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You will be the anchor that keeps my feets on the ground

von

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Gähnend hielt er sich die Hand vor den Mund, während er schon im Stehen seine inzwischen leere Kaffeetasse in das Spülbecken stellte und die Zeitung wieder auf den Küchentresen legte.

Eigentlich war er viel zu früh, aber nachdem er mehrmals hintereinander aufgewacht war hatte er beschlossen einfach früher zur Arbeit zu fahren.

Brachte ihm ja schließlich nichts, wenn er noch eine knappe Stunde wach im Bett lag, wenn er sowieso nicht wieder einschlafen würde.

„Adrian?“

Die für gewöhnlich sanfte und warme Stimme Myrons, die jetzt noch rau vom Schlaf war ließ ihn überrascht den Kopf heben und seinen völlig verschlafenen Mitbewohner mustern.

„Musst du schon weg?“

Mit seinen völlig zerzausten, schwarzen Haaren, den vom Schlaf noch trüben, braunen Augen und dem viel zu großen Shirt wirkte er fast wie ein kleines Kind, das seinen Vater verabschieden wollte.

Adrians Mundwinkel zuckten spöttisch bei diesem Vergleich, da er schließlich einen zwanzigjährigen Mann vor sich stehen hatte, ließ sich seine Belustigung jedoch nicht weiter anmerken.

„Ja, nächste Woche ist die Abgabefrist für das jetzige Projekt, da schadet es nicht, wenn ich mal früher da bin.“

„Achso…Dann viel Spaß.“

Die Augen reibend drehte er sich um, tapste wieder auf sein Zimmer zu und verschwand hinter der hellen Tür, um wahrscheinlich noch die nächsten Stunden weiterzuschlafen.

Im Gegensatz zu ihm selbst hatte der Jüngere nämlich einen sehr großen und ausgeprägten Schlafbedarf wie er bereits in den letzten Tagen festgestellt hatte.

Auch wenn er nach dem Aufstehen meistens noch völlig zerknautscht und fertig wirkte legte sich das nach einer knappen Viertelstunde und einer Tasse seines extrem starken Kaffees ohne den er wahrscheinlich selbst nicht einmal die Motivation finden würde die Wohnung zu verlassen.

In diesem Punkt waren sie sich sehr ähnlich, da sie beide absolut leidenschaftliche Kaffeetrinker waren.

Das leise Piepsen seiner Armbanduhr ließ ihn zusammenfahren und verwirrt starrte er kurz auf das blinkende Display.

Er hatte gar nicht gemerkt, dass er wie zur Salzsäule erstarrt stehen geblieben war und gedankenverloren auf die Tür zu Myrons Zimmer gestarrt hatte.

Seufzend schaltete er den Wecker seiner Uhr aus, griff nach seiner Tasche und seinem Mantel und verließ die Wohnung.
 


 

„Adrian?“

Für einen kurzen Augenblick verharrte er in der Bewegung und zog den Kopf ein in der Hoffnung, dass sie ihn nicht sehen würde.

Alles nur das nicht.

„Adrian!“

„Ja?!“

Seinem Tonfall war deutlich anzuhören wie genervt und gereizt er war aber anscheinend hatte sie beschlossen das zu ignorieren.

Er hatte ihr immer noch den Rücken zugedreht und hatte auch nicht vor sich extra wegen ihr umzudrehen, allerdings wirbelte er blitzartig herum, als er die schmalen Arme spürte, die sich um seine Schulter legen wollten.

„Was machst du hier?“

Enttäuscht stellte sie sich wieder aufrecht hin, schob die schmale Unterlippe vor und versuchte ihn mit ihren kleinen Augen aus riesigen Dackelaugen anzusehen.

Allerdings wirkte das bei ihr einfach nur lächerlich, da sie eigentlich stark kurzsichtig war und nur aus Eitelkeit farbige, grüne Kontaktlinsen trug von denen sie dachte, dass ihre eigentlich gewöhnlich blauen Augen dadurch besser zur Geltung kamen. Adrian verdrehte genervt die Augen und drehte sich wieder zu seinem Schreibtisch als keine vernünftige Begründung für ihr plötzliches Auftauchen geliefert wurde, außer ihrem vor dem Spiegel einstudierten Bettelblick.

