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Stumme Tränen

Darfst du mich denn lieben, Inuyasha?!
von

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Stärken und Schwächen

Anjaani starrte Inuyasha an. Ihr Herz hatte einen Schlag lang ausgesetzt.

„Atme“, erinnerte er sie lächelnd.

Sie schloss die goldenen Augen und atmete zitternd durch. Hatte er wirklich gesagt, was sie verstanden hatte? Als sie die Augen öffnete, blickte sie direkt in seine und Hitze wallte in ihr auf.

„Du hast mich richtig verstanden“, sagte er mit fester Stimme. Fest und warm und samtig. „Du bist wichtig für mich. Ich habe dir gesagt, wie sehr ich dich brauche und wie sehr ich dir vertraue“, ließ er sich nicht beirren. „Hör auf, dich schlechter zu machen, als du bist.“

Dann senkte sich seine Stimme zu einem Hauch, den nur sie noch hören konnte:

„Momentan bist du das wertvollste für mich.“

Auf einen Schlag schienen ihren Augen im Goldregen zu explodieren. Die Drillinge wichen zurück.

„Meine Fresse, Aani“, rief Yuki aus. „Was hat er gesagt?“

Die pure Seligkeit leuchtete in Anjaanis Gesicht. Noch nie war sie so schön gewesen. So schön, dass alle drei Männer den Blick abwenden mussten.

„Diese Worte gehören nur mir“, flüsterte sie und sah Inuyasha an. „Danke, Saajan.“

Diese wundervollen Worte hatten jeden Zweifel restlos vernichtet.

„Nur deine mangelnde Libido ist wirklich nicht normal“, zog Yami sie auf.

Inuyasha entfuhr ein Grollen. Aryans Blick warnte ihn, sich einzumischen.

„Dann klär mich auf.“

„Was?!“

Der gesamte Tisch starrte sie an. Anjaani errötete, doch ihr Entschluss war gefasst.

„Ich bin eine Frau und kein kleines Kind mehr. Es wird Zeit, diese Verklemmtheit abzulegen. Bringt mir bei, attraktiv zu sein. Zeigt mir, wie ich mit meinen Reizen umgehen kann.“

„Hey, habt ihr noch-“

Yami klatschte Inuyasha ihren Handrücken ins Gesicht. „Ich mach das!“

„Wieso du?“, beschwerte sich Yoko. „Ich kann das genauso gut. Was kannst du, was ich nicht kann?“

„Aryan erobern.“

Das war Begründung genug. Yamis teuflisches Grinsen galt Inuyasha. „Du willst reizvoll sein? Ja. Du bist reizvoll. Dir ist es nur nie bewusst.“

„Aha?“

„Du glaubst mir nicht? Gut. Das effektivste, um Kerle um den Verstand zu bringen, haben wir Drei von dir gelernt.“

Anjaanis Skepsis wich nun Belustigung. „Und was wäre das?“

„Dein verführerischer Blick.“

Der Hanyou schluckte.

„Keine hat ihn so drauf wie du“, bestätigte Yuki. „Und das Hündchen hier scheint sich auch zu erinnern.“

„Wie bitte? Wann schaue ich denn verführerisch?“

„Was meinst du denn, wie du von dem Flohteppich schwanger geworden bist?“

Inuyasha verschluckte sich an seinem Getränk, Anjaanis Gesicht hatte die Farbe reifer Tomaten angenommen.

„Halt sie auf“, hustete der Halbdämon Aryan an.

„Noch nicht“, lehnte Aryan sich zurück. „Erst, wenn sie übertreiben.“

„Welcher Blick?“, traute Anjaani sich zu fragen.

Yami wandte das Gesicht zu Yuichi. „Mach du das“, sagte sie zu Yuki.

„Dieser Blick.“

Der Japaner zuckte zurück. „Yuki, lass das!“, war sein Kommentar. „Das geht direkt unter die Gürtellinie!“

„Den haben wir von dir abgeschaut“, erklärten die Drillinge stolz. „Kein Mann kann widerstehen.“

„Bestätige ich“, lächelte Aryan.

„Und wie mache ich das?“ Anjaani war hilflos.

„Aani-Schatz, das ist dein bewusster Blick. Du kannst das auch unbewusst. Jeder hat unbewusst einen bestimmten Gesichtsausdruck, der besonders anziehend ist“, erklärte Yuki. „Das weißt du. Bei Inuyasha und Yui-kun sind sie völlig unterschiedlich.“

„Bei Inuyasha ist es dieses sanfte Lächeln“, begriff Anjaani. „Ich bin mir aber sicher, der macht das nicht unbewusst!“

„Und bei mir?“, wollte Yuichi wissen.

„Wenn du ernst und nachdenklich bist“, erklärte die Inderin.

Er war überrascht.

„Oh, ja“, seufzte Yuki. „Das ist so sexy, wenn du ernst bist. Ich verlier halb den Verstand.“

Das würde er sich merken!

„Bei dir, Aani, ist es wieder etwas ganz anderes“, machte Yuki unbeirrt weiter. „Frag Inuyasha, wann du besonders anziehend bist. Der kann ein ganzes Liederbuch darüber singen.“

Anjaani sah ihn an, doch seine Aufmerksamkeit galt dem Essen.

„Ist es dir so wichtig?“, grummelte er.

„Hai.“

„Wenn du wütend bist“, seufzte er. „Und jetzt lasst mich mit dem Mist in Ruhe!“

Reagierte Inuyasha deshalb immer so, wenn sie stritten? Weil er ihr nicht widerstehen konnte?

Sie schüttelte entschieden den Kopf. „So ein Schwachsinn! Ich schaue nie verführerisch!“

„Doch, das kannst du“, beharrte Yoko. „Besonders, wenn du wütend bist. Da bist du unbewusst anziehend.“

„Aber den bewusst verführerischen Blick üben wir“, versprach der jüngste Drilling und räusperte sich. „Damit wird es ganz bestimmt klappen. So machen wir es dir viel leichter.“

Inuyasha schauderte es jedes Mal, wenn sie seine Stimme aus ihrem Mund hörte.

„Schließ die Augen und konzentrier dich nur auf diese Stimme.“

„Wenn sie das bei Männern macht, ist das echt gruselig“, beschwerte sich Yuichi.

„Wem sagst du das“, stimmte ihm Inuyasha zu.

„Mund halten“, knurrte sie Inuyashas Stimme an. „Und du, Aani, Augen zu. Ich kann dir alles sagen, was du hören möchtest, du würdest den Unterschied zwischen dem echten Flohteppich und mir nie merken.“

Anjaani lächelte mit geschlossenen Augen. „Was auch immer du sagt, es wäre nie so schön, wie das, was er vorhin sagte.“

Wärme breitete sich in Inuyashas Magen aus.

„Ich brauche aber etwas, was dich reizt und anmacht“, überlegte Yami mit seiner Stimme weiter. „Ah, ich hab‘s! Dein verführerischer Blick. Gut. Anjaani-“

„Warte mal“, unterbrach sie Yoko. „Heb dir den Blick für später auf. Die Grundlage hast du vergessen. Selbstbewusstsein.“

„Stimmt. Du darfst dich von der Dominanz der Männer nicht einschüchtern lassen.“

„Sonst bist du nur ihr Spielzeug“, nickte Yuki. „Du darfst nicht unterliegen. Niemals!“ Dann grinste sie süffisant. „Körperlich schon, aber du darfst nicht zulassen, dass sie mit dir machen, was sie wollen. Du bist der Boss. Punkt.“

„Oh, ich ahne, was auf mich zukommt“, murmelte Yuichi leise.

Yuki warf ihm ein schelmisches Lächeln zu. „Aani, du weißt, was du willst und du nimmst es dir auch. Und niemand unterdrückt dich.“

Anjaanis Gesicht war ernst geworden. „Verstehe. Ich muss nur so sein wie ihr.“

„Betone deine Reize“, warf Yoko noch ein. „Ohne sie aber zu offensichtlich zur Schau zu stellen. Die Kerle müssen wissen, was sie bekommen könnten, aber es soll nicht zu einfach für sie sein. Eine leicht zu habende Frau wird schnell uninteressant und langweilig.“

„Und wie benehme ich mich… sexy?“

„Indem du deine Unsicherheit versteckst“, kam es gleichzeitig aus allen drei Mündern.

„Und das hier machst.“

Yoko senkte sanft die Lider, öffnete den Mund leicht und fuhr mit der Zungenspitze kurz über die Unterlippe. Zuma brachte diese Geste jedes Mal um der Verstand.

„Ihr wisst eindeutig was ihr da tut“, bemerkte Yuichi. „Von ihnen kannst du wirklich was lernen, Onee-chan.“

„So, ihr habt euren Spaß gehabt. Es reicht jetzt“, wollte Inuyasha das ganze beenden.

„Nein, tut es nicht.“ Anjaani sah ihn fest an und sein Blut begann zu brodeln.

„Super gemacht“, lobte Yuki. „Selbstbewusstsein!“

„Ich hab nichts getan.“

„Da siehst du, dass du auch betörend sein kannst. Was du mit den Lippen machst, ist fast so wichtig wie deine Augen. Ein weiblicher Mund übt so manche Reize auf die männliche Lust aus.“

„Der Mund, warum das?“

Oh Gott, nein!

„Ich muss gleich zur Arbeit, aber das lasse ich mir nicht entgehen.“

Yukis Gesichtsausdruck ließ Inuyasha den Schweiß ausbrechen. Er warf Aryan einen Blick zu, aber dieser lächelte nur neugierig.

„Du weißt, warum Raj die Beherrschung verloren hat?“

„Nicht das schon wieder“, stöhnte die Inderin und vergrub das Gesicht in den Händen.

Jetzt packte auch den Halbdämon die Neugier. Er beugte sich mit golden schimmernden Augen vor. Anjaani wich ihm aus.

„Was hat sie gemacht?“

„Du kennst doch Aanis Schwäche für Chashewmus?“

„Häschen, bitte nicht!“

Ja, die kannte er. Anjaani war verrückt nach Chashewmus. Ihre Augen vergoldeten sich immer, wenn sie die zu Mus pürierten Chashewnüsse vom Löffel aß.

„Es war der Morgen der Vergewaltigung. Raj war sowieso mit den Nerven am Ende, weil Aani genug von dieser Beziehung hatte und plante auszuziehen.“

Inuyasha hob die Brauen. „Du hast es beenden wollen?“

„Natürlich. Ich hatte es satt, mich von ihm so ausnutzen zu lassen. Ich war nicht sein Besitz. Ich hatte mich getrennt. Der Tag hätte mein letzter in dieser Wohnung sein sollen. Und jetzt ist Schluss!“

Das überging Yuki. „Und Rajs Nerven hat sie beim Frühstück noch extra reizen müssen. Ohne Schleier hat sie ihn genug nervös gemacht. Und so ungeschickt wie er war, hat er mit dem Chashewmus gekleckert und seine Finger waren voll davon. Aani hat sich nicht beherrschen können…“

Alle drei Männer rissen die Augen auf. Yuichi glaubte es nicht.

„Du hast ihm die Finger abgeleckt?!“

Anjaani vergrub sich in ihrem Schleier. „Nein, hab ich nicht!“

Yami lachte engelsrein. „Nein, nicht nur. Sie hat das volle Programm abgezogen und mit was für Genuss.“

Inuyasha schien aus allen Wolken zu fallen. „Anjaani, dem Verräter sind alle Sicherungen durchgebrannt! Und du wunderst dich, dass er über dich hergefallen ist?!“

„Ich weiß gar nicht, was so schlimm dran war“, meinte sie kleinlaut.

„Kein Wunder, dass er sich nicht beherrschen konnte. Du hast ihn provoziert!“

„Wie denn, Saajan?“

Inuyasha schloss den Mund, sein Gesicht lief rot an. Die Drillinge grinsten herausfordernd.

„Ja, wie? Los, Saajan, erklär‘ s ihr“, flötete Yuichi hämisch.

