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Yasashii kioku

SasuSaku
von

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Sanfte Erinnerungen

Seine Hände waren blau gefroren. Fröstelnd rieb er sie an aneinander, hielt sie vor seine tauben Lippen und versuchte sie mit seinem Atem zu erwärmen. Es war jedoch nicht von langer Dauer.

Er sah sich um. Über ihm wölbte sich der hellblaue Winterhimmel. Am Horizont zogen dicke Wolken auf. Der Fluss, der neben ihm, am Fuße einer Böschung sein Bett hatte, schien träger als sonst zu fließen. Die Gräser waren im Frost erstarrt und warteten auf den ersten Schnee, der sie bedecken würde. Am jenseitigen Ufer befand sich das Zentrum von Konoha.

Sein warmer Atem stieg weiß vor seinem Mund auf, als er seufzte. Die dunklen Augen schienen noch schwärzer zu werden.

Sie hatte sich immer über solch kalte Tage gefreut.

Er zog seinen Schal über seine Nasenspitze und vergrub die Hände in den Jackentaschen.

Sie hatte immer gelacht und konnte jedem noch so schlechten Tag etwas Gutes abgewinnen.
 

Masshiro na iki wo asobasete bokura

Wir erfreuten uns an dem schneeweißen Atem
 

Vor zwei Jahren im Herbst hatten sie beschlossen zusammenzuziehen. Er hatte seine Ausbildung zum Anbu abgeschlossen. Sie verwarf sich mit ihren Eltern, als sie ihnen ihr Vorhaben mitteilte. Mit rot geweinten Augen und einer kleinen Tasche, die ihren gesamten Besitz enthielt, war sie zu ihrem Treffpunkt gekommen. Traurig, aber entschlossen, hatte sie seine Umarmung zugelassen. Ihre Tränen hatten seinen Pullover durchnässt.

„Ich hatte gehofft sie würden es akzeptieren“, tröstend hatte er ihr über die glatten rosa Haare gestrichen und ihre Nähe genossen.

Jetzt würde sie für immer bei ihm bleiben.

„Hey, irgendwann werden sie ihre Meinung schon ändern“, er war noch nie gut darin gewesen die richtigen Worte im richtigen Moment zu finden, doch sie lächelte, als sie ihren Kopf hob und ihn mit ihren faszinierenden grünen Augen ansah.

„Ich habe ja dich, dass reicht mir“, als sie das sagte, breitete sich in seinem Körper ein warmes Gefühl aus. Sanft zog er sie noch enger an sich heran und küsste ihre Tränen fort.
 

Jidensha ni kimi wo nose sutoobu wo katte

Mit dir auf dem Fahrrad, haben wir einen Ofen gekauft

Nanimonai heya de futari uzukumatte

In einem leeren Zimmer kauerten wir uns zusammen
 

Mit dem wenigen Geld, das sie für ihre Aufträge bekommen hatten, kauften sie sich eine kleine leere Wohnung. Der Strom funktionierte nicht und warmes Wasser bekamen sie auch nicht, doch er bereute es keine Minute, weil er sie immer um sich haben konnte und sie glücklich war.

Er sparte jeden Groschen, damit sie sich das Nötigste leisten konnten.
 

Ihre Augen strahlten, als sie sich an ihn kuschelte und draußen vor dem Fenster war der erste Schnee des Jahres gefallen. Ihr Duft berauschte ihn noch immer.

„Lass uns morgen spazieren gehen. Dann suche ich Tannenzweige; die duften so schön wenn man sie in der Wohnung aufhängt“, er spürte ihre Vorfreude und lächelte.

„He, lach mich nicht aus!“, beschwerte sich die Rosahaarige, sein Lächeln falsch deutend, und löste sich von ihm.

„Ich hab dich nicht ausgelacht“, protestierte er und konnte sich an ihr nicht satt sehen. Beleidigt schob sie ihre Unterlippe nach vorne.

„Ach quatsch! Du findest doch nichts daran!“ Sie schien ernsthaft beleidigt. Er tastete nach ihrer Hand und strich behutsam darüber.

„Du siehst so hübsch aus, wenn du etwas planst.“ Ihre Wangen röteten sich und sie kicherte verlegen. Schnell beugte er sich zu ihr herüber und küsste sie. Freudig erwiderte sie den Kuss und zog ihn an sich heran, die Hände um seinen Nacken gelegt. Er umschlang ihre Taille, strich über den zarten Rücken und fühlte wie sie erschauderte und sich enger an ihn schmiegte.
 

