Disclaimer: Yu-Gi-Oh! gehört nicht mir, sondern Kazuki Takahashi und ich verdiene auch kein Geld hiermit.
Ich hoffe, dieser One-Shot gefällt euch und würde mich über eure Meinungen dazu freuen^^.
Ich blickte ihn von allen Seiten her an, jedenfalls die, welche ich von meiner Perspektive aus betrachten konnte. Ihn schien das nicht zu stören, er ignorierte mich gekonnt und zupfte sich hier und da betont ein Stäubchen von seiner Schuluniform, die er wohl nie ablegte. Ob er sie wohl auch noch im Schlaf trug? Aber wenigstens hatte er dieses hübsche schwarze Shirt darunter, das manchmal zum Vorschein kam, wenn ihm zu warm wurde und er die Jacke ablegte.
Ich lächelte still vor mich hin, was ihn nun doch irritierte. Er war es wohl nicht gewohnt, mich lächeln zu sehen, da ich das in der Öffentlichkeit nur selten tat. Und bisher hatte auch er zur Öffentlichkeit gezählt, doch nun . . . Mit unseren gemeinsamen Abenteuern war er mir einfach so vertraut geworden. Und ich konnte nicht umhin, zuzugeben, dass ich ihn wirklich lieb gewonnen hatte. Wie sich das anhörte! Ich konnte es selbst kaum glauben, dass ich das dachte, aber es war einfach so.
Noch bis vor kurzem war er nicht mal mehr als mein Rivale. Ganz zu Beginn unserer Bekanntschaft hatte ich ihn sogar gehasst - und gleichzeitig bewundert. Irgendwann war dieser Hass verschwunden, weil er keinen Anker mehr fand, weil mir klar wurde, dass er nicht der Grund für meinen Hass war und ich meine Gefühle, meine Ängste von Schwäche und den Hass auf mich selbst und meine Vergangenheit, auf ihn projiziert hatte. Rivalen waren wir geblieben, bis sich still die Anerkennung hinzu geschlichen hatte, die Bewunderung stärker geworden war und bis, ja, bis ich ihn tatsächlich lieb gewonnen hatte. Doch diese Erkenntnis war erst sehr spät gekommen.
Nun hatte er sich gefangen und blickte mich nicht mehr irritiert, sondern lächelnd an. Ob er begriffen hatte? Ob er wusste, was ich ihm am liebsten sagen mochte? Doch ich blieb still und wartete ab, was er tat. Er funkelte mich an - seine Augen schienen zu sprühen wie ein kleines Feuerwerk. Nun kam er mit zielstrebigen und doch bedächtigen Schritten auf mich zu, so als wolle er mich nicht verschrecken. Als ob er dazu in der Lage wäre.
Dicht vor mir blieb er stehen und ich nutzte die Gelegenheit ihn eingehender zu mustern. Mir fiel auf, wie fein und weich seine Haut aussah, als hätte ich ihn früher nie richtig angesehen. Und wie die blonden Haarsträhnen an der Seite seines Kopfes im Sonnenlicht glänzten, während sie vom Wind leicht hin und her bewegt wurden. Die roten Augen, die so intensiv leuchteten, als wolle das Feuer darin mich verzehren, starrten zu mir hoch. Mir wurde warm. Ich wurde doch nicht etwa rot? Aber wenn, war das jetzt auch egal. Er lächelte noch mehr, als wäre mein Erröten Ausschlag dafür gewesen.
“Seto. . .”, begann er. Nur diese eine Wort und mir drehte sich der Kopf. Seit wann nannte er mich überhaupt beim Vornamen? Ich hatte schon fast den Mund aufgemacht, um zu fragen, als er fortfuhr: “Die ganze Zeit, während ich hier in Yugis Körper auf der Erde weilte, kam ich nicht dazu, es dir zu sagen, doch jetzt, wo ich zurückgekehrt bin und mein eigenes Leben geschenkt bekommen habe, habe ich endlich die Gelegenheit dazu. Deshalb möchte ich dir sagen, dass ich. . .” Er stockte, als hätte er Angst, weiterzusprechen. Doch dann fasste er sich ein Herz: “Ich . . . mag dich, Seto Kaiba.” Ich runzelte die Stirn. Aha, mehr hatte er mir also nicht zu sagen? War das denn die Sensation, für die er seinen ganzen Mut zusammen genommen hatte? Oder hatte ich mir das nur eingebildet?
Jetzt streckte er seine Hände nach oben, stellte sich auf die Zehenspitzen und legte seine Finger halb an meinen Hals und meine Wangen, schob sie dann weiter vor, in meinen Nacken. Mir lief ein prickelnder Schauder von der Stelle aus über den gesamten Körper. Er zog mich zu sich herunter und ich ließ es geschehen. Ließ zu, dass er seine Lippen auf meine legte und mir ein befriedigender Seufzer entwich, als hätte ich die ganze Zeit darauf gewartet, dass er das tat. Dennoch war ich überrascht und wie gelähmt, denn ich hatte noch nie solche Gefühle gespürt, wie jene, die mich im Augenblick überfluteten. Ich hielt einfach still und genoss die Berührung seiner tastenden Lippen, bevor ich nach scheinbar endlosen Sekunden ebenfalls meine Arme um ihn schlang und seinen zierlichen Körper, der doch erstaunlich kraftvoll war, sanft an mich drückte. Ich spürte, wie er daraufhin in den Kuss hineinlächelte und seine unverschämten Forderungen verstärkte.
Zusammen saßen wir nun auf einer Bank aus weißem Stein, über die die Schatten der Blätter im Wind wehten und ein interessantes Spiel entfachten.
Unsere Hände waren ineinander verschlungen, als wir dasaßen und schweigend den Himmel betrachteten. Ruhe und Frieden strahlte uns von allen Seiten entgegen und aus uns heraus. Diese Hand, welche meine umschlang war so warm und … schützend. Es war, als hätte ich mich schon immer danach gesehnt, dass jemand mal so meine Hand halten würde und so, als könnte nur seine dafür bestimmt gewesen sein. Trotzdem erschien mir diese Situation so seltsam, als wäre ich in einem Traum gefangen, einer Fantasie aus Licht.
Er lächelte mich an und legte seinen Kopf an meiner Schulter ab. Ich hielt still und den Atem an, in der Erwartung, dass jeden Moment dieser wunderschöne Augenblick vorbei sein würde, spürte die Wärme, die von seiner Berührung ausging und zitterte innerlich.
“Und, was meinst du jetzt?”, sprach er mich schließlich an, hob aber nicht den Kopf, sondern umfasste meinen Arm und streichelte ihn sanft.
“Ich mag dich auch”, erwiderte ich lächelnd, ohne ihn anzusehen. Er lachte leise und mir war klar, was er damit ausdrücken wollte.