„I-ich… Habt ihr eigentlich einen Schaden?!“

„Wir wollen ihr nur erklären, was sie mit dem Mund machen muss, um die Kerle verrückt zu machen“, schmunzelte Yuki.

„So wie du im Zoo mit der Banane?“, warf Anjaani ein, um jede Ablenkung bemüht.

„Ich hatte Hunger“, erklärte Yuki nur.

„So isst man keine Banane“, zischte Anjaani. „Gefühlt 50 Männer sind stehen geblieben und haben sie angestarrt.“

Die Drillinge kicherten bei der Erinnerung.

„Das kann ich mir vorstellen“, lächelte Aryan und sah Yami an. „Warst du brav?“

„Natürlich. Ich bin nicht so sadistisch wie Yuki“, versicherte Yami. „Sie hat eine besondere Art Bananen zu essen.“

„Ich hab nicht übertrieben“, lachte Yuki. „Was kann ich dafür, dass Kerle so schwanzgesteuert sind?“

„Ihr habt einen gehörigen Schaden“, grummelte Inuyasha.

„Und dein Mund, Aanilein, ist wahnsinnig wichtig, um verführerisch zu sein“, griff Yoko das Thema wieder auf. „Wir üben gleich. Hier!“ Sie streckte Anjaani eine Banane hin.

„Wenn es sein muss“, gab Anjaani nach, sich der Brenzligkeit dieser Situation gar nicht bewusst.

Inuyasha Herz blieb stehen, ein erwartungsvolles Grinsen breitete sich auf Yuichis Gesicht aus.

„Was ist so erotisch dran?“

„Weil Männer bei allem, was eine Frau in den Mund nimmt-“

„Es ist genug“, beendete Aryan das ganze endlich. „Ihr hattet euren Spaß. Aurora, das wird dich nur unnötig schockieren.“

Inuyasha atmete erleichtert aus.

„Menno, ich hätte gerne gehört, wie sie ihr das erklären“, beschwerte sich Yuichi.

„Was ist an einer Banane so schlimm?“ Anjaani konnte sich keinen Reim daraus machen.

„Das willst du wirklich nicht wissen“, meinte Aryan.

„Weißt du es?“

Er lächelte. „Schau dir die Banane mal an. Warum haben die Drillinge in ihrem Referat über Verhütung wohl eine Banane als Anschauungsobjekt verwendet?

Anjaani begriff. Sie ließ die Banane fallen, als hätte sie sich an ihr verbrannt.

„Ok, du hast recht. So viel will ich nicht wissen. Es ist jetzt wirklich genug.“

„Och, Aani! Bist du gar nicht neugierig?“

„Nicht mal ansatzweise“, erwiderte sie angeekelt.

Enttäuscht gaben die Drillinge auf.

„Ich zeig‘s ihr dann“, entschied Yoko.

„Tust du nicht“, verbot Yami. „Sie muss es von jemanden lernen, der es auch wirklich kann.“

„Wer sagt denn, dass du‘s am besten kannst?“, giftete Yuki beleidigt.

„Weil ich es euch beigebracht habe!“

„Jetzt reicht es aber endgültig!“ Inuyasha verlor die Nerven. „Wenn jetzt nicht Schluss ist, schmeiß ich euch alle Drei raus!“

„Beruhige dich mal“, schmunzelte Yuki. „Ich gehe jetzt eh zur Arbeit. Ich muss die Wochenendschicht klären.“

Yuichi folgte ihr zur Haustür und zog sie in seine Arme.

„Yui-kun, ich muss jetzt wirklich los.“

„Arbeite nicht am Wochenende. Nimm dir frei und komm mit mir nach China.“

„Ich kann nicht, das weißt du. Der amerikanische Sänger will, dass ich ihn bediene. Ich muss hin, sonst werde ich gekündigt.“

„Steht der auf dich?“

„Natürlich, das ist zur Hälfte mein Job“, lachte sie. „Aber er lässt mich eiskalt.“

„Nur du und ich in Peking. Am Freitag die Benefizgala. Die ganze Nacht mit mir auf einem rauschenden Ball tanzen.“

„Kitschiger geht es nicht mehr?“, bemerkte Yuki angewidert, doch er sah ihr an, wie reizvoll dieses Bild war.

„Wir wären völlig alleine in meiner Suite. Mit Privataufzug.“

Er senkte das Gesicht zu ihrem hinab, seine Augen tauchten in ihre und ihr Atem wurde schneller und flacher.

„Und die Fahrt im Aufzug dauert lang?“

„Lang genug.“ Seine Augen glühten voll Verheißung. „Bleib hier“, flüsterte er. „Und komm mit mir mit.“

Sein Kuss ließ ihre Knie weich werden. Ihre Sinne schwanden.

„Lass das“, seufzte sie an seinen Lippen.

„Was?“

„Mich zu verführen.“ Sie löste sich von ihm und riss die Tür auf. „Das funktioniert nicht.“

Weg war sie.

„Ist die jetzt gegangen?“, war Yuichi etwas perplex.

„Ja, sie ist weg“, lachte Yami. „Pech gehabt, Romeo.“

„Menno“, jammerte er. „Wieso klappt das nie?“

„Das ist eine Schutzreaktion, Chi-chan“, tröstete ihn Anjaani, während sie mit Yoko das Geschirr spülte. „Einen Moment länger und sie wäre schwach geworden.“

„Einen Moment länger und sie wäre eingeschlafen“, motzte er trotzig.

„Chi-chan, Yuki ist sehr eigenständig. Du machst sie schwach und sie ist es nicht gewohnt, schwach zu werden.“

„So ein Schwachsinn. Ich kriege das nie hin. Meine eigene Freundin steht nicht auf mich. Ich lasse sie völlig kalt!“

Inuyasha stieß ein lautes Knurren aus und ging auf ihn zu. Yuichi wich instinktiv zurück.

„Jetzt hab ich die Nase voll. Dein Gejammer geht mir wirklich auf den Sack.“

Er baute sich vor dem verunsicherten Japaner auf und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Was für ein Weichei bist du überhaupt? Gerade die Drei sind ziemlich leicht zu verführen. Besonders deine! Du musst nur ihre Schwachstelle ausnutzen.“

„Sie hat keine Schwachstelle“, widersprach er sofort.

„Ausnahmslos jede Frau hat eine Schwachstelle.“

„Ja, der Punkt zwischen ihren Beinen“, spukte Yami sarkastisch aus. „Bravo, du Meister. Das ist echt kein Geheimnis.“

Yoko teilte mit Yuichi ein stilles Grinsen, denn Inuyasha tappte in die Falle.

„Nein, dahin musst du erst kommen“, knurrte er und verdrehte die Augen. „Ich rede von einem Schwachpunkt, der dir alle Tore öffnet, wenn du ihn geschickt reizt.“

Aryan wollte eingreifen, doch Yoko zog ihn in die Küche zurück. Inuyasha war nicht bewusst, was er da von sich Preis gab, aber das wollte sich niemand entgehen lassen. Auch Anjaani an der Spüle war aufmerksam geworden.

„Sag, du Weiberheld! Wo ist deiner Meinung nach dieser besondere Schwachpunkt? Falls es den gibt.“

Auch Yuichi ließ sich darauf ein. Ein Blick in Inuyashas Erfahrungsschatz war unbezahlbar.

„Den gibt es“, versprach der Hundedämon selbstsicher. „Aber er ist bei jeder Frau anders. Du zum Beispiel bist sehr empfindlich an den Lippen“, warf er Yoko eine kurzen Blick zu. „Sanfte Bisse und du wirst willenlos.“

Sie schnappte ertappt nach Luft. „Woher weißt du das?“, wunderte sie sich.

„Beobachtung“, antwortete er nur.

„Das wirkt bei Yuki nicht“, widersprach Yuichi bockig.

„Nein, nicht so gut wie bei dem roten Zwerg. Denk ganz genau drüber nach, dann wird dir das auch bewusst. Es ist so offensichtlich.“

Yuichi legte nur irritiert den Kopf schräg.

„Komm, Yui-chan“, forderte ihn Yami auf. „Sie kann es überhaupt nicht leiden, dort berührt zu werden.“

Er kam einfach nicht drauf.

„Ihr Hals“, grollte Inuyasha ungeduldig. „Ihre komplette Nacken- und Halspartie.“

Yuichis blaue Augen weiteten sich in der Erkenntnis. „Sie trägt selbst im Hochsommer Schals und Halstücher. Und ihr Haar ist selbst bei dieser Hitze offen… um ihren Nacken zu schützen?“

„Weil sie Berührungen dort kaum erträgt. Das ist ihr großer Schwachpunkt. Hat sie dich je an ihren Hals gelassen?“

„Nein, nie. Sie hat immer davon abgelenkt.“

„Jetzt weißt du warum“, grinste der Dämon. „Der Nervenzwerg ist ausgehungert und hält sowieso nicht mehr lange durch. Dir zu widerstehen, wird immer mehr zur Tortur für sie. Also hör mit dem Jammern auf und benimm dich wie ein Mann. Jede Frau ist rumzukriegen. Ausnahmslos.“

Anjaani klappte die Kinnlade herunter und Yoko drückte sie ihr grinsend wieder hoch.

„Jede?“, lächelte Yami kalt. „Du hast ein völlig überzogenes Selbstbild.“

Inuyasha fixierte sie mit seinen Glutaugen. „Tu nicht so unnahbar. Deine Schwachstelle ist noch offensichtlicher.“

Sie griff sich automatisch an die Ohrläppchen. Aus Inuyasha Kehle drang ein leises, samtenes Lachen.

„Nein, da ist eine noch viel größere Schwachstelle. Dazu kommt noch, dass du anfälliger bist, weil du gerade deinen Eisprung hast.“

„Wie bitte?!“

„Dein Duft hat sich verändert, ist verlockender geworden. Du sprühst nur so vor Fruchtbarkeit. Und gerade für mich bist du gar kein Problem.“

Aryan runzelte die Stirn, überlegte, ob er dem Schauspiel nun ein Ende setzen sollte. Inuyasha merkte nicht, wie er in seiner Rolle verschmolz. Der Verführer war erwacht. Und das Opfer war seine Freundin. Seine Freundin, die keinen Kampf scheute.

Yami grinste herausfordernd. „Du? Pfui, Teufel! Gerade du bist gar nicht mein Typ. Dir zu widerstehen ist nicht der Rede wert.“

Sie ignorierte Aryans warnende Stimme in ihrem Kopf.

„So standhaft, wie du denkst, bist du nicht“, flüsterte der Hanyou.

Seine Augen glühten und ein winziger Hauch von Verunsicherung breitete sich kurz über Yamis Augen aus.

„Du hast eine große Schwäche“, raunte er mit weicher, freundlicher Stimme.

Gänsehaut lief Yamis Nacken hinab. Inuyashas Augen funkelten zärtlich, ein sanftes Lächeln legte sich um seine Lippen. Er neigte den Kopf zur Seite. Ganz genau wie Aryan!

„Dein Herz ist stolz, Prinzessin. Aber so schwach. Schwach für mich.“

Yami war erstarrt, Röte überzog ihre Wangen. Und Inuyaha lächelte. Ein warmes, engelsgleiches Lächeln.

„Was tust du da?“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Atemhauch. Ihr rasendes Herz schlug ihr bis zum Halse.

Er strich ihr in einer liebevollen Geste die Haare aus der Stirn. Ihre Hand zuckte zum Schlag hervor, doch er war schneller. Seine warmen Finger schlossen sich um ihre.

„Ich tue nichts, was du nicht willst.“

Nah war er ihr, zu nah. Doch sie rückte nicht weg, sie versuchte nicht einmal, ihm ihre Hand zu entreißen.

„Hör auf“, bat sie leise.

„Willst du das?“

Sie zögerte. Er schlang den freien Arm um ihre Taille und zog sie mit einem Ruck an seinen Körper.

„Verloren“, flüsterte er, Zentimeter über ihren Lippen.

