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dark blue

es steckt herzblut drin.
von

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peripherienblau


 

peripherienblau

pe·riph·er·y: n. pl. pe·riph·er·ies

1. A line that forms the boundary of an area


 


 

Beobachten war Sakuras erste Natur. Sie sah immer alles, und zwar sofort, dessen war sie sich sicher. Es war dieser eine Fakt in ihrem Leben, von dem sie wusste, er würde sich niemals ändern. Manchmal gab ihr dieses Wissen Sicherheit, aber meistens verabscheute sie sich selbst dafür, dass sie nicht einfach – da ja Vergangenheit vergangen war, sie wusste das, sie wusste es, wirklich, wirklich – damit abgeschlossen hatte. Siebenhundertneunundzwanzig Tage lang hatte sie das Beobachten gelernt, aber jetzt, Jahre später, war es kein Antasten mehr.

Beobachten und sie – es war ein Atemzug von Seele zu Seele.

Deswegen wohl war es auch nicht so schwer für Sakura, diesen Blick zu identifizieren, den das Mädchen ihr gegenüber in den Augen hatte. Wirklich, mehr als ein Mädchen war sie nicht, mit den Augen eines verblutendes Rehs.

Sie biss sich auf die Innenseite ihrer Wange, bis sie blutete, genauso blutete wie das Herz des Mädchens.
 

Du bist eine Beobachterin – erwarte nicht mehr vom Leben.
 

Seine Stimme hallte in ihrem Kopf und hinterließ das Gefühl von Reiskörnern in ihrem Mund. Erwarte nicht, dass du irgendetwas tun könntest.

Sie hatte verlernt zu schlucken.

Langsam wanderten ihre Augen von der Limousine auf die Straßen, die sie sanft und schnell hinter sich ließen. Die Welt sah durch getönte Scheiben dunkelblau aus und die vielen grellen Lichter waren gedämpft.

„Wir sind in fünf Minuten am Park Hyatt Hotel angekommen, Sir“, sagte die junge Frau am Steuer des Autos auf Englisch. Sie sprach sehr gebrochenes Japanisch, ein wenig besseres Französisch und fließendes Englisch. Sie war Kanadierin und wie es sie nach Japan als Chauffeurin der Hyuga Companies, verschleppt hatte, konnte Sakura sich aus ihren Beobachtungen nicht erschließen. Eigentlich war es auch nicht wichtig, aber es war besser, als Neji anzusehen, oder das Mädchen – alles war besser als das, und Beobachten war wie Atmen, sie konnte es eigentlich gar nicht verhindern.

Als die Limousine perfekt vor dem in Lichter getauchten Hotel stehen blieb, schaltete die Chauffeurin den Motor aus, stieg aus und öffnete sechzehn Sekunden später die Tür, um die drei Fahrgäste herauszulassen. Der Mann stieg zuerst aus, mit hoheitsvoller Sicherheit, und danach das Mädchen, sie selbst als letzte. Sakura bemerkte, dass das Mädchen beinahe schwebte, mit den Füßen einer Tänzerin und den Händen, die Seifenblasen nicht zerplatzen konnte. Und die Augen, diese Augen mit nichts dahinter und trotzdem so viel.

Sakura selbst strich eine Falte ihres Kimonos glatt, während sie, einen Meter Abstand zwischen dem Mann neben ihr und sich lassend, in die Eingangshalle des großen Hotels eintrat.
 


 

Es war wirklich nicht überraschend – ernsthaft, gar nicht überraschend. Es war das unüberraschendste, das Sakura seit Monaten gesehen hatte, aber nur seit Monaten, die kürzer als Jahre und manchmal sogar länger als Tage gewesen waren.
 

Weil Haruno Sakura beobachten konnte, weil Haruno Sakura schnell war, weil Haruno Sakura dumm und schlau und gearscht war – deswegen brach sie nicht in Tränen aus, als sie die vielen Gestalten sah, die in kleinen Grüppchen Champagner nippend dastanden.
 

