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Wenn Vergangenheit zur Gegenwart wird...

von

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Kapitel 2
 

Soichi Tatsumi wurde am Morgen lautstark von seinem Wecker aufgeweckt und er schlug missmutig nach dem lärmenden Gegenstand, was diesen auch sofort zum Verstummen brachte. Murrend setzte er sich auf und blickte sich verschlafen um, tastete dabei nach seiner Brille, die er am Nachtkästchen fand und sofort aufsetzte.

Die Umgebung war ihm zwar immer noch fremd, aber mittlerweile hatte er sich schon etwas eingelebt, aber daran, dass er gemeinsam mit seinem schwulen Kohei in einer Wohnung wohnte, daran würde er sich wohl nie gewöhnen.
 

Grummelnd stand er auf und verschwand im nebenan liegenden Bad, wo er sich wusch, anzog und dann seine Tür aufschloss, um auf den Gang zu treten. Alles war ruhig und diese Tatsache ließ Soichi verwundert eine Augenbraue heben. Wo war dieser Nichtsnutz von Morinaga geblieben?
 

Etwas verwundert ging er in die Küche und fand einen gedeckten Tisch vor. Noch erstaunter ging er auf diesen zu und fand einen kleinen Zettel vor, auf dem „Ich muss noch was erledigen, wir treffen uns nachher in der Uni.“ stand. Perplex las er sich den Zettel noch mal durch, knüllte ihn zusammen und warf ihn dann in den Müll. Sollte der andere doch bleiben, wo der Pfeffer wuchs!
 

Soichi aß das vorbereitete Frühstück auf und musste wieder einmal feststellen, dass Morinaga wirklich klasse kochen konnte. Sagen würde er ihm das allerdings sicher nicht.
 

Als er fertig war und gerade das Geschirr abwaschen wollte, klopfte es an der Tür. Verwundert blickte Soichi auf. Wer konnte das sein? Um diese Zeit kam normalerweise noch kein Postbote oder sonstiges. Oder war das Morinaga? Nein, der hatte einen Schlüssel.
 

Der Silberblonde legte die Schale, die er gerade abgespült hatte, weg, trocknete sich die Hände und ging an die Tür. Langsam öffnete er diese und blickte verwundert auf die Person, die vor der Tür stand.
 

„Guten Morgen. Ist vielleicht Tetsuhiro da? Ich hätte etwas Wichtiges mit ihm zu besprechen.“, sagte der Fremde mit dunkler, wohlklingender Stimme und Soichis Augen verfinsterten sich. Der hatte Morinaga doch glatt beim Vornamen genannt.
 

Sein Gegenüber war mindestens so groß wie er, trug einen bodenlangen, dunkelbraunen Mantel, hohe Schnürstiefel, eine schwarze Hose und ein schwarzes Muskelshirt. Seine über die Schulter reichenden Haare, die er in einen Zopf gebunden hatte, waren ebenso schwarz und seine Augen waren im Kontrast dazu stechend grün.
 

„Nein, der ist nicht da. Was wollen Sie von ihm?“, fragte Soichi in seiner typischen, unfreundlichen Art, doch der andere lächelte nur.
 

„Darf ich reinkommen, dann kann ich Ihnen auch erklären, warum ich hier bin.“, sagte der Schwarzhaarige galant und Soichi gab nach einem Grummeln nach. Er mochte es zwar nicht, einen Fremden in seine Wohnung zu lassen, aber die Neugier siegte. Soichi ließ den anderen eintreten und wies ihm den Weg ins Wohnzimmer, wo er ihm einen Platz auf der Couch anbot, welchen dieser auch annahm. Sie saßen sich nun gegenüber und Soichi musterte den anderen misstrauisch.
 

„Also, ich will eine Erklärung. Wer sind Sie und was wollen Sie von Morinaga?“, fragte Soichi direkt heraus und blickte den anderen missbilligend an. Dieser lächelte und nickte.
 

„Ich bin Tetsuhiros Halbbruder, freut mich Sie kennen zu lernen.“, sagte der Schwarzhaarige freundlich und streckte Soichi die Hand hin. Dieser blickte den anderen verwundert an und reichte ihm schließlich ebenfalls die Hand, die kurz geschüttelt wurde. Seit wann hatte Morinaga einen Halbbruder? Soichi bemerkte, dass er nicht wirklich viel über den anderen wusste, auch wenn er schon über 4 Jahre mit ihm befreundet war.
 

