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Zwiegespalten

Duo cum faciunt idem, non est idem.
von

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Prolog

Prolog
 

Die Sonne schien angenehm warm während Keika sich seinen Weg durch das hohe Gras bahnte. Hoch über ihm zog Hyogyoku, ihr kleiner Dämonenvogel, seine Kreise, ließ sich vom Wind tragen und stürzte sich hier und da in die Tiefe. Anscheinend war er auf der Suche nach einer Zwischenmahlzeit, hatte aber nie genug Glück etwas zu fangen. Letztlich kam er doch auf Keika zugeflogen und ließ sich auf dessen ausgestrecktem Arm nieder während er dem Dämon nicht ohne Stolz eine noch zappelnde Heuschrecke hinhielt.

Keika schüttelte verneinend seinen Kopf, so dass ihm einige Haarsträhnen ins Gesicht fielen, und lachte leise. „Danke, aber du darfst sie ganz alleine fressen. Mir ist da gerade nicht nach.“

Hyogyoku legte sein Köpfchen leicht schräg und sah ihn mit seinen schwarzen Knopfaugen an, als wolle er noch mal sicher gehen, nicht teilen zu müssen. Dann hüpfte er über Keikas Arm auf dessen Schulter, machte es sich gemütlich und begann seine Beute zu verspeisen. Dankbar, dass die scharfen Krallen des Vögelchens ihn bei seinem Sitzplatzwechsel nicht allzu sehr zerschrammt hatten, warf Keika noch einen kurzen Blick auf das Tier auf seiner Schulter, bevor er sich wieder auf sein eigentliches Ziel konzentrierte und den Blick über den Boden schweifen ließ.

Er hatte das Meer aus Gras beinahe ganz durchquert. Hinter ihm konnte man deutlich die Spur abgeknickter Grashalme sehen, die sich fast bis zum Horizont zog, wo man als Schatten noch so gerade ihr Zuhause erahnen konnte. Bald würde er an den Waldrand kommen. Eigentlich müsste er dort fündig werden.

Mit einem kurzen schrillen Schrei stieß sich Hyogyoku von Keikas Schulter, blieb mit seinen Krallen jedoch hängen und zerfetzte das Hemd. „Pass doch auf. Das ist schon das zweite diesen Monat, das du kaputt machst.“ Etwas unwirsch schlug er mit dem Arm nach dem Vögelchen, das aber geschickt auswich und davon flatterte, während Keika den entstandenen Schaden begutachtete. Er seufzte leise: Heute Abend würde er wohl wieder mal sein Nähzeug hervorholen müssen.

Mit einem fröhlichen Flöten tauchte Hyogyoku wieder vor ihm auf. Einige schmale Grashalme und etwas größere spitz zulaufende Blätter hielt er im Schnabel. Keika zog eine Braue hoch und betrachtete den Vogel. „Du willst es wieder gut machen?“ Sein Blick fiel noch einmal auf den zerfetzten Stoff seiner Schulter, dann auf das Grünzeug, welches Hyogyoku ihm immer noch präsentierte. „Na gut.“ Er hob die Hand, so dass sich der Dämonenvogel setzen konnte und betrachtete dann dessen Beute. „Kluger Vogel. Das habe ich gesucht“, sagte er leise und kraulte Hyogyoku kurz, der leise und zufrieden gurrte.

„Zeigst du mir wo du es her hast?“ Zunächst noch auf Keikas Hand auf und ab wippend erhob sich das Vögelchen und flog mehrere enge Kreise, bevor es sich zwischen einigen hohen Grasbüscheln niederließ und kaum noch zu sehen war.

Keika grinste. Er hatte die Pflanze schon entdeckt, die Hyogyoku ihm gerade gebracht hatte. Sie wuchs quasi überall um ihn herum. Er wollte dem Vogel aber seinen Erfolg lassen und ließ sich den eigentlichen Fundort daher noch einmal zeigen. Hyogyoku brauchte seine Bestätigung, sonst würde er bald den Spaß daran verlieren Dinge zu suchen und das wollte Keika nicht, zumal der Spürsinn des Vogels häufig vorteilhaft war. Außerdem kam noch hinzu, dass er eine gefühlte Ewigkeit dafür gebraucht hatte, ihn auf die gefährlichen Drogenpflanzen abzurichten, die im Himmel hoch gehandelt wurden, und er wollte damit nicht noch einmal von vorne beginnen müssen.

Vorsichtig ließ Keika sich auf die Knie sinken, legte seinen Beutel zur Seite und begann die Blätter der Pflanze abzuzupfen. Anfangs tat es im Hyogyoku gleich, aber schon nach den ersten beiden Blättchen verlegte er sich lieber auf die Insekten, die zwischen den Gräsern umherkrabbelten.

„Vielfraß“, murmelte Keika leise und lächelte kurz. Dann wand er sich wieder seiner Arbeit zu und sammelte die Kräuter, die er für einen Heiltrank brauchte, schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage.

Während seine Hände beschäftigt waren und Hyogyoku seine Aufmerksamkeit nicht mehr verlangte, schweiften seine Gedanken zu den Problemen und Sorgen, die er seit einigen Tagen hatte: Teiou, der ihm mehr und mehr Angst machte.

Step 1

Kapitel 1
 

Den Kopf in die Hände gestützt und mit geschlossenen Augen saß Teiou an seinem großen Schreibtisch in dem Büro, das ihm als Generalfeldmarschall in der Kaserne zustand. Vor sich hatte er sämtliche Unterlagen ausgebreitet, die ihn und Keika in den letzten Tagen und Wochen beschäftigt hatten. Zwar oblag ihm nunmehr nur noch die Überwachung des Vergnügungsviertels in der Hauptstadt – eine der unrühmlicheren und undankbareren Aufgaben – aber damit hatte er schon mehr als genug zu tun. In letzter Zeit waren immer wieder gefährliche und fragwürdige Hehlerwaren aufgetaucht und bisher war es ihm nicht gelungen auch nur einen der Hauptdrahtzieher zu erwischen. Nur einige der kleinen Fische gingen ihm ins Netz. Die wussten über ihre Auftraggeber jedoch nichts zu sagen. So langsam deprimierte ihn das wirklich.

Mit einem leisen Klicken wurde die Tür geöffnet und scharrte dabei leise über den Boden. Jemand trat ein, dessen Schritte, trotz der relativ schweren Stiefel, kaum zu hören waren. Teiou machte sich nicht einmal die Mühe seinen Kopf zu heben, geschweige denn aufzusehen. Zu gut kannte er die eintretende Person, war sich jeder ihrer Eigenheiten nur zu genau bewusst.

„Geht es dir nicht gut, oder schläfst du?“ Behände schob der Dämon mit einem Fuß die Tür hinter sich zu, während er einen ganzen Stapel Bücher und Unterlagen vor sich her balancierte.

„Kopfschmerzen“, brummte Teiou vor sich hin. Keikas Stimme drang seiner Meinung nach viel zu laut zu ihm durch, auch wenn der Dämon wahrscheinlich gar nicht lauter gesprochen hatte als sonst auch.

Einen Moment war es still. Leise beschlich den Prinzen die Hoffnung, dass Keika nichts mehr dazu sagen würde und sie einfach so zur weiteren Tagesordnung würden übergehen können. Vorsichtig blinzelte er um sich dessen zu versichern.

„Du hättest gestern Nacht nicht so übertreiben sollen. Selbst Schuld!“

Er hatte sich getäuscht und der spitze Unterton in dieser Bemerkung war ihm trotz des dumpfen Hämmerns in seinem Kopf nicht entgangen. Der hochgewachsene Dämon stand nun vor seinem Schreibtisch, ließ den Papierstapel auf die dunkle Holzplatte fallen - Teious Meinung nach verursachte dies einen unsäglichen Lärm, den Keika mit Sicherheit beabsichtigt hatte – und stand nun mit verschränkten Armen da, um Teiou tadelnd zu mustern.

„An gestern liegt das nicht“, murmelte dieser nun, während er sich die dunklen Haare aus dem Gesicht nach hinten strich und sich endlich wieder aufrecht in seinen Sessel setzte. Keikas Blick konnte er eindeutig entnehmen, dass er wenig glaubwürdig wirkte. Gleich würde er sicher wieder den Spruch mit dem Spaß und der Arbeit zu hören kriegen.

Er seufzte leise. Warum war Keika nur so unerbittlich?

Der Dämon schien auf sein Gemurmel nicht weiter eingehen zu wollen.

„Was hast du schon gemacht, während ich weg war?“

Richtig. Keika war den ganzen Vormittag unterwegs gewesen, um Unterlagen und Berichte zusammen zu suchen, die ihnen vielleicht weiterhelfen konnten. Des Weiteren hatte er in Teious Auftrag einigen Feldmarschällen Anweisungen überbracht.

Und er, Teiou? Was hatte er mit der Zeit angefangen?

Sein Blick fiel auf einen Zettel, wo er einige Sätze draufgeschmiert und den einen oder anderen Kringel aus Langeweile gemalt hatte. Mehr nicht, dabei war genug zu tun. Seufzend zog er den Zettel unter einigen anderen hervor und hielt ihn Keika kommentarlos hin, bereit sich eine weitere Moralpredigt anzuhören.

„Das ist alles, mehr nicht?“ Skeptisch betrachtete Keika das Papier, dann Teiou, der demonstrativ zur Seite sah und in seinem Sessel immer kleiner wurde, dann wieder das Papier. „Das ist jetzt nicht dein Ernst!“

„Ich habe Kopfschmerzen. Irgendwie konnte ich mich nicht konzentrieren.“

Mit einer Hand fuhr er unter das Stirnband, welches er immer trug, und rieb über die Narbe, die es verdeckte. Ein Dämon hatte sie ihm zugefügt. Das war jetzt schon einige Jahre her. Er hatte damals einen Generalfeldmarschall töten müssen. Seijun-Shogun, der illegal Dämonen in die Himmelswelt gebracht hatte, war durch sein Schwert gestorben und er hatte seinen Platz eingenommen.

Er vermied es Keika anzusehen. Dass der Dämon sauer war, konnte er irgendwie nachvollziehen, zumal es Menschen gab, die sogar mit Kopfschmerzen mehr zustande brachten als er ohne. Keika war so ein Mensch bzw. Dämon.

„Erstens: Wer Feiern kann, kann auch Arbeiten, Teiou!“ Da war er, dieser Spruch. Teiou seufzte leise, er hatte ihn ja erwartet. „Zweitens: Du warst heute Morgen länger zu Hause als ich und du weißt genau, wo die Kräuter stehen. Und die Tropfen für Kopfschmerzen findest du im Schlaf, das weiß ich genau. Drittens: …“ Gerade war Keika dabei ihm den dritten Finger seiner Hand hinzuhalten, als er ihn unterbrach.

„Das Zeug war leer“, brummte er leise. Für einen kurzen Moment schien diese Aussage Keika zu überraschen. „Hat dich das je aufgehalten heiliges Wasser zu nehmen? Davon ist noch da. Da bin ich mir sicher.“

Eigentlich hatte Keika gewonnen, wie fast jedes ihrer Wortgefechte. Dennoch wollte er sich nicht ohne Antwort geschlagen geben: „Heute Morgen war es noch nicht so schlimm. Außerdem hättest du mir sonst einen Vortrag gehalten, dass ich heiliges Wasser sinnlos vergeude. Dabei kannst du selbst es nicht einmal benutzen.“

„Phhh…“, kam es nur von Keika, der sich nun wieder den Dokumenten zuwendete und sich einige raussuchte, bevor er sich auf seinen Stammplatz auf der Fensterbank niederließ und im hereinfallenden Sonnenlicht die Zettel studierte.

Teiou seufzte leise und schloss die Augen wieder. Heute würde Keika sicher kein Wort mehr mit ihm reden, solange sie hier waren. Dabei sollte er ihm eigentlich dankbar sein: Keika hatte ihm schon oft genug aus der Patsche geholfen, indem er Teious Arbeiten kontrolliert oder übernommen hatte, so dass seine Brüder keinen Grund fanden ihn in seinem Amt anzuzweifeln, obwohl sie ihm jede Menge Steine in den Weg legten.

Wieder einmal hatte er es geschafft, dass Keika sauer auf ihn war und das wegen …

… wegen dieser verfluchten Kopfschmerzen.

Er wusste genau, dass es nicht an seinem kleinen Gelage gestern Abend mit einigen der Feldmarschälle lag. Mit Sicherheit nicht. Das fühlte sich anders an und er hatte schon mehr als einmal Erfahrungen mit zu viel Alkohol gemacht und kannte die daraus resultierenden Folgen, vor allem die Kopfschmerzen, obwohl er schon relativ abgehärtet war. Diese waren anders, fühlten sich ganz anders an. Aber konnte er Keika das sagen?

Es war völlig klar, was Keika dachte, und er konnte es ihm wohl kaum verübeln, da die Sachlage von außen gesehen völlig klar war: Es war seine eigene Schuld, dass er einen „Kater“ hatte.

Leise seufzend angelte sich Teiou einen der Berichte, den er durchgehen sollte. Wenn Keika schon sauer war, wollte er es nicht noch schlimmer machen und wenigstens einen kleinen Beitrag leisten. Bis zum Abend würde er sicher noch was Gescheites hinbekommen, wenn er sich zusammenriss.

Teiou atmete tief durch, bevor er versuchte das dumpfe Pochen in seinem Kopf zu ignorieren und sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, wie er besser schon heute Morgen getan hätte …
 

*~*~*~
 

„Ist es immer noch nicht besser?“

Teiou hing mehr auf dem Sofa, als er saß. Mit einem Becher in der rechten Hand trat Keika um das Sofa herum, das mitten im Raum mit einem Sessel vor einem Kamin stand, und fuhr währenddessen mit seiner linken kurz durch Teious rabenschwarzes Haar.

Leise stellte er den Becher auf das kleine Tischchen, auf dem eine Öllampe flackerte und Teious Stirnband lag.

Draußen war es bereits seit einiger Zeit dunkel. Es war spät geworden. Sie hatten länger arbeiten müssen als sonst. Normalerweise hatte Teiou kein Problem damit, mal die ein oder andere Stunde früher zu Hause zu sein, aber heute war nachmittags noch einiges passiert was ihnen viel Arbeit brachte. Außerdem hatte Teiou wohl auch ein schlechtes Gewissen gehabt, weil er am Vormittag nichts zu Stande gebracht hatte, die Dinge aber fertig werden mussten, weil Shoou als Tenno von oben Druck machte. Keika war erstaunt gewesen, dass Teiou, trotz des anfänglichen Gequängels wegen seines Katers straff bis zum Abend durchgearbeitet hatte.

Das Seltsame war, dass der Prinz auf dem Heimweg immer noch über Kopfschmerzen geklagt hatte. Normalerweise war er nur bis mittags nicht zu gebrauchen und erholte sich dann so schnell, dass er abends schon wieder auf Zechtour gehen konnte, wenn Keika ihn denn ließe. Heute war das anscheinend nicht der Fall.

„Du wirst nicht ernsthaft krank, oder?“, fragte der Dämon leise, während er ein Kissen vom Sessel nahm, sich darauf niederließ, die Beine anzog und Teiou genauer betrachtete.

Eigentlich konnte man fast davon ausgehen, dass Teiou irgendetwas ausbrütete, wenn er so seltsam drauf war.

Wirklich krank hatte Keika den Schwarzhaarigen noch nicht erlebt. Verwundet, ja. Auch schon schwer verletzt, aber krank in dem Sinne noch nicht. Bisher hatte er noch keinen Menschen getroffen, der so krankheitsresistent war wie Teiou. Dafür hatte er zwei Erklärungen: Entweder Teiou nahm beim kleinsten Anzeichen heiliges Wasser, ohne dass er, Keika, es bemerkte, oder aber er überspielte Krankheiten, so wie er es bei Verletzungen oft genug tat. Aber beides war nicht sehr wahrscheinlich, wie Keika sich eingestehen musste.

Einen Spalt weit öffnete Teiou die Augen und brummte etwas Unverständliches vor sich hin. Mittlerweile lag er fast auf dem Sofa und verdeckte die Narbe auf seiner Stirn mit seinem rechten Handrücken.

Mit einer Hand angelte der Dämon nach dem mitgebrachten Becher und hielt ihn Teiou hin. „Es ist jetzt einigermaßen durchgezogen und müsste wenigstens ein bisschen wirken. Aber morgen früh ist der Rest fertig.“

Auch wenn es schon angefangen hatte zu dämmern, hatte Keika sich nach der Arbeit noch auf den Weg gemacht einige Kräuter zu sammeln, die er für den Trank gegen Kopfschmerzen brauchte. Die meisten wuchsen in seinem Kräuterbeet neben dem Haus, aber einige fand man nur auf den großen Wiesen, die ihr Haus umgaben, in der Nähe des Waldrandes.

Zögernd nahm Teiou das Gefäß und musterte das dampfende Gebräu darin skeptisch, bevor er es ohne ein Wort der Widerrede trank. Keika hatte ihn dabei genau im Auge behalten und war erstaunt, dass der Prinz, der in Sachen Medizin von seiner Freundschaft zum Shuten profitierte und vom heiligen Wasser ziemlich verwöhnt war, keine Äußerung zum Geschmack des Mittels machte, wie er es sonst üblicherweise tat. Anscheinend ging es ihm wirklich nicht sonderlich gut.

„Ich glaube ich geh schlafen“, murmelte Teiou und richtete sich langsam auf. Schweigend nickte Keika und sah Teiou nach, der durch den im Dunkeln liegenden Durchgang zum Schlafzimmer verschwand.

Nachdenklich betrachtete Keika noch eine Weile die Schatten, die über die Wand tanzten. Aus ihrem Zimmer drang ein leises Fluchen zu ihm. Teiou war anscheinend im Dunkeln irgendwo gegen gestoßen, was schon fast typisch war. Meistens ging Teiou abends ohne Licht in das dunkle Schlafzimmer rüber, vermutlich um zu beweisen, dass er genauso gut im Dunkeln sehen konnte wie der Dämon. Allerdings konnte sich Teiou die Zimmerstrukturen nicht wirklich einprägen und stieß ständig irgendwo an. Meist war Keika dann verantwortlich, der die Truhen und Schränkchen dort angeblich heimlich umräumte.

Ein kurzes Grinsen huschte über Keikas Züge als er daran dachte, wie Teiou ihm schon öfters Moralpredigten deswegen gehalten hatte. Dabei konnte er doch gar nichts dafür und lachte eigentlich die ganze Zeit, wenn Teiou wieder damit anfing.

Ein dumpfer Knall riss ihn aus seinen Gedanken, gefolgt von einer weiteren Verwünschung. Dann kehrte wieder Ruhe ein.

Um nicht gleich der nächste zu sein, an dem Teiou seine üble Laune ausließ, die vermutlich auf seine Kopfschmerzen zurückging, blieb er noch eine Weile sitzen, bevor er die Lampe vom Tisch nahm und ihm fast lautlos ins Nachbarzimmer folgte.

Es war still. Nur die regelmäßigen Atemzüge des bereits schlafenden Prinzen waren zu hören.

Keikas Blick fiel auf den Boden, wo verstreut etliche Dinge lagen, die er eigentlich in einer Kiste aufbewahrte. Die Kiste lag daneben. Anscheinend war sie der Ursprung des Lärms eben gewesen. Teiou musste sie dorthin geworfen haben, denn er war sich sicher, dass die Kiste vorher im Regal gestanden hatte.

Leise bückte er sich und sammelte die umherliegenden Dinge rasch ein. Morgen würde er Teiou mal darauf ansprechen. Es konnte ja nicht sein, dass der einfach mit Dingen um sich warf, auch wenn er sauer auf sich selbst war, oder die Kopfschmerzen, oder was auch immer. Bisher hatte er das noch nie gemacht.

Er schob die Kiste zurück ins Regal und stellte die Lampe auf das Tischchen neben dem Bett.

Vorsichtig kniete er sich vor das Bett und betrachtete Teiou, der schon fest zu schlafen schien.

Er wirkte blasser als sonst. Vielleicht lag es an dem wenigen Licht und den vielen Schatten die auf seinem Gesicht lagen, aber Keika war der Überzeugung, dass Teiou deutlich blasser war und irgendwie krank wirkte.

„Schlaf gut“, murmelte er leise und strich dem Schlafenden sachte über die Wange, bevor er sich selbst auch hinlegte.

Step 2

Nach längerer Pause geht es weiter. Das nächste Kapitel ist schon in der Mache, wird diesmal also nicht so lange dauern ;) Viel Spaß erstmal hiermit.
 

Kapitel 2
 

Leise seufzend stand Keika auf und räumte den gepolsterten Sessel vor dem geräumigen Schreibtisch, an dem er gerade noch gearbeitet hatte. Den Dienstplan hielt er noch in der Hand, da er diesen gerade auf Kommandant Ootoris Wunsch hin abänderte, weil dieser seinen freien Abend verlegen wollte. Kuja hatte sich an ihn gewandt, weil er Teiou im Moment lieber nicht begegnen wollte, vor allem nicht, wenn er solche „Extrawünsche“ hatte, wie er es spaßhalber genannt hatte. Keika konnte das nachvollziehen, hatte doch in den letzten Tagen das ganze Regiment, welches dem jüngsten Generalfeldmarschall des Ostens unterstand, wenig zu lachen.

Teiou hatte den Raum betreten. Schon dessen Blick hatte Bände gesprochen und Keika zog es daher vor Teious Platz schnell zu räumen, damit dieser sich setzen konnte. Seine Laune würde er wohl dennoch ertragen müssen. Kuja hatte ja so Recht: Er war im Moment zu bedauern. Teiou den ganzen Tag ertragen zu müssen war zurzeit wirklich eine Strafe.

„Wie war die Versammlung?“, fragte er, während er sich auf der Fensterbank niederließ, die sein Stammplatz war, wenn sie beide hier waren. Eigentlich hätte er sich die Frage sparen können. Teious Gesichtsausdruck nach zu urteilen konnte er sich die Antwort schon denken.

„Wie soll die Versammlung schon gewesen sein?“ Teious Stimme troff nur so vor Verachtung. „Das Parlament besteht nur aus Vollidioten, Gaunern, Halunken und alten Säcken, die nur rumschwätzen, aber nie selbst etwas tun. Das war absolute Zeitverschwendung.“ Während er sprach rückte er mit einigem Gepolter den Sessel zurecht, in den er sich hatte fallen lassen und betrachtete missmutig die Aktenstapel, die sich vor ihm türmten.

„Ich hab die dringenden Sachen fertig, aber es gab noch viel anderes zu regeln“, sagte Keika schnell, als Teiou ihn ansah und gerade ansetzen wollte ihm etwas vorzuwerfen. Vermutlich, dass er hier alles alleine machen müsse und Keika wenig effektiv wäre. Jedenfalls hatte der Dämon das schon die letzten Tage mehrfach von ihm zu hören bekommen. Wehmütig dachte er daran, wie er Teiou des Öfteren auf dessen Ineffektivität hingewiesen hatte. Er hatte es Teiou aber nie so an den Kopf geworfen, wie der es zurzeit ihm gegenüber tat. Mit jeder seiner Gesten unterstrich Teiou diesen Vorwurf auch noch.

„Und was war so wichtig?“ Teiou war tief im Sessel versunken und trommelte mit den Fingern ungeduldig auf der Lehne rum. Blinzelnd sah er zu Keika, der nun tief durchatmete um nicht mit einem dummen Kommentar alles noch schlimmer zu machen. Es war am erträglichsten Teiou nicht zu provozieren. Das tat er nicht aus Rücksicht auf Teiou, sondern aus Rücksicht auf sich selbst. Die letzten Tage und Wochen hatten doch an seinen Nerven gezehrt. Außerdem machte Teiou ihm ab und zu wirklich Angst, wenn er ihn so böse ansah, und Keika war eigentlich der Überzeugung, dass er sich nicht schnell einschüchtern ließ.

