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Zwiegespalten

Duo cum faciunt idem, non est idem.
von

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Step 5

Vorwort: Nach einer kleinen technischen Panne mit Zeitverzögerung, hier nun endlich das neue Kapitel. Ich werde mich bemühen noch vor Ostern das nächste fertig zu bekommen, da danach meine Zeit eher knapp bemessen sein wird :(
 


 

Kapitel 5
 

Nervös schritt Keika durch den massiven Torbogen, der den Eingang zu den Verließen darstellte. Er wollte Teiou sehen, wusste aber noch nicht, wie er ihm gegenübertreten sollte. Endlich hatte er sich einen Reim auf Teious Verhalten machen können, wusste was mit dem Prinzen los war, aber wie sollte er sich verhalten? Es musste ein Dämon sein, Teiou musste von einem Dämon besessen sein, sonst würde er nie so handeln wie er es getan hatte. Aber wie sollte er ihm gegenübertreten? Wie sollte er diesem vertrauten, aber fremden Wesen gegenübertreten?

Während er die Treppen hinab stieg, die zu den unterirdischen Gängen führten, welche nur schwach von Fackeln erleuchtet, kalt und feucht waren, gingen ihm immer wieder die Ereignisse der letzten Stunden durch den Kopf. Es war so viel geschehen und er hatte so wenig getan …
 

Zusammen mit Kuja saß er bereits eine halbe Ewigkeit in einem der Empfangssäle des Tenshu Turmes. Beide schwiegen sie sich an, noch völlig erschüttert von den Ereignissen der vergangenen Stunden, während sie auf den Shuten warteten. Kilian war bei den Soldaten des Himmelsturms geblieben. Er hatte wie diese im Tumult einige Schrammen abbekommen und wurde noch von Heilern behandelt.

Teious Angriff auf den Tenno des Nordens und die damit zusammenhängende gewaltsame Auseinandersetzung, hatte natürlich Unruhen und zum Teil auch Panik ausgelöst. Nachdem man Teiou endlich Herr geworden war, hatte der Shuten verlauten lassen, dass der Platz geräumt und die noch offenen Wettkämpfe vertagt werden würden. Es hatte gedauert, bis der Platz um die Arena geräumt war, da alle wild durcheinander liefen oder den Weg versperrten, weil sie gaffen wollten. Der Shuten selbst hatte die Räumung von seiner Loge aus beaufsichtigt, vermutlich auch, um ein wenig in Ruhe über das Geschehene nachdenken zu können, ohne gleich von sämtlichen Höflingen bestürmt zu werden.

Der blonde Shuten ließ sie lange warten, tauchte nun aber endlich in der großen Flügeltür auf, die er hinter sich schloss und dagegen sank um kurz durchzuatmen. Erst dann sah er sie an, nickte Keika kurz zu und schenkte Kuja ein Lächeln, während er zu einem der Sessel ging und sich darauf niederließ.

„Ich denke, du hast mir einiges zu erklären, Keika.“ Er sah den Dämon vielsagend an, der aufgestanden war um sich zu verneigten und nun leicht nickte. „Ich werde mich bemühen, Shuten-sama. Aber ich habe selbst noch nicht für alles eine Erklärung.“ Tia machte eine fordernde Handbewegung und Keika begann zu berichten:

Von dem Tag, wo Teiou das erste Mal über Kopfschmerzen geklagt hatte und ausgeflippt war …

Von seinem Angriff auf Kuja, der als lebendes Beispiel für Teious Raserei bei ihnen saß …

Von dem aggressiven Verhalten, das Teiou allen Menschen gegenüber wegen noch so kleiner Kleinigkeiten an den Tag gelegt hatte …

Von dem Vorfall mit den entflohenen Schramm Dämonen …

Von Teious verräterischer Augenfarbe …

Von dem Abend, an dem der Dunkelhaarige wieder normal gewesen war …

Und letztlich von seinem Verdacht, dass nicht Teiou an allem schuld war, sondern ein Dämon, und zwar der Dämon, der den Prinzen angegriffen hatte, als dieser den Generalfeldmarschall Seijun-Shogun getötet hatte.

