Zum Inhalt der Seite

Walls made of glass

ein Glaskabinett
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Easily destroyed, hard cured - glass heart

Jeder lebt anders. Jeder wird anders erzogen. Aber grundsätzlich sind wir doch alle gleich. Unser Körper ist gleich aufgebaut. Unsere Muskeln sind gleich, unser Gehirn funktioniert ebenfalls auf ähnliche Art und Weise. Nun ja - Wenn man von dem Normalfall ausgeht. Aber die Psyche jeder einzelnen Person ist einmalig. Unsere Reaktionen könnten in bestimmten Fällen gleich ausfallen, aber dennoch denken wir alle anders.

Viele Psychologen überlegen, wie Menschen tatsächlich Überlegungen anstellen. Wie unsere Denkweise funktioniert. Doch kann man nie sicher sagen, dass etwas, das sie behaupten, hundertprozentig stimmt. Denn wir alle sind anders, selbst wenn wir gleich erscheinen.

Wir wissen nicht, wie genau unser Denkvermögen funktioniert, aber unterschiedliche Reaktionen sind mit einer bildlichen Darstellung leichter zu erklären.

Man stelle sich vor, dass jeder Mensch ein Zimmer hat – Für sich allein, in seinem Herzen. Es besteht aus gläsernen Wänden, durch die man hindurch und zu Anderen hineinsehen kann. Nur die Wände trennen uns von einander. Jeder besitzt einen solchen Raum, doch alle sind sie unterschiedlich, so wie unsere Seelen.

Diese Zimmer unterscheiden sich, so wie alle Menschen auch unterschiedlich sind. Es kann darin hell oder dunkel sein, es kann groß oder klein sein, mit matten oder durchsichtigen Wänden. Aber es gibt etwas, das bei all diesen Räumen zu finden ist, und zwar die Tür, die den Kontakt mit anderen Menschen ermöglicht. Ob sie nun noch so winzig oder riesig ist, ob sie aus hellem oder dunklem Material besteht. Es gibt ihn – den Durchgang für andere Menschen, die dir so nahe kommen, dass sie dein Herz berühren. Diese ganzen Eigenschaften stellen etwas dar, das dem bestimmten Besitzer wichtig ist oder erscheint. Das, wofür sie kämpfen oder gekämpft haben.

Dieses Wissen gibt den Menschen Hoffnung in den finsteren Zeiten oder den Mut weiter zu leben und anderen zu vertrauen. Das Gefühl etwas zu haben, wofür man auf der Welt ist. Wofür man gebraucht wird. Auch das Selbstwertgefühl wird gesteigert, wenn die Person bemerkt, dass es etwas gibt, das nur sie tun kann. Wenn sie bemerkt, dass sie stark genug ist, um etwas selbst zu tun und für andere zu tun. Vielleicht erkennt der Betroffene auch, dass er die Kraft hat die zu beschützen, die er liebt. Meistens zeugt nur eins all der genannten Abweichungen vom Idealfall von den Fehlern des Besitzers. Aber selbstverständlich gibt es für all dies auch Ausnahmen, genauso wie bei fast allem was es auf der Erde gibt. So eine Abweichung der Normalität stellt ein Junge namens Carlos dar.

In seiner Kindheit hatte er ein schönes Leben. Ein helles Leben - denn er hatte alles, was man sich wünschen konnte. Talent, liebe Eltern, genügend Geld, Freunde, Gesundheit und Glück. Zu guter Letzt auch einen Menschen, den er sehr schätzte.

Seine Mutter war das helle Licht, dass seine Kammer erfüllte. Sein Vater das Tor zu der Außenwelt, dass all seine Kontakte durch diesen Mann ermöglicht wurden. Die Kammer seines Herzens war groß, da er sich anderen offen zeigte. Die Wände waren dünn und durchsichtig, weil er die Welt klar sah, alles immer gut durchdachte und realistisch an seine Angelegenheiten anging.

Aber alles, was er hatte, wurde ihm nach und nach genommen. Seine Mutter starb und er verlor die Verbindung zu seinem Vater, der so sehr um seine geliebte Frau trauerte, dass er seinen einzigen Sohn vergaß. Carlos hatte sein Glück und das Licht im Leben verloren. Das Rauchen und die Verletzungen, die er sich selbst zufügte, nahmen ihm seine Gesundheit. Der Raum wurde kleiner, die Wände - dicker. Die Tür wurde kleiner und gab ihm das Gefühl eingesperrt zu sein, obwohl er wusste, dass sie offen war. Nichts konnte er realistisch betrachten und zog sich langsam zurück. Seine pessimistische Einstellung machte alles noch schlimmer und er versank in Selbstmitleid.