„Warum weiß ich nichts davon, dass Morinaga einen Halbbruder hat?“, fragte der Silberblonde verwundert und der andere schmunzelte.
 

„Wahrscheinlich deshalb, weil keiner erfahren soll, dass wir Halbbrüder sind. Schließlich würde das nicht nur Tetsu, sondern auch meine Familie in Schwierigkeiten bringen, also haben wir beschlossen, es niemandem zu sagen.“, erläuterte Morinagas Halbbruder und Soichi nickte. So war das also.
 

„Aber wenn keiner etwas darüber weiß, wie habt ihr dann herausgefunden, dass ihr Brüder seit?“, fragte Soichi, da ihm nicht ganz klar war, wie das funktioniert haben sollte.
 

„Bevor ich jetzt beginne, Tetsuhiros und meine Geschichte zu erzählen, möchte ich mich erst einmal offiziell bei Ihnen vorstellen, mein Name ist Narita, Takuto Narita.“, sagte er und reichte Soichi die Hand.
 

„Tatsumi Soichi, angenehm.“, erwiderte dieser und schüttelte kurz die Hand des anderen, in dessen Augen sich Erkenntnis spiegelte.
 

„Ah, Sie sind also Tetsus Senpai an der Uni. Er hat mir schon vieles über Sie erzählt.“, lächelte Takuto freundlich und Soichi stockte. Was hatte Morinaga diesem Kerl erzählt?!
 

„Und was bitte hat er Ihnen erzählt?“, fragte Soichi und seine Augen verengten sich. Wehe Morinaga hatte seinen Mund zu weit aufgemacht, dann würde er ihn umbringen!
 

„Das er sich riesig gefreut hat, dass Sie ihm erlaubt haben, Ihnen im Labor behilflich zu sein. Er war so glücklich, wie ich ihn schon lange nicht mehr gesehen habe. Endlich hatte er jemanden gefunden, von dem er sich einiges an Wissen abkucken konnte und das freute ihn sehr.“, lächelte der Schwarzhaarige glücklich und Soichi wunderte sich. Morinaga hatte sich so gefreut, dass er bei ihm helfen durfte? War ihm gar nicht aufgefallen. Wahrscheinlich auch eher, weil er in ihn verknallt war.

Soichi grummelte kurz.
 

„Ich möchte Ihnen dafür danken.“, sagte Takuto und Soichi blickte auf.
 

„Warum?“, fragte der Silberblonde nach und runzelte die Stirn.
 

„Na dafür, dass Sie ihm die Chance gegeben haben, bei Ihnen im Labor zu arbeiten. Er hatte eine schwere Zeit hinter sich und so glücklich habe ich ihn das letzte Mal gesehen, als wir noch zusammen auf die gleiche Schule gingen.“, lächelte der Schwarzhaarige und Soichis Verwunderung stieg.
 

„Sie besuchten die gleiche Schule?“, fragte Soichi nach, dem diese beiläufige Bemerkung nicht entgangen war.
 

„Ja, wir besuchten dieselbe Polizeiakademie.“, sagte Takuto und Soichis Kinnlade küsste den Boden.
 

„Polizeiakademie?! Morinaga wollte Polizist werden?!“, erwiderte Soichi etwas lauter als gedacht und viel aus allen Wolken. Morinaga und Polizist? Das war doch wohl ein Scherz.
 

„Dafür ist er doch viel zu weich! Der würde doch glatt aus den Latschen kippen, wenn er eine Leiche vor Augen hätte!“, fügte Soichi hinzu und schüttelte den Kopf. Er konnte es nicht fassen. Morinaga und Polizist…
 

„Sagen Sie das nicht. Tetsuhiro ist stark, stärker als viele andere von uns es waren. Er besitzt eine seelische Stärke, die man ihm wohl nicht zugetraut hat bzw. die man ihm wohl noch immer nicht zutraut.“, sagte Takuto und brachte den Silberblonden zum Schweigen. War dem wirklich so? Er konnte es sich nicht vorstellen, obwohl… als ihn dieser Otaku terrorisiert hat, behielt Morinaga auch immer die Nerven, aber das hieß noch nichts.
 

Plötzlich kicherte Takuto und blickte Soichi schmunzelnd an.
 

„Außerdem war Tetsu der begehrteste Junggeselle an der ganzen Schule. Er war überdurchschnittlich attraktiv und das brachte sogar einige Männerherzen zum Höherschlagen.“, grinste Takuto und Soichis Kinnlade küsste abermals den Boden.
 

