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A.O.R.A

closing my eyes to hear you breathe...
von

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Koma

"Es waren viele von ihnen...", begann sie. "Sie... sahen seltsam aus. Ich hatte noch nie in meinem ganzen Leben so etwas gesehen. Es war... als wäre es eine glitschige Flüssigkeit, die mich umgab und hinabzuziehen schien. Ein riesiger Schatten. Wie ein riesiger dunkler Schatten. Sie waren überall... um mich herum. Es wurde kalt und sie haben versucht...."

Sie hielt inne, zitterte.

"Sie haben versucht mich zu töten. Sie haben mir das Leben aus dem Körper gesogen... Und sie waren jede Nacht da..."

Ihre kühle Hand berührte meine.

"Bitte hilf mir..."

Ihre Stimme wurde immer leise, und schließlich nur noch so leise, dass sie begann, wieder einzuschlafen.

Ich rüttelte sie.

"Wer war da?"

"Die Schatten...", murmelte sie nur noch, sah mich aus nur einen winzigen Spalt geöffneten Augen an. "... Pass auf dich auf."

Ich verlor den Faden. Fuu war wieder eingeschlafen.

Verwirrt lehnte ich mich zurück, ging zum Fenster um hinaus zu sehen. Schatten? Klar, Schatten. Es waren noch Menschen unterwegs, die warfen Schatten durch das Licht von Straßenlaternen, aber sonst? Schatten... vielleicht hatte sie auch nur geträumt. Nervös, nun ebenfalls zittrig, fuhr ich mir mit kalter Hand durch das Haar, wieder zurück zu ihr sehend.

Es ging ihr wieder besser, sie hatte geredet...

Vielleicht sollte ich nach Hause gehen?

So ging ich in den Hausflur, nahm meine Jacke um sie mir anzuziehen und mich dann wortlos, ohne Verabschiedung aus dem Staub zu machen. Was auch immer Anna gemeint hatte, es schien ihr Angst zu machen... Es schien ihr wehgetan zu haben. Nur, hatte dieses Es diese Rechnung ohne mich gemacht. Egal, was dafür nötig war, ich würde alles tun, damit es ihr wieder besser ging. Auch, wenn ich dafür mein Leben riskieren musste. Sie bedeutete mir einfach zu viel. So ging ich also nach Hause, zurück, durch die dunkle Nacht, um schließlich meine Wohnung zu betreten, David durch das Haar zu wuscheln und mich in mein Zimmer zu verziehen, um endlich zu schlafen.

Dann würde ich weiter darüber nachdenken.

Ob ich morgen wieder mit ihr sprechen könnte?

Schon alleine das Nachdenken machte mich so unendlich müde... Langsam fielen meine Augen zu, ich drehte mich zur Seite und rollte mich in meine Decke ein, worauf ich auch schon weg war... bis zum nächsten Morgen.

Samstag.

Wieder ein Tag Schule.

Wir, das hieß ich und mein kleiner Bruder David standen wieder auf, gemeinsam, belegten gemeinsam das Bad und aßen, wieder gemeinsam, Frühstück. "Wie war es eigentlich bei Fuu?" "Etwas... verstörend. Sie ist apathisch und redet kaum.", antwortete ich, als er dann meinte: "Mh.. sowas gab es in letzter Zeit öfter." "Was!?", fragte ich. "Siehst du nie fern? Man nennt es Abscence-Syndrom." Ich zog die Brauen zusammen.

"Einfach so?"

"Ja, die vier Opfer wurden einfach so morgens gefunden. Unterkühlt, schwach und keiner von ihnen hat geredet.", erklärte David mir mit seinen zarten 14 Jahren. Ich nickte nur stumm. "Wo waren die Fälle denn?" Er trank kurz von seiner Milch, meinte dann: "Hier in der Stadt bisher nur." "Das glaube ich nicht." "Wieso?" Ich runzelte die Stirn, meinte dann: "Bisher nur so wenige Fälle, nur in dieser Stadt? Und dann hat es direkt einen eigenen Namen? Hör mal, das könnten auch Unfälle gewesen sein. Man will uns verschaukeln." "Wenn du meinst...", meinte David kleinlaut, stand schließlich auf. "Ich muss jetzt. Du hast heute die ersten beiden Stunden frei, oder?"

"Ja.", antwortete ich.