Dass sie das wirklich vor dem Spiegel übte wusste er von Sonja, da dieses überdrehte und übertakelte Püppchen ihre Cousine war.

Abfällig schnaubte er durch die Nase und beschloss sich gar nicht weiter um sie zu kümmern, damit sie so schnell wie möglich wieder verschwand, auch wenn er sich nicht ganz sicher war, ob das auch funktionieren würde, da er wusste wie hartnäckig und erfinderisch sie sein konnte, wenn sie etwas wollte.

Und dummerweise hatte sie sich schon seit geraumer Zeit in den Kopf gesetzt, dass sie ausgerechnet ihn wollte.

Nicht, dass das der Grund für ihn gewesen wäre sie nicht zu mögen, aber ihr penetrantes Hintergerenne ging ihm mächtig auf die Nerven. Grummelnd erinnerte er sich daran, dass er nicht zu Hause, sondern bei der Arbeit war und sie trotzdem einfach auftauchte.

Auch wenn er das bei dem unterdrückten Kichern seiner drei Kollegen, die sich mit ihm das Großraumbüro teilten eh nicht vergessen würde.

Mal abgesehen davon aber war sie auch einfach nur anstrengend.

„Adriaaaan?“

Wie er das hasste. Konnte sie seinen Namen nicht einfach normal aussprechen?

War ja jetzt nicht so als ob der sonderlich schwer wäre. Obwohl er sich mit einem Zucken um die Mundwinkel fragte, ob sie nicht doch Probleme damit haben könnte.

„Och bitte…Jetzt sei doch nicht so böse zu mir.“

Weiter auf den Monitor starrend schnellte seine Augenbraue nach oben.

Böse.

Er.

Bis jetzt war er doch noch friedlich wie ein Lämmchen.

Zumindest erachtete er es als überaus freundlich von sich selbst, dass er sie einfach ignorierte anstatt ihr gehörig die Meinung zu geigen und dadurch zu einem Rotz und Wasser heulenden Häufchen Elend zusammenzustauchen.

„Adrian…“

Die Region unter seinem rechten Augen begann bereits leicht zu zucken und er stöhnte in Gedanken gequält auf.

„Hast du deine Anzeige wegen der Wohnung eigentlich schon wieder abgehängt?“

Jetzt doch ein wenig irritiert warf er ihr einen flüchtigen Seitenblick zu.

Sie hatte sich, ihrer Meinung nach, lasziv an den Schreibtisch gelehnt, die Beine übereinander geschlagen und musterte ihn aus halbgeschlossenen Augen.

Woher wusste sie überhaupt davon?

Siedend heiß fiel ihm wieder ein, dass sie ja auch auf die Uni ging, wo er die Anzeige angebracht hatte und schüttelte kurz fassungslos darüber den Kopf wie unbedacht er gehandelt hatte.

Wäre der Aushang nicht weg wäre sie mit Sicherheit bei ihm aufgekreuzt und…

Stirnrunzelnd drehte er sich jetzt doch zu ihr und maß sie mit forschendem Blick von oben bis unten.

„Warum ist der Aushang weg?“

Gleichgültig zuckte sie mit den Schultern und schenkte ihm ein strahlendes Spiegellächeln.

„Keine Ahnung, aber er ist auf jeden Fall weg. Sonja meinte, dass du noch einen Untermieter suchst und ich wollte fragen, ob das Zimmer noch frei ist.“

Sonja, dieses Biest.

Das war mit absoluter Sicherheit Absicht gewesen, dass sie so ganz nebenbei im Gespräch mit ihrer Cousine fallen gelassen hatte, dass er einen Untermieter suchte.

Sie machte sich liebend gern einen Spaß daraus zu beobachten wie er langsam aber sicher an die Decke ging, während dieses blonde Übel ihn debil, sie nannte es wohl verliebt, grinsend anschmachtete.

Knapp schüttelte er den Kopf.

„Nein, ist belegt.“

„Oh…“

Enttäuscht ließ sie den Kopf hängen und malte Kreise mit ihrem Zeigefinger auf seinem Schreibtisch.

Schüchtern lächelnd sah sie ihn dann doch wieder an und krauste die Nase in der Hoffnung unwiderstehlich niedlich auszusehen.

