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Des Engels Tagebuch

Rrazpharroth
von

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In Erinnerung

Wir liegen uns lange in den Armen. Noch immer scheint es wie eine Illusion. Aber es hat sich beruhigt. Gabriel atmet leise. Ob sie wohl schläft? Ich streichele ihr über den Kopf.

„Es ist schön in den Armen eines Engels zu liegen.“ Leise und mit heißerer Stimme spricht sie. „Es gibt mir ein Gefühl von Sicherheit.“ Dabei ist es in meiner Gegenwart nicht mal sicher.

„Solltest du nicht besser schlafen? Es ist spät und…“

„Du leuchtest.“ Ich schaue zu ihr runter. Sie hat den Ärmel meines Gewandes zurückgezogen. Streichelt mir sanft über die Haut. „Ganz zart leuchtet deine Haut. Es ist wunderschön.“ Sie schaut zu mir auf. Lächelt mich warm an. Müde sieht sie aus. Mit einer Hand fährt sie mir über die Wange. Ihre Augen leuchten auch. So warm. Ich will mich in ihnen verlieren.
 

Dann aber setzt sie sich auf. Du hast recht, gehen wir schlafen. Sie stellt das Bild mit Samsa auf den Nachtschrank. Sie schaut es noch eine Weile an. Bis sie sagt:

„Als das Bild gemacht wurde, hat er einen Witz gerissen.“ Gabriel lacht leise. „So ein Idiot. Aber du hast ihn zu einem tollen Menschen gemacht.“ Sie schaut mich an. Glücklich scheint sie zu sein. Endlich.

„Ich habe kaum etwas gemacht. Ich habe ihn nur begleitet.“

„Genau dich hat er gebraucht. Wenn du nicht gekommen wärst, wäre er nie zu dem geworden, was er jetzt ist.“ Sie steht auf. „Ich ziehe mich eben um.“ Gabriel holt etwas aus ihrer Tasche und geht ins Bad.
 

Ich stehe auf. Da sehe ich den Laptop vor dem Bett liegen. Er ist Kaputt gegangen… Ich hebe ihn auf. Der Bildschirm ist zerbrochen und das Gehäuse ist aufgesprungen. Was habe ich da nur wieder angestellt…

Gabriel kommt aus dem Bad und schaut mich an. Dann erkennt sie den kaputten Laptop. Sie lacht beherzt. Ich bin verwirrt. Sollte man nicht eigentlich bestürzt sein, wenn etwas zu Bruch geht?

„Das Bild ist für die Götter!“ Sie lacht weiter.

„Aber… der Laptop…“

„Ach, das Ding war eh nicht mir. Hat der Firma gehört. Halb so wild.“ Gabriel lächelt freundlich und nimmt mir den Laptop aus der Hand. Sie legt ihn auf den Tisch vor dem Fenster. Dann nimmt sie die Tagesdecke vom Bett und legt sich unter die Decke. „Willst du nicht schlafen?“ Fragend blickt sie mich an.

„Ich brauche keinen Schlaf. Ich sollte lieber aufpassen, dass wir nicht überfallen werden.“

„Bitte setze dich zu mir.“ Sie drückt ihre Unterlippe nach vorn und schaut mich Mitleidig an. Also setze ich mich neben sie aufs Bett. Sofort lehnt sie sich an mich.
 

Nach einer stillen Weile fällt mir eine Frage ein:

„Was ist aus Felea geworden?“

„Sie ist ihren Verletzungen erlegen.“

„… Das tut mir Leid.“

„Das muss dir nicht Leid tun…“

„Du musst mich doch hassen. Dafür, dass ich so viele in deinem Bekanntschafts- und Freundschaftskreis getötet habe…“

„Felea ist von Herumfliegenden Trümmern getroffen worden. Du hast nicht Hand an sie gelegt. So wie die Meisten. Du hast nur Soldaten getötet. Es würde nichts bringen dir das ewig nachzutragen. Es ist passiert und ist nicht wieder Rückgängig zu machen. Also mach dir keinen Kopf.“ Sie streichelt mir über die Brust.
 

Gabriel schläft langsam ein. Seit dem Gespräch heute scheinen wir uns näher gekommen zu sein. Als wäre eine Art von Barriere geöffnet worden und uns eine Stufe näher bringt. Das Limit wird wohl bald erreicht sein. Denn je näher wir uns kommen, desto schmerzhafter und schwerer werden die Schritte.

Ich wehre mich gegen das Einschlafen. Ich muss wach bleiben. Wenn wir angegriffen werden würden, hätte es eventuell fatale Folgen.

Ich beobachte Gabriel beim Schlafen. Sie sieht friedlich aus. Als wäre nie etwas gewesen. Ihr Kopf lehnt an meiner Seite. Ihr Arm über meinen Bauch gelegt. Ihr Körper ist noch von den letzten Tagen sehr geschwächt. Ein Teil meiner Energie fließt über unsere Berührungen in ihren Körper. Das kann ich nicht steuern. Das ist von der Natur gegeben. Ich hoffe es wird ihr morgen besser gehen.
 