Perfekt. Genügend Zeit, um weitere Nachforschungen anzustellen und nach Fuus Zustand zu fragen. "Gleich kommen die Nachrichten. Sie berichten bestimmt über das AS." "AS?" "Abscence-Syndom.", wiederholte David, seufzte dann und hing sich seine Tasche um. "Schau einfach. Bis nachher." "Bis nachher.", verabschiedete ich ihn und sah ihm nach, ehe ich den Fernsehr einschaltete, um dann die Nachrichten zu sehen, während ich weiterhin gemütlich meine Cornflakes aß. Die Nachrichtensprecherin redete und redete... und redete. So schlief ich beinahe schon ein, als:

"Zwei der Abscence-Syndrom-Fälle fielen in ein Koma. Die Dunkelziffer der weiteren Fälle ist geringfügig höher. In Lebensgefahr schweben die 47-jährige und der 18-jährige junge Mann jedoch nicht. Wenn Sie Fälle des Abscence-Syndroms kennen wenden Sie sich sofort an Ihren Hausarzt, jener wird dem Opfer einen Tropf mit vitaminhaltiger Flüssigkeit anlegen. Jenes ist besonders wichtig. Wie lange das Koma anhält ist bisher unbekannt. Und nun zu dem Wetter. Aus dem Süden weht ein leichter..."

Sofort stand ich auf und ging zum Telefon.

Schnell wählte ich die Nummer durch.

"Yamaguchi?"

"Hier ist Jason! Wie geht es Anna!?"

"Gut, wieso?", fragte der Vater mit brummender Stimme.

"Sie müssen sie unbedingt zum Arzt bringen! Sie wird in ein Koma fallen! Das ist die Folge vom Abscence-Syndrom. Bitte glauben Sie mir."

"Verstanden." Der Vater legte auf und schon zehn Minuten später klingelte es an der Haustür, worauf ich öffnen ging.

"Komm."

Fuuyas Mutter stand vor der Tür, deutete auf das Auto.

"Aber ich muss zur Schule!", entgegnete ich. "Ist schon gut!", meinte die Mutter, zog mich gleich mit. Fuu lehnte halb liegend gegen meine Schulter. Ich sah zu ihr hinab. "Geht es dir gut."

"Ich bin müde...", nuschelte sie kaum verständlich.

"Du darfst noch nicht einschlafen.", ermahnte ich sie. "Rede mit mir!"

"Was denn reden...?"

"Sag mir, wieso du mir nie von dir erzählt hast!"

Geistesabwesend sah sie mich an, wieder schloss sie ihre Augen. Ich rüttelte sie. "Sag es mir! Bleib wach!" "Ich..." "Ja?" "... brauche deine Hilfe..."

Ihr fielen die Augen zu.

Ich kniff sie und sie öffnete die Augen, konnte sie sogar offen halten, bis wir beim Arzt waren und sie in eine Isolationskammer geschoben wurde, mit Tropf. Fuus Mutter weinte bitterlich, der Vater und der Arzt trösteten sie und ich stierte einfach nur noch auf die geschlossene Tür. "Überlebt sie?", fragte ich den Arzt. Doch eine Antwort bekam ich nicht. Warum nur fühlte ich mich hier so komplett fehl am Platze? Eine Schwester überprüfte die Vitalzeichen, meinte dann schließlich:

"Sie ist in's Koma gefallen."

Das konnte nicht sein...

Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen, schloss die Augen und verkniff mir die Tränen. Ich musste jetzt stark sein - für Anna. Die Mutter hingegen weinte immernoch, schloss mich schließlich in ihre Arme. Ich strich ihr über den Rücken. "Das wird schon.", meinte ich kränklich, auch, wenn ich genau wusste, dass das so schnell nichts mehr wurde. Vielleicht würde sie sogar sterben. Meine Anna würde vielleicht sterben. Meine beste Freundin.

Ich atmete tief ein und aus, verließ schließlich den Arzt und wurde zur Schule gefahren.

Als könnte ich mich jetzt noch konzentrieren.

Geistesabwesend saß ich in der Schule, stierte müde die Tafel an, versuchte nicht einmal ansatzweise etwas zu behalten.

Wie konnte das nur passieren? Ich war doch immer bei ihr! Ich hatte doch auf sie aufgepasst! Niedergeschlagen seufzte ich und verließ endlich die Schule, als der Unterricht vorbei war. Ich konnte einfach nicht mehr... Ich war - ohne Spaß - fertig mit der Welt.



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