„Kann ich dich denn mal besuchen kommen?“

Seufzend wandte er sich wieder seinem Monitor zu und schüttelte den Kopf. „Nein.“

„Mh…Naja, du hast bestimmt viel zu tun und keine Zeit. Dann geh ich mal wieder. Bis bald.“

Im Vorbeigehen legte sie ihm noch kurz die Hand auf die Schulter, stöckelte dann aber mit einem glückseligen Lächeln zum Ausgang des Bürotraktes in dem er arbeitete.

Fast schon fassungslos starrte er ihr hinterher und schüttelte nur den Kopf.

Das sie das immer noch nicht als Abfuhr auffasste, sondern einfach irgendwelche Erklärungen fand warum er sich nicht mit ihr treffen konnte war ihm schon immer ein Rätsel gewesen.

Allerdings war es wirklich seltsam, dass sein Aushang einfach verschwunden war.

Bei Gelegenheit würde er Myron mal fragen, ob er wusste warum der nicht mehr da war wo er hingehörte, obwohl das ja auch eigentlich inzwischen egal war, da er ja jetzt den Kleinen bei sich hatte einziehen lassen.

Sein Blick wanderte nachdenklich über die Arbeitsfläche seines Schreibtisches und fiel dabei auf sein Handy, das aufgeregt blinkte.

Eine SMS von Sonja in der sie ihm mit unzähligen lachenden Smilies mitteilte, dass sein Schatz auf dem Weg war.

Manchmal wusste er wirklich nicht wen von beiden er schlimmer finden sollte und beschloss später seine angeblich beste Freundin anzurufen.

So einfach sollte sie ihm nicht davon kommen.
 


 

„Nein. Das ist nicht lustig.“

Er verdrehte genervt die Augen, als ihm erneut amüsiertes Kichern aus dem Hörer entgegen klang.

„Wieso denn? Sie ist doch so ein süßes Ding.“

Ihre Stimme triefte nur so vor Sarkasmus und er fragte sich wirklich warum er das überhaupt mit ihr ausdiskutierte.

„Hör mal ich ruf dich morgen oder so wieder an, ja? Hab jetzt keinen Nerv mehr zu reden.“

Immer noch kichernd verabschiedete sie sich von ihm und legte auf.

Seufzend steckte er das Handy in seine Manteltasche.

Sie war wirklich der einzige Mensch, der es so vollkommen gelassen nahm, wenn er einfach keine Lust darauf hatte sich mit ihr zu beschäftigen oder allein sein wollte.

Sonja liebte es zwar ihn aus der Reserve zu locken, zu reizen und ihre Cousine war einfach ein Paradebeispiel für so ziemlich alles was er nicht ausstehen konnte, aber sie akzeptierte ihn ohne jegliche Vorbehalte.

Missmutig vor sich hinstarrend kramte er in seiner Tasche nach dem Haustürschlüssel, während er die Treppen zu seiner, in Gedanken korrigierte er sich schon fast beiläufig, ihrer, Wohnung hinaufstapfte.

Mehr schief laufen konnte heute eh nicht mehr.

Erst konnte er nicht schlafen, dann tauchte diese kleine Hupfdohle auf, ihr Abgabetermin hatte sich um einige Tage nach vorne verschoben und seine beste Freundin hatte nichts Besseres zu tun als ihn auszulachen.

Wirklich ein unglaublich erfolgreicher Tag.

Eigentlich fehlte ihm jetzt nur noch ein Wasserrohrbruch.

Er wollte grade den Schlüssel ins Schloss stecken als sein Blick auf das Klingelschild neben der Tür fiel.

Für einen kurzen Moment hielt er inne und runzelte die Stirn.

Wäre wohl besser, wenn er Myrons Nachnamen auch anbringen würde.

Seine Mundwinkel zuckten kurz, als er an das entsetzte Gesicht der kleinen Frau Wilbers von gegenüber dachte.

Sie hielt so unendlich viel von Moral und Anstand, dass es in ihren Augen eine Todsünde war unverheiratet zu sein und wenn sie dann zwei unterschiedliche Namen an seiner Tür lesen würde, würde sie vermutlich bis ins Mark erschüttert ihrem Priester davon berichten.

