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Unsichtbar

Du siehst mich nicht
von

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Wie alles begann...

Die meisten Menschen glauben nicht an Magie, an Übernatürliches. Für sie sind Magier, Elfen und Vampire Fantasiewesen, Einhörner, Zentauren und Feen existieren nicht. Nur die Kinder erfreuen sich an dem Glanz der Magie, der Schönheit der Elfen, an der Eleganz der Einhörner. Es sind nur Narren, die an diese übernatürlichen Wesen glauben. Noch nie wurden solche Kreaturen in unserer Welt gesehen, denn sie existieren nur in den Köpfen weniger Menschen, die sich eine solche Fantasiewelt vorstellen. Doch auch sie glauben nicht daran. Es ist nur eine Welt, in die man fliehen kann, wenn sich der Alltag aufdrängt. Diese Welten existieren einfach nicht. So denken die Menschen. Doch ich weiß es besser: Ich bin ihnen begegnet! Haltet ihr mich jetzt für verrückt? Glaubt ihr, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe? Oder glaubt ihr mir? Vermutlich nicht. Dennoch möchte ich euch erzählen, wie diese seltsame Begegnung stattgefunden hat. Wisst ihr, ich bin anders als die Anderen. Klar, ich bin ein Mensch, oder, zumindest war ich das mal. Ich weiß nicht mehr genau WAS ich bin. Denn meine Mitmenschen können mich nicht sehen. Das glaubt ihr nicht? Wartet, bis ihr die ganze Geschichte gelesen habt. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, richtig. Ich bin unsichtbar. Nur ich sehe mich selbst, wenn ich in den Spiegel schaue. Kein Anderer sonst. Ich bin einfach wie Luft für die anderen Menschen. Das heißt, fast. Dass man mich nicht sehen kann, heißt nicht, dass man mich nicht fühlen kann. Schon mehrere Male bin ich auf der Straße gegen irgendjemanden gerannt, der sich dann gewundert hat, wo der Widerstand herkam, gegen den er gerade gelaufen ist. Ich fühle noch immer wie ein normaler Mensch, ich spüre, wenn ich gegen etwas stoße, Schmerz und ich spüre das sanfte Kribbeln auf meiner Haut, wenn es regnet. Und doch ist es so, als hätte ich nie existiert. Ich war sieben, als es passierte. Meine Eltern habe ich nicht gekannt, ich bin im Heim aufgewachsen. Ob sie gestorben oder noch am Leben sind weiß ich nicht. Ich weiß nicht mal, wie sie hießen. Jedenfalls hat es mir im Heim noch nie gefallen. Ich hatte kaum Freunde und bin oft weggelaufen. Es war kurz vor meiner Einschulung als ich ein weiteres Mal weglief. Ich wusste zwar, dass sie mich wieder finden und bestrafen würden, doch diese Stunde in Freiheit war es mir wert. Ich versteckte mich auf dem Friedhof, bis es dämmerte. Ich saß auf der Mauer, die sich rund um den Friedhof zog, als ich Stimmen hörte. Es waren die von einer kleinen Familie, einer Frau mit langen, leicht gewellten braunen Haaren, die eines jungen Mannes, der die Haare modisch mittellang trug, ebenfalls braun, und die eines kleinen Mädchens, an der Hand der Frau laufend. Ich fand, dass sie glücklich aussahen. Weil ich nichts anderes zu tun hatte, folgte ich ihnen und war erstaunt, als sie den Weg zum Wald einschlugen. Schnellen Schrittes gingen sie auf eine Höhle zu, die mit einem Vorhang abgedeckt war. Ich ging näher ran, bis ich merkte, dass die Familie sich verändert hatte. Sie hatten jetzt viel hellere Haare, und ihre Haut war blasser geworden. Die Ohren liefen spitz zu und in ihren Augen lag etwas Magisches. Ich blinzelte. Hatte ich mir das nur eingebildet? Nein, sie hatten sich eindeutig verändert! In diesem Moment flog ein Vogel, der neben mir auf einem niedrigen Ast gesessen war, hoch. Diesem Vogel habe ich es zu verdanken, dass ich heute bin, was ich bin. Denn dieser Vogel machte auf mich aufmerksam. Der Mann drehe sich um und sah mir direkt in die Augen. Ich bekam Angst und wollte weglaufen, doch irgendetwas hinderte mich daran. Stattdessen ging ich zaghaft, gegen meinen Willen, auf die außerirdische Familie zu. Die Frau reichte mir lächelnd die Hand und ich nahm sie, immer noch wider Willen, an. Langsam führte sie mich in die Höhle, wo sie mich auf einen niedrigen Hocker drückte. Leise sagte der Mann etwas zu der Frau. Es war kaum mehr als ein Flüstern, aber ich verstand es trotzdem. „Es ist uns nicht gestattet, menschliches Leben zu nehmen, also was tun?