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Stumme Tränen

Darfst du mich denn lieben, Inuyasha?!
von

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Überwindung und Vergebung

„Ich fühle mich, als würde ich in die Schlacht ziehen“, gestand Yuichi Inuyasha, als die beiden am See auf die Frauen warteten.

Der Dämon seufzte. „So geht es mir jeden verdammten Tag. Meinst du, das ist für mich einfach? Und Anjaani ist heute ziemlich anhänglich.“

Yuichis Augen blitzen belustigt auf. „Hast du es nicht genau darauf angelegt?“

„Aber ich vergesse immer, wie stark ihre Wirkung auf mich ist.“

„Wer würde ihr schon widerstehen können“, stimmte ihm der Japaner zu. „Sei dem Himmel dankbar, dass sie nicht wie meine ist.“

„Das bin ich“, knurrte er. „Und wie ich das bin!“

„Tragen sie Badeanzug, oder Bikini?“, schweiften Yuichis Gedanken plötzlich ab.

Inuyasha sah ihn an.

„Verstehe, blöde Frage. Da sind sie. Oh, ich dachte, sie kommen schon ausgezogen“, bemängelte er die Sommerkleidchen der Mädchen.

„Und du unterschätzt deine Freundin“, zischte der Hundedämon. „Sie lässt es sich nicht nehmen, sich vor dir auszuziehen.“

Yuki führte strahlend die Gruppe an. „Hallo, Hübscher! Hallo, Yuichi!“

„Sie rächt sich“, murmelte Inuyasha. „Bleib kühl.“

Dann wurde er von Anjaani in Beschlag genommen. Doch, dieser Tag versprach traumhaft zu werden. Jedenfalls für Inuyasha.

„So kommst du zum Baden?“, wunderte sich Yuichi. „Dafür hat sich das Warten aber nicht gelohnt.“

„Ich dachte, du entkleidest mich“, hauchte sie und senkte die Wimpern.

Er zog sie an sich. „Gerne“, streifte sein brennender Atem ihre Lippen und ein heißer Schauer durchlief Yukis Körper. „Aber hier könnten wir für Erregung öffentlichen Ärgernisses eingebuchtet werden.“

„Ich riskiere es“, meinte sie und biss zärtlich in seine Unterlippe.

Die Reaktion seines Körpers war nicht zu verhindern. Mit einem bösen Funkeln in den Augen löste sie sich von ihm. „Viel Spaß beim Ausziehen.“

Dieses Biest! Ein Glück, dass er eine relativ stabile Hose aus festem Jeansstoff trug. So sehr er gelangweilt den Blick abwenden wollte, etwas Urwüchsiges in ihm musste Yuki anstarren.

Verdammte Sch- was waren das für Bikinis? Nie hatte er einen Bikini gesehen, der einen Frauenkörper so perfekt betonte. Die langen Beine, die runden Hüften, der flache Bauch und diese vollen, prallen Brüste.

„Wow, Kätzchen“, stieß er aus. Yoko sah ihn überrascht an. „Welcher Teufel hat das Ding entworfen?“

„Die Frage erübrigt sich“, deutete sie auf Yuki. „Du hast sie dir selber beantwortet.“

„Meine Fresse. Wenn du Zuma willst, musst du dich einfach nur ausziehen.“

Yoko hielt zu Yuki, sie ließ sich nicht drauf ein.

„Wenn ich ihn in meinem Bett will, bekomme ich ihn auch“, warf sie ihr langes Haar zurück.

„Sex ist nicht alles, Yui-kun“, bemerkte seine Freundin. „Es gibt Menschen, die reduzieren ihren Partner nicht- oh!“

Yuki wurde abgelenkt. Von einem halbnackten Hundedämon. Ihre Wangen röteten sich, nicht so stark wie Anjaanis, aber stark genug.

„Hast du was sagen wollen?“, erkundigte Yuichi sich, schluckte den bitteren Geschmack der Eifersucht.

„Ja… nein… keine Ahnung.“

Inuyasha hatte die Krallen ausgefahren. „Für den Fall, dass du dich genauso benimmst wie letztes Mal.“

„Du bist wirklich von dir überzeugt“, spottete Yuki. „Yuichi ist heißer als du.“

Yuichi stutzte überrascht. Sie strich seinen linken Oberarm entlang.

„Ich liebe dieses Tattoo“, schnurrte sie. „Fast so sehr wie das andere.“

„Andere?“, wunderte sich Anjaani.

„Wir kennen alle seine Unterwäsche-Fotos“, grinste Yoko. „Viel Platz, um ein zweites Tattoo zu verstecken, bleibt da nicht.“

Yukis Finger spielten mit dem Bund seiner Badehose. „Nein, nicht wirklich.“

„Wann hast du das eigentlich gesehen“, wunderte er sich und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie ihn reizte.

„Ich habe es nicht ganz gesehen. Es ist klein. Wird völlig in den Schatten gedrängt. Dir würde so ein Ambigramm sicher auch stehen“, bemerkte sie zu Inuyasha.

„Ein was?“

„Oh, hat das noch keiner erkannt? Auf Yui-kuns Oberarm ist mein Name gestochen. Als Ambigramm.“

Sie hatte es tatsächlich bemerkt. Klar, als Künstlerin hatte sie einen Blick dafür. Yuki Lisa, das war der Name seines allerliebsten Stofftieres gewesen. Der Name, den er Yuki bei ihrer Geburt gegeben hatte. Er hatte sich immer mit dem kleinen Säugling verbunden gefühlt gehabt. Und heute war ihm klar, warum. Sie waren füreinander bestimmt.

„Tatsächlich“, begeisterte sich Yoko. „Yuki Lisa… schau, Inuyasha, ein Wort das sowohl von vorne als auch von hinten gelesen dasselbe ergibt. Das hätte ich nie bemerkt. Ist Yuki damit gemeint?“

„Ja und so hieß der blaue Stoffhase aus meiner Kindheit, nach dem ich sie genannt habe“, grinste er.

„Ist das wirklich gestochen“, interessierte sich der Dämon.

„Natürlich. So ein Weichei bin ich nicht.“

„Nein“, gab er zu. „Ich hab dich wirklich für schmächtiger gehalten. Du machst ja schon mir Konkurrenz.“

Yuichi runzelte die Stirn. „Warum bist du so freundlich?“

„Du wirst heute noch genug leiden“, lachte er. „Ich hab nur Mitleid mit dir.“

„Du meinst wegen denen?“, deutete er auf die zwei halbnackten Drillinge. „Das schaffe ich schon. Ich bin glücklich, so eine heiße Freundin zu haben.“

„Nein“, schüttelte Inuyasha den Kopf. „Ich spreche von ihr.“ Er zeigte auf Anjaani, die sich gerade ihr Kleid auszog.

„Ach du heilige Scheiße“, entfuhr es Yuichi. „Das habe ich noch nie zuvor gesehen!“

„Ich auch nicht“, knurrte Inuyasha. „Und ich habe so einiges gesehen. Viel Spaß.“

„Saajan, gehst du?“

Inuyasha wollte sie nicht ansehen. „Ich muss weg.“

„Bitte bleib noch etwas. Mit dir ist es schöner.“

Und er konnte nicht anders, als ihrem Lächeln nachzugeben.

„Und du machst dich über mich lustig“, spottete Yuichi. „Wow, ich muss Yuki tatsächlich lieben, wenn ich manchmal lieber sie, als Nee-chan anschaue.“

„Und wenn der Nervenzwerg das hört, bist du tot.“

„Sie hat es gehört“, sagte Yuki und beide Männer zuckten zusammen.

Doch sie hielt ihm nur die Sonnencreme hin. „Du kriegst einen Sonnenbrand, Liebling.“

Wortlos nahm er ihr die Tube ab und cremte sich ein. Sie beobachtete ihn offen und versuchte nicht annähernd zu verstecken, dass ihr gefiel, was sie sah. Ihre Hände verrieben eine Spur übrig gebliebener Creme auf seiner Brust, ihre Lippen legten sich an sein Ohr.

„Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum du auf Inuyasha eifersüchtig bist.“

Was?

„Er ist immerhin ein Krieger, der Vergleich ist unnötig.“

Na danke!

„Hast deine Arbeit gut gemacht. Jetzt darfst du mich eincremen.“

„Non, merci. Ich bin nicht dein Hampelmann. Such dir einen anderen dafür.“

Ha, 1:0 für ihn!

Sie lächelte. „Ok.“

Und mit wiegenden Hüften steuerte sie auf eine Gruppe gleichaltriger Kerle zu, denen fast die Augen ausfielen, als Yuki sie bat, ihr den Rücken einzucremen.

„Du bist saublöd“, knurrte Inuyasha.

„Das ist jetzt nicht ihr ernst“, entgeisterte sich Yuichi.

Ok, 1:0 für sie!

„Deine Schuld“, kicherte Yoko.

Der Kerl, der Yuki den Rücken einreiben durfte, schien im siebten Himmel. Umso sprachloser war er, als sie sich bedankte und ihn ohne weitere Worte stehen ließ. Mit Herausforderung in den Augen steuerte sie auf Yuichi zu und warf ihm wortlos die Tube Sonnenschutz hin. Sie war wütend. Hilflos starrte er sie an, als sie sich auf ihrem Handtuch hinlegte und die Augen schloss.

„Hast du eine Ahnung, was ich machen soll, Inuyasha?“

Der Hanyou riss seine Augen von Anjaani los. „Hör zuerst einmal auf, sie so anzustarren. Glaubst du, das merkt sie nicht, nur weil sie die Augen zu hat? Gehen wir ins Wasser, das kühlt dich ab.“

„Saajan?“ Inuyasha blieb ruckartig stehen. „Hilfst du mir, das Mittagessen herzurichten?“

„Geh alleine baden“, ließ er Yuichi im Stich.

„Wir kommen mit!“

Yuki und Yoko ergriffen seine Hände und zogen ihn in den See.

Verdammt, war das angenehm. Nicht kalt, aber kalt genug, dass sich Yukis Brustwarzen unter dem königsblauen Stoff… Verdammt! Konzentration! Heute Morgen, fast nackt in seinen Armen, dann auf ihm thronend… KONZENTRATION!!!

Es war wahnsinnig schwer, denn ihr Körper berührte seinen ständig. Zufall war das bestimmt nicht.

„Ich es eigentlich verwerflich, mit seiner Auftraggeberin zu baden?“, wandte er sich an Yoko.

Sie steckte sich gerade das lange Haar hoch und der Rubintropfen über ihren Brüsten blitzte in der Sonne.

„Eigentlich ist Yuki deine Auftraggeberin. Sie wollte dich als Romeo, nachdem sie Suichiro entlassen hatte.“

„Wieso eigentlich? Was hat er angestellt?“

Yuki wollte es verheimlichen, aber kam nicht gegen den Vampirfluch an.

„Er hat seine Griffel nicht bei sich lassen können. War generell machohaft und verwöhnt. Ich bin keine Selbstbedienungstheke.“

„Sieht Tairo das nicht anders?“

„Unseren Tybald habe ich im Griff.“

Also stimmte es, dass Tairo auf Yuki scharf war!

„Der glaubt immer noch, mit diesem Würstchen könnte er mir imponieren.“

Kichernd tauchte sie unter und schwamm davon. Yuichi war vor den Kopf gestoßen.

„Welches Würstchen?“

Yoko grinste böse. „Ein Penis. Kennst du das?“

„Hat der Kerl sie angemacht?“, ging er nicht auf die Stichelei ein.

Etwas in Yokos Augen veränderte sich. Plötzlich war sie kaum von Yuki zu unterscheiden.

„Yui-chan, hör bitte auf, so ernst zu schauen. Das ist wirklich attraktiv.“

„So?“

„Das weißt du genau. Deine Augen funkeln wie blaue Edelsteine. Man könnte fast glauben, du seist ein ganzer Kerl.“

„Du hast meine Frage nicht beantwortet, Kätzchen.“

„Und lass es, Zuma nachzumachen“, fauchte sie und spritzte ihm Wasser ins Gesicht.

Er grinste schelmisch.

„Tairo macht Yuki pausenlos an“, gab sie zu. „Falls du es nicht bemerkt hast, ist die komplette männliche Filmcrew scharf auf sie. Meinst du, Yuki juckt das? Du allein bist ihr wichtig. Also hör auf, sie ständig mit deiner unbegründeten Eifersucht zu ärgern. Sie ist niemand, der still einsteckt.“

Ja, das hatte die Aktion mit der Sonnencreme eindeutig bewiesen. Mann, er war ihr wirklich nicht gewachsen. Yoko hatte Recht, seine Eifersucht war stets unbegründet. Es war lächerlich sich- Was trieben Inuyasha und Yuki da kaum zehn Meter entfernt?! Um die Zwei spritzte so viel Wasser, dass er kaum etwas erkennen konnte.

„Hör auf damit“, schrie Yuki Inuyasha kichernd zu und versuchte sich erfolglos gegen seine Wasserschwälle zu wehren. „Das ist unfair, du bist ein Dämon. Yui-kun!“

„Und Zwei gegen einen ist fairer“, beschwerte sich Inuyasha lachend, als Yuichi seiner Freundin zu Hilfe kam.

„Drei“, mischte sich Yoko kreischend ein.

„Fester, Liebling“, feuerte ihn Yuki an, lachend, mit blitzenden Augen, nass und voll Freude.

Sie war so wunderschön. Plötzlich zog er sie an sich und küsste sie und alles um sie herum war vergessen. Ihre warmen Körper im kalten Wasser, die heißen Lippen und die brennende Lust. Der ganze Rest existierte nicht mehr. Er zog sie fester an sich, um jeden Zentimeter ihres Körpers zu spüren. Sie krallte die Finger in sein Haar, schlang die Beine um seine Hüfte und sie verloren sich ineinander.

„Yuki“, stöhnte er auf, weil ihre weibliche Glut unerträglich an seiner Männlichkeit rieb.

„Liebling“, seufzte sie an seinem Mund. „Lass uns Heim fahren.“

„Non, hier und jetzt!“

Als Anjaani sie plötzlich vom Ufer aus rief, wurde ihnen bewusst, wo sie sich befanden.

„Ich verlier den Verstand wegen dir, Schönheit“, raunte Yuichi schwer atmend.

„Gut, dann geht es nicht nur mir so. Aber ich glaube, ich hab Hunger.“

„Und du hast dich lieber auf mich, als aufs Essen gestürzt?“

„Nichts schmeckt so gut wie du. Aber wir sollten gehen. Das hier holen wir später nach.“

„Zwei Minuten“, bat der Japaner grinsend. „Sonst erleidet Aurora noch einen Schock.“

„Aani beachtet dich gar nicht, wenn Inuyasha nackt neben ihr sitzt“, flüsterte Yuki und empört nahm er Platz.

Gekränkt wandte er sich von ihr ab und sein Blick fiel leider auf Inuyashas Mittagessen.

„Ich krieg Ziegenfutter“, meckerte er leise.

„Probiere, bevor du dich beschwerst“, bat Anjaani und beugte sich zu ihm rüber.

Heiliger Himmel, waren das Brüste!

„Hab ganz vergessen, wieviel Mühe du dir für mich machst. Das ist wundervoll.“

„Sie oder ihre Glocken“, fragte Yuki spitz.

„Beides super“, grinste er frech und ihre ockerbraunen Augen blitzten herausfordernd auf.

„Genieß dein Essen, Liebling.“

„Warum klingt heute alles, was sie sagt, wie eine Drohung?“, fragte er den Hanyou.

„Weil es eine Drohung ist. Genieß die Ruhe, solange du kannst.“

Die währte nicht lange.

„Aani- Schatz, hast du Nachtisch eingepackt?

„Nein, Häschen. Das wäre Chi-chan gegenüber unfair.“

„Hast du wenigstens Obst dabei? Ich hätte gerne eine Banane.“

„Nein“, reagierte Yuichi rechtzeitig und riss ihr die Banane aus der Hand. „Gib ihr etwas harmloseres, Nee-chan.“

„Ja, gib mir ein Stück Wassermelone“, lächelte sie sinnlich. „Ich hab‘s grad lieber richtig feucht und spritzig.“

Yoko lachte. „Heute bist du unmöglich. Yui-chan, du bist deinem Cousin unheimlich ähnlich. Er versucht sein Verlangen auch immer so krampfhaft zu verstecken. Man sieht es dir nicht an.“

„Und woher glaubst du es dann zu wissen?“

Haargenau den gleichen Satz hatte Zuma gesagt.