Die Dunkelheit wurde nur von dem spärlichen Licht einer Straßenlampe erhellt, die vor dem Fenster auf der menschenleeren Straße stand.

Neben sich spürte er ihren warmen Körper. Ihre Hand lag auf seiner Brust, so federleicht als hätte sie kein Gewicht. Er drehte den Kopf und blickte in ihre Augen, in denen sich ein Lichtstrahl brach. Sie lächelte und fuhr mit ihren Fingern durch seine Haare, ordnete sie wie von selbst.

„Wann musst du wieder zu einem Auftrag?“, flüsterte sie und ihr Blick wurde traurig.

„Morgen noch nicht. Wir können gerne Tannenzweige sammeln gehen.“

Ein freudiges Strahlen trat in ihre grünen Augen. Sie küsste ihn leicht auf die Nasenspitze.

„Laden wir an Weihnachten die anderen ein? Dann können wir uns alle noch mal treffen.“

Das Kopfkissen raschelte leise als er nickte.

„Aber das dauert doch noch fast einen Monat.“

„Na und?“, sie lächelte, „Ich freu mich jetzt schon.“
 

„Moshimo“ nante hanashi wo akizu ni asa made

„Wenn…“ des Sprechens nicht müde werdend, bis zum Morgen
 

Das große schmiedeeiserne Tor hob sich deutlich vor dem blauen Himmel ab als er darauf zu trat. Der Wind war noch eisiger geworden und trug schon die ersten Schneeflocken mit sich. Ohne sich umzusehen trat der Schwarzhaarige unter dem Bogen hindurch und blieb stehen. Seine Hände ballten sich in den Jackentaschen zu Fäusten, die Fingernägel gruben sich in sein Fleisch ohne, dass er die Schmerzen spürte. Der leere Blick seiner dunklen Augen wanderte in den Himmel, der sich jetzt immer schneller mit dicken Schneewolken zuzog.

Hatte er die Kraft seinen Weg fortzusetzen? Der Wahrheit ins Auge zu sehen? Würde er sich der Frage stellen können, was jetzt werden sollte?

Zögernd setzte er einen Fuß nach vorne, zog ihn aber sofort wieder zurück.
 

Arekara nandomo no fuyu wo kazoetadarou?

Wie viele Winter werden wir von jetzt an zählen?
 

Die Welt wirkte unwirklich auf ihn. Es war nicht mehr die seine, die einzige Verbindung, die er je zu ihr gehabt hatte war zerrissen.

Ein kalter Wind fuhr durch seine Haare, lies ihn für einen winzigen Moment die Augen schließen.

Wieder ihr lachendes Gesicht in seinem Kopf. Ihre ausgestreckte Hand, die ihn wieder und wieder zurück ins Leben geholt hatte.

„Komm schon, Sasuke. Du willst doch nicht den ganzen Tag vertrödeln!“

Pläne, sie hatte eine Vielzahl davon gemacht. Ihr gesamtes Leben durchgeplant, bis sie bei ihren Enkeln angekommen gewesen war. Er hatte sie nie gestoppt. Weshalb hätte er es auch tun sollen?

Sie war der rote Faden gewesen, dem er in seinem Leben hatte folgen können und dessen Ende er nun erreicht hatte.
 

„Wir hätten doch die Roten kaufen sollen“, unschlüssig und mit gerunzelter Stirn drehte sie eine weiße Lilie in der Hand. Ihre schlanke Gestalt hob sich dunkel vor dem hellen Fenster ab.

„Wieso?“, er trat hinter sie und blickte auf den Strauß hinab, den sie in die Vase hatte stellen wollen. Ihre schmalen Hände fuhren über die zarten Blütenblätter, verfolgten die winzigen Strukturen.

„Ino hatte Recht“, stellte sie leise fest.

„Ich dachte du magst Lilien?“, vorsichtig tastete er nach einer Strähne ihrer rosa Haare.

„Sie machen mich traurig. Lilien sind Totenblumen. Nichts für eine Wohnung ihm Sommer. Ich hätte viel lieber Kirschblüten.“

Er musste lächeln und drückte ihr einen Kuss ins Haar.
 

Bokura wa chirichiri ni natteshimattakeredo

Aber wir sind irgendwie faltig geworden

Ano hi no bakageta hanashi no tsuuki de

Während wir das törichte Gerede von damals fortsetzten
 

Etwas Kaltes berührte ihn leicht im Gesicht und er riss erschrocken seine Augen auf. Noch immer stand er allein auf dem Weg. Sein Atem stieg in kleinen Wölkchen gen Himmel. Schneeflocken tanzten herab, verfingen sich in seinen schwarzen Haaren und schmolzen.