„Ich muss den Dienstplan neu schreiben, da einige ihren Dienst getauscht haben und …“

„Was?“, unterbrach er ihn, „Macht hier eigentlich jeder was er will? Ich lasse das Ding schreiben, dass die Leute dann da sind, wenn ich es will und nicht wann sie es wollen!“ Ein Knall ließ Keika zusammenfahren. Teiou hatte mit der Faust auf die Tischplatte geschlagen, war aufgesprungen und streifte jetzt im Zimmer auf und ab, regte sich weiter höllisch auf und warf Keika ab und zu vernichtende Blicke zu.

„Wer? Wer war hier, während ich weg war? Ich will die Namen und zwar alle!“

Mit vor der Brust verschränkten Armen blieb er vor Keika stehen und baute sich in seiner vollen Größe auf. Er trug noch die dunklen, höfischen Kleider von der Versammlung, die bei seiner Statur sehr anmutig und imposant wirkten.

Keika betrachtete den aufbrausenden Prinzen. Er musste zu ihm aufsehen, da er immer noch auf der Fensterbank saß. Erst jetzt, wo Teiou nicht seine weiße Uniform trug, fiel ihm auf, dass der Prinz blasser wirkte als sonst, deutlich blasser. Teiou war sonst eher der dunklere Typ, mit sonnengebräunter Haut, weil er sich viel im Freien aufhielt. In den dunklen Kleidern und mit seinen dunklen Haaren wirkte er so blass irgendwie unwirklich und fremd. Blass … war Teiou ihm nicht schon an dem Abend extrem blass vorgekommen, wo das alles begonnen hatte? Wo Teiou das erste Mal über Kopfschmerzen geklagt hatte? Damals hatte er es auf die schlechten Lichtverhältnisse geschoben, aber jetzt? Teiou stand direkt vor ihm, vor dem Fenster, im direkten Sonnenlicht …

„Keika! Ich will die Namen, jetzt!“

Teious ungeduldige Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und er ertappte sich dabei, dass er Teiou regelrecht anstarrte. Dieser funkelte ihn böse an, wandte sich aber ab, als Keika ihn wieder bewusste wahrnahm.

„Wird’s bald?“ „Kuja war da, dann Feldmarschall …“

„Kommandant Ootori! Dieser … immer will er eine Sonderbehandlung.“ Teiou ließ Keika nicht mal aussprechen, drehte sich mit zu Fäusten zusammengeballten Händen um und schritt wieder durch den Raum. „Kuja war nicht der Einzige und er hat auch die letzten Wochen keine Ausnahmen beantragt“, wandte Keika ein, stieß aber nicht auf Gehör. Teiou wollte anscheinend ungerecht sein und ließ sich davon nicht abbringen.

„Kuja …“ Der Dunkelhaarige war vor der Tür angekommen, die er nun öffnete, so dass der Lärm von den belebten Gängen der Kaserne hereindrang. Tief durchatmend erhob sich Keika von seinem Platz. Was auch immer jetzt passieren würde, er musste Teiou irgendwie wieder einigermaßen beruhigen und …

„Kommandant Kuja Ootori!“, hallte Teious Stimme laut und fordernd durch den Gang. Es dauerte einen Moment, dann tauche ein Blondschopf vor der Tür auf, leicht außer Atem und mit zerzausten Haaren. In der Hand hielt er noch ein Tuch, wie man es zum reinigen der Waffen verwendete, womit er anscheinend gerade beschäftigt gewesen war. Kuja verneigte sich vor Teiou und warf einen fragenden Blick über dessen Schulter zu Keika, der ein Stück hinter dem Prinzen stand und nur ahnungslos die Schultern zuckte.

„Du hast 10 Minuten um deine Kompanie auf dem Übungsplatz zu versammeln.“

Kuja öffnete den Mund, um etwas zu sagen, vermutlich zu erwidern, aber Keika schüttelte schnell den Kopf und Kuja schloss den Mund wieder, ohne auch nur einen Ton herausgebracht zu haben.

„Noch 9 Minuten“, zischte Teiou leise und sah Kuja finster an, der sich nun hastig umdrehte und den Gang entlang eilte, um seine Männer zu versammeln. Noch eine Weile hallten seine Schritte von den Wänden der hohen Flure des Kasernenhauptgebäudes wider.

„Was hast du vor, Teiou?“, fragte Keika leise, während er zusah, wie Teiou schweigend an ihm vorbei ging und sich dabei aus den feinen Stoffen befreite, nach seiner Uniform griff, die an einem Wandhaken hing, und sein Schwert aus der großen dunklen Truhe nahm, die zwischen einigen Regalen stand. Er bekam keine Antwort …
 

*~*~*~
 

Mit zügigen Schritten folgte er Teiou, der vor ihm her zum Ascheplatz ging, auf dem die Trainingseinheiten der Soldaten stattfanden. Kuja hatte es tatsächlich geschafft seine komplette Truppe zu versammeln, dafür sahen sie aber auch alle ein bisschen zerzaust aus, anscheinend hatten sie sich sehr beeilt, um Teiou auch ja zufrieden zu stellen.

Keika blieb am Rand des Platzes stehen, während Teiou auf dessen Mitte zusteuerte und die Soldaten eingehend musterte, die sich diszipliniert aufgestellt hatten. In den letzten Wochen hatte sich hier schon einiges verändert. Teious Truppe war sonst eher ein lockerer Haufen und sie hatten alle mit Teiou rumgealbert und gescherzt, da dieser nicht so sonderlich viel Wert auf Disziplin, sondern eher auf gute Arbeit legte. Jetzt standen alle starr da und warteten angespannt auf das, was folgen würde. Die Trainingseinheiten mit dem jungen Marschall waren eigentlich sehr beliebt gewesen, aber jetzt gerade machte kaum jemand den Eindruck sich auf die bevorstehenden Stunden zu freuen.

Mit seinem Schreibzeug setzte sich Keika auf die Mauer, die den Platz zum Teil umgab. Er würde den Dienstplan jetzt neu schreiben, wo Teiou beschäftigt war. Außerdem hatte er so ein Auge auf Teiou. In letzter Zeit hatte er es lieber, wenn jemand bei Teiou war, damit der nicht allzu willkürlich handelte. Meistens konnte er zwar auch nichts weiter tun, als daneben zu stehen, aber es gab ihm ein besseres Gefühl bei der ganzen Sache.

„Eigentlich hatte ich mir meine Nachmittagsplanung ein wenig anders vorgestellt.“

Kuja war neben ihm aufgetaucht und lehnte mit verschränkten Armen an der Mauer, während er zusah, wie Teiou seine Männer einen nach dem anderen in die Luft schickte um dort miteinander den Nahkampf zu üben. Seine Befehle konnte man selbst hier am Rand laut und deutlich hören.

„Du hattest Frühschicht, nicht wahr? Pünktlich wirst du heute dann wohl nicht nach Hause kommen.“ Der Blonde nickte und betrachtete das rege Treiben in der Luft. „Dabei sind wir diese Woche gar nicht dran mit Training. Ich kenne den Plan auswendig.“

Leise seufzend sah Keika von seinem Plan auf und zu Kuja. „Er ist sauer auf dich, weil du deinen Dienst getauscht hast. Ich habe schon versucht mit ihm zu reden, weil du nicht der Einzige warst und es auch lange nicht vorkam, aber er hat nicht auf mich gehört … wie immer in den letzten Tagen“, fügte er noch leise hinzu. Kuja nickte verständnisvoll. „Also ist es eine Strafe, na toll.“

Eine ganze Weile schwiegen sie nun. Eingehüllt vom Staub, der aufwirbelte, wenn einige der Himmelskrieger zu Boden gingen und sich wieder aufrappelten, um erneut in die Luft aufzusteigen. Das Klirren der Waffen wurde von einigen Schmerzlauten und Flüchen durchbrochen und ab und zu von Teious unzufrieden klingender Stimme. Kuja sah dem ganzen Treiben skeptisch und schweigend zu, Keika tat es ihm gleich, nachdem er den Dienstplan ins Reine geschrieben hatte.

„Kuja, komm hoch“, drang es irgendwann zu ihnen herunter. Die meisten der Soldaten waren mittlerweile wieder gelandet, sahen ziemlich fertig aus und von den Kämpfen gezeichnet. Einige hatte Teiou selbst sich vorgeknöpft. Diese würden wohl etliche blaue Flecken und Schrammen haben. Etwas steif stapften einige an Keika und Kuja vorbei, der nun sein Schwert nahm, das er neben sich an die Mauer gelehnt hatte und sich seufzend zu Teiou in die Luft schwang, während die Letzten gerade landeten.

„Mir tut alles weh, ich werde mich morgen nicht mal mehr im Ansatz bewegen können.“

„Ich spüre meinen Arm kaum noch. Der General hat einen ganz schön heftigen Schlag drauf.“

„Ja. Vor allem bei seiner Laune in letzter Zeit.“

„Und jetzt muss der Kommandant dran glauben. Ich glaube das sehe ich mir noch an, bevor ich nach Hause in mein Bett gehe und schlafe.“

Keika sah den Soldaten kurz nach, die ziemlich eilig vom Platz strömten - einige humpelten auch – und sich dabei über das vergangene Training unterhielten. Manche versammelten sich noch am Zaun oder der Mauer, die den Platz umgaben, und warteten darauf, dass etwas passierte.
 

*~*~*~
 

Alle Blicke hingen auf der Staubwolke, die in der Mitte des Platzes hing und sich nun ganz langsam legte. Ein Raunen ging durch die Menge der Soldaten. Die meisten konnten es kaum glauben, was sie gerade gesehen hatten. Keika stand mittlerweile am Rand des Platzes und starrte, während er fassungslos nach Luft schnappte, ebenfalls die Staubvolke an. Das war jetzt nicht wirklich passiert, oder?

„Sieht jemand was?“

„Ist er tot? Man hört gar nichts mehr.“

„Hey, was ist da passiert? Wo ist Kommandant Ootori?“

„Hallo .. ich seh’ gar nichts, lasst mich mal durch.“

Ein dunkler Umriss zeichnete sich hinter dem braunen Dunst ab, durchbrach diesen und landete recht schwungvoll vor der Staubwand, wodurch noch mehr Staub aufgewirbelt wurde und nun im Sonnenlicht glitzerte. Teiou sah kurz in die Richtung der Menge, dann auf einen am Boden liegenden Schatten, bevor er demonstrativ auf sie zu kam und durch die Soldaten, die zur Seite wichen und plötzlich verstummt waren, zurück zur Kaserne ging.

Keika sah ihm immer noch völlig perplex nach, bevor er in die Mitte des Schlachtfeldes eilte, wo Kuja mit geschlossenen Augen und schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Rücken lag. Sein Schwert lag ein ganzes Stück entfernt im Sand.

„Kuja …“ Keika war neben ihm in die Hocke gegangen und begutachtete den jungen Offizier, der vor etwas mehr als einer Minute noch in der Luft gewesen war, bevor Teiou ihn mit voller Wucht und mit Hilfe seiner Magie auf den Boden geschleudert hatte. Es dauerte eine Weile, dann blinzelte der Blonde leicht.

„Keika“, wieder verzog er das Gesicht vor Schmerzen und seine Worte klangen gepresst, „ich seh’ nicht klar, alles dreht sich …“

Eigentlich kein Wunder, wenn man bedachte, aus welcher Höhe Kuja herunter gekracht war. Vermutlich hatte er eine schwere Gehirnerschütterung, weshalb er nicht deutlich sah, Prellungen oder noch Schlimmeres. Keika durfte gar nicht dran denken, dass er vielleicht sogar gelähmt sein könnte. Bisher hatte Kuja sich selbst jedenfalls keinen Zentimeter bewegt und lag noch immer am reglos am Boden.

„So wirst du nächste Woche auf jeden Fall deinen freien Abend haben …“ Keika seufzte leise. Eigentlich war ihm nicht zum Scherzen zumute, aber Kujas Lippen zuckten nun doch und wirkten wie ein kleines Lächeln, wenn auch kurz. „Ich bringe dich rein, du musst untersucht werden. Wer weiß, was du dir alles gebrochen hast. Zu einer schweren Gehirnerschütterung dürfte es auf jeden Fall gereicht haben.“

Mittlerweile hatten sich einige der umstehenden Soldaten um eine Bare bemüht und waren ebenfalls zu ihrem verletzten Kommandanten gestoßen. Der Rest hatte sich verzogen oder stand herum, immer noch über das eben Geschehene diskutierend. Einige wirkten regelrecht verstört, die Jungen, wie die Älteren und wer konnte es ihnen verdenken?

Vorsichtig hob Keika, zusammen mit einem der beiden Soldaten, den verletzten Kuja an, während der andere die Bare unter ihn schob. Kuja stöhnte leise, dabei versuchten sie schon ihn so wenig wie möglich zu bewegen. Dennoch hatte er Schmerzen, was für Keika nur allzu verständlich war.

Schweigend nahmen die Soldaten die Trage mit Kuja hoch und brachten diesen ins Hospital der Kaserne. Dort würde man sich gut um ihn kümmern und ihm heiliges Wasser geben. Keika kannte diese Prozedur allzu gut. Teiou hatte sie schon öfter durchlaufen, wenn er sich wieder einmal weigerte Keikas angeblich scheußlich schmeckende Medizin zu schlucken. Das Wasser wurde hier bei allen erdenklichen Krankheiten verabreicht und im Himmel als beinahe einziges Heilmittel gehandelt, auch wenn es eher selten war, da der Shuten es nicht in Massen herstellte. Wehmütig erinnerte sich Keika daran, wie Teiou einmal gemeint hatte, dass Tia doch einfach sein Badewasser verteilen könnte, das durch die Berührung mit dem Körper des Shuten ja zu heiligem Wasser wurde. Wie sehr vermisste er doch den alten Teiou, der ständig mit lockeren Sprüchen um sich warf. Warum hatte er sich nur so verändert?
 

*~*~*~
 

„Teiou, was sollte das eben? Wolltest du Kuja umbringen?

Er hatte sich vorgenommen Teiou zur Rede zu stellen und das tat er lieber jetzt, als gleich. Teiou fand er im Waschraum, der bis auf den Generalfeldmarschall leer war. Warum nur konnte Keika sich vorstellen, dass Teiou alle anderen rausgeworfen hatte?

Teiou sah nur kurz auf, um sich dann wieder seiner Tätigkeit zuzuwenden. Er wusch sich Staub, Dreck und Schweiß ab, die von dieser Trainingseinheit noch an ihm klebten. Sein Hemd und die Uniformjacke hatte er über einen Stuhl geworfen. Beides war ebenfalls bräunlich gefärbt vom Staub. Am Rand des Waschbeckens, über das Teiou sich beugte, hing sein Stirnband.

„Jetzt red gefälligst mit mir! Was sollte das?“ Er war sauer auf den Prinzen, den das alles anscheinend wenig interessierte. Die letzten Wochen hatten auch ihn viele Nerven gekostet. Er war das häufigste Opfer von Teious Übellaunigkeit und seit gerade eben hatte er davon genug! „Du hast die Soldaten schon hart rangenommen, aber bei Kuja hast du maßlos übertrieben, Teiou. Nicht jeder hat deine Kräfte!“

Teiou hatte sich ein Handtuch genommen und trocknete sich anscheinend seelenruhig das Gesicht ab, ohne Keikas Rede groß zu beachten. Seine Haare hingen ihm noch nass ins Gesicht, als er sich endlich zu Keika umdrehte.

„Er ist schwach, genau wie alle anderen. Früher oder später wäre das mit ihm eh passiert.“

„Sag mal, was redest du da? Du hast eben dein Amt missbraucht und einen Untergebenen fast umgebracht. Kuja hätte nach dem Sturz gelähmt sein können, oder sogar tot! Erklär mir einfach warum!?“ Seine Stimme wurde lauter und klang aufgebracht. Er redete sich in Rage, machte seiner seit Tagen angestauten Frustration Luft und Teiou schien das einen Scheiß zu interessieren ... Der Dunkelhaarige stand einfach so vor ihm und sah ihn seelenruhig an. In seinem Blick lag etwas Wildes und Unberechenbares.

Keika trat zwei Schritte vor und stand nun genau vor Teiou. Ohne groß darüber nachzudenken fasste er Teiou an den Schultern und schüttelte ihn, während er den Prinzen wütend ansah: „Warum hast du das gemacht? Warum bist du in letzter Zeit so unberechenbar, Teiou? Was ist los mit …“

Er brach mitten im Satz ab, völlig überrumpelt von Teious Reaktion. Dieser hatte ihn gepackt, herumgewirbelt und drückte ihn nun an die kalten Kacheln der Wand. Sein Griff war so fest, dass es schmerzte. Er konnte sich kaum regen. Teiou befand sich nur einige Zentimeter vor ihm und fixierte ihn. Dieser Blick, er war ihm unheimlich. Er spürte, wie sich sein Atem beschleunigte. Er hatte Angst, regelrechte Angst vor Teiou, der ihm so nah war, wie seit Wochen nicht und ihn anfunkelte.

„Du stellst also meine Autorität in Frage? Meine Entscheidungen als General und meine Maßnahmen wie ich meine Männer prüfe gefallen dir auch nicht?“

Teious Griff lockerte sich an seinen Schultern, dafür wurde er jetzt am Kragen gefasst, was seine Situation nicht sonderlich verbesserte. Er war Teiou hilflos ausgeliefert. Selbst wenn er hier einen Ton rauskriegen würde, würde ihn sicher niemand hören, geschweige denn ihm helfen. Dafür hatte Teiou eine zu große Autorität und außerdem trauten sich in letzter Zeit nur noch die anderen Generäle Teiou überhaupt noch entgegenzutreten. Alleine würde er ihm sicher nicht entkommen, dazu war er nicht stark genug. Teiou war ihm an körperlicher Kraft immer schon überlegen gewesen, wobei er ihm jetzt gerade noch deutlich kräftiger vorkam, als sonst.

„Ich habe dich nur gefragt, warum …“, brachte er kaum hörbar hervor. Dadurch, dass Teiou ihn am Kragen gefasst hatte, bekam er kaum noch Luft und musste Teiou direkt ansehen. Er sah direkt in diese klaren blauen Augen. Nein! Sie waren nicht mehr blau, sie hatten einen eisigen Grauton angenommen und in ihnen konnte er erkennen, dass es Teiou Spaß bereitete ihn zu quälen.

Er hätte so vieles in diesen Augen lesen können, Hass, Skrupellosigkeit, Wut, Rachsucht, aber er kam nicht mehr dazu. Einen Moment hatten sich ihre Blicke direkt getroffen, jetzt sah Teiou zur Seite, ließ von ihm ab und schnappte sich sein Hemd, das er überzog.

Keika sank an der Wand zusammen und rang nach Luft. Was war jetzt los? Warum ließ Teiou von ihm ab? Was war mit seinen Augen geschehen, die so schön blau strahlten, vor allem, wenn er sich über etwas freute? Was war mit Teiou los? Irgendetwas stimmte nicht, das Gefühl hatte er schon länger und spürte es jetzt ganz deutlich.

„Wohin gehst du?“ fragte er kaum hörbar, noch immer am Boden kauernd und zu Teiou aufsehend. Er musste sich erst beruhigen und versuchen klar zu denken, bevor er Teiou noch einmal zur Rede stellte.

„Raus“, war die knappe Antwort, dann war Teiou auch schon verschwunden, seine energischen Schritte hallten noch einen Moment von den Wänden wieder. Keika lehnte sich mit klopfendem Herzen an die Wand und starrte ihm nach.

Was war nur mit Teiou passiert?

Step 3

Kapitel 3
 

Keika betrat den großen hellen Raum, den sich die Feldmarschälle und Kommandeure aus Teious Regiment als Büro teilten. Mit beiden Armen hielt er einige Bücher und Akten, die er zur Bearbeitung weitergeben wollte. Er nickte einem Soldaten zu, der ihm in der Tür entgegen kam und bahnte sich seinen Weg zwischen einigen Stühlen und Tischen hindurch.

„Bitte sag mir, dass das nicht alles für mich ist“, die Stimme, die vom anderen Ende des Raumes kam, klang resigniert und nicht sonderlich erfreut über einen weiteren Berg Arbeit.

„Was willst du denn sonst machen? Zurzeit stellst du anderweitig leider keine große Hilfe dar.“ Keika lachte leise und legte seinen Papierstapel auf dem Schreibtisch ab, bevor er sich davor setzte und Kuja betrachtete.

Der Blonde saß mit verschränkten Armen in seinem Sessel und betrachtete den Stapel ein wenig missmutig. Sein linkes Bein hatte er auf einem Hocker hochgelegt. Er hatte es sich bei seinem Trainingskampf gegen Teiou recht kompliziert gebrochen. Hinzu kamen einige Rippenbrüche, die auch noch nicht ganz abgeheilt waren und eine Gehirnerschütterung. Er konnte von Glück sagen, dass er sich nicht noch mehr getan hatte. Allerdings war er im Moment nicht für Wachdienste geeignet, da er nur mit Hilfe eines Stockes umherhumpeln konnte, und musste daher die Schreibarbeit für einige andere mit machen.

„Naja, ich wüsste da so einiges. Aber wenigstens hast du die Sachen gebracht und nicht Teiou-sama.“ Er seufzte leise, während er sich eine Mappe vom Tisch angelte und kurz rein sah. Keika wusste, dass Kuja Teiou in letzter Zeit lieber mied, was nur verständlich war.

„Ist wenigstens ein bisschen was interessantes dabei?“ Hoffnungsvoll blickte er zu Keika auf, der nur mit den Schultern zuckte. „Ich glaube da ist nichts wirklich Neues mit bei, so wie letzte Woche.“

Als Kuja sich in seinen Sessel zurückfallen ließ und die Augen theatralisch verdrehte, musste er unwillkürlich lächeln. Der blonde Kommandeur war schon ein lustiger Kerl, fast so wie Teiou. Allerdings hatte Teiou seine amüsanten Charakterzüge in letzter Zeit wohl gänzlich verloren. Keika wusste nicht, wie lange er Teiou so noch ertragen würde, bis er sich entschloss ihn zu verlassen. Er hatte schon mehrmals daran überlegt, aber konnte sich nie dazu durchringen. Vielleicht sollte er einige Tage in den Himmelsturm, weg von Teiou und mit anderen Dingen beschäftigt zu sein, die ihn ablenkten, wäre vielleicht ganz gut. Wäre das eine Lösung bis Teiou wieder normal war, oder aber er eine Idee hatte, wo er sonst hin sollte, wenn er nicht bei Teiou blieb?

„Dann erzähl mir wenigstens mal was interessantes, wo du schon hier bist. Tee kannst du dir auch nehmen. Da drüben steht welcher. Ich würde dir ja welchen holen, aber leider …“ Kujas Worte holten ihn aus seinen Gedanken zurück und er drehte sich in die Richtung, wo Kuja erst zur Teekanne deutete und dann mit einer wilden Grimasse auf sein kaputtes Bein.

