingern über ihre zarte Haut und lächelte.

„Du… hättest mich eigentlich nicht sehen dürfen, aber als das mit dem Auto war, war ich für einige Augenblicke abgelenkt und so hattest du mich sehen können… Und als du mir etwas angeboten hast, diesen Wunsch… da wollte ich diesen Tag, um dich noch einmal zu erleben, um noch einmal zu sehen, wie du lebst, ob du glücklich bist oder ob du deinen alten Justin immer noch vermisst…“ „Natürlich vermisse ich dich…“

Sie lächelte ihn sanft an.

„Bleib doch bei mir…“ „Das kann ich nicht…“ „Aber warum sollte dich Gott dann sterben lassen, wenn du doch nicht bei mir bleiben kannst?“ „Ich bin bei dir… nur nicht so, dass du mich siehst…“ Sanft strich er über die Spange, die er ihr in die Haare gesteckt hatte und lächelte.

„Aber ich bin immer bei dir…“ Er legte eine Hand auf ihre Brust, da, wo ihr Herz schlug und nickte.

„Ich hab dich doch-“ „Sag das nicht!“ Sofort drückte die Blonde ihm eine Hand auf den Mund. „Sag das nicht! Wenn du das sagst, dann wirst du gehen! Jeder der das bis jetzt zu mir gesagt hatte, jeder! Jeder musste danach gehen, jeder… wurde mir einfach genommen…“

Doch Justin lächelte nur, schob ihre Hand von seinem Mund und blickte ihr tief in die Augen.

„Ich hab dich doch lieb, Sophie~“, hauchte er sanft, dann beugte er sich zu ihr und kurz bevor ihre Lippen sich berührten, genau da, wo sie anfing seinen flachen Atem auf ihren Lippen zu spüren, da schloss sie die Augen und wollte dieses Gefühl einmal erleben, dieses Gefühl, dass der Mensch, den sie so sehr… liebte, sie einfach kü-
 

Der Wecker neben ihr piepste penetrant und hatte auch nicht vor aufzuhören, Sophie klar zu machen, dass es schon halb 7 war und sie sich endlich aus ihrem Bett bequemen sollte!

Während der Wecker versuchte sie noch weiter zu provozieren, strich sich Sophie mit der linken Hand durch die Haare und lächelte traurig. Sie blickte zur Seite, starrte auf den Kalender und ihr lächeln wurde intensiver… und trauriger.

Heute war Freitag der 13. Ein Pechtag…

„Wieder nur ein Traum…“, sagte sie seufzend zu sich selbst und legte den Kopf in den Nacken. Danach legte sie beide Hände an ihren Kopf und schrie wütend: „Wieder nur ein verfluchter Traum!“ …

Etwas fiel aus ihren Haaren in ihre Hand und sie begutachtete die, mit Blumen bestickte, silberne Spange. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.

„Oder auch nicht.“
 

Ein Traum ist ein im Schlaf erlebtes Geschehen. Statt der körperlichen Sinneswahrnehmung findet die Wahrnehmung im Traum psychisch statt. Kognitive Fähigkeiten wie begriffliches Denken und kausal-logisches Erinnern treten dabei meist in den Hintergrund. Auch das Bewusstsein ist meist aufgehoben. Unbewusste Träume sind nach dem Erwachen oft schwer oder überhaupt nicht erinnerbar.
 

Im erweiterten Sinn steht Traum umgangssprachlich auch für etwas Ersehntes, etwas Unwirkliches oder auch für etwas Ästhetisches.

(Quelle: wikipedia.de)



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von: abgemeldet
2009-02-15T13:26:35+00:00 15.02.2009 14:26
So, dann gebe ich mal meine Senf dazu:
1. Du beschreibst Sophie als "die Blonde" - Blondiene wäre passender.

2. Sophie geht zur Schule, schön und gut, aber ohne Zähne putzen, Haare kämmen, schminken, frühstücken? Sollte sie das tatsächlich alles auslassen, warum muss sie dann um halb 7 aufstehen, Schule beginnt um 7 Uhr 45 . . .

3.Die Beschreibungen der Umgebung, als Sophie aus dem Haus geht sind super. Sehr lebendig!