Tiarandear hörte ihm aufmerksam zu und gab ab und zu einen bestätigenden Laut von sich. Keikas Schilderungen und Schlussfolgerungen klangen plausibel, ließen aber auch Fragen offen. Fragen, deren Antworten nur Teiou bzw. Teious zweites Ich kannte.

Seufzend erhob sich der Shuten. „Ich werde mal nach den verletzten Beteiligten sehen. Dich Keika bitte ich zu Teiou zu gehen. Man hat ihn sicher in die hinteren Verließe gebracht. Bring in Erfahrung, ob dein Verdacht stimmt und wie wir das Problem lösen können. Aber geh bitte nicht alleine. Nimm Ashray oder einen der Generäle mit, die Teiou zur Not einigermaßen gewachsen sind. Wir sehen uns heute Abend hier wieder.“

„Wie Ihr wünscht, Shuten-sama.“ Noch einmal verneigte sich Keika leicht vor dem Shuten, bevor dieser den Raum wieder verließ.
 

Seine Schritte hallten von den feuchten Wänden wieder. Die Luft war kühl und nass roch modrig und wirkte schwerer, je tiefer er stieg. In einem kleinen Raum am Ende der Treppe, der als Wachraum diente und in dem es wärmer und trockener war als in den Gängen, saß ein alter Soldat, der nun aufstand. „Schickt Shuten-dono Euch nach dem Verrückten zu sehen?“ Keika nickte und der Alte forderte ihn mit einem Handwink auf ihm zu folgen.

Sie folgten einem breiten Gang, in dem ihnen zwei Wächter entgegen kamen, die gerade ihren Rundgang beendeten. Mit einigem Abstand folgten Keika ein General aus dem Norden und ein Feldmarschall des Himmelsturms, seine beiden Wächter, die Tia verlangt hatte. Er hatte darauf verzichtet Ashray zu fragen, weil er in Ruhe mit Teiou bzw. dem Dämon reden wollte und der Prinz des Südens da eher nicht die geeignete Begleitung war.

Auf den Hauptgang der Verließe, an dem auch die Wachstube der Soldaten lag, die hier unten Dienst hatten, folgten noch einige kleinere verästelte Gänge, bis sie zu einer massiven Holztür kamen, hinter der die Zelle lag, in die man Teiou gebracht hatte. Seine Begleiter blieben stehen und er nickte ihnen zu, dankbar, dass er die Möglichkeit bekam alleine mit Teiou zu sprechen. Sie würden hier warten und wenn etwas passieren sollte, wovon er nicht ausging, wofür sie aber ein Zeichen vereinbart hatten, hatten sie die Vollmacht einzugreifen.

Noch einmal atmete er die kühle Luft ein und schritt dann durch die Tür, die beim Öffnen und Schließen leise knarrte.

Er befand sich in einem schmalen Gang, der vielleicht drei Meter lang war. Vor ihm stand ein Holzhocker, der schon ein wenig wacklig wirkte. Rechts von ihm ragten die schweren Gitterstäbe aus dem Boden und dahinter erstreckte sich Teious Zelle, die nur so groß war, dass man sie mit zwei oder drei langen Schritten durchmessen konnte.

Keika befestigte die mitgebrachte Laterne an der dafür vorgesehenen Vorrichtung und setzte sich auf den Hocker. Die Hände im Schoß liegend betrachtete er die Zelle und ihren Insassen:

Teiou lag bewusstlos auf der Seite, unter sich eine dünne Matte aus geflochtenen Schilfblättern. Die Hände hatte man ihm auf dem Rücken zusammengebunden und um den Fuß trug er eine Fessel, mit der er an einen Eisenring in der Wand gekettet war. Seine Kleider waren von der Rangelei mit den Soldaten zerfetzt und sein Stirnband schien er dabei auch verloren zu haben, jedenfalls trug er es nicht, sodass die Narbe auf seiner Stirn deutlich zu sehen war. Eine im wenigen Licht schwarz glänzende Flüssigkeit verklebte seine Haare und war dem Prinzen über die Schläfe ins Gesicht gelaufen. Blut, aus einer Wunde, die er Ashray zu verdanken hatte, dem wilden Prinzen des Südens …
 

„Haltet ihn auf!“, hörte er sich selber rufen. Soldaten stürmten von mehreren Seiten auf den Platz, wo Teiou gerade erneut auf Santo losging. Neben ihm sprang nun auch Kilian über die Holzbrüstung, um den Soldaten zu helfen.