So blieben ihm nur noch sein Talent, das auch stark unter seiner schwindenden Gesundheit gelitten hatte, und das Geld. Wenn er vorher gut und schlecht unterscheiden konnte, so besaß er diese Fähigkeit nicht mehr. Auch hatte er nicht mehr die Kraft andere zu beschützen.

Durch seine Einstellung wurde alles noch viel schlimmer. Seine Möglichkeiten wurden immer weiter eingegrenzt. In dem Zimmer war er nun so eingeengt dass er bewegungsunfähig war. Die Wände waren mittlerweile so dick, dass sie kugelsicher sein könnten. Letzten Endes schloss sich auch die Tür, die zu den anderen führte. Und nur noch von dem Jungen selbst konnte sie geöffnet werden. Aber leider wusste er das nicht, denn er hatte nie den Mut es zu versuchen. Carlos saß alleine in dem kleinen Raum in der tiefen Dunkelheit. Ohne Hoffnung. Verloren in seiner eigenen kleinen finsteren Welt.

Natürlich tauchten auch Menschen auf, die ihm etwas bedeuteten. Aber leider nie so viel, als dass sie hätten helfen können. Ohne jegliche größere Bedeutung für die Finsternis in seinem Herzen. Eingesperrt in dem Raum, um nicht verletzt zu werden und andere nicht zu verletzten, riss er seine Wunden immer weiter auf, bis der Schmerz fast unerträglich wurde...

Jedoch blieb er nicht immer einsam. Es kann ja nicht alles in dem Leben schief gehen. Begonnen hat alles mit einem immer wiederkehrenden Klopfen – eine neugierige Person, die von der finsteren Aura, die Carlos ausstrahlte, nicht zurückschrecken wollte. Ständig sprach sie ihn an und bat den einsamen Jungen, sie in sein Herz zu lassen.

Das beständige Pochen, ihre Worte und Anstrengungen ließen den Einsamen auftauen und gaben ihm die Hoffnung, dass er nicht immer alleine bleiben müsste… Die Person, die immer wieder auf ihn einredete, war wie der Junge selbst einige Jahre zuvor. Es war ein Kind namens Tomi. Sein Raum war vollkommen.

Das ideale Zimmer wurde nur von ihrer Größe gestört, denn der Raum war viel zu klein. Aber der Junge ließ sich von seiner Schwäche nicht unterkriegen und kämpfte gegen sie. Wenn es ihm zu stickig und unangenehm in seinem Zimmer wurde, so ging er zu anderen Leuten und klopfte an, um sich abzulenken. Er wusste wie er mit den eigenen und den Schwächen anderer umgehen sollte, weswegen ihm nicht viele Eingänge in die Herzen anderer verwehrt blieben.

Tomis Neugier und Freundlichkeit trieben ihn dazu an, sein Glück bei der winzigen Tür immer und immer wieder zu versuchen - vorerst erfolglos, bis zu dem Tag, an dem es Carlos zu viel wurde und er sich entschloss die Tür zu öffnen. Die Jungen trafen aufeinander und waren sprachlos. Sie waren unterschiedlich wie Tag und Nacht. Ihre Charaktere unterschieden sich so sehr, dass man nicht nachvollziehen konnte, wieso sie sich anfreundeten. Carlos war nun nicht mehr einsam sondern glücklich. Aber es reichte nicht, um die Finsternis in seinem Herzen zu besiegen. Tomi war nur ein schwaches Licht, das aufgetaucht war und die Finsternis unterdrücken konnte. Außerdem wurde wegen ihm die Tür größer und stand auch einen Spalt breit offen. Aber noch immer fühlte sich Carlos eingeengt in dem kleinen Zimmer, in dem er saß.