Müde öffne ich die Augen. Ich bin doch eingeschlafen! Gabriel läuft durch das Zimmer. Ich setze mich auf. Beobachte sie. Da bemerkt sie mich:

„Bist du auch endlich wach?“ munter Lächelt sie mir zu. „Wolltest du nicht wach bleiben?“ Mit einem scherzhaften Unterton belächelt sie weiterhin die Situation. Auf einmal hören wir Leute schreien. Gabriel und ich schauen uns mit großen Augen an. Sie lässt alles stehen und liegen und rennt aus dem Zimmer. Ich renne nach, doch schnell muss ich stoppen. Also laufe ich wie immer. Das ärgert mich. Dass ich am Boden so im Nachteil bin.
 

Ich komme draußen an, da rennen Siedler an mir vorbei. Gabriel steht mitten auf der Handelsstraße und schaut zur Wüste hinaus. Ich folge ihrem Blick und erkenne eine Armee von Skysoldiern. Sie scharen sich um einen Panzer. Er ist ungewöhnlich groß. Gabriel rennt zu mir:

„Sie haben uns entdeckt!“ Neben mir bleibt sie stehen.

„Ich muss sie eliminieren bevor sie die Siedlung erreichen!“ Etwas in mir schaltet sich um. Das merke ich. Ich bin voll auf Angriff aus. Einige Siedler kommen mit Pistolen und Gewehren zurück und schießen verzweifelt auf die Angreifer. „Verstecke dich irgendwo, Gabriel.“

„Aber… !“ Ich stoße mich vom Boden ab und halte mit erhobener Sense auf die Armee zu. Die Siedler blicken verwundert zu mir auf. Aber ich konzentriere mich nun vollkommen auf den Gegner.
 

Ich schlage auf die Skysoldier ein. Was mir in irgendeiner Weise schwer fällt, denn es sind Engel. Wie meine Geschwister und ich. Sie sehen aus wie ich in meiner menschlichen Form. Warum muss ich sie also töten? Weil sie Gefährlich sind. Es sind willenlose Marionetten. Der Panzer schießt auf mich. Ich wiege mich in Sicherheit. Doch was ich nicht erwartet habe, seine Geschosse durchdringen meine Barriere. Ich bin erschrocken, dass die Menschen nun auch noch etwas gegen meine Verteidigung aufbringen können. Ich sollte mich zuerst dem Panzer widmen. Ich bündele Energie indem ich sie gezielt durch meine Arme fließen lasse. Dadurch entwickelt sich nach und nach ein immer größerer Ball aus Licht. Die Zeit drängt. Der Panzer lädt nach. Nun aber müsste der Ball groß genug sein. Immerhin würde ich zehn Mal in ihm Platz finden. Ich schleudere ihn mit Wucht dem Panzer entgegen. Der Lichtball trifft den Panzer mit voller Kraft. Erwartungsvoll warte ich auf das Ergebnis. Aber der Panzer hat nur wenig Schaden erlitten. Er muss doch irgendwo eine Schwachstelle haben.
 

Weiterhin greifen mich meine Repliken an. Mit einem Sensenschwung erledige ich fünf von ihnen. Da habe ich einen Moment keine Acht gehabt und werde von einem Geschoss getroffen, das mich für einen Moment unter Strom setzt. Paralysiert falle ich vom Himmel. Dieser Treffer hat mich einiges an Kraft gekostet. Ich stehe wieder auf, da erkenne ich das Gelenk, des Panzers, das den oberen Teil beweglich macht. Aber ich habe keine Zeit. Der Panzer will wieder schießen. Ich hebe vom Boden ab und weiche somit seinem Schuss aus. Während ich eine geeignete Position suche, um das Gelenk zu attackieren vernichte ich weiterhin Skysoldier. Sie sind ein Haufen lächerlicher Würmer für mich. Aber der Panzer stellt einen echten Gegner dar.
 

Ich schreibe mich aus dem Himmel und im rechten Moment schleudere ich Lichtklingen auf das Gelenk des Panzers. Kurz vor dem Boden muss ich wieder Auftrieb gewinnen. Ich könnte zwar schweben, doch ist dies sehr Kräfte zehrend. Es hat funktioniert! Der Panzer hat mehr schaden erlitten und kann nun nicht mehr richtig zielen. Ein gut tuendes Erfolgserlebnis, welches mir neue Kraft verleit. Einzelne Skysoldier eliminiere ich mit gezielten Lichtblitzen. Es werden weniger. Der Panzer versucht mich zu erreichen. Aber ich fliege zu schnell und nun hat er einen toten Winkel. Noch ein gezielter Schwung mit der Sense und die Lichtklingen trennen den oberen Teil vom Panzer. Mit dem gesamten Körper hole ich aus und schlage mit der Klinge senkrecht in die entstandene Wunde. Es gibt eine Explosion. Trümmerteile fliegen wild herum. Elegant gleite ich zu Boden. Die letzten Skysoldier kann ich gut vom Boden aus erledigen.
 