Die Ersten waren bereits im Einzugsbereich des Kampfes angelangt und versuchten Teiou beizukommen, der sich nun umwandt und die Soldaten eiskalt ansah, sodass einige noch sehr junge Rekruten, für die dies anscheinend ihr erster größerer Einsatz war, erschrocken stehen blieben. Einen Augenblick später lagen bereits einige am Boden und krümmten sich mit schmerzverzerrtem Gesicht. Teiou hatte sie voll erwischt und er war schnell, verdammt schnell. Es dauerte keinen Atemzug, da hatte sich der Dunkelhaarige schon wieder seinem ursprünglichen Opfer zugewandt und kümmerte sich nur am Rande um die Soldaten, die für ihn anscheinend keine wirkliche Bedrohung darstellten.

Santo hatte mittlerweile statt dem üblichen Stock, der für die Turniere benutzt wurde, ein Schwert in der Hand, das er von einem der am Boden liegenden Soldaten genommen hatte. Er stand aufrecht vor Teiou, allerdings in defensiver Haltung. Sein Gesicht schien angestrengt, wohl auch, weil er sich im vorhergehenden Turnierkampf gegen Teiou schon ziemlich verausgabt hatte. Dennoch schaffte es der Tenno mehrere von Teious Schlägen abzufangen und sogar einen zu kontern, was Teiou aber nicht aus dem Konzept zu bringen schien. Vielmehr schien er sich über die Gegenwehr seines Opfers zu amüsieren.

Mittlerweile hatte Keika es auch irgendwie fertig gebracht in die Mitte des Platzes zu gelangen, befand sich nun zwischen Verwundeten und deren Kameraden, die sie aus dem Schussfeld ziehen wollten, und denjenigen, die weiterhin versuchten an Teiou heran zu kommen. Er spürte das Kribbeln eines Bannkreises und blieb stehen. Vor ihm waren nur noch der Prinz und der Tenno, die durch einen Bannkreis abgeschottet waren, den er nicht ohne weiteres durchbrechen konnte.

Man konnte kaum noch etwas erkennen, da sehr viel Staub durch die Luft wirbelte, nachdem Teiou erneut auf Santo zugeschnellt war und ihn diesmal anscheinend richtig getroffen hatte. Teious Magie hing noch in der Luft, die davon leise zu knistern schien. Keika hörte den blonden Tenno nur aufstöhnen und seinen Schatten zu Boden gehen. Der Bannkreis löste sich auf. Anscheinend hatte Santo ihn errichtet, damit die Wucht des Angriffs nicht nach außen drang und unbeteiligte verletzte. Er hörte Teious Stimme, die Santos Tod bekräftigte, bevor dieser vor ihm auftauchte, ihm aber keine Beachtung schenkte, sondern sich der Loge des Shuten zuwandte.

Es war nicht schwer für Keika zu erraten, was Teiou als nächstes vorhatte. Nachdem er Santo erledigt hatte, wollte er Tia aus dem Weg räumen.

Etwas unschlüssig stand er da, wusste nicht, ob er nun nach dem Tenno sehen, der im schlimmsten Fall tot und im besten Fall nur schwer verletzt war, oder Teiou aufhalten sollte.

Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass der Platz mittlerweile von hochrangigen Militärs umstellt war, die sich hier aufgrund der Präsenz des Shuten und der Königsfamilien in großer Zahl aufhielten. Anscheinend hatte man mehrere Banne um das Feld gelegt, um die Zuschauer zu schützen, die zum Teil in Panik geraten waren, und auch um Teiou nicht die Möglichkeit zu geben noch außerhalb des Platzes zu wüten.

„Teiou, hör endlich auf mit dem Wahnsinn, dass bist doch nicht du!“

Seine Stimme klang verzweifelt und eigentlich wusste er doch genau, dass er mit Worten nichts erreichen konnte. Teiou wandte sich ihm nicht einmal zu, sondern hielt auf die Loge des Shuten zu, ohne den Soldaten Beachtung zu schenken die immer noch versuchten ihn aufzuhalten.

„Wo willst du denn hin, Teiou?“

Eine für einen Krieger recht kleine unscheinbare Gestalt war vor Teiou in der Luft aufgetaucht und erst auf den zweiten Blick erkannte Keika Ashray, der seine Streitaxt lässig mit einer Hand schwang und in der anderen eine kleine Flamme tanzen ließ.