Und wenn sie erst erführe, dass hier keine Frau mit ihm lebte…

Schon fast wieder gut gelaunt stieß er die Tür auf und betrat die Wohnung.

Sofort schlug ihm der Geruch von Pizza, Kerzen und noch irgendetwas anderem in die Nase.

Pizza und Kerzen rochen normal, was ihm Sorgen bereitete war das was er da noch roch.

„Myron?“

Nur langsam streifte er den Mantel von seinen Schultern, legte ihn dann zusammen mit seiner Aktentasche auf den Spiegelschrank im Flur und ging dann in das angrenzende Wohnzimmer, während er sich besorgt umsah.

Soweit schien alles in Ordnung zu sein bis auf die Tatsache, dass es überall dunkel war und es verbrannt roch.

Auf dem Sessel vor dem Fernseher entdeckte er dann jedoch ein zusammengekauertes Etwas, das mit großen Augen auf den Bildschirm des Fernsehers starrte.

So wie es aussah hatte Myron sich eine Pizza in den Ofen geschoben, einen seiner Horrorfilme ausgeliehen und um die Stimmung noch ein wenig unheimlicher zu gestalten hatte er alles abgedunkelt und die beiden Kerzen auf seinem Wohnzimmertisch angezündet.

Der warme Lichtschein warf weiche Schatten auf dem vor Anspannung erstarrten Gesicht mit den weit aufgerissenen braunen Augen in denen fast so viel Angst lag wie in denen des Mädchens, die sich grade vor dem Mörder im Film versteckte.

Mit verschränkten Armen stand Adrian halb hinter ihm, jedoch war er sich sicher, dass er ihn auch nicht gesehen hätte, wenn er direkt neben ihm gestanden hätte, da er so in den Film vertieft war.

Wie schon öfters fiel ihm auch dieses Mal wieder die unschuldige Ausstrahlung des Jüngeren auf, die ihn fast dazu zwangen viel netter zu ihm zu sein als er eigentlich wollte.

Ein diabolisches Lächeln huschte um seine vollen Lippen, als er möglichst geräuschlos noch zwei Schritte näher trat und dann seine Hände auf Myrons Schultern legte.

Mit einem erstickten Aufschrei sprang dieser auf und wirbelte mit schreckgeweiteten Augen herum.

Sein Brustkorb hob und senkte sich hastig, während er ihn verwirrt anstarrte.

„Was…Oh!“

Sein sonst eher blasses Gesicht nahm innerhalb von einem Zwinkern die Farbe einer Ampel an und Adrian konnte sich das spöttische Lächeln wirklich nicht verkneifen.

„Also…Tut mir leid, dass ich einfach einen deiner Filme genommen habe, aber mir war langweilig und ich dachte das stört dich bestimmt nicht und ich hab versucht was zu kochen, aber irgendwie bin ich mit dem Herd nicht klar gekommen und dann ist mir die Lasagne verbrannt und…“

Adrians Augenbraue schnellte nach oben und er musterte den Jüngeren eingehend was diesen auch sofort zum Schweigen brachte.

„Erstens…Ja, du kannst dir meine Filme ausleihen. Zweitens ist der Herd wirklich nicht sehr kompliziert. Riecht das wegen der Lasagne so verbrannt?“

Betreten sah er erst auf den Boden, dann lächelte er ihn verlegen an.

„Ich hab gedacht, wenn du schon so lange arbeiten musst kann ich ja auch mal was machen…Aber irgendwie…“

Hilflos zuckte er mit den Schultern und deutete mit einem kurzen Nicken auf den Pappkarton der Pizza, der noch auf dem Wohnzimmertisch lag.

„Deine liegt im Ofen.“

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren drehte Adrian sich um und hoffte inständig, dass er den Ofen wirklich nur zum Warmhalten genutzt hatte.

Obwohl er sich eingestehen musste, dass es wirklich etwas Niedliches hatte wie konfus das Küken war.

Als erwarte er den Angriff einer lebendig gewordenen Lasagne öffnete er nur langsam die Ofentür, um dann halbwegs erleichtert festzustellen, dass wirklich nur der Pizzakarton darin lag.

So wie es roch hatte er ihm eine Margherita bestellt, was durch Aufklappen des Deckels bestätigt wurde.