„Danke.“ Er stand kurz auf um sich einen Becher zu holen, bevor er sich wieder zu Kuja setzte, der ihn erwartend ansah. Anscheinend wollte er den neusten Klatsch hören, den man im Dienst so auf den Straßen aufschnappte. „Ich habe nichts Neues gehört. Die wirklich interessanten Sachen hast du sicher schon von den anderen Marschällen erfahren. Viel mehr habe ich auch nicht mitbekommen.“ Er lächelte entschuldigend. In letzter Zeit hatte er einfach keinen Nerv für derlei Dinge. Es gab viel Wichtigeres zum nachdenken, als den Klatsch aus dem Vergnügungsviertel. Dinge, die ihn selbst betrafen …

„Stimmt es denn, das Teiou-sama für den Osten beim Turnier des Himmelsturms antreten wird. Ich habe gehört der Tenno hätte ihn als Vertreter des Königshauses gesetzt.“

„Teiou ist gesetzt?“ Überrascht sah Keika den Blonden an, der anscheinend erstaunt war, dass Keika nicht bescheit wusste. „Redet ihr überhaupt noch miteinander, dass du das nicht weißt? Ich bin mir sehr sicher, dass Teiou-sama antreten wird. Die armen Gegner …“

Keika schüttelte seufzend den Kopf. „Wir reden gar nicht mehr“, gab er leise zu. „Zu Hause geht er mir aus dem Weg und ich bin irgendwie froh darüber, leider. Hier versuche ich alles zu seiner Zufriedenheit zu erledigen, um nicht unnötig in sein Schussfeld zu gelangen. Wirklich reden, kann man das nicht nennen. Entweder er blockt ab, oder aber er lässt mich nicht zu Wort kommen.“

Während er sprach hatte er auf den Boden gesehen. Kuja nickte verständnisvoll, auch wenn er bei weitem nicht wusste, wie weitreichend Teiou sich verändert hatte, war doch Kuja derjenige, der es am eigenen Leib zu spüren bekommen hatte. Trotzdem war es für Keika noch etwas anderes. Kuja mochte ihn teilweise verstehen, aber bei weitem nicht alle seine Probleme.

„Er nimmt also teil?“ Fragend sah der Dämon sein Gegenüber an, der nun nickte. „Klar. Shoou-dono wäre doch schön blöd, wenn er nicht den besten Krieger seines Landes an dem Turnier teilnehmen lassen würde. Wie gesagt: Mir tun nur die Gegner leid. Die werden sicher nicht nur mit einem blauen Auge davonkommen, wenn er so drauf ist wie an dem Tag, als er mich in der Mangel hatte.“ Wieder einmal deutete Kuja auf sein Bein, um zu verdeutlichen von welchem Ereignis er hier sprach.

Nachdenklich nickte Keika. „Bishao Santo-sama wird sicher auch teilnehmen. Gegen den hat sogar Teiou Mühe, wie ich gehört habe. Letztes Mal war es wohl unentschieden. Und du musst zugeben, dass der Tenno des Nordens sicher stärker ist als du, Kuja.“ „Ja, aber trotzdem: Wenn Teiou-sama so drauf ist wie im Moment, dann werden es alle schwer haben, egal wie stark sie sind. Der General wird sie alle einzeln auseinandernehmen.“

Keika sah Kuja im ersten Moment beinahe fassungslos an, als dieser das sagte. Allerdings hatte Kuja sicher nicht ganz unrecht. Teiou war im Moment zu Dingen imstande, die man eigentlich für unmöglich hielt. Sein Verhalten war kaum vorherzusehen. Meist tat er genau das, was am abwegigsten erschien. Sogar im Gaiten Schloss sprach man wieder einmal über die Eskapaden des jüngsten Prinzen. Eigentlich war es um Teiou im letzten halben Jahr eher ruhig geblieben, wenn es sich nicht gerade um militärische Erfolge handelte. Jetzt lebten die Gerüchte und wilden Geschichten wieder auf und das Schlimme war, dass sie der Wahrheit nicht einmal im Ansatz gerecht wurden.

„Was ist denn hier los? Teekränzchen? Du wolltest doch heute so viel schaffen, Kuja.“

Ein groß gewachsener junger Mann trat grinsend ein. Seine braunen Haare hingen ihm etwas wirr ins Gesicht und er sah im Allgemeinen etwas zerzaust aus. Anscheinend hatte er gerade einen längeren Flug hinter sich.

„Feldmarschall“, begrüßte Keika den Eingetretenen kurz nickend.

„Kilian! Ich mache nur eine kurze Pause und lasse mir einen aktuellen Stand der Dinge geben“, rechtfertigte sich Kuja und hob kurz zwei Mappen mit Papieren in die Höhe. „Deinen Kram habe ich schon durch.“

Kilian lachte, zog einen Stuhl zu Kujas Schreibtisch heran und setzte sich dazu. „Vielen Dank, Kommandeur, das habe ich ja auch erwartet.“ Grinsend und mit neckendem Unterton in der Stimme nahm er Kujas Arbeit an sich und schaute in die Runde. „Und worum geht es? Um den Vorfall mit den Schrammdämonen gestern?“

Fragend zog Keika die Augenbrauen hoch, während Kuja es sich in seinem Sessel bequem machte und den Feldmarschall erwartend ansah. „Was für ein Schrammdämon? Schieß los, ich kenne die Geschichte noch nicht und Keika dem Anschein nach auch nicht.“ Er sah kurz zu dem silberhaarigen Dämon, der nun auch darauf wartete, dass Kilian fortfuhr.

„Also: Ihr habt doch sicher von den Schramm gehört, die vor ein paar Tagen in der Nähe von Vo à Grey gesichtet wurden. Die, die man dann aus den Augen verloren hat. Gestern hat man sie wiedergefunden, in der Nähe der Hauptstadt, in den großen Wäldern. Sie wurden wohl bei einer Patrouille entdeckt, die eigentlich auf der Suche nach Schmugglern war und dafür ist unser Generalfeldmarschall zuständig.“

Er machte eine kurze Pause und sah die beiden anderen an, die ihm bisher gebannt zugehört hatten. „Teiou ist gestern Nachmittag irgendwohin verschwunden.“ Warf Keika ein und Kilian nickte.

„Ja, Teiou-dono wurde informiert und er war auch ziemlich schnell da. Allerdings ohne die notwendige Verstärkung. Er hat auch alle anderen anwesenden Soldaten weggeschickt, die bereits die nötigen Vorkehrungen getroffen hatten, um die Schramm zu vernichten, oder wenigstens einen. Letzten Endes hat der Generalfeldmarschall sie entkommen lassen.“

„Er hat was?“ Ungläubig starrten Keika und Kuja den jungen Feldmarschall an. „Das ist unmöglich. Teiou-sama würde nie einen Dämon entkommen lassen. Dazu ist selbst er viel zu pflichtbewusst!“ Kuja war sehr entrüstet und wäre beinahe aufgestanden, wenn ihm nicht noch früh genug sein gebrochenes Bein eingefallen wäre, so dass er das bleiben ließ.

„Ich war nachher noch mal an der Stelle. Es waren nur noch ein paar Wurzeln übrig und ein Krater. Ich nehme an, der Dämon hat sich eingegraben. Einer der Soldaten hat mir gesagt, dass Teiou-dono seltsame Dinge gesagt hätte, als er mit den Dämonen alleine gewesen war und sein Angriff vermutlich absichtlich nicht richtig traf. Tatsache ist, dass mindestens einer der Schramm noch existiert, wenn nicht sogar alle drei noch. Der Tenno ist über diese Entwicklung wohl auch schon unterrichtet.“

Seufzend fasste dich Keika an die Stirn und schloss die Augen. Das durfte doch nicht wahr sein. Wenn Teiou jetzt schon Dämonen einfach laufen ließ und dafür lieber seine Kräfte an seinen Soldaten ausließ, dann wurde es Zeit für ein Absetzungsverfahren. Teiou missbrauchte seine Amtsgewalt und lange würden sich das seine Brüder nicht ansehen. Mit Sicherheit war er den Posten als Generalfeldmarschall bald los. Solche Patzer durfte Teiou sich einfach nicht erlauben, wo Shoou und Koo nur darauf lauerten, dass sie ihn aus welchem Grund auch immer absetzen und sich seiner entledigen konnten.

Kuja und Kilian diskutierten noch angeregt über den Vorfall, während Keika schwieg und sich seine eigenen Gedanken dazu machte. Es musste was passieren und zwar bald. Sehr bald.

„Keika-dono, Generalfeldmarschall Teiou-dono verlangt nach Ihnen.“ Ein Botenjunge war in der Tür aufgetaucht und verneigte sich eingeschüchtert vor den drei höhergestellten Befehlshabern. Kuja und Kilian schauten nur kurz auf, bevor sie sich wieder dem Schrammthema zuwandten und Keika nur kurz bedauernswert zunickten, als dieser aufstand, seine Uniform glatt strich und dem Jungen folgte.

Was würde ihm wohl jetzt wieder bevorstehen?
 

*~*~*~
 

Müde lag er auf dem Sofa und dachte über den vergangenen Tag nach. Teiou hatte ihn den Nachmittag über noch ziemlich getriezt, herumgescheucht und mit vielen abwegigen Aufgaben bedacht. Jetzt war er froh, dass er ein wenig Ruhe hatte, bis morgen früh jedenfalls.

Seit einiger Zeit schon schlief er nicht mehr bei Teiou im Bett. Er hatte Angst vor ihm, auch wenn es schwer war sich das einzugestehen. Die Nächte verbrachte er auf der Couch, was zwar unbequemer war, aber er fühlte sich sicherer. Außerdem versuchte er möglichst erst einzuschlafen, wenn Teiou schon schlief und vor ihm wieder wach zu sein.

Über ihm gurrte es leise. Hyogyouku hatte es sich auf der Lehne bequem gemacht, plusterte sich auf und steckte den Kopf zum schlafen unter den Flügel. Keika wusste, wenn er einschlief, würde es keine fünf Minuten dauern, dass der Vogel seine Position wechselte und es sich auf ihm bequem machte. Das war zumindest seine Theorie, warum er ständig blaue Federn in den Haaren hatte, wenn er wach wurde.

Draußen verschwand das letzte Licht der untergehenden Sonne. Nachdenklich lag er noch eine ganze Weile wach. Teiou war erst sehr spät heim gekommen. Er war froh gewesen, dass sie sich nur noch kurz begegnet waren und Teiou gleich im Schlafzimmer verschwunden war. Woher Teiou so spät noch kam konnte er nur erahnen. Der Prinz hatte nach Alkohol, Parfum und Rauch gerochen. Wahrscheinlich hatte er den Abend in einem der vielen Teehäuser im Vergnügungsviertel verbracht.

Müde drehte er sich auf die Seite, zog die Decke über sich und betrachtete die Sofalehne. Eigentlich wollte er sich gar keine Gedanken um Teiou machen, um selber endlich wieder ein wenig zur Ruhe zu kommen, aber es wollte ihm nicht wirklich gelingen. Es dauerte eine ganze Weile, bis er die Gedanken an Teiou und dessen seltsames Verhalten verdrängen konnte und endlich einschlief.
 

*~*~*~
 

Hyogyoukus Gezeter ließ ihn aufschrecken. Der kleine Vogel flatterte von seinem Schlafplatz, den er sich in Keikas Haaren gebaut hatte, aufgeregt auf die Sofalehne und schimpfte vor sich hin. Dabei starrte er auf einen Schatten, den Keika, noch völlig verschlafen, erst nach und nach als Teiou wahrnahm.

Der Dunkelhaarige hockte vor dem Sofa. Langsam nahm er seine Hand zurück, mit der er anscheinend eben noch durch Keikas Haare gestrichen und dabei Hyogyouku aufgeschreckt hatte. Jetzt betrachtete er Keika mit sanftem, aber müdem Blick.

„Warum kommst du nicht ins Bett?“

Die Frage verwirrte Keika. Auch die ganze Art, wie Teiou sich ihm gegenüber plötzlich wieder verhielt, kam ihm seltsam vor. Er klang so ruhig und aufrichtig, ganz anders als in den letzten Wochen.

„Ich … ich muss wohl ausversehen eingeschlafen sein“, murmelte er leise. Dabei sah er Teiou in die Augen. Der Prinz wandte seinen Blick diesmal nicht gleich ab, wie er es in den letzten Wochen sonst immer getan hatte. Sein Blick wanderte nur flüchtig zu der Decke, unter der Keika noch halb lag und zu Keikas Kissen, dann betrachtete er den Dämon wieder und lächelte leicht. Keika wusste nur zu gut, dass seine Ausrede vermutlich nicht sonderlich glaubwürdig war und Teiou ihm das „einfach Eingeschlafen“ auch nicht abkaufte. Aber Teiou sagte nichts mehr dazu.

Eine Weile schwiegen sie sich an. Teiou hockte weiter auf dem Boden vor ihm und er lag mehr oder weniger auf der Couch.

„Irgendwas beschäftigt dich doch. Keika, was macht dir Sorgen?“

Teiou legte den Kopf leicht schräg und musterte ihn erwartend, wie er es immer tat, wenn er neugierig war. Was sollte er darauf antworten? Die ganze Situation hier schien im Vergleich zu den letzten Wochen so irreal. Tat Teiou nur im Moment so naiv, oder hatte er echt keine Ahnung, was in ihm vorging, was ihn beschäftigte? Oder träumte er das alles hier einfach nur?

„Du! Du machst mir Sorgen!“ Mit einem Mal saß er aufrecht auf der Couch. „Wie konntest du so mit Kuja umspringen? Was ist los mit dir Teiou?“

Ehe Keika es realisierte hatte er Teiou doch gesagt, was ihn beschäftigte. Was kam jetzt? Was würde Teiou jetzt erwidern, oder mit ihm anstellen? Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf. So ruhig, wie er jetzt gerade schien, war Teiou sicher nicht. Gleich würde er ausrasten, mit Sicherheit würde er das …

Nichts dergleichen passierte. Der Dunkelhaarige setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und lehnte sich an den Sessel, der hinter ihm stand.

„Die Sache mit den freien Tagen, die ich ihm gestrichen habe? Glaub mir, Ayame hat mir deswegen schon die Hölle heiß gemacht, aber es ging nicht anders. Er kriegt sie ja auch irgendwann frei, wenn weniger zu tun ist und ich ihn nicht so dringend brauche.“

Völlig verdattert saß Keika da und starrte Teiou an. Was erzählte der da? Es dauerte eine ganze Weile bis er wusste, wovon der Prinz da redete. Der Vorfall war schon mindestens zwei Monate her. Kuja hatte einige freie Tage haben wollen, um mit seiner Verlobten Ayame ein wenig aus der Stadt rauszukommen und deren Familie zu besuchen. Eigentlich hatte Teiou diese genehmigt, musste das allerdings rückgängig machen, weil sehr viel zu tun war und er alle führenden Feldmarschälle und Kommandeure benötigte. Eigentlich war die junge Frau eher ruhig, aber in dieser Situation hatte sie so impulsiv reagiert, dass Teiou den Kürzeren gezogen hatte. Die ganze Kaserne hatte in den folgenden Tagen noch darüber gelacht, wie Ayame Teiou zusammengefaltet hatte.

„Ist was?“ Teious Worte besannen ihn wieder auf die Gegenwart. Schnell schüttelte er den Kopf. Es war sicher keine gute Idee ihn jetzt darüber aufzuklären, dass er von was ganz anderem sprach. Er musste sich erstmal selbst darüber klar werden, ob Teiou ihm hier etwas vorgaukelte oder ob er wirklich nicht wusste, was er mit Kuja angestellt hatte.

„Was trinkst du da?“ Mit fragendem Blick musterte Keika das Glas, das Teiou vom Tisch genommen hatte und nun daraus trank. Er hatte es vermutlich aus der Küche geholt, bevor er Keika aus Versehen geweckt hatte. In dem wenigen Licht der flackernden Kerze, die Teiou auf seinem Streifzug durchs Haus wohl mitgenommen hatte, wirkte die Flüssigkeit sehr dunkel und er konnte nicht erkennen, was es sein könnte.

„Pflaumenwein aus dem Süden. Willst du probieren?“ Wieder schüttelte der Dämon den Kopf, woraufhin Teiou nur mit den Schultern zuckte und das Glas leerte.

„So wie du riechst ist das auch nicht dein erstes Glas.“ Der Geruch nach Teehaus haftete immer noch an ihm und Keika konnte diesen allzu deutlich wahrnehmen. Teiou grinste leicht. „Nein, aber ich bin nicht betrunken, Keika, noch nicht. Außerdem betäubt es den Kopfschmerz. Wo dein Mittel ja schon nicht hilft … und ich muss wenigstens ein bisschen klar denken können, wenn in ein paar Tagen das Parlament zusammentritt und ich meinen Brüdern begegne.“

„Parlamentssitzung?“

Es dauerte einen Moment bis Keika realisierte, dass er Teiou mit offenem Mund anstarrte. Ihm war keine Sitzung bekannt und er kannte den Sitzungsplan des Parlaments, da er Teiou ja immer an solche Dinge erinnern durfte. Nicht einmal eine außerplanmäßige Sitzung stand an. Da war er sich vollkommen sicher. Die letzte Sitzung hatte an dem Tag stattgefunden, an dem Teiou Kuja im Kampf schwer verletzt hatte und das hieß, dass der Prinz sich anscheinend nicht einmal annährend an die Ereignisse und seine Taten in den letzten zwei Monaten erinnerte.

„Ja, sag bloß, du hast sie vergessen. Es geht sicher wieder um das Übliche. Da kommen die ganzen alten Knacker, wir besprechen irgendwas, ich komme nicht zu Wort und darf dann den Mist ausbaden, den die beschließen. Wie immer. Aber diesmal habe ich an die Sitzung gedacht, im Gegensatz zu dir.“ Schatten flackerten über Teious Gesicht, während er beinahe triumphierend lächelte und auch Keika musste lächeln. Es war schön so unbeschwert mit Teiou zu sprechen, auch wenn dieses Gespräch bei ihm noch so viele neue Fragen aufwarf.

„Und das Turnier des Himmelsturms? Ich hab heute gehört Shoou-sama hätte dich als einen der Vertreter des Ostens aufgestellt.“ Er stellte die Frage nicht ohne Hintergedanken. Zwar war er sich schon fast sicher, dass Teiou sich an die letzten Wochen nicht erinnerte, aber er wollte doch sichergehen.

„Er hat mich gesetzt? Es dauert doch noch eine halbe Ewigkeit bis zum Turnier. Normalerweise benennt er die Teilnehmer doch immer nur ein oder zwei Wochen vorher. Und wer weiß schon, ob er bis dahin nicht noch wen besseres findet. Wobei – selbst mein Bruder muss zugeben, dass ich im Umgang mit dem Schwert so gut wie unschlagbar bin. Das kann er selbst als Tenno nicht ändern.“

Teiou lachte leise, dann legte er den Kopf leicht in den Nacken, streckte sich ausgiebig und gähnte.

„Und jetzt rutsch mal ein Stück. Wenn du es schon nicht bis ins Bett schaffst, dann lass mir wenigstens genug Platz, dass ich auch hier schlafen kann.“

Ein wenig abwesend machte Keika dem Dunkelhaarigen Platz, der die Kerze ausblies und sich dann zu ihm aufs Sofa hochzog, neben ihn legte und ihn in die Arme schloss. Er sog Teious Geruch und den Duft von Alkohol, der noch an ihm haftete, tief ein. Er spürte, wie Teiou ihn sachte auf die Wange küsste und eng an sich drückte, bevor er ihm leise eine gute Nacht wünschte.

Es war eine seltsam verquere Situation, die Keika noch vor einigen Stunden nicht für möglich gehalten hätte. Jetzt fühlte es sich so irreal und doch richtig an, dass er das Gefühl hatte zu träumen und aus diesem Traum wollte er nicht aufwachen. Alle Gedanken, die ihm eben noch durch den Kopf gegangen waren hatten sich einfach so verflüchtigt. Er würde auch morgen noch darüber nachdenken können. Jetzt war erstmal wichtig, dass Teiou bei ihm und alles beinahe normal war.

Step 4

Kapitel 4
 

Etwas ziepte ihn an den Haaren. Vom Schlaf noch leicht benommen blinzelte er und entdeckte Hyogyouku, der eine seiner silbernen Strähnen im Schnäbelchen hatte und immer wieder daran zupfte. Vorsichtig entzog er dem Vögelchen seine Haare, richtete sich auf und streckte sich erstmal. Dabei wanderte sein Blick kurz durch den Raum, der vom Licht der Morgensonne durchflutet war. Auf dem Tisch vor ihm stand noch Teious leeres Glas und die fast völlig abgebrannte Kerze. Teiou selbst schien nicht mehr im Haus zu sein. Jedenfalls war der Platz neben ihm leer und er konnte nicht einen einzigen Laut vernehmen, der auf die Anwesenheit des Prinzen hingewiesen hätte.

„Hyogyouku, jetzt lass das doch mal!“

Mit einer Hand versuchte er den Vogel zu verscheuchen, der schon wieder an seinen Haaren rumpflückte und anscheinend auf sich aufmerksam machen wollte. Mit einem protestierenden Laut ließ dieser nun von ihm ab.

Keika stand auf und schaute kurz aus dem Fenster. Er würde sich erstmal einen Tee kochen und dann in die Kaserne gehen. Früher oder später würde Teiou dort auftauchen. Es hatte keinen Sinn nach ihm zu suchen. Wenn er nicht gefunden werden wollte, konnte man es auch nicht. Das hatte Keika in den letzten Wochen gehäuft festgestellt. Dabei interessierte ihn gerade nur eine Frage: Würde Teiou sich wie gestern Nacht verhalten, oder würde er wieder dem eiskalten und unberechenbaren Teiou gegenüber stehen?

Er schüttelte den Kopf um den Gedanken noch eine Weile zu verdrängen. Vermutlich war es eh die zweite Möglichkeit und er hatte die Ereignisse von letzter Nacht nur geträumt. Immerhin war er alleine auf der Couch aufgewacht.

Ehe er sich weitere Gedanken machen konnte spürte er, wie sich kleine scharfe Krallen in seine Schulter gruben. Hyogyouku war wieder da und so langsam nervte ihn dieses Federknäuel, das heute anscheinend besonders viel Aufmerksamkeit haben wollte.

„Jetzt hör schon auf.“

Ärgerlich wollte er den Vogel mit der Hand von seiner Schulter stoßen. Allerdings setzte sich dieser nun einfach auf Keikas Hand und krallte sich dort fest.

„Au! Hyogyouku, du hast viel zu spitze Krallen für so einen kleines Vögelchen.“

Er hielt die völlig zerkratzte Hand leise seufzend vor sich und betrachtete den Vogel, der nicht loslassen wollte und ihm nun das Köpfchen entgegen reckte. Erst jetzt fiel ihm der kleine Papierumschlag auf, den Hyogyouku im Schnabel hatte und ihm hinhielt. Ein wenig perplex nahm er ihm den Umschlag ab, der dabei leise knisterte.

„Wo hast du das her?“

Fragend sah er den Vogel an, der aufgeregt auf und ab wippte und dann zum Sofa flatterte und dort unter der Decke rumwühlte. Wie konnte er es dort gefunden haben? Wie kam dieser Umschlag hierher? Was darin war, war Keika völlig klar. Es musste eine der Drogenpflanzen sein, auf die Hyogyouku abgerichtet war, sonst hätte der kleine Drachenvogel nie so einen riesigen Aufstand gemacht. Es musste eine dieser dämonischen Pflanzen sein, aus der Himmelsbewohner Drogen gewannen …

Teiou! Anders konnte es gar nicht sein. Der Umschlag musste Teiou aus der Tasche gefallen sein. Wie sollte er sonst in ihr Haus und auf das Sofa gekommen sein?

Nahm Teiou dieses Zeug etwa, auch wenn er wusste, wie gefährlich das war und war deshalb so aggressiv und unberechenbar? Oder aber war er gestern normal, weil er es genommen hatte? Oder hatte er es nur bei seiner Tour ins Vergnügungsviertel von irgendwem beschlagnahmt?

Den Tee völlig vergessend, zog er sich eilig was anderes an, schnappte sich seine Jacke und machte sich auf den Weg zur Kaserne. Erst würde er Teiou sehen müssen, um die Lage zu beurteilen und dann würde er sich auf die Suche nach des Rätsels Lösung begeben.
 

