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100 Themes Challenge

every day is writing day
von

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#2 [Love]

Keine Schmetterlinge
 

Von wegen Schmetterlingen und so. Unsinn. Alles Unsinn. Schmetterlinge. Aus Klebstoff vielleicht. Besser noch: Teer. Oder Öl. Ja, Erdöl. Klebriges, dickflüssiges, stinkendes, schlickartiges Erdöl.

Von wegen Schmetterlingen und so.

Soll ich lachen? Das sind eher plumpe, schwarze, krächzende, mit Erdöl verklebte, abgrundtief hässliche Vögel. Die qualvoll ersticken, schwerfällig zucken unter der zähen Last. Und in meinem Magen liegen. In ihrer schwarzen, klebrigen Pfütze, wo sie jämmerlich verenden, immer mehr davon. Stapeln sich den ganzen Magen hinauf. Bis zur Speiseröhre und noch weiter. Ekelhaft, verstopfen alles unterhalb der Lungen, Atmen ist deshalb ne ziemlich anstrengende Sache. Und der Magen verklebt indes weiter, endlose Übelkeit, Tage, Wochen. Ich würde sie am liebsten alle auskotzen. Diese sterbenden, erbärmlichen Vögel, die sich verzweifelt an den Wänden festkrallen, im Todeskampf. Und sie schlagen wild mit den Flügeln, um ihrem Elend zu entgehen, brechen sich dabei in ihrer Panik die filigranen Knochen, stürzen ab, direkt in die Erdölpfütze. Krah krah, adieu, ihr hässlichen Viecher.
 

Ist mir schlecht...

Mir ist so furchtbar schlecht, dass ich dir am liebsten alles mitten ins Gesicht spucken würde. Das ganze erdölartige Zeug; das hast du dann davon. Damit du siehst, wie's in mir abgeht. Yeah, dirty dancing, das große Programm, ne riesige Party. Dafür ganz ohne Schmetterlinge.

Ich schluck's wieder runter, die Vögel, das Erdöl; zurück bleibt Feigheit und der Drang, kaputtzumachen. Aber selbst dazu bin ich zu feige. Zu feige zu allem, weil es mich wahnsinnig macht, mal etwas zu riskieren. Ich trau mich nicht, zu garnichts, lasse mich auf keinen Kampf ein. Und sitze stattdessen auf dem Klo, auf irgendeinem Klo, glotze wie ein bekloppter Autistenemo auf ein Knie, Hände in den Haaren, aber was soll ich machen?!

Und wieder ein paar sterbende Vögel mehr. Die armen Viecher ganz unten sind schon längst tot, erdrückt von dem Gewicht der neu- KRAH KRAH! Kopfweh.
 

Wie lange saß er jetzt schon hier? In dem kleinen, gekachelten Raum, hellblauer Toilettensitz-Plüschbezug, das linke Knie in die Augenhöhle gedrückt. Saugte sich feucht die Haut an das Lid, oder umgekehrt. Es half ein bisschen gegen die Kopfschmerzen. Flacher Atem, immerhin.

Er verharrte in seiner Position, blinzelte einäugig seine kalten Zehen auf dem Boden an, die sich eingruben in die Fliesen. Für eine weitere Minute genoss er die krepierenden Mistviecher im Bauch, ließ sich von einer Welle Selbstmitleid fortreißen, während die Finger sich in den Ansätzen verkrallten. Ein kurzes, wohliges Erzittern, ein gestochen scharfes Bild vor Augen. Ein Massensterben.

Sieben Sekunden später hielt er sich an weißem Porzellan fest, versuchte so wenig Geräusche wie möglich dabei zu machen. Aber es kam kein Erdöl und auch kein einziger verklebter Vogel. Nur das Abendessen und viel Magensäure dazwischen. Die Drecksviecher blieben, wo sie waren und krähten schadenfroh.
 

Schmetterlinge. Wer denkt sich so'n Scheiß aus?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  RIMFIRE
2012-09-16T10:34:52+00:00 16.09.2012 12:34
Als ich heute morgen wie jeden Tag beschloss, mal wieder die neuesten Fanfiktions durchzusehen, ist mir zur Abwechslung wieder eine dieser 100 Wörter Herausforderungen untergekommen. Da alles andere sowieso einfach nur verdammter Mist war und bestenfalls verbrannt und auf den Meeresboden versenkt gehörte, dachte ich mir: "Headstrong, wieso eigentlich nicht? Lies ein Kapitel. Wenn es dir nicht gefällt, kannst du es immer noch lassen."
Ansonsten könnte ich sie immer noch ausdrucken und einen Papierflieger daraus machen. Dann wäre sie zu etwas gut. Wenn ich Glück habe, landet sie vielleicht sogar in einer Dachrinne und der nächste Regen löscht sie aus.

So saß ich heute, oder vielmehr jetzt in meinem Bett und las das erste Kapitel via Handy. Gleich zweimal.
Und es hat mir so unglaublich gut gefallen. Es war kurz, aber so eindrücklich, dass ich es genossen habe jedes einzelne Wort zu lesen. Nach Monaten der verzweifelten Suche nach etwas, dass meinem Geschmack und Niveau wenigstens halbwegs entspricht. Man liest zwischendurch ja allen möglichen Schrott, da möchte ich immer weinen.
(Wobei ich zugeben muss, dass mir beim zwiten Durchgang Dinge aufgefallen sind, die, wie ich finde, doch etwas ungeschickt ausgedrückt waren. Was dem Ganzen jedoch keinen Abstrich macht.)

Zumindest kann ich sagen, dass ich mir diese FF in nächster Zeit etwas genauer unter die Lupe nehmen werde. Und das ich hohe Erwartungen habe.

So oder so bedanke ich mich für den Eindruck, den mir dieses Kapitel gegeben hat.

-Headstrong


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