Um sie herum wurde es hektisch. Die Soldaten zogen sich zurück, halfen den Verletzten möglichst schnell an den Rand des Platzes zu kommen. Immerhin würden hier jetzt zwei Generalfeldmarschälle aufeinander losgehen, der eine voller Ungestüm, der andere völlig wahnsinnig, aber beide mit einer unglaublich starken magischen Kraft beseelt.

Keika ließ sich neben Santo nieder, der immer noch am Boden lag, zu Keikas Erleichterung aber trotz seines Blutgetränkten Hemdes noch regelmäßig atmete. Er konnte ihn nicht alleine hier wegschafften, würde aber wenigstens versuchen den Tenno vor den Angriffen der beiden Generäle zu schützen.

Teiou war die Wut ins Gesicht geschrieben. Wahnsinn und Hass blitzten in seinen Augen, dann ging er auf Ashray los, der geschickt auswich, lachte und dem Prinzen des Ostens einen Feuerstoß entgegen schleuderte.

„Daneben. Zielen konntest du aber ja noch nie gut.“

Ashray schien ihn provozieren zu wollen, wollte, dass Teiou ihn noch stärker angriff, als er es schon tat. Vermutlich erkannte keiner außer Keika, dass Teious Angriffe bei weitem stärker waren, als sie es hätten unter normalen Umständen sein dürfen. Der Dämon in Teiou schien dessen Kraft noch einmal zu vervielfältigen, was Teiou zu einer mehr als ernsten Bedrohung werden ließ, mit Sicherheit auch für Ashray.

Die beiden jagten sich gegenseitig über das ganze Feld und beide schienen nicht müde zu werden, obwohl Teiou schon bedeutend länger kämpfte als Ashray. Feuer und Lichtstrahlen schossen über den Platz, Magie erfüllte die Luft um sie herum, und Keika hatte sich schützend über Santo gebeugt, da er sie leider nicht durch einen Bannkreis schützen konnte und es ihm unmöglich war den Verletzten vom Platz zu schaffen.

Mit der Zeit schien auch Ashray aufzufallen, wie stark sein Gegenüber war. Der Rothaarige wurde vorsichtiger, wich den Angriffen lieber aus, als sich in diese hineinzuwerfen und zu kontern. Teiou schien das Spektakel nach einer Weile zu bunt zu werden und er sammelte sich, um Ashray einen gewaltigen Schlag zu versetzen. Man sah nichts, als Teiou seine Macht gänzlich entfesselte. Nur die Beschwörungsworte hallten überdeutlich über den Platz.

„Hyakugeki Hyakuchu Tatsumaki Raikoudan!“

Es war, als würde ein Sturm über sie losbrechen. Es donnerte und blitzte und Keika hatte die ganze Zeit ein Rauschen und Klingen in den Ohren. Er sah kurz auf sah einen rötlichen Schein, der vermuten ließ, dass Ashray sich dort befand. Wenn er direkt getroffen war, dann war er mit Sicherheit tot. Diesen Schlag hätte niemand überleben können, wenn er direkt getroffen worden wäre.

Er konnte Teiou lachen hören. Aber es klang so fremd. Das Rauschen verebbte langsam und dann hörte man nur noch einen dumpfen Schlag und ein Geräusch, wie wenn jemand hart auf den Boden prallt. Es klang genauso, wie Kuja, als dieser von Teiou auf den Boden geschleudert worden war. Der Unterschied war, wie Keika erkannte als sich der ganze aufgewirbelte Staub gelegt hatte, dass Teiou beziehungsweise dessen Körper nun reglos am Boden lag.

Ashray zog über ihnen triumphierend seine Kreise und schwang das mit Blut befleckte Zanyousu, mit dem er Teiou anscheinend rücklings eins übergezogen hatte.
 

Er wusste nicht, wie lange er schon da saß und den Bewusstlosen betrachtete, während er in Gedanken den vergangenen Tag noch einmal durchging. Sicherlich war schon mindestens eine Stunde vergangen und endlich regte sich Teiou hinter den Gitterstäben.