Nach einer Weile konnte sein neuer Freund die Dunkelheit nicht länger ertragen. Die Aura wirkte zu stark auf ihn. Mit dem Kontakt zu Carlos schrumpfte auch seine Welt und seine Kammer wurde immer kleiner und finsterer. Der Junge bemerkte, dass er nicht länger bei Tomi bleiben durfte, aber sein Freund ließ leider sich nicht beirren. Weiterhin zwang er sich dazu, bei dem Jungen zu bleiben, wobei er Tag für Tag immer verrückter wurde. Denn die Finsternis trieb ihn in den Wahnsinn. Ganz ohne Licht und – trotz der Flucht aus dem eigenen Raum – eingeengt, zwang er sich dazu bei seinem neuen Freund zu bleiben und ihn zu unterstützen. Mit der Zeit wurde er paranoid. Seine Persönlichkeit war wie ausgewechselt. Er traute niemandem mehr außer sich selbst. Er hatte Angst, dass es bei anderen genauso sein könnte, wie bei Carlos. Finster, eng und unheimlich. Und er wurde selbstsüchtig. Er tat nichts mehr, wenn für ihn dabei nicht etwas heraussprang. So trennten sich die Wege der Beiden. Tomi zog in eine ferne Stadt während der Andere ruhig in seinem Zimmer blieb, welches langsam in den ehemaligen Zustand zurückging. Aber immer noch blieb die Tür unverschlossen. Trotz allem hoffte er, dass sein Freund zurückkehren würde und wieder zu ihm kommen würde. Aber alles vergebens. Doch nicht alles wurde wieder so wie es war. Nein. Einiges wurde noch schlimmer. Carlos fürchtete sich davor, andere Menschen in sein Herz zu lassen.

Wieder ergriff ihn die Einsamkeit. Er wurde so finster, dass niemand mehr den Mut hatte ihm näher zu kommen.
 

Indem er andere leicht verletzte, hoffte er wenigstens sie vor der Finsternis und dem Schmerz bewahren zu können, der Tomi widerfahren ist. Er hoffte, dass sie nicht so verrückt werden würden wie Tomi. Erneut schloss Carlos die Tür zu seinem Herzen. Er hoffte nicht mehr darauf, dass sein einzig wahrer Freund zurückkommen würde und stempelte die Freundschaft ab. Aber da war es wieder. Ein Klopfen. Immer und immer wieder. Unaufhörlich. Noch eindringlicher als das Klopfen zuvor. Carlos ging zu der Tür, um die Person zu verschrecken. Er wollte die Person verscheuchen, die nun zu ihm durchdringen wollte. Doch egal was er tat, egal wie sehr er sich anstrengte... Der Junge wollte einfach nicht gehen und wiederholte immer wieder ein und denselben Satz: „Ich bin Jake. Ich weiß, dass du mich hörst. Mach auf, lass uns Freunde sein.“

Das Licht, das von ihm ausging, war so grell, dass ihm die Dunkelheit nichts anhaben konnte. Zum ersten Mal spürte Carlos, wie schlecht es ihm tatsächlich ging, da er es vorher noch verleugnen konnte. Jakes Seele war rein und seine Absichten waren gut – er war eines der vielen weißen Schafe und das Gegenteil von dem einsamen schwarzen Schäfchen, Carlos. Jakes Zustand war so gut, dass auch an seinem Zimmer nichts auszusetzen war. Jedoch fand er sein Leben öde, weshalb er auf die Suche nach irgendeiner Beschäftigung und irgendjemanden, für den er da sein konnte. So traf er auf Carlos' Tür. Er wollte nicht aufgeben, denn er wusste, dass er dem Jungen das Licht zeigen konnte und ihm die Finsternis rauben würde. Die beiden gründeten eine Band und zeigten anderen durch ihre Lieder, wie sie sich fühlten.

Doch auch dieses Leuchten wurde mit der Zeit immer blasser. Scheinbar wollte die Finsternis auch diesen Lichtschimmer verschlucken. Erneut flammte Angst in dem Einsamen auf. Er fürchtete, dass mit Jake dasselbe geschehen würde, wie mit Tomi. Er wollte ihm keinen Schaden zufügen, schließlich mochte er ihn. Zum wiederholten Mal wollte Carlos den Jungen verschrecken, was ihm auch bei diesem Mal misslang. Jedoch wollte die Finsternis nicht verschwinden. Die Tür aber blieb offen.

Zuflucht fand Carlos nun nur noch in seiner Musik und bei Jake. Seine Begabung hatte er von seiner Mutter geerbt, weswegen die Musik ihm das Licht ersetzte. Es war alles, was die Frau ihm zurückgelassen hatte. Es war das Licht am Ende des Tunnels. Nach einer Weile lernte Carlos über Jake noch einen Jungen kennen, der ihm ebenfalls das Leben erleichterte. Auch er machte in der Band mit, die leider schon nach wenigen Monaten zerfiel.