„Das glaube ich nicht! War der damals auch schon so ein geiler Bock?!“, entkam es Soichi, doch er schlug sich sofort die Hände vor den Mund. Das hätte er jetzt besser nicht sagen sollen.
 

„Geiler Bock? Liebe Güte nein. Er war Singel aus Überzeugung. Er wollte keine Beziehung oder gar ein One-Night-Stand ohne Liebe. Ich weiß nicht wie es jetzt aussieht, aber das kann ich mir bei weitem nicht vorstellen.“, erwiderte Takuto darauf etwas verwundert und dann begannen seine Augen zu funkeln, ohne das Soichi das mitbekam.
 

„Also sind Sie doch mit meinem Halbbruder liiert.“, stellte er darauf fest und Soichi horchte auf.
 

„Das ist nicht wahr!!! Ich bin nicht schwul!! Er hat mich vergewaltigt, ich konnte nichts dafür und…“, rief Soichi aus und ihm wurde abermals bewusst, dass er in seiner Rage zu viel gesagt hatte. Augenblicklich lief er rot an und blickte zur Seite. Verdammt!! Warum konnte er nicht einfach mal die Klappe halten?!!
 

„Vergewaltigt? Tetsuhiro?“, fragte Takuto erstaunt nach und bedachte Soichi mit einem musternden Blick.
 

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass er so etwas tut. Ich glaube Sie verwechseln da was. Wäre es eine Vergewaltigung gewesen, müsste da einiges an Blut geflossen sein, doch ich denke nicht, dass es bei Ihnen so war oder? Haben sie geblutet?“, fragte Takuto sachlich, ganz im Beamtenmodus, nach.
 

Soichi schüttelte nach kurzer Stille den Kopf. Er wusste sehr wohl, dass es keine Vergewaltigung war, aber dieses Wort drückte einfach das Gefühl aus, wie er sich damals gefühlt hatte bzw. so wie er es sich eingeredet hatte.
 

„Na sehen Sie. Anscheinend muss Tetsuhiro Sie sehr gerne haben, sonst würde er es nicht mit Ihnen tun wollen.“, sagte der Schwarzhaarige und Soichi blickte ihn an.
 

„Vielleicht.“, wisperte er dann als Antwort und blickte auf seine Hände, die er auf seine Knie gelegt hatte.
 

„Na wie dem auch sei, wenn Sie wollen, kann ich Ihnen ja ein Foto von uns beiden zeigen, als wir noch zur Schule gingen. Ich hab es immer noch dabei. Seit er es mir geschenkt hat, habe ich es nicht mehr aus meiner Geldbörse genommen.“, lächelte Takuto und holte ein dunkelbraunes Portmonee aus seiner Manteltasche, aus dem er ein zusammengefaltetes Foto zog. Er entfaltete es und hielt es Soichi hin, der neugierig einen Blick darauf warf. Seine Augen weiteten sich minimal, als er Morinaga und Narita auf dem Foto sah.
 

Er konnte es nicht fassen. Morinaga in einer Polizeiuniform! Soichi musste zugeben, dass Narita Recht hatte. Morinaga sah unverschämt gut aus, das musste sogar er zugeben. Der Schwarzhaarige war auf dem Foto noch um einiges jünger, doch er wirkte viel erwachsener, als Narita. Seine Statur war schmal und dennoch zweifelte Soichi nicht daran, dass sich unter der Uniform stramme Muskeln befanden. Das Gesicht war schmaler, bleicher und doch ließ die Blässe die rauchblauen Augen Morinagas geradezu herausstechen. Seine pechschwarzen Haare waren wild zerstrubbelt und wirkten doch ordentlich in ihre Position gebracht. Einfach unglaublich. Kein Vergleich zu heute.
 

„Er hatte eine gewaltige Wirkung auf seine Umwelt. Alle drehten sich nach ihm um, doch keiner konnte genau sagen, was so besonders an ihm war. Ich hab ihn zwar schon über 4 Jahre nicht mehr gesehen, aber ich bin mir sicher, dass er auch heute noch diese gewisse Ausstrahlung hat.“, sagte der Schwarzhaarige und Soichi blickte auf. Stimmte das? Hatte Morinaga eine besondere Ausstrahlung? War ihm noch nie aufgefallen. Er blickte wieder auf das Foto.
 

„Sie haben sich ihn noch nie so richtig angesehen, nicht wahr?“, fragte Narita und Soichi blickte auf, zog dabei eine Augenbraue in die Höhe.
 