*~*~*~
 

„Nach was suchen wir noch mal?“

Kuja klang absolut desillusioniert. In Anbetracht der Papierstapel, Mappen und Ordner auf seinem Schreibtisch, trafen seine Vorstellungen vom aufregenden und ruhmreichen Soldatenleben in letzter Zeit nicht wirklich zu.

„Ähnlichen, vergleichbaren Fällen. Wir müssen was finden, sonst nimmt der Tenno Teious Nominierung nicht zurück und er muss antreten.“

„Teiou will aber antreten. Das hat er dir doch heute Mittag mehr als deutlich klar gemacht und bei Shoou-dono bist du auch auf taube Ohren gestoßen mit deiner Bitte. Außerdem kommt so mal ein bisschen Schwung und Abwechslung in das Turnier und eine richtige Waffe bekommt er ja auch nicht in die Hand.“

Gähnend lehnte Kuja sich in seinem Stuhl zurück und beobachtete Keika, wie dessen Blick im Schein der Öllampen über die Unterlagen aus dem Archiv wanderte, in denen sämtliche Fälle von Drogendelikten drin standen. Dabei kraulte Kuja Hyogyouku, der sich auf der Armlehne seines Stuhls niedergelassen hatte und die Aufmerksamkeit, die er endlich bekam, sichtlich genoss.

Draußen war es schon längst dunkel und in der Kaserne hielten sich nur noch die Soldaten der Wachpatrouillen auf, die darauf warteten sich gegenseitig abzulösen. Die letzten Nächte hatte sich Keika hier um die Ohren geschlagen, auf der Suche nach Hinweisen und Erklärungen für Teious Verhalten. Kuja hatte sich freiwillig für die Nachschicht gemeldet, um ihm zu helfen und wohl auch um Teiou nicht zu oft zu begegnen. Bisher hatten sie nichts Brauchbares gefunden und in Anbetracht dessen war Kujas Motivation auf einem ziemlichen Tiefpunkt angekommen.

Seufzend schlug Keika die Mappe zu, die er gerade studiert hatte und legte sie auf einen der Stapel, die sie schon durchgesehen hatten. Es war wirklich frustrierend. Vermutlich konnte er Teiou nur von der Teilnahme bei dem Turnier abhalten, wenn er ihn irgendwo einsperrte, aber dass ihm das gelang war mehr als unwahrscheinlich.

Zweimal hatte er versucht mit Teious Bruder Shoou zu sprechen. Man hatte ihn nicht einmal soweit vorgelassen. Weder als Dämon, noch als Muryu hatte er etwas erreicht und die Zeit war gegen sie. Übermorgen würde das Turnier des Himmelsturms stattfinden und Teiou würde antreten …

„Wir machen Schluss. Ich überlege mir was anderes.“

Keika stand von seinem Sitz auf und räumte alle Unterlagen wieder zusammen, während Kuja unter dem Tisch nach seinem Stock suchte, den er seit seiner Niederlage gegen Teiou vorerst noch zum Laufen brauchte.

„Vielleicht sprichst du mal mit dem Shuten. Wenn der nichts machen kann, dann weiß ich es auch nicht. Vielleicht kann er Teiou ja heilen, wenn es eine Krankheit ist oder Drogenabhängigkeit …“

Überrascht sah Keika den Blonden an. Warum war er da nicht drauf gekommen? Tia war der Einzige, der ihm vielleicht noch helfen konnte. Er musste ihn schnellstmöglich aufsuchen!
 

*~*~*~
 

Suchend blickte sich Keika in der Menschenmenge um, die sich um den Ascheplatz drängte, auf dem die Kämpfe stattfinden sollten. Schaulustige strömten aus allen Richtungen herbei, andere hatten vom Gedränge schon genug und versuchten sich zu den vielen Marktbuden durchzuschlagen, wo es zu essen und zu Trinken gab und Händler unter großem Geschrei ihre Waren anboten.

Das Himmelsturnier war ein einziges großes Fest, zu dem die Leute aus allen vier Ländern anreisten. Es ging nicht nur um die Kämpfe, sondern auch darum, die Adligen der verschiedenen Länder zu sehen. Vor allem natürlich die Königsfamilien und den Shuten, den die einfachen Bürger sonst nie zu Gesicht bekommen würden. Außerdem bot sich die Möglichkeit Waren und kostbare Gegenstände aus den anderen Himmelsreichen zu erwerben, die sonst schwer zu kriegen waren. Es gab viele Gründe, warum die Turniertage so beliebt waren und warum die Menschenmassen hierher strömten.

„Wo ist Teiou? Habt ihr ihn gefunden?“

Er hatte Kujas blonden Schopf entdeckt und kämpfte sich bis zu der Wand durch, an der der Kommandeur lehnte und sich mit Feldmarschall Kilian unterhielt, der auch mitgekommen war.

„Gefunden, ja. Aufgehalten, nein.“ Kuja hob entschuldigend die Schultern und Kilian nickte zustimmend. Eigentlich hatte Keika das schon erwartet und wenn nicht, hätte er es an den Gesichtern der beiden führenden Soldaten sehen können. „Er ist bereits in dem Bereich gewesen, wo man uns als einfachen Besuchern keinen Zutritt mehr gewährt hat. Wir werden ihn wohl spätestens auf dem Platz wiedersehen. Was sagt der Shuten?“

Seufzend sah Keika zum Platz hinüber, den man zwischen all den Menschen kaum noch sehen konnte. Hinter dem Kampfplatz erhob sich der Tenshu Turm mit der Loge des Shuten. Resigniert schüttelte er den Kopf. „Ich bin nicht mal bis zum Shuten-sama durch gekommen. Wirklich jeder kleine Adlige wollte eine Audienz und die Flure waren so überlaufen, dass man mich gar nicht erst in den Turm gelassen hat.“

„Vielleicht hättest du Kuja reingehen lassen sollen. Der ist doch mit einem – wenn auch toten - Generalfeldmarschall verwandt. Da hätte man ihn sicher durchgelassen. Immerhin ist er kein ‚kleiner’ Adliger …“ Die Ironie, die Kilian in seine letzten Worten einfließen ließ, war überdeutlich. Noch feixend stieß Kilian Kuja den Ellenbogen in die Seite, der ihn daraufhin böse anfunkelte. Auf den Vorfall war Kuja nicht gut zu sprechen und es lastete immer noch auf ihm, dass er bei einer Verschwörung geholfen hatte, welche einer seiner Verwandten, Generalfeldmarschall Houjou, verbrochen hatte.

„Immerhin bringt mir meine Herkunft, im Gegensatz zu deiner, ordentliche Plätze.“ Ein bisschen trotzig starrte Kuja den Feldmarschall an, der immer noch grinste und diese Bemerkung mit einem Wink abtat. „Und ich fände es ganz gut, wenn wir da jetzt hingehen würden, denn ich kann wegen meinem Bein nicht mehr allzu lange stehen.“

Während er sprach, stieß er sich von der Wand ab, stütze sich auf seinen Stock und begab sich in den Menschenstrom, der sich zielsicher zu den Logen der Adligen Familien schlängelte.

Keika sah Kilian kurz an, der nun in Kujas Richtung nickte und diesem folgte. Bisher hatte Keika nichts zu dem kleinen Wortgefecht der beiden gesagt. Er wusste, dass die zwei befreundet waren und wollte nicht weiter fragen. Dennoch schien er irgendwie fragend dreingeschaut zu haben, den Kilian schien ihm das Ganze doch erklären zu wollen: „Irgendeinen Vorteil muss er mir gegenüber ja noch haben, wo man schon ohne adlig zu sein in die höheren Ränge aufsteigen kann. Außerdem ist er genauso arm wie ich. Als zweiter Sohn bekommt man ja vom Kuchen nichts ab. Also gönnen wir ihm diesen Erfolg mal.“

Keika nickte, aber in Gedanken war er schon wieder woanders.
 

*~*~*~
 

„Uiiii, habt ihr das gesehen? Jetzt hat er den voll weggeputzt. Wer ist als nächstes dran?“

Vor ihnen saßen einige halbstarke adlige Sprösslinge, die völlig begeistert den Kämpfen folgten und sich dabei mehr als angeregt unterhielten. Jetzt waren sie gerade dabei ihre Plätze kurz zu verlassen, da es zwischen den einzelnen Runden immer eine kurze Unterbrechung gab.

„Die sollen endlich ruhig sein und mir nicht dauernd die Sicht versperren. Vielleicht lernen sie ja noch was beim Zusehen“, brummte Kuja, der sich tiefer in seinen Sessel hatte sinken lassen und das Feld weit unter ihnen anstarrte, wo die beiden letzten Teilnehmer gerade leicht gebeutelt den Platz verließen.

„Vielleicht lernst du ja auch noch was, so dass du nächstes Mal nicht von Marschall Teiou niedergemacht wirst. Wobei sich bisher keiner da unten gegen ihn behaupten konnte. Aber das war ja auch nur die Vorrunde.“ Kilian lachte und kassierte dafür sofort einen bösen Blick von Kuja.

„In der nächsten Runde trifft Teiou auf Santo-sama“, unterbrach Keika die beiden, „vielleicht lernen wir da alle was von.“

Bisher hatte Keika Teiou nicht einmal aus den Augen gelassen. Von ihren Plätzen aus hatte er eine gute Sicht auf den gesamten Platz, inklusive dem Bereich, der den Teilnehmern vorbehalten war und den Logen des Hochadels und des Shutens, der mittlerweile auch auf seinem Platz saß. Er würde Kuja noch danken müssen für diese Plätze. Als Dämon hätte er ohne Teious Beisein nie einen so guten Platz bekommen und würde jetzt irgendwo unten in der Menschenmenge ganz hinten stehen, wo er Teiou nie hätte im Auge behalten können.

Jetzt gerade stand Teiou am Rande des Platzes, hatte sich die letzten Begegnungen angesehen und schien darauf zu warten selber wieder dran zu kommen. Das Gesicht des Prinzen wirkte ernst, angespannt und hochkonzentriert, soweit Keika das auf die Distanz erkennen konnte. Nicht einmal hatte er sich auffällig verhalten. Gut, er hatte seine Gegner eindeutig geschlagen, aber er war fair gewesen. Nichts ließ darauf schließen, dass es in der nächsten Runde anders sein würde, dass er sich so verhalten würde, wie beim Training mit Kuja, aber wetten wollte der Dämon darauf lieber nicht.
 

*~*~*~
 

„Ich muss da runter!“

Keika war aufgesprungen und rannte fast aus der Loge, die Treppen hinunter und unten auf den Platz, um möglichst schnell näher am Geschehen dran zu sein. Die beiden anderen sahen sich einen Moment lang ratlos an, folgten dem Dämon dann aber eilig, wobei Kuja aufgrund seiner Behinderung um einiges zurückfiel.

Er wusste nicht genau, wie er es geschafft hatte, aber Keika fand sich an der Absperrung wieder, die die Kampfarena umgab. Santo und Teiou standen sich bereits gegenüber und schätzten einander ab. Gleich würde Teiou sich aufgrund seines niedrigeren Ranges vor dem Tenno verneigen müssen. Als er eben aus der Loge gestürmt war, hatten beide den Platz erst betreten und waren aufeinander zu gegangen. Und dann …

… dann hatte Teiou ihn angesehen. Sein Blick war flüchtig über die Logen gehuscht und bei Keika hängen geblieben. Teiou hatte ihn beinahe panisch angesehen und die Lippen leicht bewegt, als ob er um Hilfe rufen wollte. Vermutlich hatte er sich das mit dem Rufen eingebildet, aber der Blick des Prinzen hatte schon für sich gesprochen.

Kilian kam ein wenig außer Atem neben Keika zum stehen und schaut auch auf das Feld, wobei sein Gesichtsausdruck zwischen Entsetzten und Ungläubigkeit schwankte.

„Hat er dem Tenno gerade vor die Füße gespuckt?“ Keika nickte nur fassungslos, während ein Raunen durch die Menge ging.

Santo hatte Teiou zugenickt, woraufhin der sich hätte verbeugen sollen, aber das hatte der Prinz nicht getan. Der Tenno schien sich recht schnell wieder zu fassen im Gegensatz zu den Zuschauern, denen diese Eskapade nicht entgangen war. Jetzt schien Teiou zu sprechen, man hörte nichts, wegen der Distanz und dem Lärm der Zuschauer, aber die Lippen des Dunkelhaarigen bewegten sich langsam, als würde er seinem Gegenüber etwas zuflüstern.

Einer der Kampfrichter auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes hatte eine Fahne hochgerissen. Das war das Zeichen, dass der Kampf nun beginnen würde. Die Flagge war noch nicht einmal ganz oben, als Teiou schon seinen Stock, der anstelle eines Schwertes verwendet wurde, fest umklammert hatte und diesen Santo um die Ohren schlug, der den schnellen Hieb noch gerade so abwehren konnte. Die Disziplin und eingeübten Schritte, die den Stockkampf normalerweise prägten und das Ganze wie eine Art Tanz wirken ließen, waren vergessen. Santo versuchte zwar einige Schritte umzusetzen, konzentrierte sich dann aber wohl darauf Teiou möglichst auf Abstand zu halten, der einen Schlag nach dem anderen austeilte.

„Hallo … Lasst mich mal durch bitte! Hab ich was verpasst?“ Kuja hatte es auch endlich durch die Menschenmenge geschafft, nachdem er mit seinem Stock ein wenig nachgeholfen hatte. Jetzt stützte er sich mit den Armen neben Keika auf den Holzzaun und betrachtete das Kampfgeschehen.

„Na zum Glück haben sie nur Stöcke, das gibt nur blaue Flecken oder Prellungen und keine Schnittverletzungen und ähnliches“, murmelte Kilian recht beeindruckt von der Vorstellung vor sich hin. Kuja schien einfach nur sprachlos zu sein und Keika beobachtete schweigend das Geschehen, allerdings mit wachsender Besorgnis.

Teious Angriffe waren stark und vor allem blitzschnell. Noch nie hatte Keika den Marschall so kämpfen sehen. Zwar war Teiou auch sonst schnell und geschickt, aber das hier stellte seine bisherigen Leistungen noch weit in den Schatten. Auch Santo, der sonst locker mit dem jüngsten Prinzen des Ostens mithalten konnte, hatte Mühe sich zu wehren und wurde von Teiou in die Defensive gedrängt.

Eine ganze Weile ging es in einem unglaublichen Tempo hin und her und Santo schien langsam aus der Puste zu kommen. Aus den Augenwinkeln konnte Keika sehen, wie der Tenno dem Kampfrichter ein kurzes Zeichen mit der Hand gab, dass er aufgeben wollte. Teiou schien es auch bemerkt zu haben und ein böses Grinsen schlich sich in sein Gesicht.

Der Prinz wurde langsamer und ließ schließlich seinen Stock auf den Boden fallen. Santo nickte dankbar und nahm seine Waffe auch herunter, die er noch vor der Brust hielt wo er Teious letzten Schlag pariert hatte. Keika schloss die Augen kurz und atmete erleichtert durch. Teiou würde also nicht zu einem unfairen Schlag ansetzen …
 

*~*~*~
 

Ein aufgeregtes Raunen ging plötzlich durch die Menge. Neben sich vernahm Keika die aufgeregten Stimmen von seinen beiden Begleitern. Er hatte nur einen Moment abschalten wollen und die Augen kurz geschlossen und anscheinend das Entscheidende verpasst. Vorsichtig sah er auf.

Teiou stand noch auf dem Platz. In einer Hand hielt er seinen Talisman, den er sonst an einem Lederband um den Hals trug und der jetzt seltsam glühte.

„Das Kamaitachi-Schwert …“, brachte Kuja kaum hörbar hervor und starrte mit offenem Mund auf den Kampfplatz, wo Santo nun einige Schritte zurückwich und beschwichtigend die Hände hob. Teiou schien sich nichts daraus zu machen. Er machte mit erhobenem Schwert zwei drei Schritte auf den Tenno zu und schien sich jeden Moment auf ihn stürzen zu wollen.

Um sie herum wurde es stiller, die Menge schien den Atem anzuhalten. Nur einige Soldaten machten sich bereit den Kampf notfalls gewaltsam zu beenden.

„Neco te! Ilico!“

Teious Worte schallten über den Platz und hallten von den Wänden des Turmes wider. Mit seinem Schwert zielte er auf Santo, der noch gerade rechtzeitig einen Bannkreis hochziehen konnte, der den Schlag zum größten Teil abfing.

„Was hat er gesagt?“, fragte Kilian, ohne dabei den Blick von dem ungleichen Kampf abzuwenden. „Ich habe es nicht verstanden.“ „Klang auf jeden Fall komisch“, meinte Kuja.

„Er will ihn töten“, brachte Keika stockend hervor. „Neco te, ilico. – Ich töte dich auf der Stelle.“

Erst als er diese Worte noch einmal wiederholt hatte schien ihm alles klar zu werden. Das war nicht Teiou, konnte er gar nicht sein. Teiou beherrschte die Sprache der Dämonen nicht und ihm wäre es gar nicht aufgefallen, dass Teiou sie verwendet hatte, wenn Kilian nicht nachgefragt hätte.

Plötzlich wurde ihm alles klar, ergab alles einen Sinn: Teious Kopfschmerzen, sein Verhalten, die entkommenen Schramm, seine verräterische Augenfarbe …

Ohne noch groß nachzudenken stieg Keika auf die Holzabsperrung. „Ihr müsst ihn aufhalten, haltet ihn auf!“, schrie er, sprang in den Kampfring und rannte auf Teiou zu. Von mehreren Seiten eilten bereits Soldaten auf den Platz ...
 

~*~*~*~*~*~
 

Nachwort: Ja, es hat einen Cliffhanger, aber ich mag das ja sehr =) Ich gebe mir aber Mühe schnell weiter zu schreiben, damit es nicht ganz so schlimm ist, dass ich das Kapitel so enden lasse ^^. Die Sprache der Dämonen ist übrigens Latein (verbessert mich, wenn der Satz nicht korrekt sein sollte, mein Latinum ist ne Weile her ^^).

~kiya

Step 5

Vorwort: Nach einer kleinen technischen Panne mit Zeitverzögerung, hier nun endlich das neue Kapitel. Ich werde mich bemühen noch vor Ostern das nächste fertig zu bekommen, da danach meine Zeit eher knapp bemessen sein wird :(
 


 

Kapitel 5
 

Nervös schritt Keika durch den massiven Torbogen, der den Eingang zu den Verließen darstellte. Er wollte Teiou sehen, wusste aber noch nicht, wie er ihm gegenübertreten sollte. Endlich hatte er sich einen Reim auf Teious Verhalten machen können, wusste was mit dem Prinzen los war, aber wie sollte er sich verhalten? Es musste ein Dämon sein, Teiou musste von einem Dämon besessen sein, sonst würde er nie so handeln wie er es getan hatte. Aber wie sollte er ihm gegenübertreten? Wie sollte er diesem vertrauten, aber fremden Wesen gegenübertreten?

Während er die Treppen hinab stieg, die zu den unterirdischen Gängen führten, welche nur schwach von Fackeln erleuchtet, kalt und feucht waren, gingen ihm immer wieder die Ereignisse der letzten Stunden durch den Kopf. Es war so viel geschehen und er hatte so wenig getan …
 

Zusammen mit Kuja saß er bereits eine halbe Ewigkeit in einem der Empfangssäle des Tenshu Turmes. Beide schwiegen sie sich an, noch völlig erschüttert von den Ereignissen der vergangenen Stunden, während sie auf den Shuten warteten. Kilian war bei den Soldaten des Himmelsturms geblieben. Er hatte wie diese im Tumult einige Schrammen abbekommen und wurde noch von Heilern behandelt.

Teious Angriff auf den Tenno des Nordens und die damit zusammenhängende gewaltsame Auseinandersetzung, hatte natürlich Unruhen und zum Teil auch Panik ausgelöst. Nachdem man Teiou endlich Herr geworden war, hatte der Shuten verlauten lassen, dass der Platz geräumt und die noch offenen Wettkämpfe vertagt werden würden. Es hatte gedauert, bis der Platz um die Arena geräumt war, da alle wild durcheinander liefen oder den Weg versperrten, weil sie gaffen wollten. Der Shuten selbst hatte die Räumung von seiner Loge aus beaufsichtigt, vermutlich auch, um ein wenig in Ruhe über das Geschehene nachdenken zu können, ohne gleich von sämtlichen Höflingen bestürmt zu werden.

Der blonde Shuten ließ sie lange warten, tauchte nun aber endlich in der großen Flügeltür auf, die er hinter sich schloss und dagegen sank um kurz durchzuatmen. Erst dann sah er sie an, nickte Keika kurz zu und schenkte Kuja ein Lächeln, während er zu einem der Sessel ging und sich darauf niederließ.

„Ich denke, du hast mir einiges zu erklären, Keika.“ Er sah den Dämon vielsagend an, der aufgestanden war um sich zu verneigten und nun leicht nickte. „Ich werde mich bemühen, Shuten-sama. Aber ich habe selbst noch nicht für alles eine Erklärung.“ Tia machte eine fordernde Handbewegung und Keika begann zu berichten:

Von dem Tag, wo Teiou das erste Mal über Kopfschmerzen geklagt hatte und ausgeflippt war …

Von seinem Angriff auf Kuja, der als lebendes Beispiel für Teious Raserei bei ihnen saß …

Von dem aggressiven Verhalten, das Teiou allen Menschen gegenüber wegen noch so kleiner Kleinigkeiten an den Tag gelegt hatte …

Von dem Vorfall mit den entflohenen Schramm Dämonen …

Von Teious verräterischer Augenfarbe …

Von dem Abend, an dem der Dunkelhaarige wieder normal gewesen war …

Und letztlich von seinem Verdacht, dass nicht Teiou an allem schuld war, sondern ein Dämon, und zwar der Dämon, der den Prinzen angegriffen hatte, als dieser den Generalfeldmarschall Seijun-Shogun getötet hatte.

Tiarandear hörte ihm aufmerksam zu und gab ab und zu einen bestätigenden Laut von sich. Keikas Schilderungen und Schlussfolgerungen klangen plausibel, ließen aber auch Fragen offen. Fragen, deren Antworten nur Teiou bzw. Teious zweites Ich kannte.

Seufzend erhob sich der Shuten. „Ich werde mal nach den verletzten Beteiligten sehen. Dich Keika bitte ich zu Teiou zu gehen. Man hat ihn sicher in die hinteren Verließe gebracht. Bring in Erfahrung, ob dein Verdacht stimmt und wie wir das Problem lösen können. Aber geh bitte nicht alleine. Nimm Ashray oder einen der Generäle mit, die Teiou zur Not einigermaßen gewachsen sind. Wir sehen uns heute Abend hier wieder.“

„Wie Ihr wünscht, Shuten-sama.“ Noch einmal verneigte sich Keika leicht vor dem Shuten, bevor dieser den Raum wieder verließ.
 

Seine Schritte hallten von den feuchten Wänden wieder. Die Luft war kühl und nass roch modrig und wirkte schwerer, je tiefer er stieg. In einem kleinen Raum am Ende der Treppe, der als Wachraum diente und in dem es wärmer und trockener war als in den Gängen, saß ein alter Soldat, der nun aufstand. „Schickt Shuten-dono Euch nach dem Verrückten zu sehen?“ Keika nickte und der Alte forderte ihn mit einem Handwink auf ihm zu folgen.

Sie folgten einem breiten Gang, in dem ihnen zwei Wächter entgegen kamen, die gerade ihren Rundgang beendeten. Mit einigem Abstand folgten Keika ein General aus dem Norden und ein Feldmarschall des Himmelsturms, seine beiden Wächter, die Tia verlangt hatte. Er hatte darauf verzichtet Ashray zu fragen, weil er in Ruhe mit Teiou bzw. dem Dämon reden wollte und der Prinz des Südens da eher nicht die geeignete Begleitung war.