Yami blinzelte. „Nimm deine dreckigen Pfoten von mir!“

Mit einem kräftigen Ruck riss sie ihr Knie hoch, genau in Inuyashas Weichteile. Keuchend sackte er zusammen und krümmte sich auf dem Boden. Yami, rasend vor Zorn, begann nach ihm zu treten.

„Wenn du das noch einmal machst, du widerlicher Flohsack, reiß ich dir die Eier ab und stopf sie dir in dein dreckiges Maul! Hast du mich verstanden?!“

„Aua! Hör auf… Au! Mich zu treten!“

Seine krächzende Stimme war einige Oktaven höher. Er sah den General an. „Hilf mir!“

Aryan beachtete ihn nicht.

„Aryan, hilf ihm doch“, bat Yoko. „Ich kann Yami nicht aufhalten.“

Aryans Augen waren stählern. „Nein“, sagte er ruhig. „Lass ihn bekommen, was er verdient.“

„Anjaani“, ächzte Inuyasha unter Schmerzen.

Als Antwort flog ihm ein Eisbeutel ins Gesicht.
 

„Boah, was hab ich falsch gemacht?“

„Du hast es perfekt gemacht“, grinste Yuichi. „Zu perfekt.“

„Ach ja?! Warum hocken wir dann im Garten, anstatt in der Wohnung?“

„Wir?!“ Der sonst so sanfte Aryan kochte vor Zorn. „Du wurdest rausgeschmissen!“

„Und weil wir zwei keine Brüste haben, sind wir auch die Sündenböcke. Ich fand’s lustig.“

„Ist das dein Ernst? Hätte er das mit Yuki gemacht, wärst du nicht so ausgelassen.“

„Ich hab doch nichts getan!“

Aryans mörderischer Blick ließ ihn zurückweichen. „Du hast versucht meine Freundin zu verführen! Indem du mich nachmachst!“

Inuyasha traute sich nicht, ihm in die Augen zu sehen. „Das war Spaß.“

„So spaßig kam mir das nicht vor. Wenn du das noch einmal machst, landest du in der Dämonen-Hölle!“

Inuyasha zog die Schultern ein. „Sie hat doch widerstehen können. Wo ist denn dein Problem?“

„Du wirst derjenigen mit dem Problem sein! Yami ist so sauer, dass ich sie nicht einmal mehr anfassen kann. Ganz zu schweigen davon, dass du Aurora verletzt hast.“

Inuyasha Ohren zuckten.

„Du hast keine Ahnung, wovon er redet, nicht wahr?“, erkannte Yuichi.

„Du hast mit Auroras Gefühlen gespielt“, knurrte Aryan genervt. Seine Laune war richtig mies.

„Sie hat Gefühle für dich und du versuchst vor ihren Augen, eine andere zu verführen. Hast du keine Minute darüber nachgedacht?“

„Der Nervenzwerg hat mich herausgefordert“, versuchte er zu erklären. „Ich hab mich nicht beherrschen können.“

„So? Willst du wissen, wie es ist, wenn ich mich nicht mehr beherrschen kann?“

„Es tut mir leid. Ich mache es nie wieder.“

„Wenn du noch einmal unsere Ähnlichkeit ausnutzt, sorge ich dafür, dass dein Gesicht völlig anders aussieht!“

Inuyasha zuckte zusammen. „Es war ein einmaliger Fehler, Aryan. Ich hätte ihr nichts gemacht. Wirklich.“

„So weit hätte ich es nicht kommen lassen.“

„Wir sollten zurück“, riet Yuichi. „Je länger man Frauen alleine lässt zum Nachdenken, desto schlimmer wird es am Ende für euch. Für mich nicht, meine war nicht dabei. Auf in die Höhle des Löwen.“

„Ich will nicht mehr zurück. Nicht solange der grüne Zwerg da ist.“

Aryan lächelte finster. „Verdient hast du es. Aber wir sollten Aurora wirklich keine Zeit zum Nachdenken lassen. Sonst kommt sie noch auf die Idee, ihre Gefühle für dich zu hinterfragen.“

Inuyasha sah ihn überrascht an. Aryan hatte keine Lust, ihm das zu erklären, zu sehr war er um seine Beherrschung bemüht, ihm keine reinzuhauen.

„Sie hat eine Seite von dir gesehen, die sie nicht kennt“, klärte ihn der Japaner auf. „Die sie sogar abstößt. Sie könnte daran zweifeln, ob du wirklich der Inuyasha aus ihren Träumen bist. Oder wieder nur ein Trugbild, wie Raj es war.“

„Verdammt!“ Und weg war der Hanyou.

„Wir sollten hinterher, falls Yami versucht ihn umzubringen“, seufzte der General.

„Hast du was dagegen, wenn sie es tut?“

„Nicht das Geringste, aber ich würde einen wertvollen Kämpfer verlieren. Komm.“

„Warte mal“, zog ihn Yuichi an der Schulter zurück. „Du bist rasend eifersüchtig. Warum bei mir nie?“

„Nie ist nicht wahr. Beim Dreh zum Werbespott war ich eifersüchtig. Aber ansonsten bist du kein Konkurrent. Weil du mir nicht ähnlich siehst. Inuyasha leider schon. Viel zu ähnlich anscheinend. Ich bin ihre größte Schwachstelle, jemand, der aussieht wie ich und sich so benimmt. Du hast ihre Reaktion auf ihn gesehen.“

„Ich glaube, du steigerst dich da rein“, warnte ihn Yuichi. „Sie war kurz vor den Kopf gestoßen, mehr nicht.“

„Meinst du?“

„Hai, er hätte sie nie rumgekriegt. Sie kann ihn nicht leiden. Niemand ist besser als Aryan.“

Aryan lachte. „Du hast recht. Was bedrückt dich?“

„Nichts“, log der Blauäugige.

Aryan konnte man nicht anlügen. „Yuki hätte ihm auch widerstanden. Er hat es schon mal versucht und ist gescheitert.“

Yuichis Gesicht erhellte sich. „Wirklich?“

„Ja, wirklich. Yuki macht auf dich einen offenherzigen Eindruck, aber sie will nur dich. Du bist der Einzige in ihrem Herzen. Sie ist nicht leicht zu haben, sie war es nie. Sie wollte insgeheim immer nur Liebe und die kannst nur du ihr geben.“

„Danke.“

„Los, retten wir diesen hirnlosen Hund.“

„Ist es ein Trost für dich, wie sehr ihn Nee-chan um den kleinen Finger wickeln kann?“

Jetzt funkelten die grünen Augen belustigt. „Und was für einer!“

Vor der Wohnungstür stutzen sie. Inuyasha stand an der leicht geöffneten Türe, bewegte sich aber keinen Millimeter. Sein Gesicht war angespannt.

„Was hat das kleine Hündchen denn? Ist dort ein Schlangennest?“, fragte Yuichi unschuldig.

Yami war gerade eifrig dabei, Anjaani tatsächlich zu erklären, warum Inuyasha nicht der war, wofür sie ihn hielt. Der Dämon schluckte nervös. Seltsamerweise war Yoko auf seiner Seite. Die Schwestern gerieten in einen heftigen Streit.

„Meine Versöhnung kann ich dann vergessen“, bemerkte Aryan deprimiert.

„Von wegen, du Glückspilz“, flüsterte Inuyasha zurück. „Stell es geschickt an und du erlebst die Nacht deines Lebens. Wütender Sex ist der beste. Viel besser als Versöhnungssex.“

Yuichi riss stumm den Mund auf.

„Nicht, wenn sie mich vorher umbringt.“

„Wut und Leidenschaft trennt nur ein sehr schmales Band. Nutz deine körperliche Dominanz aus und heute Nacht erlebst du das Paradies.“

„Eher die Hölle, wenn sie mir die Augen auskratzt.“

„Sie liebt dich und vertraut dir. Du bist ihre größte Schwachstelle, vergiss das nicht. Als Entschuldigung sorge ich dafür, dass dich nicht mal ein Notfall stört.“

„Ich hoffe für dich, dass ich das nicht bereue.“

Inuyasha grinste. „Ganz und gar nicht. Wut und Lust sind der beste Antrieb, eine Frau zu unterwerfen, ohne dass es beide bereuen. Hab ich dich je falsch beraten?“

„Nein. Noch nie.“

„Sag mal, gibst du immer kostenlose Tipps?“ Die Dämonenjäger hatten Yuichi ganz vergessen.

„Ab und zu“, gestand Aryan.

„Ich war ihm was schuldig.“

„Und ich muss doch schließlich Yami gerecht werden.“

„Tja“, zückte Inuyasha die Krallen. „Jetzt muss ich dich töten.“

„Lass stecken, Hündchen, ich verpfeif dich nicht. Für den Tipp mit Yukis Hals hast du was gut bei mir. Und er hat vollkommen Recht“, sagte er zu Aryan. „Wütende Frauen sind die hemmungslosesten. Du bist wirklich zu beneiden. Wollen wir nicht endlich rein?“

Inuyasha zögerte immer noch. „Sie trinken. Der Nervenzwerg hat Anjaani abgefüllt.“

„Yamis Rache“, erklärte Aryan.

„Ist es schlimm, wenn sie getrunken hat?“

Die zwei Männer sahen ihn an.

„Aurora verliert ihre Unschuld“, erklärte Aryan. „Selbst Inuyashas angeborene Beherrschung hält dem nicht stand.“

„Kaum“, korrigierte Inuyasha beleidigt. „Ich halte kaum stand.“

„Was war denn das letzte Mal, als sie angetrunken war? Euer Kind kam wohl kaum aus dem Nichts.“

Inuyasha errötete und zischte: „Okay, ich halte ihr nicht stand! Yamada, verschwinde lieber. Auch wenn sie nur eine Schwester für dich ist, du wirst es nicht schaffen, ihr zu widerstehen.“

„Alles klar. Ich bin dann weg“, verabschiedete sich Yuichi.

„Das ist alles die Schuld deiner Freundin“, knurrte Inuyasha Aryan zu.

„Nein, allein deine. Du hast dich mit ihr angelegt.“

„Und ich tu es nie wieder.“

„Hast du nicht mal gesagt, man dürfe sich nie mit starken Frauen anlegen?“

„Ich hab sie unterschätzt, ok? Sich Anjaani zu stellen wird noch schlimmer.“

„Ganz genau und ich gönne es dir aus tiefstem Herzen. Los, rein da jetzt!“

Als die Männer den Raum betraten, war augenblicklich Stille.

„Anjaani, ich will mich entschuldigen“, begann der Dämon, bevor er daran gehindert werden konnte.

Sie erhob sich leicht schwankend, doch mit einem Ausdruck in den Augen, der ihn zurückstolpern ließ. Aryan schob ihn wieder nach vorn.

„Wofür?“, lallte sie leise. „Dass du bist, wie du bist? Oder dass du nicht der bist, für den ich dich hielt?“

Er wusste keine Antwort.

„So, ich geh Heim“, verkündete Yoko. „Selbst mir ist das zu viel Drama heute.“

„Ich begleite dich“, entschied Aryan. „Yami?“

„Was? Brauchst du meine Erlaubnis?“

Er zuckte nur mit den Schultern, als sie an ihm vorbeirauschte. Inuyasha stand Anjaani nun alleine gegenüber.

„Hör bitte zu“, fing er an. „Es tut mir wirklich leid, wie ich mich benommen habe. Ich tue es nie wieder. Ich hätte nie…

„Was? Getan, was du mit mir getan hast? Ist das der Grund, warum ich dir nicht genug bin, ich gehe nicht auf deine Bedürfnisse ein?“

Er riss die Augen auf. Dieser verfluchte Alkohol!

„Alle Männer wollen nur meinen Körper. Nur wenn sie den bekommen, ertragen sie mich. Raj, Zuma und du.“

Ihr Blick wurde düster und langsam löste sie den Sari um ihre Schulter. Inuyasha Mund trocknete auf einen Schlag aus.