Er warf einen kurzen Seitenblick auf Myron, der immer noch wie bestellt und nicht abgeholt mitten im Raum stand und ihm mit einer Entschuldigung in den Augen nachsah.

Seufzend wandte er sich mit dem Karton dem Kühlschrank zu.

„Willst du auch ein Bier?“

Fragend sah er über die Schulter zurück und in Myrons Gesicht leuchtete es augenblicklich wieder auf.

„Ja, gerne.“

Myron eine der kalten Flaschen in die Hand drückend setzte er sich auf das Sofa, platzierte den Karton auf seinen Beinen, die er der Einfachheit halber auf dem Tisch abgelegt hatte, und warf dem immer noch stehenden Studenten den Flaschenöffner zu, nachdem er seine eigene Flasche geöffnet hatte.

Mit der Flasche an den Lippen nickte er in Richtung des Fernsehers und runzelte fragend die Stirn.

„Welcher ist das?“

Suchend sah der Schwarzhaarige sich um, fand dann jedoch die Hülle der DVD und hielt sie ihm hin, als er sich wieder in den Sessel fallen ließ.

Die Decke schob er jedoch beiseite und versuchte das kurze Zusammenzucken bei einem schrillen Schrei der Protagonistin mit einem tiefen Schluck aus der Flasche zu vertuschen, was ihm jedoch nur ein amüsiertes Grinsen von Adrian einbrachte.

Als er es bemerkte, wandte er seine ganze Konzentration dem Film zu und nur ab und an flog noch ein Blick zu Adrian, der inzwischen begonnen hatte seine Pizza ihrer Bestimmung zuzuführen.

Normalerweise stand er nicht sonderlich auf so was wie Pizza und ähnliches Fastfood, aber heute war schlicht und ergreifend ein verdammt mieser Tag gewesen und jetzt brauchte er einfach Nervennahrung.

Eine ganze Weile war außer den leisen Kaugeräuschen von Adrian, dem gelegentlichen entsetzten, zischenden Ausatmen Myrons und der Schreie und Dialoge des Filmes nicht viel zu hören.

Das Licht war immer noch ausgeschaltet und die Kerzen dienten als einzige Lichtquelle wodurch die ganze Situation für Adrian an einen kuscheligen Pärchenabend erinnerte und er verzog angewidert den Mund.

So was hatte er immer schon gehasst.

Diese erzwungene Zweisamkeit, die viel eher durch den Zwang aufrecht erhalten wurde, da man so was als Paar ja schließlich machen muss um wirklich allen zeigen zu können, dass man glücklich ist, als dass das wirklich aus irgendwelchen Gefühlen entstand.

Seufzend rutschte er etwas tiefer zwischen die Kissen und die Sofalehne und wandte sich jetzt ebenfalls dem Film zu.

Er hatte ihn noch nicht oft gesehen, daher wusste er nicht wirklich was genau grade passierte, aber das war ihm auch nicht wirklich wichtig.

Einfach nur dazusitzen und sich von den schnell vorbeiflackernden Bildern berieseln zu lassen hatte etwas unglaublich entspannendes und seine aufgekratzten Nerven beruhigten sich langsam wieder.

Selbst ein Wasserrohrbruch hätte ihn wahrscheinlich nicht mehr aus der Bahn geworfen als sonst auch und das war ein durchaus beruhigender Gedanke.

Nach einiger Zeit wurde ihm der Film allerdings zu uninteressant, da er wirklich absolut nicht verstand worum es grade ging und er fragte sich ernsthaft, ob er diesen Film nicht irgendwann geschenkt bekommen und nie angesehen hatte.

Fast schon automatisch blieb sein Blick an Myrons konzentriertem Gesicht hängen und da der Jüngere völlig vertieft war musste er auch nicht befürchten, dass seine eingehende Musterung entdeckt werden würde.

Durch das blaue Licht der Mattscheibe sanft beleuchtet wirkte die sowieso schon helle Winterhaut noch ein wenig zerbrechlicher und die braunen Augen stachen besonders hervor.

Die langen Wimpern waren ein wenig heller als seine normale Haarfarbe und für einen kurzen Moment fragte er sich, ob das Schwarz nur gefärbt war.

