Auch Baumschmücken will gelernt sein - Teil 1
Er gab sich ernsthaft Mühe und schien nicht zu begreifen, was für einen lächerlichen Anblick er bot. Sie hatte ihn zwar tatsächlich dazu bekommen, mit ihr den Weihnachtsbaum bei sich zu Hause zu schmücken, jedoch hatte sie ja nicht wissen können, dass das so aussehen würde.
Heiji hatte sich vor dem Tannenbaum aufgebaut, ihn genau gemustert und sich schließlich einen Plan zurechtgelegt, wie er als Erstes die Lichterkette anbringen wollte. Kazuha konnte dieses Kunststück nur mit stets wiederkehrendem Kopfschütteln, ab und an kombiniert mit einem Seufzer, kommentieren.
„Wie lange willst du da eigentlich noch rum stehen? Anstatt vor dich hin zu seufzen, könntest du mir ja mal helfen.“, meinte er genervt zu ihr, was sie jedoch nur zum Grinsen brachte.
„Ich möchte deinen tollen Plan doch nicht durcheinander bringen.“, gab sie zurück.
Natürlich wollte sie sich nur nicht diesem lächerlichen Anblick abwenden. Heiji stand auf einer kleinen Trittleiter, um auch die Spitze des Baumes erreichen zu können. Die Lichterkette hatte er komplett ent-, sich dafür aber fast vollständig darin eingewickelt. Die Kette hing ihm über die Schultern, um den Hals herum und noch mal um die Hüfte und in den letzten Metern, die dann noch nach unten hingen, drohte er sich mit dem Bein zu verheddern. Hinzu kam noch, dass er sich, um die Kette auch bloß nicht fallen zu lassen, selten dämlich nach vorne beugte, um die obersten Tannenzweige zu erreichen.
Doch schließlich setzte er dazu an, die erste Plastikkerze am Baum festzumachen. Noch ein Stückchen, noch ein Stückchen. Heijis Arm wurde immer länger, er ging auch schon auf die Zehenspitzen. Kazuha seufzte noch einmal. Wenn er so weiter machen würde, wäre der Baum nächstes Jahr noch nicht fertig. Der Anblick war zwar sehr unterhaltsam, aber alles Gute hatte auch sein Ende. Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und musste kurz schmunzeln.
„Hey Heiji, hörst du das auch? Ich glaube, die Polizei ist gerade vorgefahren, bestimmt ist wieder irgendwo ein Mord passiert.“, rief sie ihm zu.
„Was?“, das ließ ihn natürlich in jeder Situation aufhorchen, was in seiner aktuellen Position jedoch alles andere als vorteilhaft war. „Uahhh…“.
Heiji drohte, das Gleichgewicht zu verlieren und tänzelte vor Schreck schon nur auf einer Zehenspitze herum. Zu allem übel hatte sich die Kette nun in den Tannenästen verhakelt.
„Baum fällt!“, rief Kazuha, als wenn sie im Wald stehen würde und sie sollte sogar buchstäblich Recht behalten.
Heiji hatte es natürlich nicht geschafft, sich noch irgendwie zu halten, allerdings auch nicht, einfach nur von der Leiter zu fallen. Mit dem ganzen Körper kippte er vorn über und landete volle Breitseite im Weihnachtsbaum, den er mit sich auf den Boden riss und nach einer eleganten Drehung im Fall darunter begraben wurde.
Stöhnend kroch er unter den Ästen wieder hervor. Ein kurzes Aufsehen genügte, um in das grinsende Gesicht seiner Freundin zu blicken, die ein paar Schritte näher gekommen war und sich neckisch zu ihm runter bückte.
„Also ein Meister-Baumschmücker bist du jedenfalls nicht.“.
„Du hast vielleicht Nerven.“, er stützte seinen Kopf auf seinem Handgelenk ab und tippte mit den Fingern seiner freien Hand drohend auf den Parkettboden. „Gedenkst du vielleicht wenigstens, mir hier raus zu helfen?“.
„Wieso sollte ich, du bist doch selbst Schuld, wenn du da so akrobatisch rum turnst. Aber du hast ja nicht auf mich gehört und ein bisschen weiter unten angefangen. Ich hoffe nur für dich, dass keine Äste gebrochen sind, denn ansonsten wirst du Ärger mit meinem Vater bekommen.“, gab Kazuha unbeirrt zurück. „Aber wie ich dich kenne, bringst du das schon wieder in Ordnung.“, grinste sie ihn unschuldig an, „Ich mache uns in der Zwischenzeit schon mal Tee, meine Mutter müsste nämlich jeden Moment nach Hause kommen und sie wollte Gebäck mitbringen.“.
Mit diesen Worten begab sie sich auch schon Richtung Küche.
Heiji lag immer noch unter dem Weihnachtsbaum und starrte nun die Wand an.
„Das wird noch ein Nachspiel haben.“, murmelte er zu sich selbst, bevor er sich irgendwie unter der Tanne hervor zwang.
Beim Wiederaufrichten stellte er glücklicherweise fest, dass die Tanne bis auf ein paar abgefallene Nadeln heil geblieben war. Der Lichterkette hatte er sich ebenfalls entledigen können und er würde sich dieser auch nicht so schnell wieder annehmen. Dafür hatte er schon eine andere Idee, wobei sie ihm noch nützlich sein könnte.
Als er Kazuha nach ihm rufen hörte, musste er grinsen. Ja, das würde spaßig werden.
„Mich würde ja interessieren, ob Shinichi auch so viel Spaß beim Baum schmücken hat.“, mit dem Gedanken, diesen später mal anzurufen, stieß er auch schon zu Kazuha in die Küche, um zu sehen, wobei er ihr jetzt nun helfen dürfte.