“Moshimo” ima kimi ga koko ni itekuretanara

“Wenn…” du doch jetzt nur hier wärst

Der Gedanke traf ihn unvermittelt. Er wollte sie wieder sehen, sie wieder in seine Armen schließen können, ihre Wärme wieder spüren und das Gefühl haben zu leben.

Die weißen Kristalle erfüllten die Luft und bedeckten die Landschaft, die aufzuatmen schien. Endlich konnte sie schlafen.

Seine Füße trugen ihn vorwärts. Sein Herz schien zu rasen, doch zugleich wusste er, dass es längst aufgehört hatte zu schlagen.
 

Sora ichimen ni hirogatta konayuki yo

Der ganze Himmel ist voll Schnee

Ima furitsumore furitumore kono kokoro ni

Jetzt liegt er mehr und mehr auf meinem Herzen
 

„Sasuke! Beeil dich!“

Der Kimono stand ihr ausgezeichnet. Sie trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Er lies sich Zeit sie zu betrachten. Ihre Wangen glühten vor Freude, in ihren Haare glänzten Perlen.

Über ihnen spannte sich ein sternenübersäter Sommerhimmel, kleine bunte Lampions erhellten die Straßen, die voller festlich gekleideter Menschen waren, die alle dem gleichen Ziel entgegenstrebten.

Sie ergriff seine Hand und zog ihn mit sich.

„Wir brauchen doch einen guten Platz, sonst sehen wir nichts“, sie strahlte ihn an und er spürte wie ein Teil ihrer Freude auf ihn übersprang. Er schloss zu ihr auf und lief neben ihr her.

Die ersten bunten Blumen explodierten am Nachthimmel.

Er blieb stehen. Die Augen unverwandt in den Himmel gerichtet und beobachtete fasziniert wie ein Lichterregen nach dem anderen niederging. Sie drückte seine Hand und lehnte sich gegen seine Schulter.
 

Nats uni wasureta hanabi omoidashite hashaginagara kouen e hana wo akakushite

Ich erinnere mich an das vergessene Feuerwerk im Sommer, als uns vor Freude die Nasen rot wurden
 

„Sakura? He, Kura!“
 

Schwarz gekleidete Menschen umgaben ihn. Sein Kopf fühlte sich an als wollte er zerbersten. Mit zittrigen Händen fuhr er sich über die Augen. Sein Blick war leer und schien das helle Holz des Sarges zu durchdringen, ohne dort etwas wahrzunehmen.

Leises Schluchzen drang an sein Ohr. Ein dunkelhaariges Mädchen, das er zu kennen glaubte, stützte ein zweites, dessen Gesicht verquollen war von den Tränen. Er überblickte die Menge. Die weißen Gesichter hoben sich hässlich von dem Schwarz ihrer Kleidung ab. Die Gespräche in seiner Umgebung verstummten; verstohlene Blicke trafen ihn. Er schmeckte bittere Galle.

„He Sasuke, halt durch!“, Naruto trat neben ihn und versuchte ein Lächeln, das zur Grimasse misslang. Seine Augen waren rot und auf seinen Wangen hatten Tränen glänzende Spuren hinterlassen. Vorsichtig berührte er die Schulter seines Teamkameraden. Erschrocken zuckte Sasuke zusammen und schlug die Hand beiseite. Sein kalter Blick traf Naruto, der schluckte und zur Seite trat.

„Komm, es ist Zeit.“

Seine Schritte waren unsicher als er zu den Anderen ging, die sich um den Sarg versammelt hatten. Ihre traurigen Blicke waren auf ihn gerichtet, berührten ihn aber nicht.
 

Blumen bedeckten die schlichte Holzkiste, die unter der Erde seinen Blicken entzogen war. Bunte Blüten schwebten durch die Luft.

Seine Fingernägel bohrten sich in die Handballen. Er wandte sich zum Gehen. Plötzlich traf ihn eine Hand hart im Gesicht. Er stolperte zurück, spürte wie seine Lippe aufplatzte und zu bluten begann.

„Was hast du getan! Du hast uns unsere Tochter weggenommen, Drecksschwein!“

Eine Schreckenssekunde lang weiteten sich seine dunkle Augen. Nur für einen Moment erschien ein Flackern darin. Seine Finger tasteten nach der Wunde im Gesicht. Fassungslos starrte er das Blut an.

Der zweite Schlag traf ihn völlig teilnahmslos.
 