Dann kehrt Stille ein. Nur das Lodern der Flammen ist zu hören. Langsam frisst es sich in den harten Stahl des zerstörten Panzers. Auf dem Oberen Teil erkenne ich ein rotes „A“ welches von einem blauen Oval eingenommen wird. Von dem Oval geht ein Flügel ab. Das ist das Zeichen der Angels Corporation sein. Ich habe es auf manchen Unterlagen schon einmal gesehen. Der Kampf hat mich ziemlich geschwächt.

„Zer… ich meine Rrazpharroth!“ Gabriels Stimme. Ich drehe mich zu ihr. Schwerfällig rennt sie durch den Wüstensand. Erleichtert fällt sie mir in die Arme: „Ich bin so froh, dass es dir gut geht! Als du vom Himmel gefallen bist, dachte ich es sei vorbei.“ Ich schließe meine Arme um sie.

„So leicht bin ich nicht klein zu kriegen.“
 

Wir kehren in die Siedlung zurück. Die Illusion aufzubauen wäre jetzt wohl Sinnlos. Die Siedler starren mich mit gemischten Gefühlen an. Sie haben wohl auch noch nie zuvor einen richtigen Engel gesehen. Gabriel läuft vor mich und spricht:

„Er ist nicht böse. Er wollte uns helfen. Er ist ein Freund.“ Viele verstehen Gabriels Sprache nicht. Da kann sie noch so deutlich sprechen. Ich sage nichts. Ich habe nicht das Recht etwas zu sagen, wenn mich die Siedlung nicht hier haben will. Aber eines sage ich doch:

„Gabriel, lass uns gehen.“ Sie schaut mich bestürzt an. „Hole deine Sachen. Es ist besser nicht länger hier zu bleiben.“ Sie will gerade losgehen, da kommt ein Mann auf uns zu. In einer Hand hält er noch sein Gewehr. Gabriel will ihn aufhalten. Aber er lässt sich von ihr nicht aufhalten. Er kommt auf mich zu und schaut mich an. Ich sehe, dass er mir nichts Böses will. Er spricht mit besonnener Stimme:

„Im Namen der ganzen Siedler sind wir euch zu großem Dank verpflichtet. Ich bin der Vorstand und habe die Aufgabe für die Siedlung zu sorgen. Wenn ihr nichts gewesen wärt, hätte ich tatenlos zusehen müssen wie diese Monster meine Siedlung zerstört hätten.“ Er neigt seinen Kopf dankend. Ich aber schüttele ablehnend den Kopf:

„Ich muss mich bei euch entschuldigen. Diese Soldaten waren hinter meiner Freundin und mir her. Durch unseren Aufenthalt in eurer Siedlung haben wir euch in Gefahr gebracht. Das ist mir äußerst unangenehm. Ich hoffe es ist niemand verletzt.“
 

Gabriel versteht nichts von all dem. Sie schaut nur verwirrt zu. Der Vorstand bestätigt dass niemand verletzt ist:

„Ihr seid jeder Zeit wieder willkommen. Bitte bleibt so lange ihr wollt.“

„Danke für das reizende Angebot, aber will müssen weiter. Aber wir werden bestimmt darauf zurückkommen.“ Ich nicke ihm freundlich zu. Er erwidert und wünscht uns alles Gute.

Nun haben sich die Siedler beruhigt. Bewundern mich dennoch mit großen Augen. Es ist ein angenehmes Gefühl neue Freunde für sich gewonnen zu haben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-03-28T18:12:58+00:00 28.03.2010 20:12
hey c:
endlich finde ich zeit um das kapitel zu kommentieren. gelesen habe ich es schon vor längerer zeit, aber ein kommi war leider nicht drin... >.<
wie auch immer, ich will dir ein lob aussprechen - ich finde, diese kampfszene ist dir recht gut gelungen. zumindest hätte ich selbst es niemals so gut hinbekommen XD
ein paar wortwiederholungen sind drin, aber das ist auch schon die einzige kritik, die mir einfällt.
ich mach mich gleich auf zum nächsten kapi ;)
viele liebe grüße
hiromi.
Von: abgemeldet
2010-02-14T19:26:21+00:00 14.02.2010 20:26
Moin Tora, Tora, Tora!
Das neue Kapitel ist ebenfalls gut. Nur passiert da bis auf dem Kampf kaum etwas und die Geschichte kommt nicht wirklich voran, was ja nicht unbedingt schlecht ist!

Ich persönlich wäre stinkensauer auf eine Person, der ich es zu verdanken habe, dass mein bester Freund stirbt. Wegen ihm sind doch die Trümmer herumgeflogen, oder etwa nicht?
Standard-Verbesserungspunkt: Die Kampfszenen ;)
Trotzdem: Weiter so, Tora, Tora, Tora
Mfg Jezal



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