“ Die Frau starrte ratlos zu Boden. Das kleine Mädchen quakte aufgeregt: „Unsichtbar, unsichtbar!“ Der Mann seufzte und machte einen Schritt auf mich zu. Er beugte sich zu mir hinab, sodass ich in seine grünen Augen sehen konnte. Ich hatte Angst vor ihnen, und doch, es war das Wunderschönste, was ich je gesehen hatte. „Tut mir leid“, murmelte er und tippte mir leicht an die Stirn. Ich spürte keine Veränderung, außer dass ich mich wieder frei bewegen konnte. Ich stand mit zitternden Beinen von dem Hocker auf und ging rückwärts dem Ausgang der Höhle entgegen. Erst als ich den Vorhang zwischen meinen Fingern spürte, drehte ich mich hastig um und lief so schnell ich konnte zum Heim zurück. Doch da schien mich keiner zu sehen. Die Erwachsenen stolperten über mich, die anderen Kinder rempelten mich an. Bis ich bemerkte, dass mich keiner sehen konnte, waren mehrere Stunden vergangen. Also lief ich weg. Ich war mir sicher, dass es mit den Wesen zu tun hatte, denen ich am Abend begegnet war. Die Direktorin des Heims hatte überall nach mir suchen lassen, aber keiner hatte mich finden können. Wie auch? Ich war ja unsichtbar! Das gefiel mir. Die nächsten Wochen schlich ich mich in fremde Häuser und Schuppen, um dort übernachten zu können. Als ich noch nicht unsichtbar war, hatte ich das auch oft gemacht. Heimlich stahl ich Früchte aus fremden Gärten und hier und da auch mal ein Stück Brot vom Tisch auf der Terrasse. Man konnte mich ja nicht sehen! Das Leben begann, Spaß zu machen. Ich musste nicht hungern, nur manchmal war es kalt in der Nacht. Und man konnte den Menschen Streiche spielen, sie erschrecken, ohne das man erwischt wurde! Ein Jahr lang hat es mir richtig Spaß gemacht. Doch nach und nach entdeckte ich den Nachteil am unsichtbar sein: Man konnte mit niemandem reden. Man hatte keine Freunde, konnte sich mit niemandem treffen. Ich fühlte mich verlassen, allein. Ich suchte nach Mitteln und Lösungen, den Fluch, wie ich ihn nenne, loszuwerden, Ich suchte nach den Wesen, die mir die Suppe eingebrockt hatten, versuchte, ihn mit Wasser abzuwaschen. Nichts hatte funktioniert.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Thuja
2008-12-24T06:51:52+00:00 24.12.2008 07:51
Guten morgen und fröhliche Weihnachten
Das ist vielleicht nicht so gut wie ein Geschenk, aber ich hinterlass dir trotzdem mal ein kleines Kommi
So beim prolog kann ich immer schlecht irgendeine richtige Beurteilung schreiben
Aber meine ersten Gedanken schon
Und zwar klingt die Geschichte sehr viel versprechend und interessant und ich werd auf jeden Fall weiter lesen und weil ich so neugierig bin sogar sofort, obwohl es eigentlich unten Frühstück gibt :D
Dein Schreibstil ist soweit ich beurteilen kann auch sehr schön
Mir hat diese erzählende Art des Protagonisten gefallen
Dadurch wirkte es wirklich real
Ich hab richtig jemanden vor mir gesehen, der mir seine Geschichte erzählt
Naja in diesen Fall hab ich eigentlich niemanden gesehen, da sie ja unsichtbar ist, aber zumindest gehört
Die Einleitung über den Glauben an die Magie ist dir auch sehr gut gelungen

Diese Unsichtbarkeit muss wirklich ein Fluch sein
Ich meine niemand redet mit einem
Einsamkeit ist mal schön, aber ständig
klar in der Anfangzeit wär das total aufregend
Man könnte alles machen
Im Supermarkt essen was man will
Auf den Rummel gehen ohne eintritt
Ins Schwimmbad gehen, ohne gesehen zu werden, also ohne was zahlen zu müssen
Ebenso in die sauna und soviel mehr
Aber trotzdem
Irgendwann verliert das den Reiz und was bleibt
Genau das was du am Ende so klar verdeutlichst
Einsamkeit

glg



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