„Deine Augen“, lächelte sie. „Sie sind…“

Yuichi hörte ihr nicht mehr zu, denn Yuki hatte sich mit Genuss ihrem Stück Wassermelone gewidmet. Mit vollem Genuss…

Die Art, wie sie ihre schönen Lippen um das Fruchtfleisch schloss. Dran saugte, vor Genuss die Lider leicht senkte. Diese prallen, feuchten Lippen… Feucht vom blassroten Saft. Ein Tropfen wuchs in ihrem Mundwinkel. Mit Mühe hielt er sich zurück, sich nicht vorzubeugen und ihn einfach wegzulecken… Zu spät. Als dünnes Rinnsal floss er ihr Kinn hinab. Yuki lehnte den Kopf leicht nach hinten, damit der Tropfen ihren Hals entlang laufen konnte, über das Schlüsselbein, bis hinein zwischen…

Chi-chan!“, drang plötzlich Anjaanis Stimme in sein Bewusstsein.

Er sah sie irritiert an. „Was ist denn?“

„Ich habe dich etwas gefragt.“

„Ich hab dir aber nicht zugehört.“

„Offensichtlich“, lächelte sie warm. „Hast du Durst?“

Seine Kehle war wie ausgedorrt, sein Körper brannte regelrecht. „Ja, bitte. Gib mir Wasser.“

Jetzt runzelte sie die Stirn. „Warum sagst du das so entspannt? Sonst kannst du pures Wasser nicht leiden.“

Seine Augen waren wieder auf Yukis Körper gerichtet, vor allem auf ihre zarten Finger, die den Tropfen wegwischten.

„Seit neuestem trinke ich am liebsten Wasser.“

Yukis glühende Augen schienen in seine zu dringen. Als einzige Frau gelang es ihr, ihn allein mit den Augen völlig aus der Fassung zu bringen. Die Hitze wurde schier unerträglich.

„Das kommt doch nicht von irgendwoher?“, wunderte sich Yoko und als sie ihre Schwester ansah, breitete sich ein wissendes Grinsen in ihrem schönen Gesicht aus.

„Ich habe mich immer gefragt, ob ihr gegenseitig eure Gedanken lesen könnt“, sprach Yuichi seinen einzig unschuldigen Gedanken aus.

„Nein, wir ticken nur gleich“, sagten sie gleichzeitig.

„Außerdem hat sie diese Methode von mir“, schnurrte Yoko samtig und ihre Wangen bekamen einen zarten Hauch Rosa. „Das war Teil von Zumas Krankenpflege, als er keinen Alkohol trinken durfte. Hat es gar nicht vermisst.“

„Weißt du, wovon sie reden?“, wunderte sich Anjaani und sah Inuyasha fragend an.

Natürlich wusste er das!

„Woher sollte er das wissen“, winkte Yoko ab. „Überschätz ihn nicht.“

Inuyashas Ego wuchs auf doppelte Größe an. „Das Wasser darf nie so lange im Mund bleiben, dass es warm werden kann. Je kälter das Getränk ist, desto aufregender. Sprudel ist noch besser als Wasser.“

„Irrtum eingesehen.“ Yukis Augen waren begeistert auf ihn gerichtet. „Ist dir nie der Gedanke gekommen, dass du dein wertvolles Wissen mit mehr Leuten, als nur mit Aryan teilen könntest?“

„Ließe sich damit Geld verdienen?“

„Mit Frauen verführen?“ Yuki riss die Augen auf. „Inuyasha, das wäre ein Millionengeschäft! Du weißt anscheinend nicht, wie viele Kerle es gibt, die nicht die geringste Ahnung haben. Die nicht einmal die grundlegendsten Kleinigkeiten beherrschen.“

„Aber du weißt es?“

Wut verkrampfte ihre Eingeweide.

„Ja, ich hab Erfahrung, aber nicht so viel! Es tut mir leid, dass ich nur an Kerle geraten bin, für die ich rein gar nichts empfunden habe. Ich wünschte, du wärst mein Erster und Einziger! Was gäbe ich nicht dafür, die Vergangenheit ausradieren zu können. Nichts als Enttäuschung und Scham. Besonders wenn ich Yoko und Yami so schwärmen höre. Man könnte fast meinen, Sex hat mit Liebe zu tun.“

Habe mit Liebe zu tun, nicht hat“, korrigierte Yoko sofort, bevor Yuichi antworten konnte. „Stimmt, Inuyashas Wissen ist eine Goldgrube. Ich überlege nur, ob wir ein Buch draus machen oder lieber Kurse und Seminare.“

„Wir machen gar nichts draus“, machte Inuyasha den Drillingen einen Strich durch die Rechnung. „Ich lasse mich von euch garantiert nicht benutzen. Außerdem kann man nicht alles verallgemeinern. Jede Frau ist anders. Und- Schluss jetzt!“, schrie er zornig auf, weil er drohte, den Drillingen in die Falle zu tappen.

„Oh, fast“, bedauerte Yuki. „Sag mal, Aani, warum beschwerst du dich noch nicht?“

Anjaani war zum unzähligsten Male damit beschäftigt, ihr neues Schmuckstück zu begutachten. Ihre Augen glänzten mit der Mondsteinsonne um die Wette.

„Redet ihr nur, ich höre gar nicht mehr zu.“

„Stört dich das an Inuyasha nicht?“

„Nichts stört mich an ihm. Er ist perfekt.“

„Was Schmuck bei Frauen auslösen kann“, murmelte Yuichi. „Selbst Aurora hat ihren Preis.“

„Preis wofür?“ Jetzt war Anjaani aufmerksam und legte ihre Kette beiseite.

Und Yuichi duckte sich. Warum war sie wütend so unwiderstehlich? Langsam richtete sie sich auf. Yuichi sah sich um, Inuyasha hatte sich abgewandt und die Drillinge sahen ihn vorwurfsvoll an.

„Inuyasha hat mir einen Traum erfüllt“, flüsterte sie bedrohlich. „Ein Traum, der mir nie wahr geworden wäre. Falls es dir entgangen ist, ist der einzige Schmuck, den ich besitze, das Fußkettchen für 300 Yen. Verzeih mir, dass ich so käuflich bin und mich für das bisschen Gold so hingebe.“

„Nee-chan, so hab ich das gar nicht…“

„Dann erklär mir, was du gemeint hast.“

Sie schritt bedrohlich auf ihn zu, er wich vor ihr zurück. Ihre Augen und generell ihr fast nackter Körper brachten ihn durcheinander. Er bemerkte gar nicht, dass seine Füße ins Wasser traten.

„Nee-chan, ich weiß wirklich nicht…“

Unerwartet warf sie sich auf ihn und Wasser hüllte ihn ein. Sie hatte ihn tief in den See getrieben. Prustend tauchte er auf. Ihre Augen blitzen in der Sonne.

„Denk nach, bevor du sprichst“, kicherte sie.

„Renn“, knurrte er gespielt wütend.

Sie kreischte auf, als er sie an der Taille packte und hoch hob. Hilflos strampelnd, mühsam ihr Lachen unterdrückend.

„Lass mich los, Chi-chan. Hilfe!“

Seine Arme waren wie Schraubstöcke. Himmel, warum war er so stark? Sie blickte auf ihn herab. Sein Körper war genauso kräftig wie Inuyashas. Er war so männlich? Wieso war ihr das nie aufgefallen?

„Überrascht?“, kommentierte er ihren hilflosen Versuch zu entkommen. Doch seine Arme begannen schon ganz leicht unter der Last ihres Gewichtes zu zittern.

„Lass mich runter, Chi-chan“, giggelte sie. „Lass los. Inuyasha!“

Inuyasha war bereit, doch Yuki hielt ihn zurück. Denn Yuichis Augen waren unschuldig

„Ich verrate dir ein Geheimnis, Nee-chan“, grinste er frech. „Ich bin ein Mann.“

„Seit wann? Hey!“, schrie sie, als er sie ins Wasser warf.

Er kam auf sie zu, als sie auftauchte.

„Geh weg“, kreischte sie und spritzte ihm Wasser ins Gesicht.

„Du spielst unfair“, rief er und nahm den Kampf auf.

„Unfair“, hustete sie Wasser, spritzte aber mutig zurück. „Du bist stärker und ich spiele unfair, wenn ich mich wehre?“

„Das ist nicht unfair. Das ist ein Naturgesetz, dass die Frau dem Mann unterlegen ist“, neckte er sie.

Unerwartet tauchte sie plötzlich unter. Das Wasser war noch ganz aufgewühlt von der Schlacht, er sah sie nicht. Als etwas kräftig an deinen beiden Knöcheln zog und ihm den Boden unter den Füßen wegriss.

„Na warte“, tauchte er wieder auf.

Lachend nahm sie Reißaus. So stark und muskulös er war, sie war wahnsinnig schnell im Wasser.

„Inuyasha“, rannte sie in die Arme des Hanyous.

„Seit wann hast du denn Angst vor mir?“, grinste der Japaner und zog Yuki an sich.

„Seit sie gemerkt hat, wie stark sie dir körperlich unterlegen ist“, lächelte Yuki.

„Frauen gleichen das aber List und Verstand wieder aus“, grinste er. Er bemerkte Inuyashas Blick, deutete ihn korrekt und zog die Drillinge mit sich ins Wasser. „Aber mit euch Zwei kann ich es aufnehmen!“

„Ach wirklich?“

„Übertreibt es nicht“, rief Anjaani. „Wir haben erst gegessen.“ Vertraut lehnte sie den Kopf an Inuyashas Brust. „Gehst du nicht ins Wasser?“

Er schlang die Arme fester um sie, berauscht von ihrem Duft und dem Gefühl ihrer weichen Haut. „Nein, ich kann mit vollem Magen nicht ins Wasser.“

In Wirklichkeit wollte er sie kurz ganz alleine genießen. Es war so perfekt, wie ihre Kurven sich an seine Muskeln schmiegten. Ihre Finger streichelten sacht seinen Bizeps.

„Umarmungen sind so schön, Saajan. Ich habe so oft davon geträumt, dass mich jemand im Arm hält.“

Dieser jemand war er, sie sprach es nur nicht aus. Sie hatte nie von einem anderen, als von ihm geträumt.

„Dass dieser Verräter dir nicht einmal das geben konnte“, murmelte er fassungslos.

Er konnte es nicht glauben. Dieser Raj war ein Schwächling und ein wahnsinniger Egoist. Warum geben, wenn man nichts dafür bekam? Alleine die Tatsache wie gut er Anjaani tat, war für Inuyasha Belohnung genug.

„Nur, wenn er dafür meinen Körper bekam“, bestätigte sie seine Vermutung. „Siehst du, wie anders du bist? Ich werde mich nie wieder von einem Gesicht so täuschen lassen. Saajan, hast du eine Ahnung, wie glücklich ich heute bin?“

„Ja und ich kenne den Grund.“

Sie sah mit schimmernden Augen zu ihm hoch. „Ach, sag bloß.“

„Nein, es ist nicht die Kette an sich“, streichelte er ihr voll Zärtlichkeit das engelsgleiche Gesicht. „Sondern die Tatsache, dass du mir wichtig bist. Dass du mir so viel bedeutest, dass ich dir einen großen Traum erfülle. Es war nicht leicht. Aber du bist alles wert.“

Tränen traten in ihre Augen, sie schlang die Arme um seinen Nacken. Das Gefühl ihrer Brüste an seiner Haut wurde stärker.

„Saajan, ich liebe dich. Und ich werde dir helfen, herauszufinden, wer Kagome ist. Ich darf dir nur nicht deine Erinnerung gewaltsam zurückgeben, das könnte deinem Gehirn schaden.“

„Was passiert danach?“

Gott, diese sanfte Stimme!

„Das kommt auf die Situation an. Aber was auch immer kommt, ich bin an deiner Seite. Ich werde da sein, wenn du mich brauchst und ich werde dich loslassen, wenn du es wünschst. Ich tue alles, was dich glücklich macht. Ich habe mich mein Leben lang nicht so wohl gefühlt wie bei dir. Danke.“

Ihre Haut schmiegte sich an seine, die Hitze war kaum erträglich. Doch noch hatte Inuyasha sich im Griff. Aber nur, weil er wusste, was er sich damit verderben würde.

Anjaani riesige Augen tauchten in seine, vergoldeten sich, ihre Wagen wurden rot, ihre Stimme sinnlich leise. Oh Gott!

„Das fühlst sich so schön an, deine Haut an meiner.“

Ok, er hatte sich nicht im Griff.

„Los, Saajan, nimm mich jetzt!“

Er zuckte zusammen und wandte sich grollend nach Yami um. „Lass den Mist, Giftzwerg!“

Ein Glück schrumpfte seine Erregung bei ihrem Erscheinen sofort in sich zusammen.

„Schamloser kann man eine Person nicht ausnutzen, was, Flohteppich?“

Ein Knurren sammelte sich in seiner Kehle, seine Augen zuckten kurz suchend umher.

„Aryan ist nicht bei mir, falls es das ist, was du befürchtest. Komm, Katze, stürz dich auf die Maus!“

„Ich bin ein Hund, VERDAMMT NOCH MAL, keine Katze!!!“

„Streitet bitte nicht.“ Anjaani nahm Inuyashas Gesicht in ihre Hände und lächelte in liebevoll an. „Bitte, Saajan.“

Natürlich gab er nach. So ungern er sich das eingestand, sie hatte ihn gezähmt.

„Du hast heute früher Schluss?“, wandte sie sich dann an ihre Freundin, ließ Inuyasha los. Trotz der 35° Celsius Sommerhitze, überlief es ihn kurz kalt, als ihr Körper sich von seinem löste.

„Du hast frei, Aani-Schatz, das heißt, dass heute Dienstag ist. Ich arbeite nur bis halb 3. Habt ihr noch etwas zu essen da?“

Sie grinste in den Picknickkorb hinein. „Ich sehe, Yui-chan hat Yuki anscheinend verboten, Bananen zu essen. Wie hat sie sich gerächt?“

„Wassermelone“, sagte Inuyasha.

„Ich hätte ihn mehr leiden lassen, er hat viel zu viel Spaß“, bemerkte sie zum See hin, aus dem lautes Lachen und fröhliches Kreischen zu hören war.

„Saajan, geh ins Wasser“, lächelte Anjaani. „Du hältst es doch hier kaum aus.“

Er war nicht einen Atemzug lang weg, wandte Anjaani sich mit ernstem Gesicht Yami zu.

„Was ist los? Was bedrückt dich?“

Yami atmete zitternd durch. „Leg bitte die Hand an meinen Bauch. Und?“

„Was erwartest du?“

„Dass du mir sagst, er ist leer.“

„Selbst wenn er nicht leer wäre, könnte ich das nicht wissen, es ist zu früh. Was macht dich so sicher, dass du schwanger sein könntest?“

Yami rieb sich müde die Augen. „Mir ist immer schlecht nach dem Essen, ich kriege kaum etwas runter. Mein Kreislauf spinnt völlig und ich bin abends total erschöpft. Die gleichen Symptome, wie bei dir am Anfang.“

„Es geht vielen Menschen so, dass sie bei der Hitze nicht viel essen können.“

„Aani!“ Jetzt wurde Yamis Gesicht regelrecht panisch. „Meine Periode ist seit zwei Wochen über!“

Anjaani ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Du bist momentan im Stress. Das kann schon dafür sorgen, dass die Blutung ausbleibt.“

„Bist du dir sicher?“

„Mäuschen, Inuyasha hat deinen Eisprung gerochen. Du hast einfach eine Blutung ausgelassen. Dein Chef macht dich psychisch völlig fertig und das macht sich langsam körperlich bemerkbar. Du brauchst einfach nur Ruhe.“

„Ich bin nicht schwanger?“

„Nein“, bedauerte sie. „Warum redest du nicht mit Aryan drüber?“

„Weil er mir das gleiche gesagt hätte und die gleichen Schlussfolgerungen gezogen hätte und ich möchte nicht, dass er weiß, wie mies es mir gerade bei der Arbeit geht. Er müsste nur blinzeln, ich wäre alle meine Sorgen los. Und das will ich nicht. Ich bin für mein Glück verantwortlich.“

„Genieße die Ruhe, du wirst sie brauchen.“

Yami schwieg. War dies nicht der Moment, wo Anjaani normalerweise „Alles wird gut“ gesagt hätte?

