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Der Musiker und der Pirat

der Schatz des John Silver
von

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der Musiker

Der Musiker
 

Das einzige an dass sie sich erinnern konnte war wie eine Horde von Soldaten um sie herumgestanden hatte und sie gewaltsam in ein kleines, nach Extremitäten sinkendes Loch geworfen hatten, natürlich ohne ihr wichtigstes Hab und Gut, ihre allgeliebte Gitarre. Dorothee wusste nicht wie lange sie schon hier war, jedenfalls lange genug dass sich ihre Nase an den widerwärtigen Gestank gewöhnt hatte. Seufzend schlang sie ihre Arme um ihren Oberkörper. Ihre einfache Stoffhose war verdreckt und das ehemals weiße Hemd, das sie trug konnte die Kälte hier unten nicht vor ihrem Körper fernhalten. Sie schloss die Augen und versuchte sich kläglich daran zu erinnern wie sie nur hierher in eine Zelle Port Royals gelangen konnte. Vor allem wollte sie wissen warum man sie eingesperrt hatte. Ein lauter Rums erschreckte sie und sie öffnete ihre Augen. Ein klammer Lichtstrahl von der Treppe konnte sie erkennen, bis die Soldaten ihn verdeckten und laut schimpfend einen neuen Gefangenen in den Kerker stießen. Murrend rieb sich der neue Gast seine Handgelenke und schimpfte leise vor sich hin. Einer der Soldaten blickte auf und sah zu Dorothee, schnell blickte sie zur Seite. Ein höhnisches Lachen drang über die Lippen des Soldaten. Er ging an ihre Zellentür und spuckte in ihre Richtung, angewidert verzog Dorothee das Gesicht.

“Jetzt wirst du Morgenfrüh nicht alleine sterben, Pirat.” beim letzten Wort triefte die Stimme des Soldaten nur so vor Hohn.

Pirat?, man hielt sie für einen Piraten? Verwirrt schüttelte sie ihren Kopf.

“Ich bin kein Pirat.” flüsterte sie, doch ihren leisen Protest überhörte der Soldat, er spuckte ein zweites mal in ihre Zelle und drehte sich um. Während er, wohl die missliche Lage der Gefangenen auskostend, sehr gemächlich zur Treppe ging, sprach er: “Du solltest dich geehrt fühlen, du stirbst Seite an Seite mit...” er drehte sich um und sah zu ihrem Nachbarn, grinste breit und fuhr mit sarkastischer Stimme fort:”... Jack Sparrow, der wohl schlechteste Pirat aller Zeiten!”

“Captain! So viel Zeit muss sein!” sprach Jack mit erhobenem Zeigefinger. Die Soldaten stiegen lachend die Treppe rauf hinaus in die Freiheit. Dorothee rollte mit den Augen, was würde es ihm bringen, dass man ihn Captain nannte, wenn er Morgen bei Morgengrauen erhängt werden würde. Jack drehte sich zu ihr um. Erschrocken schlug sie eine Hand vor dem Mund - hatte sie das gerade laut gesagt?

“Weil ich ein Captain bin und wenn ich schon sterben muss, was nicht der Fall sein wird, da ich vorher hier draußen bin, als solcher am Strick hängen will. Das selbe könnte ich Euch auch fragen, schließlich habt ihr, wenn ich mich nicht verhört habe -” er machte eine Pause und nährte sich mit federnden Schritten dem Gitter ihrer Zelle - “behauptet kein Pirat zu sein.” fragend hob er eine Augenbraue, die unter einem roten Kopftuch verschwand. Dorothee ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen. Entschlossen drehte sie ihren Kopf in Jacks Richtung.

“Weil ich -”

“Weil ihr?”

Sie grinste verlegen.

“keiner bin.”

Für wenige Sekunden entgleiste Jack seine Gesichtszüge, über diese einfache und knappe Antwort. Als dies Dorothee sah musste sie leise kichern. Komischer Kauz! Dachte sie. Seufzend fuhr sich Jack übers Gesicht, dieses Mädchen war eindeutig verrückt!

“Nein.” sagte sie nach einer Weile.

“Hm?” machte er, führte sie jetzt auch noch Selbstgespräche, oder was?

“Ich bin eigentlich Musiker - eigentlich...” wollte ich einer werden und meinen Traum... traurig wandte sie ihren Kopf von Jack ab und lehnte sich an die kühle Zellenmauer.

“Tja, Schätzchen, als Musiker seid ihr hier wirklich fehl am Platz.” er grinste und ging auf seine Zellentür zu. “Aber anscheinend wart ihr nicht gut genug für das schmucke Port Royal, oder - ” er schnappte sich einen herumliegenden Knochen und stocherte in dem Schloss an der Tür herum - “ihr seid ein Piratenmusiker, sozusagen seid ihr dann doch ein Pirat, obwohl ihr dann ein ziemlich dummer Pirat seid, da - wie ihr bestimmt wisst- Port Royal ein Stützpunkt der Royal Navy ist.” dieses blöde Schloss, geh verdammt noch mal auf!!!