„Ist es das, was ich tun muss, um dir gerecht zu werden?“ Ihre Stimme ließ das Blut in seinen Lenden kochen. „Kann ein Mann sich nur so für eine Frau begeistern? Wenn sie sich hergibt?“

„A-Anjaa…ni…“

„Du hast dich über meine Reizlosigkeit beschwert.“

Sie glitt auf ihn zu, aufreizend, elegant, unwiderstehlich. Seine Füße schienen mit dem Boden verwurzelt zu sein. Ihre goldenen Augen waren voller Verlangen und sein Verstand mit einem Schlag ausgelöscht.

„Es ist doch normal, nicht wahr? Nur Lust, ohne Gefühle, ohne Liebe. Für mehr war ich nie gut genug.“

Ihre Berührung ließ die Luft zwischen ihnen knistern. Langsam schlang sie die Arme um seinen Nacken, ihre Haut schmiegte sich an seine. Ihr Duft nahm seine Sinne in Beschlag. Alles in ihm schrie nach ihr.

„Wenn es das ist, damit du bei mir bleibst…“ Schmerz zuckte kurz auf, verschwand sofort wieder. „Dann nimm alles von mir, Saajan. Auch meinen letzten Rest an Würde. Es gehört alles dir.“

Diese Worte ernüchterten ihn. Endlich schaffte er es, die Augen zu schließen.

„Hör auf“, flüsterte er. „Du bedeutest mir zu viel, um dir das anzutun.“ Und als er sie ansah, glühten seine Augen voller Sanftheit. „Du bist perfekt wie du bist. Bleibe genau so.“

Sie sah ihn irritiert an und wich zurück.

„Es tut mir wirklich leid, wie ich mich benommen habe und was ich gesagt habe. Du bist nicht reizlos.“

„Doch, das bin ich.“

Ein Knurren entwich ihm. „Nein, Anjaani, das bist du ganz und gar nicht! Ich kann mich gerade überhaupt nicht gegen dich wehren. Ich kenne keine schönere Frau als dich. Du bist viel zu verführerisch! Wenn du nicht unschuldig wärst, müsste ich um meinen Verstand fürchten!“

Da, es war raus.

„Ich habe Angst, deine Unschuld zu beschmutzen. Das könnte ich mir nicht verzeihen, dafür bedeutest du mir zu viel. Ich weiß nur nicht, ob ich so für dich fühlen darf, wie ich gerne würde.“

Ihre goldenen Augen wurden braun, füllten sich mit Tränen.

„Ich will dich nur nicht verletzen. Du hast Besseres verdient als mich.“ Er wandte den Blick ab. „Das hast du heute selber gesehen.“

„Nein.“ Ihr Gesicht zierte das bekannte, liebevolle Lächeln, dass tausend Schmetterlinge in seinem Bauch flattern ließ. „Du bist wie du bist und ich möchte nicht, dass du anders bist. Ich werde dich immer lieben, das wird sich niemals ändern. Aber das verpflichtet dich nicht, für mich dasselbe zu empfinden. Versprich mir nur, dass du deine Fertigkeiten nicht vor mir ausübst.“
 

Eine wunderschöne junge Frau rannte durch die Nacht. Wut verzerrte ihr sanftes, asiatisch anmutendes Gesicht. Ihr rotbraunes Haar wehte wie ein Schleier hinter ihr her. Selbst der kräftige Wind konnte ihren Zorn nicht abkühlen.

Vor Aryan! Sie hatte Schwäche gezeigt für einen anderen Mann. Ausgerechnet Inuyasha! Nur weil er sich wie Aryan benommen hatte. Nie hatte sie die Ähnlichkeit so deutlich wahrgenommen wie vorhin. War sie so schwach? Waren ihre Gefühle für Aryan so leicht zu manipulieren?

„Schöne Frau, wohin so eilig?“

Zwei Dämonen versperrten ihr den Weg. Auch das noch! Sie schritt wortlos an ihnen vorbei. Wieder standen sie vor ihr und kreisten sie ein.

„Komm, ich beende deinen Zorn.“ Einer zog sie in seine Arme.

„Ich bin nicht so leicht rumzukriegen!“

Und sie explodierte vor Wut.
 

„General, Quartier 6B51“, erklang es aus Aryans Handy. „Wolfsdämonen versuchten erfolglos eine Frau anzugreifen. Es sind weitere im Anmarsch.“

Aryan rannte sofort los. „Erfolglos? Sag mir bitte nicht, dass es Yami ist!“

Jetzt lachte der Dämonenjäger. „Ganz genau, Ihre Freundin! Sie können sich denken, was passiert ist.“

„Oh je“, seufzte Aryan. „Leben die Dämonen noch?“

„Nicht mehr lange, denn sie ist sehr wütend.“ Einer seiner mutigsten Männer stöhnte auf. „General, Inuyasha weigert sich, in ihre Nähe zu kommen und ich würde mich auch lieber mit dem kommenden Dämonenrudel, als mit Ihrer Freundin, anlegen.“

„Ich auch“, dachte er für sich, aber dann kamen ihm Iuyashas Worte in den Sinn.

Es konnte doch nicht sein, dass er und Yuichi falsch lagen, oder? Und er wusste, Yami liebte es, wenn sie ihm unterlegen war… Tja, wenn sie ihm nicht vorher ein bestimmtes Körperteil abriss.

Die Erleichterung des Dämonenjägers, als sein Chef eintraf, war schon mit der Hand zu greifen. Aryan packte zärtlich Yamis Hände. Zwei Wolfsdämonen waren ihr zum Opfer gefallen.

„Für gewöhnlich hat man gewonnen, wenn der Gegner auf dem Boden liegt.“

Sie sah ihn an mit diesen funkelnden, hellen Augen und Lust übermannte ihn. Glühend heiße Lust.

„Bist du als Nächster an der Reihe?“

Wie konnte eine wütende Stimme nur so erotisch sein?

„Nein, das können wir zuhause diskutieren.“ Seine Augen blitzten verschmitzt auf. „Du machst meinen Kämpfern Angst.“

„Dann solltest du mal über die Qualität deiner Arbeitskräfte nachdenken.“

„Kein Mann ist dir gewachsen, Prinzessin. Zwei männliche Dämonen, alle Achtung!“

„Drei. Du hast diesen großmäuligen Möchtegern-Aryan vergessen.“

„Gut, zwei Wölfe und mein bester Krieger. Du wärst wirklich eine Bereicherung in meinem Team, aber wir gehen jetzt besser.“

„Geh vor, ich komme irgendwann nach.“

„Yami, bitte.“

Sie verschränkte die Arme vor der Brust, er tat es ihr gleich.

„Bitte, Prinzessin. Ich will dich nicht gegen deinen Willen mitnehmen.“

„Los, trau dich.“

„Yami, es sind andere im Anmarsch.“

„Gut, ich bin gerade warm geworden.“

Er seufzte nur und sie deutete den Ausdruck in seinen Augen korrekt.

„Nein, lass mich! Ich muss mich erst beruhigen. Ich bin wütend.“

„Weswegen? Weil ich ihn nicht aufgehalten habe? Oder weil du ihm nicht widerstehen konntest?“

Fauchend stürzte sie sich auf ihn, doch er packte ihre Oberarme und schwang sie mühelos über seine breite Schulter. Sie wehrte sich wie eine Raubkatze, doch er war stärker, schneller und zum Glück gut gepolstert unter der Kleidung. Ihr Gezeter war im ganzen Treppenhaus zu hören und sein Verlangen wuchs im Sekundentakt.

Er stieß die Wohnungstür auf, hob sie runter, presste sie gegen die Wand und überwältigte ihre Lippen mit seinen. Ihr ganzer Ärger explodierte in reiner Lust und riss ihn voller Gewalt mit.

In dieser Nacht war Aryan so erschöpft, dass er mit ihr verschlungen einschlief und erst am nächsten Morgen wieder erwachte.
 

„Nicht viel Schlaf gehabt, was?“, kommentierte Yuichi beim Frühstück. Er tauschte mit Inuyasha ein Grinsen.

„Was ist los, Nii-san?“, sorgte sich Anjaani. „Ist alles in Ordnung?“

Yami kicherte und schmiegte sich an seine Wange. „Keine Bange, dem geht es gut. Viel zu gut.“

„Aber ich hab dich im Treppenhaus fluchen hören. Du warst so sauer, Mäuschen.“

„Eben deshalb“, lächelte Aryan geheimnisvoll.

Ihre Schwestern seufzten neidisch. „Wütender Sex ist der beste. Gott, wie ich dich beneide!“

„Du hast keinen Grund dazu“, sagte Yukis Freund.

„Wer von euch beiden hat Aryan dazu geraten?“, lachte Yoko. „Von alleine wäre er garantiert nicht drauf gekommen.“

„Beide“, lächelte Aryan. „Das Paradies. Und ich dachte wirklich, das wäre übertrieben.“

„Liebe“, hauchte Anjaani mit hochroten Wangen. „Vertrauen und fallen lassen. Kann es etwas Schöneres geben?“

„Nein“, antwortete er.

Yuki seufzte leise. „Das erinnert mich an die Nacht, als wir Zuma diesen Streich gespielt hatten. Als Yuichi in meiner Wut seine körperlichen Überlegenheit ausgenutzt hatte.“

„Hai“, brummte Yuichi. „Was hat uns eigentlich aufgehalten?“

„Wir“, erinnerte ihn Anjaani. „Danke für eure Rücksichtnahme.“

„Nee-chan, du weißt nicht, was dir entgeht.“

„Doch“, flüsterte sie und wandte sich zum Kühlschrank. „Ich sehe jeden Tag, was ich nie hatte und nie haben werde. Mir fehlt es mehr als dir, weil ich nie die liebevolle Zärtlichkeit einer Beziehung genießen konnte. Keine Berührungen, keine Umarmungen, nichts. Ich beneide jeden einzelnen Kuss, den du ihr gibst, den ich nie bekommen habe.“

Yuichi sah sie erschrocken an und wusste nicht, wie er auf Anjaanis plötzliche Enthüllung reagieren sollte. Sie sah ihn lächelnd an, mied absichtlich Inuyashas Blick.

„Freu dich auf jeden Moment mit ihr und genieße ihn.“ Sie legte die Hand an sein Herz und ihre Augen wurden Golden. „Oh, Yuichi!“, stieß sie überwältigt aus. „Yuki, mein Häschen, du hast nicht die geringste Ahnung, wie tief seine Gefühle für dich sind. Sie werden nie vergehen. Niemals!“

Yukis Herz begann zu rasen, sie sah ihn an, die Liebe ihres Lebens. Er küsste ihre Stirn.

„Für immer“, flüsterte er.

Es von Anjaani zu hören hatte etwas Unzerstörbares.

„Ihr gehört zusammen“, wisperte Anjaani kaum hörbar, als sie tiefer in Yuichis Seele hineinglitt. „Ein Leben lang. Ihr dürft einander nur nicht als selbstverständlich sehen.“

Dann schrak sie zurück und setzte sich auf ihren Stuhl. Ihr alarmierender Blick traf Aryan. Er nickte ihr auffordernd zu. Yuichi war irritiert, aber Yuki wurde unruhig.

„Aani, was ist los?“, rief sie, als Anjaani einen Notizblock aus der Küchenschublade holte.

„Noch nichts“, murmelte sie und machte Notizen. „Chi-chan, deine Gesundheit ist gefährdet. Wir müssen dich schleunigst entgiften. Ich mache einen Ernährungsplan und schicke ihn Fabien. Du musst dich daran halten.“

„Wie? Was? Was hast du plötzlich, Nee-chan?“

„Halte dich an meine Anweisungen und alles wird gut“, beruhigte sie. „Noch ist es nicht zu spät. Zwei Wochen kein Fleisch, kein Zucker und kein Weißmehl. Danach ernährst du dich wie Aryan und ich.“

Yuichi war völlig durcheinander, aber Yuki eingeschüchtert.