„Aani!“, schrie es plötzlich aus dem See. „Pfeif dein Haustier zurück!“

„Ich geb dir Haustier!“, knurrte Inuyasha und schaffte es, Yuki zu packen.

„Yui-kun!“

„Jetzt trag mal deine Kämpfe selber aus“, grinste Yuichi fies.

Sie schnappte empört nach Luft. Ein gewaltiger Fehler, den Inuyasha schmiss sie mit dem Schwung, den seine Dämonenkräfte zustande brachten, ins Wasser. Und sie atmete das Wasser ruckartig ein.

Nein! Luft, sie brauchte dringend Luft! Das Wasser musste aus ihrer Lunge! Aber Inuyasha hielt sie unter Wasser fest. Panik stieg in ihr auf, ihre Lunge würde jeden Moment platzen. Yuichi! Gott, Hilfe, Yuichi! Schwindel erfasste sie.

Allen gefror das Lächeln im Gesicht. „Yui-chan, hol sie hoch! Sie hat Wasser eingeatmet!“

Yuichi zerrte Inuyasha hoch, der mit einer hustenden und keuchenden Yuki auftauchte.

Der Dämon fluchte erschrocken und eilte mit ihr auf dem Arm an den Strand. Yuki spuckte immer noch Wasser, hing aber kraftlos in seinen Armen. Trotz dem Schreck gefiel Yuichi der Anblick gar nicht.

„Schönheit, geht es dir gut?“

Sie schlug seine Hände zurück, klammerte sich hustend an den Hundedämon, der sie sanft auf ihrem Handtuch absetzte.

„Casse-toi“, brachte sie keuchend heraus, blanke Wut in den geröteten Augen. Verpiss dich!

„Du hast sie immerhin im Stich gelassen“, erklärte Yoko unnötigerweise.

„Zum Teufel nochmal, wieviel Wasser hast du geschluckt“, schimpfte Inuyasha, versuchte ihr den Rest aus der Luftröhre zu drücken, die Finger an ihrer Brust. Bitter schmeckte die Eifersucht auf Yuichis Zunge. Endlich schoss der letzte Wasserschwall aus ihrem Mund und sie sackte an Inuyashas Brust zusammen.

„Es tut mir leid“, stammelte der Dämon.

„Nicht deine Schuld“, raunte sie schwer atmend. „Ich hab eingeatmet, als ich unter Wasser ging. Nein, lasst mich jetzt in Ruhe“, wurde sie lauter, als Yuichi sich ihr wieder näherte. „Ich lebe noch, also Finger weg! Oh, Mäuschen, wann bist du eigentlich gekommen?“

Anjaani warf Yuichi einen beruhigenden Blick zu. Yuki war sauer. Seiner Meinung nach nicht ganz unbegründet, aber sie würde ihn jetzt nicht in ihre Nähe lassen, damit er sich entschuldigen konnte.

„Lass sie“, bat Anjaani.

„Keine Sorge, ich wollte den Tag sowieso mit dir verbringen. Kommst du mit mir ins Wasser?“

„Ein Wettschwimmen?“

„Ich bin ein guter Schwimmer, Nee-chan.“

Anjaani lächelte nur.

„Hoffentlich macht sie ihn so richtig fertig“, zischte Yuki leise.

„Jetzt sag mir mal ganz genau, was du heute gegen ihn hast.“ Ihre Schwestern konnten sich das nicht erklären.

Yuki seufzte nur und schwieg. Zum Glück wirkte der Fluch nur bei Yuichi.

„Ist das nicht eindeutig“, sagte Inuyasha stattdessen. „Der Nervenzwerg ist ausgehungert und hält seine Nähe kaum noch aus.“

„Wer hat dich eigentlich gefragt“, grollte sie.

„Warum sträubst du dich eigentlich?“

„Das frag ich mich langsam auch.“

„Hör mir mal zu“, legte ihr Yoko zärtlich die Hand an die Wange.

„Hab ich eine andere Wahl?“

„Sich der Person hinzugeben, die du liebst, gleicht dem Himmel auf Erden“, sah ihr Yoko unbeirrt in die Augen. „Es ist, als würdet ihr eins werden, so nah, so verbunden, ach, es gibt keine Worte dafür.“

„Nein, das musst du erlebt haben“, stimmte ihr Yami zu. „Und falls es dich beruhigt, mach ihn heiß.“

Wortlos sahen sich die Drillinge an und Inuyasha empfand tiefstes Mitleid für den armen Yuichi. Dieser kam gerade schmollend und tropfnass auf Yuki zu.

Sie wich vor ihm zurück. „Wie war das Wettschwimmen?“

„Wie wohl? Nee-chan ist ein Tier unter Wasser.“

„Schwächling“, kommentierte Inuyasha. „Anjaani ist schneller als du?“

Yuichi drehte den Kopf weg.

„Du Großmaul kommst nicht gegen sie an? Was für ein kleines Würstchen b-AUA!!!“

Yuki hatte ihn grob am empfindlichen Ohr gepackt. Er zappelte wimmernd herum.

„Wie war das, Hanyou“, fragte sie ruhig. Sie hasste es, wenn Yuichi beleidigt wurde.

„Au, au, au! Lass mich los! Aua!“

Yuki kniff fester zu und Inuyasha ging fast in die Knie. „Bist du schneller als Aani?“

„Au, NEIN. Lass mich jetzt los!“

„Yuichi ist kein Schwächling, dämlicher Halbling. Wenn du ihn noch einmal beleidigst, reiß ich dir dieses kleine, pelzige Ding ab.“

Sie ließ ihn los, stemmte die Hände in die Hüften. „Noch jemand, der mich aufregen will?“

„Nein, heute besser nicht“, lehnte Yuichi ab und wollte sie mit einem Grinsen an sich ziehen.

Sie wich wieder zurück, doch diesem blauen Schimmern in seinen Augen, hatte sie noch nie widerstehen können.

Ihr Handy ertönte plötzlich schrill. Sie rannte zu ihrer Tasche, ließ sich erleichtert auf ihr Handtuch sinken und erstarrte. Eine Nachricht… drei kleine Worte. Ihre Eingeweide verkrampften sich, eiskalt fuhr es ihr in die Knochen. Schwindel erfasste sie, das Mobiltelefon glitt ihr aus der Hand.

„Was ist los?“, sorgte sich Yoko.

„Nichts“, unterdrückte sie das panische Zittern, das sie überfallen wollte. Ablenkung. Sie brauchte Ablenkung. Dringend! Mit bebenden Fingern schaltete sie ihr Handy aus und verstaute es.

„Schönheit, wer war das?“

Verdammter Fluch! „Ein lästiger Verehrer.“ Gelogen war das nicht. Aber sie musste es vergessen. Nicht dran denken, bis sie es nicht Aryan zeigen konnte.

„Yuki.“ Sie beging den Fehler, ihm in diese blauen Juwelenaugen zu sehen. „Was hat er geschrieben?“

„Nur drei Worte. Und mein Name.“

Yuichi würde sich seinen Teil denken. Es gab schließlich nur diese Drei besonderen Worte. Anjaani trat gerade aus dem Wasser.

„Aani, lass uns trainieren“, rief sie, verzweifelt nach Ablenkung suchend.

„Von mir aus. Macht ihr Zwei mit, Saajan?“

„Nein, der Plagegeist auch nicht! Du wirst mir dankbar sein, Yamada. Geh jetzt ins Wasser!“

Doch Yuichis Blick verfing sich an Yukis Po, als sie die Yogamatten ausbreitete. Die Blicke, die Yoko und Yami in seine Richtung warfen, waren wirklich alles andere als beruhigend. Früh genug erfuhr er, warum.

„Schau nicht hin“, riet ihm Inuyasha noch, bevor er ins Wasser flüchtete, doch es war zu spät. Zur sinnlich langsamen Musik bewegten sie sich, geschmeidig, betörend… Gott, diese Beine, der flache Bauch, die wippenden Brüste, ihr Hals, der sich nach hinten bog… musste sie die Schenkel so spreizen? Gebannt war er von Yuki und ihrem Körper, den aufreizenden Bewegungen. Mon dieu, dieser kleine, runde Po war perfekt! Hitze wallte ungebändigt in ihm auf. Verdammt, wie lange würde er diese Folter durchstehen?! Er beobachtete die Schweißtropfen, die zwischen ihren Büsten, in ihren Bauchnabel rannen, oder die, die an der Innenseite ihrer Schenkel hinabtropften… Seine Erregung fing schon schmerzhaft an zu Pochen. Er ballte die zitternden Hände in seinem Schoß.

„Meine Güte, ist das heiß heute. Können wir jetzt bitte aufhören“, erlöste Anjaani ihn von seiner Folter.

„Aani, Yuichi sitzt neben der Tasche mit den frischen Handtüchern“, raunte Yuki Anjaani zu mit einem fiesen Grinsen in seine Richtung.

Dieses Biest! Sie wusste zu genau, dass er jetzt auf gar keinen Fall aufstehen dürfte.

„Chi-chan, reichst du uns bitte ein Handtuch?“

„Was ist, los, Liebling? Kannst du nicht aufstehen? Ist dir was im Weg?“

„Geht in den See, statt die Handtücher zu verdrecken“, zischte Inuyasha tropfnass und schüttelte sich wie ein Hund.

„Danke“, atmete Yuichi erleichtert aus, als er den Frauen hinterher sah.

„Schau jetzt ja nicht, wie die sich sauber machen“, warnte Inuyasha. „Fünf Minuten hast du, deine Selbstbeherrschung aufzubauen. Fünf Minuten bevor die wieder raus kommen und von vorne anfangen.“

„Das schaff ich nicht den ganzen Tag.“ Yuichi schluckte. „Wie schaffst du das?“, wandte er sich verzweifelt an den Halbdämon.

„Das ist schwerer als es aussieht. Wenn ich sie nicht berühre, ist alles ok. Denke an das Unerotischste, was du kennst und klammer dich fest an diesen Gedanken.“

„Ich habe mal meine Großeltern in flagranti erwischt. Auf dem Küchentisch.“

Inuyasha verzog angewidert das Gesicht. „Das wird wirken.“

„Verdammt, so viel nackte Weiblichkeit auf einem Haufen.“

„Du bist selber Schuld“, knurrte der Hund. „Und wie ich die Nervensägen kenne, wird es noch schlimmer.“

Er hatte kaum ausgeredet, da lief Yuki auf sie zu. Yuichis Augen hüpften im Takt ihrer Brüste.

„Beherrsch dich“, flüsterte ihm Inuyasha zu.

„Ich will Volleyball spielen“, flötete seine Freundin und bückte sich tief, um den Ball zu holen.

Gott, dieser Hintern! Seine nackten Großeltern auf dem Küchentisch, seine nackten Großeltern auf… ja, das klappte wirklich gut.

„Yui-kun, spiel mit mir.“

Inuyasha verdrehte die Augen. Sie war wirklich ein Monster. Yuichi tat ihm richtig leid.

„Ich habe keine Lust. Spielt ihr ohne mich“, winkte Yuichi müde ab und unterdrückte ein täuschend echtes Gähnen.

„Das wird dich munter machen, Chi-chan. Komm, bitte.“

Geblendet von Anjaanis Lächeln, gehorchten seine Füße ihm nicht mehr und Inuyasha stöhnte genervt auf. Er dankte dem Himmel, dass Anjaani ihre Ausstrahlung nicht bewusst einzusetzen wusste.

„Ich spiele gegen Yuichi“, verlangte Yuki, Kampfeslust in den Augen. Sie warf den Ball herausfordernd in die Luft.

Er stellte sich ihr entgegen. „Dein Fehler“, lächelte er.

„Du darfst anfangen“, warf sie ihm den Ball zu. „Ladys first.“

„Hey“, riss ihm Yoko den Ball aus der Hand, als er ausholen wollte. „Wir spielen mit. Aani und ich bei unserer Hormonbombe hier. Katz und Maus“, deutete sie auf den Hund und Yami, „bei Yuki.“

„Für Yuki fällt dir kein passender Name ein“, hob Yuichi spöttisch die Brauen.

„Natürlich“, entgegnete sie beleidigt. „Aber sie hat Krallen und ist nicht gerade zahm heute.“

„Warum muss ich mit der grünen Pest spielen“, maulte Inuyasha. Er wollte lieber Anjaani an seiner Seite.

Yami lachte engelsrein. „Sie denkt nur an dein Wohlergehen. Ich würde auch lieber gegen dich spielen und dir denn Ball in die Fresse jagen.“

Ehe er reagieren konnte, hatte Yuichi aufgeschlagen. Er hatte Yuki überraschen wolle, doch sie hatte ihn die ganze Zeit beobachtet, regierte blitzschnell. Sie wirkte so zart, weiblich, aber ihr Körper war eine Maschine. Er war bestimmt nicht der einzige, der sie unterschätzte. So kurvig sie auch war, jetzt, da er die Augen von ihren Brüsten nahm, sah er auch ihre Muskeln. Nicht groß, aber deutlich definiert. Wenn sie ihre Arme anspannte, war ein Bizeps zu erkennen. Je nach Bewegung, nahm er sogar einen leichten Sixpack wahr. Und diese Schenkel, die sich so fest um seine Taille schlingen konnten… Mit voller Wucht traf der Ball seinen Brustkorb. Er taumelte zurück. Sie hatte Kraft. Und die Gabe ihn abzulenken, das war ihr Vorteil. Ihre Augen blitzen. Skrupellos war sie auch.

„So abgelenkt wie du warst, hätte ich auch deine Nase brechen können“, raunte sie überlegen. „Ball her, Liebling, ich bin dran.“

„Und wir sind Deko“, zischte Yami unbeachtet.

Sie wollte die Überraschung ebenfalls ausnutzen, aber Yuichi war vorgewarnt. Nie wieder Yuki unterschätzen. Er war vielleicht der Stärkere. Von Natur aus hatten Männer mehr Muskeln. Aber sie war schneller und erfahrener und um einiges skrupelloser als er. Der Ball traf ihn mit einiger Wucht, doch er schleuderte ihn zurück. Blendete alles aus, konzentrierte sich nur auf ihren Körper und den Ball. Sah an ihrer Körperhaltung- und Spannung, wie sie den Ball schlagen würde. Drängte seine Mitspieler vom Feld, ganz auf seine ebenbürtige, wunderschöne Gegnerin fixiert. Er liebte es, wie ihr Körper sich streckte, reckte, die wippenden Brüste, ihre geöffneten Lippen und der keuchende Atem. Schweißperlen auf ihrer makellosen Haut. Und ihre blitzenden Augen. Es war ein harter, fairer Kampf. Den letzten Ball erwischte er nicht, landete im Sand. Es herrschte Gleichstand und beide waren erschöpft.

„Seid ihr jetzt fertig“, lachte Anjaani. Der Rest stand teilnahmslos am Rand. „Oder sollen wir weiter zusehen? Wer hat Hunger?“

„Ich!“, erwachte Inuyasha sofort zum Leben.

„Ich muss mir zuerst den Dreck abwaschen“, summte Yuki. Sand bedeckte ihren verschwitzen Körper und ihr lockender Blick schweifte Yuichi.

Er hob sie mit einem Ruck auf seine Arme. „Glaub mir, es wird noch dreckiger.“

Anjaani wandte das gerötete Gesicht ab, als er mit ihr ins Wasser stürmte. „Diesmal bleibst du hier, Saajan und störst nicht.“

Das würde ihm nicht einmal im Traum einfallen! Aber die beiden waren am Felsen, offen sichtbar für die Augen aller Badegäste. Und den Gesten nach schienen sie plötzlich zu streiten.

„Also beim Felsen kommen mir ganz andere Gedanken“, lächelte Yoko. „Ganz bestimmt keine Zankerei.“

„Ich liebe diesen Felsen“, hauchte Yami mit verschleierten Augen.

„War hier nicht dein erstes Mal“, erinnerte sich Yoko.

Yami nickte. „Deswegen liebe ich diesen Felsen ja auch so.“

„Wie oft?“, grinste Yoko.

„Am Felsen nur ein Mal.“

Bevor Anjaani unterbrechen konnte, rannten Yuichi und Yuki auf sie zu. Er schmollend, sie sauer.