Auf den Hauptgang der Verließe, an dem auch die Wachstube der Soldaten lag, die hier unten Dienst hatten, folgten noch einige kleinere verästelte Gänge, bis sie zu einer massiven Holztür kamen, hinter der die Zelle lag, in die man Teiou gebracht hatte. Seine Begleiter blieben stehen und er nickte ihnen zu, dankbar, dass er die Möglichkeit bekam alleine mit Teiou zu sprechen. Sie würden hier warten und wenn etwas passieren sollte, wovon er nicht ausging, wofür sie aber ein Zeichen vereinbart hatten, hatten sie die Vollmacht einzugreifen.

Noch einmal atmete er die kühle Luft ein und schritt dann durch die Tür, die beim Öffnen und Schließen leise knarrte.

Er befand sich in einem schmalen Gang, der vielleicht drei Meter lang war. Vor ihm stand ein Holzhocker, der schon ein wenig wacklig wirkte. Rechts von ihm ragten die schweren Gitterstäbe aus dem Boden und dahinter erstreckte sich Teious Zelle, die nur so groß war, dass man sie mit zwei oder drei langen Schritten durchmessen konnte.

Keika befestigte die mitgebrachte Laterne an der dafür vorgesehenen Vorrichtung und setzte sich auf den Hocker. Die Hände im Schoß liegend betrachtete er die Zelle und ihren Insassen:

Teiou lag bewusstlos auf der Seite, unter sich eine dünne Matte aus geflochtenen Schilfblättern. Die Hände hatte man ihm auf dem Rücken zusammengebunden und um den Fuß trug er eine Fessel, mit der er an einen Eisenring in der Wand gekettet war. Seine Kleider waren von der Rangelei mit den Soldaten zerfetzt und sein Stirnband schien er dabei auch verloren zu haben, jedenfalls trug er es nicht, sodass die Narbe auf seiner Stirn deutlich zu sehen war. Eine im wenigen Licht schwarz glänzende Flüssigkeit verklebte seine Haare und war dem Prinzen über die Schläfe ins Gesicht gelaufen. Blut, aus einer Wunde, die er Ashray zu verdanken hatte, dem wilden Prinzen des Südens …
 

„Haltet ihn auf!“, hörte er sich selber rufen. Soldaten stürmten von mehreren Seiten auf den Platz, wo Teiou gerade erneut auf Santo losging. Neben ihm sprang nun auch Kilian über die Holzbrüstung, um den Soldaten zu helfen.

Die Ersten waren bereits im Einzugsbereich des Kampfes angelangt und versuchten Teiou beizukommen, der sich nun umwandt und die Soldaten eiskalt ansah, sodass einige noch sehr junge Rekruten, für die dies anscheinend ihr erster größerer Einsatz war, erschrocken stehen blieben. Einen Augenblick später lagen bereits einige am Boden und krümmten sich mit schmerzverzerrtem Gesicht. Teiou hatte sie voll erwischt und er war schnell, verdammt schnell. Es dauerte keinen Atemzug, da hatte sich der Dunkelhaarige schon wieder seinem ursprünglichen Opfer zugewandt und kümmerte sich nur am Rande um die Soldaten, die für ihn anscheinend keine wirkliche Bedrohung darstellten.

Santo hatte mittlerweile statt dem üblichen Stock, der für die Turniere benutzt wurde, ein Schwert in der Hand, das er von einem der am Boden liegenden Soldaten genommen hatte. Er stand aufrecht vor Teiou, allerdings in defensiver Haltung. Sein Gesicht schien angestrengt, wohl auch, weil er sich im vorhergehenden Turnierkampf gegen Teiou schon ziemlich verausgabt hatte. Dennoch schaffte es der Tenno mehrere von Teious Schlägen abzufangen und sogar einen zu kontern, was Teiou aber nicht aus dem Konzept zu bringen schien. Vielmehr schien er sich über die Gegenwehr seines Opfers zu amüsieren.

Mittlerweile hatte Keika es auch irgendwie fertig gebracht in die Mitte des Platzes zu gelangen, befand sich nun zwischen Verwundeten und deren Kameraden, die sie aus dem Schussfeld ziehen wollten, und denjenigen, die weiterhin versuchten an Teiou heran zu kommen. Er spürte das Kribbeln eines Bannkreises und blieb stehen. Vor ihm waren nur noch der Prinz und der Tenno, die durch einen Bannkreis abgeschottet waren, den er nicht ohne weiteres durchbrechen konnte.

Man konnte kaum noch etwas erkennen, da sehr viel Staub durch die Luft wirbelte, nachdem Teiou erneut auf Santo zugeschnellt war und ihn diesmal anscheinend richtig getroffen hatte. Teious Magie hing noch in der Luft, die davon leise zu knistern schien. Keika hörte den blonden Tenno nur aufstöhnen und seinen Schatten zu Boden gehen. Der Bannkreis löste sich auf. Anscheinend hatte Santo ihn errichtet, damit die Wucht des Angriffs nicht nach außen drang und unbeteiligte verletzte. Er hörte Teious Stimme, die Santos Tod bekräftigte, bevor dieser vor ihm auftauchte, ihm aber keine Beachtung schenkte, sondern sich der Loge des Shuten zuwandte.

Es war nicht schwer für Keika zu erraten, was Teiou als nächstes vorhatte. Nachdem er Santo erledigt hatte, wollte er Tia aus dem Weg räumen.

Etwas unschlüssig stand er da, wusste nicht, ob er nun nach dem Tenno sehen, der im schlimmsten Fall tot und im besten Fall nur schwer verletzt war, oder Teiou aufhalten sollte.

Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass der Platz mittlerweile von hochrangigen Militärs umstellt war, die sich hier aufgrund der Präsenz des Shuten und der Königsfamilien in großer Zahl aufhielten. Anscheinend hatte man mehrere Banne um das Feld gelegt, um die Zuschauer zu schützen, die zum Teil in Panik geraten waren, und auch um Teiou nicht die Möglichkeit zu geben noch außerhalb des Platzes zu wüten.

„Teiou, hör endlich auf mit dem Wahnsinn, dass bist doch nicht du!“

Seine Stimme klang verzweifelt und eigentlich wusste er doch genau, dass er mit Worten nichts erreichen konnte. Teiou wandte sich ihm nicht einmal zu, sondern hielt auf die Loge des Shuten zu, ohne den Soldaten Beachtung zu schenken die immer noch versuchten ihn aufzuhalten.

„Wo willst du denn hin, Teiou?“

Eine für einen Krieger recht kleine unscheinbare Gestalt war vor Teiou in der Luft aufgetaucht und erst auf den zweiten Blick erkannte Keika Ashray, der seine Streitaxt lässig mit einer Hand schwang und in der anderen eine kleine Flamme tanzen ließ.

Um sie herum wurde es hektisch. Die Soldaten zogen sich zurück, halfen den Verletzten möglichst schnell an den Rand des Platzes zu kommen. Immerhin würden hier jetzt zwei Generalfeldmarschälle aufeinander losgehen, der eine voller Ungestüm, der andere völlig wahnsinnig, aber beide mit einer unglaublich starken magischen Kraft beseelt.

Keika ließ sich neben Santo nieder, der immer noch am Boden lag, zu Keikas Erleichterung aber trotz seines Blutgetränkten Hemdes noch regelmäßig atmete. Er konnte ihn nicht alleine hier wegschafften, würde aber wenigstens versuchen den Tenno vor den Angriffen der beiden Generäle zu schützen.

Teiou war die Wut ins Gesicht geschrieben. Wahnsinn und Hass blitzten in seinen Augen, dann ging er auf Ashray los, der geschickt auswich, lachte und dem Prinzen des Ostens einen Feuerstoß entgegen schleuderte.

„Daneben. Zielen konntest du aber ja noch nie gut.“

Ashray schien ihn provozieren zu wollen, wollte, dass Teiou ihn noch stärker angriff, als er es schon tat. Vermutlich erkannte keiner außer Keika, dass Teious Angriffe bei weitem stärker waren, als sie es hätten unter normalen Umständen sein dürfen. Der Dämon in Teiou schien dessen Kraft noch einmal zu vervielfältigen, was Teiou zu einer mehr als ernsten Bedrohung werden ließ, mit Sicherheit auch für Ashray.

Die beiden jagten sich gegenseitig über das ganze Feld und beide schienen nicht müde zu werden, obwohl Teiou schon bedeutend länger kämpfte als Ashray. Feuer und Lichtstrahlen schossen über den Platz, Magie erfüllte die Luft um sie herum, und Keika hatte sich schützend über Santo gebeugt, da er sie leider nicht durch einen Bannkreis schützen konnte und es ihm unmöglich war den Verletzten vom Platz zu schaffen.

Mit der Zeit schien auch Ashray aufzufallen, wie stark sein Gegenüber war. Der Rothaarige wurde vorsichtiger, wich den Angriffen lieber aus, als sich in diese hineinzuwerfen und zu kontern. Teiou schien das Spektakel nach einer Weile zu bunt zu werden und er sammelte sich, um Ashray einen gewaltigen Schlag zu versetzen. Man sah nichts, als Teiou seine Macht gänzlich entfesselte. Nur die Beschwörungsworte hallten überdeutlich über den Platz.

„Hyakugeki Hyakuchu Tatsumaki Raikoudan!“

Es war, als würde ein Sturm über sie losbrechen. Es donnerte und blitzte und Keika hatte die ganze Zeit ein Rauschen und Klingen in den Ohren. Er sah kurz auf sah einen rötlichen Schein, der vermuten ließ, dass Ashray sich dort befand. Wenn er direkt getroffen war, dann war er mit Sicherheit tot. Diesen Schlag hätte niemand überleben können, wenn er direkt getroffen worden wäre.

Er konnte Teiou lachen hören. Aber es klang so fremd. Das Rauschen verebbte langsam und dann hörte man nur noch einen dumpfen Schlag und ein Geräusch, wie wenn jemand hart auf den Boden prallt. Es klang genauso, wie Kuja, als dieser von Teiou auf den Boden geschleudert worden war. Der Unterschied war, wie Keika erkannte als sich der ganze aufgewirbelte Staub gelegt hatte, dass Teiou beziehungsweise dessen Körper nun reglos am Boden lag.

Ashray zog über ihnen triumphierend seine Kreise und schwang das mit Blut befleckte Zanyousu, mit dem er Teiou anscheinend rücklings eins übergezogen hatte.
 

Er wusste nicht, wie lange er schon da saß und den Bewusstlosen betrachtete, während er in Gedanken den vergangenen Tag noch einmal durchging. Sicherlich war schon mindestens eine Stunde vergangen und endlich regte sich Teiou hinter den Gitterstäben.

„Mein Kopf …“ Der Dunkelhaarige stöhnte leise und krümmte sich auf der dünnen Matte zusammen. Die Augen hatte er fest geschlossen. „Sei still, du hast mir nichts mehr zu sagen, du bist kaum noch der Rede wert, es ist nicht länger dein Kopf …“

Still und regungslos saß Keika da und schaute zu, wie Teiou sich aufzusetzen versuchte, was aufgrund seiner gefesselten Arme ein schwieriges Unterfangen zu sein schien. Die Augen ließ der Prinz dabei geschlossen, aber er sprach unentwegt mit sich selber: Mal in der Sprache der Himmelsbewohner, mal in der Sprache der Dämonen.

Irgendwann saß er dann doch aufrecht und lehnte sich an die Wand gegenüber von Keika. Als er die Augen aufschlug waren sie eisig grau.

„Wie ist dein Name?“

Keika sprach bewusst nicht in der Sprache der Himmelsbewohner und versuchte kühl und gelassen zu wirken. Er wollte nicht, dass der andere dachte er könne ihn weiterhin einschüchtern, wie er es in den letzten Wochen getan hatte. Da war zwar immer noch eine gewisse Angst vor ihm, aber zwischen ihnen lag ein Gitter, der Andere war gefesselt und außerdem spürte er die Banne, die zusätzlich um die Zelle lagen. Er würde schon das in Erfahrung bringen, was er wissen wollte und er war sich durchaus bewusst, dass er einen genauso stechenden und beängstigenden Blick draufhaben konnte, wie jeder andere Dämon auch.

„Ich bin Teiou, der jüngste Prinz des Ostens und …“

„Hör auf mit dem Geschwätz! Du bist sowenig Teiou, wie ich ein Himmelsbewohner. Also: Wie ist dein Name?“ In seiner Stimme ließ er Ungeduld mitschwingen und er sah sein Gegenüber herausfordernd an, der es ihm gleichtat, dabei aber grinste. „Oder weißt du nicht mehr wie du heißt? Es ist ja auch schon lange her, dass dich dein Herr Seijun-Shogun bei deinem Namen gerufen hat …“ Seine Stimme troff nur so vor Verachtung.

„Du bist ja so klug, Keika. Endlich bist du dahinter gekommen … wie lange hast du dafür gebraucht, um zu erkennen, wer dein Liebster ist? Vier oder fünf Monate?“ Der Dämon lachte und es klang seltsam hohl. „Aber gut. Mein Name ist Nabonid. Behalte dir den Namen gut, denn deinen Teiou gibt es nicht mehr.“

„Wenn es Teiou nicht mehr gäbe, dann wäre ich wohl schon lange tot, nicht wahr? Du hattest genug Chancen mich zu beseitigen, aber du hast es nicht getan.“

Keika lächelte. Er wusste genau, was er Teiou zu verdanken hatte. Vermutlich war es Teiou gewesen, der den Dämon immer dazu gebracht hatte sich von Keika abzuwenden, bevor er ihm etwas getan hatte. Und da hatte es wahrlich mehr als eine Situation gegeben.

„Du hast Recht.“ Nabonid schnaubte verächtlich und stieß sich so von der Mauer ab, dass er aufstehen konnte, an die Gitterstäbe herantrat und Keika mit seinen grauen Augen fixierte. „Immer wenn ich dich in die Ecke gedrängt habe, hat er mich abgelenkt und gezwungen von dir abzulassen. Anfangs brauchte ich dich noch, aber nach und nach wurdest du nutzloser und gefährlicher. Wobei … du hast so lange nicht kapiert was geschieht und als du es geschnallt hast, war es beinahe zu spät. Um ein Haar hätte ich dich erledigt, dann den Tenno des Nordens und den Shuten, dann den Rest von euch Pack!“

Hätte der Dämon die Hände frei gehabt, hätte er wohl an den Gitterstäben gerüttelt oder gegen die rauen Steinwände geschlagen. So funkelte er Keika nur an und schritt dann am Gitter entlang auf und ab, wobei die Kette um seinen Fuß rasselte.

„Und Kuja?“, warf Keika eher unbedacht ein, aber Nabonid war so in Rage, dass er den Einwand aufnahm und munter weiter erzählte.

„Kuja … dein kleiner Helfer …“, er lachte auf, „Ich habe deinen Prinzen lange beobachtet, sein Verhalten studiert und seine Kräfte gespürt. Ja, ich habe sie gespürt und ich habe gesehen, was er damit anstellen kann, aber er hat sie nie ausgereizt. Ich habe gelernt, wie er sie einsetzt und was er tut um welches Ziel zu erreichen. Dieses Kamaitachi Schwert war am schwersten zu verstehen, aber ich habe es geschafft mir seine Beschwörung anzueignen. Kuja war kein würdiger Gegner, aber es war mein erster Versuch über diese Kräfte Gewalt zu erlangen und sie zu gebieten. Dein Prinzchen hat sich sehr gewehrt, aber verloren, wie alle unsere Kämpfe und mit jedem Mal wurde er schwächer und mit jedem Mal, das er verliert, gehört dieser Körper ein Stück mehr mir, ohne dass er weiß, wie ihm geschieht. Er hat meine Anwesenheit in seinem Geist erst gespürt, als es schon zu spät war und ich zu stark. Noch ein paar Tage und er wird ganz verloren haben.“

Wieder lachte Nabonid und Keika lief es kalt den Rücken runter. Noch ein paar Tage und Teious Bewusstsein wäre von dem Dämon soweit unterdrückt, dass es ganz verschwinden oder in ihm aufgehen würde. Ihnen würde schnell etwas einfallen müssen, um Teiou zu helfen.

„Was ist an dem Abend geschehen, wo Teiou dich kontrolliert hat?“

Nabonid ging weiterhin wie ein Raubtier auf der anderen Seite der Gitterstäbe auf und ab, sah Keika dabei aber nicht an, sondern stierte geradezu gegen die Wand und schien in Erinnerungen zu schwelgen.

„An dem Abend hat er mich überrumpelt. Dieses Pulver war von einem dämonischen Gewächs und dessen Saft hat mich geschwächt. Er wusste von der Wirkung, die unser Blut auf andere Wesen hat. Das hast du ihm wohl beigebracht. Die Droge wirkte ähnlich und er konnte mich unterdrücken und kontrollieren. Er hat mich soweit verdrängt, wie er konnte und dabei seine eigene Erinnerung ebenfalls. Glaube nicht, dass er nicht alles mitbekommen hat, was ich an seiner statt getan habe. Er weiß es und es quält ihn und als er die Kontrolle hatte, hat er vergessen, dass unsere Gedanken bereits so eng verwoben sind, dass er seine beziehungsweise meine Erinnerungen mit mir in die hinterste Ecke seines Bewusstseins verdrängte. Ich hoffe, ihr beiden Hübschen hattet einen schönen Abend, denn es wird euer letzter gemeinsamer gewesen sein!“

Er war stehen geblieben, lehnte sich dem Gitter gefährlich weit entgegen und fletschte die Zähne, wie ein Tier, zuckte dann aber bei der Berührung mit dem Bannkreis zurück und fluchte. Keika war unterdessen mit verschränkten Armen aufgestanden. Er hatte genug gehört und wollte so schnell wie möglich zum Shuten und zu den Büchern, um nach Wegen zu suchen Teiou so gesehen vor sich selbst zu retten.

„Du wirst dieses Verließ nicht mehr verlassen.“

„Dein Prinzchen auch nicht.“ Der Dämon lachte gehässig, trat einige Schritte zurück und ließ sich mit gekreuzten Beinen auf den Boden nieder.

„Oh doch und er wird alleine gehen!“

Mit diesen Worten wandte sich Keika der Tür zu und verließ den Raum unter Nabonids hämischem Gelächter.

„Verlass dich drauf“, fügte er noch kaum hörbar hinzu.

Step 6

Kapitel 6
 

„Hast du ihn dir mal angesehen? Der ist völlig durchgeknallt.“

Der Wildfang aus dem Süden machte eine Geste, die seine letzten Worte nur noch unterstrich. Dabei ließ er sich aus der Luft auf einen der Sessel fallen, die sich in der Sitzecke des großen Arbeitszimmers des Shuten befanden. Der blonde Herr des Himmels schritt währenddessen vor den großen Bogenfenstern auf und ab und schaute nachdenklich in die Gärten, die sich dort erstreckten. Auf Ashrays Frage hin schüttelte er den Kopf leicht, sah dabei aber immer noch raus.

„Teiou sitzt da unten, starrt die Wand an und flucht vor sich hin, wenn er nicht gerade in der Zelle wütet und versucht den Bann zu brechen, der seine Magie unterdrückt.“

Der Rothaarige verschränkte die Arme hinterm Kopf, zog die Beine an, und beobachtete Tiarandear, der nun leise seufzte.

„Das da unten ist nicht Teiou.“

„Ach nein? Warum sieht er denn dann aus wie Teiou, spricht und flucht wie Teiou und beherrscht genau die gleichen Fähigkeiten wie Teiou?“ Er machte eine kurze Pause, dann fuhr er leiser und nachdenklicher fort, als ob er nur seine Gedanken für sich selber laut aussprechen würde. „Mich würde interessieren, wie er es geschafft hat so stark zu werden. Er muss sicher irgendwie an Eisen aus dem Norden gekommen sein. Hmm…“

„Hör auf zu spinnen Ashray!“ Tia hatte sich zu ihm umgedreht und stand mit verschränkten Armen vor ihm. „Das da unten ist nicht Teiou, jedenfalls nicht nur! Du musst deinen Freund ja sehr gut kennen, wenn du das nicht siehst und ihm einen Anschlag auf einen Tenno, sowie einen versuchten Anschlag auf den Shuten zutraust. Es ist ein Dämon, der sich Teious Körper bedient, und wenn wir nicht schnellstens etwas unternehmen, dann wird er Teious Bewusstsein auslöschen.“

Er durfte gar nicht an diese Möglichkeit denken. Wenn das passieren würde, müsste er Teiou, bzw. dessen Körper hinrichten lassen um den Dämon zu vernichten. Es war so schon schwer genug Keikas Erklärung mit dem Dämon gegenüber der Öffentlichkeit zu vertreten. Er selbst hatte Teiou noch nicht wieder gesehen, seitdem der in den Verließen eingesperrt war.

„Er ist von einem Dämon besessen. Verstehst du das, Ashray?“

„Ja, du sprichst laut genug… Aber dass er besessen ist, hätte ich dir auch schon vor Jahren sagen können.“

Für einen kurzen Moment war Tia sichtlich irritiert und über Ashrays Gesicht huschte ein Grinsen, das noch ein wenig breiter wurde, als Tia endlich verstand und ihn fassungslos ansah.

„Ich rede nicht von Keika!“ Er schüttelte vehement den Kopf, während Ashray den Kopf leicht schräg legte und lachte. Ihn schien das alles sehr zu amüsieren.

„Im Übrigen soll ich dir, beziehungsweise ‚dem himmlischen Verräterpack’ ausrichten, dass er hungern wird, bis ihr ihn rauslasst, egal wie lange das dauert. Er hat mich wohl irgendwie bemerkt, obwohl ich unsichtbar war.“

Diese Gelassenheit, die Ashray zur Schau trug, regte Tia auf. Wie konnte Teiou, einer seiner wenigen Freunde, ihm so egal sein? Verstand der gar nicht, wie ernst das alles war?

„Und selbst wenn er von einem Dämon, der nicht Keika heißt, besessen ist, wie du sagst … warum heilst du ihn nicht einfach mit deinem Handlicht? Das funktioniert doch sonst auch immer!“

Erstaunt sah Tia den Prinz des Südens an. Seit dem Vorfall saß Keika ununterbrochen in der Bibliothek und wälzte Bücher, wie er dem Dämon beikommen konnte und an diese Möglichkeit hatten sie beide nicht gedacht, weder er, noch Keika. Dabei hatte er schon mehr als einen vermeintlich Besessenen geheilt.

„Hey, wo willst du hin?“

Tia war an ihm vorbei Richtung Tür geeilt, drehte sich noch einmal zu Ashray um und lächelte fast ein wenig siegessicher.

„Ich geh mal nach Keika sehen…“
 

Kuja schritt die langen Regalreihen entlang. Im Arm hatte er einen Stapel Bücher, den er gerade rausgesucht hatte und von denen er hoffte, dass sie vielleicht ein wenig Aufschluss geben konnten. Bisher war er noch niemandem begegnet, aber bei der Größe der Bibliothek war das auch kein Wunder. Außerdem durfte man sich hier nur mit Genehmigung aufhalten und außer den wenigen Gelehrten des Himmelsturms und dem obersten Bibliothekar hatten wenig Adlige Interesse sich hier aufzuhalten. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass es noch recht früh morgens war und die Herrschaften gerne lange schliefen. Jedenfalls hatte Nathal verlauten lassen, dass es durchaus auch Tage mit absolutem Hochbetrieb gab.

Noch ein zwei Biegungen und er würde sein Ziel erreicht haben. In den letzten zwei Tagen hatte er sich mehrmals verlaufen, fand sich aber nun doch relativ gut zwischen all den Büchern zurecht. Vor allem aber fand er die Ecke, die Keika sich auserkoren hatte, um die Bücher zu studieren, mittlerweile auf Anhieb. Gleich müssten die zwei Sessel und das Tischchen auftauchen, die in einer der hintersten Ecken standen, wo man kaum gestört, geschweige denn gefunden wurde und wo Keika sich mehr oder weniger verschanzt hatte.