4."die wenigstens noch Zeit dafür fanden, vergaß sie völlig die Zeit." - Wortwiederholung

5."Es war stickend" - Es war stickig

6."das liebreizende und hübsch aussehende Gesicht" - hübsch anzusehende Gesicht

7.„Hat deine Mutter schon wieder einen neuen?“ . . . Das zweite Mal war es vor knapp 5 Jahren. Auch im Sommer, auch ein Freitag der 13., an dem, durch einen tragischen Unfall ihre Mutter verstorben war. - Zuerst dachte ich nur: Häh? bis mir dann bei nochmaligem Lesen aufgefallen ist, dass du Jeanettes Mutter gemeint hast. " . . .", sagte Jeannette - das wäre hilfreich

Stilistisch und erzähltechnisch ist die Geschichte toll. Die Absätze sind logisch nachvollziehbar und erleichern das Lesen.
Mir gefällt die Storyline sehr gut, leider ist die wörtliche Rede so eingefügt, das man nicht weiß wer was sagt. Das stört den Lesefluss.
Obwohl einige Mängel ausgebessert werden müssen ist die Geschichte dennoch gut.

LG K-Chan
Von:  Varlet
2009-02-06T13:40:06+00:00 06.02.2009 14:40
Hi

also ich muss schon sagen, dass das eine wirklich interessante, sowie gut durch dachte, aber auch sehr traurige Geschichte ist, mit tiefen Einblicken in die Gefühlswelt des Hauptcharakters. Ich finde, das hast du gut gemacht, vor allem, da man meistens in einem OneShot, vor allem bei so einer komplexeren Geschichte, die so vieles aussagt, wenig wahre Gefühle des Charas erkennt. Aber hier konnte man sich richtig in die Person hineinversetzen.

Von:  Chimi-mimi
2009-02-04T11:30:09+00:00 04.02.2009 12:30
Hey,

wirklich eine wunderschöne Geschichte, mit einer tollen Wortwahl und einem genauso schönen Schreibstil.
Zwischendurch waren ein, zwei Wore/ Sätze, die schreibtechnisch nicht zum Rest gepasst haben.
Z.B. fand ich im Verhältnis zu dem restlichen Inhalt die Beschreibung von Sophies Mutter nach dem Unfall unpassend. Das sie beiden Augen verloren hat, beide Beine und beide Arme gebrochen hat, das hat meinen Lesefluss gestört. Fand ich nicht sonderlich passend.

Inhaltlich ist es eine wirklich schöne, wenn auch traurige Idee. Gefällt mir :3

chimiko
Von:  sunshishi
2009-02-01T20:15:01+00:00 01.02.2009 21:15
Hallo Merle_Miau,

diese Geschichte hat mir sehr gut gefallen.
Sie war wundervoll traurig v.v
Die Begegnungen mit dem Engel hast du toll geschildert und auch Sophie als Person konnte ich mir sehr gut vorstellen.
ZU kritisieren finde ich eigentlich gar nichts^^

Liebe Grüße
SuShi
Von: abgemeldet
2008-08-16T14:30:47+00:00 16.08.2008 16:30
Ohh~~Dankeschön!
Die Geschichte ist echt toll!
Ich freu mich richtig ^^
*knuddel*
Dann hab ich beim Wichteln wohl richtig Glück gehabt =]
Wirklich richtig schön und traurig und...
Ehrlich gesagt ich weiß gar nicht was ich dazu noch sagen soll! Die beiden Kommis sprechen ja schon für sich!
Danke! Ich hab mir die Story sogar schon ausgedruckt damit ich sie immer in der Nähe hab wenn ich was gutes zum Lesen brauche ^^

Ich finds übrigens toll das wir beide über beste Freunde geschrieben haben xD
War das Zufall oder wie ist ds gelaufen? xDD

Liebe Grüße
Von: abgemeldet
2008-08-16T08:50:41+00:00 16.08.2008 10:50
Ich heule grad wie ein schlosshund.
TT____TT
Diese geschichte ist verdammt schön. Einfach toll!
Das wird definitiv ein favo von mir.
*sniff*
Großartig.
Wirklich toll!
*nick*
Von: abgemeldet
2008-08-15T13:24:51+00:00 15.08.2008 15:24
So ich habe es zu Ende gelesen. Noch einmal von Anfang ab. Und Süße:
Ich heule... das war so verdammt schön und so verflucht traurig, dass ich weinen muss!
Also sag mir nicht noch einmal du hättest kein Talent zum Schreiben! Das ist gelogen, hörst du? Das ist definitiv eine der besten Geschichten, die ich je gelesen habe und ich will, dass du auch weiterhin so wundervolle Geschichten schreibst.
Einfach umwerfend! Perfekt! Und es landet zu Recht auf meiner Favoritenliste.


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