„Du bist aber enttäuschend schnell fertig“, höhnte Yoko Yuichi zu.

„Du hast ja Erfahrung“, erwiderte Yuki bissig. „Aani, hast du gewusst, dass da hinten eine Höhle ist?“

„Ja, hinten im Felsgestein“, antwortete Anjaani. „Halb im See versunken. Aber ich habe mich nie rein getraut.“

Yoko und Yami sprangen auf. „Erkunden wir sie!“

„Danke, mein Freund der Feigling, hat Schiss.“

Yuichis Augen verengten sich und er griff nach Anjaanis Hand. „Vielleicht liegt es ja an meiner uncharmanten Begleitung? Komm, Aurora. Ich pass auf dich auf.“

„Viel Spaß“, wünschte Inuyasha. „Ich muss jetzt Arbeiten. Ich bin bald wieder da“, tröstete er Anjaani.

„Lass sie nur bei mir.“ Yuichi schlang den Arm um Anjaanis nackte Schulter. „Ihr wird es bei mir gut gehen in dieser dunklen, engen Höhle.“

„Weiß du, wie leicht du zu manipulieren bist?“, lachte Yoko den Dämon aus, als sie zum Eingang schwammen.

„Kein Dämon in der Nähe“, erschnupperte Inuyasha die Umgebung.

Die mannshohe, halb im Wasser versunkene Öffnung täuschte. Der Rest der Höhle war über Wasser und bot einigen Platz. Durchbrüche in der Decke legten das Innere in düsteres Halbdunkel und kreierten eine geisterhafte Atmosphäre. Nichts war zu hören. Bis auf den Atem von sechs Menschen. Nicht gerade ein lauschiges, romantisches Fleckchen.

„Das reicht. Gehen wir“, verlangte Anjaani. Sie hasste die Dunkelheit abgrundtief.

„Komm, wir erkunden es“, verlangte Yuki und zog Yuichi hinterher.

„Nee-chan“, wandte er sich verzweifelt nach ihr um.

„Vergiss es, du Angsthase“, weigerte sich Anjaani, doch Yuichi erwischte ihren Arm und zog sie mit.

„Saajan“, quiekte sie hilflos auf.

„Das kann ja heiter werden“, seufzte Inuyasha.

Yoko lachte. „Gehen wir lieber, sonst wird sie heute Nacht nicht schlafen können.“

„Yuichi kann düstere Orte doch auch nicht leiden“, lachte Yami. „Ich frage mich, wer von beiden schlimmer ist.“

„Was ist hier eigentlich so gruselig?“, wunderte sich Inuyasha, als er sich in der dunklen, staubigen Höhle umsah.

„Deine Augen sind das einzig gruselige hier“, grinste ihn Yoko an und deutete nach vorne auf Yuichi und Anjaani, die unsicher Hand in Hand liefen und zitterten. „Ich habe aber trotzdem das Gefühl, das Yui-chan, Aanis Grauen vor deinen Augen ausnutzt.“

Inuyasha atmete knurrend aus. So sehr sich Anjaani fürchtete, die Angst vor Inuyashas glühenden Augen war größer. Sonst wäre sie längst an seiner Seite. Sie klammerte sich eng an Yuichi.

„Glaubst du, hier wohnen Untote?“, flüsterte sie ängstlich.

„Hoffentlich nicht!“, gab er leise zurück. „Kannst du nicht Geister sehen?“

„Geister und Untote sind nicht dasselbe.“

„Kommt, ihr Memmen“, knurrte Yuki und bog in einen engen Gang ein. „Hier geht es lang!“ Sie zuckte leicht zusammen, als sich ein Schwarm Fledermäuse von der Decke löste, doch Yuichi und Anjaani schrien ängstlich auf und klammerten sich aneinander. Yuichis Gewicht war aber zu schwer für Anjaani.

„Chi-chan“, quiekte sie auf als er sie unter sich begrub.

Er stützte sich sofort mit den Händen auf, grinste zu ihr herab und bewegte sich nicht von der Stelle. „So schlimm finde ich es hier nicht.“

„Chi-chan, du bist schwer. Geh runter.“

„Ich hab's bequem. Warum werden deine Augen golden?“

Das war eine Lüge, um Inuyasha zu ärgern und es wirkte. Kräftige Hände rissen ihn von Anjaani runter, doch es war Yuki, die vor Wut schäumte.

„Wenn es dir so wichtig ist, stürz dich auf eine andere. Scheiß auf meine Gefühle, ich hab eh keine! Aber lass Aani in Ruhe!“

Noch im Gebrüll stürzte sie sich in die Fluten. Er war kurz überrumpelt, lief ihr dann aber hinterher, doch sie war schneller und reagierte nicht auf seine Rufe. Am Strand holte er sie endlich ein.

„Ich will nicht reden!“, kam sie ihm zuvor.

„Dann schrei auch nicht rum.“

Das hatte er sich nicht verkneifen können, doch sie verstand keinen Spaß.

„Fein, du hörst kein Wort mehr von mir!“

Er schüttelte den Kopf. Nein, so würde er einen Streit nicht enden lassen. Er war erwachsen, jedenfalls die meiste Zeit.

„Yuki“, wurde er jetzt ernst. Sie wich zurück. „Das geht so nicht weiter, dass wir uns den ganzen Tag bekämpfen.“

Sie starrte ihn nur an, ihre sich weitenden Pupillen war die einzige verräterische Reaktion ihres Körpers. „Das sagst du nur, weil du verlierst.“

Er schüttelte ganz sacht den Kopf, ohne die Augen von ihren zu nehmen. Eine Geste, die er sich vom Verführungsmeister persönlich abgeschaut hatte. Eine Geste, die Yuki nicht kalt ließ. Hitze stieg in ihre Wangen und mit Triumpf erkannte er, dass er sie schwächer machte, als Inuyasha es je könnte. Aber Yuki war ein ungeheurer Dickkopf.

„Yuki, ich habe dich nicht kennen gelernt, um mit dir zu streiten.“

„Du bereust es, mich kennen gelernt zu haben?“

„Das hab ich nicht gesagt. Das ist unfair, mir jetzt jedes Wort herumzudrehen.“

„Dann sag, was du zu sagen hast.“

„Wegen Nee-chan…“

Yuki hob erwartungsvoll die Brauen. „Ja?“

„Ihre Augen sind nicht golden geworden.“

„Ach nee? Wie Aani auf dich reagiert ist mir egal. Was du sagst, denkst und fühlst ist mir wichtig! Ich hab gesehen, wie du auf sie reagiert hast!“

Oh-oh! „Ich hab gar nicht reagiert. Sie wär sonst in Panik geraten.“

„Als sie sich ausgezogen hat!“ Yukis Stimme wurde eisig kalt. „Meinst du, ich bin blind? Dir sind fast die Augen ausgesprungen. Ich hab dich gesehen, jedes Wort gehört. Ich stand direkt neben dir!“

Tatsächlich? Ups.

„Nur weil ich schaue, heißt das nicht, dass sie mir besser gefällt als du.“

„Du lügst.“

Jetzt brach seine erste Maske und die offensichtliche Unsicherheit machte sie rasend.

„Yuichi.“ In ihrem kalten Gesicht sammelte sich Wut. „Du hast Yoko bewundert. Was macht das auch schon, wir sehen gleich aus! Und Aani? Es ist lächerlich zu glauben, gegen sie gewinnen zu können. Selbst in deinen Augen.“

Er musste sich wehren, sonst würde ihre Wut ihn wie eine Lawine überrollen.

„Warum bin ich wohl hier? Ich bin gekommen, um dich kennen zu lernen!“

„Wie schnell hat Yami dich anders überzeugen können? Wie lange hat sie gebraucht, dass ich dir völlig bedeutungslos wurde?“

Jetzt wurde auch er sauer. „Wie lange willst du mir das vorwerfen? Ich habe meinen Fehler bereut! Meine Gefühle sind echt. Ich liebe dich! Ich tue es.“

Ihre Augen weiteten sich. „Du zweifelst an meinen Gefühlen?!“

Yuichis Handy klingelte schrill. Dankbar dafür eilte er zu seiner Tasche.

„Yuichi!“, war sie fassungslos. „Du haust jetzt nicht ab!“

„Fabien“, versuchte er einzulenken.

„Ist wichtiger als ich?“

„Nein… ich…“ Er war hin und her gerissen und traf die falsche Entscheidung, als er abnahm. Er wich der Enttäuschung in Yukis Augen aus.

„Fabien, was willst du?“ Dann erstarrte er. „Wie bitte was?!“

Das Entsetzten in seiner Stimme irritierte die anderen. Seine Augen waren schockgeweitet.

„Natürlich nicht! Was denkst du von mir?!“, brüllte er seinen Manager an.

„Yui-kun, was ist los?“, überwand Yuki ihren Trotz.

Er zuckte vor ihrer Berührung zurück und wandte sich um. „Das ist nicht wahr, Fabien! Sie will mir nur eins auswischen. Warum? Weil ich sie abserviert habe! Ich hab ein Alibi. Das ist trotzdem ein Knick in meinem Image! Verdammt, Fabien, ich habe dieses Mädchen nicht einmal angesehen, geschweige denn in irgendeinem Hotelzimmer missbraucht!“

Entsetzt tauschten die Mädchen Blicke. Yuichi war unschuldig, natürlich! Aber es nahm ihn dennoch mit. Yuki würde ihm so gerne beistehen, wenn er ihre Hand nicht erneut abschütteln würde. Er bebte vor Zorn.

„Wann soll ich zum Polizeirevier? Morgen! Verflucht nochmal, ich bin angeklagt vor Gericht! Ich weiß selber, dass ich unschuldig bin, aber so einen Scheiß kann ich nicht gebrauchen! Diese verfluchte Stadt! Tokio bringt mir nichts als Unglück!“

Yuki zuckte zusammen. Ihr Herz verkrampfte sich. Yuichi sprach in Wut schneller, als er dachte, das konnte sie ihm verzeihen. Wutschnaufend warf er sein Handy in die Tasche zurück. „Verdammte Scheiße! Nur Stress und Pech hier! Ich hätte nie herziehen dürfen! Das war der größte Fehler meines Lebens!“

Als er den Schock in Yukis Gesicht sah, wurde ihm bewusst, was er gesagt hatte. Sie war leichenblass geworden und ihre Augen begannen feucht zu schimmern. Einen Augenblick nur, dann verschwand jede Emotion.

Ihre Stimme war nur ein Hauch: „Es tut mir leid, dass ich ein Fehler bin.“

Sie wirbelte herum, stürmte zu ihren Sachen. Packte hastig zusammen.

„Halt!“, hielt ihn Inuyasha zurück. „Du hast schon genug Mist gelabert. Jetzt wirst du dir jedes Wort genau überlegen.“

„Was soll ich denn sagen?“

„Egal was, schlimmer kannst du es nicht mehr machen.“

Aber da hatte Inuyasha sich gewaltig geirrt!

„Yuki, wo willst du hin?“

Sie marschierte mit den restlichen Frauen im Schlepptau zum Fiat der Drillinge.

„Zu Aani“, sagte sie, ohne ihn anzusehen. „Du kannst gehen. Tut mir leid, dass ich dich bisher in dieser verfluchten Stadt aufgehalten habe.“

„Gut gemacht“, starrte Inuyasha dem grauen Auto hinterher. „Du hast es vollbracht, den steinernen Drilling zu verletzen. Niemand von uns hätte das so leicht geschafft. Und niemand außer dir wird das wieder gut machen können.“

„Und wie?“

„Bei deinem Dickkopf von Freundin hilft wahrscheinlich nur betteln.“

„Wer von euch hat was angestellt?“, begrüßte sie Aryan am Eingang zum Wohnhaus, erkannte dann die Wahrheit. „Oh Mann, du hast übertrieben.“ Yuichi wandte den Blick ab. „Wie hast du es bitte geschafft, Yuki zu verletzten?“

„Ich hab geredet, ohne nachzudenken. Keine Ahnung, was ich gesagt habe.“

„Sanam!“, ertönte plötzlich eine himmlisch schöne Stimme und Yami rannte die Treppe runter in Aryans Arme.

„Sie kann dich garantiert daran erinnern, was du gesagt hast“, lachte Aryan, nachdem er seine Freundin gebührend begrüßt hatte.

„Ernsthaft, Yui-kun, willst du die ganze Liste?“ Das Glück, das Aryan in ihr auslöste, wich dem rasenden Zorn, den Yuichi in ihr entfachte.

„Zuerst einmal, ist dir nicht einmal aufgefallen, dass Yuki neben dir stand, als du Aani angegafft hast. Und dann auch noch Yoko, statt ihr ein Kompliment zu machen! Dann wirfst du ihr vor, dass sie dich nicht liebt!“ Yami bebte vor Zorn und Aryan hielt sie sicherheitshalber an den Schultern fest.

„Langsam glaube ich, du bist blind und blöd! Yuki redet nicht gerne über ihre Gefühle, aber sie zeigt dir klar und deutlich, dass sie dich liebt! Handeln wiegt mehr als ein Wort. Deswegen bedeuten ihr Worte rein gar nichts. Aber du hast trotzdem geschafft, sie zu verletzen. Indem zu sagtest, dass dir Tokio nichts als Unglück bringen würde.“

Yuichi war eingeschüchtert. „Ja, Tokio, nicht…“

„Du hast deine Freundin als Unglück bezeichnet?!“ Aryan riss die Augen auf.

„Nein, hab ich nicht!“

„Doch, indirekt schon. Yuki ist immer noch eine Frau und fühlt auch wie eine. Geht’s tatsächlich noch weiter?“

Yami schnaubte. „Ein normaler Mensch mit Verstand hätte jetzt seine dämliche Fresse gehalten. Aber nein!“ Sie räusperte sich: „Nur Stress und Pech hier. Ich hätte nie herziehen dürfen! Das war der größte Fehler meines Lebens!“

Es selbst zu sagen, hatte nicht so schlimm geklungen, wie es jetzt zu hören. Hatte er wirklich diesen Tonfall benutzt?

„Du bezeichnest deine Freundin als Fehler.“ Aryan seufzte. „Dir hilft wahrscheinlich nur noch betteln.“

„Dir hilft nur noch ein Wunder!“

„A-aber, wie hast du Yami wieder versöhnt, als-“

„Vergleich dich nicht mit Aryan“, fiel ihm Yami sofort ins Wort. „Aryan hat eine Rolle gespielt, du Arschloch hast aber gesagt, was du dachtest. Das ist tausend Mal schlimmer! Und auf sowas hat sie all die Jahre gewartet?! Verdammt, Aryan, warum hältst du mich fest!“

„Wenn du ihn jetzt umbringst, hat er keine Kräfte mehr für Yuki.“

„Ich schwör dir, Yuichi, wenn du sie zum Weinen bringst, weide ich dich aus. Ein Zahn von dir für jede ihrer Tränen!“

Yuichi wurde bleich. „Ich bin ausgerastet“, versuchte er sich zu verteidigen. „Ich bin wegen angeblicher Vergewaltigung angezeigt worden!“

Aryan entglitt ein spöttisches Lachen. „Lächerlich. Wann soll das gewesen sein?“

„Letzten Sonntag.“

„Du warst mit uns unterwegs, du hast ein Alibi. Ich mach eine Zeugenaussage.“ Und Aryans Wort war Gold wert. Mehr noch. Es war Gesetz.

„Wirklich? Du hast was gut bei mir.“

„Familie ist sich nichts schuldig“, zwinkerte Aryan. „Aber wenn du das mit Yuki noch schlimmer machst, werde ich Yami nicht mehr zurückhalten.“

„Schau mich nicht so an, ich werde dir garantiert nicht helfen“, zischte Yami. „Du kennst sie gut genug.“

„Aber ihr tickt gleich. Was soll ich tun?“

„Bereuen. Aber Yuki wird dich wahrscheinlich ignorieren. Sie hat kein einziges Wort mehr gesprochen.“

Yuichi sah Inuyasha an. „Ist das was Gutes?“

Die Bernsteinaugen weiteten sich. „Nein, das ist ganz und gar nicht gut. Das ist das Schlimmste! Sie denkt nach. Und sie wird die falschen Entscheidungen treffen.“

„Ganz genau“, stimmte ihm Yami zu. „Sie ist wie stumm. Sie redet nicht, sie reagiert auf nichts. Ich habe sie noch nie so erlebt. Wahrscheinlich erkennt sie gerade, dass ihre letzten 5 einsamen, lieblosen Jahre völlig umsonst gewesen waren.“

Merde!