An einer Regalecke vor ihm lehnte der blonde Bibliothekar Nathal, der vom Aussehen so gar nicht in dieses Umfeld passte und sich von den vielen Gelehrten vor allem durch seine lässige Kleidung abhob, da er die traditionellen dunklen Roben boykottierte. Er stand mit dem Rücken zu Kuja und schien auch noch einige Bücher mitgebracht zu haben.

„Hallo Nathal, ich …“ Er brachte seinen Satz nicht zu Ende, da der Blonde sich zu ihm umgewandt und den Finger an die Lippen gelegt hatte. Er gebot ihm zu schweigen, Kuja sollte ruhig sein, obwohl Nathal selbst gerne zwischen den Büchern schwatzte, was ihm einige böse Blicke der Beamten einbrachte.

Mit fragendem Gesichtsausdruck trat Kuja neben den Bibliothekar und sah nun auch den Grund für diese Geste. Vor ihm befand sich die Sitzecke, um die sich schon hunderte Bücher stapelten. Sie wirkte genauso, wie er sie gestern Abend verlassen hatte. Inmitten der ganzen Bücher saß Keika, tief in einen der Sessel gesunken und schlief. Das letzte Buch, indem er geblätterte hatte, hielt er noch mit einer Hand fest, aber es drohte ihm bei der kleinsten Bewegung vom Schoß zu rutschen.

„Er hat die ganze Nacht durchgemacht und in der Nacht davor hat er auch nicht sonderlich viel Schlaf bekommen.“ Nathal sprach sehr leise und lächelte sacht, während er Keika betrachtete, dann wand er sich Kuja zu und schaute zu dem etwas Kleineren hinab. „Komm, wir gehen eine Tasse Tee trinken, dann wecken wir ihn, das reicht auch noch.“

Kuja nickte, legte seine mitgebrachten Bücher auf den zweiten freien Sessel und folgte dann Nathal durch die Gänge. Er hatte selber nicht wirklich gefrühstückt und wollte Keika daher gerne noch ein paar Minuten Schlaf gönnen, bevor sie sich erneut in die Bücher vertiefen würden.

„Herr“, keuchte jemand vor ihnen. Einer der schon fast greisen Gelehrten war aufgetaucht und rang nun nach Luft. Manchmal fragte sich Kuja, wie das hier gelaufen war, bevor der junge Nathal das Amt des obersten Bibliothekars übernommen hatte. Er kannte nur die ganzen Gerüchte, die über die Organisation der Bibliothek nach draußen gesickert waren und auch von der Verwüstung der Gänge, an der der Kronprinz des Südens nicht ganz unbeteiligt gewesen sein soll.

„Was ist?“ Nathal schien im ersten Moment so, als würde der Alte ihn stören, setzte aber ein freundliches Lächeln auf. „Der Shuten, er will Euch sehen“, brachte der Gelehrte noch immer etwas stockend hervor.

„Und? Warum hast du ihn nicht gleich hergebracht?“

Der Greis wirkte entsetzt und bestürzt über diese Forderung seines jungen Herrn. „Man kann doch nicht den Shuten … durch die ganzen Gänge bemühen. Was wäre, wenn ich Euch nicht gefunden hätte, Herr? Nein … das kann man doch nicht.“

Kuja musste ein Lachen unterdrücken und auch Nathal schien ebenfalls amüsiert. „Schon gut, ich geh den Shuten dann mal empfangen. Klapp mir hier nicht zusammen, Eraim.“ Er schenkte dem alten Mann, der sich nun an einem Regal abstütze noch ein letztes Lächeln und steuerte dann mit Kuja auf den Eingang zu.

„Du brauchst dringend jüngeres Personal, der wäre ja beinahe gestorben nach der Anstrengung.“ Kuja lachte nun, nachdem sie um eine Ecke gebogen und außer Hörweite waren. Nathal hingegen machte ein todernstes Gesicht und schürzte die Lippen leicht, wie es der alte Mann eben beim Sprechen getan hatte. „Den Shuten herbemühen … nein, das kann man doch nicht.“ Dabei schüttelte er empört den Kopf, konnte aber nicht wirklich ernst bleiben und lachte dann auch.

„Ihr beide habt aber gute Laune.“

Während sie so rumgealbert hatten, war ihnen gar nicht aufgefallen, dass sie schon am großen Eingangsportal der Bibliothek angekommen waren. Vor ihnen stand Tiarandear und lächelte. Auch er schien ganz gut gelaunt.

„Shuten-dono.“ Wie es sich gehörte verneigte sich Nathal vor dem Herrn des Himmels und Kuja tat es ihm mit gehörigem Respekt gleich. „Was führt Euch schon so früh hierher?“

„Eigentlich suche ich Keika und dachte ich werde hier fündig, da er nicht in seinem Zimmer war. Allerdings wollte einer deiner Gelehrten erst dich informieren …“

Der Bibliothekar nickte verständnisvoll, aber nicht ganz ernst. „Eraim hätte Euch gleich mitbringen sollen, das hätte mir einen sehr langen Weg erspart und Euch ein wenig Warterei. Aber dem Shuten kann man so was ja nicht zumuten.“

Tia lachte und Kuja war sichtlich erstaunt, dass Nathal so locker mit dem Shuten sprach. Keika hatte ihm schon mal erzählt was Teiou sich dem Shuten gegenüber so alles herausnahm, aber der war immerhin einer der engsten Freunde des Tenshus. Vielleicht kam es Kuja auch nur so seltsam vor, weil er gegenüber dem Shuten gehörigen Respekt hatte, da Tia ihn schon zweimal geheilt hatte. Einmal, als er fast erblindet wäre und dann vor zwei Tagen, als Keika ihn alleine mit dem Shuten hatte sitzen lassen und Tia sein kaputtes Bein aufgefallen war.

„Wir wollten gerade Tee trinken und dann zu Keika gehen. Möchtet Ihr auch einen?“ Auf Nathals Frage hin schüttelte der Shuten den Kopf. „Es ist recht dringend. Ich würde Keika gerne sofort sehen. Wenn du mich bitte hinbringen würdest? Sonst seid ihr zwei trotz eurer Pause schneller bei ihm als ich, weil ich noch durch die Gänge irre.“

„Ihr solltet öfter herkommen, wenn ihr in Eurer eigenen Bibliothek verloren gehen würdet…“ Nathal lachte, drehte sich um und winkte dem Blonden, dass er ihm folgen sollte. Kuja folgte ihnen auch. Vielleicht hatte der Shuten ja eine Idee wegen Teiou gehabt. Was gab es sonst für einen Grund für ihn Keika aufzusuchen?
 

„Keika … du hast Besuch“, klang eine mittlerweile relativ vertraute Stimme zu ihm durch. Er blinzelte müde und spürte, wie ihm ein Buch aus den Fingern gezogen wurde. Neben seinem Sessel hockte Nathal, der junge Bibliothekar, der nun das Buch in der Hand hielt und es behutsam auf einen der Stapel legte. Hinter dem Blonden standen zwei weitere Gestalten, die er noch leicht verschlafen nicht sofort erkannte. Eine war recht hoch gewachsen, die andere fast einen Kopf kleiner.

„Guten Morgen Keika. Du weißt aber, dass ich dir ein Zimmer habe herrichten lassen?“

„Hm …“ war alles, was er im Moment zu Stande brachte. Der Dämon setzte sich auf und streckte sich erstmal. Dann erkannte er auch Kuja und den Shuten. Letzterer schien sehr gut gelaunt zu sein.

„Keika, Shuten-sama meint, dass er Teiou mit seinem Handlicht heilen kann.“

Mit einem Mal war der Dämon hellwach und starrte erst Kuja an, der gerade gesprochen hatte, dann Tia, der bestätigend nickte und lächelte.

„Frag mich bitte nicht, warum ich da nicht früher dran gedacht habe. Aber zwischen Teious ganzen Opfern, die ich heilen musste, den Erklärungen und so habe ich an die Möglichkeit gar nicht gedacht und außerdem ...“

Mittlerweile stand Keika und strich sich hastig die Haare aus dem Gesicht. Man sah ihm sicher an, dass er gerade erst wach geworden war, aber das kümmerte ihn nicht sonderlich. Es gab Wichtigeres. Er ließ Tia nicht einmal mehr ausreden. Warum hatte er da nicht auch dran gedacht?

„Worauf warten wir dann noch?“
 

Hier unten war es kühl und Kuja fröstelte leicht. Die Schritte der kleinen Gruppe hallten von den Wänden wider, wurden mal lauter, mal leiser. Vor ihnen ging einer der Wächter mit einer Lampe durch das Dunkel und leuchtete ihnen den Weg. Darauf folgte Keika, direkt dahinter Ashray Row La Dai und der Shuten. Kuja selbst ging mit Nathal, der sich den vermeintlichen Dämon mal aus der Nähe ansehen wollte, ganz hinten.

Ein mulmiges Gefühl überkam ihn. Jetzt gleich würde er Teiou, seinem General und Vorgesetzten, begegnen, der ihn ziemlich übel zugerichtet hatte. Er atmete die kühle, feuchte Luft tief ein. Vor ihm drehte der Wächter den Schlüssel im Schloss einer schweren Tür um und schob einen Riegel zur Seite. Ashray drängte sich, an Keika vorbei, als Erster durch diese, beschwor eine Flamme, die in seiner Hand tanzte, und führte sie nun durch den nächsten Gang. Der Wächter blieb zurück.

„Unheimlich“, murmelte Nathal, der sich wachsam umgesehen hatte, neben ihm. Dabei leuchteten seine Augen im Schein des wenigen Lichtes wie die eines kleinen Jungen auf der Suche nach Abenteuern.

Eine weitere Tür wurde geöffnet. Der Prinz des Südens blieb im Türbogen stehen und sah kurz hinter sich zu Tia, der ihm kurz bestätigend zunickte. Sie lag also vor ihnen: Die Höhle des Löwen.

Mit stockendem Atem trat Kuja als Letzter in den schmalen Gang vor der Zelle. Teiou saß an der gegenüberliegenden Wand und stierte sie böse an. Sein Blick wanderte von Ashray über Keika, streifte kurz Nathal und ihn, bevor er am Shuten hängen blieb.

„Quid vultis?“

Kuja verstand kein Wort, aber alleine aus der Betonung konnte er entnehmen, dass es kein Willkommensgruß war. Verachtung und Hass troff aus diesen ihm unbekannten Worten. „Sprich ordentlich! Du kannst das doch … Nabonid“, antwortete Keika ein wenig unwirsch, „so versteht dich keiner außer mir und das wäre doch schade, wo du nicht mehr viel zu sagen haben wirst!“ Der silberhaarige Dämon wirkte so unnahbar und herablassend wie eh und je.

Kuja fiel es schwer auszublenden, dass er hier nicht Teiou vor sich hatte, sondern einen weiteren Dämon, den Keika Nabonid nannte. Auch Nathal schien damit Probleme zu haben und ein Blick in das Gesicht des Shuten verriet Kuja, dass auch Tia noch einen Moment brauchen würde, um das zu akzeptieren. Nur Ashray schien keinerlei Schwierigkeiten mit diesem Umstand zu haben. Er hatte eine an der Wand angebrachte Laterne entzündet und machte sich daran das schwere Gitter zu öffnen, dass Teiou von ihnen trennte.

„Was wollt ihr hier?“ Hinter dem Gitter stemmte der Dunkelhaarige sich hoch. Seine Stimme war kaum mehr als ein Zischen und während er es von sich gab, fixierte er Ashray hasserfüllt mit zu Schlitzen verengten Augen. Mit einer Hand fuhr er sich durch die noch immer blutverklebten Haare. Die Handfesseln hatte man ihm mittlerweile abgenommen. Anscheinend war ihm Ashrays Schlag noch schmerzhaft bewusst.

„Bleib wo du bist, Feuerzwerg!“

Ashray hatte die Zelle betreten, wo der Dämon mit dem Rücken zur Wand stand.

„Wie hast du mich genannt? Zwerg? Ich bin kein Zwerg!“, schrie der Rothaarige beinahe. Seine Augen funkelten wütend und er machte einen Satz auf den fremden Dämon zu, der nun Kampfhaltung eingenommen hatte.

„Ashray!“ Noch bevor Keika etwas hatte sagen können, hatte Tia ermahnend die Stimme erhoben. Der Prinz sah den Shuten kurz an, blieb aber vor Teiou stehen ohne ihm an die Gurgel zu springen. „Er hat mich Zwerg genannt, Tia!“, grummelte er nur empört vor sich hin, aber der strenge Blick des Blonden brachte ihn zum Schweigen.

„Du nennst dich also Nabonid? Dann höre gut zu“, Tiarandear wandte sich nun an den Dämon in Teious Gestalt, der immer noch ein wenig verkrampft an der Wand stand. „Ich bin gekommen um dich aus diesem Körper zu bannen!“

„Ach? Das glaubst du zu können?“, ein kaltes Lachen erfüllte den Raum, „dann zeig es mir doch! Töte mich wenn du kannst und rette deinen kleinen Freund. Aber weißt du was ich glaube? Ich glaube du bist gekommen, damit ich das tun kann, wozu der Zwerg mich nicht hat kommen lassen …“

Blitzschnell hatte er sich von der Felswand abgestoßen und sich, die Beschwörungsworte schon auf den Lippen, auf Tia gestürzt. Geistesgegenwärtig hatte Keika den Blonden zur Seite gezogen. Ashray und Kuja hatten sich zeitgleich auf Teiou gestürzt und es geschafft ihn je an einem Arm zu erwischen, was den aus dem Konzept brachte, so dass er die Beschwörung nicht mehr zu ende sprach. Mit Mühe schafften die beiden Soldaten es den wild zappelnden Teiou wieder in die Zelle zu ziehen und dort an die Wand zu drücken, so dass er sich nicht mehr bewegen konnte.

„Na warte, das machst du nicht noch mal.“ Ashray hatte Teiou sehr unsanft am Kragen gepackt und spie ihm die Worte fast ins Gesicht. Der Dämon wand den Kopf ab. „Verliebter Narr …“, zischte er leise.

„Haltet ihn fest!“ Tia hatte sich von dem Schreck erholt und nickte nun auch Keika und Nathal zu, die sich in die Zelle begaben, um Teiou ebenfalls festzuhalten.

Der Shuten trat mit gesenktem Blick vor diese etwas seltsam aussehende Gruppierung. Er schien noch kurz zu zögern, dann wurde es um seine Hand heller. Das Handlicht! Kuja hielt ehrfürchtig den Atem an.

„Ich wünsche mir, dass es hilft, Teiou.“ Flüsterte Tia kaum vernehmbar. Kuja konnte Zweifel aus der Stimme des Shuten hören. Als sie noch oben in der Bibliothek waren, hatte der Shuten einen viel entschlosseneren Eindruck gemacht und war optimistischer gewesen. Vielleicht lag es daran, dass der Shuten keinem Wesen etwas zu Leide tun durfte und es auch noch nie getan hatte. Und jetzt? Jetzt war er gerade dabei einen Dämon zu töten …

Noch mit diesem Gedanken beschäftigt hätte Kuja den Dämon beinahe losgelassen, der nun unter dem Licht heftig zusammenzuckte und aufschrie. Er schrie, schrie immer lauter, als würde er entsetzliche Qualen durchstehen. Den Kopf hatte er weit in den Nacken gelegt und sein Körper wand sich unter dem Licht des Shuten und dem festen Griff der vier anderen, wie ein gefangenes Tier.

Der Shuten wollte schon erschrocken die Hand mit dem Licht zurückziehen, aber Keika sah ihn streng an, fasste mit einer Hand sein Handgelenkt und schüttelte den Kopf. „Weiter … er ist noch da.“ Seine sehr beherrschte Stimme ging in dem Geschrei unter, aber Tia schien es verstanden zu haben und schloss die Augen, um nicht mehr mit ansehen zu müssen, wie Nabonid versuchte um sich zu schlagen und sich zu befreien.

„Hört auf.“ Es war fast schlagartig ruhig geworden, nur ein letzter Schrei hallte noch von den Wänden wider. „Bitte, Keika … Tia … hört auf …“, ein Flüstern, mehr nicht. Kuja spürte Teiou in sich zusammensacken. Wenn sie ihn nicht festgehalten hätten, wäre er wohl zusammengeklappt.

„Teiou?“ Keikas Stimme klang erleichtert und auch Tia starrte den Dunkelhaarigen, der noch schwer atmete, erwartend an. Ein müdes Nicken.

„Ist er weg?“ Nathals Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Teiou schüttelte erschöpft den Kopf.

„Nicht?“ Tia war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben und Keika drehte das Gesicht in den Schatten, so dass Kuja seine Gefühle nicht lesen konnte, was bei Keika sonst schon sehr schwer war.

„Dann versuchen wir es halt noch mal!“ Ashray hatte die Arme in die Seiten gestemmt und schaute herausfordernd in die Runde. Er hatte Teiou losgelassen und wenn Nathal nicht zugegriffen hätte, wäre er ihnen auf den Boden entglitten. Der Dunkelhaarige konnte sich nicht mehr wirklich auf den Beinen halten.

„Bitte nicht … es tut weh.“ Fast flehentlich sah Teiou den Shuten an. Seine Augen waren blau, wie früher. Es war also wirklich Teiou, den sie im Moment vor sich hatten.

„Es tut weh?“ Keika hatte sich ihnen wieder zugewandt und starrte Teiou ungläubig an, der nur leicht nickte. „Papperlapapp! Der erzählt Unsinn. Handlicht tut nicht weh! Er hat es schon immer vertragen!“, fuhr Ashray dazwischen.

„Es sei denn …“, Keika trat einen Schritt auf Teiou zu und riss dem beinahe das eh schon zerfetzte Hemd von der Brust, „es sei denn er wird ein vollwertiger Dämon.“ Sprachlos betrachtete Keika Teious Brust, die sich langsam hob und senkte. Auf seiner Haut zeichneten sich dunkle Muster ab, ähnlich den Tätowierungen, die Keika selbst trug.

„Die Schramm vertragen es nicht und auch nicht alle menschlichen Dämonenarten. Ich hab davon schon gelesen. Von der Unverträglichkeit mit dem absolut Reinen und das Handlicht eines Shuten gehört dazu.“ Nathal sah Tiarandear an, der regungslos da stand und Teiou ebenfalls betrachtete.

„Die Zeichnungen der menschlichen Dämonen sind meistens nur aufgemalt und stehen für ihre Herkunft und ihren Stamm. Es soll aber auch menschenähnliche geben, die die Muster von Geburt an auf der Haut tragen …“

„Da ist ja jemand oberschlau“, meinte Ashray herablassend und warf Nathal einen abwertenden Blick zu, den das nicht sonderlich zu stören schien. Er grinste den Prinzen nur frech an, woraufhin der schon wieder kurz davor schien einen Wutanfall zu bekommen.

„Jedenfalls“, fuhr Nathal unbeirrt fort, „scheinen wir es mit einem Dämon zu tun zu haben, der sie von Geburt an trägt und daher bilden sie sich nun auch auf Teiou-samas Körper. Er übernimmt ihn gänzlich … zumindest vermute ich das.“ Er musterte Teiou, der ihm, wie alle anderen auch, schweigend zugehört hatte.

„Und jetzt?“ Kuja stellte die wohl alles entscheidende Frage, nachdem mehrere Minuten lang niemand gesprochen hatte. Fragend sah er in die Runde von ratlosen Gesichtern. Teiou saß mittlerweile auf dem Boden, weil sie ihn nicht mehr hatten halten können. Keika hockte neben ihm und strich mit einem Finger über die Narbe auf der Stirn des Schwarzhaarigen.