Zwischen diesen vielen, vielen Gestalten sah sie schwarze, schwarze Augen, ein bernsteinfarbenes Kleid und wolkenlöcherfarbene Augen.

Und da war das Mädchen neben ihr, das fliederfarbene Tränen weinte. Sakura sah ein flackerndes Bild, einer Fata Morgana gleich, ein Bild von der Farbe sonnenblau und einer kalten Hundeschnauze.

Und vielleicht, vielleicht bildete Sakura sich das auch nur ein, aber vielleicht war das Geräusch von Nejis Herzschlag, gleichmäßig und verletzt – es sagt, dachte sie, obwohl sie es nicht denken wollte, es zerschnitt sie, tenten, tenten, tenten – keine Einbildung.
 

Wenn Haruno Sakura keine verdammte Beobachterin gewesen wäre, hätte sie angefangen zu weinen.
 


 

„Neji Hyuga!“, rief eine rothaarige schöne Frau mit einer irritierend anziehenden Mischung aus Fukuoka- und Oxford-Akzent und kam auf die drei Menschen, die starr an einem der vielen Tische saßen, während noch die letzten Vorbereitung für die Bühne der Gala getroffen wurden. „Was für eine Freude, Sie wiederzusehen!“

„Mayuri-san“, nickte Neji ihr zu.

Mayuri glitt unaufgefordert in den freien Stuhl zwischen Neji und Hinata – dieser leere Platz dazwischen, dachte Sakura, war wie ein Symbol ihrer Beziehung – ein leuchtendes Lächeln auf ihrem perfekten Gesicht. „Wollen Sie mich nicht ihren gutaussehenden Begleitungen vorstellen?“ Ihre Stimme war ein bisschen rau und ein bisschen tadelnd – aber beides auf die verführerisch-laszive Art, die sie auch irgendwo von sich selbst kannte.

Nejis starre Miene veränderte sich nicht: „Sakura Haruno.“

Mayuri nickte anerkennend. „Es ist mir eine große Ehre, Sie kennenzulernen, Sakura Haruno. Ich würde nur zu gerne später über ihre neuesten Werke, die in der Art Front Gallery ausgestellt sind, reden.“

„Und das ist Hinata Hyuga. Das zukünftige Oberhaupt von Hyuga Companies. Meine Cousine.“

„Ich bin sehr erfreut“, sagte Mayuri, aber sie log. Ihre braunen Augen waren kühl, als sie Hinata abschätzig musterte, im Kopf Gedanken, die verletzten. „So eine bezaubernde Frau. Wie schaffen Sie es, diesem Druck standzuhalten? Seit diesem… Unfall Ihrer Schwester, wissen Sie, dass sie alleinige Erbin eines riesigen Vermögens sein werden. Soweit ich weiß ist es in Japan noch üblich, an das älteste Kind zu vererben, nicht wahr?“

Die Haltung der Hyuga-Erbin wurde noch verkrampfter, Sakura sah, wie die zarten blassen Hände sich in den seidenen Kimonostoff vergruben.

„Mayuri-san, gibt es einen Grund, dass Sie wieder in Tokio sind?“

„Aber selbstverständlich, Neji Hyuga. Es ist kein erfreulicher Grund, gewiss, aber es ist ein Grund – und diese Charity-Veranstaltung konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen!“
 

Für eine Zehntelsekunde sah Sakura durch die Fassade dieser merkwürdigen Frau mit den merkwürdigen Worten – sie sah Alter und Einsamkeit und Windlichter, die man nicht vor Regen schützen konnte.
 