Er stürmte hoch in Anjaanis Wohnung, riss die Türe auf. Zwei von drei Frauen fuhren erschreckt zusammen. Yuki saß am Esstisch, kein Muskel zuckte. Er trat langsam näher. Anjaani legte Yuki die Hand auf die Schulter. Ihre gütigen braunen Augen ließen ihn verharren und sie schüttelte abwehrend den Kopf. War es so schlimm? Wie hätte er reagiert, wenn Yuki das zu ihm gesagt hätte?

„Häschen, hast du Hunger?“

Yuki war wie versteinert. Allein das Heben und Senken ihres Brustkorbes verriet, dass sie lebte.

„Yuki, ich möchte mit dir reden.“

Er schreckte zurück, als sie sich ruckartig aufrichtete. Ihre Augen waren glanzlos, trüb, sie schien durch ihn hindurchzusehen. Sie blinzelte nicht einmal.

„Können wir bitte…?“

Sie ging an ihm vorbei, Richtung Bad. Er folgte ihr.

„Yuki, bitte. Bleib stehen.“ Nein, er würde das jetzt regeln! „Yuki Lisa Higurashi, ignorier mich nicht!“

Er packte sie an den Schultern. Sie sah ihn an, ohne jede Gefühlsregung im Gesicht. Und mit einer blitzschnellen Bewegung hieb sie ihre Faust in eine Magengrübe.

Scheiße! Er sackte zusammen, japsend nach Luft und die Badezimmertüre hinter ihm fiel krachend ins Schloss. Schnaufend richtete er sich auf.

„Verdammt, hat die Kraft!“

Inuyasha schüttelte den Kopf. „Bei Gegnern die dir an Kraft überlegen sind, hilft nur eine gute Strategie.“

Yuichi funkelte ihn an, doch Inuyasha hatte das nicht spöttisch gemeint.

Aryan stand ihm bei: „Frauen, wie die Drillinge, darfst du nie mit Muskelkraft begegnen.“

„Sonst verhauen sie dich.“

„Ja, er spricht aus Erfahrung.“

„Chi-chan. Lass sie in Ruhe. Halt einfach den Mund, bis sie nicht von selber etwas sagt. Noch ist sie nicht bereit, sich zu versöhnen. Aber sie wird sich versöhnen.“

Endlich ein brauchbarer Tipp.

„Und damit nicht noch schlimmeres passiert, sag jetzt einfach gar nichts mehr“, bat ihn Aryan.

Na super, er hatte riesen Mist gebaut, seine Beziehung stand womöglich auf dem Spiel und er musste alles tatenlos geschehen lassen. Der Tag hätte so schön sein können. Warum hatte es so enden müssen? Missmutig kaute er sein Essen. Ihm fehlte Yuki an seiner Seite, ihre linke Hand in seiner rechten. Doch sie saß an einem anderen Platz, flankiert von ihren Schwestern.

Er bemerkte Anjaanis Blick und zwang sich zu einem Lächeln.

„Es schmeckt gut“, versicherte er ihr.

Es lag nicht an ihr, dass er keinen Appetit hatte. Immerhin aß er, Yuki hatte sich nicht einmal etwas auf den Teller gelegt.

„Wann sollen wir bei der Polizei aussagen?“

Yuichi sah Yoko an, doch die aß gerade. Yami unterhielt sich leise mit Aryan. Erstaunt wandte er sich dann Yuki zu.

„Kannst du unsere Stimmen nicht unterscheiden?“

Er öffnete den Mund, besann sich rechtzeitig eines Besseren. „Ich gehe morgen früh aufs Revier. Ich bin unschuldig.“

„Ich weiß.“ Doch sie lächelte nicht. „Hast du das ernst gemeint?“

Er atmete tief durch. „Nein, ich war nur sauer. Auf dich, auf mich, auf-“

„Auf mich?“ Wütend begannen ihre Augen zu funkeln. Das war besser, als diese Gefühlskälte. „Weil ich dich nicht ranlasse?“

„Weil du abweisend bist. Du grenzt mich aus, du lässt mich nicht an dein Innerstes ran. Du vertraust mir nicht.“

Sie sah ihn an, Überraschung war in ihre Augen getreten. Sie wusste nicht, dass er so empfand.

Sie schob den Stuhl zurück, richtete sich auf. „Wohnzimmer.“

Anjaani nickte ihm zu.

„Wir gehen besser mit, ich habe kein gutes Gefühl“, flüsterte Aryan.

Sie setzten sich ihm gegenüber auf die Couch, ihre Schwestern an ihrer Seite. „Spielen wir „Sag die Wahrheit“. Ich kann dich sowieso nicht anlügen. Der Fluch wirkt noch.“

„Imme noch?“

„Versuchs. Stell mir eine Probefrage.“

Er musste, dass sie Fragen über ihr Liebesleben hasste. „Hattest du schon mal mit einer Frau Sex?“

Sie presste die Lippen zusammen. „Ja, und du?“

„Mit wie vielen?“, ging er nicht auf diese Spitze ein.

„Zwei“, sagte sie ohne zu zögern. „Zwillinge.“

Alle Augen richteten sich auf die Drillinge und jetzt lachte Yuki. „Nicht mit meinen Schwestern! Was denkt ihr denn von mir?“

„Wenn ich dir das beantworte, kriege ich nur eine drauf“, brummte Inuyasha.

„Wir beide spielen ein anderes Mal“, versprach Yuki düster. „Ich bin jetzt dran:“

Yuichi wappnete sich innerlich. „Für jede wahre Antwort, darf ich dir eine Frage stellen“, verlangte er.

„Einverstanden, ich kann dich sowieso nicht anlügen. Warum warst du auf meinem Geburtstag?“

Er hatte gehofft, sie würde ihn das nie fragen. „Um Yami wieder zu sehen.“

Allein Yuki riss nicht entsetzt die Augen auf. Sie schwieg und ließ ihm Zeit sich zu erklären.

„Ich konnte mir nicht vorstellen, dass du besser wärst als sie.“, begann er. Sie starrte ihm unbewegt in die Augen.

„Dich kennen lernen zu wollen, war nur ein Vorwand, Yami zu sehen. Und die Schuld, die ich gegenüber deinem Bruder empfand, weil ich damals deinen Geburtstag abgesagt hatte, endlich zu tilgen. Ich hatte gehofft, du wärst angenehm, ein netter Zeitvertreib, eine Ablenkung von Yami. Vielleicht ein unterhaltsamer Abend, eine schöne Nacht und dann wäre ich weg. Ich hatte vor, dich kennen zu lernen, vielleicht eine Nacht im Hotel und dann mit erledigten Pflichten zu gehen. Aber ich hatte nicht erwartet, dass du mich so treffen würdest. Dass ich mich unsterblich in dich verlieben würde. Was Yami in mir ausgelöst hatte, ist nichts im Vergleich zu meinen Gefühlen für dich.“

„Jetzt bist du an der Reihe“, war das einzige, was sie sagte.

„Was hast du gedacht, als du mich gesehen hast?“

„Ich hab nichts gedacht. Innerlich drehte alles durch. Ich war überrumpelt. Nie habe ich auf einen Kerl so reagiert. Aber ich hatte Angst.“

„Vertraust du mir deshalb nicht?“

Sie nickte und er zuckte zurück. „Frag nicht, wenn du die Antwort nicht hören möchtest.“

„Also stimmt es?“ Seine Stimme war kalt, seine Augen hell vor Wut.

„Ich habe Angst nur ein Ersatz zu sein.“

„Woher willst du denn wissen, was ich denke? Was ich fühle? Wer gibt dir das Recht, das zu bestimmen?“

Jetzt wurde sie auch laut. „Dann gib du mir nicht das Gefühl ersetzbar zu sein! Alles geht rasend schnell, du überrollst mich, ich kann kaum klar denken!“

„Weil du nicht jeden Mist analysieren musst! Du kannst auch einmal nach deinem Bauchgefühl gehen. Dich fallen lassen! Nur so können wir rausfinden, ob das hier das richtige ist!“

„Du weiß nicht, ob unsere Beziehung richtig ist?“ Er wollte widersprechen, doch sie ließ ihn nicht ausreden. „Und wann weißt du es? Wenn du mich rumgekriegt hast? Entscheiden kannst, ob ich dir langweilig werde? Doch nicht so gut wie Yami? Ist dir Sex so wichtig?“

Er sprang auf. „Nein, verdammt. Aber es tut weh, dass du nur mich abstößt!“

„Wie bitte?!“ Kreischend stellte sie sich ihm gegenüber. „Aber für alle anderen bin ich zu haben, oder was? Was muss ich zu Hölle nochmal tun, um dir zu beweisen, dass nur du mich interessierst?“

Stille machte sich bereit. Niemand wagte auch nur zu atmen. Bis auf Yuki und Yuichi, die sich atemlos geschrien hatten. Sie starrten sich an, wütend, bebend vor Zorn, aufgeladen und überreizt.

„Gut“, raunte er leise. „Ich will die Wahrheit.“

Jetzt hätte er fragen können: Liebst du mich? Was bedeute ich dir? Bin ich der einzige? Aber keine dieser Fragen stellte er.

Er ergriff ihre Hand, zog sie mit einem Ruck näher an sich. Sie sah ihn unbewegt an, ansonsten berührten sie sich nicht. Langsam neigte er das Gesicht tiefer zu ihr, die Augen blau wie Eiskristalle.

„Jetzt will ich meine Antwort, Yuki. Mit wem würdest du lieber schlafen, mir oder Inuyasha?“

Sie zuckte mit keiner Wimper. „Mit dir.“

So wie sie es jede Nacht tat. Doch leider schien er ihre Gedanken lesen zu können.

Bien, ich stelle die Frage so, dass du dich nicht rausreden kannst. Mit wem hättest du lieber Sex? Mir oder Inuyasha?“

Alle Farbe wich ihr aus dem Gesicht, sie presste die Hände vor den Mund. Seine Augen blitzen auf. Langsam schloss er seine Finger um ihre und nahm ihr mit eiserner Kraft die Hände von den Lippen.

Seine Stimme war ein einziges, bedrohliches Flüstern. „Wiederhole das.“

„Inuyasha.“

Yuki senkte den Blick, konnte ihm nicht in die Augen sehen.

Er war fassungslos. „Und du machst mir ein schlechtes Gewissen? Du bist sauer, weil ich an deinen Gefühlen zweifle? Vielleicht, weil du eine dreckige Lügnerin bist!“

„Liebling, lass mich erklären…“

„Wie?“, grollte er. „Wie willst du dich da rausreden? Wie willst du das erklären? Ach, ich vergaß, du bist ja so unschuldig! Willst Liebe, Nähe, Zeit. Bist du einfach nur zu feige, mich abzuweisen? Oder bin ich die Reserve, weil Inuyasha dich nicht will? Macht es dir Spaß, mit mir zu spielen? Mich zum Narren zu halten? Dir macht es Spaß, mich zu verarschen! Mich zappeln zu lassen! Bringst es nicht über dich, aber für jeden anderen, die Beine breit machen. Du bist auch nicht besser als eine Schla-“ BATSCH!!!

Der Schlag hallte laut in der Totenstille des Raumes.

Yuichi starrte Anjaani an. Seine Wange färbte sich rot. Ihre Hand ballte sich langsam zur Faust. In ihren schwarzen Augen loderte eiskalte Wut.

„Das nächste Mal werde ich nicht zuschlagen“, wisperte sie kalt. „Ich werde dich umbringen.“

Er war erstarrt vor Schreck. Der Schock über sich selbst. Was zum Teufel war in ihn gefahren?! „Yu-Yuki“, begann er, doch Anjaani breitete schützend die Arme aus. Sie schützte Yuki vor ihm…

„Yuki, bitte…“

Doch sie sah ihn nicht an. Sie drehte sich weg.

„Verschwinde“, befahl Anjaani. „Ich will dich nie wieder sehen.“

Ihre Augen glühten golden auf und die Tür öffnete sich mit Schwung. Yuichi ging. Anjaani starrte die Tür an, zitternd vor Zorn, der Rest war erstarrt.

Inuyasha konnte es nicht fassen. Anjaani, die so sanfte Anjaani hatte ihren kleinen Bruder geschlagen und hinausgeworfen. Gott, der Nervenzwerg wird ausrasten! Er muss Anjaani beschützen!

Doch Anjaani kannte die Drillinge besser als er. „Es tut mir leid“, flüsterte sie dem blauen Drilling zu.

Yukis Schultern begannen zu zucken und er registrierte als erster das Unfassbare. Seine Nase roch Tränen. Die unerschütterliche, steinharte Yuki, die ihr Leben lang ein einziges Mal geweint hatte, brach in verzweifelten Tränen aus.
 

„Eins, zwei“, zählte Yami leise.

„Er hat nicht mehr als 32 Zähne“, flüsterte ihr Aryan zu.

„Drei, vier...“

Yuki sah sie an, die letzte Träne fiel. „Fünf“, schloss Yami. „Seine Zähne für deine Tränen.“

Yuki sah Anjaani an, doch die sonst so sanftmütige Inderin war in Rage. „Wenn Yami nicht kassiert, werde ich es tun.“

Keine beruhigenden Worte von ihr, kein Trost, kein Versprechen, dass alles besser wird. Anjaanis Toleranz hatte eine Grenze. Und die war mit dem Wort „Schlampe“ erreicht. Inuyasha schauderte es und er erinnerte sich, wie sie sein böses Ich vernichtet hatte, nachdem er sie so genannt hatte.

„Yuki.“ Aryan wischte ihr zärtlich die Tränenspuren von den bleichen Wangen. Die Tränen waren versiegt, doch sie zitterte.

„Es tut weh, Nii-san“, hauchte sie kraftlos. „Warum tut es so weh?“

„Weil du ihn liebst.“

So einfach war das.

„Läuft heute nicht sein Interview im Fernsehen?“

Yuki schüttelte nur den Kopf.

„Schau es dir an“, bat Aryan.

Sie ergriff seine Hand, als er den Fernseher einschaltete und ließ sie nicht mehr los.

Yuichis Gesicht flackerte über den Bildschirm. Und der Schmerz stach heftiger zu. Seine wirren dunklen Haare, diese blitzenden Meeraugen und sein Lächeln, frech und spitzbübisch. Und seine klare Stimme, jung, weich, frisch.

„Yuki“, sagte er gerade, blickte direkt in die Kamera.

Yukis Herz blieb kurz stehen.

„Und wer ist diese perfekte Frau?“, wollte die Moderatorin etwas pikiert wissen. Sie war jung, hübsch und-

„Du meine Güte!“, entfuhr es den Drillingen beim Anblick ihres Vorbaus.

„Unecht“, kommentierte Inuyasha nur. „Und Yamada schaut gar nicht hin. Er beachtet diese Milchkuh nicht einmal.“

„Meine Freundin“, beantwortete dieser Yuichi die Frage.

Das schien der Moderatorin mit den Stahleutern nicht zu gefallen, doch sie hatte sich im nächsten Moment wieder im Griff und ihre Stimme war lockend, ihre Augen verheißungsvoll. Yuichi schien das wirklich nicht bemerkt zu haben.

Sie versuchte es dezent in Lächerliche zu ziehen, doch Yuichi fiel nicht darauf herein.

„Seit wann kennt ihr euch denn?“

„Hm, das ist eine Weile her“, lächelte er und es war so ein schönes Lächeln. So anders als dieses spöttische, vorwurfsvolle von vorhin.

Er wartete aus die nächste Frage, doch dieses Thema war für die Moderatorin nicht beendet. Sie hoffte immer noch, ihm einen Strick daraus zu drehen.

„Ein Monat“, lächelte sie kalt. „Zwei Monate?“

„Zwanzig Jahre.“

„Oh“, entglitt der Moderatorin das Gesicht. „Und seit wann ist es Liebe?“

Yuichis blaue Augen glitten in die Ferne. „Es war ein verregneter Dienstagmorgen am 26.Juli 1994“, begann er.

Die Frau runzelte nur die Stirn, unterbrach ihn aber nicht.