„Die Bücher“, Keika seufzte leise. „Ich werde etwas finden, ich versprech’s.“ Die letzten Worte waren kaum zu hören und vor allem an Teiou gerichtet, der nur die Augen schloss und tief durchatmete...
 

~~~
 

Nachwort: Ich präsentiere: Das vorletzte Kapitel. Da ich mir über den Verlauf des nächsten noch viele Gedanken machen muss, wird das wohl eine ganze Weile dauern. Bis dahin: Viel Spaß hiermit ^^

Step 7

Kapitel 7
 

Keikas Schritte hallten, wie so oft in den letzten Tagen, von den feuchten Wänden der Kerker wider. Er war täglich hier hinunter gestiegen um mit Teiou zu sprechen, oder auch nur um ihn zu sehen und sich zu vergewissern, dass er noch da war.

Ihre Suche nach einer Möglichkeit den Dämon aus Teious Körper zu verbannen war bisher ergebnislos gewesen. Die letzten Tage hatte Keika alleine zwischen den vielen Büchern der Bibliothek verbracht. Nathal hatte anderweitige Aufgaben zu erledigen. Er musste Bücher für einige Historiker aus dem Westen zusammenstellen. Kuja hatte zurück in den Osten gemusst, da man jeden Offizier aus Teious Regiment brauchte, solange dieses ohne den Oberbefehl eines Generals war. Ashray war ebenfalls fort, vermutlich im Süden, was Keika nicht ganz unrecht war, da er auf die Hilfe des launischen Prinzen auch gut verzichten konnte. Sie wäre mit Sicherheit nicht sonderlich produktiv gewesen. Dann gab es noch den Shuten, aber dass Tia nicht viel Zeit für die Suche nach einem Gegenmittel erübrigen konnte war zu erwarten gewesen. Er hatte so schon genug um die Ohren.

So langsam schwanden Keikas Hoffnungen. Seine Zweifel hatte er bisher niemandem gegenüber geäußert, außer Teiou. In den letzten Tagen hatten sie vermehrt darüber gesprochen, was passieren würde, wenn Keika kein Gegenmittel finden würde. Es war schwierig gewesen über dieses Thema zu sprechen, sehr schwierig sogar, aber es war nötig gewesen. Es hatte etwas Endgültiges und außer ihnen beiden war sich wohl niemand darüber bewusst, wie aussichtslos die Lage eigentlich war, wie nah sie schon am Abgrund standen.

Keika atmete die kühle feuchte Luft tief ein. Er ging noch um zwei Biegungen, dann befand er sich im hintersten Teil dieser unterirdischen Tunnel. Das Licht seiner Laterne flackerte von den unregelmäßigen Luftstößen, die leise durch die Gänge heulten und von den Lüftungsschächten ausgingen. Vor der schweren Holztür, hinter der sich Teious Zelle mit dem kleinen Vorraum verbarg, blieb er noch einmal kurz stehen, dann trat er ein.
 

„Teiou!“

„Teiou, -iou“, echote der Name von den Wänden zurück. Keika stand vor den Gitterstäben, die den Körper des Prinzen von ihm trennten. Einige Atemzüge verweilte er so, dann ließ er sich auf den Holzschemel, die einzige Sitzgelegenheit hier unten, nieder und wartete.

Teious Haut wirkte beinahe wächsern. Unter den geschlossenen Augen lagen dunkle Schatten, die durch das wenige Licht nur noch schwärzer wirkten. Die Haare waren verworren, das Hemd zerrissen und dreckig. Man hatte ihm zwar andere Kleider gebracht, aber die lagen immer noch unangerührt und mittlerweile nass am Gitter. Die Zeichnungen auf Teious Brust waren dunkler geworden und hatten sich auch über die Arme ausgebreitet. Zum Teil waren die Schatten auf der Haut aber auch nur blaue Flecken, die von den Wutausbrüchen und dem Herumwüten des Dämons herrührten. Die ganze Erscheinung wirkte erschreckend verwahrlost.

Ab und zu zuckte der in sich zusammengesunkene Körper nervös und unkontrolliert.

Schon eine Weile verfolgte Keika dieses Spiel. Er kannte es mittlerweile und jedes Mal machte es ihn nervös, beruhigte ihn aber zugleich auch. Dieser Kampf zeigte nur, dass immer noch beide Geister in Teious Körper vorhanden waren. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sein Gegenüber hinter den Eisenstäben die Augen aufschlagen würde. Dann würde er Gewissheit haben, wer diesmal gesiegt hatte: Der Dämon, oder der Prinz.

Keika rutschte unruhig auf dem Schemel hin und her. Anspannung erfüllte ihn. Es dauerte immer eine Weile, bis einer der beiden auf ihn reagierte. Wenn er Teious Namen befehlend rief, hatte er es in den letzten Tagen oft mit Teiou zu tun gehabt. Er hoffte, dass es heute wieder so sein würde.

Sein Gegenüber saß nun aufrecht und öffnete schlagartig die Augen. Sein Blick ging ins Leere und seine Augen waren schwarz, klärten sich aber langsam zu einem hellen Blauton.

Teiou …

Erleichtert atmete Keika auf und ließ sich von seinem Sitzplatz auf den Boden vor den Gitterstäben sinken, so dass er auf einer Höhe mit Teiou war, der an die Wand gelehnt saß.

„Keika …“, er lächelte schwach. In Teious Augen konnte Keika Erschöpfung erkennen, die von dem Kampf mit seinem zweiten Bewusstsein herrührte. „Wie geht es dir?“ Seine Stimme klang rau, war leise und brüchig.

Keika erwiderte das Lächeln kurz, dann sah er den Dunkelhaarigen lange an. „Ich habe keinen Weg gefunden, Teiou.“ Er senkte den Blick und starrte den Boden vor sich an. Seine Stimme drohte bei diesen Worten fast zu ersticken. „Ich suche jeden Tag und jede Nacht, aber ich finde nichts … gar nichts.“

Ein leises Scharren war zu vernehmen, dann ein leises Zischen und ein kaum hörbarer Fluch. Als er aufsah saß Teiou ihm genau gegenüber, keinen halben Meter entfernt, und rieb sich die Hand. Er hatte bei dem Versuch seinen Geliebten zu berühren den Bannkreis berührt, der um das schwere Gitter lag.

„Wie lange hältst du das noch aus?“

„Eine Weile“, war die knappe, leise Antwort des Dunkelhaarigen.

Wie lange würde diese Weile dauern? Keika wusste, dass es ein, wenn es hoch kam vielleicht zwei oder sogar drei Tage waren, mehr nicht. Teiou war zu schwach, auch wenn er es ihn nicht merken lassen wollte. Die unglaubliche Selbstbeherrschung, die Teiou aufbrachte um den Dämon in den Momenten von Keikas Anwesenheit in Schach zu halten, kostete ihn sehr viel Kraft. Keika konnte es an Teious Augen sehen. Vermutlich war es eher ein Tag, als zwei. Ein Tag und Teious Bewusstsein würde erlöschen. Ein Tag noch …

Wie oft hatte er schon daran gedacht diesen Dämon einfach aus Teiou herauszuschneiden. Die Wurzel lag hinter der Narbe auf Teious Stirn. Es wäre leicht für ihn. Er war ein erfahrener Heiler und der Shuten könnte die Wunde danach auf der Stelle so gut wie ganz heilen, aber dafür war es zu spät. Viel zu spät. Der Dämon hatte Teious Körper schon zu weit durchwirkt. Hätte Keika ihn früher bemerkt, wäre es möglich und der sicherste Weg gewesen. Aber es war zu spät …

„Keika“, Teious Stimme zog seine Aufmerksamkeit wieder auf ihn, „wenn es soweit ist, dann töte mich hier unten. Ich will keine Hinrichtung vor Menschenmassen. Versprich mir das.“ Der Blick des Prinzen ruhte fest auf ihm. Keika meinte einen Funken Angst darin zu erahnen. Er spürte, wie sein Herz sich bei Teious Worten zusammenzog und sich Tränen in seinen Augen sammelten. Schnell wischte er sie zur Seite und schwieg.

„Keika … versprich es mir“, drang Teious Stimme eindringlicher, fast flehend zu ihm. „Bitte …“

Keika versuchte den Kloß in seinem Hals runterzuschlucken, dann nickte er zögernd und kaum merklich. Es fiel ihm unglaublich schwer Teiou dabei anzusehen und nach einem Sekundenbruchteil wandte er sein Gesicht ab. Dies war also ein Abschied, vermutlich für immer … Niemals sonst hätte Teiou diese Bitte an ihn gerichtet.

Der Silberhaarige hatte die Augen fest geschlossen, in der Hoffnung endlich aus diesem Albtraum zu erwachen. Aber es geschah nicht, würde nicht geschehen. Dies war die Realität!

„Es tut mir Leid, Keika.“

Er spürte eine leichte Berührung an seiner Wange. Teiou strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Als er ihn dabei ansah zitterte der Prinz am ganzen Körper. Sein Blick ruhte fest auf Keika und war hochkonzentriert, voller Anspannung. Er hatte die Hand zwischen den Eisenstäben des Gitters hindurchgeschoben. Keika konnte die Präsenz des Bannkreises nicht mehr spüren, die er bei dieser Nähe normalerweise durch ein leichtes Kribbeln im Hinterkopf wahrnahm.

Teiou zog die Hand langsam zurück. Als er aus dem direkten Einzugsbereich des Bannkreises war, ging sein Blick plötzlich ins Leere und flackerte. Eilig rutschte Keika ein Stück zurück.

„Du wirst mich niemals töten!“

Eiskalte graue Augen starrten ihn an und Teious eben noch angespannter Gesichtsausdruck war einem dämonischen Grinsen gewichen, das einer abscheulichen Fratze glich. Die Hände des Dämons schnellten hervor und umfassten die Eisenstangen, zuckten aber augenblicklich wieder zurück. Der Bannkreis war wieder da. Ein fürchterlicher Schmerzensschrei erfüllte den Raum und klang Keika in den Ohren. Nabonid starrte seine geröteten Hände an. Es roch nach verbranntem Fleisch.

Keika stand mittlerweile mit dem Rücken zur Wand und starrte den Dämon vor sich unverwandt an. Sein Körper war wie gelähmt. Noch einmal kurz flackerten die Augen des Dämons in hellem Blau, dann waren sie eisgrau und Keika konnte Teiou nicht mehr entdecken.

„Das war’s …“ Nabonids kaltes, grausames Lachen erfüllte den Raum und in Keika zog sich alles zusammen.
 

Geistesabwesend drehte Keika den Dolch in der Hand. Er saß auf dem Bett des Gemaches, das Tia ihm für die Dauer seines Aufenthalts überlassen hatte und in dem er bisher nur selten und wenn nur wenige Stunden geschlafen hatte. Die meiste Zeit hatte er zwischen den weitläufigen Regalen der großen Bibliothek verbracht. Das war jetzt nicht mehr nötig.

Teiou hatte sich überanstrengt, hatte seine letzte Kraft verbraucht, indem er den Bannkreis für einen kurzen Moment aufgehoben hatte, um ihn zu berühren. Sein Bewusstsein gab es nicht mehr. Spätestens morgen, wenn Keika wieder hinabgehen würde, würde es erloschen sein.

Stille Tränen rannen über seine Wangen, während er mit der kalten silbernen Klinge über seine blasse Haut strich. Es war zu spät …

Es war totenstill im Raum. Keika war aus den Kerkern direkt hierher gekommen. Er hatte alleine sein wollen, hatte mit niemandem über das eben Geschehene gesprochen. Auch nicht mit dem Shuten. Es war eh zu spät.

Vom Flur drangen Stimmen herein. Verwunderlich, da es schon spät abends war und in diesem Teil des Schlosses nachts niemand vorbeikam. Es gab zurzeit keine anderen Gäste. Man unterhielt sich in normaler Lautstärke und dennoch konnte Keika es durch die Wand und die geschlossene Tür verstehen. Ein Mensch hätte es nicht vermocht, aber sein Gehör war besser als das eines Menschen.

„Herr, wollt Ihr wirklich alleine dort hinein? Ich meine es ist … ein Dämon, ein Risiko, nicht ungefährlich. Außerdem ist es spät, wir sollten nicht stören …“ Jemand anderes lachte erheitert, dann nannte die Stimme leicht vorwurfsvoll und in tadelndem Tonfall einen Namen: „Kosei.“

Es klopfte und erst jetzt hob Keika den Blick von der Waffe in seiner Hand und sah zur Tür.

„Her… Herein“ Seine Stimme erstickte fast, hatte nichts von der Festigkeit und Undurchschaubarkeit, die er in sie hineingelegt hatte.

Eine hochgewachsene Gestalt in erdfarbenen Gewändern, die mit leuchtendem Grün durchwirkt waren, trat herein und schloss dir Tür leise hinter sich. Erst auf den zweiten Blick, als die Person aus dem tiefen Schatten an der Tür weiter in den Raum hinein trat, erkannte Keika sie.

„Bishao Santo-sama.“

Er war aufgestanden und verneigte sich tief. Santos Blick lag auf ihm, das spürte er deutlich. Seine Erscheinung wirkte im Moment mit Sicherheit nicht angemessen für eine solche Begegnung. Seit Tagen hatte er nicht richtig geschlafen, wirkte blass und unausgeruht. Außerdem trug er noch die dreckigen Sachen, die er im Kerker angehabt und mit denen er auf dem feuchten Boden dort gekniet hatte. Hinzu kam seine schlechte emotionale Verfassung.

„Setz dich Keika.“ Der Tenno deutete auf das Bett, von dem Keika sich eben erst erhoben hatte und zog sich selbst einen Sessel heran um sich ihm gegenüber setzen zu können.

Keika hatte den Tenno erst zweimal gesehen. Einmal, als er mit Teiou zusammen im Norden einen Auftrag für Tia erledigen musste, und dann wieder bei dem Turnier, bei dem Santo verletzt worden war. Von den Verletzungen war nichts mehr zu sehen, Tia hatte wohl ganze Arbeit geleistet.

Der Blonde zog eine Schachtel aus seinem weiten Gewand und stellte sie auf das Tischchen neben sich, auf dem einige Kerzen brannten. Sie waren die einzigen Lichtquellen im Raum. Keika hatte die ganzen Lampen nicht entzündet.

„Ich habe dir etwas mitgebracht.“ Die warme volle Stimme des Tennos erfüllte den Raum. Mittlerweile saß Keika auf dem Bett und starrte die Erscheinung des Herrschers immer noch an. Womit hatte er diesen Besuch verdient? Sie kannten sich nicht einmal, nur flüchtig über Teiou, und bisher hatte keiner der hohen Adligen ihn je von sich aus aufgesucht, zumal nicht am späten Abend. Außer Tia und Teiou.

Teiou …

Mit einem leisen Knarren öffnete Santo das Holzkästchen. Es war mit dunklem Samt ausgelegt, der im wenigen Licht schimmerte. Aus seinem Ärmel zog der Tenno ein feines Taschentuch und legte es sich über die Hand, bevor er den Samt vorsichtig zurückschlug und einen violetten Stein herausnahm.

„Du weißt was das ist?“ Santo sah ihn mit seinen grünen Augen prüfend an. Er hielt den Stein genau zwischen sie beide. Er schimmerte seltsam im flackernden Kerzenlicht. Keika saß nur regungslos da. Natürlich wusste er das …

„Es ist ein besonderer Stein. Ich habe lange danach suchen lassen und dies ist der prachtvollste und mächtigste Torikostein, der je in den Stollen gefunden wurde. Normalerweise würde er das Nordreich nie verlassen, aber ich mache eine Ausnahme.“ Er lächelte sachte. „Niemand weiß davon, dass ich diesen behalten habe und ihn nun dir gebe.“ Er legte das Tuch nun ganz um den Stein und drückte ihn in Keikas Hand, der ihn nun fragend ansah.

„Es gibt viele Geschichten über diese Steine. Sie speichern Gefühle von Menschen und zeigen deren Aufrichtigkeit an. Sie erfüllen wohl auch Wünsche und einige sagen gar, dass diese Steine dem Träger jedwede Macht verleihen können, die er sich wünscht. Sie machen beliebt, zeigen den eigenen Reichtum, stärken die magische Kraft … ja, die Leute reden viel über sie. Die Steine machen aber auch abhängig. Vielen haben sie bereits Phantasiewelten vorgegaukelt, die so nicht existieren. Einige haben sogar den Verstand verloren, als sie einen Stein benutzten. Es gab einige, die versuchten in der Welt des Steines zu bleiben und es gab andere, die ihre Feinde in so einen Stein bannen wollten. Man sagt, dass einige es geschafft haben.“ Er schloss seine Erzählung und nickte Keika kurz zu.

„Du weißt, wie man ihn benutzt.“ Seine Gewänder knisterten leise, als er sich mit diesen Worten erhob und zur Tür wandte.

Keika starrte noch einen Moment fassungslos das Bündel in seiner Hand an. Dann sprang er auf und stürmte an Santo vorbei hinaus auf den Flur, wo er fast mit Kosei zusammenstieß, der nervös vor der Tür auf und ab ging. Santo trat eine Weile nach ihm aus dem Zimmer und sah ihm nach.

„Er wird ihn sicher retten“, sagte er leise.
 

Sein Herzschlag dröhnte ihm in den Ohren. Er war quer durch den Himmelsturm gerannt und noch einmal durch das unterirdische Gangsystem. Die Wächter am Eingang hatten ihm seltsam nachgesehen, ihn aber passieren lassen. Beinahe wäre er noch mit zwei Wächtern zusammengestoßen, die einen letzten Rundgang für diese Nacht machten. Kurz vor seinem Ziel verlangsamte er seine Schritte, sah noch einmal auf den violetten Stein in seiner Hand und stieß dann die Tür zur Zelle auf.

Nabonid stand dort aufrecht. Das Gitter umfasste er mit beiden Händen. Der Bannkreis war fort. Der Dämon grinste gehässig, bemerkte ihn aber nicht.

„So schwer ist das gar nicht.“ Er betrachtete lässig seine Hand, auf der man deutlich die Verbrennungen von der letzten Berührung mit dem Bannkreis sehen konnte. „Warum hat er mir das nicht früher gezeigt?! Dieser Idiot!“

Keika blieb einen Moment schweigend in der Tür stehen. Er hatte in der Eile keine Laterne mitgenommen, war also in der Dunkelheit schlecht zu sehen und der andere Dämon beachtete ihn auch nicht.

„Du willst dich befreien?“ Keika trat ein. Irgendwie schaffte er es ein wenig gelangweilt zu klingen, auch wenn er in Wahrheit unter einer wahnsinnigen Anspannung stand. War es schon zu spät? Er schloss seine mittlerweile feuchte Hand fester um den Torikostein.

Nabonid blickte überrascht auf, fasste sich aber schnell und setzte an etwas zu sagen.

„Ich kann dir helfen“, fuhr Keika unbeirrt fort. „Wenn du schon an dein Ziel kommst, dann sollst du es auch richtig. Es ist mir egal. Diese Welt ist mir jetzt egal.“

Auf Nabonids Gesicht zeichnete sich für einen Bruchteil Erstaunen ab. Dann sah er Keika skeptisch an, schien diese Skepsis aber schnell zu überwinden und lachte. „So schnell geht das also, Keika.“ Er machte eine kurze Pause. „Ein kluger Entschluss. Du willst mir also helfen, dich mir anschließen und diese elende Reich zerstören … Du bist also doch ein Dämon, durch und durch, auch wenn du das stets versucht hast zu verleugnen. Vielleicht kann ich dich doch gebrauchen.“

Keika trat näher heran. Nur noch das Gitter befand sich zwischen den beiden Dämonen. Der Silberhaarige hob den Arm und hielt Nabonid den Stein direkt unter die Nase.

„Ein Machtstein.“ Die Stimme des Dunkelhaarigen klang ehrfürchtig und sein funkelnder Blick ruhte gierig auf dem Stein. „Du bist klug Keika. Mit diesem Stein ist unsere Herrschaft so gut wie besiegelt … meine Herrschaft. Niemand wird mich aufhalten können.“ Er stellte keine weiteren Fragen, sondern streckte nur die Hand aus und entriss Keika den Stein förmlich.

Nabonids Körper erstarrte fast im selben Augenblick, als er den Stein in die bloße Hand nahm. Er fiel vornüber gegen das Gitter und glitt daran hinab. Die Falle schnappte zu.

Keika hockte sich vor das Gitter und griff nach Nabonids Arm. Mit der freien Hand nahm er einen scharfen kleinen Stein vom Boden und ritzte sich das Handgelenk auf. Seinen Dolch hatte er auf dem Bett liegen lassen. Er atmete noch einige Male tief durch, dann schloss er seine Hand auch um den Stein. Hoffentlich existierte Teious Geist noch. Hoffentlich würde Teiou ihm beistehen...
 

~~~~~~~~
 

Wider Erwarten ist es doch nicht das letzte Kapitel, sondern es folgt noch eines, weil es sonst nicht so gepasst hätte... Zur Freude oder zum Leid überlasse ich euch ;)

Step 8

Kapitel 8
 

„Hallo? Hört mich irgendwer?“

Dumpf, leise und hohl drangen die Rufe bis zu ihm durch. Die dunklen und feuchten Gänge schluckten außerdem noch einiges, sodass man sehr genau hinhören musste, um überhaupt etwas zu verstehen. Eilig hastete der Shuten durch das Dämmerlicht. Hinter ihm folgten einige Wachen mit Laternen, die unheimliche Schatten an die Wände warfen.

„Verdammt, ist hier denn keiner?“

Sein Atem übertönte die Worte, die leise im Gang verhallten. Tias Herzschlag hallte in seinen Ohren wider. Die Stimme war so vertraut. Aber wen würde er antreffen? Die Frage machte ihm Angst. Was war diese Nacht hier unten passiert?

Er warf einen kurzen Blick über die Schulter. Irgendwo hinter ihm, bei den Wächtern, folgte ihm auch Santo, der Tenno des Nordens. Dieser war in der Nacht unerwartet im Himmelsturm eingetroffen, was man ihm erst im Laufe des Vormittages berichtet hatte, als er auf der Suche nach Keika gewesen war. Anscheinend hatte der Tenno Keika auf die entscheidende Idee gebracht, wie man Teiou von dem Dämon trennen konnte. Allerdings hatte er nicht genauer nachgefragt, weil er nach der Nachricht nur noch nach Teiou sehen wollte.

„Hey, lasst mich raus! Das kann doch nicht wahr sein …“

Die Stimme wurde deutlicher. Nur noch wenige Meter trennten Tia und die Männer hinter ihm von der schweren Holztür, die einen Spalt weit geöffnet war, weshalb man überhaupt etwas hören konnte. Aus dem kleinen Raum mit der Zelle drang kein Licht. Es war stockdunkel. Vorsichtig legte er eine Hand an das raue Holz und wiegelte einen der Soldaten ab, der ihn zurückhalten wollte. Mit angehaltenem Atem trat der Shuten als erster in den Raum.

„…, dass hier unten überhaupt keiner mal nach dem Rechten sieht. So was würde im Osten nicht passieren...“, murmelte die Stimme leise und im nächsten Moment erfüllte ein lautes und erfreutes „Tia“ den kleinen Raum.

Hinter Tia war Santo mit einer Lampe eingetreten und endlich konnte man etwas sehen, außer Schatten und noch tiefere Schatten. Der Anblick war erschreckend: Teiou war aufgesprungen und umfasste die schweren Gitterstäbe mit beiden Händen. Anscheinend war der Bannkreis nicht mehr intakt. Seine Hände und sein zerschlissenes Hemd waren blutverschmiert und sein Gesicht kaum zu erkennen. Blut lief Teiou in einzelnen Rinnsalen übers Gesicht, dunkles, schwarz glänzendes Blut. Zum Teil war es bereits getrocknet, zum Teil noch feucht und im Licht glänzend. Teious Haare sahen nicht viel besser aus. Einige Strähnen klebten förmlich in dem Gemisch aus Blut und Dreck. Teiou sah verheerend aus. Aber war es überhaupt Teiou?

„Tia, endlich! Ich dachte schon hier kommt nie einer vorbei. Ich rufe seit Stunden! Keika…“

„Keika?“ Einen Moment sah Tia seinem Gegenüber irritiert in die strahlend blauen Augen, bevor sein Blick zum Boden wanderte, wo der Dämon bewusstlos an dem Gitter lehnte und etwas fest in der Hand hielt.

„Er wird nicht wach. Ich hab alles versucht.“ Der Schwarzhaarige war wieder in die Knie gesunken und hatte einen Arm durch das Gitter hindurch um Keikas Schultern gelegt. Hilflos sah er zu den Männern auf, die vor seinem Gefängnis standen.

War das wirklich Teiou? Diese Sorge um Keika, die blauen Augen, eigentlich sprach alles dafür. Aber was wäre, wenn es nur der Dämon war, der sich perfekt verstellte, damit er hier raus kam?

Während Tia überlegt hatte, war der Tenno des Nordens vor Keika in die Knie gegangen, um ihn genauer zu betrachten. Teiou hockte hinter dem Gitter, sah besorgt zu und murmelte leise vor sich hin.

„… dabei hab ich ihm doch verboten, noch mal so einen Stein anzufassen.“

Auf Santos Zügen deutete sich ein leichtes Grinsen an, bevor er kurz zu dem blonden Shuten hoch sah. „Wir sollten sie beide mit hoch nehmen. Hier unten ist es doch ziemlich kalt und feucht. Außerdem wird es wohl noch eine Weile dauern, bis Keika den Bann des Steines überwunden hat.“

„Ich bin mir noch nicht so sicher, ob es wirklich geklappt hat. Ich meine vielleicht versteckt er sich nur, wie er es vorher gemacht hat“, äußerte Tia seine Bedenken. Sie waren berechtigt. Immerhin hatte der Dämon mehrere Jahre in Teiou existiert, bevor er genug Kraft hatte um dessen Körper zu übernehmen. Seit dem Vorfall, bei dem Teiou sich die Narbe auf seiner Stirn zugezogen hatte, musste dieses Wesen in ihm gewesen sein.

„Ich habe da keine Bedenken. Wenn es so wäre, dürfte er sich vermutlich nicht an den Vorfall erinnern, bei dem Keika schon einmal einen Torikostein in der Hand gehalten hat.“ Santo hob die Lampe an und hielt sie direkt vor Teious Gesicht, der geblendet blinzelte. „Außerdem kommt aus der Wunde schwarzes Blut. Das wird dem Dämon gehört haben. Es scheint, als stößt sein Körper ihn ab.“

Zögernd nickte Tia. Das war logisch, aber nicht wirklich gänzlich überzeugend. Es war immer noch unsicher und er wäre verantwortlich, der Dämon frei käme. Trotz seiner Vorbehalte winkte er zwei der Wächter in den kleinen Raum, der nun gänzlich überfüllt war.

„Bringt Keika nach oben, aber berührt den Stein nicht und ihr“, er deutete auf zwei weitere Wächter, die noch vor der Tür im Gang standen, „lasst Prinz Teiou frei und begleitet ihn nach oben.“
 

„Nein!“

Sein Blick klärte sich nur langsam. Sein Herz raste und irgendetwas klirrte laut.

„Nein, niemals! Lass mich!“

Er saß kerzengerade auf einem Sofa und starrte mit weit aufgerissenen Augen vor sich. Zuerst nahm er alles nur schemenhaft wahr, dann erkannte er langsam das Zimmer und die anwesenden Personen.

Neben ihm hockte Tia, der ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter gelegt hatte. Vor ihm lag Teiou mehr oder weniger auf dem Boden und starrte ihn an, während Santo ihm aufhalf. Hinter den beiden lagen Scherben auf dem Boden und Komei tänzelte nervös vor dem zerstörten Fenster herum.

