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Every day is writing day
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Feuereifer (27.01.09)

Sam war ein Sohn der Stimmen. Sein Bluttakt bewegte mehr als nur sein Herz, sondern schwang weit darüber hinaus. Schon so viele Menschen hatte er damit verwirrt, dass es mir keinen Spaß mehr machte zu sehen, wie sie unter seinem Wortfluss erröteten und nicht verstanden warum. Er musste feststellen, dass der unerklärliche Anstieg ihrer Körpertemperatur für viele ein höheres Zeit darstellten, was es ihren Gegenüber anbelangte. Doch irgendwann war es ihm schon zu lästig gewesen das Blut aus den Laken zu waschen, was ihnen aus diversen Körperöffnungen schoss, wenn er es mal wieder mit dem Reden übertrieb oder kurz die Kontrolle verlor. Die wortwörtliche Art von Dirty Talk. Ha-ha.

So wie auch heute wieder. 'Es macht keinen Spaß mehr', klang mittlerweile so für ihn wie 'Ich höre morgen mit dem Rauchen auf. Schon im Waschautomatensalon traf er meist die nächste attraktive Dame, während er noch darüber nachdachte, welchen Knacks die letzte wohl von der letzten Nacht davontragen würde. Nach dem Wasserfall von Nasenbluten, welcher die sommersprossige Valencie und unmittelbar danach Sams Gesicht und das Kopfkissen ereilt hatte, würde sie auf jeden Fall sicher nicht mehr so selbstsicher „Ich bin diesmal oben“ lächeln, wie letzte Nacht. Arme Vally, er hatte sie eigentlich gemocht, vor allem die zappelnden Knitter auf ihrer Stirn, wenn sie lachte. Aber die wenigsten meldeten sich nach einem „blood-day“ – wie er sie gedanklich nannte – noch bei ihm; spätestens nach den zweiten hatte keine überstanden.

„Das sieht übel aus. Hast du ein Schwein darauf geschlachtet?“, wehte ein kühler Hauch von Verbalisierung zu ihm herüber, als er Bettbezüge in Rot-Weiß-Optik in eine der Waschmaschinen stopfte.

Er blickte zur Seite. Es hatte tatsächlich ein Mensch gesprochen und kein Synthesizer. Die junge Frau sah ein bisschen zu gut gekleidet aus für einen solchen Schuppen. Die dunklen Haare so glatt und lang wie ihre Gesichtszüge. Ausdruckslos, nicht zwingend gut aussehend, aber weit entfernt von Hässlichkeit, beurteilte sein Schlagwort gesteuertes Hirn. Irgendwas störte ihn am Gesicht. Es war nicht einmal unproportioniert, sondern vielmehr zu symmetrisch.

Als zwei Sekunden Starrzeit überschritten waren, dachte er über seine Antwort nach. Was dieses Mal? Cranberrysaft? Eine Burrito-Abend mit dieser echt tollen roten Soße? Er kannte mittlerweile die Namen so ziemlich aller roten Lebensmittel. Er nahm den Klassiker.

„Nein, leider nur Kirschsaft. Mir ist 'ne ganze Flasche aus der Hand gerutscht, als ich sie grad' offen hatte. Wegen des Kondenswassers.“ Innerlich schlug er sich schon wieder an den Kopf. Viel zu viel geredet. Er blinzelte überrascht, als die Frau ihr eintöniges Selbst blieb. Die Stelle zwischen ihren dichten Brauen zuckte kurz. Keine Anzeichen von Röte.

„Sag' mal, haben sie hier drin neuerdings tatsächlich mal die Heizung repariert, oder warst du das gerade?“ Sam bekam Gänsehaut. Überrascht berührte er seine Unterarme. Nein, er bekam wirklich Gänsehaut! Die Temperatur seines Körper heizte wie ein Brennofen, solange er denken konnte. Erst recht, wenn er sich selbst reden hörte. Er war wohl der einzige Mensch bei dem das nicht einmal etwas mit Selbstverliebtheit zu tun hatte. Eine Vermutung so unfassbar, dass sie ihm sogleich zwischen den Zähnen herausfiel, ergriff ihn.

„Ich glaube, das war ich. Warst du das grad'?“ Sie nickte ohne eine Spur von Bewegung in den Zügen. Phlegmatisch wie aus dem Bilderbuch, fügte Sam seiner Schlagwortliste hinzu.

„Vielleicht sollten wir etwas trinken gehen, falls du danach noch nichts vor hast. Du könntest mir deine Lebensgeschichte erzählen. Ich habe schon seit Monaten kalte Füße.“ Spricht in Sätzen, wie man sie schreiben würde, fügte Sam hinzu und nickte, um dann die Maschinentür zu schließen und auf den stärksten Waschgang zu stellen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Ito-chan
2009-07-15T20:00:24+00:00 15.07.2009 22:00
Nun in diesem Fall habe ich mit dem Mann Feuer, mit der Frau Eis assoziiert und danach überlegt: "Gegensätze ziehen sich eben an."
Wobei die Szenerie auch sehr interessant ist, denn der Mann, der wie im Anime "plötzlich" Nasenbluten bekommt und es mit Kirschsaft entschuldigt (Übrigens die Ausrede würde ich nicht glauben!) hat etwas Witziges und sie, die erklärt sie habe kalte Füße, was bei mir direkt das nächste Bild erscheinen lässt, dass ich dir an der Stelle aber erspare, finde ich durchaus sehr gelungen.
Du zeichnest einfach mit Worten wieder einmal Bilder ^.~
Von:  Dels
2009-01-29T13:31:33+00:00 29.01.2009 14:31
o.O
..muss ich dazu irgendein Hintergrundwissen haben?
Mann quatscht, Frauen platzen Adern im Kopf? (oder zumindest verstehe ich Nasenbluten so o.O; oder angegriffene Schleimhäute, ich bin da nicht so firm..)

Abgesehen davon, dass mir hier wohl ein übelst fetter Insider fehlt, find ich die Szenerie sehr schick. Waschsalon ist etwas tolles <3
Die Frau ist arg seltsam. Und wenn ich sag seltsam, dann ist es eine abgeschwächte Form von Beklommenheit, lol. Naja, etwas gruselig. Liegt vielleicht auch an dem Stil, wie du sie beschreibst, also, wie sie auf den Typen wirkt.
Der letzte Absatz ist wieder niedlich. Aber davor ist die Frau definitiv arg strange, zumindest kommt sie mir so vor.

Und den Satz mit "ein höheres Zeit" hab ich nicht kapiert - vielleicht ein Typo? *piek*
Von:  kumquat
2009-01-28T18:35:32+00:00 28.01.2009 19:35
... SÜSS.
Seriously. Wahnsinnig putzig. (Hast du vor dem Schreiben einen Harem-Anime geschaut? 6.6)

Dass sie einander im Waschsalon trafen, amüsierte mich besonders. |D~


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