„Mein Kopf …“ Der Dunkelhaarige stöhnte leise und krümmte sich auf der dünnen Matte zusammen. Die Augen hatte er fest geschlossen. „Sei still, du hast mir nichts mehr zu sagen, du bist kaum noch der Rede wert, es ist nicht länger dein Kopf …“

Still und regungslos saß Keika da und schaute zu, wie Teiou sich aufzusetzen versuchte, was aufgrund seiner gefesselten Arme ein schwieriges Unterfangen zu sein schien. Die Augen ließ der Prinz dabei geschlossen, aber er sprach unentwegt mit sich selber: Mal in der Sprache der Himmelsbewohner, mal in der Sprache der Dämonen.

Irgendwann saß er dann doch aufrecht und lehnte sich an die Wand gegenüber von Keika. Als er die Augen aufschlug waren sie eisig grau.

„Wie ist dein Name?“

Keika sprach bewusst nicht in der Sprache der Himmelsbewohner und versuchte kühl und gelassen zu wirken. Er wollte nicht, dass der andere dachte er könne ihn weiterhin einschüchtern, wie er es in den letzten Wochen getan hatte. Da war zwar immer noch eine gewisse Angst vor ihm, aber zwischen ihnen lag ein Gitter, der Andere war gefesselt und außerdem spürte er die Banne, die zusätzlich um die Zelle lagen. Er würde schon das in Erfahrung bringen, was er wissen wollte und er war sich durchaus bewusst, dass er einen genauso stechenden und beängstigenden Blick draufhaben konnte, wie jeder andere Dämon auch.

„Ich bin Teiou, der jüngste Prinz des Ostens und …“

„Hör auf mit dem Geschwätz! Du bist sowenig Teiou, wie ich ein Himmelsbewohner. Also: Wie ist dein Name?“ In seiner Stimme ließ er Ungeduld mitschwingen und er sah sein Gegenüber herausfordernd an, der es ihm gleichtat, dabei aber grinste. „Oder weißt du nicht mehr wie du heißt? Es ist ja auch schon lange her, dass dich dein Herr Seijun-Shogun bei deinem Namen gerufen hat …“ Seine Stimme troff nur so vor Verachtung.

„Du bist ja so klug, Keika. Endlich bist du dahinter gekommen … wie lange hast du dafür gebraucht, um zu erkennen, wer dein Liebster ist? Vier oder fünf Monate?“ Der Dämon lachte und es klang seltsam hohl. „Aber gut. Mein Name ist Nabonid. Behalte dir den Namen gut, denn deinen Teiou gibt es nicht mehr.“

„Wenn es Teiou nicht mehr gäbe, dann wäre ich wohl schon lange tot, nicht wahr? Du hattest genug Chancen mich zu beseitigen, aber du hast es nicht getan.“

Keika lächelte. Er wusste genau, was er Teiou zu verdanken hatte. Vermutlich war es Teiou gewesen, der den Dämon immer dazu gebracht hatte sich von Keika abzuwenden, bevor er ihm etwas getan hatte. Und da hatte es wahrlich mehr als eine Situation gegeben.

„Du hast Recht.“ Nabonid schnaubte verächtlich und stieß sich so von der Mauer ab, dass er aufstehen konnte, an die Gitterstäbe herantrat und Keika mit seinen grauen Augen fixierte. „Immer wenn ich dich in die Ecke gedrängt habe, hat er mich abgelenkt und gezwungen von dir abzulassen. Anfangs brauchte ich dich noch, aber nach und nach wurdest du nutzloser und gefährlicher. Wobei … du hast so lange nicht kapiert was geschieht und als du es geschnallt hast, war es beinahe zu spät. Um ein Haar hätte ich dich erledigt, dann den Tenno des Nordens und den Shuten, dann den Rest von euch Pack!“

Hätte der Dämon die Hände frei gehabt, hätte er wohl an den Gitterstäben gerüttelt oder gegen die rauen Steinwände geschlagen. So funkelte er Keika nur an und schritt dann am Gitter entlang auf und ab, wobei die Kette um seinen Fuß rasselte.

„Und Kuja?“, warf Keika eher unbedacht ein, aber Nabonid war so in Rage, dass er den Einwand aufnahm und munter weiter erzählte.