„Ich arbeite jetzt schon seit über 4 Jahren mit ihm zusammen, glauben Sie da wirklich, dass ich ihn mir noch nie angesehen habe? Ich sehe ihn jeden Tag!“, erwiderte Soichi unfreundlich und reichte dem anderen das Foto. Dieser lachte nur auf.
 

„Das mag schon sein, aber ich meine ja nicht nur den Körper, sondern den Ausdruck in den Augen, das Gehabe, der Gang, die Aura, wenn man das so sagen kann und die Redensart.“, erklärte er seine Aussage und lächelte. Soichi murrte nur. Er kannte Morinaga zwar schon 4 Jahre, aber er musste sich eingestehen, dass er auf solche Dinge noch nie geachtet hatte.
 

„Na ja, sie können das ja noch locker nachholen.“, sagte Narita schmunzelnd und musterte Soichi.

„Hoffentlich.“, dachte er und wurde wieder unruhig. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass etwas geschehen war und das gefiel ihm gar nicht.

Soichi indessen blickte auf die Uhr und fluchte.
 

„Ich komme zu spät!“, knurrte er, rannte in sein Zimmer und zog sich fertig an. Dann stand er wieder vor Narita und blickte diesen an.
 

„Wenn Sie wollen, können Sie ja an die Uni mitkommen. Dort ist Morinaga bestimmt.“, grummelte er und Narita lächelte ihn an.
 

„Gern.“, erwiderte er und folgte Soichi bis zur Uni, die nur ein paar Minuten von der Wohnung entfernt war.
 

Soichi hastete durch die Gänge und riss dann die Tür zum Labor auf.

„Morinaga!! Du hast Besuch!!“, knurrte er und stellte erstaunt fest, dass niemand im Labor war. Verwundert blickte er sich um. Kein Zettel, nichts. Wo war dieser Nichtsnutz schon wieder?
 

Narita blickte Soichi über die Schulter und stellte fest, dass das Labor leer war, was sein ungutes Gefühl noch bestärkte.
 

„Wissen Sie vielleicht, was Tetsu vorhatte?“, fragte er Soichi und dieser schüttelte nur den Kopf.

„Nein. Ich habe nur einen Zettel auf dem Tisch gefunden, dass er was zu erledigen hat und wir uns dann bei der Uni treffen.“, murrte Soichi und war stinksauer. Wie konnte es Morinaga nur wagen ihn so im Stich zu lassen.
 

„Ich schätze er wollte spazieren gehen. Das hat er früher oft gemacht wenn er nicht schlafen konnte oder schlecht geträumt hat.“, sagte er ernst und schluckte. War das befürchtete eingetreten? Dann hätte er definitiv ein Problem.
 

„Wissen Sie wo er sonst noch sein könnte? Bei Freunden, Verwandten? Kennen Sie einen bestimmten Platz wo er sich gerne aufhält?“, fragte er weiter und blickte Soichi an. Dieser fuhr herum und funkelte ihn an.
 

„Was sollen diese Fragen? Ich habe keine Ahnung wo er sein könnte.“, knurrte der Silberblonde und Narita wurde nun todernst.
 

„Es könnte sein, dass ihm etwas zugestoßen ist. Ich bin Polizist, darum muss ich so was fragen. Aber ganz genau kann ich das noch nicht sagen, schließlich könnte er sich ja auch verspäten.“, sagte der Schwarzhaarige und setzte sich auf einen der Laborsessel.
 

„Zugestoßen? Was soll dem bitte zustoßen?“, murrte Soichi. Diese Nachricht machte ihn trotzdem etwas unruhig. Konnte wirklich was mit Morinaga passiert sein? Plötzlich ging ihm ein Licht auf. Sein Handy! Morinaga besaß ein Handy.

Knurrend holte Soichi das seine aus der Hosentasche und wählte Morinagas Nummer. Kurz lauschte er, bis er die vertraute Stimme der Mailbox hörte und legte knurrend wieder auf.
 

„Er geht nicht ran.“, meinte er nur, steckte sein Handy weg und zog seinen Laborkittel an, schließlich konnte ja die Arbeit nicht so einfach stehen gelassen werden.

Diese Nachricht beunruhigt den Schwarzhaarigen noch mehr, doch er zwang sich zur Geduld.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-02-05T13:35:49+00:00 05.02.2009 14:35
Mir gefällt besonders die neue Erkenntnis über Mori.
Oo
Kenn ich das nicht woher?
XD
Ich mag es eben auch mit dir RPG zu playn (Insider).
Immer weiter so!


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