By my Side
Warning
- sad
- dark
- Nichts für schwache Nerven
Songzeilen: Ewig - Maffay, Peter
Status: Friendship
Rude hatte es immer schon gewusst. Ihm war es klar gewesen.
Weder er noch Reno waren unsterblich. Egal wie gut sie als Turks auch waren, egal wie sehr die Menschen mit angstvollen Blicken vor ihnen zurück kuschten, sie waren verdammt noch mal nicht unsterblich.
Und genau das mussten sie jetzt einsehen.
Seit er zurück denken konnte war er nun schon Renos Partner, obwohl er ihn im ersten Augenblick nicht hatte leiden können. Der Rotschopf war arrogant, überheblich und neigte hin und wieder zu beißendem Zynismus, den er verspritzte wie eine Schlange ihr tödliches Gift. Den Glatzkopf nervte es wenn Reno seinen Wagen voll qualmte oder ihm Stunden lang von seinen neusten Aufrissen erzählte.
Trotz allem waren sie Freunde geworden. Freunde die aufeinander achteten, sich hin und wieder eine helfende Hand reichten.
Als Turks hatten sie beide nichts. Keine Familie, keine Freunde.
Nur ihren Partner. Der über die Jahre die Rollen eines Freundes und Bruders eingenommen hatte.
Reno war für Rude Familie und er wusste, das es dem großmäuligen Rotschopf genauso ging.
Vor Monaten führten sie ein seltsames Gespräch in einer Bar. Der sturzbetrunkene Reno hatte sich erkundigt was aus ihnen werden würde, sollte mal einer ihrer Jobs schief gehen.
Zum ersten Mal hatte Rude in ihm nicht den selbstverliebten Bastard gesehen, sondern einen ernsten, vom Leben gezeichneten jungen Mann.
"Das kriegen wir schon hin. Wir haben schon andere Sachen überstanden, dann überstehen wir auch den Tod."
Das hatte ihm Rude geantwortet.
War es ein schlechtes Omen gewesen dieses Gespräch zu führen?
Wahrscheinlich.
Sonst würden sie jetzt nicht hier um ihr Leben kämpfen und das obgleich sie längst schon wussten, das es keinen Sinn mehr hatte.
Aber sie waren Turks.
Verdammt noch mal!
Sie waren Turks und sie würden nicht einfach die Waffen senken und auf ihren Tod warten.
"Irgendwann würden wir uns sowieso verlieren."
Rude ärgerte sich über seine eigenen dummen Worte.
"Wenn de meinst. Aber Alter, hau bloß nich ohne mich ab, yo!"
"Wo denkst du hin und selbst wenn, sehen wir uns irgendwann wieder."
"Glaubste?"
"Natürlich."
Ja, Rude glaubte daran. Sie würden sich wiedersehen. Irgendwann, irgendwo in einem Leben in dem sie keine bezahlten Killer waren und den Dreck für einen großen Konzern beseitigten.
In einem Leben das für sie mehr bereit hielt als Einsamkeit, menschenunwürdige Jobs und ein viel zu kurzes Leben immer am Limit.
Irgendwann verlierst du auch mich,
denn wir sind nicht unsterblich.
Müssen gehn und werden auch das überstehn.
Wir würden uns wieder sehn
Ein letzter Blick...
Kein Weg zurück...
Ein kurzer Seitenblick zu Reno reichte ihm aus. Der Rotschopf hob grinsend die Hand. Dünne rote Rinnsäle Blut liefen ihm am Mundwinkel herunter und tropften über sein Kinn, dennoch oder vielleicht gerade weil ihm die Situation mehr als bewusst war, konnte Reno noch grinsen. Und ihm das Zeichen geben.
Leg los.
Formten seine Lippen lautlos und Rude nickte.
Mit dem Sprengstoff in seiner Hand würden sie ihre Feinde mit einem Schlag loswerden. Allerdings waren sie zu geschwächt um rechtzeitig wegzukommen.
Es war abzusehen wie das hier ausging und trotzdem konnte auch Rude lächeln.
Nicht das er wollte das es hier endete, aber er war nicht allein und er tat was in diesem Moment das richtige war.
Für Shinra.
Für seine Kollegen die darauf hofften das er und der Rotschopf die Lage unter Kontrolle bekamen.
Ein letzter Blick, dann signalisierte Rude seinem Partner, seinem Freund, das es soweit war und Reno schloss die Augen.
Rein theoretisch könnte der Rothaarige fliehen. Er wusste das ihm Rude diese Chance geben würde, aber er wollte sie nicht nutzen.
Keiner von ihnen sollte auf dieser abgewrackten Welt allein zurück bleiben müssen.
Sie hatten zusammen Meteor überstanden, Kadaj und seine Gang und sogar Valentines desaströse Vergangenheitsbewältigung.
Sie waren ein Team und den anderen im Stich lassen kam gar nicht in Frage.
Zusammen...
Bis zum Ende...
Ich schließ die Augen und nehm dich mit
ich lass dich nicht allein hier
mit dir bis zum Ende
bleib doch bei mir...
wenn nicht für immer dann wenigstens Ewig...
Die Detonation war in den oberen Stockwerken zu hören und zu spüren. Eine Feuerwalze quälte sich über den Platz vor dem Shinragebäude und erledigte die Feinde mit einem Streich.
Elena wusste nicht warum, aber als sie an das Fenster trat und ihre Hand auf die vibrierende Scheibe legte, wusste sie das sie zwei ihrer Freunde verloren hatte.
Ohne das sie es bemerkte rann ihr eine Träne über die Wange und lautlos formten ihre Lippen letzte Worte.
Wir würden uns wieder sehn