„Er hält sich an deine Regeln“, versprach sie. „Ich kümmere mich drum.“

Anjaani warf ihr ein beruhigendes Lächeln zu, während sie schrieb. „Keine Angst. Diese zwei Entgiftungswochen werde ich mich um dein Essen kümmern. Du isst nirgends sonst, außer dem, was ich dir mitgebe. Nach den zwei Wochen gehst du zum Arzt, lässt deine Blutwerte untersuchen und wir schauen weiter. Aber deine Latte morgens ist verboten.“

Yuichi verschluckte sich an seinem Kaffee. „Wie bitte?“, hustete er.

„Welche Latte?“

Yukis Stimme war kühl geworden. Sie war nicht sicher, ob Anjaani wusste, wovon sie sprach.

„Na die, um die ich mich jeden Morgen als erstes kümmere.“

Yuichis Kinnlade fiel herunter. „Das stimmst doch gar nicht. Ich habe nie-“

„Natürlich“, war Anjaani etwas konfus. „Jeden Morgen besorge ich dir zuerst eine.“

Yuki fing an zu zittern. Yuichi blickte erschrocken von Yuki zu Inuyasha. Eine wütender als der andere.

„Sie lügt! Ich habe nie-“

„Was redest du da, Chi-chan? Ich mach das nur für dich. Du liebst das so.“

Aryan und Yami prusteten los vor Lachen. Sie konnten sich nicht mehr beherrschen.

„Was zur Hölle ist so lustig dran“, grollte Inuyasha. Er hielt seine Wut kaum noch im Zaum.

„Aanis Unschuld“, kicherte Yami. „Gott, sie hat keine Ahnung, wie zweideutig sie redet.“

„Was ist an einer Latte Macchiato so zweideutig?“

Jetzt fiel auch der Rest in Aryans Lachen mit ein. Sie lachten, bis die Bäuche schmerzten. Anjaani hatte mittlerweile begriffen, was sie falsch gemacht hatte.

„Hab ich euch genug amüsiert?“, fragte sie, als das Gelächter langsam verebbte.

„Danke, das war toll“, lachte Yuichi. „Für Inuyasha dämlichen Gesichtsausdruck sollte ich dich bezahlen.“

„Du warst genauso entsetzt“, warf ihm der Hanyou vor. „Außerdem bist du jetzt derjenige, der auf Diät gesetzt wird.“

„Nicht Diät“, korrigierte sie, wieder ihrer Liste gewidmet. „Nahrungsumstellung. Dir wird es gut gehen, ich gebe mir Mühe. Aber du musst dich wirklich dran halten. Versprichst du es mir? Yukis und deiner Zukunft zuliebe.“

„Du meinst, wenn ich meine Enkelkinder erleben will?“

Sie blickte auf, ernst und intensiv. „Wenn du deine Kinder erleben willst.“

Yuki wurde bleich. Er zog seine Freundin an sich, spürte ihr unterdrücktes Zittern. Sie war innerlich in Panik. Seine starke Yuki hatte Angst. Angst um ihn.

„Mir zuliebe, Liebling“, bat sie. Furcht verdunkelte ihre Augen.

„Dir zuliebe gehe ich durch die Hölle. Ich mache alles, was du mir sagst, Onee-chan. Aber jammern darf ich?“

„Wirst du nicht“, lachte Aryan. „Wenn Aurora sich um dich kümmert, wird dir nichts fehlen.“

„Kein Sex und jetzt kein Fleisch“, stöhnt er frustriert auf. „Ihr Inder ruiniert mir wirklich die Freude am Leben.“

„Ich habe dir nichts ruiniert“, korrigierte Aryan. „Das war Yukis Entscheidung.“

„Jammer nicht zu früh, Yui-chan“, riet ihm Yami augenzwinkernd. „Yuki müsste bald ihre PMS haben.“

Yuki sah sie warnend an.

„Das hast nicht einmal du verdient“, grollte Inuyasha.

„Was ist während deiner PMS?“

Dieser blöde Vampirfluch! „Das Übliche.“

Yoko lachte. „Ich erinnere mich noch an diese drei Schlägertypen, die dich angefallen haben.“

Entsetzt weiteten sich seine Augen, er wurde bleich. „Was ist passiert?“

„Ach, wie immer“, winkte sie ab. „Ich wurde auf dem Heimweg angefallen. Wie so oft.“

„Oft?“

Er sah Aryan besorgt an, dieser war aber auf Kuschel-Kurs mit seiner Freundin.

„Das passiert dir oft?“

„Oft genug. Man hat uns oft gesagt, dass wir mal so schön werden, dass die Männer uns in Scharen anfallen werden. Ich bin es gewohnt, von notgeilen Kerlen attackiert zu werden. Aber drei auf einmal war auch für mich neu.“

„Was ist passiert?“ Er war völlig erschüttert.

„Was wohl, bin zufrieden heim.“

„Und die Typen?“

„Hab sie da liegen lassen. Manche Männer sind echte Schlappschwänze, immer gleich erschöpft.“

Yuichis Gesichtsausdruck, als er begriff, wovon sie redete, war Gold wert.

„Ich hab‘s halt nötig, wenn ich PMS hab.“

„Aber drei auf einmal?“

„An normalen Tagen schaff ich das auch nicht“, tröstete sie.

„Ist das jetzt gut oder schlecht für mich?“

„Wirst du bald herausfinden. Nächstes Wochenende ist es soweit.“ Sie aß ungerührt weiter.

„Und dein Embargo?“, rief er frustriert aus.

„Ich sperr mich dann hier ein.“

„Nein, tust du nicht“, verbot Anjaani sofort. „Verschon mich mit deiner Geilheit.“

„Inuyasha kann dich vor mir beschützen.“

„Und wer beschützt mich vor dir?“

„Ich werde mich beherrschen, Hündchen. Ich tu dir nichts.“

„Themenwechsel“, bat Anjaani.

Yuichi konnte es immer noch nicht glauben. „Drei Männer? Gleichzeitig?“

„Ja.“

„Bitte, es reicht jetzt.“

„Wie geht das?“

„Ich sagte, es ist genug“, wurde Anjaani zornig. „Sie hat mehr als nur eine Körperöffnung! Reicht dir das als Antwort?“

Yuichi klappte der Mund auf, die Drillinge waren ebenso überrascht. „Aani, wieso kennst du dich da aus?“

„Erfahrung am eigenen Leib“, zischte sie. „Ich muss jetzt zur Arbeit. Inuyasha, schließ bitte ab.“

Alle starrten auf die zuschlagende Haustüre.

„Gütiger Gott!“, entsetzte sich Yoko über Inuyasha. „Was hast du mit ihr gemacht?“

Inuyasha riss geschockt die Augen auf. „Sag mal spinnst du! Raj hat ihr das angetan. Ihm fiel plötzlich ein, dass es nicht geschickt wäre, sie zu schwängern!“

„Woher weißt du das? Wenn sie es nicht einmal den Drillingen gesagt hat.“

„Ich war in ihren Erinnerungen, als wir die Körper getauscht hatten. Ich habe ganz genau miterlebt, was er ihr angetan hat. Er kann es dem Himmel danken, dass er mir noch nicht unter die Klauen geraten ist!“

„Du lieber Himmel, jetzt verstehe ich, warum sie es hasst, wenn man ihren Po berührt.“ Yuki starrte auf ihre Hände. „Und ich habe sie immer begrapscht. Arme, Aani! Hätte ich das gewusst. Ich muss mich entschuldigen!“

„Nein“, meinte Aryan. „Lass sie damit in Ruhe. Sie möchte mit Raj abschließen. Akzeptiere ab jetzt einfach ihr Nein.“

„Super, Yui-chan. Sie hat ihre Trinkflasche vergessen“, grummelte Yoko. „Inuyasha, bring sie ihr.“

Inuyasha hob die Brauen.

„Ich werde garantiert nicht in Zumas Höhle laufen. Außerdem haben wir August, Aani wird bei dieser Hitze umkommen und Zuma wird ihr freiwillig kein Getränk spendieren.“

„Ich gehe“, bot sich Yuichi an. „Ich wollte sie schon immer arbeiten sehen.“

„Nein, du hast genug zu tun“, rief ihm Yuki in Erinnerung. Ums Verrecken würde sie nicht zulassen, dass er sie bei der Arbeit sah!

„Lass ihn doch, Nervenzwerg.“

Yuki warf dem Hanyou einen eindeutigen Blick zu, der ihn zurückschrecken ließ.

„Ok, in Ordnung, ich mach das nachher“, lenkte er ein.

„Yuki?“, triumphierte Yuichi mit einem sehr breiten Grinsen.

„Halt die Klappe, sonst sorge ich dafür, dann Yoko dir diesen Arbeitstag zur Hölle macht“, funkelte sie ihn an.

„Bist du nicht da?“

„Doch, aber nur bis 15 Uhr.“

„Davon weiß ich nichts.“

„Dann hör mir mal zu, statt mir nur auf die Brüste zu starren.“

„Dann verpack die besser und ich kann dir wieder zuhören.“

„Ich hab Kurse in der Volkshochschule“, kicherte sie. „Aber ich bin zum Abendessen wieder da.“

„Aber was soll ich ohne dich am Set? Wenn du nicht da bist, ist es langweilig.“

Sie zog sein Gesicht zu ihrem, schmiegte sich daran. Ihre Schwestern tauschten einen Blick. Solch Zärtlichkeiten waren ungewohnt für die unberührbare Yuki. Tja, aber Yuichi war schon immer die eine einzige Ausnahme gewesen.

„Dafür, Liebling, haben wir morgen den Abend für uns. Ich koche.“

„Gibt’s auch Nachtisch?“

„Ja, mich. Von mir aus auch auf dem Tisch.“

„Immer wieder erstaunlich, wie leicht Männer zufrieden zu stellen sind“, grinste Yoko.

„Du bist eine Schande für unsere Spezies“, grollte Inuyasha.

„Das werden wir sehen, wenn du es unbeschadet aus Nee-chans Tanzraum schaffst.“

„Nichts zu erwidern?“, spottete Yuki.

„Weil er weiß, was auf ihn zukommt.“
 

Er ahnte es zumindest. Konnte jedoch nicht wissen, dass seine Vorstellung niemals an die Realität heranreichen würde. Er hätte sich noch mehr beeilt, wenn er gewusst hätte, wie dringend Anjaani ihn brauchte. Sie hatte wahnsinnigen Durst. Diese Sommerhitze. Im Hof draußen wehte kein Lüftchen. Sie war schweißgebadet, ihre Kehle ausgedörrt, trocken, schmerzte. Ihre Zuge schon angeschwollen. Sie konnte nicht mehr. Sie musste Zuma wohl oder übel um etwas zu trinken bitten. Der Preis war ein Kuss. Den würde er kriegen, sie war am Ende.

Zum Glück war der Kurs fast vorbei. Sie musste nur noch die letzten Minuten durchhalten. Es waren nur sanfte, weiche Bewegungen, nichts anstrengendes. Sie musste durchhalten…

Und bemerkte Inuyasha nicht. Er erstarrte auf der Stelle und sämtlicher Erfahrung, Disziplin und Beherrschung zum Trotz wanderte sein ganzes Blut in seine Leistengegend und sein Verstand verbrannte. Seine Augen sahen nur sie. Sie, die vorne stand, den Körper in wellenartigen Bewegungen drehte, streckte, reckte. Bauchfrei, kurze Hosen. Schweiß perlte auf ihrer Haut. Rann ihre Stirn hinab, ihre Brüste, ihren Bauch. Einige kleine Haarsträhnen klebten in ihre Nacken. Ihre Wangen waren gerötet. Sinnlich floss sie wie Wasser dahin, die pure Weiblichkeit, betörend, berauschend… Ein Windstoß kam auf, und Schwindel erfasste ihn, als ihr Duft in seine Nase drang. Er krallte die Hände in die Lehne der Sitzbank. Das Holz barst unter seinen Fingern. Nichts, aber rein gar nichts auf der Welt war so unwiderstehlich und verführerisch wie Anjaani.