“Ich bin kein Piratenmusiker, jedenfalls denke ich das. Und wenn es wirklich so wäre dass ich ein Pirat wäre, dann bin ich nicht der einzige dumme Pirat hier.” erwiderte Dorothee.

“Ach! Und wen meint ihr?” mit einer Handbewegung, die an ein schwankendes Schiff erinnerte, deutete er auf die leeren Zellen.

“Ich hoffe dass ihr nicht unter Halluzinationen leidet, denn hier gibt es, außer Euch, keinen anderen dummen Piraten, wenn ihr, wie ihr es bereits sagtet, überhaupt ein Pirat seid, dass ich eher bezweifle.” so langsam regte ihn dieses Weib auf. Dorothee schlang die Arme stärker um ihren Brustkorb und nuschelte in das Dunkle: “Ich meine Euch, werter Captain.”

Empört verengte er seine Augen. Was fällt diesem Mädchen ein! Oder Frau, oder was auch immer! Er war Captain Jack Sparrow, der Schrecken der Karibik, kein dummer, dahergelaufener Pirat!

Beleidigt schwieg er und machte sich weiter am Schloss zu schaffen. Das beständige Kratzen am Metall, hielt sie wach. Ich bin müde, fahrig fuhr sie sich mit den Fingern durchs Haar. Um das Schweigen zu brechen, sie wollte kurz vor ihrem Tod eine Stimme hören und die des Captain Jack Sparrow war eine so schöne und - melodische Stimme. Sie musste Lächeln, die Stimme des Piraten erinnerte sie an ihren Traum.

“Sagen sie, Captain Sparrow, was verschlägt sie hier nach Port Royal und dessen gemütlichen Kerker.” fragte sie mit leichtem Sarkasmus.

Bei der Beschreibung ihres jetzigen Aufenthalts musste Jack grinsen, vielleicht war sie doch nicht ganz so... seltsam wie er zuerst gedacht hatte. Er hielt in seinem Tun inne und drehte sich schwungvoll zu ihr um.

“Nun mich, werte Miss - ?” fragend sahen sie dunkle Augen an.

“Dorothee Silver.”

“Aha, also Miss Silver, ich bin auf der Suche nach meinem Schiff - die Black Pearl, sicher habt ihr was von ihr gehört.” er wartete auf ihre Reaktion. Dorothee schüttelte nur verneinend den Kopf. “Wollt ihr etwa behaupten ihr kennt die Black Pearl nicht, das schnellste Schiff in den englischen Kolonien?” entsetzt starrte er sie an. Mit glühenden Wangen schüttelte sie abermals den Kopf. Was beim Neptun war das für eine Frau?

“Ihr seid eindeutig kein Pirat. Jeder Pirat in der Karibik kennt mein Schiff!” er stemmte die Hände in die Hüfte und schüttelte den Kopf. Nachdenklich sah Dorothee auf den Piraten, alles an ihm wirkte auf sie ziemlich seltsam und... merkwürdig. Sie konnte ja nicht wissen, dass Jack das gleiche dachte wie sie. Beide Gefangenen hatten die gleiche Meinung über des jeweils anderen. Als sich ihre Blicke an diesem Abend zum ersten mal richtig begegneten waren sie sich sicher, dass der andere seltsam war.

Jack tigerte in seiner Zelle umher und dachte nach.

Er suchte mal wieder nach seinem Mädchen, die Pearl und immer noch war er auf der Suche nach dem Jungbrunnen. Die Karte, die er Barbossa abgeluchst hatte, war wertlos gewesen, der Jungbrunnen wurde vor Jahren von einem Piraten gestohlen und an einen unbekannten Ort gebracht. Es fuchste ihn dass er immer noch nicht unsterblich war. Völlig in seinen Gedanken vertieft merkte er nicht wie ihn Dorothee beobachtete. Sein schwankender Gang ließ sie verwirrt die Stirn runzeln, kippt der nicht bald um, so voll wie er womöglich ist?

Vielleicht kann er mir ja helfen, dachte sie, vielleicht kann er mir helfen meinen Traum zu erfüllen. Ihr Gesicht hellte sich auf.

“Kennen sie die “unsterbliche Melodie”?” durchbrach sie die Stille zwischen ihnen.

Jack hielt inne. Die “unsterbliche Melodie”? Ob er sie kannte? Welcher Seemann kannte sie nicht! Die Melodie, die einst Orpheus gesungen hatte und somit eine Nymphe verführte. Seine Melodien, so erzählte man sich, waren so schön dass selbst der Tod Orpheus Leben nicht nehmen wollte, ja sogar die Götter wollten sie hören. Doch als die Geliebte Orpheus starb habe er versucht all seine Lieder, die so fröhlich waren, auf Papier zu bannen. So verbannte er all seine Fröhlichkeit und ihm blieb nur noch sein Schmerz und seine Trauer. Was wollte sie damit bezwecken? Wollte sie...? Er öffnete seinen Mund um etwas zu sagen, wurde durch das Auftreten der Tür unterbrochen. Er wirbelte herum und starrte auf die Treppe. War die Zeit so schnell vergangen?