„Ich war vier Jahre alt und war sauer, weil mich meine Mutter gerade von meinen Legosteinen wegriss und mich ins Krankenhaus schleppte. Ihre beste Freundin hatte gerade entbunden. Ihr Sohn ging mit mir in die Vorschule, er war mein bester Freund. Als wir ankamen, herrschte Chaos. Mein Freund erklärte mir, dass es nicht ein Baby war, sondern gleich Drei. Und drei waren zwei zu viel. Die Mama weinte die ganze Zeit, wollte keines der schreienden Babys nehmen und mir war das zu viel, ich war den Tränen nahe. Dieses furchtbare Gekreische, schrill und fremd. In dem ganzen Chaos drückte mir irgendjemand eines der Drillinge in den Arm. Es war blutig, schleimig, zerknautscht, wirklich nicht hübsch und es schrie wie am Spieß. Ich war überfordert aber hab aus einem Instinkt heraus richtig gehandelt. Ich hab das verklebte Köpfchen gestreichelt und ihm zugeflüstert, dass ich jetzt da bin und alles gut wird.“

Auf Yuichis Gesicht erschien ein seliges Lächeln.

„Sie hat quasi sofort aufgehört zu weinen und mich angesehen mit ihren braungelben Augen und ab da wusste ich, dass dieses Baby für mich geboren wurde und ich es immer lieben werde. Ich gab ihr ihren Namen, als Ausdruck meiner Gefühle. Ich liebe den Schnee über alles, er symbolisiert Freude für mich. So habe ich mich in Yuki verliebt.“

Darauf herrschte Totenstille, im Studio, so wie vorm Fernseher. Yuki lächelte, als die Moderatorin es als schönste Liebesgeschichte, die sie je gehört hatte betitelte. Sie wollte wissen, die es danach weiter ging.

„Ich zog weg, als ich in die Schule musste“, seufzte Yuichi. „Im Hinterkopf habe ich die Kleine nie vergessen und mir geschworen, irgendwann zurück zu kommen, um sie kennen zu lernen. Es war Zufall, dass ich die Rolle in einem Werbespott annahm. Ich dachte gar nicht mehr an das Mädchen…“

„Wir alle wissen, wie diese Geschichte weitergeht“, schaltete Yuki entschlossen den Fernseher aus. „Reiner Zufall, kein Schicksal.“

„Es ist wirklich eine der schönsten Liebesgeschichten“, meinte Yoko. „Äußerlich betrachtet auf jeden Fall.“

„Aber hinter der schönsten Fassade versteckt sich der schlimmste Dreck“, murmelte Yuki traurig.
 

Die Nacht war sternenklar. Doch die Totenstille verlieh ihr etwas Bedrohliches. Yuki wusste nicht, wie lange sie schon am Balkongeländer stand. Sie spürte nichts mehr. Nicht den Wind, nicht die Kälte, nicht die Wärme, keinen Hunger, keine Müdigkeit. Einzig und allein das stete Drücken in ihrer Brust. Das Bohren und Stechen, wo eigentlich das Pochen ihres Herzschlages sein sollte. Ihr Herz war bei ihm… und er hatte es in Stücke zerrissen.

Hinter ihr öffnete sich die Balkontüre.

„Ich war leise“, flüsterte Yuki. „Ich wollte dich nicht wecken.“

„Hast du nicht“, versicherte Inuyasha und stellte sich neben sie. „Du stehst seit Stunden hier. Die Sonne geht bald auf.“

Er sah sie an und sie erwiderte seinen Blick. „Deine Augen leuchten im Dunkeln.“

„Ich bin ein Dämon.“

„Aani hat bestimmt Angst.“

„Große Angst, aber sie gibt es nicht zu. Weil sie glaubt, sie würde mich damit kränken.“

„Aani ist so gutherzig Und ich bin ein Miststück.“ Sie barg ihr Gesicht in den Händen.

„Hast du das wirklich ernst gemeint?“

„Dass ich lieber mit dir, als mit ihm Sex hätte?“ Sie seufzte. „Leider ja.“

„Ich verstehe dich“, murmelte er dann.

„Wie könntest du?“

„Wir sind uns ähnlich, du und ich, deshalb verstehe ich, warum du so denkst. Aber du liegst falsch.“

„Du hast keine Ahnung“, stöhne sie.

„Doch, du hast Angst.“

Erschrocken sah sie zu ihm hoch, du seinen glühenden Augen voller Verständnis.

„Du hast Angst, dass es nicht anders ist. Dass danach wieder diese Leere da ist, diese Enttäuschung und die Scham.“

Yuki hatte es die Sprache verschlagen.

„Ich spreche aus Erfahrung“, verriet er. „Aus sehr viel Erfahrung. Der Trieb ist stark, er muss befriedigt werden. Doch das Herz schreit nach mehr, nach so viel mehr. Und diese Sehnsucht wird nie gestillt. Danach ist diese Leere da, die Enttäuschung und die Gier wird größer.

Du hast Angst, dass auch bei ihm die Erfüllung fehlt. Weil du glaubst, dass es die Erfüllung nicht gibt.“

Yuki war völlig überrumpelt. „Es war nie anders“, gab sie zu.

„Weil du nie geliebt hast“, verriet er. „Eine Vereinigung in Lust ist nicht zu Vergleichen mit einer Vereinigung aus reiner Liebe. Dazwischen liegen Welten.“

„Bist du dir sicher?“ Hoffnung keimte in ihr auf.

„Eine Person, die du bedingungslos liebst, stillt alle Sehnsüchte und hebt dich in den Himmel empor. Mit ihm wird es anders. So schön, wie du es dir nicht einmal erträumen kannst.“

„Und wenn es nicht so ist?“

„Es ist so.“ Davon war er fest überzeugt.

„Hast du es je erlebt, Inuyasha?“

Er hob die Augen zu den Sternen und schwieg lange. Yuki wusste, was er ihr jetzt verriet, würde sie mit ins Grab nehmen.

„Ja, ich habe es erlebt. Ein einziges Mal. Seitdem schreit mein Herz nach ihr.“

„Nach Kagome?“

Inuyasha schüttelte langsam den Kopf, das war Antwort genug. „Morgen redest du mit ihm.“

„Was soll ich ihm denn sagen?“

„Zum Beispiel, was Raj dir angetan hat.“

„Er weiß, dass mein erstes Mal nicht freiwillig war. Er weiß nur nicht, dass es mit Raj war.“

„Tu nicht so, als sei das das Schlimmste“, rügte er sie sanft. Und diese Sanftheit brachte sie dazu, sich ihm anzuvertrauen. „Ich weiß, was Raj in deiner Seele angestellt hat. Diese Wunden sind fast unheilbar. Aber Yamada könnte es hinkriegen. Vertrau dich ihm an. Dann wird der Drecksack einen Feind mehr haben.“

„Den juckt das doch nicht. Wenn Aryan erfährt, was er Yami angetan hat, dann erst hat er ein Problem.“

Geschickt hatte sie Inuyasha abgelenkt. „Ich dachte, er hätte euch zwei verwechselt?“

„Ja, aber es hatte seinen Grund, warum er Yami so erniedrigen wollte.“

„Sie hat ihm deutlich ihre Ablehnung gezeigt“, vermutete Inuyasha.

„Und wie!“, lachte Yuki trocken. „Yami hat sich nie zurückgehalten. Sie hat ihm klar gesagt, was sie von seinem Verhalten hält. Raj kam mit solcher Respektlosigkeit nicht klar. Er hat ihr ins Gesicht geschlagen.“

„Was?“ Inuyasha riss die Augen auf. „Das ist ein größerer Mistkerl, als ich dachte.“

„Yami hat sich gewehrt und zurückgeschlagen. Aani hat ihm sogar mit der Polizei gedroht. Er hat Yami diese Demütigung nicht verziehen.“

„Er hat sie wirklich geschlagen“, entsetzte sich Inuyasha. „Nicht einmal ich würde euch das wirklich antun. Aryan bringt ihn um.“

„Und deswegen wird er das nicht erfahren. Yami hat es ihm heimgezahlt. Aber ich bleibe mit meiner Demütigung.“

„Yamada liebt dich“, seufzte Inuyasha. „Und zwar mehr, als dir bewusst ist. Ihm fehlt deine Bestätigung.“

„Meine was?“

„Du hast ihm nie direkt gesagt, dass du ihn liebst, nicht wahr?“

„Woher willst du das wissen?“, zischte sie abwehrend.

„Weil wir beide uns wirklich ähnlich sind. Ich habe diese drei Worte noch nie benutzt. Und du auch nicht. Nicht einmal bei ihm.“

„Nein“, gab Yuki kleinlaut zu. „Nicht direkt.“

„Dann sag es ihm, klar und deutlich ins Gesicht. Auch wir müssen das ab und zu hören. Und ich bin mir sicher, diese drei kleinen Worte sind es, die er braucht.“

Yuki lächelte ihn voller Wärme an. Sie war wunderschön. „Jetzt verstehe ich, warum Aani dich nie mit Raj vergleicht. Du ähnelst ihm in keinster Weise. Danke, Inuyasha.“

Inuyasha errötete. „Ist gut jetzt mit dem Süßholzgeraspel. Verschwinde und geh schlafen. Du nervst mich.“

Yuki lachte leise. „Du hast recht, wir ähneln uns. Flohfänger.“

„Nervensäge.“

„Inuyasha. Sie hat Raj nie Saajan genannt. Kein einziges Mal.“

Inuyashas Miene wurde ernst. „Dieses Wort ist so viel wert.“ Was gäbe er nicht dafür, zu wissen, was es bedeutet.

„Dieses Wort ist ihre ganze Welt. Ihr Grund zu leben.“ Sie drehte sich um, wollte sich zurückziehen und ihn mit der Ungewissheit stehen lassen. Doch dann hörte er es, leise aber deutlich: „Saajan bedeutet Geliebter.“

Und seine Augen richteten sich zum Mond, das Herz voll Sehnsucht nach seiner Erfüllung.

„Anjaani…“
 

Ungeduldig streifte Zuma durch die Flure des Filmstudios, auf der Suche nach Yuki. Er brauchte Hilfe und anscheinend war der blaue Drilling die einzige, die wusste, wie der Hase läuft. Doch er konnte sie nicht finden, keiner wusste, wo sie war und Yoko ließ ihn nicht in ihre Nähe. Er wäre fast in jemanden reingerannt, der direkt auf der obersten Stufe der Treppe saß. Jemand dunkelhaariges, der bis auf Haar- und Augenfarbe sein Spiegelbild hätte sein können.

Yuichi hockte zusammengesunken da, die Augen müde und er sah aus, als hätte er die Nacht nicht geschlafen.

Auch wenn Zuma, dank Yoko, die Nacht nicht zum Schlafen gekommen war, war er den Tag darauf nie erschöpft gewesen, geschweige denn unzufrieden. Yuichi hier aber schien es nicht gut zu gehen.

„Yamada, was treibst du hier?“

Er reagierte nicht. Konnte ihm auch egal sein.

„Hey, Froschfresser! Wo ist Yuki?“

Jetzt zuckte sein Kopf hoch und Zuma hob erstaunt die Brauen. Dem Kerl da ging es anscheinend richtig dreckig.

„Meine Oma war Französin. Kennst dich aber gut aus mit meiner Familiengeschichte. Kein Wunder, wir sind ja schließlich Halb-“

„Cousin! Wo ist Yuki?“, unterbrach ihn Zuma, da Yuichi dabei war, das Tabu zu brechen.

„Sie ist nicht hier.“

„Verdammt, seit wann hat sie frei? Ich brauche Hilfe und deine Freundin ist die einzige, die mir helfen kann.“

„Meine Freundin.“ Yuichi gab ein trockenes Lachen von sich und Zuma schwante Übles. „Wer weiß, ob sie das noch ist.“

Mitleid lag ihm nicht, aber seinen „Cousin“ so zu sehen, erinnerte ihn schmerzlich an sich selber. Als die wichtigste Frau in seinem Leben ihn verlassen hatte. Ihn und seinen Vater. Er setzt sich zu ihm auf die Treppenstufe.

„Haben beide Mist gebaut, was? Müssen eindeutig Vaters Gene sein.“

Yuichis Mundwinkel verzogen sich zu einem schwachen Lächeln. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass Zuma zugab, denselben Vater zu haben. Dass er ihn als seinen Halbbruder sah.

„Was ich getan habe, kannst du nicht toppen.“

„Hast du sie betrogen?“

„Non.“

„Genötigt?“

Yuichi schnaubte. „Zu was denn bitte? Sie lässt sich nicht anfassen.“

„Sie hat dich noch nie rangelassen?!“

„Schrei es noch lauter rum! Sie will Liebe und hat Angst, dass es mir nur um Sex geht.“

„Sie muss dich wirklich lieben“, entfuhr es Zuma spontan.

Jetzt zuckten Yuichis Augenbrauen in die Höhe. „Ich bin er einzige, der das so nicht gesehen hat.“

„Oft erkennt man sein Glück erst, wenn man es verliert.“

„Ich wusste nicht, dass du die Glückskeks-Sprüche verfasst.“

„Erfahrung, du Grünschnabel.“

„Ich nehm‘s mir zu Herzen, alter Sack.“

Beide grinsten sich an und zum ersten Mal spürte Zuma die Verbindung zu seinem Bruder, ließ sie zu. Schlimm war es nicht. Er schüttelte dieses Gefühl rasch ab.

„Was auch immer du getan hast, klär das bitte, ohne Yuki geht hier alles drunter und drüber.“

„So leicht ist das nicht. Ich hab Mist gebaut und sie ist dickköpfig.“

„Wem sagst du das. Erzähl mir nichts von dickköpfigen Drillingen.“

„Aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen, Akira, du wirst nie wieder eine wie Yoko finden.“

„Ich will sie auch nicht.“

Yuichi hob die Brauen. Er glaubte ihm ganz und gar nicht.

„Das ist auch egal, sie interessiert sich nicht für mich.“

„Ich war bei ihrer Geburt dabei, ich bin tagtäglich mit ihr zusammen, ich weiß wie sie tickt. Und ich weiß, dass sie anders wäre, wenn du ihr egal wärst.“

„Sie hat kein Interesse“, war Zuma überzeugt.

„Nein, sie flieht vor dir, weil du sie verletzt hast.“

„Und du? Deine ist nicht hier, weil sie vor dir flieht. Yuki ist nicht so gefühlsduselig und um einiges rationaler als Yoko. Wie hast du sie bitte verletzt?“

„Ich habe sie beinahe eine Schlampe genannt.“

„Oh.“ Sie starrten sich einfach nur an. „Hat sie dich betrogen?“

„Nein.“

„Hat sie mit anderen geflirtet?“

„Nein.“

„Was hat sie getan?“

„Im Grunde gar nichts.“

„Wieso hast du sie dann so beleidigt?“

„Eigentlich habe ich nichts gesagt. Nee-chan hat mir eine geknallt und mich rausgeworfen, bevor ich das Wort komplett aussprechen konnte.“

„Aurora hat dich geohrfeigt?“

„Und mit was für einer Wucht. Sie reagiert etwas empfindlich auf dieses Wort.“

Zuma schüttelte den Kopf. „War es das wert?“

„War es das bei dir wert?“

Sie blieben sich beide eine Antwort schuldig, doch sie war die gleiche. Nein.

„Yuichi!“, ertönte es plötzlich barsch.

Er sprang wie von der Wespe gestochen auf.

„Das ist Yokos Stimme“, brummte Zuma. „Beruhige dich.“ Es war tatsächlich Yoko, nicht Yuki.

„Mist lockt Fliegen an“, kommentierte sie das Zusammentreffen der Brüder. „Oder versöhnst du dich mit deinem Halbbruder?“

„Cousin!“

„Rede dir das weiter ein, irgendwann glaubst du es. Feierabend für heute, ich habe ein wichtiges Abendessen mit dem Produzenten und einigen Sponsoren. Du kommst mit, Yui-kun.“

„Verschwinde, Yoko, ich hab andere Sorgen.“

„Diskutier nicht mir ihr“, riet ihm Zuma noch leise.

Doch Yoko setzte auf eine andere Taktik. Sie packte ihn am Kragen und riss ihn zu sich runter. Ihre Augen blitzten mörderisch.