Yuki wo terashite ukabiagatta kage

Ein Schatten der in dem strahlenden Schnee erscheint
 

Der schwarze Stein bildete einen harten Kontrast zum Schnee. Irgendjemand hatte Blumen davor gelegt. Sie waren hart gefroren und ohne Leben. Eine einsame Kerzenflamme kämpfte gegen das Verlöschen im kalten Weiß an. Ihr zuckendes Licht erlosch unter einer großen Schneeflocke.
 

Rote Lichter erleuchteten den Nachthimmel. In ihren Augen spiegelte sich jeder einzelne Funke. „Wahnsinn!“, ihre Wangen röteten sich vor Freude und ihre Augen strahlten ihn kurz an, bevor sie wieder gebannt ins Dunkel starrte.
 

Ginsekai nagori hanabi, kimi no iru keshiki,

Eine schneebedeckte Welt, und die Erinnerung an ein Feuerwerk, und dein Anblick

Nee, konayuki yo, kimi no kioku wo kakushiteyo

Na, in diesem Pulverschnee verbirgt sich die Erinnerung an dich
 

Der Boden fühlte sich hart unter seinen Knien an. Der Schnee durchnässte seine Kleidung und die Kälte kroch unaufhaltsam durch seinen gesamten Körper. Mit tauben Fingern fuhr er über die Buchstaben im Stein, ohne ihre Bedeutung zu erfassen. Sein Geist sträubte sich gegen die Erkenntnis.
 

Ein Paar smaragdgrüner Augen blickte ihn lächelnd an.

„Ich liebe dich, Sasuke“, leise und von weit her drang die Stimme an sein Ohr.
 

Konnani yasashii kioku wo ima misetarishinaideyo

Zeig mir nicht jetzt diese schöne Erinnerung
 

Verzweiflung stieg in ihm auf, umklammerte schmerzhaft sein Herz und lies ihn rascher atmen. Seine Hände sanken kraftlos zur Seite, er blickte kurz gen Himmel.
 

Tsukihi ga sugisatteyuku tabini yasashii kioku shika nokoranakute

Die Zeit vergeht und mir bleibt nichts als eine schöne Erinnerung
 

Sakura! Komm zurück!

Erst jetzt traten Tränen in seine schwarzen Augen, flossen seine Wangen hinab und gefroren zu glitzernden Perlen.

Ima koko ni itekureainonara nani mo mitakunai kara

Wenn du jetzt nicht hier sein kannst, will ich nichts mehr sehen
 

Er sank in den Schnee, spürte die Kälte an seinem Körper und starrte in das wirbelnde Weiß des Himmels.

Sein Herz raste, stumme Tränen rannen über sein Gesicht.

Ich will nicht mehr!

Weiße Wölkchen stiegen zu den Wolken auf, trugen die Wärme mit sich fort und ließen nichts zurück als Verzweiflung und Trauer.

Sora ichimen ni hirogatta konayuki wo

Der ganze Himmel ist voll Schnee

Ima furitsumore furitumore kono kokoro ni

Er liegt jetzt mehr und mehr auf meinem Herzen
 

Erschöpft schloss er die Augen, glaubte eine leichte Berührung an seiner Hand zu spüren. Doch sein Geist war eingehüllt in Erinnerungen und er reagierte nicht.

Kono oozoa wo tsutsunda konayuki yo

Dieser weite Himmel eingehüllt in Schnee

Saa ima furitsumore fritumore kono kokoro ni

Er liegt jetzt mehr und mehr auf meinem Herzen
 

Sein Atem wurde flach und schwach. Flocken legten sich auf seine Kleidung, ließen ihn mit der Welt verschmelzen.

Shiroku, shiroku

Weiß, Weiß



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Bananenschale
2009-01-03T10:46:30+00:00 03.01.2009 11:46
*gerührt ist*
*nichts zu sagen weiß*
Also, ich muss wirklich sagen, der OS ist total schön
Ich danke dir dafür
*verbeug*
Ich stimme okami_yamanaka zu, dass der Text wirrklich gut passt und das finde ich auch total schön.
Der arme Sasuke T.T
Danke, vielen Dank.

glg Charla

P.S.: Sorry, für die Verspätung und frohes neues und frohes Fest, nachträglich^^
Von:  Inukami
2008-12-24T14:38:55+00:00 24.12.2008 15:38
Huhu!
Hab deine neuen Songfic grade eben erst entdeckt ^^
Total schön geschriebe, obwohl oder grade wiel die stimmung so traurig ist . *schnief* Sasuke tut mir total leid T.T
ABer was mir am besten gefallen hat, war das der text so gut zum lied gepasst hat! fand ich sehr schön ^^
greetz, Okami

PS: war das lied von mucc?


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