Atem
Sie waren wieder zu Hause. Er hatte sich im Studio verbarrikadiert und sie kam vor einem Tag aus dem Krankenhaus.
Oft hatte er sie besucht wenn er nicht gerade an Songs arbeitete. Er hatte sogar eine lang geplante Reise nicht unternommen um bei ihr zu sein.
Meistens schlief sie als er bei ihr war.
Die Chemo war sehr anstrengend für sie. Das wusste er, deswegen war es nicht weiter schlimm.
Er wollte einfach nur bei ihr sein.
Aber jetzt war sie ja nicht mehr im Krankenhaus und die Chemo war vorbei.
Und trotzdem schlief sie.
Aber das war auch nicht weiter schlimm, es war ja schon spät.
Im Hintergrund sang Bela „der Graf“. Es lief die „Rock'n'Roll Realschule“-DVD im Hintergrund. Sie wollte es sich noch einmal ansehen, weil sie es so schön fand.
Da haben sie sich kennen gelernt.
Doch er hörte nicht zu. Ihre Atmung war ein viel schöneres Geräusch als Belas Gesang es je sein konnte.
Sie war dünn geworden. Ihre Wangenknochen standen hervor.
Blass war sie auch geworden, obwohl ihre Haut nie sehr dunkel war.
Sie bekam schon immer eher einen Sonnenbrand als braun zu werden, auch wenn sie sich eincremte.
Seine Hand lag auf ihrem Bauch und ihre Hand auf seiner.
Als sie noch wach war hatte sie sie gedrückt.
Aber sie schlief.
Wochen lang hatte er sie nur schlafen sehen.
Und in dieser Nacht war es ihm erst recht egal.
Denn er wusste, dass sie wieder aufwachen wird.
Das Wissen hatte er im Krankenhaus lange Zeit nicht.
Vorsichtig, in der Absicht, sie schlafen zu lassen, hauchte er einen Kuss an ihr Ohr.
„Ich finde es schön, dass du am Leben bleibst.“
Dann merkte er, wie sie seine Hand wieder drückte.