„Shouhei Nakamura lässt sich diese Woche von mir scheiden.“ Ihr Lächeln war furchtlos. „Seine Geliebte Louisa Clark und er bleiben in Großbritannien und vor einem Monat hat Itachi Uchiha mich gebeten, als persönliche Assistentin für ihn zu arbeiten. Und natürlich ist es wichtig, den Menschen in Haiti zu helfen, wo sie momentan in solcher Not sind. Es gibt viele Gründe, warum ich hier bin, Neji Hyuga.“ Mayuri hatte gerade ohne mit der Wimper zu zucken einen Teil ihres Lebens zwei komplett fremden Menschen weggegeben, als wären ihre Gedanken, ihre Gefühle, ihre Erinnerungen nichts wert. Ihre Stimme hatte immer noch diesen leichten Schwung, wie das sanfte Wiegen von Frauenhüften, und ihre Schönheit war unangetastet von ihren Worten. Normalerweise sah man Menschen während unvorsichtiger Momente durch die Augen ins Herz, tief, tief, tief, und man sah Menschlichkeit darin – aber bei dieser Frau war da nichts mehr.

Sakura fragte sich, was einige Momente vorher geschehen war, dass sie sie hatte durchschauen können.
 

Sie wusste, sie war gut im Beobachten. Sie wusste auch, sie war kein Genie.
 


 

„Chrm, chrm.“
 

Ino hasste es, wenn Menschen sich in ein Mikrophon räuspern mussten.
 

„Darf ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit bitten?“
 

Ino hasste es, wenn Menschen diesen typischen Satz sagen mussten, nur weil er eben typisch war.

Der Saal war schon vor einigen Minuten, nachdem das Licht ausgeschaltet und die Scheinwerfer für die Bühne angeschaltet worden waren, verstummt und sah aufmerksam – zumindest teilweise – auf den dicken Mann, der im hellen Licht schwitzte.

„Ich freue mich, dass Sie heute so zahlreich erschienen sind. Wie Sie alle wissen, sammeln wir während der heutigen Veranstaltung Geld für Haiti. Dieses Geld wird insbesondere den Aufräumaktionen zugute kommen – und je nach dem, wie viel zusammenkommt, auf dem Aufbau von Schulen, Wohnhäusern und so weiter. Ich bedanke mich herzlich für Ihr Erscheinen und schon jetzt im Namen von UNICEF für Ihre – hoffentlich – zahlreichen Spenden.“ Mit diesen Worten watschelte der dicke Mann von der Bühne, während jetzt eine Diashow mit Bildern des Katastrophengebiets lief und ein engagiert wirkender Mann dazu von den Umständen in Haiti berichtete.
 

Ino seufzte und ließ ihren Blick schweifen.

Sie wusste wirklich nicht, wie es dazu gekommen war, aber jetzt saß sie hier mit Matsuyama Hikari und Uchiha Sasuke an einem Tisch und fühlte sich komplett aufgeschmissen.

Hikari, die kühle Businessfrau, die sie war, hatte einen schwarzen Hosenanzug an, der mit den High Heels an den Füßen ihre Beine unendlich lang machte, ihre schwarzen Haare gingen glatt bis zu ihrer Taille, ihre Augen waren so reich wie Gold und so scharf wie Glasfragmente. Jede Fiber ihres Körpers war zum Zerreißen angespannt und ihre Schönheit war präsent, so furchtbar präsent, dass es wehtat.

Sasuke hingegen wirkte beinahe lässig in seiner Kälte. Er trug ebenfalls einen schwarzen Anzug und sein Blick war ebenfalls scharf, aber auf eine beobachtende Weise, nicht so aggressiv wie Hikaris. Er sah umwerfend aus.

Sie beide waren umwerfend.

Ino fühlte sich wie ein hässliches drittes Rad am Wagen.

Den Rest der Diashow verbrachte sie damit, sich zu sagen, dass sie dummdummdumm war.
 


 

Als sie sich mit Sasuke und Hikari ans Bankett stellte, die Tische schwer von Köstlichkeiten aus aller Welt, da ging alles so furchtbar einfach schnell.

Plötzlich stand da Hyuga Neji – sie kannte ihn vom Hören und Fern-Sehen – und Hyuga Hinata – die viel zu hübsch war für ihr eigenes Wohl, und für Inos Geschmack – und dann war da noch die Frau mit den kirschfarbenen Haaren, mit der sie sich schon seit Wochen Mails schrieb und von der sie das Gefühl hatte, sie würden sich schon viel länger und besser kennen als es wirklich der Fall war. Sie hieß Haruno mit Nachnamen, erinnerte Ino sich, als sie den Anhänger an ihrer Kette im Licht blitzen sah, der sie an frisch gemähtes Frühlingsgras erinnerte.