“Mist!” fluchte er.

“Kennen sie, sie oder nicht?” kam es aus der Nachbarzelle. Jack schwieg.

Dorothee erhob sich auf ihre wackeligen Beine. Beim Klang der Schritte der Soldaten loderte in ihr ein letzter verzweifelter Lebenswille auf, sie wollte noch nicht sterben, sie musste doch noch ihren Traum erfüllen. Sie spürte wie Tränen sich in ihren Augen sammelten, ein dicker Klos erschwerte zusätzlich das Schlucken. Jack konnte ihren leisen Schluchzer vernehmen. Bevor er erneut etwas sagen konnte kamen die Soldaten die Treppe herunter getrampelt und stellten sich hämisch grinsend vor den zwei Zellen auf. Dorothee nahm alles um sich herum ganz plötzlich viel intensiver und deutlicher wahr als sonst. Das Knirschen des Schlüssels im Schloss tat in ihren Ohren unerträglich weh, die Kühle im Kerker ließ sie nur noch mehr erzittern. Grob wurde sie aus ihrer Zelle gestoßen, die Treppe hinauf in die Helligkeit. Als sie die aufgehende Sonne sah überkam sie ein seltsames Gefühl. Wenigstens, dachte sie, sehe ich bevor ich gehe die Sonne. Der Gang zum Galgen kam ihr so unendlich lang vor. Jack der hinter ihr hergeschoben wurde bekam Mitleid, sie sah zu jung aus um zu sterben, er natürlich auch, aber irgendetwas an ihrer Art gab ihr etwas unschuldiges. Er runzelte die Stirn. Er hatte etwa besseres zu tun als sich um ein junges Mädchen Gedanken zu machen, sie kann schon auf sich selbst aufpassen, ich muss hier raus kommen - irgendwie. Wo bist du nur Will, wenn man dich braucht.

Das Holz unter dem Galgen knarrte leise als man beide dorthin trieb. Ein großer, kräftiger Mann war der Henker und legte um Dorothees und Jacks Hals ein raues Seil. Dabei Schluckte Dorothee, um sich selbst Mut zu machen fing sie an leise zu Summen, während ein Soldat die unzähligen Taten des Jack Sparrow vorlas. Keiner, außer Jack und dem Henker konnte das Summen des bald gehängten Mädchens hören. Nach einer Zeit endete Jacks “böse - Taten - Liste” und der Soldat wollte gerade an Dorothees Liste gehen als er plötzlich inne hielt.

“Nun zu - “ er räusperte sich verlegen und warf einen hilfesuchenden Blick zum Henker, dieser schüttelte nur ratlos den Kopf. Der Henker stupste Dorothee an. “Hey, Kleine wie hieß du noch mal?” murmelte er. Sie sah ihn an, dann den Soldaten, der verlegen schwieg. Mitleidig sah sie ihn an. Schwer seufzend sagte sie: “Dorothee Silver.” Nickend bückte sich der Henker zum Vorleser und flüsterte ihm den Namen ins Ohr. Langsam wurden die Menschen um das Podest unruhig, hin und wieder hörte man Beleidigungen gegenüber Piraten und auch ab und zu konnte man welche hören die für die Soldaten bestimmt waren.

“Nun zu Dorothee Silver -” mit nasaler Stimme hob der Vorleser sein Wort. Gespannt hörte die Angeklagte auf die kommenden Worte und musste zur Verwunderung aller Angehöriger lauthals lachen. “Ihr werdet beschuldigt.... ähm.... die Komplizin von Jack Sp-” - “Captain!” - “Sparrow zu sein.” endete er.

Als Dorothee loslachte starrte sie Jack verwirrt an, was sie dazu brachte mehr zu lachen. Der Soldat rümpfte pikiert die Nase. “Nun habt ihr noch was zu sagen, Piraten?”

“Musiker!” schoss es aus ihr hervor, wenn sie schon sterben sollte dann, wie Jack es bei sich gesagt hatte, als Musiker! Bei ihrem plötzlichen Einwand musste Jack grinsen.

“Und ja ich habe was zu sagen! Wer keine Taten von mir aufsagen kann und mich als Komplizin beschuldigt sollte dann wenigstens sagen, dass ich...” doch ihre Rede ging unter einem enormen Knall unter, gefolgt von hysterischem Gekreische. Durch das Podest ging ein Ruck, der ihr die Luftzufuhr abschnürte. “Piraten!” hörte sie Soldaten rufen. Durch die Menschenmasse drängelten sich plötzlich bewaffnete Männer, die auf den Galgen zukamen. Sie konnte noch erkennen wie ein junger Mann auf das Podest geklettert kam und Jack los schnitt, dann verlor sie ihr Bewusstsein und klappte zusammen. Jack nahm wahr wie sie zusammen klappte und entriss Will den Degen. Mit einer schnellen Bewegung schnitt er den Strick um ihren Hals ab.

“Will komm her!” rief er dem jungen Mann zu und deutete auf die am Boden liegende Frau.



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