Nein, das konnte er nicht überstehen, niemals! Er musste schnell von hier verschwinden! Die letzten Kursteilnehmerinnen waren fort, Anjaani würde ihn jeden Moment entdecken.

Inuyasha? Irrte sie, oder stand er da hinten? Ihre Augen sahen unscharf, die Sicht war völlig verschwommen und ihr war schwindelig. Dann kippte die Welt.

„Mein Gott, Anjaani!“

„Saajan?“

Er sah ihr sofort an, dass sie dehydriert war. Sanft hob er sie hoch, trug sie in den kühlenden Schatten einer mächtigen Linde. Sacht gab er ihr zu trinken.

„Schluck langsam“, murmelte er und sie gehorchte.

Das kühle klare Wasser war ein Segen. Anjaani stöhnte wohlig auf, was Inuyasha den Rest gab. Seine gesamte Willenskraft konzentrierte er auf seine ruhige Atmung.

„Saajan, dankeschön. Ich bin verschwitzt, es ist besser für dich, wenn ich dich nicht umarme.“

Nein, es war besser für sie. Doch er musste sich am Riemen reißen.

„Saajan, was ist los?“

„Wieso bist du so hohl und vergisst deine Trinkflasche? Wir haben über 35 Grad im Schatten und du musst dich noch körperlich verausgaben!“

„Ich bin einfach weggerannt heute Morgen, entschuldige. Zuma konnte ich nicht fragen.“

„Warum?“ Blöde Frage, warum wohl!

„Naja, ich hätte es nicht kostenlos bekommen. Nur für einen Kuss.“

„Du verreckst lieber vor Durst, als ihm einen Kuss zu geben?“

Sie sah ihn an, der goldene Ring um ihre geweitete Pupille glühte. „Ja. Denn alles gehört dir.“

Oh verdammt, sie machte es ihm nicht gerade leichter!

„Anjaani, ich verurteile dich nicht, wenn es um deine Gesundheit geht.“

„Wo ist das Problem? Du hast mich wieder gerettet, Saajan. Auf dich zu hoffen lohnt sich immer.“

Nein, er konnte nicht mehr… Er nahm ihr Gesicht in seine Hände, zog sie zu sich. Ihre Augen vergoldeten sich.

„Aurora, ich geh ans Set“, meldete sich plötzlich Zumas Stimme. Kalt sah er Inuyasha an. „Für einen Dämonenjäger hast du erstaunlich wenig zu tun.“

„Er hat mir nur etwas zu trinken gebracht“, kam Anjaani ihm zuvor. „Auf dich konnte ich mich ja nicht verlassen.“

„Ich verlasse mich aber drauf, dass du deine restlichen Kurse ohne Störungen durchziehst. Ich muss an Yokos Set. Sie braucht meine Hilfe.“

„Und du rennst, wenn sie-“ Anjaani hielt Inuyasha den Mund zu.

„Er ist nun mal der einzige, der Yokos Ansprüchen gerecht wird“, warf sie schnell ein.

Inuyasha starrte dem Tanzlehrer hinterher. „Der rote Zwerg pfeift und er rennt…“

„Er liebt sie“, sagte Anjaani schlicht. „Auch wenn ihm das noch nicht bewusst ist.“

„Er hat dich gesehen…“

„Er sieht mich jeden Tag“, wusste sie nicht, worauf er hinaus wollte.

„A-aber, er würde lieber…“

Sie begriff. „Er würde sich immer für Yoko statt für mich entscheiden. Warum wundert dich das?“

Weil er nicht blind war! Zuma sah sie so, so fast nackt, so verschwitzt, so sinnlich… und er ging lieber zum abweisenden, starrköpfigen Nervenzwerg, statt die Chance zu ergreifen, Anjaani nahe zu kommen. Er wählte den Drilling. Selbst Stunden später war Inuyasha immer noch fassungslos.

„Nervenzwerg!“

Yoko sah Inuyasha an und folgte ihm auf den Balkon. Er schloss die Türe, um den neugierigen Rest abzuschirmen.

„Der Grapscher liebt dich“, sagte er dann klipp und klar.

Yoko riss die Augen auf. „Wie bitte?!“

„Zuma liebt dich. Mehr, als er es jemals zugeben würde.“

Der Drilling war fassungslos und völlig überrumpelt. „Wie kommst du jetzt darauf?“

„Ich habe Anjaani bei der Arbeit gesehen. Er sieht sie jeden Tag. Dass er ihr widerstehen kann, grenzt an ein Wunder. Das kann nur an dir liegen.“

„Ich hasse es, mich zu wiederholen, aber wie kommst du jetzt darauf?“

„Hast du ihn heute gebeten, ans Set zu kommen?“

„Nein, das war Yuki. Er hat sie am Telefon wahrscheinlich für mich gehalten.“

„Er ist trotzdem sofort gesprungen, obwohl er Anjaani da hatte. Er muss dich lieben, kein normaler Kerl hätte sich gegen sie entschieden.“

„Nein, vermutlich nicht“, senkte sie nachdenklich die hellen Augen.

„Geh und schau sie dir an. Dann weißt du, wovon ich rede. Ich bewundere wirklich seine Standhaftigkeit.“

„Inuyasha hat Recht“, pflichtete ihm Aryan bei, der plötzlich am Geländer auftauchte. „Das macht Spaß“, sagte er zu seinem Partner. „Ich nehme nie mehr das Treppenhaus.“

„Hey, Schwager, womit hat Inuyasha recht?“

Aryan gefiel die Anrede. „Dass Zuma dich liebt. Ich habe Aurora auch gesehen. Ich kann es nicht beschreiben. Es war für mich nur erträglich, weil meine Gefühle für Yami zu stark sind. Es fällt ihm schwer, aber er widersteht ihr. Wegen dir.“

„Nicht mehr lange, wenn du nicht um ihn kämpfst.“

Frustriert riss sie die Türe auf. „Gegen Aani kann ich nicht gewinnen.“

„Wer sagt das?“ Aryan zog Yami an sich, küsste sie zärtlich.

„Ich bin nicht Yami. Das ist kein Vergleich. Niemand, der normal ist, kann Aani widerstehen.“

Anjaani in der Küche seufzte genervt auf, das Thema hatte sie so langsam satt.

„Bin ich normal?“, wollte Yuichi wissen, als er sich vom Fernseher abwandte.

„In dem Sinne ja.“

„Ich erlebe Nee-chan auch jeden Tag, bin ihr nah, berühre sie und liebe sie. Wie eine Schwester. Ich kann ihr widerstehen.“ Er zog Yuki noch näher an sich.

„Zuma kommt mir sogar noch näher“, erinnerte sie Anjaani, als sie ihre Schürze abnahm.

„Und er hat mir nie etwas getan. Können wir jetzt bitte essen? Fernseher aus, Chi-chan.“

Sein Finger verfehlte die Taste, wechselte den Sender. Ein halbnackter, muskulöser Kerl prügelte sich gerade mit einer Straßengang. Dies wäre der Moment, wo sich die Mädchen mit funkelnden Augen vor dem Fernseher scharren würden. Doch keine der Drillinge beachtete dies. Sie setzten sich an den Esstisch. Nur Anjaani reagierte. Hektisch schaltete sie das TV-Gerät aus.

„Kommst du jetzt endlich, Liebling? Ich verhungere.“

Yuichi starrte die desinteressierten Drillinge an. „Habt ihr das gesehen?“

„Ja und?“, wollte seine Freundin wissen.

„Der Kerl ist heiß. Seit wann interessiert euch das nicht?“

Die Mädchen tauschten nur ungläubige Blicke.

„Schau dir dieses Arschloch näher an“, grummelte Yuki bissig.

Yuichi nahm die Fernbedienung und tat wie ihm geheißen.

„Chi-chan, bitte lass uns jetzt Essen“, seufzte Anjaani unbeachtet.

Hm, was stimmte mit dem Kerl nicht? Yuki schien ihn überhaupt nicht leiden zu können. Aber, warum?

„Hey, Aryan, er sieht dir ziemlich ähnlich.“

„Wieso verwechselt man ihn immer zuerst mit mir?“, war Aryan ratlos.

„Wart’ s ab, Sanam.“ Yami begann herunter zu zählen. „Drei, zwei, eins...“

„Das ist Inuyasha“, schrie Yuichi entsetzt und sprang auf. Fuchtelnd deutete er auf den genervten Hanyou. „Das bist du! Du bist ein indischer Schauspieler!“

Inuyasha verschränkte die Arme vor der Brust und fauchte mit zusammengekniffenen Augen. Er hasste es abgrundtief, wenn man ihn mit Raj verwechselte.

„Wann hast du Zeit, Bollywood-Filme zu drehen?!“

„Hör auf, so einen Müll zu labern!“

„Ich hab‘ s gewusst, du stehst auf dieses Tralala!“

„Das ist Raj“, erklärte ihm Anjaani.

„Nein“, widersprach Yuichi. „Inuyasha ist ein kleiner singender Bollywood-Hüpfer.“

„Du nervige, kleine-“

Inuyasha wollte ihn gerade packen, als Aryan ihm die Hand auf die Schulter legte.

„Beruhige dich.“ Zu Yuichi gewandt sagte er: „Du weißt doch, dass er und Raj sich ähnlich sehen.“

„Ähnlich, ja. Aber das sind exakte Kopien. Obwohl…“ Er betrachtete Raj genauer. „Deine Statur ist kräftiger, Wachhündchen. Er ist nicht so sexy wie du.“

„Yuichi, übertreib es heute nicht“, riet ihm Aryan lächelnd. „Riskiere nicht, dass Inuyasha ausrastet. Ab einem gewissen Punkt werde ich dir nicht helfen können.“

Das wirkte abschreckend auf Yuichi und beruhigend auf Inuyasha. Er grinste Aryan an und dieser nickte ihm zu. So zufrieden konnten sie sich einem ruhigen Abendessen zuwenden.

„Da fällt mir ein“, bemerkte der General und sah Inuyasha an, der ihm gegenüber saß. „Ab 8 Uhr brauche ich dich.“

„Code 418“, nickte der Dämon. „Ich weiß, schade, dass du es mich nicht früher erledigen lässt.“

„Weil die Unschuldigen in Sicherheit gebracht werden müssen. Du und deine Truppe könnt nicht wahllos jeden Dämonen töten.“

„Pf, darauf passt du doch auf. Außerdem töte ich nicht wahllos.“

„Du nicht, aber die Hundedämonen, die unter deinem Befehl stehen. Du weißt, was zu tun ist. Ruf mich, wenn du mich brauchst.“

„Ich benutzte Strategie 00. Überlass das mir.“

„Du musst die Sache nicht beobachten, Aryan-nii?“, wunderte sich Yuki.

Aryan war großen Aktionen nie fern. Er als Chef musste alles im Auge behalten.

„Nicht nötig. Ich vertraue Inuyasha. Er ist der geborene Anführer, die Hundedämonen gehorchen ihm bedingungslos. Code 418 ist sein Spezialgebiet und Strategie 00 ist seine beste Kampftechnik.“

„Ich verstehe kein Wort“, maulte Yuichi.

„Ich auch nicht“, beruhigte ihn Anjaani. „Aber ich kenne Inuyashas Art zu kämpfen. Also muss Strategie 00 einfach losstürmen und drauflosprügeln heißen.“

Inuyasha sah sie beleidigt an, doch Aryan begann zu lachen. „Genau das heißt es!“

„Du hast dich bisher nie beschwert“, motzte Inuyasha den General an.

„Ihr seid so ein gutes Team“ seufzte der Japaner neidisch. „Ich fühle mich so ausgeschlossen aus eurem Männerteam, wenn ihr euer Zeug daher faselt.“

„Fang nicht wieder damit an, dich selbst zu bemitleiden, Chi-chan“, bat Anjaani und Inuyasha brummte nur genervt.