„Keika?“ Das war die vertraute Stimme des Shuten, der ihn ein wenig besorgt ansah. „Ist …“

„Teiou, ist alles in Ordnung mit dir?“ Der Dämon war aufgesprungen und auf den Dunkelhaarigen zugestürzt. Dieser war gerade erst wieder auf den Beinen und fand sich im nächsten Moment – dank Keikas Überschwang – erneut auf dem Boden sitzend wieder.

„Alles okay, außer dass du mit Steinen nach mir wirfst.“ Teiou sah ihn einen Moment vorwurfsvoll an, grinste dann aber erleichtert.

„Hab ich dich etwa getroffen?“ Vorsichtig hatte Keika dem Prinzen die blutverklebten Strähnen aus dem Gesicht gestrichen und betrachtete die noch immer feuchte Wunde an dessen Stirn.

„Nein, nur das Fenster. Teiou hat sich sehr elegant zur Seite geworfen.“ Tia, der neben sie getreten war, lachte leise und sah zu Santo, der eine der großen gläsernen Flügeltüren geöffnet hatte, um Komei rauszulassen. „Du musst sein Aussehen entschuldigen. Er wollte sich nicht waschen, bevor du wach bist und wenn er sich mal was in den Kopf gesetzt hat…“ Tia lächelte entschuldigend und Teiou machte nur eine abfällige Geste mit der Hand.

„Aber er blutet doch.“ Keika sah fragend in die Runde. „Warum ist die Wunde wieder da?

„Die Wunde hat er, seit wir euch beide gefunden haben. Die Narbe hat sich wieder geöffnet, da Teious Körper vermutlich den Ursprung des Dämons abstößt. Solange noch schwarzes Blut mit austritt kann Shuten-sama ihn nicht heilen. Aber es ist schon bedeutend heller geworden“, erklärte Santo, der nun langsam auf sie zukam und sich auf einem Sessel niederließ.

„Bevor Tia das nicht heilen kann, lohnt es sich ja auch nicht mich zu waschen. Da wird alles wieder blutig und ich kann von vorne anfangen.“ Der Prinz grinste breit, was sogar Tia mittlerweile überzeugt hatte, dass Teiou wieder normal war.

Teious Rumalberei wurde von dem Kirin unterbrochen, das den Raum wieder betrat. Unter seinen Hufen knirschten und zersplitterten Glasscherben, die immer noch auf dem Boden lagen. Der Blick des Tieres streifte kurz Keika und für einen Moment wirkte es so, als wollte es auf den Dämon losgehen. Unter Santos strengem Blick besann sich Komei aber und trabte mit gesenktem Haupt auf den Tenno des Nordreiches zu. Vor dessen Füßen ließ er den Stein fallen, den Keika noch vor wenigen Minuten in der Hand gehalten und dann quer durch den Raum geworfen hatte.

„Was ist das überhaupt für ein Stein? Ein normaler Torikostein doch auf keinen Fall.“ Fragend sah der Shuten Santo an, der den Stein betrachtete. Er schien den fragenden Blick des Shuten ignorieren zu wollen. „Santo-sama! Erklärt es mir!“

Der Tenno zuckte mit den Schultern. „Soweit ich weiß, gibt es unterschiedliche Arten von Steinen. Kosei hat sich damit intensiver auseinandergesetzt, weil er nicht akzeptieren wollte, dass die Torikosteine den Dämonensteinen so ähnlich sind. Ich hab per Zufall seine Aufzeichnungen gefunden. Er war unter anderem der Ansicht, dass es auch leere Steine gibt, die den Benutzer in sich hinein ziehen und einschließen. Wie es schon in den alten Geschichten zum Teil erzählt wird. Irgendwie hat er es geschafft Torikosteine auf ihr Leersein zu prüfen. Letztlich weiß ich selbst nicht, ob der Stein soviel anders ist als die Restlichen, aber er ist einer der größten und mächtigsten Steine, die man je gefunden hat. Ich besitze ihn deshalb schon sehr lange und habe ihn nicht verkaufen lassen. Warum weiß ich nicht. Aber letztlich vermutlich aus weiser Voraussicht.“ Er sah Teiou kurz amüsiert an, der nur das Gesicht verzog. „Ich hab Kosei gebeten ihn zu prüfen und nach seiner Aussage war es ein freier Stein, in den man einen Geist bannen könnte. Wie wusste er nicht, aber das hat ja dann Keika herausgefunden. Ich bin aber auch nur zufällig auf die Idee gekommen, dass ein solcher Stein der Schlüssel sein könnte.“

„Immerhin ist wer drauf gekommen.“ Teiou betastete vorsichtig seine Stirn, froh darüber, dass da nichts Fremdes mehr war, während Keika entsetzt den wieder aufgetauchten Stein anstarrte. Dieser schimmerte matt bläulich und schien das strahlende Sonnenlicht, das auf ihn fiel, aufzusaugen.

„Schmeißt ihn bloß weg“, flüsterte er leise und sah dann Santo direkt in die Augen. „Ihr sollt ihn zerstören! Tut es doch, bitte!“ Seine Stimme wurde lauter und er war aufgesprungen, um sich einige Schritte von dem Torikostein zu entfernen. Teiou meinte unterschwellig etwas leicht Panisches in der Stimme des Dämons mitschwingen zu hören.

Komei sah den Dämon mit schräg gelegtem Kopf an und neigte sich dann elegant zu seiner Beute, die er seinem Herrn so stolz präsentiert hatte. Unter lautem Krachen und Knirschen fraß das Kirin den Stein.

Keika atmete erleichtert auf und ließ sich erleichtert auf einen Sessel fallen.

„Was war jetzt so schlimm an dem Stein?“, fragend sah Teiou ihn an und auch Tia schaute interessiert zu dem Silberhaarigen. „Der Dämon war doch jetzt da hinein gebannt.“

Keika warf den beiden einen vielsagenden Blick zu, die nun vor ihm standen und auf eine Antwort warteten. „Es hat nicht viel gefehlt und mein Geist wäre in dem Stein geblieben. Dann hätte dieses Kirin mich zermalmt und nicht Nabonid. Also was war an dem Stein wohl so schlimm? Er hätte mein ewiges Gefängnis werden können!“

„Oh“, kam es fast gleichzeitig von den beiden jungen Männern, die nun doch ein wenig schuldbewusst dreinschauten, obwohl sie nichts dafür konnten. Santo saß schweigend in seinem Sessel und tätschelte Komeis Hals, der noch die letzten Splitter vom Boden leckte.

„Dann hat das mit dem Blut diesmal nicht funktioniert?“ Tia deutete fragend auf Keikas verkrustete Handgelenke, die dem Dämon erst jetzt wieder in den Sinn kamen. Er schüttelte den Kopf. „Nein, vermutlich war Nabonid zu stark, um von meinem Blut beherrscht zu werden, oder es lag an dem leeren Stein.“ Er zuckte mit den Schultern und betrachtete den weißen Schorf an seinen Gelenken.

„Es ist ja jetzt vorbei.“ Santo lächelte und stand auf. Das Kirin sah fragend zu seinem Herrn auf und trabte dann schon mal zur Tür. Es spürte den nahenden Aufbruch. „Und wir können uns auch sicher sein, dass Teiou wirklich nur Teiou ist.“ Der Blonde legte dem Shuten im Vorbeigehen kurz eine Hand auf die Schulter, was sich eigentlich nicht gehörte, und folgte dem Kirin dann zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um und verneigte sich vor dem Shuten. „Ich danke Euch für den Empfang, Shuten-sama. Gebt auf Euch und Eure Freunde gut acht.“

Teiou ließ sich auf die Lehne von Keikas Sessel sinken und sah Santo nach. „Ein sehr förmlicher Abgang. Als ob er dir danken müsste, Tia.“ Der Prinz schüttelte kurz den Kopf. „Ich danke dir, Santo!“, rief er laut durch die schon wieder geschlossene Tür. „Wir sehen und beim nächsten Turnier!“ Von draußen hörte man nur Komei wiehern.

„Du bist unmöglich, Teiou.“ Tia lachte leise und schüttelte amüsiert den Kopf.

„Allerdings. Du bist unmöglich. Eine förmlichere Entschuldigung wäre angebracht gewesen“, murmelte Keika leise und umarmte den Schwarzhaarigen, „aber ich bin froh dich wiederzuhaben.“

„Ich weiß“, erwiderte dieser, drückte ihn an sich und grinste selbstzufrieden vor sich hin.
 

~~~~~

Nachwort:

Nach langer Zeit das letzte Kapitel. Es folgt noch ein kurzer Epilog. Ich hoffe ich schaffe das recht bald.

Epilog

Epilog
 

Entgeistert starrte Teiou die Münze in seiner Hand an. Mit der anderen hielt er den Lederbeutel fest umklammert, den er sonst immer am Gürtel trug.

Es war noch sehr früh. Draußen verzog sich gerade der nächtliche Dunst und vereinzelte Sonnenstrahlen fielen bereits durch die großen Fenster. Sie saßen in einem der großen Teehäuser im Vergnügungsviertel. Keika hatte es sich auf einem der Sessel bequem gemacht und kraulte Hyogyoku, der auf seinem Schoß saß und leise gurrte. Kuja lehnte lässig an der Wand und betrachtete Teiou amüsiert, der auf einem Kissen auf dem Boden saß.

„Jetzt gebt mir endlich die Münze, Teiou-sama. So schwer kann das doch nicht sein.“ Die junge Frau kniete vor Teiou und lächelte dem Prinzen aufmunternd zu. Allerdings wirkte sie bereits ein wenig ungeduldig.

Im Hintergrund räumten einige andere Mädchen Schalen und Becher zusammen und beseitigten die gröbsten Spuren der letzten Nacht. Ab und zu schauten sie zu der kleinen Gruppe und lachten leise.

„Das bereitet mir ziemliche Kopfschmerzen, weißt du?“ Teiou sah sie fast flehend an, wie ein kleiner Junge, dem man seinen liebsten Schatz klauen wollte.

„Na, so lange das nur der beginnende Kater ist und nicht DIE Art von Kopfschmerzen.“ Kuja nahm einen Schluck aus seinem Becher und grinste Keika wissend an, der leise auflachte. „Ich hoffe doch nicht. Davon habe ich erstmal genug. Jetzt gib ihr doch endlich die Münze. Ayame will hier auch fertig werden.“

„Nein! Das kann ich nicht.“ Trotzig schüttelte Teiou den Kopf, sodass ihm etliche Strähnen ins Gesicht fielen.

„Kuja, hilfst du dem General bitte mal? Sonst wird das nichts mehr.“ Immer noch lachend betrachtete Keika seinen Freund, der ihn nur entsetzt ansah.

Kuja wankte ein wenig, als er sich von der Wand abstieß und die zwei Schritte auf Teiou zuging. Die Spuren der vergangenen Nacht konnte man ihm deutlich anmerken. „Entschuldigt, ich habe meine Befehle.“ Der blonde Offizier grinste Teiou breit an und nahm ihm die Münze ab. Teiou wehrte sich nicht wirklich und sah nur resignierend zu, wie Kuja sie Ayame in die Hand drückte, in der sie schon einige Münzen hielt.

„Danke sehr.“ Lachend verneigte sie sich vor Teiou, wobei ihr langes braunes Haar den Boden berührte. Dann stand sie leichtfüßig auf, drückte Kuja flüchtig einen Kuss auf und gesellte sich zu den anderen Mädchen, die bereits eifrig aufräumten.

„Oh Mann.“ Teiou fasste sich an den Kopf und starrte in seinen leeren Lederbeutel. „Ich bin pleite. Wir sind pleite, Keika. Das war mein ganzes letztes Monatsgehalt. Draufgegangen für eine einzige Nacht. Wir werden elendig verhungern.“ Der Dunkelhaarige ließ sich seufzend nach hinten fallen und lag nun, Arme und Beine weit von sich gestreckt, auf dem Boden.

„Sicher werden wir das.“ Die Stimme des Dämons klang sehr gelassen und er hob eine Hand, um sein Gähnen zu verdecken. „Aber das warst du deinen Leuten mehr als schuldig.“

„Genau.“ Kuja hatte sich mittlerweile auf einen Sessel gesetzt. Vermutlich weil er nicht mehr stehen konnte. „Und wenn es ganz ernst wird, kocht Ayame uns was, nicht wahr, Ayame.“ Er legte den Kopf weit in den Nacken und sah zu den jungen Frauen, die hinter ihm geschäftig umherliefen. „Phhh… Du kannst selber kochen, Kuja!“, meinte Ayame schnippisch und sah ihren Freund vielsagend an, bevor sie sich, die Arme voll Geschirr, abwandte und den Raum verließ. Einige andere folgten ihr amüsiert kichernd.

„Und die willst du wirklich heiraten?“, vernahm man Teious Stimme ein wenig undeutlich vom Boden.

„Ich glaube schon“, murmelte Kuja und leerte seinen Becher mit einem Zug.
 

„Teiou, pass auf!“

Der Boden raste unter ihnen hinweg und er hielt sich mit einer Hand die Augen zu, während er sich mit der anderen an Teiou festklammerte. „Wir hätten niemals fliegen dürfen…“, murmelte er leise und im nächsten Moment spürte er einen heftigen Ruck. Dann rollten sie beide durch das noch taufeuchte Gras. Auf dem Rücken blieb er, alle Viere von sich gestreckt, liegen und blinzelte vorsichtig in das Licht der aufgehenden Sonne.

Über ihn beugte sich Teiou und grinste leicht. „War doch halb so wild.“ Der Prinz lachte und im nächsten Moment küsste er Keika sanft, der die Augen wieder geschlossen hatte und reglos dalag, weil sich noch alles um ihn herum drehte

„Halb so wild? Das war ein Horrortrip“, brummte der Dämon vor sich hin und sah Teiou ein wenig vorwurfsvoll an. „Dank dir ist mir jetzt schwindlig …“

„Weichei!“

Empört richtete Keika sich ein Stück auf und starrte Teiou schmollend an, der schon wieder auf den Beinen war und seine Kleider glatt strich, was an seinem etwas heruntergekommenen Aussehen nicht viel änderte. Man sah ihm die durchgemachte Nacht durchaus an.

„Schau nicht so.“ Teiou lachte, während er sich vor Keika hockte und diesem durch die Haare wuschelte. „Wir sind doch heile runter gekommen und wenn du das nicht aushältst bist du wirklich nicht sonderlich hart im Nehmen.“ Für diese Bemerkung fing er sich gleich den nächsten giftigen Blick von Keika ein, der wohl mehr als berechtigt war. Wer hatte denn die letzten Wochen besonders viel aushalten müssen?

„Ich zeig dir gleich, wer hier hart im Nehmen ist.“ Etwas unwirsch zog Keika Teious Hand aus seinen Haaren, die nun völlig durcheinander waren, und zog sich hoch, was den Prinzen ein wenig aus dem Gleichgewicht brachte. „Wer wird denn in ein paar Stunden jammern, dass er einen furchtbaren Kater hat. Du oder ich?“ Der Dämon hatte die Arme in die Seite gestemmt und sah den Dunkelhaarigen herausfordernd an. „Ich würde ja auf dich wetten.“

Teiou grinste schelmisch. „Okay, ich halte dagegen.“ Er machte einige Schritte auf Keika zu. „Du hattest auch mindestens einen Becher zu viel“, flüsterte er dem Dämon zu, der nun leicht errötete, weil er das nur allzu gut wusste. Lachend umfasste Teiou Keikas Taille und warf sich den überraschten Dämon über die Schulter, der zunächst völlig überrumpelt war, dann aber empört protestierte.

„Lass mich runter Teiou. Ich will lieber selber laufen! Ich kann noch laufen. Sehr gut sogar! Ganz im Gegensatz zu deinen Flugkünsten…“ Eine Weile trommelte er auf Teious Rücken, der sich davon wenig beeindruckt zeigte. Letztlich gab er auf und fand sich mit seiner ausweglosen Situation ab. Teiou würde die paar Meter bis zu ihrem Häuschen und dem gemeinsamen Bett ja hoffentlich noch unfallfrei überwinden können, auch wenn er leicht schwankte…
 

Das fröhliche Zwitschern eines Vogels weckte ihn. Neben ihm regte sich Teiou und zog sich stöhnend die Decke über den Kopf. „Zu viel Licht, nicht so laut …“, vernahm Keika das noch sehr verschlafene Brummen des Prinzen.

In Keikas Kopf pochte es dumpf. Das Singen des Vogels war unnatürlich laut, jedenfalls empfand er es so. Vermutlich hatte Teiou es richtig erkannt und Keika hatte wirklich ein oder zwei Becher zu viel getrunken. Er war nicht so abgehärtet wie Teiou, aber dem schien es auch nicht viel besser zu gehen, soweit er das von den bisherigen Reaktionen des Prinzen her deuten konnte.

Er brauchte einen Moment, bis er richtig wach war, seine Umgebung bewusst wahrnahm und seinen Kater mehr oder weniger verdrängt hatte. Vor ihm auf dem Bett saß die Quelle des Vogelgesangs. Hyogyoku wippte dort auf und ab, flötete freudig vor sich hin und machte einen Heidenlärm, den er erst einstellte, als Keika ihm die nötige Aufmerksamkeit schenkte.

„Shhhhhh.“ Der Dämon legte den Finger an die Lippen und der Vogel legte aufmerksam den Kopf schräg. „Nicht so laut. Oder willst du, dass Teiou gleich wieder sauer auf dich ist?“

Das blau gefiederte Tierchen wippte ein- zweimal auf und ab, als überlegte es, ob es das Risiko eingehen konnte und weiter singen sollte. Letztlich schien es zu dem Schluss zu kommen, es lieber bleiben zu lassen. Hyogyoku flatterte stattdessen zum Fensterbrett, pickte dort etwas Grünes auf und kam zurück zu Keika, auf dessen Schulter er sich freudig gurrend niederließ.

Keika lachte leise, als er Hyogyoku längliche, spitz zulaufende Blätter aus dem Schnabel nahm, die dieser ihm stolz als Beute präsentierte. „Da wird sich Teiou aber freuen.“ Der Dämon grinste leicht und schob sich eines der Blätter in den Mund. Dann wandte er sich dem schlafenden Dunkelhaarigen neben sich zu. Sanft strich er ihm durch die wirren schwarzen Haare.

„Diesmal werden sie wirken Teiou…“, flüsterte er leise. „Ganz sicher.“
 

ENDE
 

Ich hab ja mal gelesen, ein gutes Buch endet so wie es angefangen hat. Hier mein Versuch der Umsetzung.

Ich bedanke mich fürs Reinschauen und Lesen und sage bis bald ^^.

LG kiya



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Kommentare zu dieser Fanfic (25)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Hikaru-Chan
2012-03-10T13:39:38+00:00 10.03.2012 14:39
Ich bin froh, dass sich alles zum Guten gewendet hat. Freut mich ehrlich :)
Die FF hat mir wirklich gut gefallen. Die Geschichte war angenehm erfrischend und spannend noch dazu!
Ich hoffe bald noch etwas Anderes von dir lesen zu dürfen, da dein Schreibstil es mir sehr angetan hat ;)

lg,Hikaru
Von:  Hikaru-Chan
2012-03-10T12:24:06+00:00 10.03.2012 13:24
Na, endlich weiß man bescheid. Hat man sich die ganze Zeit denken können. Ach, der arme Keika hat es nicht leicht.

Mir gefällt die FF wirklich gut. Die Charaktere machst du sehr gut verständlich. Es ist so, als ob das ein extra Manga wäre, hab ich das Gefühl. :) Mir gefällt auch dein Schreibstil ausgesprochen gut, lässt sich leicht lesen und die Beschreibungen sind gut vorstellbar.
Sehr gute Arbeit, meine Liebe :D

lg, Hikaru
Von:  Miracel
2009-12-27T21:44:46+00:00 27.12.2009 22:44
Das Ende ist dir echt gelungen, und es war schön zu lesen, dass es ein Happy End gibt.
Ist auch klar, wer von beiden nen größeren Kater haben muss. Auch wenn Keika ein Glas zuviel getrunken hatte, er würde es nie so offen zeigen wie ein gewisser anderer, der ganz bestimmt den ganzen Tag nicht aus Bett kommen wird. Aber ich an Keikas Stelle würde mich nach solchen Wochen auch betrinken...
...Und dann den ganzen Tag mit dem Liebsten im Bett, unter der Decke verbringen, ihn nie wieder loslassen.
Ich hoffe auch, die beiden haben noch eine Weile, in der sie so unbeschwert sein können. Man weiß ja nie, was als nächstes so alles passieren wird.
Von:  Miracel
2009-12-27T15:43:49+00:00 27.12.2009 16:43
Gott sei dank, Keika hat ihn wieder! Den Epilog lese ich heute bend, ich freu mich drauf...

Gruß Mari77
Von:  Luinaldawen
2009-12-19T12:39:32+00:00 19.12.2009 13:39
Ein sehr, sehr schönes Ende. ^-^ Die beiden haben sich das auch wirklich verdient, nach dem ganzen Stress.

Ein gelungener Abschluss zu einer tollen Fanfic, ich hoffe, es gibt bald etwas Neues von dir zu lesen!

~*Luina*~
Von: abgemeldet
2009-12-18T23:16:54+00:00 19.12.2009 00:16
Wie schön doch so ein Happy End sein kann... und doch schade, dass es zu Ende ist. Aber alles hat eben ein Ende...

Der Abschluss ist dir gut gelungen und nach all dem Bangen ist es wirklich schön, wieder etwas zum Schmunzeln zu haben. Danke dafür!




Von:  Luinaldawen
2009-10-31T11:04:52+00:00 31.10.2009 12:04
Ein sehr schönes Kapitel. ^-^ Aber Keika geht für Teiou wirklich viele Risiken ein - das muss wahre Liebe sein. X3
Aber es war klar, dass Teiou scheißegal ist, wie knapp es für ihn selber gewesen ist, Keika ist wichtiger. XD Ich fand es sehr niedlich, wie er stur an Keikas Seite geblieben ist. *-*
Ich bin schon sehr auf den Epilog gespannt. Wie Idrilium schon sagte: Die beiden haben sicher ne Menge nachzuholen. X3
Von: abgemeldet
2009-10-27T09:40:51+00:00 27.10.2009 10:40
Gott sei dank, er ist wieder da! Denn Teiou weg, dass geht net! Das mit dem leeren Torikostein ist echt cool und auch, dass Komei nicht mehr einfach so auf Keika losgeht, wie früher. Er hätte sich warscheinlich einfach umrennen lassen, war doch schon mitgenommen genug... Teiou und Keika müssen jetzt aber einiges nachholen, oder? ;-) Freue mich aufs nächste chapi und nicht so schlimm wenns länger dauert, wie du siehst bin ich auch nicht besser...*snif*

gruß
idril
Von:  Luinaldawen
2009-10-17T20:45:54+00:00 17.10.2009 22:45
So, ich habe deine ff jetzt fast in einem Rutsch durchgelesen und muss sagen, sie ist ech toll! Dein Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, ich war direkt gefesselt.
Vor allem gehst du auf die Frage ein, die mich seit ich den Manga durch habe (also zwei Wochen XD) beschäftigt: was ist mit dem Dämon, der in Teious Körper sitzt?
Allerdings habe ich mich schon gewundert, dass Keika so lange gebraucht hat, bis er darauf gekommen ist, er kannte die Gefahr doch eigentlich auch... nyaaa... egal XD
Ich hoffe jedenfalls, dass sich im nächsten Kapitel alles zum Guten wenden wird. XDD Wenn nicht, gibts Ärger. XD

Lg
~*Luina*~
Von:  Miracel
2009-08-29T21:31:46+00:00 29.08.2009 23:31
Hach, es ist sooo spannent, ich zittere förmlich, auf dass Teiou noch zun retten ist.
Ich hoffe, hoffe, hoffe es.

Und so warte ich mit Spannung auf das Ende.
Gruß Mari77


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