Allerdings hätte man dann zumindest einen minimalen Ansatz sehen müssen, da es immer schwer war schwarz so gleichbleibend dunkel zu färben wie es bei ihm der Fall war.

Das fein geschnittene Profil ließ ihn von der Seite zwar durchaus attraktiv, aber auch verletzlich wirken wie er mit weitaufgerissenen Augen und leicht geöffnetem Mund dasaß.

Die Hände lagen locker auf den Armlehnen des Sessels, verkrampften sich jedoch jedes Mal ein wenig, wenn er sich erschreckte und auch sein restlicher Körper zuckte wie durch einen leichten Stromschlag getroffen zusammen, obwohl er sich anscheinend Mühe gab sich nichts vor Adrian anmerken zu lassen.

Spöttisch glitt sein Blick über die schlanken, angewinkelten Beine, die lediglich in Boxershorts steckten.

Wenn er sich jetzt noch ein Kissen vor das Gesicht halten würde, wäre das Bild des verängstigten Kleinkindes komplett.

Allerdings wäre dieses Kleinkind dann für sein Alter ziemlich gut trainiert, wie er mit einem flüchtigen Blick auf Arm- und Beinmuskulatur feststellte, die sich sanft unter der Haut abzeichnete.

Insgesamt betrachtet hatte er an der Uni wahrscheinlich einen ganzen Fanclub von Mädchen, die sich ihm ohne zu fragen in die Arme werfen würden auch wenn er nicht unbedingt das Klischeebild des starken Mannes verkörperte.

Gähnend blinzelte er gegen die Tränen an, die ihm dabei in die Augen stiegen und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.

Sobald er mal nicht ausreichend schlief rächte sich das innerhalb eines Tages damit, dass er einfach von einem Schlag auf den anderen unendlich müde wurde und absolut nichts mehr mit ihm anzufangen war.

Mit knackenden Gelenken erhob er sich und griff nach dem Pizzakarton, um ihn im Mülleimer neben seinem Schreibtisch zu versenken.

Myron hatte überrascht aufgesehen, als er aufstand und folgte ihm jetzt mit seinen Blicken.

„Ich geh schlafen. Nacht.“

„Nacht.“

Myron nickte und wandte sich wieder dem Film zu, während Adrian erneut gähnend in seinem Zimmer verschwand.

Ohne das Licht einzuschalten zog er sich bis auf die Boxershorts aus und krabbelte schon mehr ins Bett als irgendwas anderes.

Die Bettdecke war noch unangenehm kalt, da das Fenster noch auf Kipp stand, aber um aufzustehen fehlte ihm einfach die Motivation.

Bestimmt zog er die Decke fester um seinen Körper und schloss die Augen.

Myrons warme Hände auf seinem Rücken wären ihm in diesem Moment mehr als recht gewesen und er fragte sich einen Augenblick, ob er ihn einfach fragen sollte, verwarf diesen Gedanken allerdings sofort wieder.

Das Küken sollte nur hier wohnen und war nicht für sein Wohlergehen zuständig und bei seinem Glück fand er nur noch mehr Stellen, an denen er etwas empfindlich reagierte.

Die Decke noch höher ziehend drängte er jeden Gedanken an Massagen und warme Hände aus seinem Kopf und fiel schon kurz darauf in einen tiefen und traumlosen Schlaf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-10-11T10:51:34+00:00 11.10.2009 12:51
Also die Cousine von Sonja ist ja echt penetrant. Gut, das Adrian das scheinbar ebenso empfindet...

Zu lustig wie er Myron erschreckt^^

Und dann wie Adrian ihn mustert, ihn im Gedanken aber immer noch als kleines Kind tituliert^^
Von:  Mel_Vineyard
2009-02-17T20:15:01+00:00 17.02.2009 21:15
hupfdohle!!XDDD
sowas ist echt nervig....und sonja macht sich auch noch einen spaß daraus..also echt!^^ aber sie schaut ja auch nur zu..^^

man sollte eben regelmäßig schlafen!sonst schläft man wohlmöglich noch auf der arbeit oder in der schule oder an irgendeinem unpraktischen ort ein....

pizza....ich will auch!!!!! >.<
och man....-____-

die arme lasagne...einfach verbrannt....

myron ist doch süß!^^ mit dunkel und kerzen horrorfilme gucken!^^

lg
Mel


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