Ging das wieder los…

„Wer wäre auf so männliche Freunde nicht neidisch! Guck sie dir doch an! Ich kann da gar nicht mithalten.“

„Du musst ziemlich gestört sein, dich ernsthaft mit Aryan messen zu wollen“, ärgerte ihn Yami.

„Stell sie dir schwul vor, wenn das dein Selbstwertgefühl steigert“, riet Yuki.

Inuyasha verschluckte sich an seinem Essen, der Rest erstarrte geschockt. Nur Yuichi sah seine Freundin begeistert an.

„Hast du völlig den Verstand verloren!“, brüllte der Hund den ältesten Drilling hustend an.

„Lass diesen Gedanken besser schnell fallen“, meinte Aryan kopfschüttelnd.

„Stört dich das?“, fragten die Frauen, ehrlich überrascht.

„Ja, ich bin immerhin ein Mann.“

„Du bist homophob?!“

„Nein, ich bin alles andere als homophob“, berichtigte Aryan. „Ich setzt mich sogar aktiv für die Rechte Homosexueller ein. Aber Inuyasha und ich wären kein schönes Paar.“

„Das finde ich nicht“, war Anjaani ausnahmsweise nicht derselben Meinung. „Um ehrlich zu sein, würdet ihr sehr gut zusammen passen.“

„Was?! Hat dich ihre Geisteskrankheit etwa angesteckt!“ Inuyasha schien einem Herzstillstand nahe.

„Naja, ihr seid gleich groß“, begann Yoko über Inuyasha Gefauche hinweg. „Ihr habt dieselbe Statur, denselben Körperbau, ähnlich tiefe Stimmen, scharfe Sinne und von eurer Stärke muss ich erst gar nicht anfangen, geschweige denn von eurer erotischen Ausstrahlung. Aryan geheimnisvoll, du wild. Noch dazu sind sich eure Gesichter sehr ähnlich. Man könnte euch für Brüder halten. Oder das perfekte Pärchen.“

„Hör auf damit, das ist ja widerlich!“

„Die zwei männlichsten Männer der Welt sind schwul“, freute sich Yuichi. „Hai, das tröstet mich!“

„Dir gefällt der Gedanke wirklich“, beschwerte sich Aryan.

„Wäre das nicht süß? Stellt euch das vor!“, lachte Yuki.

„Das wäre überhaupt nicht süß, du Irre! Ich bin ein Mann!“

„In dem Fall wärst du die Frau, Saajan.“

„WAS?!“

Er wäre fast von seinem Stuhl gefallen. Völlig verdattert starrte er Anjaani an. Alle anderem, besonders Aryan, begannen schallend zu lachen.

„Was zu Teufel ist so witzig dran? Wieso wäre ich die Frau?!“

„Weil ich es bestimmt nicht wäre“, antwortete Aryan gelassen.

„Mach bei dem Mist nicht auch noch mit!“

„Ich wollte das nur klar stellen.“

„Du wärst garantiert die Frau“, nickten die Drillinge.

„Du bist zwar der stärkere, Saajan. Aber du hast eindeutig die weiblicheren Charakterzüge.“

Inuyashas Empörung verschlug ihm die Sprache.

„Aryan ist der ruhige und coole“, kicherte Yami. „Und Millionen Mal männlicher als du! Du dagegen bist streitlustig, zickig, bestimmend und man kann es dir nie recht machen. Du wärst eindeutig die Frau.“

Inuyasha konnte das Zittern nicht mehr bändigen. Dann explodierte er.

Und über diesen Wutausbruch amüsierte sich niemand mehr. Obwohl sein Anfall die anderen dazu brachte, die Wohnung zu räumen, dauerte es lange, bis Anjaani den erbosten Halbdämon beruhigen konnte. Beleidigt blieb er trotzdem.

„Sajaan-“

„Nein!“

„Ich habe doch gar nichts gesagt.“

„Ist mir egal! Nein! Ich rede heute nicht mehr mit dir!“

„Bitte, Saajan, ich möchte mich entschuldigen.“

„Kannst du nicht!“

Er baute sich vor ihr auf, bedrohlich, zornig. Himmel, war er groß! Anjaani zuckte verschreckt zusammen.

„Du hast mich verraten“, grollte er leise. „Statt mir zur Seite zu stehen, rammst du mir das Messer in den Rücken.“

„Ich…“ Seine Worte trafen sie hart und Tränen stiegen ihr in die Augen. „Das habe ich so nicht gemeint. Schau mich bitte nicht so an, du machst mir Angst.“

Seine Augen verengten sich. „Wie kann ich dir Angst machen, wenn ich nur eine Witzfigur für dich bin? Lächerlich, Aryan unterlegen. Deinem ach so perfekten, männlichen Aryan!“

„Nein, Saajan. Ich bin immer auf deiner Seite.“

„So?“ Er wandte sich ab. „Danach sah es nicht aus.“

„Bitte, Saajan. Ich mache es nie wieder. Es war nur Spaß.“ Die Tränen fielen.

„Lass das Geheule“, knurrte er kalt. „Das berührt mich nicht.“

Sie riss die Augen auf, ihr Gesicht wurde bleich. Genau das gleiche hatte Raj zu ihr gesagt. Der gleiche Ausdruck im Gesicht, die gleiche kalte Tonlage. Vor ihr stand nicht Inuyasha, sondern Rajesh.

„Nein.“ Weinend sank sie auf die Knie.

„Meine Fresse! Jetzt übertreib doch nicht so.“

Sie neigte den Kopf nach hinten, damit er die feine Narbe unter ihrem Ohrläppchen sehen konnte.

„Raj hatte haargenau dasselbe zu mir gesagt, bevor er mich zum Boden gestoßen hatte. Ich bin durch den Glastisch gefallen und habe ihn zerbrochen. Als ich aus der Notaufnahme zurück kam, habe ich die Beziehung beendet. Zum allerersten Mal, seit ich dich kenne, habe ich Raj in dir gesehen.“

Verdammt, das letzte, was er wollte, war, wie er zu sein.

„Ich bin wütend“, gestand Inuyasha sanft und zog sie wieder hoch. „Aber ich bin nicht wie er. Ich werde dir nichts tun. Aber ich bin sauer.“

„Kannst du mir verzeihen?“

Sein Handy klingelte und er wollte schon über den Balkon verschwinden.

„Saajan!“

Er wandte sich kurz nach ihr um. „Morgen.“ Dann verschlang ihn die Nacht.
 

„Er wird nicht lange sauer auf dich sein“, versicherte Yoko Anjaani am Telefon. „Du wirst sehen. Schon morgen hat er es vergessen. Und wenn nicht, mach ihm irgendetwas richtig Gutes zu essen. Also für dich müsste es kein Problem sein, ihn zu versöhnen.“

„Danke, Kätzchen. Ich liebe dich.“

„Ich dich auch.“

Tja, alle hatten so ihre Probleme mit Männern, seufzte sie. Yami hatte mehr Abstand als Nähe zu ihrem. Yuki hatte Mühe, ihren auf Abstand zu halten und sie selber wäre schon froh über die Existenz eines Partners. Gab es den perfekten Partner? Laut Aani, Yuki und Yami, ja. Gab es auch für sie den perfekten Partner?

Sie lehnte sich an das Geländer ihres Balkons und blickte verträumt zu den Sternen hoch. Die Stille der Nacht hatte etwas Betörendes. So sehr Anjaani die Sonne liebte, liebte Yoko den Mond. So mystisch, zauberhaft, sinnlich. Wie Romeo…

„Augen voll Sternenglanz funkeln für die Nacht…“

Er stand plötzlich hinter ihr, groß, geheimnisvoll, sinnlich… nur mit einer Jeans bekleidet. „Ihr Geheimnis gehört dem Mond.“

„Ich habe kein Geheimnis“, flüsterte sie, wandte sie Augen von seinem muskulösen Oberkörper ab.

„Du bist ein einziges Geheimnis, Senorita.“

Er trat dicht an sie ran. Seine Augen leuchteten kurz auf, als er sah, dass sie nur ihr kurzes Nachtkleid aus weiß schimmernder Seide trug. Die Nacht war sehr warm und wurde gerade mit jedem Atemzug wärmer.

„Die Schönheit des Mondes verblasst neben deiner.“

Sie hasste sich dafür, dass Worte so leicht bei ihr wirkten. Doch es waren seine Augen, die Hitze in ihr entfachten.

„Was willst du?“ Als ob das nicht offensichtlich wäre!

„Den Zauber der Nacht mit dir erleben. Doch deiner ist zu mächtig.“

Er nahm ihr Hand und zog sie an sich. Die Nacht war lau und doch lief ihr ein Schauer über den Körper, als seine Wärme sie einhüllte. Ohne ihn würde sie frieren. Automatisch fuhren ihre Finger seine definierten Muskeln entlang und entlockten ihm ein Seufzen.

„Du hast dich nach mir gesehnt“, flüsterte er und seine Sturmwolkenaugen verschmolzen mit ihren.

„Nein, ich…“

Sie drehte sich weg, doch plötzlich schien die Nacht so kalt.

„Doch“, raunte er, dicht an ihrem Ohr. „Ich werde dir geben, was du brauchst.“

Sacht legten sich seine Hände an ihre Oberarme, fuhren zärtlich ihre Haut entlang.

Begierde brannte in ihm und reißende, zuckersüße Sehnsucht. Er wollte sie, aber sie sollte zu ihm kommen.

So zehrend das Verlangen auch war, ihren duftenden Körper unter diesem seidenen Hauch zu spüren, es war zu früh. Sie wankte und er musste sie ohne Magie gewinnen. Sie musste sich ihm genauso hingeben, wie er sich ihr hingab. Heute würde er ihr Herz gewinnen. Sacht schmiegte sich sein Körper an ihren, so vertraut, so geborgen. Endlich war sie wieder bei ihm!

Yoko spürte seine Wärme und schloss genüsslich die Augen. Sie gab sich dem Gefühl hin. Seine Wange suchte die ihre. Wie weich und anschmiegsam seine Haut war! Ihr Atem wurde schneller, als seine Finger sich sanft an die pulsierende Stelle ihres Halses legten. Seine linke Hand fuhr ihren rechten Arm hinab und ihre Finger verschränkten sich. Es waren diese zärtlichen, wortlosen Gesten, die Yoko schwach machten. Kämen noch die richtigen Worte dazu…

„Mein Herz“, stieß sein heißer Atem an ihr Ohr.

Gänsehaut legte sich über ihren ganzen Körper. Mein Gott, war das raune Flüstern seiner Stimme sexy! Nein, sie würde nicht dahinschmelzen, nur wegen diesem einen, erotisch geflüstertem Wort!

„Mein Leben“, raunte er und verbrannte ihren Hals mit seinen Lippen.

Ihr Körper zuckte, doch sie schaffte es nicht, sich zu wehren. Weil sie es nicht wollte. Sie genoss es wehrlos. Diese süße Zärtlichkeit, einfach nur genießen. Diese brennende Lust, die langsam, quälend langsam in ihr hochstieg. Dieses Gefühl! Wie lange war es her, dass sie Leidenschaft und Verlangen verschlungen haben? Dass dieses Feuer der Hingabe sie verzehrt hat? Und seine Stimme!

Er hörte ihr Seufzen und sein Atem brach. Im nächsten Moment wirbelte er sie herum, presste sie fest an seinen heißen Körper. Seine Augen glühten vor hingebungsvoller Liebe und raubten ihr den Verstand. Das war keine Lust, das war wahre, aufrichtige Liebe.

Keiner sprach ein Wort. Wir versanken in den Augen des andere. Dieser alten Zauber... nichts war mächtiger.

Nichts war mehr, nichts zählte mehr, außer ihrer verschmolzenen Herzschläge.

Seine linke Hand hatte sich aus ihrer nicht gelöst, aber seine rechte umfasste ihre Taille. Er schenkte ihr ein Lächeln, dieses freche, zufriedene Lächeln und drückte sie noch näher an sich.