„Du Mistkerl hast genug Dreck am Stecken! Du tust brav, was ich dir sage, oder ich sorge dafür, dass dir das winzige Rest an Männlichkeit, das dir geblieben ist, zwischen meinen Krallen zerquetscht wird! Du kannst mir dankbar sein, dass ich Yami so beschäftigt halte. Du bist ihr fünf deiner Zähne schuldig. Und die wird sie einfordern!“

„Wie bitte?“ Er wurde bleich. „Das ist nicht wahr!“

„Fünf Tränen. Ich würde es nicht glauben, hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen. Warum nur bist du das wert?“

Die Antwort würde sie nie hören, er wusste sie selber nicht. Er wusste nicht, was er wollte, aber er hatte keine Lust auf ein Abendessen mit all den eingebildeten Schnöseln.

„Yuichi, tu wenigstens so, als ob du Spaß hättest“, knurrte Yoko ihm leise auf Französisch zu, damit die vier anderen Herrschaften sie nicht verstehen konnten. „Schauspieler, oder versteck dein Gemüt irgendwie anders. Ich gebe mir auch Mühe, dich anzulächeln, statt dir in die Fresse zu hauen.“

„Wir sind in dem Club, in dem Yuki arbeitet und ich soll lustig sein.“

„Wer sagt, dass sie Schicht hat? Außerdem wäre sie hinter der Bar, nicht im Restaurant.“

„Hast du sie denn heute gesehen?“

„Dein Französisch ist wirklich fantastisch geworden. Yuki ist eine grandiose Lehrerin.“

„Karina, hast du Yuki heute gesehen?“

„Non“, sagte Yoko jetzt ehrlich. „Sie war weg, als ich zum Frühstück kam. Aani ist für dieses Thema nicht ansprechbar. Sie ist stinksauer auf dich. Und jetzt konzentrier dich. Was bestellst du zu essen?“

„Nett, Yoko, du weißt, dass ich auf meine Ernährung achten soll!“

„Dann verhungere, wäre mir egal.“

Er sah sie beleidigt an.

„Yuichi, kannst du dir überhaupt vorstellen, wie sehr du Yuki verletzt haben musst, wenn du sie tatsächlich zum Weinen bringst?“

Das waren ihre letzten Worte, denn sie wandte sich an die restlichen Leute am Tisch. Yokos Talent zu reden, verdankte er es, dass die Herrschaften so von ihr eingenommen waren, dass sie nicht auf ihn und seinen Trübsal achteten.

Das war nicht Yuichis Tag. Er war erschöpft, todmüde und er vermisste Yuki wahnsinnig. Er hatte die ganze Nacht kein Auge zu gekriegt, aus lauter Angst, sie verloren zu haben.

Wenn er mit ihr reden würde, sie sehen würde, um alles zu klären. Sie wieder im Arm halten könnte, ihren karamellsüßen Duft einatmen könnte. Eine Chance nur, ein winziges Zeichen…

Er hatte nicht mitgekriegt, dass der Kellner längst die Bestellungen aufgenommen hatte. Umso überraschter war er, als das Essen kam. Wie vom Donner gerührt starrte er auf seinen Teller. Das war doch das, was Yuki vorgekocht und eingepackt hatte? Wie zum Himmel, kam das hierher?! Ehe er fragen konnte, war der Kellner verschwunden.

„Sieh mal einer an“, flüsterte Yoko. „Ich habe dir Suppe bestellt, nicht das hier. Da scheinst du jemandem aber wichtig zu sein.“

„Du hast gesagt, sie arbeitet heute nicht!“

„Mit keinem Wort habe ich das behauptet. Iss. Ich sorge dafür, dass der Abend schnell vorüber geht. Du weißt ganz genau wie ich, dass dies ein Zeichen war. Das ist deine zweite Chance. Eine andere bekommst du nicht.“

Wenn dieser Abend schnell vorüber war, dann wollte er nicht wissen, wie lange es sonst gedauert hätte. Kurz nach Mitternacht brachte er Yoko nach Hause, um dann voller Ungeduld zurück zu rasen. Es war jetzt nicht wichtig, was er sagen würde. Er wollte sie einfach nur sehen, wissen, dass sie ihn nicht aufgegeben hatte. Sie war ihm so nah. Hoffentlich war sie noch da! Doch der Türsteher versperrte ihm den Weg. Nein! Das ist jetzt nicht wahr!

„Keine Chance, mein Süßer. Schau mich nicht so an, als ob du mir den Kopf abreißen würdest. Vergiss es, zuckersüße Blicke bringen auch nichts.“

Das war ihm neu. Er war sicher, dass Fuji ihm nicht widerstehen konnte. Jedenfalls hatte der Sicherheitsmann sein Interesse an ihm immer offenkundig gezeigt. Yuichi beging aber nicht den Fehler zu glauben, dass Homosexuelle nicht körperlich kräftig waren. Zudem dieser Homosexuelle hier ihn um einen Kopf überragte und seine Muskeln kaum in die Jacke passten.

„Yuki ist da drin“, bestätigte er seinen Verdacht. Warum sonst würde Fuji ihn so vorwurfsvoll ansehen?

„Wer sagt das?“

„Sie hat mir mein Abendessen serviert. Ich bin ihr wichtig. Sie ist noch da.“

Fuji nickte düster. „Und genau deswegen kommst du da nicht rein.“

„Hat sie es dir erzählt?“

Fuji knurrte. Niemand käme auf die Idee, dass dieser bedrohliche Riese vom anderen Ufer war.

„Nein, aber im Vergleich zu euch hirnamputierten, unsensiblen Heteros, achte ich auf die Gefühle meiner Mitmenschen. Yuki lacht nicht, sie lächelt nicht einmal. Sie arbeitet seit fünf Jahren hier und es ist das erste Mal, dass ich sie so fertig erlebe. Sie ist so eine starke Frau. Und so intelligent. Aber dumm genug, sich von dir runterziehen zu lassen.“

„Bitte, Fuji, ich muss es wieder gut machen. Ich habe einen großen Fehler gemacht.“

Fujis Miene wurde eine Spur weicher. Seine Schwärmerei für Yuichi war ein großer Vorteil.

„Nein, heute nicht. Du weißt, ich steh auf dich, aber dass du meiner kleinen Yuki das Herz brichst, verzeihe ich dir nicht.“ Da klingelte sein Handy. „Ja, Häschen?“

Es war Yuki! Wusste sie, dass er zu ihr wollte?

„Wie bitte! Johnny?“

Johnny?

„Jon Sung ist gerade rein gekommen? Dein kranker Stalker, der Hausverbot hat? Der ist bei dir? Ich muss ihn übersehen haben! Wie? Keine Ahnung“, warf er Yuichi einen strafenden Blick zu und schwieg kurz.

„Blonde Haare? Ja vielleicht habe ich ihn deswegen nicht erkannt. Nein, mich hat niemand abgelenkt. Bedrängt er dich wieder? Ich kümmere mich sofort um ihn.“

„Ich tu das“, verlangte Yuichi.

„Ich lass dich nicht in meinem Club wüten!“

„Ich werde mich benehmen. Ich will dem Kerl nur klar machen, dass ich der Mann an Yukis Seite bin. Bitte Fuji. Du hast was gut bei mir.“

„Okay, sei lieb. Und wenn du Yuki noch ein Mal verletzt, kriegst du es mit mir zu tun. Und ich werde nicht zärtlich sein.“

Nie im Leben würde er das riskieren!

Die Bar war leer als er kam, bis auf drei Proleten in Yukis Alter. Der mit den schlecht blondierten Haaren musste dieser Johnny sein. Er machte sich gerade auf zu den Toiletten. Mann, sah der dämlich aus in dieser fünf Nummern zu großen Hose! Yuichi stellte sich neben ihn ans nächste Pissoir.

„Wo ist denn die süße Barkeeperin?“, wollte er wissen.

Johnny zuckte mit den Schultern. „Kein Plan, Mann. Ist weggegangen, als die mich sah.“

Yuichi konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Scheinst ja eine tolle Wirkung auf Frauen zu haben.“

„Oh, du bist Franzose? Du klingst so französisch.“

Wie bitte?! Hatte er ernsthaft einen französischen Akzent? Er sprach in letzter Zeit hauptsächlich diese Sprache…

„Ich spreche viel französisch.“

„Also bist du Franzose. Blond und blaue Augen?“

„Blond selten. Blaue Augen öfter.“

Was war das für ein Vollidiot? Neben den schlecht blondierten Haaren trug er auch noch extrem grelle, blaue Kontaktlinsen.

„Solche Typen wie dich mag die Barkeeperin“, sagte er plötzlich. „Die ist meine Freundin.“

„Wer, die alte Rothaarige?“

„Nein, ey, die Chinesin mit den rotbraunen Haaren.“

Chinesin? Der Idiot hatte offensichtlich keine Ahnung von ihr.

„Ist sie nicht Halbjapanerin?“

„Halb?“

Gott, dieser debile Depp!

„Ja, nur eine halbe Asiatin“, sagte er klar und deutlich. „Ihre Mutter ist Deutsche und ihr Vater Japaner. Also ist sie Halbjapanerin.“

„Halb, das geht echt? Ach, hat die darum nicht so Schlitzaugen? Woher kennst denn du sie so gut?“

„Ich bin Stammkunde bei ihr.“

„Oh, hast die Alte auch geknallt? Willkommen im Club, Mann. Letzte Woche durfte ich sie auch rannehmen.“

Na, der litt ja unter enormem Realitätsverlust.

„Irgendwie scheine ich deine Freundin aber besser zu kennen, als du selber.“

„Naja…“ Er kratzte sich etwas beschämt am Kopf. „Noch ist die nicht meine Freundin. Aber ich krieg die schon rum.“

Yuichi vertuschte sein amüsiertes Grinsen hinter einem täuschend echten, neugierigen Gesichtsausdruck. „Und wie siehst dein Plan aus?“

„Die sagte, am Sankt Nimmerleinstag ist sie meine Freundin, wenn ich blond bin und blaue Augen hab, und einen französischen Aktion, ne Akt… Akt..?“

„Akzent?“

„Genau das. So wie du redest.“

Jetzt konnte der echte blauäugige Franzose sein Lachen nicht mehr zurückhalten. „Wann ist denn der Sankt-Nimmerleins-Tag?“

„Nächste Woche“, war er überzeugt. „Aber ich hab dieses Japanisch mit Französisch nicht drauf. Wie machst du das? Bei dir klingt das echt nicht so schwul wie bei den anderen.“

„Welchen anderen?“

„Die Franzosen- Männer. Ihr seid noch alle schwul.“

Wenn Yuichi diese Intelligenzbestie bisher amüsant fand, so hasste er ihn jetzt.

„Danke, ich gebe mir Mühe, nicht so schwul zu klingen.“

„Oh, keine Sorge, Mann, ich hab nix gegen Schwuchteln. Ich verrat‘s auch keinem.“

Sarkasmus-resistent war der auch. Dann erhaschte Jon einen Blick, bevor Yuichi den Hosenladen wieder schloss. Und diese hirnlosen Schwanzvergleiche waren ihm zuwider.

„Oh Mann, Alter. Der ist groß.“

Außer, er gewann.

„Schade, dass du ‘ne Tunte bist. Du wärst echt Yukis Typ.“

Yuichi sparte sich die Mühe, ihm den Unterschied zwischen einer Tunte und einem Homosexuellen zu erklären. Er überlegte eher, dieses Grammatik-Genie in Yokos Klauen zu übergeben.

„Sag bloß. Und sie mag dich nicht? Wie kommt das denn?“

„Ich glaub, die macht sich über mich lustig. Glaub, die verarscht mich voll oft. Will nur nicht zugeben, dass die heiß auf mich ist. Mann, ey, du glaubst nicht, wie geil unsere Nacht war!“

„Ja, sie ist eine kleine Wildkatze.“

„Die könnte jeden Schwuchtel bekehren. Die ist so heiß, aber das weißt du ja.“

Yuichi legte den Kopf schief, während er sich die Hände wusch. „Und die Brüste?“

„Was is‘n damit?“

„Die sind nicht echt. Voll mit Silikon. Stört dich das nicht?“

„Nö, steh voll drauf.“

Yuichi würde seinen geliebten VW Polo drauf verwetten, dass dieses Großmaul nie eine Frauenbrust je berührt hatte. Geschweige denn Yukis.

„Aber ihre Schultern sind etwas haarig und dieser riesige Leberfleck an ihrem Schlüsselbein. Echt widerlich!“

„Darüber steh ich. Schlimm fand ich‘s nicht Ich bin ein Mann, ich ertrag das.“

Okay, dieser Armleuchter war Yuki nie näher als am Bartresen gewesen.

„Ihre Schicht ist gleich vorbei, dann schlepp ich sie ab. Hab extra meine Jungs dabei.“

Von wegen!

„Lass mich dir einen Tipp geben: Vergiss die Kleine. Sie hat einen Freund.“

„Was? Woher weißt du das?“

„Ich kenne ihn.“

Mit großen Augen drehte Jon sich um und stürmte zur Bar. Was war denn jetzt los?

Yuki war mittlerweile wieder zurück und bediente seine „Jungs“. Ihr Anblick versetzte ihm einen Stich und die Sehnsucht nach ihr wurde zur grausamen Folter. Aus seiner dunklen Ecke war Yuichi nah genug dran, ohne selber entdeckt zu werden.

Jon schlug mit der Faust auf den Tresen. „Seit wann hast du einen Freund?“, schrie er.

Yuki sah ihn desinteressiert an. „Seit ich es dir jeden Mal sage. Hast es endlich begriffen. Glückwunsch. Als Preis kriegst ‘nen Penis von mir.“

Johnny war sich nicht sicher, ob das gerade eine Beleidigung gewesen war.

„Ey, ich hab ‘nen Schwanz!“

„Schön, solange du ihn wenigstens finden kannst.“

Er starrte seine Freunde wütend an, die ein Lachen nicht unterdrücken konnten.

„Seit wann hast du ‘nen Freund?“

„Seit 20 Jahren.“

Oh, das war wirklich schön zu hören.

„Hör mal zu, „Johnny“, ich hab es langsam satt. Ich will dich nicht, verschwinde endlich. Lieber reiße ich mir die Eierstöcke raus, als dir auch nur zu nahe zu kommen!“

„War letztes Mal aber ‘n bisschen anders. Erinnerst du dich an unsere heiße Nacht?“

Jetzt musste Yuki lachen. „Als du so besoffen warst, dass ich dich schweren Fettklops zum Auto tragen musste? Meinst du diese paar Sekunden, als ich dich angeschnallt habe? Dann warst du aber echt schnell gewesen, mein Lieber, alle Achtung.“

So debil Johnny auch war, diese Beleidigung begriff er. Und seine Freundlichkeit hatte jäh ein Ende. Er regierte schneller, als Yuki, weil sie damit nicht gerechnet hatte. Plötzlich stand er vor ihr, griff nach ihren Schultern.

„Und ich hab es satt, nett zu sein. Du kapierst es nur auf die harte Tour.“

Der zweite ergriff ihre Ellenbogen von hinten, der dritte schlug ihr das Handy aus der Hand.

Johnny beugte sich zu ihr. Ihr wurde schlecht von seinem Atem.

„Ich sage mal, du bist jetzt brav, dann bin ich es auch.“

Yukis Lage war aussichtslos. „Bitte, Jon, ich hab die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich bin völlig fertig und hab keine Kraft dafür. Lass mich einfach los und dann reden wir.“

„Nein, du verarscht ihn seit Monaten! Und jetzt hast plötzlich ‘nen Freund, Schlampe? Blond, blaue Augen und französisch, gell? ‘Ne widerliche Schwuchtel.“

Ein Ruck ging durch ihren Körper. Ehe Yuichi eingreifen konnte, ging der Kerl, der ihn beleidigt hatte, zu Boden. Einen Fuß stemmte sie auf seinen Schritt, trat ein wenig fester drauf. Der Kerl wimmerte vor Schmerz.

Yuki war außer sich vor Wut. „Erstens: Man ist nicht automatisch schwul, wenn man Franzose ist! Wie dumm seid ihr eigentlich?! Zweitens: Er ist nicht blond und nicht französisch, er ist perfekt! Und Drittens: Wenn du jämmerlicher Wurm ihn noch ein Mal beleidigst, verlierst du dieses winzige Bisschen, dass dich zum Mann macht! Und jetzt verschwindet!“

Doch es lief anders.