Mit seinem Vater hatte er mehr Stress als zuvor, weil dieser eine Frau heiratete, die Carlos nie zuvor gesehen hatte. Seine Stiefmutter und seine Stiefschwester waren zwar nette Menschen, doch das konnte er ja nicht wissen, als er sie plötzlich am Küchentisch vorfand. Er drehte durch und konnte sich lange nicht einkriegen.

Er konnte seine Gefühle nicht mehr durch seine Lieder raus lassen und Aggressionen bauten sich in ihm auf. Obwohl er wusste, dass er begabt war, wollte und konnte er einfach nicht mehr singen. Für sich alleine hätte er es gar nicht getan. Nur mit einer Band und vor einem großen Publikum wollte er seine Stimme zeigen – das war ihm nun vergönnt. Seinen Vater sah er als Verräter und die neuen Mitglieder der Familie konnte er nicht ausstehen.

Nur noch Jake hielt ihn am Leben. Carlos hatte jeglichen Kontakt zu dem verloren, das ihm noch etwas bedeutet hatte. Die Musik war weg. Sein Vater hatte ihn vollkommen verlassen. Nach einiger Zeit wollte er endlich etwas tun und nicht vor allen Problemen weg rennen und entschied sich eine neue Band zu gründen. Auch dieses Mal waren seine besten Freunde Mitglieder. Aber unerwartet war auch seine Stiefschwester dabei, denn ihre Klavierkünste waren nicht so leicht zu überbieten.

Nach einer Weile verliebte er sich in seine Stiefschwester und das Leben wurde noch komplizierter. Als das Mädchen dann auch noch für drei Jahre nach Frankreich zog, wusste er sich nicht mehr zu helfen. Carlos stritt mit seinem Vater häufiger als zuvor. Die Band fiel auseinander. Seine Miene wurde finsterer. Er entfernte sich immer weiter von anderen und irgendwann wurde ihm alles zu viel und er entschied sich, von Vorne anzufangen. Für ein Jahr zog er weg und kam völlig verändert zurück. Er war alleine, aber er schien glücklich zu sein, aber seine Freude war trügerisch. Er wollte sich nicht an seine Vergangenheit erinnern, also ließ er alles Fallen: Seine Begabung, seine Freunde, seine Persönlichkeit - einfach alles was er mochte und was er war; was ihn an die vergangene Zeit erinnerte.

Carlos hatte sich die Haare blond gefärbt und kurz geschnitten. Des weiteren trug er blaue Kontaktlinsen und helle Kleidung. Seine Narben, die er sich schon im jungen Alter anfangen hatte zuzufügen, verdeckte er mit Hilfe von Verbänden. Er wurde zum Gegenteil von dem was er vorher gewesen ist. Niemand erkannte ihn wieder, als er zurück kam. Selbstverständlich hatte nicht nur er sich verändert. Die anderen waren auch anders als vorher, was ihm die Kontaktaufnahme erschwerte. Doch nach seinem Ausflug in eine andere Stadt ersetzte das Tanzen den Platz der Musik in seinem Leben. Der Kummer und die Qualen hingegen wollten ihn nicht verlassen. Daher lebte er allen und sich selbst etwas vortäuschend. Er setzte tagsüber ein frohes Gesicht auf, aber nachts weinte er. Nun hatte er keine Freunde, auf die er sich verlassen konnte. Und er bereute alles. Er bereute alles, was er getan hatte, alles, was er nicht getan hatte und alles was er nicht tun konnte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MiniMeani
2009-05-16T14:30:41+00:00 16.05.2009 16:30
toll geschrieben^^
schöner schreibstil^^

ciau Fire-Soul
Von:  Utena-simiaP
2009-03-02T15:31:08+00:00 02.03.2009 16:31
...
es geht nicht weiter?????
*schnief*
und es wurde doch erst jetzt interessant
*heul*
T.T
...
aber echt gut gelungen ^^

lg deine simiap. xD
Von: abgemeldet
2009-02-25T20:24:26+00:00 25.02.2009 21:24
*nick*
Stimmt alles,
doch gibt es auch Menschen, die dieser verschlossene Tür wieder öffnen können...irgendwann vielleicht...

Aber echt tolle FF^^


Zurück