Der Kimono stand ihr ausgezeichnet und wäre die Situation nicht so unglaublich atemraubend, hätte sie Sakura angelächelt und sich mit ihr über Mode unterhalten.
 

Da stand Sakura in ihrem pfirsichfarbenen Kimono. Eine Strähne, die ihrer Hochsteckfrisur entwischt war, umrahmte die linke Seite ihres Gesichts schmeichelhaft – Ino fragte sich, ob sie das absichtlich gemacht hatte oder ob das bei Künstlerinnen eben so war – und sie sah mit leicht geöffnetem Mund zu Sasuke hoch.
 

Als würde sie etwas sagen wollen, als würde er es hören wollen.
 

Ino sah zu spät, wie sich die Peripherien verschoben hatten.
 


 


 

~ Ich verstehe euch nicht ~
 


 

--
 

Ein kurzes (sehr kurzes, weil ich einfach keine Muse und/oder Zeit zum Schreiben hatte) Beobachtungskapitel, das vor allem durch Inos Klamottenbeschreibungen und Sakuras Beobachtungen geprägt ist. Nächstes Kapitel, das verspreche ich, gehts dann zur Sache.
 

Ich würd mich wie immer über Reviews freuen.
 

Liebe Grüße,
 

bells-mannequin
 

PS: Front Art Gallery ist eine Gallerie in Tokio. Ich weiß nicht, ob es wem aufgefallen ist, aber normalerweise schreibe ich für die Japaner "Nachname Vorname". In Mayuri-sans Fall hab ich es auf das westliche "Vorname Nachname" umgestellt, weil sie ja in Großbritannien wohnt und so. Haiti ist ein bisschen komisch, weil ich die Jahreszeiten und all das nicht richtig getimet hätte, wenns jetzt wirklich Winter wär. Aber ich hoffe, man sieht mir diese Ungenauigkeit nach ^^

PPS: Falls es euch aufgefallen ist: Ich hab noch keine Charakterbeschreibung zu Sasuke. Das liegt einerseits daran, dass ich ihn ganz zu Anfang nicht auftreten lassen wollte (aber Sakura und Naruto ohne Sasuke? Na, ich weiß nicht...), und andererseits, dass ich kein Bild für ihn finde. Wer also zufälligerweise eins hat, der kann mich gern anENSen oder mir in den GB schreiben. Ich freu mich über jede Hilfe^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sakura-Jeanne
2010-03-01T13:55:30+00:00 01.03.2010 14:55
hammer kapitel
Von:  Findemaxa
2010-03-01T01:55:33+00:00 01.03.2010 02:55
und wenn es nur ein kurzes kapitel ist - sakuras beobachtung ist dir gelungen (: und auch ino's sicht. aber besonder sakura's hat mir da wirklich gefallen. und ich liebe dieses tief, tief, tief und dummdummdumm und am besten war noch immer die stelle mit 'es sagt, dachte sie, obwohl sie es nicht denken wollte, es zerschnitt sie, tenten, tenten, tenten'
ich freu mich auf's nächste kap (:

und danke für die ens (=
lg
Von: abgemeldet
2010-02-28T23:07:31+00:00 01.03.2010 00:07
AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!
I LOVE IT!

Ich würde dir ja jetzt in englisch schreiben, aber auch nur weil ich finde dass du so toll schreibst, wie die ffs die ich in englisch lese
fast alle deutsch missfällt mir, aber deins war so gut *.*

Meeehr
meeeeehr
meeeeeeeeeeeeeeehr!

Vorallem sasu saku :)

Gruuuuuuuuuuuuuuuß
Von:  Aoki_lee
2010-02-28T20:33:53+00:00 28.02.2010 21:33
yay sasuke und sakura sind aufeinander getroffen =D


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