„Nein!“ Johnny packte sie, presste sie gegen den Tresen. Sie schrie auf vor Schmerz. „Geht Heim, Jungs. Ich übernehme hier.“

Yuki stemmte sich gegen ihn. Aber es war zwecklos. Sie war ausgelaugt.

„Lass den Scheiß! Runter von mir, du Ekel!“

„Pech, ich will dich!“

„Nur über meine Leiche!“

„Wer will dir helfen?“

„Ich.“

Plötzlich wurde Johnny von ihr fortgerissen. Yukis Herzschlag überschlug sich. Yuichi.

Groß, stark, schön und unheimlich wütend. Gegen Yuichi hatte Jon nicht die geringste Chance. Er packte ihn am Kragen, hob ihn locker 20 Zentimeter in die Höhe und presste ihn gegen die Säule. Yuichis Fingerknöchel an seiner Kehle erschwerten Johnny das Atmen erheblich.

„Wer bist du?“, ächzte er nur.

„Ihr Freund, du grenzdebiler Schlappschwanz.“ Yuichi drückte fester zu. Seine Augen waren eisblau vor Zorn. „Wenn ich dich noch ein Mal in ihrer Nähe sehe, dann werde ich dir die Luftröhre rausreißen. Hast du mich verstanden?“

Johnny nickte nur hastig, sein Gesicht war mittlerweile blau angelaufen.

„Da hast du ihn“, reichte er ihn Fuji weiter. „Ich war lieb.“

„Du hast Feierabend“, sagte der Sicherheitsmann zu Yuki. „Geh Heim, ich rede mit dem Chef.“

Und sie waren allein. Yuki sah ihn an. Unergründlich ihr Gesichtsausdruck, aber dass sie gerade von drei Kerlen bedrängt und bedroht worden war, schien sie nicht mitzunehmen. Er hatte erwartet, dass sie sich ihm jetzt wenigstens in die Arme warf. Yuki war nie ein weinerliches Prinzesschen gewesen.

Statt sich für die Rettung zu bedanken, sagte sie nur: „Was machst du hier?“

„Ich wollte mich für das Essen bedanken.“

„Du bist mir wichtig. Kaum zu glauben, nicht wahr?“

„Yuki, wir müssen reden. Ganz dringend. Komm bitte mit mir nach Hause.“

„D‘accord.“

Oh, dass sie sofort nachgeben würde, hatte er nicht erwartet.

„Yuichi, ich hab kein Auto, bis zu Aani dauert es zu Fuß eine Stunde. Und ich bin viel zu erschöpft, um zu laufen.“

Wie immer der praktische Denker. Sie ergriff aber nicht seine Hand, als er sie ihr hinstreckte, sondern marschierte voran zu seinem Wagen. Yuichi seufzte. Er wollte ihre Haut spüren, nur ihre Hand. Er sehnte sich so verzweifelt nach ihrer Nähe. Wie hatte er es denn sein Leben lang ohne sie ausgehalten? Yuki ging es garantiert nicht anders, sie würde es aber niemals zugeben. Erst als er den Wagen startete und losfuhr, öffnete sie plötzlich den Mund.

„Merci beaucoup.“

Er warf ihr einen kurzen Blick zu. Sie hatte sich zurückgelehnt und die Augen geschlossen.

„Ich hoffe, das reicht aus, dass ich diese Intelligenzbestie nie wieder sehe.“

„Also ich verstehe echt nicht, warum du ihn nicht magst“, lächelte Yuichi sanft. „Ich fand ihn reizend.“

„Nervenreizend.“

„Hab ich doch gesagt.“

„Mit ihm kann man kein normales Gespräch führen. Unterbelichtet und ein grässlicher Sinn für Humor. Ein Alptraum für jede Frau mit Geschmack.“

„Aber diese neonblauen Augen. Traumhaft! Dass zumindest das nicht gewirkt hat?“

„Niemand hat schönere Augen als du“, wisperte sie leise und er war nicht sicher, ob sie genau das gesagt hatte.

„Wenn er wieder kommt, mach ich meine Drohung wahr.“

„Yuichi, erinnre mich nicht dran“, flehte sie.

„Wieso?“

„Hat du eine Ahnung, wie unglaublich sexy du warst?“

Yuichi achtete nur mit Mühe auf den Straßenverkehr.

„So stark, überlegen, männlich. Dieser stille Krieger, nicht dieser gewalttätige Prolet. Ich hasse Kerle, die sofort brüllen und zuschlagen. Aber du, das war heldenhaft. Ich bin richtig schwach geworden.“

„Dein Held in schimmernder Rüstung?“

„Oui. Und wenn du das Yoko sagst, reiße ich dir die Luftröhre raus.“

Wieder zuckte sie vor seiner Berührung zurück, als er ihr aus dem Auto helfen wollte.

„Nur deine Hand“, bat er.

„Erst, wenn wir geredet haben.“

„Hast du Hunger?“

„Non.“

Das was vor ihr lag, verdarb ihr den Appetit.

„Willst du dich nicht einmal setzen?“, fragte er, als sie mitten im Wohnzimmer stehen blieb.

„Dann schlaf ich ein. Ich bin todmüde.“

„Ich auch“, gestand er. „Ich hab nicht schlafen können ohne dich. Ich hatte Angst, dich verloren zu haben. Es tut mir wahnsinnig Leid, Yuki. Ich hasse mich selber dafür.“

Sie sah ihn an.

„Yuki, ich war Zeit meines Lebens unglücklich. Eine Puppe. Ich lebe erst wieder, seit du bei mir bist. Dich zu verlieren ist das Schlimmste, was mir passieren kann. Du weißt, dass ich spreche, bevor ich nachdenke. Ich hab mich da reingesteigert. Ich halte dich nicht für eine Schlampe. Ich begreife selber nicht, wie ich all die Dinge zu dir sagen konnte.“

Schmerz stahl sich in ihre schönen Augen. „Einige Dinge kann ich dir nicht vorwerfen. Aber ich verschließe mich nicht absichtlich vor dir. Vor vier Jahren ist etwas passiert, das mich in Grund und Boden gedemütigt hat. Ich kann es nicht überwinden und es gerade dir zu erzählen ist furchtbar für mich. Ich will nicht abweisend sein, aber ich habe Angst.“

„Wovor?“ Er trat näher an sie ran.

„Mich dir voll und ganz hinzugeben. Ich habe es ernst gemeint, was ich sagte und ich schäme mich dafür.“

„Aber warum? Du liebst mich, nicht Inuyasha.“

Dass er davon überzeugt war, tat so unendlich gut. Sie schlang die Arme um seine Brust und er drückte sie an sich. Gott, wie er sie vermisst hatte. Endlich! Diese Anschmiegsamkeit! Niemand fühlte sich so weich und doch straff an wie Yuki. Dieser Duft! Keine Frau roch wie sie. Süß und spritzig, wie eine Mischung aus Karamell und Zitrone. Er versank in dem Wohlgefühl, das nur sie ihm bereitete.

„Sex bedeutet mir nichts“, murmelte sie in seinen Armen. „Danach fühle ich mich dreckig, missbraucht und die Enttäuschung ist gewaltig. Diese Enttäuschung würde mir bei Inuyasha nichts ausmachen, aber bei dir. Wenn es genauso wäre wie bisher, das würde ich nicht verkraften.“

Er drückte sie fester an sich. „Wieso glaubt du das? Fühlst du nicht anders bei mir?“

„Ja und deswegen ist die Angst auch so groß.“

„Ich verstehe nur nicht, was dich so verletzt hat.“

Sie atmete zitternd durch. Und er führte sie zum Sofa.

„Ich erzähle dir eine Geschichte. Es war einmal ein junger Mann, der wurde schon zwei Jahre von seiner Freundin hingehalten.“

„Von dir?“

Sie sah ihn verärgert an. „Natürlich nicht! Ich hab dir doch gesagt, dass ich nie eine Beziehung hatte. Ich hab auf dich gewartet. Aani war die Freundin:“

„Also redest du von Raj? Und was hat er mit deinem ersten Mal zu tun?“

„Raj war sowieso ein Macho und ließ gerne den Boss raus hängen. Das haben wir gehasst. Die arme Aani. Yami aber hat sich mit ihrer Abneigung nicht zurückhalten wollen. So vor Anjaani entmannt zu werden, war Raj zu viel. Er schlug zu.“

„Was?!“ Yuichi riss die Augen auf. „Wen hat er geschlagen? Aurora oder Yami?“

„Yami. Und was hat sie gemacht?“

„Natürlich zurückgeschlagen!“

„Und wie. Sie demütigte ihn noch mehr. Aani drohte ihm sogar mit der Polizei. So bloßgestellt zu werden, von einer Frau so respektlos behandelt zu werden, hat er Yami nie verziehen. Er wollte sich an ihr rächen. Sein Plan war, dass sie sich in ihn verliebt, er sie daraufhin entjungfert und dann wie eine heiße Kartoffel fallen lässt.“

„Das ist ein… dieses miese…“ Yuichi fehlten die Worte.

„Yami hasste ihn aber. Doch eines Abends in der Disco witterte er seine Chance. Sie war angetrunken, litt an gebrochenem Herzen und er sorgte dafür, dass sie sich fast besinnungslos betrank. Nur fast, damit sie noch mitbekam, was er ihr antat. Zwei Fehler hatte er begangen. Es war so viel Alkohol, dass sie sich an nichts mehr erinnerte.“

Yukis Stimme brach ab. Ihre Hände zitterten.

„Und der zweite Fehler?“

Sie sah ihn an, die Augen feucht, doch keine Träne fiel. Ihre Stimme war schwach vor Schmerz. Noch ehe er entschied, ihr das nicht anzutun, sprach sie weiter.

„Er verwechselte Grün und Blau.“

Es dauerte eine Weile, bis er die Information richtig interpretiert hatte.

„Das warst DU?“ Er war zutiefst erschüttert. „Er hat… Es war Raj, der dir das angetan hat?“

Yuki schloss beschämt die Augen, ihr Zittern wurde stärker. Und da wurde Yuichi bewusst, wie schwer ihr das fiel.

„Ich erinnere mich an rein gar nichts. Ich weiß nichts. Ich bin in einem Hotelzimmer aufgewacht, alles schmerzte. Das Laken war voller Blut. Nicht einmal vorsichtig war er gewesen. Ich hatte mich für dich aufheben wollen, das war mir so wichtig gewesen. Doch das war nicht das Schlimmste.“

„Wie hat er reagiert, als er bemerkte, dass du nicht Yami bist?“ Yuichi schwante Übles.

„Das kannst du dir denken. Ich kann froh sein, dass er mir vor lauter Zorn keine reingehauen hat. Er ist vollkommen ausgerastet. Total enttäuscht. Ich bin frisch verkatert und nackt in einer fremden Umgebung aufgewacht, wusste nicht, was passiert war und dann ist er ausgerastet, weil er mich nicht gewollt hatte. Was wollte er denn mit mir? Er wollte den einzig brauchbaren Drilling von uns: Yami. Mit mir war nichts anzufangen. Müll hat er mich genannt. Alles umsonst. Hat mich aus dem Bett gezerrt, geschrien, ich solle verschwinden und ist dann fluchend abgehauen. Ich blieb mit der Rechnung für das Hotelzimmer. Mein Monatslohn war nicht da, ich musste meinen Vater anrufen. Und ihm erklären, warum er mir ein Zimmer zahlen musste. Er hat nur gesagt, für Huren zahle er nie wieder und mich allein gelassen.“

Yuichi war total entsetzt und zutiefst erschüttert. Mit solch einer heftigen Geschichte hatte er nicht gerechnet. „Wo allein gelassen?“, war das einzige, was er herausbrachte.

„Na, im Hotel. Ich musste schauen, wie ich Heim kam. Zum Glück war es nicht so weit. Aber zwei Stunden Laufen mit schmerzendem Unterleib ist eine Tortur. Mal abgesehen davon, wie ich mich gefühlt habe. Wie Dreck.“ Ihre Stimme wurde leiser, sie schloss die Augen. „Dass Aani mir keinen einzigen Vorwurf gemacht hat, war das einzige, was mich nicht den Verstand verlieren ließ. Aber das änderte nichts an dem was ich war, wertloser Abschaum. Ich habe mich gehasst. Diese Demütigung, diese bodenlose Erniedrigung. Deiner war ich nicht mehr würdig. Yuichi, ich kann nicht mehr“, bat sie leise. „Es war schlimm genug, dass es mich noch heute quält. Jetzt verstehst du, was mit mir nicht stimmt.“

Er schwieg, innerlich völlig erschüttert. Das erklärte Alles! Und Schmerz erfasste ihn. Schmerz, Mitleid und endlose Wut. Das wäre niemals passiert, wenn er bei ihr gewesen wäre… oder wenn er nicht auf dem roten Teppich mit einer anderen Frau an seiner Seite aufgetaucht wäre…

Lange schwiegen sie, eng verschlugen, weil Yuichi das Ganze auf sich wirken lassen musste. Und je mehr er sich in das kleine, verletzte Mädchen hineinfühlte, desto größer wurde der Wunsch, Raj umzubringen.

„Jetzt verstehe ich, warum du vor Yami Minderwertigkeitskomplexe hast.“ Und warum es so schlimm war, dass er sie geküsst hatte. „In meinen Augen, bist du zu gut für mich. Du weißt, dass du für mich der wichtigste und bewundernswerteste Mensch der Welt bist, Schönheit?“

„Ja. Du hast es mir oft genug gezeigt.“

„Dieser schwarze Fleck in deiner Seele“, erinnerte er sich. „Hast du Angst, ich könnte ihn nicht ausradieren?“

„Panische Angst. Und gerade weil du mir das wichtigste auf der Welt bist, wäre es besonders schlimm.“

„Würde es dir etwas bringen, wenn ich diesen Abschaum finde und ihm alles heimzahle?“

„Raj wird büßen, wenn Aryan erfährt, dass er Yami geschlagen hat.“

„Das ist kein Vergleich zu dem, was er dir angetan hat! Sollte er diese Stadt jemals wieder betreten, dann kann er um sein Leben rennen.“

Yuichi wusste nicht, wie schnell sich seine Drohung erfüllen würde.

„Du findest mich wirklich nicht widerlich?“

Erschrocken nahm er ihr Gesicht in seine Hände, abgrundtiefe Qual lag in ihren Augen. Es tat ihm so weh, sie so zu sehen. Er wollte diese Honigaugen mit Freude füllen, Glück und Liebe.

„Die Frage meinst du wirklich ernst. Yuki, ich liebe dich seit du geboren bist. Ich hasse mich selber dafür, weil ich quasi der Anstoß dazu war. Aber eines verspreche ich dir, mein Herz, ich werde jede Spur von ihm beseitigen.“

Und endlich, endlich durfte er sie küssen. Nicht einmal der Himmel war so schön.

„Ich habe Hoffnung“, murmelte sie an seinen Lippen.

Ihre Pupillen waren geweitet vor Erregung, aber er beherrschte sich. Jetzt war definitiv nicht der richtige Moment. Nicht nach all dem Schmerz, den er ihr zugefügt hatte. Doch das war ihr nicht mehr wichtig.

„Ich liebe dich, Yuki. Du bist das Beste, was mir je passieren konnte.“

Mit diesen Worten nahm er ihr all die Last der Vergangenheit und ließ sie das gestrige vergessen.

„Ich will nur dich, Liebling. Dich allein. Ich bin süchtig nach deiner Nähe. Selbst eine winzige Berührung ist das Paradies. Ich glaube, bei dir gibt es die Scham und die Leere nicht. Ich glaube, du bist meine Erfüllung.“

„Ich glaube es nicht, mein Herz, ich weiß es.“

„A jamais?“

„Oui, a jamais!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  DarkKagome
2016-10-09T21:52:28+00:00 09.10.2016 23:52
Sehr schönes Kapitel. Freut mich das InuYasha wieder mit Anjaani vertragen hat. Könntest ja mal wieder etwas über die beiden schreiben wie am Anfang :). Finde die beiden waren meist zu kurz gekommen ist nur so eine Idee ;). Freu mich schon wenn es weiter geht. Lg Kagome
Von:  CherryStar69
2016-10-05T18:52:12+00:00 05.10.2016 20:52
Echt schönes Kapitel.
Vor allem hat mir das Gespräch zwischen inuyasha und Yuki
Gefallen. Es War wirklich erstaunlich wir ähnlich die beiden sich sind.


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