„Kuja … dein kleiner Helfer …“, er lachte auf, „Ich habe deinen Prinzen lange beobachtet, sein Verhalten studiert und seine Kräfte gespürt. Ja, ich habe sie gespürt und ich habe gesehen, was er damit anstellen kann, aber er hat sie nie ausgereizt. Ich habe gelernt, wie er sie einsetzt und was er tut um welches Ziel zu erreichen. Dieses Kamaitachi Schwert war am schwersten zu verstehen, aber ich habe es geschafft mir seine Beschwörung anzueignen. Kuja war kein würdiger Gegner, aber es war mein erster Versuch über diese Kräfte Gewalt zu erlangen und sie zu gebieten. Dein Prinzchen hat sich sehr gewehrt, aber verloren, wie alle unsere Kämpfe und mit jedem Mal wurde er schwächer und mit jedem Mal, das er verliert, gehört dieser Körper ein Stück mehr mir, ohne dass er weiß, wie ihm geschieht. Er hat meine Anwesenheit in seinem Geist erst gespürt, als es schon zu spät war und ich zu stark. Noch ein paar Tage und er wird ganz verloren haben.“

Wieder lachte Nabonid und Keika lief es kalt den Rücken runter. Noch ein paar Tage und Teious Bewusstsein wäre von dem Dämon soweit unterdrückt, dass es ganz verschwinden oder in ihm aufgehen würde. Ihnen würde schnell etwas einfallen müssen, um Teiou zu helfen.

„Was ist an dem Abend geschehen, wo Teiou dich kontrolliert hat?“

Nabonid ging weiterhin wie ein Raubtier auf der anderen Seite der Gitterstäbe auf und ab, sah Keika dabei aber nicht an, sondern stierte geradezu gegen die Wand und schien in Erinnerungen zu schwelgen.

„An dem Abend hat er mich überrumpelt. Dieses Pulver war von einem dämonischen Gewächs und dessen Saft hat mich geschwächt. Er wusste von der Wirkung, die unser Blut auf andere Wesen hat. Das hast du ihm wohl beigebracht. Die Droge wirkte ähnlich und er konnte mich unterdrücken und kontrollieren. Er hat mich soweit verdrängt, wie er konnte und dabei seine eigene Erinnerung ebenfalls. Glaube nicht, dass er nicht alles mitbekommen hat, was ich an seiner statt getan habe. Er weiß es und es quält ihn und als er die Kontrolle hatte, hat er vergessen, dass unsere Gedanken bereits so eng verwoben sind, dass er seine beziehungsweise meine Erinnerungen mit mir in die hinterste Ecke seines Bewusstseins verdrängte. Ich hoffe, ihr beiden Hübschen hattet einen schönen Abend, denn es wird euer letzter gemeinsamer gewesen sein!“

Er war stehen geblieben, lehnte sich dem Gitter gefährlich weit entgegen und fletschte die Zähne, wie ein Tier, zuckte dann aber bei der Berührung mit dem Bannkreis zurück und fluchte. Keika war unterdessen mit verschränkten Armen aufgestanden. Er hatte genug gehört und wollte so schnell wie möglich zum Shuten und zu den Büchern, um nach Wegen zu suchen Teiou so gesehen vor sich selbst zu retten.

„Du wirst dieses Verließ nicht mehr verlassen.“

„Dein Prinzchen auch nicht.“ Der Dämon lachte gehässig, trat einige Schritte zurück und ließ sich mit gekreuzten Beinen auf den Boden nieder.

„Oh doch und er wird alleine gehen!“

Mit diesen Worten wandte sich Keika der Tür zu und verließ den Raum unter Nabonids hämischem Gelächter.

„Verlass dich drauf“, fügte er noch kaum hörbar hinzu.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hikaru-Chan
2012-03-10T12:24:06+00:00 10.03.2012 13:24
Na, endlich weiß man bescheid. Hat man sich die ganze Zeit denken können. Ach, der arme Keika hat es nicht leicht.

Mir gefällt die FF wirklich gut. Die Charaktere machst du sehr gut verständlich. Es ist so, als ob das ein extra Manga wäre, hab ich das Gefühl. :) Mir gefällt auch dein Schreibstil ausgesprochen gut, lässt sich leicht lesen und die Beschreibungen sind gut vorstellbar.
Sehr gute Arbeit, meine Liebe :D

lg, Hikaru


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