Romeos Duft legte sich um Yokos Herz und sie war verloren. Wie mechanisch wanderte ihre freie Hand zu seinem Nacken und spielte mit dem Haaransatz. Wohlig schloss er die Augen, als sie ihm durch die dichten, braunen Haare fuhr.

Langsam, ganz langsam bewegten sie sich zu einer nur von ihnen hörbaren Melodie, die ihre Seelen verband. Aug in Aug ließ sie der Zauber nicht los. Völlig verzaubert ließ Yoko alles geschehen und bemerkte, dass das Band zwischen ihnen Romeo nicht minder gefesselt hatte. Sie gehörten zusammen.

Ihre Bewegungen wurden größer, fließender, schneller. Sie passten sich perfekt dem Rhythmus an. Er schob sie von sich weg, nur, um sie wieder an sich heran zu ziehen. Er wirbelte sie herum, nur, dass sie wieder in seinen Armen landete. Es hörte nicht auf, dieser Rhythmus nahm sie gefangen. Als Yokos Blick tiefer in seine Augen drang, wurde sein Griff weicher und seine Bewegungen langsamer, aber sein Atem blieb schnell und berauschend süß.

Zuma… wie sehr sie ihn liebte. Ihre Hand ging den vertrauten Weg zu seiner Wange. Seufzend lehnte er das Gesicht dagegen. Ihr Herz raste, ihr Atem tobte und ihre Lippen verlangten nach seinen. Zuma…

Er presste sie so fest an seine Brust, dass sie seinen hämmernden Herzschlag so deutlich spüren konnte. So lange ist es her.

Dieser Blick aus silbersprühenden Augen, diese Lippen, rot, voll…Nur einen Kuss, mehr wollte sie nicht. Nur einen Kuss... Sein Herz… schlug nicht denselben Takt wie ihres!

Yoko blinzelte und die silbernen Augen waren wieder dunkelgrau. Aus Zuma wurde Romeo. Wieso versuchte sie Zuma in ihm zu sehen? Warum wollte ihr Herz nur den, den sie nicht haben konnte?

Er lächelte sie an, warm liebevoll und ihre Knie wurden weich.

„Bald“, flüsterte er und der Hauch seines Atems streichelte brennend ihre verlangenden Lippen. „Nicht mehr lange…“

Und dann wäre sie sein. Im nächsten Augenblick war er verschwunden.

Diese Nacht beherrschte er ihre Träume. Träume voll Liebe und Zärtlichkeit.
 

„Dieser Romeo klingt perfekt“, seufzte Yami. „Ich verstehe nicht, was dich noch bei Zuma hält.“

„Vielleicht die Tatsache, dass sie ein Köder ist“, rief Aryan seiner Freundin ins Gedächtnis. „Es wäre unklug, sich in ihn zu verlieben.“

„Und wenn er nicht das Monster ist, das du ihm unterstellst“, fiel Yoko ein. „Wenn er ein reines Herz hat?“

„Das herauszufinden ist deine Aufgabe.“

„Du hättest jemanden nehmen sollen, der nicht wegen jedem schönen Wort schwach wird“, warf ihm Yuki vor.

„Du wolltest ja nicht.“

„Hey, ich mache meine Arbeit gut“, motzte Yoko beleidigt.

„Konzentrier dich lieber auf deinen Job“, riet Yuichi. „Ich kann diesen komischen Schritt beim Tango nicht.“

„Dann übe, statt Zuma immer nur zu ärgern!“

„Soll ich es dir zeigen?“, bot sich Anjaani an.

„Woher kennst du den Tanz?“

„Ich habe ihn mir gemeinsam mit Zuma ausgedacht. Mäuschen, hast du das Lied da?“

Yami eilte los, die CD zu holen.

„Warum ist es bei dir leichter als bei meinem Cousin?“, wunderte sich Yuichi, als er Anjaani im Takt der Musik herumwirbelte.

„Weil es mir vermutlich leichter fällt, die Frau zu tanzen“, lachte Anjaani. Sie war glücklich.

„Du magst es mit mir zu tanzen, Nee-chan.“

„Und wie! Du bist ungefährlicher als Zuma.“

„War das ein Kompliment?“

„Aus Aanis Mund ja“, war Yuki mit einer Skizze beschäftigt. „Aus meinem Mund eher nicht.“

„Du lernst schnell, Chi-chan.“

„Dann tanz ich mit Yoko weiter, sonst platzt meine Nee-chan vor Glück.“

Er riss die überraschte Yoko an sich. Inuyasha wandte sich grollend ab. Ja, Anjaani war glücklich. Überglücklich. Es kochte bitter in ihm hoch. Und seine fast verrauchte Wut wurde wieder entfacht. Die Frauen und Yuichi waren beschäftigt. Aryan und Yami schon weg, als es unbeachtet an der Türe klingelte.

„Du hast mir noch gefehlt“, begrüßte er den Besuch unfreundlich.

„Der Plagegeist ist tatsächlich hier“, bemerkte Zuma.

„Eigentlich gehört der dir. Kannst ihn gerne wieder mitnehmen.“

„Vergiss es! Kein Rückgaberecht.“

„Anjaani bekommst du nicht. Sie muss erst in einer Stunde zur Arbeit.“

„Eigentlich bin ich wegen Yoko hier. Sie gibt mir keine Chance für ein Gespräch.“

„Sag bloß! Woran liegt denn das?“ Dann hob Inuyasha die Stimme. „Roter Zwerg, Besuch für dich!“

Yoko sah nicht einmal zur Tür. „Aani muss erst in einer Stunde zur Arbeit.“

„Was sag ich“, seufzte Zuma. „Was tanzt der Kerl da eigentlich für einen Schrott zusammen?“

„Yui-kun“, kreischte Yoko kichernd auf, als er sie wild herumwirbelte. Sie schlang lachend die Arme um seinen Hals. Warum legte sich solch ein bitterer Geschmack auf Zumas Zunge?

„Eifersüchtig?“

Zuma sah Inuyasha an. Silber stach in Gold. Nein, er war NICHT eifersüchtig! Niemals!

Kalt wurde sein Lächeln. „Mir gehört etwas Wertvolleres.“

„Zuma, hast du schon gefrühstückt?“, begrüßte ihn Anjaani herzlich. Zu herzlich.

„Ich brauche nichts, danke. Bis auf dich.“

Sie verstand die Zweideutigkeit in seiner Stimme nicht, Inuyasha schon. „Dann warte kurz, dass ich meine Sachen packe.

„Vergiss es“, knurrte Inuyasha. „Sie wird dir nie gehören!“

„Zu spät, ihr Körper gehört mir schon.“

„Aber mir ihr Herz“, beharrte Inuyasha.

„Nicht mehr lange, denn du machst einen Fehler, Dämon“, erklärte Zuma höhnisch. „Würdest du mit ihr tanzen, würde sie dir mehr geben, als nur ihr Herz.“

Später konnte sich Inuyasha nicht mehr erklären, welcher Teufel ihn zu dieser Reaktion verleitet hatte. Sein männlicher Stolz? Der Verführer in ihm? Oder die nicht verrauchte Wut auf Anjaani? Aber seine nächsten Worte würde er bitter bereuen.

Er sah Zuma an. „Oh, ich habe ein Mal mit ihr getanzt.“ Inuyashas alles sagende Lächeln war grausam. „Und ich habe alles bekommen.“

Das Zuknallen der Türe schreckte Anjaani auf.

„Zuma? Warum ist er weg? Inuyasha! Was hast du gemacht? Inuyasha?!“

Inuyasha, sich seiner dummen Tat plötzlich bewusst, suchte schnell das Weite.

„Oh-oh, er muss was Schlimmes angestellt haben“, prophezeite Yuki.

Etwas richtig schlimmes, denn offensichtlich ging Zuma ihr bei der Arbeit aus dem Weg. Als Feierabend anbrach, klopfte sie an sein Büro, um ein klärendes Gespräch zu führen. Es erwies sich als großer Fehler. Die brennende Wut in seinen Augen packte sie eiskalt. Flucht war ihr erster Instinkt. Doch er war schneller, riss sie an sich und knallte die Türe zu. Anjaani sank das Herz in die Hose.
 

Todmüde, erschöpft und ausgelaugt schleppte sie sich nach Hause. Der Streit hatte sie fertig gemacht, sie hatte das Gefühl, Zumas grobe Finger immer noch zu spüren. Außerdem raubte es ihr immer ihre Kraft, wenn sie sich wehrte, zurückschrie. Sie hasste Streit. Und gleich würde der nächste auf sie zu kommen. Denn Inuyasha, Gnade ihm Gott, hatte ein gewaltiges Problem!

Das wusste er, denn er traute sich nicht nach Hause. Sie wollte schon das Essen wegräumen, als sie seine Anwesenheit spürte. Und als sie in seine Augen sah, überrollte sie die eisige Enttäuschung.

„Komm herein, Inuyasha. Die Schlampe hat für dich mitgekocht. Keine Sorge, musst du nicht bezahlen. Für dich bin ich immer kostenlos.“

Er zuckte zusammen, als hätte sie ihn geohrfeigt. Er konnte sie nicht ansehen, das schlechte Gewissen lag ihm schwer im Gesicht. Na, wenigstens etwas.

„Ist das deine Rache, Inuyasha? Du wolltest mich verletzen. Glückwunsch, hat noch niemand so gut geschafft wie du.“

Er sah sie an, erschrocken, wehrlos, Tränen flossen ihr stumm aus den geweiteten Augen.

Inuyasha war völlig hilflos. Mit Wut wäre er klar gekommen, aber ihre Enttäuschung war nicht auszuhalten.

„Danke“, flüsterte sie. „ Die wievielte Kerbe bin ich an deinem Bettpfosten?“

Er blickte sie nur völlig sprachlos an. Sie schlang die Arme um sich.

„Danke“, sagte sie wieder. „Ich bin es wenigstens wert, damit anzugeben.“

Er brachte immer noch kein Wort heraus, zu sehr traf ihn ihr Schmerz.

„Ich hab das Essen warm gemacht. Guten Appetit.“

„Anjaani…“

„Ist gut, Inuyasha. Iss, bevor es kalt wird.“ Sie sah ihn nicht an.

„Was sind das für Flecken an deiner Schulter?“, bemerkte er plötzlich.

Überrascht drehte sie den Kopf. „Oh“, war ihr Kommentar. „Die hab ich wohl vergessen. Auch egal. Tut nicht mehr weh.“

„Waren da noch mehr?“ Seine Augen wurden schmaler, Wut sammelte sich in seinem Gesicht.

Sie stellte sich ihm gegenüber, die Augen voller Schatten. Nicht ihre erste Auseinandersetzung heute.

„Was hast du denn gedacht, wie Zuma reagieren würde? Er raste vor Eifersucht und musste deinen Vorsprung ausgleichen.“

Alle Farbe wich aus seinem Gesicht.

„Vorsprung?“ Nein!

„Der Vorsprung, dem du ihm unter die Nase reiben musstest. Ach, dafür wollte ich mich noch ganz besonders herzlich bedanken.“

„Warte!“, rief er ihr hinterher, doch sie beachtete ihn nicht. „Anjaani, verdammt nochmal! Was hat er dir getan?“

„Was er mir getan hat? Was hast du mir getan? Mein Leben lang wurde ich gedemütigt, verletzt und geschlagen. Wie Dreck behandelt.“ Ihre Augen wurden eiskalt, alle Liebe war fort. „Nichts davon war so schlimm, wie das, was du mir angetan hast.“

Alle Farbe wich aus seinem Gesicht. „Bitte, kannst du mir denn nicht…“

„Nein, das kann ich nicht.“

Selten hatte etwas so weh getan, wie ihre harten, kalte Worte. Die abweisenden Augen. All die Wärme fehlte. Er hatte sie verloren.

„Nein, bitte, Anjaani…“

„Eigentlich lautet mein Name Aurora. Jeder, dem ich etwas bedeute, weiß das.“

„A-aber, Anjaani, du bist…“

„Genau, ich bin Anjaani. Eine Fremde. Und das werde ich immer sein.“



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